Caligula neu im Forum

  • Dann versuche ich es jetzt mit eigenem Thread. Hoffe, dass das funktioniert.

    Guten Morgen zusammen,

    da ich mein erstes Jahr Trockenheit noch nicht komplett vollhabe (was in dem anderen Thread ja als Voraussetzung angeführt ist), schreibe ich hier kurz was zu mir:

    Bin seit einigen Monaten 50 (hatte vor zwei Jahren noch Zweifel daran, ob ich dieses Datum überhaupt erleben werde), lebe im Raum Köln/ Bonn und habe innerhalb von ca. vier Jahren so um die 40 klinische Entgiftungen hinter mich gebracht. Zzgl. zwei Therapien.

    Das, was mir Ärzte, Psychologen und Sozialarbeiter alles erzählt haben, war natürlich richtig, und ich hatte es auch verstanden (Alkoholiker zu sein, bedeutet ja nicht notgedrungen, dass man nichts mehr checkt), aber es verfing irgendwie nicht bei mir. Obwohl ich wusste, dass der erste Schluck Bier (damit geht es bei mir immer los) zwangsläufig den nächsten Klinikaufenthalt nach sich zieht, habe ich immer wieder getestet, ob es evtl nicht doch funktionieren könnte. Nach einer Woche war ich dann schon wieder beim Wodka - den ich dann trinke wie Bier. Also direkt aus großen Gläsern - und einige Tage später entweder aufrecht (wenn es halbwegs gut lief) oder per Liegendtransport im Krankenhaus. Beim letzten Mal vier Tage auf der Intensivstation. Das war selbst für mich ein (trauriger) Rekord. Die Ärzte erklärten mir, dass es haarscharf gewesen sei und ich beinahe abgekratzt sei. Ich dachte damals: "so what? Beinahe ist halt nur beinahe" und war mir unsicher, ob ich mit dem Trinken dieses Mal aufhören würde.

    Als ich aus der anschließenden Entgiftung rauskam, habe ich angefangen, mein Leben in kleinen Schritten umzubauen. Und tageweise gedacht. Ich war am Anfang schon froh, den ersten Tag draußen ohne Alkohol hinter mich gebracht zu haben. Dann waren es 48h, dann eine Woche, ein Monat, etc. bis es sich heute zu knapp einem Jahr aufaddiert hat.

    Suchtdruck iSv von "Druck" verspüre ich nicht. Allerdings erwische ich mich mitunter, dass ich entweder Durst auf ein Bier bekomme (Kunststück, habe das Zeug knapp 30 Jahre lang täglich getrunken) oder gar davon träume. Diese Gedanken kann ich aber ausschalten. So wie bis vor einem Jahr Alkohol fest mit vielen meiner Freizeitaktivitäten verknüpft war, so lautet heute die Assoziation: "Ein Schluck Bier = Intensivstation". Und da ich da ums Verrecken nicht mehr so schnell hin möchte, ziehe ich seitdem die Abstinenz vor. Mittlerweile kann ich sogar auf sommerlichen Grillparties "nein" sagen, wenn mir ein Kölsch angeboten wird. Das waren früher Hochgefahrengebiete für mich. Versuche aber ansonsten, Gefahrenzonen (bspw Kneipen und Bars) eher zu meiden. Das wirkt dann auf andere mitunter eigenbrötlerisch; ist mir aber egal. Ich habe in meinem Leben genug Party gefeiert.

    SHGen habe ich in meiner Dauerrückfallzeit oft besucht. Auch einige von denen getestet. Dabei viele nette Menschen kennengelernt. War auch bei therapeutischen Gruppenrunden und Einzelgesprächen bei Psychologen. Hat mich alles (leider) nicht vom Trinken abgehalten. Weil ich es eben gegen die Vernunft trotzdem tat. Der letzte KH-Aufenthalt mit dem Hinweis des Arztes, "beim nächsten Mal sind Sie wahrscheinlich tot", hat mich wachgerüttelt. Das war mein entscheidender Meilenstein, der mich dazu brachte, den Stoff in Zukunft zu meiden wie der Teufel das Weihwasser.

    Und trotzdem bin ich mir natürlich darüber im Klaren, dass Trockenheit ein Tagesgeschäft ist. Der Rückfall lauert an jeder Ecke. Es wird zwar aus meiner Beobachtung heraus zum einen einfacher, dem Druck zu widerstehen, zum anderen wächst aber latent der Faktor Leichtsinn an. Zu dem ich als Rheinländer zugegebenermaßen neige. Noch habe ich den Griff. Hoffe, dass das auch noch eine Zeit lang anhält. Genieße es nämlich mittlerweile, morgens frisch aus dem Bett zu steigen und nicht mehr stündlich an die Besorgung neuer Vorräte denken zu müssen.

    So viel fürs Erste von mir. Bin ja noch brandneu hier im Forum und will nicht sofort alle mit meiner Lebensgeschichte zutexten.

    Wünsche allen ein schönes und sonniges WE!

    vg Caligula

    Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen. (Oscar Wilde).

  • Hallihallo lieber Caligula,
    und Glückwunsch zu deiner Trockenzeit.
    Ich freue mich ganz ehrlich, dass du da bist.

    Dass du nie aufgibst ist faszinierend.
    Jedoch,... korrigiere mich bitte wenn ich mich auf falschem Weg befinde, war es zumeist ein Anstoß von ausserhalb der dich veranlasste das Trinken aufzuhören.

    Wie sieht es in deinem Innersten aus ?
    Würdest du alles aufgeben, nur um trocken zu bleiben, und zu überleben ?
    Was wäre wenn du ganz alleine auf dieser Welt wärst?
    Würdest du die Trockenheit vorziehen ?

    Nur für dich! Du bist Mensch, und du bist es wert !
    ( Liebster Caligula, ich versuche bloß die Fehlerquelle zu finden, und zu verstehen. Denn so wird auch mir geholfen. Danke.)

    Liebste Grüße
    Lito 8)
    ( heute wirds heiß, oh mann. Nix für mich )

  • Hi Lito,

    danke für deine schnelle Antwort auf meinen ersten Beitrag. Sieht von der Form beinahe aus wie Lyrik, was du mir geschrieben hast. :D

    Zitat

    Jedoch,... korrigiere mich bitte wenn ich mich auf falschem Weg befinde, war es zumeist ein Anstoß von ausserhalb der dich veranlasste das Trinken aufzuhören.


    Mag schon sein. Aber ist es das erfahrungsgemäß nicht immer: eine Mischung aus äußerem Anlass und innerer Einsicht?

    Zitat

    Wie sieht es in deinem Innersten aus ?


    Das sind aber hier zum Start direkt äußerst schwere Fragen. Das würde ein Psychologe frühestens in der 5ten Sitzung von mir wissen wollen. :wink:

    Zitat

    Würdest du alles aufgeben, nur um trocken zu bleiben, und zu überleben ?


    Es geht schwierig weiter. Was bedeutet: "alles aufgeben?, um trocken zu bleiben?" M.E. wird andersherum ein Schuh draus: ich schmeiße alles weg, wenn ich weitersaufe. Hat mich in den vergangenen Jahren genug Freundschaften und den Job gekostet.

    Zitat

    Was wäre wenn du ganz alleine auf dieser Welt wärst?
    Würdest du die Trockenheit vorziehen ?


    Ganz alleine auf der Welt: wo?? Auf einer Südseeinsel?
    ( ) humorvolle Antwort: dann gäb's niemanden, der mir Alkohol verkaufen könnte
    ( ) ernstere Variante: man kann viele Dinge, von denen ich früher glaubte, sie nur im Suff ertragen zu können, nüchtern auch bewältigen. Sogar besser. Ist zugegebenermaßen eine Trainingssache.

    Zitat

    Nur für dich! Du bist Mensch, und du bist es wert !
    ( Liebster Caligula, ich versuche bloß die Fehlerquelle zu finden, und zu verstehen. Denn so wird auch mir geholfen. Danke.)


    Die Fehlerquelle meines Trinkens? Da haben sich schon Heerscharen an Psychologen dran ausprobiert. mMn ist es ein Mix folgender Faktoren:
    ( ) Gene (zumeist gibt es Alkoholiker in der nahen Verwandtschaft)
    ( ) Sozialisation (Alkohol war im Elternhaus immer vorhanden und auch nicht tabuisiert)
    ( ) früher Beginn
    ( ) Trinkfestigkeit im Vgl zu den anderen
    ( ) jahrelange Gewöhnung
    ( ) bis es schließlich zum "bad habit" wird
    ( ) und am Ende vom Lied sind sämtliche Lebensbereiche mit der Droge verbunden. Bei mir fielen zum Schluss sogar die beiden letzten bis dahin noch trinkfreien Zonen; nämlich: Fitnessstudio und Arbeitsplatz
    ( ) bis ich dann morgens früh Alkohol benötigte, um überhaupt aufstehen zu können.

    Weshalb man damit aufhört, ist mMn wurscht. Es ist egal, ob der Impuls dazu von draußen kommt oder primär in dir selber entsteht. Zumeist wird es ohnehin eine Mischung aus beiden sein. Hauptsache, man schafft es irgendwie, trocken zu werden und zu bleiben. Einige meiner Bekannten haben es mit Antabus versucht. Nicht ganz ungefährlich. So lange es aber funktioniert, ist es m.E. okay.

    Hoffe, ich konnte erste (halbwegs) zufriedenstellende Antworten liefern. Hier klettert das Thermometer so langsam in den 30°-Bereich. Zeit für mich, ein paar Runden im Freibad zu drehen.

    Bis später und Gruß, Caligula

    Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen. (Oscar Wilde).

  • Grüß Dich Caligula und willkommen im Forum :)
    Sicher ist alles zu begrüßen was einen motiviert das trinken sein zu lassen.
    Meiner meinung ist es aber wichtig seine Nüchternehit nicht alleine von äußeren Faktoren abhänig zu machen.
    In der Anfangszeit ist das wichtigste nicht zu trinken, ganz klar. Alles was einen zum aufhören motiviert ist gut und richtig. Wenn dies überwiegend durch Motivation von Außerhalb enstanden ist, sollte man sich m.M.n noch in soweit mit dem Thema auseinandersetzten, das man eine, von äußeren Faktoren unabhänige Nüchternheit entwickelt. So wie Du das auch beschrieben hast mit Bier = Intensivstation.

    Wenn ich aufhöre, um meine Frau nicht zu verliehren, was passiert wenn die Frau sich später doch von einem trennt? Dann kann die Gefahr groß sein, das man dann wieder anfängt, wenn das der einzige Grund war.

    Das wollte ich nur einwerfen, da ich das schon sehr wichtig finde.
    Bis bald und viele Grüße
    Mario

  • Hallo Caligua,

    Zitat

    Der Rückfall lauert an jeder Ecke

    Das empfindest Du sicher nicht alleine so.

    Zitat

    ...auf sommerlichen Grillparties "nein" sagen, wenn mir ein Kölsch angeboten wird...

    Was machst Du denn da?

    LG kommal

    unterwegs...

  • Hallo Caligula,

    schön, dass du geantwortet hast.

    Nun,
    ich fragte nicht aus irgendeinem Psychologenstatus heraus, denn das bin ich nicht,
    sondern was ich als Betroffener meine, was Relevanz hätte.
    Ich weiß nicht was die Heerscharen an Psychologen an dich für Fragen gestellt haben :roll:
    Auch war es mir nicht klar, dass es nach Heerscharen von Psychologen immer noch schwierige Fragen gibt, denn ich glaube was ich als Betroffener und Nichtpsychologe hier unvoreingenommen und unbewertet frage wurdest du schon zig-mal von "Profis" gefragt.
    Denn dann würde ich genau da ansetzen.

    Eine zufriedenstellende Antwort gibt es für mich hier nicht, denn dies hier ist keine Prüfungkommission sondern eine SHG.
    Ich bewerte hier nichts und niemanden.
    Weder Geschlechter, noch Status, noch Schreib,- und/oder Ausdrucksweise.

    Entschuldige meine Unwissenheit.

    War das jetzt zu lyrisch ? :wink:

    Liebe Grüße, dauerhafte Trockenheit,
    und viel Spaß beim Schwimmen.

    Lito

  • Hi Mario, kommal und Lito,

    nach einigen Bahnen im 50m-Becken (die gibt es ja heutzutage gar nicht mehr so oft) bin ich nun völlig entspannt und antworte gerne auf eure Fragen:

    Zitat

    Mario77: Sicher ist alles zu begrüßen was einen motiviert das trinken sein zu lassen.
    Meiner meinung ist es aber wichtig seine Nüchternehit nicht alleine von äußeren Faktoren abhänig zu machen.

    Wenn ich aufhöre, um meine Frau nicht zu verliehren, was passiert wenn die Frau sich später doch von einem trennt? Dann kann die Gefahr groß sein, das man dann wieder anfängt, wenn das der einzige Grund war.


    Vollkommen d’accord. Je tiefer das Bedürfnis, nicht zu trinken, in dir selber verankert ist, desto eher wirst du es schaffen, trocken zu werden und zu bleiben.

    Es ging aber in meiner Antwort vorhin primär um den Stein des Anstoßes, wann man sich dazu entschließt, es definitiv sein zu lassen. Und der kann natürlich auch von außen kommen.

    Du schaust in den Spiegel und erkennst dich selber nicht mehr bzw. du glaubst, du seist innerhalb eines Jahres um ein Jahrzehnt gealtert und erschrickst dich vor dir selber. In der Folge beschließt du, mit dem Trinken aufzuhören. Was ist das nun: ein Impuls von innen heraus (weil du die fatalen Konsequenzen des Konsums einsiehst) oder doch von außen angestoßen (weil dir vor deinem eigenen Spiegelbild graut oder dir jemand sagt, dass du mittlerweile aussiehst wie ein Wrack)? M.E. letztlich egal. Hauptsache, die Anregung wird überhaupt erzeugt.

    Den Rest muss man dann schon selber anpacken. Da kann einem niemand bei helfen. Auch eine Ehefrau/ Freundin nicht. Die ja bei vielen ohnehin schon lange weg ist, weil sie sich das Elend nicht mehr mitansehen wollte.

    So lange ich mit mir selber nicht im Reinen bin, wird auch eine Partnerin nicht mit mir klarkommen.

    Zitat

    kommal: Was machst Du denn da?


    Du (als Niederrheiner) fragst, was ich auf Parties mache, auf denen es Kölsch gibt? Denn bei uns wird natürlich KEIN Alt getrunken. :wink:

    Du meinst, wie ich „nein“ sage? Das finde ich persönlich nicht so schwierig. Ein Teil der Leute kennt mein Problem; die behelligen mich also erst gar nicht. Wenn mir einer was anbietet, und ich schüttele verneinend den Kopf, dann lassen mich auch die anderen in Ruhe. Ich habe es noch nie erlebt, dass insistiert wurde. Notfalls erzähle ich halt, dass ich noch Auto fahren möchte. Denn meinen Führerschein besitze ich gottseidank noch. Das reicht als Ablehnungsgrund immer aus.

    Zitat

    Lito: Eine zufriedenstellende Antwort gibt es für mich hier nicht, denn dies hier ist keine Prüfungkommission sondern eine SHG.


    Natürlich gibt es keine einzige Antwort darauf, wie man aufhören kann. Das ist bei jedem unterschiedlich. Ich hatte mir vor zwei Jahren tatsächlich überlegt, am - edit, Medikamentennamen entfernt, Linde - teilzunehmen. Hab’s dann aber sein gelassen, weil auf dem „Beipackzettel“ so viele unangenehme Begleiterscheinungen aufgezählt wurden, dass mir Alkohol im Vgl. beinahe „gesünder“ vorkam. Zudem packen es ca. 70-80% der - edit - patienten auch nicht. Weil sie zu sehr auf die abschreckende Wirkung dieses Arzneistoffes vertrauen und sich in der Konsequenz zu wenig mit den eigentlichen Verursachern ihrer Sucht auseinandersetzen. Und werden über kurz oder lang auf - edit - rückfällig, was kein Spaß ist.

    Mein endgültiger Auslöser, mich vom Alkohol abzuwenden, bestand halt im Hinweis des Arztes, dass ich beim nächsten Mal tot sein könnte. Das hat mir im Nachgang dann doch zu denken gegeben. Ich kenne (bzw. kannte) einige nette Mitpatienten, die tatsächlich (z.T. jünger als ich) am Wodka gestorben sind. Und war mir mithin im Klaren darüber, dass die Anmerkung des Mediziners nicht einfach aus der Luft gegriffen war. Bei meinem Konsumverhalten schien es recht wahrscheinlich, dass ich als einer der Nächsten an die Reihe gekommen wäre. Und dieses Experiment wollte ich halt nicht mehr eingehen.

    Vg Caligula

    Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen. (Oscar Wilde).

  • Herzlich willkommen Caligula!!

    Wünsche Dir einen schönen Austausch. Hier wirst Du tolle Hilfestellung von den erfahrenen Forenmitgliedern erhalten.

    Ich selber bin noch ganz neu und am Anfang meines Lebens ohne Alk.

    Trotzdem wünsche ich Dir einen schöne trockene Zeit.

    Schwimmen ist bei dem Wetter genau das Richtige...!

    Lieber Gruß Pink-Lady

  • glück auf cali

    Zitat von Caligula

    Das sind aber hier zum Start direkt äußerst schwere Fragen. Das würde ein Psychologe frühestens in der 5ten Sitzung von mir wissen wollen. :wink:

    das is ein vorteil - hier hast dus mit experten zu tun :wink:
    du kennst dich bestens aus. du weißt worum s geht.

    viel erfolg - schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Caligula,

    Zitat

    Du (als Niederrheiner) fragst, was ich auf Parties mache, auf denen es Kölsch gibt?

    Meine Frage zielte darauf ab warum Du irgendwo hingehst, wo vorrangig Alkohol getrunken wird.

    Mich zieht da nichts hin, weder privat noch auf der Arbeit.

    LG kommal

    unterwegs...

  • Hallo Caligula,

    da bei dir die Abschreckung ihre Wirkung zu tun scheint, möchte ich dir gerne DAS ......

    youtube

    Trocken oder tot ( Reportage, aus dem Alltag eines Alkoholikers )

    .....empfehlen.


    Du findest Teil 1 unter .....Aus dem Alltag eines Alkoholikers (1/3)
    2 ....Trocken oder tot (2/3)
    3 ..... " " " (3/3) .

    Liebe Grüße

    Marion

  • Guten Morgen Pink-Lady, Silberkralle, kommal und Marion,

    Zitat

    Pink-Lady: Schwimmen ist bei dem Wetter genau das Richtige...!


    Sehe ich auch so und habe es gestern – bei allerdings heillos überfülltem Freibad – erneut getan. Ansonsten jogge ich gerne am Rheinufer. Das ist mir aber bei 36° (zeigte gestern das Thermometer bei uns auf dem Balkon) dann doch zu warm.

    Zitat

    Silberkralle: das is ein vorteil - hier hast dus mit experten zu tun


    Das merke ich schon.
    Wobei sich ja auch die Psychologen durchaus als Experten verstehen. Sie betrachten es halt aus der nüchternen Brille. Einige von denen sind sehr gut und haben mir wertvolle Hinweise gegeben. Hängt eben von deren Erfahrungshorizont ab. Kommt desweiteren auch stark darauf an, ob die Chemie zw. Psychologe/ Psychiater und Patient stimmt.

    Zitat

    kommal: Meine Frage zielte darauf ab warum Du irgendwo hingehst, wo vorrangig Alkohol getrunken wird.
    Mich zieht da nichts hin, weder privat noch auf der Arbeit.


    Hatte ich mir schon gedacht, dass du deine Frage so meintest. :mrgreen:

    Dazu so viel:
    ( ) zum einen muss jeder individuell entscheiden, wie er mit der Rückfallbedrohung und potenziellen Gefahrenorten umgeht (bei mir bspw lösen Grillparties am Nachmittag/ frühen Abend kaum Suchtdruck aus)
    ( ) zum anderen führe ich – im Vgl zu früher – ein recht beschauliches (zurückgezogenes?) Leben
    ( ) bin aber der Meinung, dass man sich weder zu 100% gegen alle Risiken des Lebens versichern noch sämtlichen Rückfallgefahren komplett aus dem Weg gehen kann. Wäre ja auch zu fragen, wie das überhaupt möglich sein sollte. Dann müsste ich entweder auf eine alkoholfreie, einsame Insel auswandern oder mich 24/ 7 zu Hause einsperren. Da meine Primärdroge das Bier ist, müsste ich dann auch den Fernseher abmelden, denn bei jeder Fußballübertragung werde ich min. 3x von edit begrüßt. Von edit und all den anderen ganz zu schweigen
    ( ) auf Betriebsfeste (die es bei uns 2-3x/ Jahr gibt) gehe ich natürlich auch. Die Kollegen wissen über mein Problem Bescheid und lassen mich in Bezug auf Alkohol in Ruhe. Ich wiederum nuckele ruhig an meiner Cola und belehre niemanden über die schlimmen Folgen bei übertriebenem Konsum. Bevor dann der harte Kern ab Mitternacht richtig aufdreht, verlasse ich das Lokal. Das hat bisher gut funktioniert. Was ist mit Geschäftsessen mit Kunden (die mein Problem nicht kennen)? Auch da muss ich hin u. wieder durch. Kann man immer sagen: „ich fahre noch Auto“. Hat jeder Verständnis für. Ich habe seit meiner BW-Zeit (Anfang 80er) nicht mehr erlebt, dass andere mich zum Konsum zwingen wollten.

    Wie gesagt: dass muss jeder für sich selbst entscheiden, welche Orte und Feste er sich zutraut. Selbst völlige Zurückgezogenheit ist mMn keine Garantie dafür, dass einen nicht eines Tages doch der Suchtdruck übermannt. Uns sei es aus bloßem Frust heraus, weil man jetzt als Einsiedler lebt.

    Zitat

    Marion: youtube
    Trocken oder tot ( Reportage, aus dem Alltag eines Alkoholikers )
    .....empfehlen.


    Das ist ein interessanter Tipp. Thanx! Was man so alles mit Youtube anstellen kann. Und ich Banause nutze die Plattform bisher nahezu ausschließlich für Musikvideos. :D

    Werde ich mir heute Abend anschauen und hoffe, dabei nicht in Tränen auszubrechen. :cry: Werde ich schon nicht. Bin diesbezüglich recht hart gesotten. In meiner heftigen Phase habe ich einige Zeit auf der Straße und im Obdachlosenheim gelebt. Da bekommt man einige Szenen mit, von denen andere noch nicht einmal nachts träumen möchten.

    Wünsche allen einen guten Start in eine (hoffentlich) erfolgreiche Woche!

    Vg Caligula

    edit Moderation: bitte keine Markennamen, danke

    Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen. (Oscar Wilde).

  • Hallo caligula,

    Zitat

    Notfalls erzähle ich halt, dass ich noch Auto fahren möchte. Denn meinen Führerschein besitze ich gottseidank noch. Das reicht als Ablehnungsgrund immer aus.

    wie wärs denn mit der Standard-Aussage: Ich bin Alkoholiker.
    Deine Aussagen lassen mich erkennen, daß Du immer noch anderen gegenüber rumeierst.
    Im Zusammenhang mit den gegebenen Tatsachen ( 40 Entgiftungen plus 2 Therapien ) wirkst Du auf mich wie ein "Wahnsinniger".
    Achtung gegenüber der Gefahr nahezu gleich Null.
    Ich habe keine Entgiftung und nur 1 Therapie hinter mir, bin aber wesentlich vorsichtiger gegenüber dem Alkohol als Du.

    LG Jürgen

  • Hallo Caligula,

    das was Jürgen angesprochen hat, fiel mir auch auf !

    Mir fiel es bis vor ca. einer Woche auch nicht einfach mit manchen Leuten Tacheles zu reden.

    Bis ich dann auf der Terrasse eines Hotels auf die Ignoranz meiner Mutter gestossen bin.

    Da schäumte es dann in mir über und durch meine lebhafte Art hat es dann die ganze Terrasse mitbekommen, dass ich eine.......

    TROCKENE ALKOHOLIKERIN

    ........bin.

    Natürlich auch noch vieles andere, aber das halt auch.

    Für mich war das sehr wichtig es so offen und deutlich zu formulieren und dabei weder Scham noch Schuld zu empfinden.

    Es war fast so als würde ich sagen, ich bin Mutter, Frau, Friseurin, Masseurin, Freundin, Autofahrerin, .......

    Probier´s mal aus. ( Wenn du magst )

    Es tut gut !

    Marion

  • Hallo Caligula,

    wenn ich dich so lese frage ich mich ob du es ernst nimmst oder dir egal ist, in die nächste Entgiftung zu laufen . 40 Entgiftungen und dann immer noch zu glauben die Sucht lässt sich abstreifen wie eine schlechte Eigenschaft ist schon hammerhart.

    Was mich aber noch interessiert , warum du dich hier angemeldet hast? Willst du dich nur mitzuteilen oder bist du auch bereit andere Erfahrungen anzunehmen? Bist du auch bereit Änderungen in dein Leben einzubauen um der nächsten Entgiftung zu entgehen? Und an an welcher Stelle steht denn deine Trockenheit?


    Wenn es jedoch nur ein mitteilen ist, dann sage ich schon mal Prost.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Jürgen, Marion und Hartmut,

    da entwickelt sich ja eine muntere Diskussion in meinem Vorstellungsthread.

    Zitat

    Jürgen: wie wärs denn mit der Standard-Aussage: Ich bin Alkoholiker.


    Wozu sollte ich das jedem erzählen? Leuchtet mir nicht ein. Es wissen genug Menschen in meinem Umfeld. Ich könnte mir auch alternativ ein Schild auf die Brust kleben „Achtung Alkoholiker!“ Zu was sollte das nütze sein?

    Zitat

    Deine Aussagen lassen mich erkennen, daß Du immer noch anderen gegenüber rumeierst.


    Du kennst mich doch gar nicht und weißt deshalb nicht, ob und wie ich eiere. Sind doch bloße Spekulationen deinerseits.

    Zitat

    Im Zusammenhang mit den gegebenen Tatsachen ( 40 Entgiftungen plus 2 Therapien ) wirkst Du auf mich wie ein "Wahnsinniger".
    Achtung gegenüber der Gefahr nahezu gleich Null.


    Jetzt müssten wir natürlich erst mal „wahnsinnig“ definieren. Das Wort ist schnell dahingeschrieben, aber ohne Erklärung halt inhaltsleer.

    Auch in Bezug auf die Gefahr weißt du doch überhaupt nicht, wie ich mit der umgehe. Nur weil ich ab und an Grillparties meiner Nachbarn (von denen die meisten wissen, dass ich Alkoholiker bin) oder Betriebsfeiern (da kennen alle Kollegen mein Problem) besuche, bedeutet das ja nicht zwangsläufig, dass ich ansonsten unvorsichtig bin.

    Zitat

    Ich habe keine Entgiftung und nur 1 Therapie hinter mir, bin aber wesentlich vorsichtiger gegenüber dem Alkohol als Du.


    Das ist schön und gut für dich.

    Zitat

    Marion: Für mich war das sehr wichtig es so offen und deutlich zu formulieren und dabei weder Scham noch Schuld zu empfinden.


    Ich empfinde weder das eine noch das andere; trotzdem würde ich meine Krankheit jetzt nicht laut in der Öffentlichkeit zum Besten geben. Das kann aber jeder individuell so halten, wie er/ sie persönlich es für richtig erachtet.

    Zitat

    Hartmut: wenn ich dich so lese frage ich mich ob du es ernst nimmst oder dir egal ist, in die nächste Entgiftung zu laufen . 40 Entgiftungen und dann immer noch zu glauben die Sucht lässt sich abstreifen wie eine schlechte Eigenschaft ist schon hammerhart.


    Wo hatte ich was von „abstreifen“ geschrieben? M.E. wird jetzt Inhalt in meinen Text hineininterpretiert, der da gar nicht steht.

    Zitat

    Was mich aber noch interessiert , warum du dich hier angemeldet hast? Willst du dich nur mitzuteilen oder bist du auch bereit andere Erfahrungen anzunehmen? Bist du auch bereit Änderungen in dein Leben einzubauen um der nächsten Entgiftung zu entgehen? Und an an welcher Stelle steht denn deine Trockenheit?


    Das erinnert mich an Vorstellungsreden neuer Teilnehmer in (dreidimensionalen) SHGen, die dann von den Älteren direkt so in die Mangel genommen werden, dass sie im Anschluss nie mehr gesehen werden. Ein leider weit verbreitetes Übel in vielen Gruppen.

    Mich schreckt das nicht sonderlich, weil ich an genügend Sitzungen teilgenommen habe und weiß, dass es nie gerne gesehen wird, wenn man einen eigenen Weg, der von der Lehrbuchnorm abweicht, entwickelt hat. Das geht in einigen Gruppen sogar soweit, dass man sich exakt an das politisch korrekte Vokabular halten muss, um nicht als Abweichler angesehen zu werden. Mir ist das wurscht. Ich mach’s auf meine Weise. Hauptsache, es funktioniert.

    Zitat

    oder bist du auch bereit andere Erfahrungen anzunehmen?


    Habe ich überhaupt schon einen Hinweis erhalten? Bis auf den, die Gartenparties meiner Nachbarn zu meiden?

    Zitat

    Bist du auch bereit Änderungen in dein Leben einzubauen um der nächsten Entgiftung zu entgehen?


    Soweit waren wir jetzt in Bezug auf meine Vorstellung noch gar nicht geraten. Zudem – hatte ich vorgestern geschrieben – habe ich in den vergangenen zwei Jahren schon eine ganze Menge Änderungen in meinem Leben durchgeführt.

    Zitat

    Und an an welcher Stelle steht denn deine Trockenheit?


    Die kommt direkt nach Gott. Ist das hoch genug angesiedelt? Falls nein, dann tausche ich die beiden notfalls aus. Kein Thema.

    Es führen viele Pfade ins Paradies und zahlreiche in die Trockenheit. Das muss jeder für sich selber rausfinden, wie er es am besten bewerkstelligt. Mein Weg war/ ist sicherlich ein steiniger – auch nicht zur Nachahmung zu empfehlen -, aber es ist halt mein Weg. Ich würde nie jemandem Ratschläge erteilen, wie er selber es handhaben soll; möchte aber im Gegenzug auch nicht zwangsmissioniert werden.

    Und wenn jeder die Vorgehensweise des anderen akzeptiert, ohne ihn direkt für „wahnsinnig“ zu erklären, ist das sicherlich eine gute Basis für eine vertrauensvolle und fruchtbare Diskussion.

    Vg Caligula

    Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen. (Oscar Wilde).

  • Hallo Caligula

    Fragen mit Gegenfragen zu beantworten sind auch keine Antworten.

    Jedoch scheinst du den Weg nach ROM und in das Paradies der Trockenheit nach deiner einfachen zusammengeschusterte Individualität zu suchen .Das ist auch Ok aber leider nicht den Weg , den wir hier vermitteln wollen. Konfrontation, abschätzen , verschleiern und austesten hatte ich in meine Trinkpausen .

    Zitat

    Das erinnert mich an Vorstellungsreden neuer Teilnehmer in (dreidimensionalen) SHGen, die dann von den Älteren direkt so in die Mangel genommen werden, dass sie im Anschluss nie mehr gesehen werden. Ein leider weit verbreitetes Übel in vielen Gruppen.

    Viellicht auch um die Ernsthaftigkeit des Alkoholikers zu erkennen, um ihm eventuell 40 Entgiftungen zu ersparen ? Viele verrecken schon weit aus vorher.

    Zitat

    Mir ist das wurscht. Ich mach’s auf meine Weise. Hauptsache, es funktioniert.

    nun hast du ja die wichtigste Frage für mich beantwortet. Willst dich nur mitteilen. Dann mach mal :)

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Einmal editiert, zuletzt von Hartmut (20. August 2012 um 23:59)

  • Hallo Hartmut,

    dem Zusatz unter deinem Namen entnehme ich, dass du in diesem Forum als einer der Moderatoren fungierst. Ein wichtiges Amt. Meine ich ernst. Dann will ich in meiner Antwort an dich ein bisschen weiter ausholen.

    Ich wundere mich so ein bisschen, dass ein Moderator – dessen Aufgabe im „kontrollieren, prüfen, verlangsamen“ besteht, hier jetzt die Abteilung „Attacke“ anführt. Sinnvoller wäre es mMn, erstmal abzuwarten, was ich so zu berichten habe, und an welchen Diskussionen ich mich beteilige. Bevor man darangeht, mir sofort meinen Willen zur Abstinenz abzusprechen. Bloß, weil mein Weg ein anderer ist als deiner.

    Zitat

    Fragen mit Gegenfragen zu beantworten sind auch keine Antworten.


    Es ist natürlich schöner, auf der Frager- als auf der Antworterseite zu sitzen.

    Das war die kurze Replik; jetzt wird es ausführlicher.

    Zitat

    Jedoch scheinst du den Weg nach ROM und in das Paradies der Trockenheit nach deiner einfachen zusammengeschusterte Individualität zu suchen . … Das ist auch Ok


    Ich finde ich es vollkommen in Ordnung – gestehst du ja auch zu –, dass jeder für sich selbst sucht. Die einen tun es lieber im Kollektiv, die anderen stärker individuell. Was sich nachher als tragfähiger erweist, muss die Zeitschiene erbringen.

    Weshalb aber mein Weg – der mich immerhin ein knappes Jahr trägt, und dessen Bausteine du gar nicht kennst – direkt mit den Adjektiven „einfach“ und „zusammengeschustert“ etikettiert wird, lässt mich schlussfolgern, dass ich bereits einzig durch meine kleine Vorstellungsrede gegen den Kanon der political correctness verstoße. Wenn’s so ist, ist es halt so.

    Ob er „einfach“ ist, weißt du ja gar nicht. Denn über die einzelnen Puzzlestücke haben wir uns noch gar nicht unterhalten. Zudem muss auch nicht alles kompliziert sein, um Wirkung zu entfalten.

    Zitat

    …aber leider nicht den Weg , den wir hier vermitteln wollen. Konfrontation, abschätzen , verschleiern und austesten hatte ich in meine Trinkpausen .


    Hier entdecke ich eine ganze Salve an Vorwürfen:
    ( ) Konfrontation: weil ich anderer Auffassung bin als du? Wobei ich deinen Weg gar nicht kenne. Insofern kann es zu einer richtigen Auseinandersetzung noch nicht gekommen sein.
    ( ) abschätzen: keine Ahnung, was konkret du damit meinst. Wahrscheinlich nichts Nettes.
    ( ) verschleiern: weil ich differenziere, wen ich über mein Krankheitsbild in Kenntnis setze?
    ( ) austesten: damit sind die Gartenparties gemeint? Ei ei, was schlägst du mir stattdessen vor? Mich 24/ 7 in meiner Wohnung einzusperren? Auf dem Weg ins Sportstudio (einer meiner Mosaiksteine für ein trockenes Leben) komme ich an ca. zehn Trinkhallen und min. fünf Supermärkten vorbei. Wenn ich abends trainiere, lausche ich häufig Unterhaltungen in der Art: »Wo gehen wir gleich noch auf ein Bier hin?« Ob das jetzt weniger gefährlich ist, als mich 2x im Sommer neben einen Würstchengrill zu stellen? Ich weiß nicht.
    ( ) Trinkpause. Was ist das? Bzw. wann endet die und wird zur Trockenheit bzw. zur Abstinenz?

    Zitat

    Viellicht auch um die Ernsthaftigkeit des Alkoholikers zu erkennen, um ihm eventuell 40 Entgiftungen zu ersparen ? Viele verrecken schon weit aus vorher.


    Das ist einer meiner „Lieblinge“: kann jemand, der 40 Entgiftungen auf dem Buckel hat, überhaupt ernsthaft sein? Du kannst dir vorstellen, dass mir diese Frage – natürlich immer von Teilnehmern, die weniger Klinikaufenthalte als ich absolviert hatten – spätestens ab Nr. 20 (10?) immer wieder gestellt wurde.

    Das ist ein durchaus interessanter und auch legitimer Einwand an meine Adresse. Ich mach’s jetzt in der Kurzversion (kann aber im Nachgang auch gerne ausführlicher dazu schreiben): aus meiner Erfahrung heraus scheitern viele nicht so sehr an mangelnder Krankheitseinsicht, oder weil sie den Abstinenzwunsch nicht äußern, sondern vielmehr an dessen konkreter Umsetzung. Obwohl sie sämtliche Argumente contra Alkohol kennen und wissen, dass jeglicher Versuch zum Scheitern verurteilt ist, probieren sie es dennoch. Manche aus Leichtsinn, andere weil sie mit der Einsamkeit nicht fertig werden oder weil ihnen der Gerichtsvollzieher dummerweise in der Woche nach der Klinikentlassung den teuren Farbfernseher gepfändet hat. Häufig bekommt man zu hören: »Mein Freund hat mich gerade verlassen.« Wenn man dann nachfragt: »Ja, war der nicht vor vier Wochen bereits ausgezogen?«, heißt es: »Schon, aber er war zurückgekommen und ist vorgestern wieder weg.« Das kann bei manchen zur Dauerschleife und in der Konsequenz zum Dauer-Rückfallauslöser werden. Vernünftig ist der Griff zur Flasche dann nicht, denn der löst das Problem ja nicht. Das wissen die Betroffenen auch; und sie tun es trotzdem. Mangelnde Ernsthaftigkeit? Ich wage das zu bezweifeln. Erschwerend hinzu kommt bei manchen der Umstand der Verzweiflung, es ein weiteres Mal nicht geschafft zu haben. Was sie aus Frustration wiederum saufen lässt. Ich kenne nur ganz vereinzelte Patienten, denen die Krankheit so egal geworden war, dass sie gar keinen Gedanken in die Überwindung der Sucht mehr investierten.

    Deshalb ist für mich der Vorwurf der mangelnden Ernsthaftigkeit ein Totschlagargument; sorry. Hält viele Hardcore-Alkoholiker davon ab, überhaupt noch SHGen zu besuchen. Weil sie keine Lust haben, sich das mantraartig anzuhören. Man sollte die eigene Ernsthaftigkeit nie über die eines anderen stellen. Die du digital ohnehin nicht beurteilen kannst.

    Zitat

    Dann mach mal


    Das klingt vernünftig.

    Und so sollten wir es m.E. auch handhaben: vier Wochen testen, ob Forum und neuer User zusammenpassen. All diese Schnellschüsse nach 48h zielen doch häufig an der Sache vorbei.

    Vg Caligula

    Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen. (Oscar Wilde).

  • Hallo Caligula

    ja ich fungiere hier als Moderator und gleichzeitig Betroffener. Wie du dieses Aufgabe siehst oder gerne sehen würdest, ist sicherlich nicht der Grund warum du dich angemeldet hast.

    Nun schreibst du.

    Zitat

    aus meiner Erfahrung heraus scheitern viele nicht so sehr an mangelnder Krankheitseinsicht, oder weil sie den Abstinenzwunsch nicht äußern, sondern vielmehr an dessen konkreter Umsetzung

    mangelte es bei dir auch um die Umsetzung? Was machst du nun anders? Genau das war nicht zu erkennen sondern das du freudig weiter am verheimlichen bist Alkoholiker zu sein oder an Trinkfesten teil nimmst. Und mit langen Texten , diesen deinen Weg, verteidigst.

    Zitat

    Konfrontation: weil ich anderer Auffassung bin als du?

    ich meinte die Konfrontation mit dem Alkohol

    Zitat

    abschätzen:

    zu glauben abzuschätzen wo die Grenzen sind und was Triggern könnte.

    Zitat

    verschleiern: weil ich differenziere, wen ich über mein Krankheitsbild in Kenntnis setze?

    zum Beispiel

    Zitat

    austesten: damit sind die Gartenparties gemeint? Ei ei, was schlägst du mir stattdessen vor?

    ich habe mein Umfeld von Grund auf verändert.

    Zitat

    Trinkpause. Was ist das?

    bei mir war es mangelte Einsicht und eine zeitlich begrenzter Versuch trocken zu bleiben.

    Nun soll das auch kein Schlagabtausch werden oder Diskussionen mit willkürlichen Interpretationen . Aber gestehe mir mal als Betroffener und Moderator zu, das ich auch etwas in Frage stelle, wenn jemand nach paar Monate Abstinenz und 40 Entgiftungen, einen individuellen Weg geht, der mich selbst scheitern lies.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo caligula,

    Zitat

    Es wird zwar aus meiner Beobachtung heraus zum einen einfacher, dem Druck zu widerstehen, zum anderen wächst aber latent der Faktor Leichtsinn an. Zu dem ich als Rheinländer zugegebenermaßen neige. Noch habe ich den Griff. Hoffe, dass das auch noch eine Zeit lang anhält.

    Deine Worte. Du neigst zum Leichtsinn. Noch hast Du den im Griff.
    ( Aha und was kommt nach noch ??? )
    Du hoffst, dass das auch noch eine Zeit lang anhält.
    ( Aha und was kommt nach der Zeit lang ? )

    Diese Sprachwahl, mangelnde Offenheit (Scham?) über Deinen Alkoholikerstatus, Suche nach Gründen für Deinen Alkoholismus,
    "Nebelkerzen" wenn Du Dich angegriffen fühlst...

    All dies lassen Dich als höchst gefährdet erscheinen und von daher würde ich Dir zu erheblich höherer Vorsicht gegenüber dem Alkohol raten.
    Lieber ab und zu einsam als tot.

    LG Jürgen

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