Caligula neu im Forum

  • Hallo Hartmut,

    ich bin auch der Meinung, dass es nicht zielführend ist, jetzt hier direkt zu Beginn meiner Mitgliedschaft in ein ausuferndes Geplänkel einzutreten.

    Zitat

    sondern das du freudig weiter am verheimlichen bist Alkoholiker zu sein oder an Trinkfesten teil nimmst. Und mit langen Texten , diesen deine Weg, verteidigst.


    Und genau so was ärgert mich von einem Moderator; sorry.
    Wenn DU morgens früh in die Straßenbahn steigst, und den neuen Schaffner sofort mit den Worten begrüßt, »Hallo, ich bin Hartmut der Alkoholiker«, so ist das DEINE Sache. Ich handhabe es nicht so. Und trotzdem wissen mehr als genug Menschen in meinem Umfeld Bescheid. Mir reicht das vom Bekanntheitsgrad her vollkommen aus.

    Grillnachmittage der Nachbarn oder Betriebsfeiern als „Trinkfeste“ zu bezeichnen, finde ich völlig daneben. Falls DU die meidest, ist es okay für DICH. Für mich stellen sie kein Problem dar, also besuche ich die mitunter. So viele sind es ja nicht pro Jahr. Ansonsten gehe auch ich nicht in Kneipen oder Bars. Wobei diese Lokalitäten mich nur bedingt ans Trinken erinnern würden, denn ich habe zu 99% alleine zu Hause gesoffen. Weshalb es für mich wichtig war, die Wohnung zu wechseln.

    Zitat

    zu glauben abzuschätzen wo die Grenzen sind und was Triggern könnte.


    Der andere Thread.
    Natürlich schätze ich in Blickrichtung auf meine Person ein, was bei mir triggert und was nicht. Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass mich die Wissenschaft von Spurenelementen an Ethanol in - Markennamen entfernt - interessiert? Weil’s einfach nicht MEINE Problemfelder sind. Und du kannst mir glauben, dass ich 40x Vorträge dazu gehört habe. Gehörte zum Pflichtprogramm jeder Entgiftung dazu.

    Zudem esse ich all das Zeug sowieso nicht. Ist zu süß und macht dick.

    Dafür meide ich aber alles, was auch nur im entferntesten an Bier erinnert. Weil das eben MEIN primärer Rückfallauslöser ist.

    Zitat

    ich habe mein Umfeld von Grund auf verändert.


    Was immer das in der Realität bedeuten mag. Hier mal einige meiner Veränderungen (letzte drei Jahre):
    ( ) in andere Stadt gezogen
    ( ) Freundeskreis aufgegeben (zzgl sämtliche Tel.nrn. und Adressen gelöscht)
    ( ) weg von Partnerin
    ( ) eigene Kinder ein Jahr nicht getroffen, um die da nicht mit reinzuziehen
    ( ) neue Arbeitsstelle
    ( ) 7x Sport/ Woche (habe ich aber vorher auch schon betrieben)
    ( ) anstatt „nur“ zu lesen (habe ich immer getan), mittlerweile auch viel schreiben (Kurzgeschichten, Novellen, Romanprojekt)
    ( ) 1x Woche zum Psychologen (meines Vertrauens, denn ansonsten bringen die Gespräche nichts)
    ( ) tägliche lange Spaziergänge, um meinem Gehirn möglichst viel frische Luft zuzuführen.

    Bin gespannt, ob du mehr zu bieten hast. Spätestens bei der selbst gewählten Einsamkeit hört bei den meisten nämlich der Veränderungswunsch auf, weil sie nicht gut alleine sein können. Auch der Umzug von einer in eine andere Stadt gehört bei vielen nicht zum Wechselrepertoire dazu.

    Mir sind Alkoholiker bekannt, die so gut wie nichts an ihrem Leben geändert und es trotzdem geschafft haben, trocken zu werden. Mitunter für sehr lange Zeit. Bis hin zu fünfzehn Jahren. Sie haben sich in dieser Periode natürlich vom Schnaps ferngehalten; ist schon klar.

    Andere wiederum probieren es mit edit keine medikamnete nenne danke hartmut . 70-80% scheitern; aber immerhin 20-30% bleiben damit trocken. Deren Weg besteht also darin:
    ( ) Angst davor, die Wirkung von edit Martin:keine Medikamente nennen, danke auszulösen
    ( ) allmähliche Gewöhnung an den Zustand des Nicht-Trinkens.
    Meine Methode wäre das nicht. Wenn aber die o.g. 20-30% der Teilnehmer dieses Programms damit zufrieden sind, ist es doch in Ordnung.

    Die im übrigen so sehr von IHREM Weg überzeugt sind, dass sie diejenigen, die ihn nicht beschreiten (bspw mich), gerne der mangelnden Ernsthaftigkeit bezichtigen.

    Zitat

    bei mir war es mangelte Einsicht und eine zeitlich begrenzter Versuch trocken zu bleiben.


    Gut, dass du dieses Mal „bei mir“ hinzugefügt hast. „Mangelnde Einsicht“ trifft es aus meiner Beobachtung heraus nicht. Es liegt stärker an der ungenügenden Umsetzung. Ich kenne keinen Alkoholiker, dem nicht klar ist, dass er krank ist.

    Zitat

    Aber gestehe mir mal als Betroffener und Moderator zu, das ich auch etwas in Frage stelle, wenn jemand nach paar Monate Abstinenz und 40 Entgiftungen, einen individuellen Weg geht, der mich selbst scheitern lies.


    Nochmal: du kennst meinen Weg doch bisher überhaupt nicht. Vllt weist der ja viel mehr Parallelen zu deinem auf, als wir beide wissen, weil wir die einzelnen Bausteine noch gar nicht miteinander verglichen haben.

    Du kannst mich – egal in welcher Funktion – jederzeit was fragen, und ich werde dir antworten. Was ich heute ja fleißig tue. Darin besteht der Sinn eines solchen Forums. Es funktioniert aber didaktisch besser, wenn man mir nicht von vornherein „Wahnsinn“ oder „mangelnde Ernsthaftigkeit“ oder sonst was unterstellt. Sollte mein Weg tatsächlich ein individueller sein (was ich nicht glaube), dann wäre es halt so. Hauptsache, es funktioniert.

    Jetzt auch noch Jürgen (will ja keine Antwort schuldig bleiben):

    Zitat

    Deine Worte. Du neigst zum Leichtsinn. Noch hast Du den im Griff.
    ( Aha und was kommt nach noch ??? )


    Jürgen, hast DU denn den Königsweg gefunden? Und bist dir sicher, dass du bis zum Lebensende nicht rückfällig wirst? Falls ja: meinen Glückwunsch dazu. Meine ich ernst.

    Zitat

    Diese Sprachwahl, mangelnde Offenheit (Scham?) über Deinen Alkoholikerstatus, Suche nach Gründen für Deinen Alkoholismus,
    "Nebelkerzen" wenn Du Dich angegriffen fühlst...


    Zumindest beschäftige ich mich mit Gründen (die ja idR entweder in der Genetik – also nicht zu ändern – und/ oder Sozialisation liegen. Lange her; deshalb auch unabänderlich). Und ich kenne die auslösenden Momente. Die wichtiger sind, weil man sie oft umgehen kann.

    Sprachwahl. Ich hatt’s ja vorhin schon geschrieben: SHGen tendieren zu political correctness. Bis hin zur Verwendung identischer Worte und Satzgebilde. Der Abstinenzwunsch als Mantra. Wenn’s so klappt, ist es in Ordnung.

    Ich habe auch schon an öffentlichen Diskussionen in Problemvierteln zu „Sucht“ teilgenommen und dort von meinen Erfahrungen berichtet. Habe die Klinikärzte als lebendes Demonstrationsobjekt (eigentlich ja: Subjekt) mit zu Betriebsratssitzungen begleitet, bei denen das Thema „Alkohol am Arbeitsplatz“ diskutiert wurde. Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass mir das Thema „Alkohol“ peinlich ist?

    Zitat

    All dies lassen Dich als höchst gefährdet erscheinen und von daher würde ich Dir zu erheblich höherer Vorsicht gegenüber dem Alkohol raten.
    Lieber ab und zu einsam als tot.


    Maße dir einfach kein Urteil über Menschen an, die du nicht kennst. So was törnt mich völlig ab. Von 365 Abenden im Jahr verbringe ich sicherlich 350 mit mir alleine. Wage zu bezweifeln, ob du da mehr anbieten kannst.

    Jürgen, ich bin KEIN Freund von Ferndiagnosen. Wenn ich mir meine wöchentliche Abreibung abholen möchte, dann gehe ich zu „meinem“ Psychologen. Der kann das machen, weil er mich seit langem begleitet. Ich rate von Schnellschüssen à la „du bist höchst gefährdet“ ab. Hauptsache, du bist es nicht selber.

    Ich wiederhole mich: zielführende Diskussionen mit Neumitgliedern sollte man nicht damit beginnen, sie direkt in eine Schmuddelecke zu stellen. Nur weil man sich selber auf der angeblich korrekten Seite wähnt.

    Vg Caligula

    Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen. (Oscar Wilde).

  • Hallo Caligula

    dann wünsche ich dir mal einen langen trockenen Weg . Meiner Post ist auch nichts mehr zuzufügen . Sie kann so oder so gelesen, interpretiert umgedreht werden, bis sie ins Bild passen .

    Und über die Führung oder Form wie das Forum funktioniert brauchst du dir keine Gedanken machen . Das machen wir schon seit Jahren. :)

    Dann mal noch einen schönen Austausch .

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Caligula, (eine Kali fänd ich hier mal nicht schlecht... :twisted: ) das war ein Scherz!

    sag dir mal herzlich willkommen.

    Was hältst du von meinem freundschaftlichen Vorschlag:

    Luft anhalten, lesen, wirken lassen, weiter atmen, Klappe halten?

    Du kannst machen, was du willst, es ist deine Verantwortung.

    Und du kannst Rückmeldungen annehmen, stehen lassen, in den Müll werfen, das bleibt dir überlassen.

    Ich finde, es ist saugut, dass es hier Menschen gibt, die den Mut und vor allem das Intersse an einem haben, etwas zu sagen, was einem selbst nicht auffällt.

    Ich will das, auch wenn es mir mal nicht passen sollte.

    Zitat

    bei mir bspw lösen Grillparties am Nachmittag/ frühen Abend kaum Suchtdruck aus)

    ich kommentiere dies nicht, Caligula.

    Schön, dass du hier bist.

    Gruß von Margit

  • Hallo Caligula,

    auch von mir ein herzliches Willkommen.

    Ich für meinen Teil möchte mich weniger an der momentanen Diskussion beteiligen, aber auf einen Umstand aufmerksam machen, der vielleicht nur etwas Rücksichtnahme erfordert.

    Hier kommen auch ganz frisch abstinente Menschen ins Forum und die Art (nur die Art!), wie Du manche Dinge beschreibst kommen recht lapidar herüber. Die Tiefe Deiner Einstellung kann man daraus gar nicht beurteilen - da gebe ich dir Recht - aber man kann die Art und Weise, wie Du schreibst beurteilen und das macht schon den Eindruck, als suchst Du die Gefahr - was ja nicht weiter schlimm ist - ist ja Dein Leben bzw. Nicht-Leben. Indem Du dies aber als Erfahrung in schriftlicher Form weiter gibst - steht es hier schon geschrieben - und das auf den ersten Seiten Deines Threads und dies könnte bei dem ein oder anderen frisch Abstinenten doch den Eindruck erwecken, dass Trockenheit ein Kinderspiel ist und es halt kaum mal bei Dir triggert, wenn Du Dich in Gefahr begibst. Dieses Kaum kann aber vielleicht bei Anderen ein STARK werden, wenn er Dich (bzw. die Art und Weise, wie Du schreibst) als Vorbild nimmt.

    Ich denke schon, dass die länger Abstinenten so viel Verantwortung besitzen sollten, sich ihre Worte gut zu überlegen. Denn es steht nun einmal geschrieben und einen Post im Nachhinein im vielleicht noch nassen Kopf eines frisch Abstinenten wieder zu legitimieren ist sehr schwierig, was Du ja sicherlich - als selbst Betroffener - mind. 40 x erleben mußtest.

    Ich wünsche Dir hier einen erkenntnisreichen Austausch.


    Grüßle

    BC

  • Hallo Caligula,
    ich habe Deine Beiträge gelesen.
    Leider beschleicht mich ein etwas 'seltsames" Gefühl
    Du nennst als harte Fakten:
    In 4 Jahren:
    40 stationäre Entgiftungen
    2 Langzeittherapien

    Ich habe versucht zu rechnen:
    4 Jahre ........................................... 1.460 Tage
    40 Entgiftungen à 2 Wochen.................560 Tage
    zwei Langzeittherapien á 4 Monate .......240 Tage
    verbleiben...........................................660 Tage

    Das würde bedeuten, dass Du im Durchschnitt nach jeder Entlassung (:42) bereits wieder nach rd. 2 Wochen (knapp 16 Tagen) eingeliefert wurdest.
    Ich halte das für etwas zweifelhaft.
    Möchtest Du dazu eine Erklärung abgeben?
    Carl

  • Hallo Caligula

    Herzlich willkommen hier im Forum. Ich wünsche Dir viel Freude beim

    Lesen und einen konstruktiven Austausch.

    Wahnsinnig wie Dein echter Inhaber Deines Nick bist Du natürlich nicht.

    In vielem was Du schreibst hast Du mein Full Ack.

    Lg

    der Poster

  • Hallo Caligula,

    herzlich willkommen im Forum. Schön zu lesen, dass Du bei Deiner Vorgeschichte jetzt fast ein Jahr ohne Alkohol lebst. - Ich glaube Dir jedes Wort, auch wenn manches zunächst unglaublich erscheinen mag. Dein Eingangsbericht wie auch Deine Antworten auf Beiträge wirken auf mich sehr echt, sie enthalten auch sehr viele Informationen und Details. Danke für Deine Offenheit. Schreib weiter bitte.

    Liebe Grüße, zerfreila

  • Hallo Caligula,

    ich suche gar keinen Königsweg.
    Ich lebe einfach und trinke und esse keinen Alkohol.
    Ich habe auch kein Problem - ich trinke und esse schlicht und einfach keinen Alkohol mehr.
    Ich erlaube mir freiwillig keinen Leichtsinn gegenüber dem Alkohol, auch nicht gedanklich.
    Ich habe nicht die Absicht, rückfällig zu werden.
    Ich sehe Alkoholabhängigkeit nicht viel anders als Nikotionabhängigkeit.
    Kein Drama, beherrschbar, indem ich keinen Alkohol mehr konsumiere.
    Ich arbeite intensiv daran, daß sich diese Einstellung nicht verändert, denn darin bestünde die höchste Gefahr.
    In die Zukunft sehen kann ich auch nicht, genauso wenig wie Du.
    Viel Glück auf Deinem Weg.

    LG Jürgen

  • Hallo Matthias, Margit, Bluecloud, Carl, der Poster, Zerfreila und Jürgen,

    das System hatte mich gar nicht informiert, dass neue Beiträge auf mich warten. Komisch. Wahrscheinlich ist irgendwo ein Häkchen weggeflogen.

    Zitat

    ich hab den eindruck, dass du absolut alles besser weißt - und ich halt das für sehr gefährlich.


    Ich halte mich eigentlich an das Motto von Sokrates: »Ich weiß, dass ich nichts weiß.«
    Ich werde allerdings nicht gerne auf Entfernung therapiert. Zumindest nicht sofort nach meiner Begrüßungsrede. Nach einigen Wochen, wenn man sich gegenseitig besser kennt, kommt das m.E. besser rüber als direkt zu Beginn.

    Zitat

    Margit: Luft anhalten, lesen, wirken lassen, weiter atmen, Klappe halten?


    „Klappe halten“ richtet sich an alle oder einzig an mich?

    Zitat

    Margit: ich kommentiere dies nicht (die Grillparties)


    Ich gehe bei schönem Wetter hin u. wieder auch in einen Biergarten und trinke dort Cola oder Limo. Nicht so gerne Apfelsaftschorle, weil die mich von der Farbe her an Bier erinnert. Und berede das jedesmal mit meinem Psychologen. Der mir den klugen Hinweis gab: »So lange Sie dort nicht rückfällig werden oder kurz davorstehen, ist es okay.« Das halte ich für einen weisen Ratschlag.

    Zitat

    Bluecloud: und dies könnte bei dem ein oder anderen frisch Abstinenten doch den Eindruck erwecken, dass Trockenheit ein Kinderspiel ist und es halt kaum mal bei Dir triggert, wenn Du Dich in Gefahr begibst. Dieses Kaum kann aber vielleicht bei Anderen ein STARK werden, wenn er Dich (bzw. die Art und Weise, wie Du schreibst) als Vorbild nimmt.


    Das ist natürlich ein Argument. Wenngleich ich eigentlich immer dazuschreibe, dass das MEINE Erfahrung ist, die sich NICHT mit der von anderen decken muss. Zudem bin ich bei 40 Klinikaufenthalten weit davon entfernt, zu behaupten, dass Trockenheit ein Kinderspiel ist. Bei mir bestehen aber andere Gefahrenpunkte und Auslöser als die Grillparties von Nachbarn oder Ethanolspuren in Schwarzwälder Kirschtorte. Wer mit diesen Dingen ein Problem hat, soll/ muss die natürlich meiden.

    Ich bspw werde eher rückfällig beim gemeinsamen Fußballschauen mit Freunden. Darum habe ich mir die EM – nahezu alle Spiele, denn ich war früher selber in einer Amateurmannschaft aktiv – alleine angeguckt. Oder vor, während, nach dem Sex. Weshalb ich seit drei Jahren zölibatärer lebe als die meisten Mönche. Oder beim 10-ten Besuch eines Gerichtsvollziehers, der mir erst die Konten gesperrt hat und dann jede Woche vorbeikam, um bei mir nach Bargeld oder pfändbaren Wertgegenständen zu suchen. Oder Besuche von Amtspsychologen – von meiner eigenen Familie losgeschickt –, die mich zwangseinweisen lassen wollten. Da war ich im Nachgang immer stark rückfallgefährdet bzw. habe dann getrunken. D.h. ICH habe andere Baustellen, die bei mir Saufdruck auslösen, als manch anderer, der sich eher mit Alkohol im Essen beschäftigt. Soll er ruhig tun, wenn es IHM hilft. Ist aber nicht meine Problematik. Nix anderes versuche ich die ganze Zeit zu sagen. Eigentlich wollte ich mich fürs Erste nur kurz vorstellen. Hatte keinen blassen Schimmer, dass sich daraus solch ein Rattenschwanz an Diskussion ergeben würde.

    Zitat

    Carl: Ich habe versucht zu rechnen:
    4 Jahre ........................................... 1.460 Tage
    40 Entgiftungen à 2 Wochen.................560 Tage
    zwei Langzeittherapien á 4 Monate .......240 Tage
    verbleiben...........................................660 Tage
    Das würde bedeuten, dass Du im Durchschnitt nach jeder Entlassung (:42) bereits wieder nach rd. 2 Wochen (knapp 16 Tagen) eingeliefert wurdest.


    Du hast gerechnet. Kann ich dir auch meine ESt-Erklärung anvertrauen? Beschäftige ich mich nämlich überhaupt nicht gerne mit. Ist ein Scherz. Jetzt bloß keine ellenlange Diskussion zu Steuererklärungen!

    Ist von der Grundstruktur der Kalkulation her okay; jedoch müssen die Zeitangaben anders angesetzt werden. Eine durchschnittliche Entgiftung bei mir dauerte 7 Tage. Variierte zw. 5-10. Nehmen wir 8.
    LZ-Therapien: 8 Wochen u. 12 = 20 = 140 Tage.

    Verbleiben ca. 1000 Tage. Dividiert 40 = 25 = 3,5 Wochen. Das müsste in etwa hinkommen. Ich hätte jetzt spontan, »alle vier Wochen«, gesagt. Wobei ich auch Rückfallzyklen von 5 Tagen darunter hatte. Montags raus aus der Klinik und am Freitag wieder rein. Ich bin ab ca. Nr. 20 mitunter recht zeitig in die Entgiftung marschiert. Weil ich wusste, dass jeder Tag länger draußen einen Tag länger in der Klinik bedeutet. Zudem sind Entgiftungen, in denen man nur drei oder vier Tage lang Tabletten erhält natürlich körperlich weniger anstrengend, als wenn ich von der Höchstmenge der Medikamente her kommend zehn Tage runterdosiert werde. Danach ist dann zwar der Körper vom Alkohol entgiftet; jedoch ist man nahe dran, tablettensüchtig zu werden. Kenne genug Mitpatienten, die polytox geworden sind. Bin froh, dass mir das erspart geblieben ist.

    Zitat

    Poster: Wahnsinnig wie Dein echter Inhaber Deines Nick bist Du natürlich nicht.


    Daran hatte ich beim – spontanen – Aussuchen dieses Nicknames gar nicht gedacht. Stimmt, Caligula wollte ja ein Pferd zum Senator erheben. Mir ging es eher darum, dass man sich Caligula gut merken kann. Der Name, den ich ursprünglich auswählen wollte, war schon vergeben.

    Zitat

    Zerfreila: Schreib weiter bitte.


    Werde ich tun.

    Zitat

    Jürgen: In die Zukunft sehen kann ich auch nicht, genauso wenig wie Du.


    Dann sind wir uns dahingehend ja einig. Wenn ich eines bei den AAs verinnerlicht habe, dann den Grundsatz, dass der Kampf gegen die (bzw. die Überwindung der) Sucht alle 24h von vorne beginnt. Wobei man auch diese Weisheit nicht als Dogma ansehen sollte. Wenn ich abends ins Bett gehe und denke, wieder ein Tag ohne Alkohol, bin ich zufrieden. Denn irgendwann addieren sich die einzelnen Tage zu einer größeren Summe auf und ergeben knapp ein Jahr. Was mich sehr freut. Denn das ist – seit meiner Jugend – der längste Zeitraum, in dem ich komplett trocken bin.

    Hoffe, ich habe alle wichtigen Fragen und Hinweise beantwortet. *puh*

    Vg Caligula

    Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen. (Oscar Wilde).

  • Hi Caligula,
    mir kommt deine ganze Herangehensweise nach all den Entgiftungen, Therapien und Rückfällen (muß heftig gewesen sein) sehr konsequent und ernsthaft vor. Ich les diesen Thread hier mit Gewinn, stimme dir in den meisten Dingen zu die du bislang geschrieben hast und bin auf Fortsetzungen gespannt. LG!

  • Hallo Caligula,

    ich versuche Dir den Eindruck zu übermitteln, den Du bei mir erweckst.
    Deine "reflexartige" Verteidigungshaltung erinnert mich an den Anfang meiner Abstinenz.
    Auch ich mußte mich mal mit Vorurteilen anderer auseinandersetzen und reagierte am Anfang zu empfindlich drauf.
    Steuerte aber dagegen und lief nicht weg. Übte gelassen darauf zu reagieren.
    Waren sogar reichlich Therapeuten drunter.
    Pöse Purschen aber auch.

    Im Endeffekt gilt es, die eigenen Vorurteile gegenüber dem "Alkoholiker" abzulegen, anderen Menschen ihre Vorurteile zu lassen und schlicht und einfach zu sagen, daß sie nicht zutreffen, wo sie nicht zutreffen bzw. das Gegenteil langfristig unter Beweis zu stellen.

    Warum Du aus dem Wort "rückfallgefährdet" eine Ferndiagnose, Schmuddelecke usw. ableitest erschliesst sich mir so nicht.
    Ich kann es mir nur damit erklären, daß Du Dich nach wie vor in der Schmuddelecke siehst, weil Du Deiner eigenen Abstinenz nicht traust.
    Dafür sprechen aus meiner Sicht die Formulierungen mit "noch", "eine Zeitlang", "Königsweg", "meine Kollegen kennen mein Problem" und einige Widersprüche zu Deinem Trinkverhalten ( 99% Alleintrinker aber Rückfallgefährdung beim Fußballspielgucken mit Freunden, bei,während,nach dem S**, ( hääää ? , redest Du mit Partnerinnen auch über Deine Alkoholsucht ????? ) , Suche nach dem Grund für Alkoholismus usw ...

    Insgesamt rate ich Dir zu intensiver weiterer eigener Standortbestimmung, Selbsterkenntnis und natürlich Abstinenz.
    Unterhaltsam wird es sicher werden mit Dir hier.

    LG Jürgen

  • Hallo Caligula,

    jetzt kommt noch jemand der einen anderen Weg ging/geht und auch noch Moderator ist.

    Kennst du eigentlich die Grundbausteine ?

    Schau sie dir doch mal an, dann kannst du dir ein Bild machen wie viele andere und ich hier trocken blieben.

    LG Martin

  • Martin,
    ich habe die Grundbausteine gelesen.
    Nur enthält der Untertitel 'alkoholfreies Umfeld' in Abs. 6 eine LOGISCH unrichtige Aussage:
    Jemand der DAUERHAFT keinen Alkohol trinkt, auch wenn sein Umfeld nicht alkoholfrei ist ... ist i.S. der Definierung alkoholabstinent.
    Die Gefährdungssituation ist ein anderes Thema.
    Carl

  • Hallo Jürgen,

    hatte bei meiner kurzen Begrüßungsmail wirklich nicht damit gerechnet, hier eine solche Flut an Antworten zu erhalten. Wobei es mir in den realen SHGen ja ähnlich ergeht, wenn ich dort von der Anzahl meiner Entgiftungen berichte.

    Zitat

    Warum Du aus dem Wort "rückfallgefährdet" eine Ferndiagnose, Schmuddelecke usw. ableitest erschliesst sich mir so nicht.
    Ich kann es mir nur damit erklären, daß Du Dich nach wie vor in der Schmuddelecke siehst, weil Du Deiner eigenen Abstinenz nicht traust.


    Hier mache ich es kurz: ich sehe mich im realen Leben in keiner Schmuddelecke.

    Abstinenz nicht trauen ist Interpretationssache. Ich habe sehr viele Mitpatienten erlebt, die mir im Brustton der Überzeugung erklärt haben: »Ich: NIE wieder!« Und vier Wochen danach habe ich sie erneut in der Klinik getroffen.

    Ich „löse“ es für mich dahingehend, dass ich hinsichtlich meiner Abstinenzerwartung auf dem Teppich bleibe und von Tag zu Tag denke. Wenn’s wieder – wie bspw. heute – funktioniert hat, dann freut mich das. Halte ich für eine vernünftige Herangehensweise.

    Und da für MICH (ich schreibe das mittlerweile in Großbuchstaben, damit klar ersichtlich ist, dass sich diese Aussage ausschließlich auf mich selber bezieht) beim nächsten Rückfall die Alternative darin besteht, dass ich den evtl nicht überlebe, kannst du versichert sein, dass die Schwelle für den ersten Griff zur Flasche bei mir mittlerweile sehr hoch liegt.

    Eine beliebte Aufgabe, die Psychologen an einen stellen, besteht im Ausfüllen des Pro- und Contra-Kontos. Sobald man auf der Contraseite „Tod“ eintragen (und mit hoher Wahrscheinlichkeit bewerten) muss, vergeht einem recht schnell die Lust auf jeden weiteren Tropfen Alkohol. Zumindest bei MIR verhält es sich so.

    Ob ich tatsächlich rückfallgefährdet bin, muss ja zuerst ich selber spüren. Oder der Psychologe erklärt es mir aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mit mir in einer unserer Sitzungen. Auf Entfernung und noch dazu digital halte ich es für nahezu unmöglich, irgendwelche Diagnosen abzugeben.

    Zitat

    und einige Widersprüche zu Deinem Trinkverhalten ( 99% Alleintrinker aber Rückfallgefährdung beim Fußballspielgucken mit Freunden


    Der eine kalkuliert MEINE Rückfallgeschwindigkeit, der andere bezweifelt die von mir erkannten Gefährdungspunkte. Nun denn:
    ( ) die 99% alleine beziehen sich auf die vier Jahre, in denen ich gesoffen, rein und raus Klinik, weitergetrunken usw. habe. D.h. wenn ich soff, wollte ich dabei alleine sein. Ich legte weder Wert auf Freunde, die mich davon hätten abhalten können, noch auf Trinkkumpane.
    ( ) davor existierte natürlich eine Vorphase, die bei mir in etwa zwanzig Jahre gedauert hat. Und in dieser Zeit war für mich Fußballgucken mit Freunden gleichbedeutend mit (viel) Bier trinken. Deshalb vermeide ich seit einiger Zeit diese Art von Gesellschaftsabenden.

    Zitat

    ( hääää ? , redest Du mit Partnerinnen auch über Deine Alkoholsucht ????? )


    Würde ich jetzt mit „nein“ antworten, kommt direkt der Nächste um die Ecke und wirft mir Verschleierung vor.

    Bei MIR war/ ist Alkoholkonsum eng verzahnt mit Sex (das Wort, das hier direkt g-xt wird). Und zwar aus drei hauptsächlichen Gründen heraus:
    ( ) weil ich das seit Jugend so gehandhabt habe
    ( ) weil meine Partnerinnen dabei zumeist auch tranken (ohne Alkoholikerinnen gewesen zu sein)
    ( ) mir ein gewisses Quantum Alkohol dabei erst den richtigen Kick gegeben hat.

    Da ich das nach wie vor für ein Risiko bei mir erachte (ähnlich der Scheu anderer Teilnehmer vor Grillparties) meide ICH diese mögliche Gefahrenquelle.

    Zitat

    Dafür sprechen aus meiner Sicht die Formulierungen mit "noch", "eine Zeitlang", "Königsweg", "meine Kollegen kennen mein Problem"


    Das ist jetzt wieder Textanalyse. Okay.

    Zitat

    Suche nach dem Grund für Alkoholismus usw ...


    Jetzt wüsste ich nicht, was daran verkehrt ist, sich über die Gründe Gedanken zu machen. Hat sich mein Psychologe viele Stunden mit mir drüber unterhalten. Sie liegen ja zumeist in Genetik und Sozialisation.

    Verkehrt wäre es jedoch, die Gründe – die lange Zeit zurück liegen und ohnehin nicht geändert werden können – heute als Entschuldigung für einen Rückfall zu bemühen. Davon bin ich weit entfernt und habe ich auch in keiner Zeile meiner Beiträge so geschrieben.

    Rückfälle basieren auf Auslösern. Stimmt m.E. auch nicht immer; aber zu schätzungsweise 80%. Deshalb sollte man seine EIGENEN kennen. Die der anderen (bspw Grillparties und/ oder Alkohol im Essen) sind interessant zu wissen; berühren mich aber nur am Rande, weil es eben nicht meine Gefährdungspotenziale sind. Von der Liste mit schätzungsweise 100 Produkten, in denen Nanopartikel an Ethanol enthalten sind, habe ich 50 noch nie gegessen, 30 würde ich noch nicht einmal geschenkt haben wollen und auf die restlichen 20 kann ich auch ohne jede Anstrengung verzichten. Sollte ich versehentlich eine mit Alkohol verseuchte Milchschnitte (oder was auch immer) zu mir nehmen, würde dadurch für MICH die Welt nicht untergehen, weil’s bei MIR nicht triggert. Wohingegen sämtliche Getränke, die nach Bier schmecken oder mich daran erinnern, von mir gemieden werden.

    Zitat

    Insgesamt rate ich Dir zu intensiver weiterer eigener Standortbestimmung, Selbsterkenntnis und natürlich Abstinenz.


    Jürgen, bitte: ich bin 50 Jahre alt. Habe in den vier Jahren nahezu meine gesamte Existenz versoffen. Habe schätzungsweise 200 (es werden mehr sein) Sitzungen von realen SHGen besucht zzgl. dutzende Termine bei Psychologen, Reha-Gruppen, Rückfall-Prophylaxe-Gruppen, habe in der Uniklinik Bonn an einer Langzeitstudie zum Thema „Hardcore-Alkoholiker“ teilgenommen. Und ein Buch über meinen (Leidens-) Weg geschrieben. Und du rätst mir allen Ernstes zu „intensiver Standortbestimmung und Selbsterkenntnis?“ Kannst du ja tun. Zeigt mir aber erneut die Unzulänglichkeiten der Ferndiagnose auf.  

    Zitat

    Unterhaltsam wird es sicher werden mit Dir hier.


    Schau’n wir mal, wohin sich dieser Thread bewegen wird. Noch warte ich ja auf die erste „richtige“ Frage an meine Adresse. Bisher höre/ lese ich nur: wahnsinnig, zusammengeschusterter Weg, zu wenig Gefährdungsbewusstsein, beschreibst die Dinge zu lapidar, bist hochgradig rückfallgefährdet etc.

    Auch generelle Fragen derart: »Wie groß ist dein Abstinenzwunsch?« sind doch eher was für kleine Kinder als für einen Vielfachtäter wie mich. Wie groß soll der schon bei MIR sein, wenn die Alternative darin besteht, beim nächsten Mal nicht mehr aufzuwachen? Interessant wäre bspw für mich, was andere unter dem Schlagwort „sein Leben komplett verändern“ verstehen. Der kurze Satz für sich alleine ist eine bloße Hülle. Wenn man ihn nicht mit konkreten Beispielen füllt, bleibt er eine Seifenblase. Das sind Themen, die MICH interessieren. Muss ja nicht in diesem (Vorstellungs-) Thread sein. Evtl existiert dazu eine eigene Rubrik in diesem Forum. Oder den Punkt „Eine Sucht kommt selten alleine“ würde ich gerne diskutieren. Aber halt vorurteilsfrei und möglichst emotionslos. Das waren meine Beweggründe, weshalb ich mich in diesem Forum angemeldet habe.

    Jürgen, ich hoffe, ich konnte meine Sichtweise einigermaßen rüberbringen. Ist in rein schriftlicher Weise sicherlich schwerer als in einer realen SHG, in der man den anderen sieht und ihm zuhört.

    Vg Caligula

    Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen. (Oscar Wilde).

  • Hi Martin,

    danke für den Hinweis. Schreibe ich morgen früh was zu.

    vg Caligula

    Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen. (Oscar Wilde).

  • Hallo Caligula,

    Zitat

    Noch warte ich ja auf die erste „richtige“ Frage an meine Adresse.


    Was wäre denn die richtige Frage an Deine Adresse und was erwartest Du hier?


    Grüßle

    BC

  • Hallo Caligula,

    du schriebst:

    Zitat

    Oder den Punkt „Eine Sucht kommt selten alleine“ würde ich gerne diskutieren.


    Möchtest du dazu vielleicht ein Thema aufmachen ?


    Zitat

    ......„sein Leben komplett verändern“ verstehen. Der kurze Satz für sich alleine ist eine bloße Hülle. Wenn man ihn nicht mit konkreten Beispielen füllt, bleibt er eine Seifenblase.

    Das spricht doch bei jeder "Trockenheitsgeschichte" hier aus den Zeilen.
    Naja, zumindest ich kann es lesen.

    Was jedoch sehr auffällig ist bei allen die schon über längere Zeit trocken sein dürfen.

    DIE WORTE WERDEN IMMER WENIGER ;) .

    LG
    Marion

  • Guten Morgen Bluecloud und Marion,

    Zitat

    Was wäre denn die richtige Frage an Deine Adresse und was erwartest Du hier?


    Gut, dass nicht ich diesen Satz geschrieben habe. Denn dann hieße es: ich würde Fragen mit Gegenfragen beantworten. :wink: Bin ohnehin der einzige in diesem Thread – okay, es ist „meiner“ –, der Fragen beantwortet.

    Eine der Fragen, die ich jemandem stellen würde, der vierzig Klinikaufenthalte hinter sich hat, wäre bspw die, was er beim letzten Mal anders gemacht hat als die 39x vorher. Mir würden aber sicherlich noch mehr Fragen einfallen.

    Zitat

    Möchtest du dazu vielleicht ein Thema aufmachen ?


    Wenn’s den Punkt noch nicht gibt (was mich ehrlich gesagt wundert), dann kann ich den gerne eröffnen. Warte aber erst mal ab, wie sich dieser Thread noch entwickeln wird. Nützt ja nichts, wenn ich von Doppel- und Dreifachsüchten berichte und als Reaktion wiederum ernte, ich würde Gefahren nicht ernst genug nehmen oder mich nicht intensiv genug mit dem Thema beschäftigen.

    Zitat

    Was jedoch sehr auffällig ist bei allen die schon über längere Zeit trocken sein dürfen.
    DIE WORTE WERDEN IMMER WENIGER


    Was verständlich und menschlich ist. Je länger ich es schaffe, trocken zu bleiben, desto normaler erscheint mir dieser Zustand. Und ich habe in der Konsequenz nicht mehr so viel Lust, mich darüber zu unterhalten. Deshalb habe ich große Hochachtung vor Teilnehmern, die auch nach vielen Jahren der Abstinenz immer noch wöchentlich die SHGen besuchen. Und sich dort zum hundertsten Mal dieselben Geschichten anhören. Mir hat im vergangenen Herbst – als ich mich in der zweiten (oder gar nur ersten) Woche nach der letzten Entgiftung befand – ein älterer Teilnehmer mit drei/ vier Sätzen sehr geholfen. Hat mir damals mehr genützt als all die Appelle und Ermahnungen an meine Adresse. Er (ca. 70) sagte im 2er-Gespräch in der Pause zu mir: »Ich hab’s sehr ähnlich getrieben wie du. Bis hin zur Wiederbelebung. Nimm den Hinweis des Arztes ernst, auch wenn er dir nicht schmeckt. Denn sonst bist du beim nächsten Mal vllt wirklich tot.« Kurze, konkrete Ansprache eines Mannes, der wusste, wovon er redete, und bei dem der Widerwille vor dem Sterben mit 50 eine bis dahin zwanzigjährige Abstinenz bewirkt hatte. Fiel bei mir auf fruchtbaren Boden.

    Vg Caligula

    Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen. (Oscar Wilde).

  • Servus Caligula,

    Zitat

    ich bin 50 Jahre alt. Habe in den vier Jahren nahezu meine gesamte Existenz versoffen. Habe schätzungsweise 200 (es werden mehr sein) Sitzungen von realen SHGen besucht zzgl. dutzende Termine bei Psychologen, Reha-Gruppen, Rückfall-Prophylaxe-Gruppen, habe in der Uniklinik Bonn an einer Langzeitstudie zum Thema „Hardcore-Alkoholiker“ teilgenommen. Und ein Buch über meinen (Leidens-) Weg geschrieben.

    Und? All das hat Dich in der Vergangenheit nicht zu einer konsequenten Abstinenz geführt, sondern Dich nach eigenem Bekunden nur von einer Entgiftung zur nächsten gebracht. Der klassische Drehtürpatient also. Eine Standortbestimmung in regelmäßigen, kurzen Zeitabständen wäre für mich da durchaus angebracht und nicht so abwegig, wie Du sie darstellen möchtest.

    Was sind schon Deine paar Monate ohne Alkohol gegen Dein Lebensalter und die darin mit Alkohol verbrachten Monate? Richtig: vernachlässigbar! Wenn Du so abgeklärt wärst, wie Du Dich hier geben möchtest: warum dann so viele Anläufe zum trockenen Leben? Ist doch alles ganz leicht, Wille her, Flasche fort, Thema durch...

    Nee, nee, mein Lieber. Das darfst Du Dir gerne weiter einreden, aber erwarte bitte nicht, dass ich Dir das so abnehme (Wobei Dir meine Meinung völlig egal sein sollte und kann). Aber egal. Ich würde das gerne wie ein anderes Mitglied sehen:

    Zitat

    Unterhaltsam wird es sicher werden mit Dir hier.

    Schade nur, dass wir hier über eine Krankheit reden, an der zigtausende jedes Jahr jämmerlich verrecken.

    Ob Du nun mit Deinem "Herangehen" alles richtig machst oder nicht, nun, wer weiß das schon. Ich würde mir das gerne mal in dreißig Jahren anhören, was du dann zu sagen hast.

    Einstweilen "viel Spaß" hier an Bord...

    LG
    Spedi

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!