Leben ohne Rausch

  • Hallo Bloona,

    Zitat

    aber eigentlich sehe ich nicht, was sich "bloß" durchs Nichts-Trinken, grundlegend ändern oder verbessern sollte.


    Wie du schon sagst, dass "flüssige Helferlein" ist nun weg und die ganzen anderen Punkte im Leben, die bleiben. Gottseidank! :wink:
    du hast nun die chance, ohne den alles vernebelnden ALK nach und nach die Dinge in deinem Leben anzupacken und neu zu ordnen, die dich zum Alk hingefpührt haben.
    Dafür brauchst du aber Zeit, gib sie dir! Du kannst nicht erwarten, dass nach zwei Wochen ohne Alk da von alleine igrendwas passiert.
    Warte in Ruhe ab, was sich alles tut. Geduld! :wink:

    Trinken ist zuschütten, ist fliehen, ist betäuben, ist sich-selbst-zerstören.
    Nicht-Trinken ist die Chance auf ein selbstestoimmtes Leben. Gönn dir diese chance!

    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • „Aber ich war enttäuscht, dass ich nicht zum entscheidende Punkt (Sucht) gekommen bin“

    Doch, bist Du. DU hast es ausgesprochen.

    „dass ich gar keinen Alkohol mehr trinken möchte, weil ich bemerkt habe, dass der mehr Raum in meinem Leben eingenommen hat, als gut wäre.“

    Das wars schon. Es geht nicht darum sich hinzustellen und laut zu brüllen: Ich bin Alkoholikerin. Dafür hast du eine viel zu feine Art.
    Du hast da was rausgelassen, was dich belastet und dich noch kranker macht, körperlich und im Kopf.
    Du hast deinen Hilfeschrei gehört und bist losgelaufen.

    „Aber noch enttäuschter war ich darüber, dass auch nicht weiter gefragt wurde.“
    „Irgendwie läuft das nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.“
    Das ist vollkommen normal. So etwas muß erst mal sacken. Das erzeugt naturgemäß erstmal Hilflosigkeit.
    Ich wäre da früher auch sprachlos gewesen. Du nicht?

    Steh auf und geh weiter.

    Dein kleiner Helfer ist keiner! Es ist ein linker Vogel. Er ist rot, hat Hörner und einen Dreizack. Geh ihm aus dem Weg. Er gewinnt immer!
    Du kannst nur für dich gewinnen, wenn du seinen Sieg akzeptierst. Daß dauert aber eine Zeit, das geht nicht von heut auf morgen.
    Du kannst nur verlieren, wenn du dich ihm weiter hingibst.

    Alle die dich hier sehen, wissen was du gerade fühlst. Diese Sehnsucht, dieses Verlangen.
    Diese Angst, diese Unsicherheit, was kommt da? Schaffe ich das? Diese Selbstzweifel, die Angst zu „versagen“.

    „das ist bei mir im Moment vergebene Mühe.“

    Schau nach dem Licht. Es gibt eins. Auch für Dich.

    GEB DICH NICHT AUF

  • Vor einigen Tagen habe ich mal eine etwas melodramtisch formulierte Bilanz gezogen. Ich lass mich halt gerade ein wenig gehen, sorry dafür.

    Früher genoss ich jegliche Form von Rausch und fühlte absolute Highlights, aber auch tiefste Abgründe. Jahrelang surfte ich so am Rande der Klippe und mir war die Gefahr gleichgültig.
    Es ist nicht so, dass ich mir den Tod herbeigesehnt hätte, aber ich konnte mich weder für noch gegen ihn entscheiden, sondern wollte es dem Schicksal überlassen.

    Und so entschied sich das Schicksal und bescherte mir eines Tages die Angst.
    Eine Angst die mich plötzlich überfiel und ein Gefühl, das schlimmer war als der Gedanke jetzt und gleich sterben zu müssen. Der Boden verschwand unter meinen Füßen, alles war plötzlich anders, niemand konnte mich mehr erreichen, ich war isoliert.
    Seit dem gab es keinen Rausch mehr, den ich hätte genießen können. Vor der Wirkung, war immer schon die Panik da. Und die Angst hielt mich fest im Griff und bestimmte von nun an mein Leben.
    Es gelang mir nicht mich von ihr zu befreien, so sehr und so oft ich es auch versuchte.

    Einzig was etwas Linderung verschaffen konnte war mein alter Weggefährte der Alkohol. Während wir früher zwar intensiv mit einander verbunden waren, uns aber nur unregelmäßig trafen, lud ich meinen langjährigen Kumpel nun immer häufiger zu mir ein. Er allein konnte die Angst bezwingen und in Schach halten. Ich war dankbar auch wenn ich wußte, dass dieser Deal irgendwann bezahlt werden musste. Aber das würde sich schon finden. Mein getreuer Freund war inzwischen täglich bei mir, die Angst war weit weg und eine Zeitlang schien es so ganz gut zu laufen. Doch dann bemerkte ich, dass mit der Angst auch die Freude gegangen war. Ich war wieder isoliert und dieses mal auch frei von jeglichen Emotionen. Ich lebte und fühlte mich doch schon tot.
    Und dann nahm ich meinen letzten Rest von Mut und blickte in die Zukunft. Emotionslos und vom Kumpel Alkohol ausgehöhlt und entkernt wollte ich nicht sterben. Nein, so nicht.
    Also heißt es den Kumpel wieder aus meinem Restleben zu schieben und zu hoffen, dass danach nicht schon wieder die Angst vor der Tür lauert und sich freudig die Hände reibt.

    Da ihr mich hier aber in den letzten rund 2 Wochen so tapfer begleitet und unterstützt habt und auch immer wieder zur Realität zurückgeführt habt, komme ich zu der Einsicht, dass ich mal langsam mit dem Verstecken und Verkriechen aufhören muss. Wird Zeit mal wieder vorsichtig den Kopf rauszustecken und endlich erwachsen zu werden.
    Zugegebener Maßen habe ich noch keinen Plan und keine Vorstellung wie es weiter gehen soll. Aber ich mache gerade die Erfahrung, dass ich auch Tage tiefster Niedergeschlagenheit auch nüchtern überleben kann. Das ist doch immerhin schon mal etwas positives :wink:

    Und das auch ihr schon die Erfahrung gemacht habt, dass die Reaktionen von Freunden auf eure "Alkoholoffenbarung" zunächst recht enttäuschend auf euch gewirkt haben, ist mir gerade auch ein Trost. Danke.

  • Moin bloona!
    Du machst genau das durch, was mich auch am Anfang gequält hat. Und da gibt es nur den Weg, es durchzustehen, hier zu schreiben und darüber zu reden.
    Toll finde ich, dass Du den Kopf nicht in den Sand steckst, sondern jetzt agieren willst. Klasse!

    Zitat

    Aber ich mache gerade die Erfahrung, dass ich auch Tage tiefster Niedergeschlagenheit auch nüchtern überleben kann. Das ist doch immerhin schon mal etwas positives

    Das ist etwas sehr positives! Das ist total toll, dass Du es jetzt schon kannst.
    Mach weiter, ich glaub an Dich!
    Beste Grüße
    drybabe

    never give up

  • Moin Bloona,

    diese Erkenntnis auch negative Situationen ohne Alk aushalten zu können ist doch sehr viel wert. Auch ich habe diese Erfahrung vor Kurzem gemacht.

    Ich freue mich für Dich, weiter so.

    LG Pink-Lady

  • hallo bloona...
    heute und morgen stehn ja die parties an...
    hab mal mitgelesen, wie du dir den kopf "zermarterst"..wie..ob...und überhaupt

    ich und viele anderen kennen das gefühl...

    ich hab es so gemacht...
    also die frage soll ich hingehn oder nicht... bauchentscheidung, wenn es mich zu einer party hinzog..dann bin ich gegangen...und andersrum

    natürlich hab ich mir n kopf gemacht..angst...usw.

    was ich dann gemacht hab: zu allererst hab ich mich umgesehen, wo getränke und gläser stehn, und was an antialk getränken da war....dann hab ich mir ein glas geschnappt mit o-saft und wasser gefüllt....und hab einfach das glas nicht mehr aus der hand gestellt...so war ich immer "trinkbereit" wenn irgendwelche reden oder jubelsprüche anstanden...;-)
    zumindest konnte ich so DIE situation gut überstehen, wo einem gläser oder tabletts vor die nase gehalten werden....

    zu den freunden und deren reaktion:
    wenn freunde nicht so reagieren wie du es gerne hättest...hmm....das ist doch normal...
    stellt dir mal wie neu und ungewohnt für deine freunde dies ist....da haben wir schon schwierigkeiten alles um diese krankheit herum zu begreifen...wie soll das dann ein aussenstehender? also geduld.

    ich habe nur mit mir wichtigen menschen darüber gesprochen....nicht am tel...in ruhe...und das waren alles sehr gute, hilfreiche gespräche.
    man muss es nicht der welt auf die nase binden...meinem erkenntnis..die welt will es gar nicht wissen....

    so..am schluss noch ein bissl (selbst)ironie zu der frage, geh ich auf party ...ja/nein...:
    am besten ist es, man kommt zu dem ergebnis: egal wie ich es mache ist es verkehrt..;-)
    in dem fall entscheidet man sich dann für die "angenehmere" alternative, denn verkehrt ist es ja eh. und wenn schon verkehrt, dann wenigstens angenehm..;-))

    gruss sinnfinder

  • Hallo bloona,

    Deine Freunde werden im besten Fall sagen "Find ich toll, daß Du das machst" und fröhlich Ihr Leben mit Alkohol weiterleben.
    Ein Rückfall Deinerseits würde zur Kenntnis genommen und Du würdest halt wieder trinken. Alles wäre wie vorher.

    Im zweitbesten Fall werden sie versuchen, Dich in irgendeiner subtilen Weise wieder zum Trinken zu animieren, da sie Mittrinker brauchen, um sich wohler zu fühlen und da fehlst Du ja nun.

    Im drittbesten Fall werden sie sich heimlich das Maul darüber zerreißen, daß Du Alkoholikerin bist und darüber sinnieren, was Du wohl alles unter Alkohol angestellt hast. Sie selbst sind natürlich weit davon entfernt.

    Alles wirst Du irgendwann entspannt aushalten müssen und können.
    Bei Alkoholismus geht es ausschließlich um Deine Entscheidung, nicht mehr zu trinken.

    Langfristig werden sie sich "einen Dreck" um Deinen Alkoholismus scheren, es betrifft sie einfach nicht.
    Zudem ist das Thema bäh - insbesondere wenn man selbst Alkoholmißbrauch / Suchtmittelmißbrauch betreibt - und das tun viele.

    LG Jürgen

  • Liebe Bloona,

    ich sage meinen Freunden und Bekannten ganz offen, dass ich nichts! mehr trinke. Die meisten fragen dann: Gar nichts mehr? Nein, gar nichts mehr. Wenn sie mich fragen warum, sage ich ihnen die Wahrheit. Das ich die letzten Jahre so viel getrunken habe, dass es nun einfach reicht. Da die Freunde einen in der Regel seit längerer Zeit kennen, wissen sie schließlich, dass ich dem Alkohol nicht abgeneigt war. Bei mir ist es dann eher so, dass meine Freunde anfangen zu überlegen. Teilweise geben sie zu, dass auch ihr Alkoholkonsum nicht ideal ist. Denen, den ich es gesagt habe, bieten mir erstaunlicherweise auch keinen Alkohol mehr an. Das hätte ich nicht erwartet. Meistens fragen die meisten doch: Willst Du heute auch nichts trinken... Für mich hat sich so der Eindruck ergeben, dass sie sehr wohl gemerkt haben, wie ernst mir die Sache ist. Die andere Reaktion ist pures Erstaunen.... Wie, ausgerechnet die trinkt nicht mehr. Ich kann doch darüber nur stolz sein. Sollen die anderen doch weiter trinken.

    Also ich kann den anderen Mitgliedern nur zustimmen. Ich bin wirklich noch ganz am Anfang, aber bei mir hat sich ganz viel! geändert. Mein Leben überrollt mich. Auch ich muß mich immer ermahnen: eins nach dem anderen. Mir sprudeln so viele Ideen durch den Kopf, die ich endlich!! umsetzen kann. Nicht gehändikapt durch den ewigen Kater.

    Mit Freunde gehe ich nun mit meiner Tochter shoppen. Wie oft hat sie mich gefragt.... Meine übliche Antwort: Nicht heute....
    Ich bin offener zu meinen Mitmenschen, freundlicher. Sage spontan allen möglichen Treffen zu. Denn ich habe etwas gewonnen, was sooo wertvoll ist: Geschenkte Zeit!!! Die nutze ich täglich.
    Ich könnte hier endlos schreiben.

    Bitte gehe in Dich und ziehe Bilanz. Auch Du hast sicherlich viele positive Ergebnisse. Viola hat recht, sicher kann man in der kurzen Zeit nicht alle Probleme lösen. Aber Du kannst es doch noch schaffen. Alles braucht seine Zeit.

    Umärmelung

    Pink-Lady

  • Hi,

    gerade eben habe ich Party Nr1 überstanden, Party Nr 2 ist am Montag.

    Eigentlich fühlte ich mich heute ziemlich ungefährdet, da ich schon um 17.00 Uhr auf der Party war und dort noch jede Menge Kinder rumtobten und ich ja ohnehin mit dem Auto da war.
    Nach 20 Minuten gingen allerdings die ersten Bierflaschen auf und weitere 5 Minuten später wurde mir ein Tablett mit gefüllten Sektgläsern zum Anstoßen vor die Nase gehalten. Ich lehnte ab, weil ich wenn ich noch fahren muss, lieber gar keinen Alkohol trinken würde (was früher nicht der Fall war). Den Anblick von Alkohol fand ich jetzt nicht schlimm. Und die Gesellschaft war jetzt zum Großteil eh nicht mein engster Freundeskreis, so dass ich, für die 2 Stunden wo ich da, war auch kein Problem hatte den Leuten beim Trinken zuzuschauen. Was mich aber schon erwischt hat, war der Moment, als eine Freundin mir ihr Sektglas direkt vor die Nase stellte und ich den Geruch des Alkohols mitbekam. Ok, also gucken geht - riechen besser nicht.
    Bevor ich aber drüber nachdenken konnte, bekam ich eine Mail auf's Handy von einer Kundin, dass ein Auftrag wohl schiefgelaufen wäre. Daraufhin war meine Laune endgültig im Keller und ich habe mich fluchtartig auf den Heimweg begeben und erstmal die Kundin besänftigt.

    Und jetzt kommt die Übung "Wieder runterkommen ohne Bier". :wink:

    @ Equinoxe: Noch ganz herzliche Gratulation zum Einjährigen!!!

  • Hallo bloona,

    warum bist du denn da überhaupt hingegangen? Und wieso Party Nr. 2 auch noch "überstehen"? Es geht doch nicht darum Risiken zu überstehen, sondern darum sie zu minimieren.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Bloona,

    schon mal darüber nachgedacht was ein Rückfall bedeuten würde oder warum tanzt du freudig mit der Faust in der Tasche auf dem Drahtseil ? Fingerbreit am Alkohol stehen und sich wundern das sie nach 5 Minuten schon saufen? Das sie Rücksicht nehmen weil du nun Alkoholiker bist?

    Nun empfehlen wir ja nicht umsonst ,ein Jahr auf auf alles was mit Alkohollastige Feste, Feiern oder Veranstaltungen zu verzichten . Dabei ein neues Leben fern des Alkohol aufzubauen.

    Als ich nicht bereit war mein Leben der Sucht anzupassen, solange hat sich die Sucht meinem Leben angepasst. Ich fiel von einer Trinkpause in die andere bis ich kurz den Tod vor den Augen hatte. Und nur weil ich zu bescheuert war und die Sucht unterschätzt hatte und dachte die Stirn bieten zu müssen.

    Lese dir mal die Grundbausteine durch, die ein sehr guter Wegweiser sind wenn du sie vorurteilsfrei für dich annimmst.

    @Antioge

    Zitat

    mensch, siehste, liebe bloona,
    Schritt für Schritt. Ich freue mich mit Dir.

    dein Kommentar verstehe ich nicht ganz? Über was freust du dich denn da das sie Konfrontation betreibt oder das sie es diesmal noch geschafft hat? Für mich ist das kein schritt in die richtige Richtung.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Antigone,

    Danke für deine Erklärung .

    Ich bin nur nicht hier um zu bekehren oder zu lehren . Ich kann mir auch nicht nach einem kurzen Austausch mit User ein Bild von Ihnen machen und ob nun Handtuch oder ein Umhängen von Mäntel für sie das beste ist . Habe ich keine Qualifikation und mute es mir auch nicht an. Dafür bin ich auch ja nicht da.

    Gerade am Anfang meines Weges, voll durchtränkt mit nassen Gedanken hätte ich das als Motivation angesehen um die nächste Party zu besuchen . Denn ich war ja gar nicht in der Lage um zu unterscheiden was gut für mich ist. Erfahrungen können schon mal tödlich sein , ein direkter ungeschönter Austausch, war es für mich nie. So gebe ich es weiter.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Einmal editiert, zuletzt von Hartmut (1. September 2012 um 23:10)

  • Hallo Bloona,

    vielen Dank für die Gratulation. Darüber habe ich mich wirklich sehr gefreut.

    Ich habe gestern einen Ruhigen gemacht und mir Zeit genommen, die letzten Jahre, speziell das Letzte, nochmal Revue passieren zu lassen. Wie sich alles entwickelt hatte.
    Vormittags bin ich zu der Tagesklinik gefahren, in der ich meine Entwöhnungstherapie hatte.
    Genau wieder wie im letzten Jahr mit dem Zug:
    Auf der Hinfahrt eine 12-er Gruppe Damen (denke Kegelklub), lauthals bechernd.
    Auf der Rückfahrt gleichgroße Gruppe Jugendlicher, gleiches Spiel.
    Ich brauche das absolut nicht mehr. Erzeugt in mir nur Ablehnung und nicht unbedingt bessere Laune. Ich gehe dem soweit es eben geht aus dem Weg.
    Stöpsel in die Ohren und aus dem Fenster schauen. Vom Geruch habe ich
    Gott sei Dank nichts mitbekommen.
    Ich brauch das nicht.
    Am Abend war Essen gehen mit der Familie angesagt. Sollte für mich schon ein kleiner "Gedenktag" werden.

    Ich schließe mich meinen Vorschreibern an, und rate Dir von solchen Spaziergängen in Krokodilsbecken ab. Speziell, wenn man noch nicht im Sattel sitzt. Du weißt selber, daß Du dort bestimmt noch nicht bist.
    So etwas kann schlagartig zu unbedachten Handlungen oder Sehnsüchten führen. Bei Manchen sogar erst eine zeitlang später.

    LG

    Martin

  • Liebe Bloona,

    ich kann mich da leider auch nur anschließen. Bei mir sind es auch erst 4 Monate ohne und ich gehe jedem Risiko aus dem Weg. Im Moment lasse ich mich nur zum Kaffee einladen oder ich weiß genau, dass meine Freunde nichts trinken. Um "richtige" Feiern mache ich einen Bogen.

    Was wäre passiert, hätte Dein Handy nicht geklingelt? Du schreibst, Du hättest keine Zeit gehabt darüber nachzudenken. Fragt sich natürlich, was nun hierbei herausgekommen wäre.
    Um mich weiter mit dem Thema Alkohol auseinander zu setzen, habe ich gestern ein Buch gelesen. Darin steht genau das Gleiche, was hier die erfahrenen Mitglieder schreiben. Die erste Zeit keine Veranstaltungen mit Alkohol.

    LG Pink-Lady

  • Ich danke euch für eure Hinweise und lasse sie nochmal sacken und vielleicht revidiere ich auch noch meine bisherige Planung bzgl. der 2. Party am Montag.

    Dennoch möchte ich erklären warum ich gerade so handele:

    Im Augenblick fühle ich mich noch relativ sicher, weil ich die letzten rund 2 Wochen, extrem hart fand (und noch finde) und mir noch absolut gegenwärtig ist, dass ich das auf gar keinen Fall noch mal von vorne durchmachen möchte. Ich denke die Gefahr wir erst größer, wenn ich mich demnächst (vermutlich) besser und trügerisch stärker fühle.

    Ich habe mich in den letzten Jahren schon sehr isoliert und so sehe ich Freunde fast nur noch ein paar mal im Jahr, wenn halt jemand Geburtstag feiert. Und gerade im Moment, könnte ich Freunde gebrauchen. Solche Freundschaften lassen sich aber nicht pflegen oder wieder aufbauen indem ich unter irgendeinem Vorwand einfach absage. Und am Telefon lässt sich (wie ich schon erfahren habe) schlecht über mein Problem reden. Ich fand den Kompromiss zwar hinzugehen, aber wenn es mir zuviel wird sofort Reißaus zunehmen in Ordnung.

    Aber wenn diese beiden Geburtstagspartys vorüber sind steht auch in den nächsten Monaten keine Feier mehr an. Und danach wird es sich in meinem Freundeskreis auch rumgesprochen haben, warum ich und Alkohol nicht mehr zusammen passen und ich brauche nicht mehr unter irgendeinem Vorwand abzusagen.

    Ich habe mir natürlich schon die Grundbausteine durchgelesen und ich nehme sie - wie auch eure Tipps und Empfehlungen - sehr ernst und sehe sie auch als Warnung. Aber zum Verinnerlichen gehören auch eigene Erfahrungen dazu.

    Ich habe kürzlich gelesen, dass 50 Prozent der Alkoholiker innerhalb der ersten 3 Monate rückfällig werden. Ich bin entsprechend auf der Hut.

    LG, Bloona

  • Zitat von bloona

    Im Augenblick fühle ich mich noch relativ sicher, weil ich die letzten rund 2 Wochen, extrem hart fand (und noch finde)

    Sorry, den Satz verstehe ich nicht. 2 (harte) Wochen ohne Alk geben Dir eine relative Sicherheit? Wenn ja, was für Eine?
    Die relative Sicherheit, nicht doch mal eben zuzugreifen, wenn Alkohol in Mengen armweit erreichbar ist und sich sowieso gerade alle daran festhalten? Beeinflußt durch irgendwelche äußere und innere Stimmungen und Launen? Auf der einen Seite angesagte Partystimmung, auf der anderen Seite die eigene seelische Verfassung? Ich hätte da für mich in diesem Stadium ärgste Bedenken gehabt. Gerade wenn man noch „in den Seilen“ hängt und mit Sicherheit noch irgend eine Sehn-“Sucht“ inne hat, fühlbar oder auch nur als leichte Dunstwolke.
    Du hast Dir zwar einen Sattel in die Hand genommen, was absolut Top ist. Aber noch hast Du kein Pferd, was Dich trägt. Stand der Dinge: Nicht mal ein Pony in Sicht. (Das war keine persöhnliche Wertung)
    Für mich wäre das zu dem Zeitpunkt, die Herausforderung in Reinstform gewesen. Risiko pur.

    Ich versteh Dich absolut, daß Du Dir gerade jetzt freundschaftlichen Beistand, vielleicht sogar Hilfe, wünscht.
    Vielleicht auch einfach mal nur Abwechslung. Endlich mal wieder raus.
    Mach Dir aber klar, was für Beistand bzw sogar Hilfe Du von Leuten erwarten erwartest oder erwarten kannst, die Du seit irgendwelcher Zeit nur noch zu Feiern triffst. Oder steht dort an, Deine derzeitige Lage auf einer Feier zu erörtern? Wahrscheinlich wohl eher weniger, zumindest nicht wahrlich ernsthaft.
    Bist Du, für Dich gefühlt, raus, wenn Du mal nicht kommen würdest? Hast Du keine Möglichkeit, sonstigen Kontakt außerhalb der „Feierzeiten“ zu diesen Leuten wieder herzustellen? Leben die dann auf einem anderen Planeten?
    Sorry, wenn ich so direkt frage, aber wenn ich Dich so lese, könnte ich meinen, Du lebst als Einsiedler abgeschieden oben in den Bergen. Einziger Außenweltkontakt vielleicht mal eine Frau mit Hund, die zufällig mal vorbeikommt und dann zum Opfer wird :)

    In wie weit ein jeder sich an diese Grundbausteine annähern kann, ist natürlich individuell verschieden.
    Ein jeder muß seinen eigenen Weg zu diesen finden und umsetzen können. Eine höchstmögliche Annäherung an diese Grundsätze.ist aber mit Sicherheit das primäre Vorgehen, um das Ziel zu erreichen.

    LG

    Martin

  • Hallo Martin

    Zitat von Equinoxe


    Sorry, den Satz verstehe ich nicht. 2 (harte) Wochen ohne Alk geben Dir eine relative Sicherheit? Wenn ja, was für Eine?


    Das liegt an meinen Angstzuständen - noch löst der Gedanke wieder Alkohol zu trinken eher Panikgefühle bei mir aus.
    Wird sich aber erfahrungsgemäß irgendwann ändern und in "Sch...egal-Stimmung umschlagen", erst dann wird es für mich gefährlich.

    Zitat von Equinoxe

    Sorry, wenn ich so direkt frage, aber wenn ich Dich so lese, könnte ich meinen, Du lebst als Einsiedler abgeschieden oben in den Bergen. Einziger Außenweltkontakt vielleicht mal eine Frau mit Hund, die zufällig mal vorbeikommt und dann zum Opfer wird :)


    Hm.. ja, fühlt sich in der Tat gerade so an. Aber realistisch betrachtet ist es natürlich nicht ganz so dramatisch und ich lebe auch nicht in den Bergen, sondern in einer Großstadt.

    Im Moment bin ich übrigens tatsächlich soweit, dass ich doch nicht Montag zu der Geburtstagsparty gehen werde. Ich habe einfach überhaupt keinen Nerv dort irgendwie irgendwas erfinden zu müssen,
    um den Leuten dort mein nur kurzes Erscheinen zu erklären. Außerdem ist so ein Kurz-Besuch auf einer Party, im Nachgang doch anstrengender als ich es mir vorgestellt hatte.

  • Hallo Bloona,

    Zitat von bloona

    Außerdem ist so ein Kurz-Besuch auf einer Party, im Nachgang doch anstrengender als ich es mir vorgestellt hatte.

    Warum? In wie fern? Das Schauspielern? Aufkommende Sehsucht? Der Gedanke, daß es nicht mehr wird wie früher? Daß sich was geändert hat?

    Zitat von bloona

    noch löst der Gedanke wieder Alkohol zu trinken eher Panikgefühle bei mir aus.
    Wird sich aber erfahrungsgemäß irgendwann ändern und in "Sch...egal-Stimmung umschlagen", erst dann wird es für mich gefährlich.

    Wann? Auf der nächsten Party? Angetriggert durch relaxen Umgang mit Alk?
    Mit einer gewissen Ironie: Kennst Du diesen Zeitpunkt? Erkennst Du ihn? Hast Du damit Erfahrungswerte?

    Nimm für Dich klar das Argument: Ist für mich zu gefährlich, statt einer Ausrede wegen der Ausreden. Es ist gefährlich!

    Du wirst Dir auch klar darüber werden müssen, daß es Trockenheit nicht zum Nulltarif gibt. Du hast selber geschrieben, daß Du irgendwann dafür zahlen mußt.

    Wie ist Deine Stimmung? Hast Du aktuell Druck, Sehnsucht nach Rausch?
    Wie wirst Du damit fertig?

    Hast Du nicht diese Woche einen Beratungstermin?

    LG

    Martin

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