• Liebe Forum-Mitglieder,

    ich weiß nicht genau, wo ich anfangen soll....

    Ich bin verheiratet, beide waren wir schon mal verheiratet. Er hat aus der Beziehung große Kinder (18+ / 2 Stück) und ich habe einen Sohn (Grundschüler).

    Mein Mann trinkt. Und das seit 30 Jahren (er ist jetzt Mitte 40). Sein Trinkkonsum täglich im Schnitt sind ca. 10-15 Bier, min. 1 Flasche Wein, manchmal Schnäpse. Er geht jeden Tag in die Kneipe. Seinem Beruf geht er nach und trinkt dort den ganzen Tag nicht, um dann abends seinen Speicher aufzufüllen.

    Teilweise ist er so betrunken, das er nicht mehr gehen kann, bekommt Krämpfe in den Beinen, ist rappeldünn, geht aber nicht zum Arzt. Abends bin ich mittlerweile froh, wenn er einfach nur einschläft.

    Er war nie körperlich aggressiv zu mir, wenn er getrunken hat, verbal unglaublich verletztend, das schon. Dann werden mir meine "schlechten" Gene vorgehalten, meine Schlampigkeit (kümmere mich mein Kind, um den Haushalt, Wäsche, Einkäufe, seinen Bürokram, koche, putze usw. - ach so, gehe auch noch Vollzeit arbeiten).

    Zwei mal kam es jetzt schon vor, das er mich körperlich angegangen hat. Blaue Flecke habe ich sowieso schon immer, vom Festhalten oder Beißen (das hat doch gar nicht weh getan - höre ich dann immer).

    Dann kommen wieder Zeiten, in denen er mir 100 Mal sagt, wie sehr er mich liebt, er läßt mich nie mehr gehen, er ist so froh, das ich da bin, er findet es so schade, das wir so wenig Freizeit miteinander haben, um dann am Wochenende lieber in die Kneipe zu gehen, als bei mir zu sein, um mit mir etwas zu unternehmen (und meinem Kind).

    Dafür gibt es natürlich 80tausend Ausreden: der hat noch was gebraucht, der hat was abgeholt, der wollte noch was fragen, hier musste er noch was anschauen. Und natürlich nervt ihn das alles, weil er ja viel lieber bei mir wäre.

    So langsam frage ich mich, ob ich nicht im falschen Film bin. Nee, eigentlich weiß ich es. ABER: ich komm' von ihm nicht los. Jede verbale Ablehnung stürzt mich in Verzweiflung.

    Er ist oft auf Montage. Ist es ihm langweilig, ruft er ständig an und schreibt SMS, sind seine Kumpel bei ihm, reagiert er schroff und abweisend, ruft nicht an, obwohl vesprochen usw. Wenn ich mich darüber aufrege, ist er tagelang beleidigt und dann geht der Psychoterror los: er könne nicht damit leben, das ich so einen Terror veranstalte, er schmeißt sein Handy weg oder holt sich ein Handy, dessen Nummer nur seine Geschäftspartner erhalten usw. Und ich bin wieder die Blöde.

    Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll...die Worte passen nicht zu seinen Taten. Ich kann seinen Worten nicht mehr glauben.

    Tschuldigung für den langen Text, wollte gar nicht so viel schreiben, aber ich könnte noch 10 weitere Seiten vollschreiben.

    Danke für's Lesen.

    Mitzu

  • Hallo liebe Mitzu,
    erst mal möchte ich dich umärmeln und dich herzlich willkommen heißen hier.
    Außer das mein xy nicht in die Kneipe geht, kommt mir das seeeeehr bekannt vor und ich kann mich leider darin wiederfinden wie du dich fühlen mußt. Vor allem kann ich sehr gut nachvollziehen wie weh es tut verbal so runtergeputzt und erniedrigt zu werden.
    Es würde mich sehr freuen, wenn du deine "angedrohten" weiteren 10 Seiten schreibst. Denn ich weiß, das es sehr gut tut, sich Luft zu verschaffen vor und mit Leuten, die dasselbe, oder ähnliches wie du erlebt haben. Und dann würde ich mich noch mehr freuen, wenn du anschließend von dir schreibst und wenn das dann doppelt so viele Seiten würden als die 10 angedrohten über deinen Mann, dann wirst du sehen und spüren, das du auf dem Weg der Besserung bist, sein wirst.
    Weißt du, ein Rezept, deinen Mann trockenzulegen, gibt es weltweit nicht. Aber ein Rezept nur für dich hast du in dir selbst. Horch mal in dich rein. Nimm dir Zeit für dich, nur für Dich. Lass mal deinen Mann im Kopf und Bauch und Herz beiseite. Vor allem lies hier im Forum, schreib alles auf, was dich bewegt, interessiert ect. Du wirst merken, das wir hier alle im selben Boot schippern. Du bist also definitiv mit deinem Kummer nicht alleine. Aber den ersten Schritt dazu must du tun.
    Liebe Grüße, Broti

  • Liebe Broti, liebe Anderen,

    also ich fange an:

    Meinen Mann habe ich vor ein paar Jahren "kennengelernt" Kennengelernt daher in Anführungszeichen, weil wir uns schon Jahre vorher vom Sehen kannten.

    Mich hat dieser Mann von Anfang an fasziniert. Schien mir so unabhängig von anderen Meinungen, so autark, stark, selbständig. Wir fingen also eine Beziehung an und es war von Anfang an chaotisch.

    Mein Sohn - war ihm erst mal nicht wichtig (dazu später mehr), meine Freunde - mochte er nicht (und sie ihn nicht), meine Familie - mochte er nicht (und sie ihn nicht), meine Arbeitskollegen - auf die war er eifersüchtig.

    Wir haben sein Ding gemacht, sind in die Kneipe, in die er immer ging und geht, habe seine Freunde kennengelernt (die mich mochten und mögen), habe seine Familie kennengelernt (die mich mochten und mögen).

    Irgendwann habe ich dann rausbekommen, das er mich über Monate hinweg mit seiner Exfrau betrogen hat. Natürlich wurde er dazu "gezwungen" und wollte das gar nicht. Ich hab's nicht akzeptiert, aber nachdem dann sofort Schluß war, hingenommen und....bin bei ihm geblieben.

    Meine Freunde hielten mich für völlig bescheuert und wahrscheinlich haben sie damit sogar Recht.

    Ich bin eine extrovertierte Frau, die aber auch die leisen Töne hört und spürt. Meinen Sinn für die kleinen, schönen, wichtigen Nebensächlichkeiten, die das Leben angenehm machen, konnte ich mir direkt abschminken, meine Liebe zur Musik auch, außer es war die Musik, die er auch hörte. Bücher, die er gelesen hat (schätze mal so 30 im Leben) waren toll, Bücher, die ich gelesen habe, natürlich blöd.

    Er kommt erstmal überall toll an. Ist eloquent, witzig, unterhaltsam. Ich war das auch mal. Mittlerweile glaube ich, nicht mehr.

    Es gab ganz außerordentliche Eifersuchtszenen, ohne Grund, ich wurde bei Festen oder Partys ganz einfach sitzengelassen, ohne eine Cent in der Tasche, ohne Auto, nichts. Weil er sich irgendetwas eingebildet hat.

    Jedenfalls habe ich jetzt arge Selbstbewußtseinsstörungen, befinde mich in einer Therapie, aber auch die Therapeutin verzweifelt langsam an mir, weil ich keine Besserung zeige. Sprich, auf und davon und meine eigene Haut retten.

    Er ist eifersüchtig auf meine Vergangenheit, spricht in äußerst ätzender Weise dann von mir mit sehr schrecklichen Schimpfwörtern.

    Aber ich bin ja die Beste, er läßt mich nie mehr gehen, er bleibt immer bei mir, er liebt mich ja so.

    Jedenfalls solange, wie ich seinen Ansprüchen genüge oder nach seiner Pfeife tanze. Sobald ich mal eigene Ansprüche habe, mache ich...Terror... ich terrorisiere ihn, habe kein Feingefühl, bin ein Egoist.

    Er stößt mich mit seinem beleidigendem und kränkenden Verhalten in tiefste Tiefen, straft mich mit Schweigen, vermeidet Körperkontakt, als hätte ich die Krätze. Weil ich es gewagt habe, Forderungen zu stellen oder unbequem zu werden. Dann weiß er nicht mehr, ob er das noch lange aushält, weil ich wirklich so schrecklich bin.

    Eine schlechte Mutter bin natürlich auch. Habe mein Kind nicht im Griff. Mein Kind, der letzte Woche sagte: Mama, es hat Vorteile, wenn Du Dich trennst: Du hast wieder Deine Familie und außerdem ist der doch sowieso immer nur besoffen. Und dann sage ich mir, stimmt, mein Mann hat tatsächlich recht, ich bin eine schlechte Mutter, eine gute Mutter würde ihrem Kind sowas nicht antun.

    Und eine selbstbewußte Frau auch nicht.

    Ich will das nicht mehr. Ich will lachen, leben, lieben. Ich will mich abends auf Zuhause freuen, ich will einen Partner, der mich und mein Kind respektiert, der einen freundlich und liebevoll behandelt, der nicht jeden Tag voll ist. Der verantwortungsbewußt ist. Der ein guter Mensch ist.

    Das ist er nicht.

    Und es geht noch weiter...

    Mitzu

  • Liebe Mitzu,

    herzlich willkommen hier im Forum.
    So wie du es beschreibst, klingt es so, als hätte dein Mann große Probleme, dich als eigenständigen Menschen wahrzunehmen. Denn es scheint, als würde er jedes Mal, wenn du ihm in deiner Eigenschaft als eigenständiger Mensch (eigene Bücher, eigene Musik, eigene Interessen ...) bewusst wirst, (verbal) aggressiv und das mit dem Erfolg, dass er dich dann wieder „in seine Spur“ bringt und dich wieder ungestört als Teil seiner selbst betrachten kann.
    Mit Liebe hat das wohl eher wenig zu tun, auch wenn er das noch so oft wiederholt.
    Er (ge-)braucht dich, klar. Du hast ja beschrieben, was du alles managst ...
    Aber möchtest du nicht viel lieber für das gemocht und geliebt werden, was dir selbst wichtig, lieb und teuer ist? Für die Art, wie du als individueller Mensch, als Mitzu eben bist?

    Was sind denn aus deiner eigenen Sicht die Gründe dafür, dass du nicht einfach gehst?
    Was hält dich innerlich zurück?
    Denn eigentlich gäbe es keinen Grund, freiwillig in dieser Situation zu bleiben.

    Viele liebe Grüße von
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Liebe Lea,

    ja, was hält mich in der Situation.

    Meine private, finanzielle Situation ist nicht so toll. Zwar gehe ich arbeiten, aber durch eine vorher gescheiterte Selbständigkeit bin ich auch insolvent. D.h. Wohnungssuche...schwierig.

    Dann, ich habe so viel für ihn aufgegeben, so viel investiert, jetzt schon wieder am Ende? Eine private Insolvenz?

    Dann, ich kann schlecht alleine sein. Jetzt bin ich zwar einsam, aber nicht alleine.

    Aber ich glaube, der wichtigste Punkt ist der, davor Angst zu haben, das wenn ich einen Schlußstrich ziehe, das ihm das ziemlich egal ist. Also die ganze Zeit einer Illusion aufgesessen bin. Diese Denkweise ist zwar ziemlich erbämlich, aber ich glaube, das ist der Hauptpunkt, das ich egal bin. Und das kann ich (noch) nicht ertragen.....

    MItzu

  • Liebe Mitzu,

    ja, wenn es immer so einfach wäre, das, was man erkannt hat, einfach umzusetzen ... das kenne ich gut, dieses Gefühl „aber jetzt sind wir doch schon so weit gekommen, das darf doch alles nicht umsonst gewesen sein“ ... das Problem ist nur, je länger man festhält, desto mehr „investiert“ man, desto zäher hält man dran fest ... es ist ein Teufelskreis.
    Mir hat es eigentlich immer geholfen, mir ganz konkret zu überlegen, was ich trotz Einschränkungen (finanzielle Lage) ... usw. in die Tat umsetzen könnte – z.B. eine eigene Wohnung. Und irgendwann fange ich dann tatsächlich an, nach diesen Dingen die Augen offen zu halten, und siehe da: auf einmal ergeben sich Lösungen.
    Aber ich weiß auch gut aus eigener Erfahrung, dass man den Punkt, an dem man dann wirklich so weit ist, sich einzugestehen, dass man gescheitert ist mit dieser Beziehung, nicht erreichen kann, indem man sich selbst dazu zwingt.
    Der Moment wird kommen, sei dir dessen gewiss, denn du hast schon sehr viel durchschaut.
    Bis dahin versuche dir selbst etwas Gutes zu tun. Dein Selbstwertgefühl ist im Keller (seins, wie du ihn beschreibst, sogar noch mehr, gerade weil er dich so herunterputzen muss).

    Ich wünsche dir die Kraft, eine Entscheidung zu treffen und die nötigen Schritte in die Wege zu leiten.

    Ganz liebe Grüße
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Liebe Mitzu,

    noch ein kleiner Nachtrag: vielleicht möchte „das Leben“ dich mit dieser verunglückten Beziehung auch etwas vorwärts bringen auf dem Weg zu dir selbst. Vielleicht sollst du auf die Erkenntnis stoßen, dass es gut sein kann, allein zu sein und sich selbst genug zu sein.
    Denn zu diesen verunglückten Beziehungen gehören ja immer zwei. Du (ge-)brauchst ihn, um nicht allein zu sein, er (ge-)braucht dich, um sich groß und stark zu fühlen (und vielleicht um ebenfalls nicht allein zu sein).
    Insofern seid Ihr „quitt“.

    Liebe Grüße von
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Hallo teddamitzu,

    er beißt dich?! :shock:

    Das ist ja voll eklig und widerwärtig. Körperliche Gewalt geht echt gar nicht! :evil:

    Ich wünsche dir, daß deine Grenze bald erreicht ist.

    Die Energie, die du ins Überleben steckst, könntest du auch ins Leben stecken. Der Austausch mit den anderen Angehörigen kann dich gut dabei unterstützen, neue Wege zumindest in Erwägung zu ziehen.

    Lieber Gruß,

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ja, beim Beißen habe ich auch gezuckt ... aber symbolisch passt es – sich den anderen „einverleiben“, bis nichts mehr von ihm übrig ist ...

    ... uah.

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Zitat von teddamitzu


    Er stößt mich mit seinem beleidigendem und kränkenden Verhalten in tiefste Tiefen, straft mich mit Schweigen, vermeidet Körperkontakt, als hätte ich die Krätze.


    Liebe Mitzu,
    Du schreibst wieviel er konsumiert und deutest an wie er aussieht, verhärmt, abgemagert. Bei den Alkoholmengen kollabiert auch der Stoffwechsel. Es riecht muffig, säuerlich oder nach Azeton. Jedenfalls nicht nach menschlicher Wärme, Frische oder Verführung. Dann schreibst Du: "Er vermeidet Körperkontakt als hätte ich die Krätze." Tatsächlich hat er die Krätze. Deine Krätzemetapher beinhaltet aber noch etwas anderes, eine Verletzung der Körpergrenze durch Parasiten.
    Als ich mit dem Rauchen aufgehört habe hatte ich ein Döschen mit Zigarettenkippen. Wenn mich Rückfallgelüste quälten habe ich den Deckel aufgemacht, daran gerochen und mich gefragt: "Willst Du dir das jetzt wirklich einverleiben, hast Du danach Sehnsucht?" Ich habe dadurch nie wieder geraucht.
    Wenn Du es Dir innerlich leisten kannst Deinen Sinnen zu vertrauen und hinzuriechen, frage Dich mal: Will ich seinen Atem einatmen, will ich ihn in mir haben, macht mich diese Nähe glücklich???
    Bei Dir ist wohl gerade einiges sehr verdreht. Wenn meine NochEhefrau mir zu nahe kommt sehe ich erst mal ihr struppiges, talgiges Haar. Sie dünstet das Gift mit den Poren aus, obwohl sie "nur" 3 bis 4 Flaschen Wein/Sekt am Tag trinkt. Zusätzlich schleppt einen Nikotinschleier mit sich herum. Ich gehe dann auf Distanz, Nähewünsche kommen da überhaupt nicht auf.
    Wieso also hast Du die Krätze? Ich wünsche Dir ein paar Tage am Meer, damit sich Deine Sinne regenerieren. Ich wünsche Dir, dass Du Dich selbst wieder liebenswert finden kannst und dass Du lernst eine liebevolle Mutter für Dich selbst zu sein. Viel Kraft für Dich!
    Hiob

  • @Linde: stimmt, ich stecke meine Kraft ins Überleben, aber nicht ins Leben!
    Hiob : Er findet sich toll, gutaussehend, der Beste halt. Ich mache mir bewußt sein Aussehen bewußt. Hört sich jetzt komisch an, aber ich zwinge mich dazu, hinzusehen.

    Ganz neutral und objektiv, soweit das möglich ist, zu beobachten. Ich glaube, das ist schon mal ein erster Schritt. Ich brauche die Distanz, ich muss diese Distanz aufbauen, einfach als Schutz. Ich will mich nicht mehr verletzen lassen. Und trotzdem entdeckt er immer wieder eine Lücke in meinem Panzer.

    Ich rieche auch bewußter. Ich rieche seine Fahne, seine Alkoholausdünstungen, seinen Schweiß. Und es ist eklig. Ich beobachte, wie er sturzbetrunken und völlig überheblich in einen Baumarkt geht (er ist Handwerker) und die Verkäufer distanziert bis überheblich reagieren und es ist mir seit Neuestem so unendich peinlich, das ich mich dann räumlich von ihm distanziere. Er merkt das nicht.

    Ich habe ihm gestern gefragt, was er eigentlich für mich tut? Wann er für mich da ist? Sobald ich nicht so bin, wie er es will (immer gut gelaunt, lustig, belastbar, geduldig usw.) ist alles toll. Fordere ich von ihm etwas, bin ich eine Stalkerin, die ihn terrorisiert. Er kann das nicht, das will er nicht, er packt das nicht, dann müssten wir uns trennen. Um dann 4 Sätze weiter zu sagen, das er doch nicht von Trennung reden würde.

    Versteht Ihr, was ich sagen will? Ich komme mir vor wie in einer Wäscheschleuder, mal links, mal rechts rum, mal quer durcheinander. Aber welche Richtung jetzt gerade dran ist, weiß nur er. Ich frage mich oft, ob ich ihn einfach falsch verstehe, ob ich so dumm bin, den Kontext zu erkennen. Wenn ich nachfrage, habe ich Bildzeitungs-Niveau.

    Wir waren im Urlaub. Zu dritt, mit meinem Kind. Ich hatte arge Befürchtungen vorher. Auf der einen Seite freute ich mich auf den Urlaub mit meinem Kind, sah es evtl. als Chance. Herauskam eine Katastrophe. Mein Kind ist unerzogen, anstrengend, nervend. Bei jedem extra-Eis, um das mein Kind gebeten hat (wir hatten AI), hat er vorgerechnet, wie viel Taschengeld noch übrig sei. Bei jedem Spiel (da gab es Billard und so ein paar weniger Zockerspiele abends - gebührenpflichtig) hat er Nein gesagt oder wieder vorgerechnet. Sandburgen sollte mein Kind gefälligst selber bauen, es wäre alt genug (ich habe trotzdem mitgebaut), mal ins Wasser mit meinem Kind oder mal Wasserball gespielt, exakt 2x im Urlaub. Wie mein Kind isst: ist ja ekelhaft, es kleckert. Mein Kind hat eine Muschel im Sand gefunden, stecknadelkopfgroß und perfekt geformt. Ich war hingerissen. Er hat noch nicht mal einen Blick dafür gehabt. Die Freunde, die mein Kind im Urlaub gefunden hat, waren durchweg wohlerzogen, lustig und gute Kinder. Mein Kind natürlich nicht.

    Es war ein Alptraum. In diesem Urlaub ist etwas in mir zerbrochen. Ich habe mir vorgestellt, er sei tot und habe...nichts....gefühlt.

    Seit diesem Urlaub bin ich distanziert. Ich heule nicht mehr und bin nicht mehr verzweifelt, wenn er mir wieder Gemeinheiten an den Kopf wirft. Ich denke mir nur, Du bist ein assozialer Mensch, der mir gar nichts sagen kann und darf.

    Heute muss er wieder arbeiten und ich bin froh darum, Ruhe zu haben.

    Ich glaube, nicht nur der Alkohol hat ihn zu dem werden lassen, was und wer er ist. Es hat lange genug gekokst (10 Jahre exzessiv - jetzt nicht mehr) und auch da sind einige Hirnzellen abgestorben.

    Ich habe auch keine LUst mehr, mich um seine Kinder zu kümmern. Plus Enkelkind. Warum? Wer kümmert sich um mein Kind?

    Ach, das ist alles so ermüdend. Und sinnlos.

    MItzu

  • Liebe Mitzu,
    da hast du schon einen sehr wichtigen Ansatz. Du übst dich in Distanz. Das ist sehr gut. Genauso hast du die Möglichkeit die Dinge und Geschehnisse dadurch mit Abstand zu beobachten. Mit Abstand kann man auch oft besser die Feinheiten erkennen und auch beginnende Agressionen schon im Ansatz erkennen. Das könnte dir ermöglichen solchen verbalen oder körperlichen Attacken frühzeitig auszuweichen und deinen Schutzpanzer zu verstärken. Ich kenne, wie zu Beginn schon kurz erklärt, diese verbalen und körperlichen Aggressionen und ich kann aus Erfahrung sagen, als ich das erste Mal aus Distanz (und ich muß dazu sagen, ich hab mich gezwungen dazu, obwohl mein Herz bis zum Halse schlug)mir das Theater anhörte, bin ich nicht mehr darauf eingegangen, habe nicht mehr geantwortet. Bin aufgestanden und hab mich anderweitig beschäftigt. Klar ist xy stinkig geworden, klar hat er weiter rumgebrüllt. Aber ich habe nur zweimal wieder geantwortet, er möchte mir das bitte nochmal sagen, wenn er nüchtern ist, so hätte das keinen Sinn. Seine Wutausbrüche gingen ins Leere. Nun, da er meinen Standpunkt kennt, schweigt er, weil er weiß, das ich nicht zuhöre. Da er täglich betrunken ist, schweigen wir also. Ich bin nur abends zu Hause und schlafe dort, also gibt es keine nüchternen Gespräche, weil er abends anfängt zu trinken.

    Sollte er dir wieder körperlich gefährlich werden, hast du mit Distanziertem Blick die Möglichkeit vorzubeugen. Hast du ein Handy? Speicher die Nr. der Polizei ein und mit einem Tipp aufs Handy hast du die Helferlein am Apparat. Am besten ohne Vorwarnung. Einfach wählen und Hilfe anfordern. Sollte er dann nicht aufhören, sind die rubbeldiekatz da und erklären ihm auf der Wache gerne neue Umgangsformen und du hast Ruhe und Hilfe aus dieser Situation herauszukommen. Vor allem wird er geschockt sein über deine ungewohnte Reaktion, mit der er definitiv nicht rechnen wird. So stopfst du ihm das M... und er wird sich überlegen, ob er es ein zweites Mal wagt.

    Dann ganz wichtig!! Dein Kind!! Alleine für dein Kind ist es wichtig aus dieser Situation herauszukommen. Meine Kinder sind schon erwachsen, aber sie haben die letzten 10 Jahre voll mitbekommen, obwohl ich immer wie verrückt drauf geachtet habe, das nichts zu ihnen dringt. Fehlanzeige!! Kinder haben feinste Antennen für sowas und saugen wie ein Schwamm Verhaltensweisen von uns auf und verinnerlichen diese. Indem du dich schützt, schützt du auch dein Kind. Es ist also deine Pflicht, etwas zu unternehmen.

    Mach dir bewußt wie wiederlich und ekelhaft er ist. Wie er riecht, schmeckt, ect. DAS HILFT, WENN DICH DER MUT VERLÄSST. Und eventuell überkommt dich vorteilsweise WUT. Die beflügelt dich und wird dir helfen, deinen Worten Nachdruck zu verleihen.

    Gruß, Broti

  • Dieses Wäscheschleuderdenken kenne ich auch. Jaaawolllll. Nix für ungut, aber wenn ich rumgeschleudert werden will, gehe ich auf ne´ Kirmes.

    Liebe Mitzu,
    tu dir selbst was gutes und tu das einzig vernünftige. Hör nicht mehr hin. Hinterfrag nicht seine Anschuldigungen. Zieh dir seine Erniedrigungen nicht mehr rein. Er wechselt seine Ansichten wie andere die Unterwäsche. Du gibst ihm dadurch nur die Gewissheit, das er dich erwischt hat, dich damit verletzen kann. Warum, weshalb, wieso kannst du dir schenken. Ein Alki weiß nicht mehr, was er gesagt hat am nächsten Tag oder eine Stunde später. Es ist ihm egal. Der Zweck ist nämlich erfüllt, wenn er eine Gegenreaktion von dir damit erreicht hat; er hat einen Grund um zu saufen. Punkt. Das ist der Zweck seiner Aktionen. Saufen und sonst nix.

  • Zitat von teddamitzu


    Versteht Ihr, was ich sagen will? Ich komme mir vor wie in einer Wäscheschleuder, mal links, mal rechts rum, mal quer durcheinander. Aber welche Richtung jetzt gerade dran ist, weiß nur er. Ich frage mich oft, ob ich ihn einfach falsch verstehe, ob ich so dumm bin, den Kontext zu erkennen. Wenn ich nachfrage, habe ich Bildzeitungs-Niveau.MItzu


    Mitzu, was Du erlebst ist Gehirnwäsche. Die Folterknechte totalitärer Staaten wenden ähnliche Strategien an, um politische Gegner zu zerbrechen. Erde Dich mit Wahrnehmung, wie Du schon begonnen hast. (Riechen, Hinsehen, Fühlen)
    Schütze Euch vor Übergriffen, wie Broti schon schrieb. Du musst das nicht aushalten!
    Hiob

  • Liebe Mitzu,
    ich rate dir, wenn Du Zeit hast, hier ein wenig herumzulesen.
    Du wirst feststellen, dass sich in ALLEN Schilderungen eins immer wiederholt.....die verbalen Angriffe (manchmal auch nicht nur verbal...). Und die Partner (innen) genau wie Du Achterbahn fahren Hueh und Hott. Waescheschleuder, eben.
    Das ist fast schon symptomatisch. Weil es ein Symptom ist! Ein Symptom seiner Krankheit. Auch das "Kleinmachen" und "Runterputzen Deines Selbstwerts".....das hat System!
    Ich fand das damals ungeheuer erleichternd. Alles was mich irre machte, wo ich dachte "Spinn ich" und es mir ja auch von seiner Seite mehr oder weniger so untergeschoben wurde "Du spinnst"......
    Genau wie Broti lass ich das jetzt absolut ins Leere laufen. Ist er angetrunken, red ich kein Wort, KEIN verd...einziges Wort mit ihm! Noch nicht mal "Hallo". Meistens geh ich sogar mit dem Hund sofort aus dem Haus. Denn selbst wenn ich mich nicht provozieren lasse, das Gebrebel geht auch im Selbstlauf weiter, ich will das gar nicht hoeren muessen. Denn es verletzt ja trotzdem.
    Ich geh also Gassi und komm nach ner Weile wieder, wenn er schlaeft.
    PUNKT.
    Nun trinkt meiner nicht taeglich. Bei Spiegeltrinkern kann das so aussehen, wie bei Broti. Es wird gar nicht mehr geredet!

    Und vor allem, nimm es nicht ernst. Man braucht es nicht ernst zu nehmen. Meiner hat mich mit Alk intus schon mehrfach aus der Wohnung gewiesen "Nimm Deine drei Plastiktueten und hau ab"....und ich sass da, sah mich schon Obdachlos ...... und am naechsten Tag redete kein Schw... mehr davon. Also brauch ich mir das erst gar nicht reinziehen....

    Das ist der erste Schritt!

    Lass es nicht mehr an Dich ran, am Besten Du sorgst dafuer, dass Du es erst gar nicht hoerst. Falls aus dem Haus gehen wegen dem Kind nicht moeglich ist, zieh Dich sofort in ein anderes Zimmer zurueck, antworte nicht, geh nicht drauf ein! Kein Blickkontakt, schau Fern solang, schau auf den Bildschirm........

    Dann koennen zwei Sachen passieren ...... entweder es macht ihm dann keine Freude mehr, ist ja langweilig so allein, und er hoert auf.....oder es macht ihn aggressiv. Wenn Du Zweiteres befuerchtest........Telefon in Reichweite! Und dann auch benutzen!

    Gruesse, Lindi

  • Hallo, teddamitzu! Ich bin ja auch erst gerade dabei mich selbst (wieder) zu finden. Von daher nicht die geeignete Person dir Tipps zu geben.

    Aber meine Meinung und dir (und mir!) vielleicht dadurch Mut geben, das moechte ich! Gut finde ich ersteinmal , dass dir sein schlechtes Verhalten (z.B. in den Ferien) bewusst wird auch wenn du vielleicht nicht darauf reagierst.
    Typisch fuer Menschen mit solchen Problemen, ist, dass sie alles so vereinfachen, wenn sie keine Argumente haben. Nein, glaube mir du bist nicht dumm :twisted: , sondern gerade dabei ihn zu durchschauen. Wobei auch nachfragen erlaubt ist. Aber fuer ihn ist das unangenehm. Da kommt dann das.. Bildzeitungs- Niveau als Rettung herbei.

    Also, das mit dem Gerueche wahrnehmen ist wirklich wahr. Ich hatte auch im letzten Halbjahr ein extremes Problem damit. Der Schweiss riecht ja schon anders , ich glaube selbst die Fuesse (es ist ja auch toxisch dieses Zeugs) und habe immer seine Pantoffeln nachts in den Flur gestellt....als er eine Woche nicht trank ( wegen seinem Unfall) haben die Pantoffeln nicht mehr gestinkt...Zufall?...wenn man dannn noch dazu bedenkt, dass sich (Depressiv) Alkoholiker meist nicht richtig pflegen ....wird schon der Geruch zum Problem. (igitt...)Sorry aber im Moment bin ich ziemlich wuetend ...(die Wutphase kommt ganz bestimmt...)

  • guter Plan Lindi!! Kein Blickkontakt. Jetzt, wo du es erwähnt hast, fällt es mir auch auf. Das hilft. Stimmt, schau ihm nicht ins Gesicht, schau einfach auf den Bildschirm, zähl meinetwegen die Pixel im TV und lenk dich damit ab, aber reagier nicht auf ihn.
    SPAß AN - Hunde mögen es glaub ich auch nicht, wenn man ihnen lange in die Augen schaut. Die beißen dann gerne, hab ich mal gelesen. Also, wer will sich schon beißen lassen. Ziemlich niedriges Niveau 8) Sollte dein Mann beim pinkeln anfangen das Bein zu heben, brauchst du ihn nur beim Tierheim abgeben. - SPAß AUS.

    Liebe Mitzu, Lindi hat es auf den Punkt gebracht. So kannst du dir und deinem Kind helfen. Ich hab mein Handy mittlerweile fast als Implantat dabei und immer voll geladen am Start. Ich hab es sogar einmal überdeutlich langsam aus meiner Hosentasche voooorsichtig auf dem Wohnzimmertisch plaziert und plöpp wars still in der Bude :wink:

  • Liebe Lindi, Broti, Hiob und alle Anderen,

    er schläft, in voller Montur und sturzbetrunken auf dem Sofa.

    Nachdem er mir eröffnet hat, das er sich überlegt, arbeitsmäßig ins Ausland zu gehen, damit dann Schluß (mit mir ) ist, das wäre besser für mich, ich soll mich verpissen, er geht sofort, um dann jetzt hier zu pennen.

    Geschwätz. Überlege wirklich ein Foto zu machen, nur für mich, und immer wenn ich ins Zweifeln komme, schaue ich mir das Foto an.

    Ich guck sowieso in die Luft oder auf den Fernseher, wenn es zuviel wird, dann schweige ich einfach. Das ist für ihn nicht auszuhalten. Sobald ich ihn angucke, kommt sofort: was guckst Du denn so bescheuert oder einfach nur ein "Was isss....?". Heulen ist auch ganz schlecht. A) zeige ich dann eine Schwäche, die ich nicht mehr zeigen will und B) ist er dann natürlich sofort in einer überlegenen Position.

    Ich würde ihn stalken, weil ich ihn angerufen habe. Abends auf einer Sauftour. Oder wenn er in seiner Kneipe ist und ich wage anzurufen, um zu fragen, wann er kommt. Das muss ich mir verkneifen. Um meiner Willen. Ich sitze nur immer auf glühenden Kohlen, bis er heimkommt. Wie ist er drauf, was war los usw.

    Das Schlimmste (mit Schlimmste) sind die Annäherungsversuche. Augen zu und durch, denke ich mir dann. Und bin in einer anderen Welt. Lehne ich ab, ist ein riesengroßes Theater da. Solange bis ich mir denke, ok.....du schaffst auch das.....lass' ihn einfach das benutzen, das bist nicht du, das ist nur dein körper. Dazu muss ich sagen, das ich als Kind von meinem "Onkel".....daher kenne ich das Gefühl.

    Oh Gott, furchtbar.

    Und dann kommt wieder dieses Mitleid. Mitleid mit dieser armen Kreatur, mit diesem Stück Mensch und das Verantwortungsbewußtsein, so einen armen Menschen doch nicht wegschmeißen zu können.

    Provoziert mich aber immer dazu, selbst zu gehen. Wäre, wie gesagt, besser für mich, sagt er (und hat sogar Recht damit) und wenn ich nicht gehe, sagt er, zeig doch mal, wie stark du bist. Andererseits, wenn ich entgegne, er soll doch gehen, geht er nie.

    Ich nehme seine Aussagen nicht mehr für voll oder doch voll schon, aber nicht mehr Ernst. Früher konnte er mich damit schocken, heute nur noch ganz selten und auch nur dann, wenn ich es zulasse. Und das will ich nicht mehr.

    Und übrigens, er fährt zwar des öfteren sturzbetrunken, aber in den Baumarkt habe ich ihn gefahren. Ich trinke mal ein Cola Bier, ansonsten nur Wasser oder Cola oder Kaffee.

    Das ist alles so verlogen. Er sagt, er isst nichts mehr, weil er im Hungerstreik ist (das ist er öfter), aber dann im Kontext aus dem Gespräch mit seinem Kumpel höre ich, das er sich vorher Schnitzel mit Pommes reingezogen hat. Das ist so krank.

    Distanz - meiner Meinung nach der einzige Weg....und zwar weg.

    Mitzu

  • Hallo was du da durchlebst klingt nicht gesund für dich,willst du überall Hornhaut bekommen/züchten auf der Seele etc.
    Nutze deine Restkraft für dich.
    Mitleid mußt du mit ihm nicht haben ,eher mit dir?!
    Ich sah vor 6 einhalb Jahren in meinen XY etwas ,was sich zu retten lohnte(dachte ich) gerne wollte ich ihm ein Lächeln schenken!!

    Er nahm mir meins und der Alkohol übernahm ihn inzwischen völlig.
    Das Zeitfenster ohne Alkoholaufnahme wurde immer kleiner,zuerst trank er ,,nur,, abends, dann stand er auch nachts auf um nachzufüllen und seit einiger Zeit trinkt er schon am nachmittag.
    Die Sucht beherrscht ihn .da ist kein Platz mehr für reale Partner.
    In deinem Fall finde ich extrem was du dir alles so bieten läßt,warum ist das so? Hast du das Gefühl das du keine bessere Behandlung (Respekt) verdient hast?

    Sei du gut zu dir ,wenn er es schon nicht ist und lebe dein Leben es kann doch nur besser werden.
    Viel Kraft und liebe Grüße R..

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