• Hallo Oldie,

    ja, das habe ich schon beobachtet; sobald ich nach einer stressigen Zeit weniger Stress in der Uni habe, fühle ich, dass ich mich mehr mit den Problemen zu Hause auseinandersetze.
    Aus diesem Grunde habe ich die Besuche zu Hause auch momentan eingestellt, das kann ich nicht gebrauchen. Mir geht es echt gut und ich habe das Gefühl, dass ich die Tipps, die ich beim Coaching wg meiner Prüfungsangst gelernt habe, nun auch richtig anwenden kann. Aber sobald dann noch der Stress mit meinen Eltern dazukommt, kann ich das Ganze nicht mehr verpacken.

    Ich verspüre auch das Bedürfnis, richtig Distanz zu schaffen. Also sowohl finanziell aus der Abhängigkeit rauszukommen, als auch emotional. Ich habe zB nun mit meinem Freund den Deal, dass ich bei ihm waschen kann- seine Wäsche packe ich dann dazu und wir haben beide einen Vorteil.
    Sollte ich dann wirklich ein eigenes Auto haben, die Wäschefrage auch geklärt sein, brauche ich auch nicht mehr bei meinen Eltern übernachten. Das wird ihnen zwar auch nicht schmecken, aber ich mag nicht mehr. Also von daher ist der finanzielle Ausblick nicht so rosig, aber er hat auch viele Vorteile. Bisher hatte ich mehr Geld, aber eben diese Abhängigkeit von meinen Eltern. Ich denke, ich komme dann auch mit weniger Geld aus, wenn ich dafür freier bin.

    Danke, dass du diese Selbständigkeit nochmal betonst. Mein Verstand sagt mir, dass mir ein schönes Leben zusteht und dass ich für MICH leben kann und eben nicht lebe, um meinen Eltern zu helfen.. Aber es ist so unglaublich schwierig, wenn dir als Kind von Anfang an eingetrichtert wurde, dass Kinder ihren Eltern helfen müssen, damit sie später mal nicht ins Heim kommen, wo sie schlecht behandelt werden. Prinzipiell wurde diese Abhängigkeit von meinen Eltern schon von Anfang an vorbereitet und nun werden diese Strippen gezogen.
    Ich habe momentan das Gefühl, dass meine Eltern vermehrt Druck machen, da mein Geschwister bald auszieht, mein Freund nun weg ist und sie wohl denken, dass ich nun eher bereit bin, Zeit mit ihnen zu verbringen. Und zudem geht es auch meiner Mutter schlechter. Ich habe jegliche Versuche abgeblockt.
    Ich weise meine Eltern schon ständig darauf hin, dass es ihre Probleme sind, nur sie diese verbessern können und natürlich, dass ich keine Eheberaterin bin. Diese Hinweise sind allerdings immer fix vergessen- ich habe das Gefühl, es geht rechts rein und links raus.
    Daher auch der komplette Kontaktabbruch, bis die Prüfungen hinter mir liegen. Ich habe nichtmal das Bedürfnis, mit ihnen zu telefonieren- es gibt nichts, worüber wir uns unterhalten könnten. Nix.

    Danke, dass du mich bezügl. meiner Einstellung gegenüber der Beraterin unterstützt. Ich bin dort hingegegangen mit dem Gedanken, dass sie Spezialisten auf dem Gebiet sind. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass ich in der Co-Abhängigkeit gestärkt werde.
    Nuun, ich muss nun auch wieder an den Schreibtisch, lernen.
    Danke fürs Lesen und deine Rückmeldung!

    Natalie

  • Hallo Natalie
    Also das Therapeuten nicht immer bieten (können) was man dort eigentlich aufgrund ihres Titels(Studiums) erwartet ,habe ich ja erst letzten Monat in der Gruppe erlebt.
    Meine Schilderung eines Vorfalls (nichts dolles) überschritt schon die Grenze der Therapeutin(mit gleich 2 Titeln) und veranlasste die dazu mich dort sowas von bloszustellen das ich fix und fertig war.
    Viele Therapeuten brauchen selbst einen Therapeuten heißt es im Volksmund und es scheint was dran zu sein.
    Ein Therapeut sollte gefestigt sein und auf jeden Fall seine mögliche eigene Geschichte nicht mit auf die Arbeit bringen (vermischen) .Hör lieber auf dein Gefühl,denn da liegt doch das Problem von Angehörigen und COs ,dauernd wird ihnen ihre Wahrnehmung kleingeredet /relativiert im zusammensein mit den Alkoholikern.Immer sind die anderen falsch ,schuld, haben sich verhört, verstehen sowieso nix,,alles nur nicht zugeben das der Alkoholiker(Eltern) denken müßte irgendwas liegt an ihm!
    Blos nicht.

    Denk an dich und dein Leben /deine Zukunft,lass dir nichts anderes einreden und vor allem hab keine Schuldgefühle ,es ist dein Recht als Mensch(auch als Kind)
    Klar kriegen deine alten Herrschaften Panik wenn auch das letzte Kind flügge wird ,denn was wird dann passieren? Sie haben nur noch sich selbst,keiner ist mehr Puffer ,federt ab und hoffentlich fällt dann ihr ganzes Lügengebäude zusammen und sie handeln endlich mal erwachsen und verantwortungsbewußt, denn das haben sie bisher nicht getan.
    Denn wenn du nachgibst ,dich weichkochen läßt ,verdrehen sich nochmehr die Verhältnisse ,du bist nicht deren Mama/Papa,ist nicht dein Part ,sie können/dürfen das nicht einfordern.
    Sie haben ihr Leben so gelebt wie sie es wollten und du hast jedes Recht der Welt darauf das auch zu tun.
    LG R..

  • hi zimttee
    ich kann den anderen nur zustimmen. Vertraue deinen gefühl oder sprich mal mit einer anderen beraterin in der sucht stelle.
    Ich habe z.b. eine vollig andere aussage erhalten.. Es ist nicht deine baustelle was deine eltern so treiben. Wenn sie nichts ändern wollen oder auch nicht können. Dann ist es leider so. Du hast es ja irgendwie akzeptiert und nun muß du an dich denken...
    Vielleiicht kannst du ja irgendwie sparen und dir z.b. Eine waschmaschiene kaufen... Z.b. Auf raten und da tut es auch eine preiswerte für die ersten jahre oder eine gebraucht... In großen supermärkten hängen bei uns oft zettel mit solchen suche oder verkaufen zettel aus. Ich habe da schon manches schäppchen bekommenz.b. Kühlschrank für 50 euro.

    Warum willst du unbedingt verbeamtet werden? Eine bekannte ist lehrerin und ärgert sich heute immernoch warum sie das gemacht hat. Zumal sie viele finanziellen nachteile hat. Dasfängt schon bei der krankenversicherung an. was bei 3 kindern echt teuer wird...

    Bleib auf deinen weg und viel glück bei den prüfungen...

    Lg
    topas

  • Hallo Ihr,

    wahnsinn, schon wieder sind 4 Wochen vergangen.
    Jetzt, wieder mit etwas Distanz, sehe ich, dass ihr natürlich recht habt.
    Ich habe die letzten Wochen viel an meinem Studium gewerkelt und daher versucht, die Probleme mit meinen Eltern außen vor zu lassen.
    Ich habe sie auch seit 5 Wochen nicht mehr gesehen.
    In der Zwischenzeit habe ich meine letzte schriftliche Prüfung geschrieben und hätte auch meine Abschlussprüfung gehabt. Hätte.
    Nun war es so, dass ich sie in Psychologie absolvieren sollte. Prinzipiell habe ich daran Spaß.
    Die Prüferin gab Themen vor, aus denen ich mir welche aussuchen konnte. Unter anderem entschied ich mich für "Eltern und Familie". Ich hab nichts böses geahnt- ging es doch ums Thema Schule.
    Ich bekam dann ein paar Texte aus Lehr- und Handbüchern von der Professorin, die ich lernen sollte- und ZACK. Ging es natürlich nicht nur um Schule, sondern um Erziehung an sich. UND vor allen Dingen darum, was Eltern so alles anrichten können, wenn sie denn psychisch krank sind. Puh- das hat mir den Boden untern den Füßen weggerissen, stand da doch das komplette Verhalten meiner Mutter in meiner Kindheit. Von "verhalten sich eher nicht responsiv und unempathisch" bis hin zu "neigen dazu, negative Verhaltensweisen des Kindes überzubetonen". Welche Erziehungsstile diese Eltern bevorzugen, wie sie sonst so mit dem Kind umgehen und welche Probleme dies beim Kind auslöst und welche Konsequenzen es fürs Leben des Kindes hat.

    Das war hart, wenn plötzlich und unerwartet alles aufgestochen wird, womit man gar nicht so rechnete.
    Mit dem Ergebnis, dass es mir ganz schön auf den Magen geschlagen ist- Magenkrämpfe, Herzklopfen, die Schrift ist mir vor den Augen verschwommen, dass ich diese Texte nicht mehr lesen konnte, mir wurde schwarz vor Augen, bin an einem Tag sogar umgekippt, musste mich übergeben.. etc. An dem Tag, bevor ich das Thema zu lernen begann, war alles in Ordnung, ich freute mich auf die Prüfung. Und mit dem Thema gings bergab.
    Ich war dann einen Tag vor der Prüfung beim Arzt und wurde ausm Verkehr gezogen. Meine Ärztin sagte, dass ich wohl einiges erkannt habe durch die Fachliteratur und dies zu einer akuten Stressreaktion geführt hat und sie an meiner Stelle auf keinen Fall in die Prüfung gehen würde. Zack.
    Mitlerweile geht es mir wieder besser. Ich kann mir nun viele meiner Probleme erklären, weiß, dass mir manche Fähigkeiten, die Kinder gesunder Eltern haben, einfach fehlen- meine Eltern besitzen sie auch nicht, wie soll ich es also lernen? Ich habe auch erkannt, wie diese Familiendynamik im Detail läuft. Es gab dazu 4 Seiten Text, die erklärten, wie meine Eltern in ihrem Muster hängen bleiben und dabei standen dann wortwörtlich Papas Manipulierungssätze wie "Familie hält zusammen" blup. Es passte alles wie die Faust aufs Auge- als ob jemand meinen Vater studiert und ein Buch dazu geschrieben hätte.

    Tja.. So liege ich nun im Bett und warte darauf, wieder zu Kräften zu kommen. Die Tagen waren schon stressig genug udn dann noch das.

    Es wird aber wieder =) Nur mir ist nun bewusst geworden, wie wichtig eine Therapie für EKAs ist. In der Kindheit läuft soviel schief, auch wenn man es nicht bewusst merkt.

    Nachdenkliche Grüße,
    Natalie

  • Hallo Natalie
    Was glaubst du wie es mir ging,da hab ich kopfgesteuert und mit Hilfe des Forums geschafft die Trennung von xy diesmal durchzuhalten,weil ich mir im besonderen vor Augen führte was da auf mich zukommen könnte/würde wenn er so weitersäuft und dadurch zum Pflegefall (oder vorzeitigen Tod)würde und bum, passierte genau das jetzt meinem Exmann (ablauf wie aus dem Lehrbuch für Alkoholiker) dazu noch eine Woche vorher der Tod meines Vaters.
    Ich kann also sehr gut nachfühlen wie es dir gerade geht.
    Ich habe erst gehofft,dann gekämpft ,mich dann ergeben und zuletzt bin ich sogar vor Erschöpfung oder auch Weltflucht sogar tagsüber ins Bett gekrochen..........es war wirklich schlimm ,ich bin gerade dabei mir aus diesem Zustand wieder auf zu rappeln.
    Liebe Grüße und viel Kraft wünsche ich dir.
    R..

  • Hallo Zimttee,
    Du Arme ..... aber allein schon bei der Themenwahl (Du hattest es irgendwann schon mal erwaehnt), dachte ich, Du haettest das absichtlich gemacht. Sozusagen, weil Du das "von innen" kennst. "Nichts dabei gedacht" ....glaub ich nicht.....ein Teil von Dir hat sich sehr wohl was dabei gedacht. Und ich denke mal, dass es fuer Dich als Mensch auch wichtig ist/war, was da jetzt passiert ist.
    Eben zu sehen, dass alles, was Dich so belastet, immer noch, eben ganz Lehrbuchmaessig ablauft. Das nimmt doch irgendwie auch Druck raus, oder? Also nimmt den persoenlichenTouch, den Makel ..... und auch die "Schuld" .....die Dir ja immer noch nachschleicht oder Dir eingeredet wird.
    ----
    Kannst Du denn ein anderes Thema waehlen, auch wenn es u.U. Verzug bedeutet?
    Um das Ganze so weit zu verarbeiten und zu ent-persoenlichen wie es noetig waere, um vor einer Pruefungskommission ganz locker und souveraen darueber zu reden, wirst Du wohl noch viel mehr Zeit benoetigen.
    Kommt nicht so gut rueber, wenn Du am Pruefungstag vor der Kommission kalte Schweissausbrueche hast und kotzen musst.....und noch nicht mal erklaeren kannst, weshalb. Und irgendwas von Pruefungs-Stress murmeln musst .... was ja dann auch noch dazu kommt. Ausserdem.
    ----
    Pfleg Dich erst mal ein bisschen ..... und dann ueberlegen, wie es weitergeht.
    Gruese, Lindi

  • hallo Zimttee

    schon kraß... aber ist es nicht auch irgendwie erleichternd? --- angst hab, vllt. blöde Frage~~

    wenn mal die Wellen durch sind und Ruhe einkehrt
    siehst Du dafür jetzt vieles in einem ganz anderen Licht und kannst noch besser für Dich sorgen, als Du es eh schon die ganze Zeit tust.

    Ob das jetzt unbedingt Dein Prüfungsthema werden muß, weiß ich allerdings auch nicht...

    Wie ist das jetzt - Du mußt die Prüfung nachholen weil Du krankgeschrieben warst? oder?

    LG Nys

  • Hallo ihr,
    danke für die Rückmeldungen!

    Ja, etwas mehr als eine Woche ist seitdem vergangen.
    Ich war krank geschrieben und kann die Prüfung natürlich später antreten, wenn meine Prüfer wieder Zeit für mich haben. Einen neuen Termin habe ich noch nicht. Ich habe, wie Renate schon schrieb, vieeel geschlafen. Immer, wenn ich wollte- Zeit hatte ich ja ^^

    Ja, ich denke, diese Momente haben wir hier im Forum wohl alle, wenn die Augen aufgehen. Als ich hier erkannte, dass auch meine Mutter sterben wird und ich mir hier nur was vormache, wenn ich glaube, dass die Erkenntnis sie irgendwann erleuchten wird.. Aber irgendwie hat dieses Wissen nun an meiner Basis gerüttelt. Vielleicht habe ich es vorher nicht richtig erkannt und eben durch die Fachliteratur das Ausmaß gesehen.

    Ich glaube, ich habe bisher ihren Suchtbeginn auf irgendwann um mein 5. Lebensjahr gelegt. So weit reichen meine Erinnerungen jedenfalls. Ihre Alkoholvergiftung dürfte gewesen sein, als ich 4 oder 5 war. Wahrscheinlich eher 5. Mein Geschwister konnte damals schon laufen und ist jünger.
    Aber durch diese Texte erkannte ich ihr Verhalten von vorher als krankhaft- und das schon, seit ich denken kann. Sie war in meinen Erinnerungen nie die liebevolle, empathische Mutter. Immer gereizt, unfair, unangenehm. An allem war ich Schuld, ich war immer schlecht, nicht gut genug, verwöhnt (wovon denn? von nicht gesetzten Grenzen?) und ungezogen. Sie lief damals fluchend durchs Haus und ich fühlte mich schon als Kleinkind mies. Diese Rückmeldungen bekam ich dann auch von meinen Verwandten (ebenso krank wie Mutter).

    Eine konkrete Situation war, als ich etwa 2 oder 3 Jahre alt war. Das Geschwister grad geboren und ich total ängstlich und eifersüchtig. Ich sollte unten alleine auf dem Sofa sitzen bleiben und meine Mutter ging mit dem Baby einen Stock höher zum Wickeln. Ich bin ihr auf der Treppe hinterher, habe mich an ihr festgehalten und sie löst einfach so meine Hand von ihrer Hosentasche, dass ich die Treppe runterfalle. Von fast ganz oben. Statt dass sie mich tröstet, hat sie mich geschimpft und mir die Schuld gegeben. Ich war damals etwa 3 Jahre alt, jedenfalls noch nicht im Kiga.
    Und das kam alles durch diese Texte hoch, dabei waren die Ereignisse irgendwo versteckt oder begraben. Diese Gefühle, an die ich mich so konkret nicht erinnern kann, die aber doch immer da waren. Ich fühlte mich damals hilflos- ich sollte schlecht und ungut sein. Aber wie werde ich besser?
    Und jetzt lese ich diese Texte, alles wird mir wieder bewusst- und vor allem erkenne ich, dass ich gar nicht so schlimm war- sondern sie einfach krank. Schon so früh. In den Texten stand, dass psychisch kranke Mütter gar nicht in der Lage sind, responsiv und empathisch mit Kindern umzugehen und sie so zu erziehen, wie sie es bräuchten. Auch, wenn die Mütter ihre Rolle als gut empfänden. Den Kindern können sie nicht gerecht werden. Diese Kinder haben dann von Anfang an einen schlechten Start ins Leben und gegenüber anderen Kindern dicke Nachteile. Nach allem, was ich zu Leistungsentwicklung, Persönlichkeitsentwicklung etc gelesen habe, merke ich, dass ich allein anscheinend wirklich eine starke Leistung erbracht habe. Nach allen Voraussetzungen, die meine Eltern mir gaben, hätte ich kaum eine Chance auf einen höheren Schulabschluss oder ein Studium. Ich hatte nie emotionale Unterstützung, niemals. Es wurde immer alles runtergespielt. Meine Eltern haben mir oft nicht viel zugetraut- wollten mir sogar das Abi und das Studium ausreden, da ich mir sonst das eigene Grab schaufle. Ich wurde nicht zur Selbständigkeit oder Selbstregulation erzogen, mir fehlen doch die ein oder anderen Fertigkeiten.
    Und das wurd mir nun alles klar in den letzten Tagen. Quasi meine Defizite, die ich auf jeden Fall aufarbeiten muss.
    Anscheinend sind das die Defizite, die die EKAs haben, wie man sie vielfach hier nachlesen kann. In den Texten wurde mir alles vor Augen geführt.

    Ich habe mir jedenfalls nichts böses dabei gedacht- immerhin hat es ja einen Schulbezug. Da sind eben die klassischen Ansätze, wie man mit den Eltern der Schüler umgeht- die Eltern wollen nur die besten Noten fürs so tolle Kind und der Lehrer muss dann erklären, dass die 4 oder 5 doch korrekt ist. Diese Ecke etwa. Aber natürlich, im Nachhinein, hat mich das Thema schon angezogen. Ich erinnere mich daran, wie ich die Liste las und an dem Thema hängen blieb.
    Ja, Lindi, genau so ists- es ist alles lehrbuchmäßig! Wirklich- ich erkenne, dass ich im Prinzip das Kind war, das, so hart es klingt, vor dieser Mutter hätte geschützt werden müssen, solange sie sich nicht behandeln lässt. Und genau da hat mein Vater versagt. Der, der immer noch keine Verantwortung übernimmt. Früher ließ er mich hängen als Kind, nun schiebt er mir die Verantwortung für allen Sche*ß zu. Ich soll der Lückenfüller sein. Das war übrigens auch Thema der Texte- es gibt Übergangsphasen im Familienlebenszyklus. In einer befinden sich meine Eltern nun, auch die letzten Kinder ziehen aus. Nun merken sie, dass sie alleine sind und können die Augen vor ihren Problemen nicht mehr verschließen- wieder soll ich herhalten und einspringen, dass sie ihre Probleme nicht mehr sehen - oder, noch schlimmer, lösen- müssen. Statt dass sie mal endlich selbst Verantwortung übernehmen. Pustekuchen.

    Mein Vater war beim letzten Telefonat wütend- war ich doch schon seit 5-6 Wochen nicht mehr zu Hause. Dann wurde mir vorgehalten, dass ich aber noch meinen Freund besuche und ich sollte Rechenschaft ablegen, wann ich zuletzt bei ihm war. Und das wg 5-6 Wochen, in denen ich 3 wichtige Prüfungen hatte. Eine Freundin war deswegen seit Weihnachten nicht mehr zu Hause und das ist okay.
    Aber das ist der Punkt- ich merkte, dass es nicht um mich oder mein Wohlergehen geht- sondern nur um meine Eltern. Ich werde instrumentalisiert und als Puffer missbraucht, damits für meine Eltern erträglicher wird. Sche*ß drauf, was mit meinen Prüfungen ist. Soll ich mich halt so nicht anstellen. War ja schon bei der letzten Prüfung im letzten Prüfungsblock der Fall, dass ich mich auf sie verließ und in der Woche vor der Prüfung nach Hause fuhr. Sie haben sich richtig Mühe gegeben, sich danebenzubenehmen. Mutter rannte sogar heulend in Unterwäsche durchs Haus. Auch was neues.


    @ Nys, ja, ich denke, es ist schon das beste.
    ich hatte ein langes Gespräch mit der Ärztin- von Psychosen, schizophrenen Phasen, Depressionen (bekommen 36% bis zu 60% der Kinder von daran erkrankten Eltern auch- Infos aus dem Handbuch-- ich fand die große Anzahl erschreckend) bin ich jedenfalls weit entfernt ihrer Meinung nach. Aber der Prozess der Reflexion hat nun vollständig eingesetzt, was sie begrüßt- ich solle dies für eine Therapie nutzen, um das aufzuarbeiten. Joa.
    Ich merke nun, dass in mir eine Wut aufkommt. Mir liegt vor Augen, was falsch gelaufen ist, was sie mir damit antaten und wie sie immer noch versuchen, mich in die Rolle des Erwachsenen zu drängen (der ich nun zwar bin- aber dennoch dürfen sie zum Teufel die Verantwortung nicht auf mich abwälzen). Irgendwie habe ich gar kein Bedürfnis mehr, mit ihnen zu sprechen. Über Ostern werd ich im Urlaub sein, um Kraft für die Prüfung zu tanken. Das wissen sie bisher nicht.

    Ich werde das Thema nun behalten. Jetzt ists zu knapp, es zu wechseln. Ich werde mich im Urlaub damit in kleinen Portionen auseinandersetzen- jeden Tag ein bisschen. Der Vorteil des Themas ist, dass ich sogar kleine Details wie die %-Zahlen oben direkt beim ersten Lesen behalten habe. Das werde ich mir zu Nutze machen. Ich habe drei Themen in der Prüfung und werde dieses Thema als letztes angehen- so bleiben vielleicht nur noch 5-10 Minuten dafür übrig. Und ich werde versuchen, den Schwerpunkt auf die Eltern-Lehrer-Zusammenarbeit zu lenken. Dann komme ich um das Unangenehme herum.

    Tja.. Ich hab jedenfalls noch etwa 2-3 Wochen- denke, es wird nicht vor Semesterstart losgehen. Die meisten Prüfer nutzen die Zeit, um mit ihrer Familie in Urlaub zu fahren.

    So, das Ausko*zen musste mal sein. Aber ich habe das Gefühl, ich sehe so klar wie noch nie bisher. Ich fühle mich auf jeden Fall befreit und losgelöst. Was auch daran liegen kann, dass ich mich so lange nicht mehr mit meinen Eltern befasst, da nicht getroffen, habe. Es gibt mir jedenfalls Kraft für die kommende Zeit- die wird bestimmt nochmal ätzend. Die Reaktion meines Vaters war wohl nur der Vorgeschmack auf das, was sie nun von mir erwarten, da das Geschwister auszieht. Aber die letzte Zeit zeigte mir, wie gut es werden kann, wenn ich sie lange Zeit nicht mehr sehen kann.

    Viele Grüße,
    Natalie

  • guten Morgen Natalie

    he Du hörst Dich richtig gut an! Die Wut ist genau das richtige, die geht wieder vorbei - aber im Moment ist sie das was Du brauchst um abzuheben -über der "Baustelle" zu kreisen wie ein Raubvogel und mit klarem Blick die Zusammenhänge zu erkennen. Du kannst so stolz auf Dich sein, wie stark und frei Du bist!

    Daß Du Ostern im Urlaub bist und nur so kleine Stücke lernst, find ich super. Ich weiß nicht ob Du die letzten Einträge bei mir gelesen hast.... da wo ich mein Erlebnis mit der Kellertreppe beschrieb. Jedenfalls ist mir grad beim Lesen ganz anders geworden, als ich Dein Erlebnis las. Auch bei mir kommen in solch unvorhergesehenen Erinnerungsmomenten die Gefühle seltsam stark hoch. Meine Mutter war keine Alkoholikerin - aber alles was Du schreibst kenne ich auch. Mich hat sie nicht auf's Aufbau-Gym gelassen, obwohl sich die Lehrer und sogar der Pfarrer dafür einsetzten. - OK beschuldigt wurde ich nie (von meinem Vater) - aber
    es gab immer etwas woran meine Mutter mich klein und häßlich machte. o je da kommt auch meine Wut schon wieder hoch.~~~~~ hey aber Du wirst sehen, je mehr Abstand Du zu Deinem Elternhaus bekommst - um so besser geht es Dir. Ich bin meiner Mutter jetzt wieder näher gekommen. Aber es hat zuerst Jahre gebraucht in denen ich endlich mal ihren Einfluß komplett gecuttet habe.

    Wünsche Dir viel Energie und Lebensfreude bei den Vorbereitungen auf die Prüfung! Es ist Dein Thema und eigentlich ist es etwas worauf Du stolz sein kannst - Du hast viel Kraft bewiesen, Dich nicht unterkriegen lassen und es ist fast ein Wunder, daß wir nicht verrückt geworden sind- nicht wahr?

    LG Nys

  • Hallo Nys,

    Viele Ostergrüße aus meinem Urlaub - euch allen. Ich lese alle eure Beiträge :) ich glaube, es geht nicht im Speziellen um das Verhalten alkoholkranker Mütter, sondern um das Verhalten psychisch kranker, belasteter Mütter bzw Eltern. Das sagen zumindest meine Fachtexte.

    Viele Grüße,
    Natalie

  • Hallo ihr!
    Es ist schon wieder 2 Wochen her, dass ich zuletzt in meinem Faden geschrieben habe.
    Soviel zu meiner Zukunft:
    Die Situation mit meinen Eltern hat sich verschärft; insofern, dass sie nun extrem an mir klammern und auch Druck ausüben. Sie wollen mich nun dazu bringen, mich häufiger bei ihnen zu melden bzw öfter vorbeizuschauen. Notfalls wird eben massiver Druck ausgeübt, sie teilen mir mit, dass ich mich zu melden habe.
    Ich habe in der letzten Zeit ein Buch von Klaus Hurrelmann - Drogengebrauch, Drogenmissbrauch gelesen. Dort werden verschiedene Theorien zur Suchtentstehung/Suchtfestigung vorgestellt. Unter anderem ging es auch darum, wie sich Suchterkrankungen in den Familien festigen und über Generationen weiterverbreiten. Dort habe ich im Detail meine Familie wiedergefunden. Es wurde von diesen "Wir können nicht ohne dich"- "Wenn du jetzt gehst, brauchst du nicht wiederzukommen"-Wechselbädern berichtet. Genau diese Spielchen meine ich, bei meinen Eltern nun entdeckt zu haben. Ich habe das Gefühl, dass sie nun härtere Geschütze auffahren, um mich an sich zu binden.

    Also habe ich nun die Konsequenz gezogen und diesen Referendarsplatz bei ihnen in der Gegend abgesagt, da ich die Befürchtung hatte, dass sie mich nicht mehr in Frieden lassen würden und dass sie auch gar nicht eingesehen haben, dass ich mit Ende 20 sowas wie mein eigenes Leben verdient habe. Ich hatte den Eindruck, dass sie meinen, dass ich so lange bei ihnen am Tisch zu sitzen habe, wie ich noch nicht verheiratet bin.

    Zudem habe ich nun endlich die nötige Zeit, um mich einer Therapie zu widmen. Heute habe ich mich um einen Platz bei einer zentralen Stelle informiert- Wartezeit bis 2014. Allerdings nur 4 Wochen, wenn ich privat zahle oder Privatpatient bin. Eine Sitzung kostet 90 Euro. Nunja, in 1 Woche erfahre ich, ob es in 4 Wochen einen Platz in meiner Gegend gäbe und werde dann gucken, ob ich es irgendwie bezahlen kann. Ansonsten muss ich halt noch ein halbes Jahr +- warten.

    Ich hoffe, es geht euch allen gut?

    Viele Grüße,
    Natalie

  • Hallo liebe Nathalie,

    ich glaube, diese Entscheidung gegen den RefPlatz in der Nähe deiner Eltern ist gut, vor allem gut für Dich selbst.

    Du schützt dich hier im richtigen Maß und sorgst für dich. Das ist unglaublich weitsichtig und stark, finde ich.

    Heißt das also, du beginnst dein Ref dann erst im nächsten Anlauf? Ich glaube, es ist garnicht schlecht, wenn du dir Zeit für dich selbst nehmen kannst, nun auch vor dem Ref, da es sicher nicht von Nachteil ist, sich auch grade vor dieser Aufgabe ein wenig mehr noch zu festigen...

    Ich würde auch sehr gern, und zwar unbedingt vor dem Ref, noch eine richtige Therapie anfangen, weil ich einfach das Gefühl habe, dass ich dem Ganzen so, wie ich gerade bin, garnicht standhalten kann (wobei es sicher doch gehen würde :) Irgendwie geht es ja doch immer)... Deshalb bin ich jetzt schon am Überlegen, wie ich das am besten zeitlich alles organisiere. Das einzige was mir im Kopf rumschwirrt ist das mit der Therapie und der Verbeamtung. Aber man hört immer öfters, dass das nur ein "Geist" sei, der sich da so festgesetzt hat bei allen und es letztendlich keinen Unterschied macht, inwiefern man schon psychotherapeutische "Erfahrungen" gemacht hat.... Weißt du da mehr?

    Du hörst dich klar an und das klingt gut :)

    Wo wohnst du dann in der Zwischenzeit zwischen Ende Studium und Ref?

    Viele liebe Grüße von Miriel

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Hey Miriel,
    Ja, ich denke schon, das die Entscheidung gut war. So, wie sich meine Eltern momentan verändern. Mir scheint, als ob sie sich in aller Verzweiflung an mich klammern, statt endlich an sich zu arbeiten.
    Es geht so einfach nicht mehr.
    So komme ich vom Regen in die Traufe. Ich habe jetzt so lange ohne wirkliche Unterbrechung geackert. So wäre ich von Stress in super Stress gekommen, zusätzlich noch meine hilf- und verständnislosen Eltern auf den Schultern, sie glauben, dass ich noch öfter vorbei kommen kann, weil ich in der Nähe wohne.
    Zusätzlich muss ich aktuell noch eine Progression meiner Erkrankung verpacken und weiß noch nicht, was dadurch auf mich zukommt.
    Die Erfahrung meiner Versicherungssuche war, dass eine Therapie ein Hindernis gewesen wäre.wie dass bei einer Verbeamtung wäre, weiß ich nicht. daher will ich selbst zahlen, um nichts UN der Akte

  • Hallo Natalie,

    immer kleine Schritte, du machst es wirklich gut. Ich wäre froh gewesen, wenn ich in deinem Alter schon so weit gewesen wäre. Mach weiter so! Entweder sie merken die Veränderung deinerseits und gehen auf dich zu oder du musst akzeptieren, dass sie sich nie ändern werden. Ähnlich wie bei unserem A-Thema.

    Sich von den Eltern zu trennen war für mich viel schwieriger als von meinem Exmann. Sie sind ein Stück von einem selbst. Aber auch sie dürfen gewisse Grenzen niemals überschreiten.

    Erst als ich wirklich die Hilfe meiner Eltern brauchte (ich war in existenzieller Not).Liebe, Unterstützung, Trost wie auch finanzielle Hilfe (sie haben viel Geld), habe ich in aller Deutlichkeit ihr wahres Denken gesehen, mir anhören müssen wie lieblos und kalt sie eigentlich sind. Sie haben mir mit nichts geholfen. Hatten mich wieder wie zur Kinderzeit alleine gelassen. Und ich Idiot bin immer wieder an diese Mauer zum Betteln gerannt. Gebettelt nach Liebe. Sie haben bis heute nicht verstanden, was ich eigentlich will.

    War immer ein liebes Kind, hatte ihnen nie Sorgen gemacht. Das war der Fehler.

    Die Hilfe, die sie mir letztendlich anboten, sah so aus: Schulterklopfen und die Worte: " Ruf an, wenn du jemanden brauchst zum Reden, ich bin ja auch immer so alleine (meine Mutter), wohnen kannst du bei uns leider nicht, wir haben ja kein Zimmer mehr frei und die Mietwohnungen sind belegt"...

    Nur soviel dazu. Damit fiel entgültig das Fallbeil.
    Es war für mich ein langer, bitterer Weg, aber er hat sich gelohnt. Heute bin ich frei, nicht mehr in dem krankmachenden Netzwerk. Sie wollten nur nehmen, aber niemals geben. Alles nur Egoismus und Lüge.
    Dafür bin ich mir endlich zu schade.

    Ich wünsche dir einen guten Weg wie er auch immer verläuft mit deinen Eltern. Mut und Kraft!

    Liebe Grüße

    nikada

  • Hallo Zimttee,
    ich hol mal Dein Faedchen nach oben, um Dich zu fragen, wie es Dir grad geht.
    Ich hatte beim Lesen einiger Deiner letzten Beitraege irgendwie den Eindruck, dass sie "wirr" rueberkommen.
    Teilweise verwechselst Du die geschilderten Fakten, teilweise habe ich den Eindruck, dass ein "Trigger" reicht, und Du faehrst Deinen eigenen Film ab ..... das koennet natuerlich auch Zeitmangel/Stress sein....aber in Deinem Fall fuerchte ich, dass Dich der "Familien-Sog" gerade wieder staerker in den Strrudel zieht.
    Waere schoen, wenn ich mich irren wuerde....
    Liebe Gruesse, Lindi

  • Hallo ihr,
    danke für eure Zusprüche.

    @Nikada: Danke für deinen Beitrag. Ich bin momentan auch dabei, meine Grenzen zu setzen und zu verteidigen.
    Auch bei meinen Eltern mache ich die Beobachtung, dass sie viel versprechen und anbieten- aber die tatsächliche Hilfe und Umsetzung ist gering. Geld bekomme ich regelmäßig- aber Interesse, Beistand, "Da-sein".. Gar nicht. Mein Vater redet davon, aber ich glaube nicht, dass er das wirklich umsetzen kann, was er anbietet. Wenn ich mal mit Sorgen aufschlage, redet er sie klein, verharmlost sie oder... wie soll ich sagen? Redet sie einfach klein, als ob alles so nicht ist, wie ich es schildere. Er nimmt es nicht ernst, verdrängt. Ich habe vor einigen Wochen erfahren, der der Zustand eines Auges schlechter ist, als vor Jahren vermutet. Er hörte sich das an und danach wurde wieder nur verharmlost "Warte ab, wenn du dann im Krankenhaus bist, dann stellt sich das neue Ergebnis als falsch heraus." Dabei war das schon von zwei Ärzten gesichert.

    @ Sausewind: Danke für deine Rückmeldung. Ich habe aktuell das Gefühl, dass ich gar nicht genau sagen kann, ob sie nun narzistische Züge hat, oder nicht. Prinzipiell nein- aber ich merkte häufig eine Missgunst, Neid, Schadenfreude, wenn bei mir was schief lief. Zb wenn sie vermutete, ich hätte zugenommen oder ich feststellte, dass meine Augenfarbe, die einst wirklich schön war, sich zum Negativen verändert hat.
    Aber die klassischen Merkmale eines Narzisten hat sie nicht. Eher gegenteilig- aber manchmal sehr widersprüchlich.

    @ Lindi: Was meinst du denn genau? Also inwiefern wirr?
    Gerade schreibe ich an meinem Laptop, ansonsten hab ich die meisten Beiträge mit meinem Handy geschrieben. Wenn ich sonst auf Beiträge antworte, kann ich den, wie deinen letzten Beitrag, im Auge behalten. Wenn ich mit meinem kleinen Handy schreibe, sehe ich nichtmal meinen kompletten Eintrag und überarbeite ihn auch nicht mehr.
    Daher schreibe ich momentan nicht mehr in meinem Faden. Aber bald werd ich wieder überall Internet per Laptop haben und kann mich sehr das eine oder andere Mal hier melden.
    Ich werde da nochmal drüber nachdenken. Wenn ich alleine einschlafe, habe ich mir zum Ritual gemacht, eine Runde im Bett zu reflektieren. Das klappt ganz gut.

    Seit meiner einen abgesagten Prüfung sind viele Erinnerungen wieder hochgekommen. In den banalsten Situationen wie beispielsweise, als ich für meinen Freund Donauwellen gebacken habe. Als ich 13 Jahre alt war, fragte mich meine Mutter, welchen Kuchen ich mir zum Geburtstag wünsche. Donauwellen. Das wollte sie nicht- sei zu schwer und aufwändig. Es kam so, dass ich mir das Rezept schnappte und diesen Kuchen selbst backte. Derweil war Mutter an meinem Geburtstag sternhagelvoll auf dem Sofa eingeschlafen. Ich kam bei dem Teil mit der Buttercreme nicht weiter, sie konnte mir nicht helfen. An der Handschrift des Rezepteschreibers konnte ich die Person, von der das Rezept kam, identifizieren, sodass diese mir per Telefon half, dass ich den Kuchen bis zum Kaffeetrinken fertigstellen konnte.
    Im Nachhinein hätte Mutter klar sein können, dass ich mir Donauwellen wünschte- ich liebte die. Und so war das natürlich eine feine Aktion, mich selbst zum Backen zu bringen, sodass sie sich davor drücken und trinken konnte. Solche Situationen kommen bei mir momentan zu Hauf hervor. Vor allem Erinnerungen an ihre "böse" Seite, wie sie mich behandelte, niedermachte, schlecht darstellte. Obwohl ich immer die Tochter war, die sie sich wünschte.
    Also das ist das, was mich momentan beschäftigt.
    Ich war nun fast 2 Monate nicht mehr zu Hause. Davon war ich einen Großteil ziemlich krank, ein fieses Bakterium hatte mich im Griff.
    Das hat mir jedoch sehr geholfen, Abstand zu finden. Es ist unglaublich- so sehr mich diese Distanz und die Erinnerungen auch beschäftigen- es hilft. Mir geht es alles in allem gut. Zum aller ersten Mal in meinem Leben habe ich eigene Fingernägel. Ich knibbelte, seitdem ich 2 war- und jetzt schaffe ich es ohne künstliche Nägel, nicht mehr zu knibbeln. Es gab jetzt sogar Tage ohne innere Unruhe, an denen ich mich tiefenentspannt fühlte.
    Jedoch gab es auch unschöne Momente.
    Als ich nach der Zeit wieder zu Hause bei den Eltern war. Die Kinder sind aus dem Haus, sie sind nun allein. Zuerst wirkte meine Mutter gut, besser. Mir war schon klar, dass es nur eine Phase ist. Sie hat sich sogar ein Hobby gesucht- alles fein. Zunächst. Als ich an dem Tag nach Hause kam, kam sie nicht zur Begrüßung zur Tür, sondern blieb den ganzen Abend auf dem Sofa. Es war kein Gespräch mit ihr zu führen, so durcheinander war sie. Ihre Worte hatten keinen Zusammenhang.
    Als mein Vater dazu kam, ging es. Sie redeten, und ich fand ihre Art so furchtbar abstoßend. Nur negativ, über andere Leute herziehen, mit so einem inneren Drang, alles andere schlecht zu machen. Nur lästern, ich kann es nicht beschreiben. Ihre Stimme dabei, diese Genugtuung, alles andere schlecht zu machen, um sich selbst aufzuwerten. Ich fands ekelhaft, in mir hat sich alles gesträubt. Ich bin direkt ins Bett.
    Ich denke, in Teilen hat sie diesen Drang früher gegen mich gerichtet, als ich ein Kind war. Da hat sie dieses typische Verhalten gegen mich an den Tag gelegt, ich konnte mich nicht wehren, als Mutter hatte sie die Macht über mich. Nun weiß sie, dass sie gegen mich nicht ankommt, sondern ein entsprechendes Echo bekäme. Nun sind es die anderen, die sie niedermacht.
    Als ich ins Bett ging, appellierte sie an mich zu bleiben, bis sie von der Arbeit wiederkommt. Damit wir uns nochmal unterhalten können. Wäre schön.
    Den Gefallen habe ich ihr nicht getan, da sich in mir alles dagegen sträubte. Ich bin noch vor Mittag gefahren.
    Die Beziehung zu meinem Vater ist aktuell auch schwierig, da er, wie ich erwartete, nun andere Geschütze auffährt, wenn er merkt, dass ich mich entferne. Es hagelt Vorwürfe, er schreit am Telefon. Er merkt wohl, dass er so langsam wirklich alleine mit Mutter ist. Gegenüber meinem Partner zeigt er sogar Eifersucht. Warum ich ihn so oft besuche und nicht genauso oft zu Hause sei? Mir werden dabei die Worte im Mund rumgedreht.
    Ich lasse mich darauf nicht ein, unterbinde diese Anfälle sofort.

    Es ist jetzt zum ersten Mal so, dass ich wirklich den Widerwillen gegenüber meinen Eltern merke. Ich will nicht mehr. Vorher war es eher ein "möchte nicht mehr". Eine starke Abneigung, würde ichs nennen, besonders meiner Mutter gegenüber. Ich erkenne in ihrem Verhalten keine Mutter, nicht mehr meine Mutter. Diese Art ist mir fremd und stößt mich ab.
    Und diese Art meines Vaters, Druck auszuüben.. Schreckt mich umso mehr ab. Ich meine, weit ist es bis zur Dreißig nicht mehr und er behandelt mich dennoch wie eine 16-jährige. Als ob ich nicht Zeit mit meinem Partner verbringen dürfte, sondern in gleichen Teilen bei meinen Eltern auf der Couch sitzen muss.
    Das ist wohl eine momentan etwas verspätete Quarter-Life-Crisis bei mir. In der Pädagogik spricht man von den sogenannten Entwicklungsaufgaben, die zu jedem Lebensabschnitt gehören. Momentan grüble ich darüber, was ich momentan erreicht habe. Es hängt wohl auch mit einem baldigen Geburtstag zusammen. Ich studiere immer noch, nicht verheiratet, keine Kinder. Zu einer Entwicklungsaufgabe der Jugend gehört die Ablösung vom Elternhaus- ich bin im jungen Erwachsenenalter und meine Eltern wollen mich immer noch nicht gehen lassen.
    Mit etwas Abstand setzt mir momentan wohl auch zu, dass ich diese ganzen Entwicklungsaufgaben nachholen muss, weil sie vorher nicht möglich waren.


    Weiteres morgen, ich werde nun furchtbar müde.
    Aber danke, Lindi, für den Anstoß.

    Natalie

  • Hallo Zimttee,
    *ahhhja*, das mit dem Handy und dem kleinen Bildschirm, auf dem Du nicht mehr "nachgucken" kannst, wenn Du einen Beitrag abfasst, ist in der Tat wohl die Ursache.....
    Was ich meinte? Es fiel mir halt eben genau auf, dass die Beitraege der letzten Zeit im Laufe des schreibens den "Bezug" zum Thraed verlieren. Das meinte ich mit "Deinen Film abfahren".
    Und halt eben so Sachen, wie "einen guten Freund" mit DEM Freund, also XY, verwechseln, obwohl das eigentlich voellig ersichtlich war....in einem Thread bei den EKA s hatte ich sogar den Eindruck, Du beziehst Dich auf Fakten, die in einen ganz anderen Thread (den ich halt grad zufaellig davor gelesen hatte) gehoerten.....
    Dann hoffe ich mal, dass Du bald wieder ein "ordentliches" Laptop hast. Nix fuer ungut :wink:
    Lindi

  • Hallo Lindi,

    wenn ich schreibe, habe ich in der Tat auf meinem Handy nur meinen Beitrag, den ich schreibe zum Drittel vor Augen. Wie man meinen Beiträgen entnehmen kann, unterlasse ich dann sogar die Rechtschreibkorrektur.
    Meine Konzentration noch nie die beste gewesen, sodass ich sämtliche Texte, die ich sonst am Laptop schreibe, zigmal überdenke, korrigiere und umschreibe. Das alles fällt am Handy weg- geschweige, dass ich dort durch den Vorschreibertext vor Augen habe.

    Den Laptop habe ich bisher immer noch- wenn auch nicht ordentlich. Aber es hapert am W-Lan.

    Ich habe deine Überlegung auch nicht abgestritten oder abgelehnt, sondern einen Eindruck wiedergegeben, den ich ohnehin schon hatte. Daher waren meine Beiträge so selten in den letzten Wochen.
    Aber natürlich, es waren gut 2 Monate, in denen ich nicht mehr bei meinen Eltern war- in der Zeit ging es mir besser. Der letzte Besuch war wieder ungut, der Leidensdruck wurde größer, so schrieb ich dann auch vom Handy. Es gab viele Eindrücke und auch Erkenntnisse und Erinnerungen, die ich verarbeitet habe. Ich kann bewusst wahrnehmen, dass ich, sobald mich Dinge beschäftigen, direkt aus der Spur gerate und mich selbst etwas verwirrt fühle; dies schlägt sich dann meist auch direkt in meinem Leben nieder: ich gerate aus meinem Rhytmus. Esse unregelmäßig, versinke etwas im Chaos.
    Momentan passiert letzteres nicht. Ich lasse meine Hände in Frieden, habe meine geregelten Mahlzeiten inkl. Frühstück und vorgekochtem auf der Arbeit, gehe 2 Mal / Woche zum Sport.
    Angetriggert war ich im Forum, ja. Sonst hätte ich wahrscheinlich am Vorsatz festgehalten, nicht vom Handy zu schreiben. Umso fataler, wenn man sich seine Texte nicht mehr durchliest.
    Aber insgesamt geht es mir gut und ich habe das Gefühl, dass meine Familie keinen großen Einfluss mehr auf mein Leben hat, sondern sich diese Emotionen nur noch in Forenbeiträgen widerspiegeln.

    Bei mir hat sich viel geändert in den letzten Wochen. Ich bin quasi mit meinem Partner zusammengezogen, habe mich erneut für das Ref beworben und habe zum Glück festgestellt, dass alle Orte weiter entfernt von meinen Eltern liegen und umso näher bei meinem Partner. Aktuell richten wir die Wohnung ein- es wird echt gemütlich und schön.
    Bisher habe ich es nicht hinbekommen, einen Wohnraum so zu gestalten. Aktuell entdecke ich ungekannte Kreativität.
    Ich konnte so auch neue Kraft sammeln, spüre eine größere emotionale Distanz zu ihnen. Bei dem letzten Treffen war meine Mutter wieder betrunken. Ich habe daraus meine Konsequenzen gezogen, habe die Dokumente eingesammelt die ich brauchte und trotz ihres Bettelns, ich solle am nächsten Tag später fahren, bin ich nicht geblieben, sondern war weg, als sie wiederkam.
    Auch die Infos bezüglich des Zusammenziehens habe ich für mich behalten. Meine Eltern hätten sich ohnehin nicht gefreut und mir wahrscheinlich eher Vorwürfe gemacht. Die Bestätigung und Anerkennung durch meine Eltern fühlt sich nicht mehr so notwendig an.
    Für dieses Wochenende habe ich einen Moment überlegt, nochmal nach Hause zu fahren. Ich hätte Zeit und könnte den Besuch "ableisten" um dann bis Juli Ruhe zu haben. Wie bescheuert diese Idee war, ist mir heute früh im Bett, meinem Reflexionsort, in den Sinn gekommen. Ich hatte eigentlich keine Lust auf meine Eltern. Also bin ich heute Abend in meiner Wohnung, lese nun im Forum und trinke dabei gemütlich Kaffee, sortiere Klamotten, gucke heute Nacht TV bis ich einschlafe und kann morgen in aller Ruhe, sofern mich die Nachbarn lassen, ausschlafen. Eben habe ich noch einen Kuchen gebacken- mein neues Hobby, und den bringe ich einer Freundin morgen zum Geburtstag.

    Für alle Prüfungsangstgeplagten habe ich eine gute Lektüre gefunden: Ich arbeite momentan meine Prüfungsangst selbst auf. Therapeutenmäßig ist es momentan mau- bis ich einen Platz habe, ist meine Prüfung gelaufen. Also habe ich mir ein "Arbeitsbuch" zum Thema gekauft, von Doris Wolf mit dem Titel "So überwinden sie Prüfungsängste. Psychologische Strategien zur optimalen Vorbereitung und Bewältigung von Prüfungen." Nach allem, was ich im letzten Semester gelernt habe, ist das Buch fundiert und alltagstauglich.

    Ich habe nun neue Prüfer bekommen und etwa 12 bis 14 Wochen Zeit bis zur Prüfung. Luxus, manch andere (wie ich letztes Semester) haben nur 3 Wochen Zeit.
    Ich hoffe, dass ich es dieses Mal hinbekomme. Auf der anderen Seite stehen sämtliche Bedingungen nun besser als noch Anfang des Jahres. Viele Dinge, die damals in der Schwebe, in Transition waren, sind nun gefestigt und bewerkstelligt und ich habe hoffentlich aus Fehlern gelernt. Jedenfalls habe ich mir nun sämtliche Themen angeschaut und geprüft, inwieweit sie sich mit meinem Elternhaus schneiden. Mit den Themen "ADHS" und "Motivation" kann ich wahrscheinlich nicht so viel falsch machen ^^

    So. Mein guter Vorsatz, noch ein wenig im Arbeitsbuch zu blättern, ist nun dahin. Ich werde nun direkt vor den Fernseher und noch ein wenig entspannen.

    Ich fand es gut, dass du mir diese Denkanreize gegeben hast, Lindi. Wahrscheinlich wäre es mir nicht bewusst geworden und ich hätte dies auch nicht mit dem letzten Wochenende in Verbindung gebracht.

    Ich wünsche euch ein gutes Wochenende, man liest sich.

    Ich schätze, ich werde übrigens nun in den Genuss eines geschützten Zuganges kommen. Meine Stunden auf der Arbeit wurden erhöht, sodass ich mir zumindest diesen jetzt leisten kann. Darum kümmere ich mich jetzt am Wochenende und werde mal mit einem neuen Haushaltsplan beginnen.

    Viele Grüße,
    Natalie

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