Hallo,
sie sind "Ein Mensch ohne Bedürfnisse" war einer der letzten Sätze, die ich vor ca 4 Monaten in der Suchtberatungsstelle gehört habe.
Da ist was dran, vor 10 Jahren war ich noch ein anderer Mensch, konnte mir im Leben nie vorstellen mal in so eine Geschichte rein zu rutschen, Selbstbewusst und gut gelaunt. Heute eher depressiv, verspannt, giftig, gereitzt unglücklich.... ziemlich dunkle Welt ist das!
Ich habe immer versucht nicht in die Co-Abhängigkeit zu rutschen, -> wums jetzt hänge ich mitten drin. es war noch leicht, als ich arbeiten ging, 12 h am Tag unterwegs zu sein, das bisschen Feierabend auf dem Sofa und eine Beziehung bei der man sich nicht täglich sieht, da schiebt man die Probleme gern von sich.... Mein Partner hat schon Alkohol getrunken, als ich ihn kennengelernt habe, ich habe jedoch 2 Jahre gebraucht um zu merken was mit ihm los ist... das war 2006, zusammen sind wir seit 2004.
2010 wurde ich schwanger, erstmal alles schön, Hormone halt... und der klitze kleine naive Glaube, das Baby würde meinen Mann wach rütteln und ihm die Entscheidung erleichtern gesund zu werden (er weiss dass er ein Problem hat)!
Naja unsere Tochter kam dann vor 18 Monaten auf die Welt und es hat sich nichts geändert an seinem Trinkverhalten.... Solange ich ihn kenne hat er im Schnitt 15 Bier am Tag getrunken, seit der Geburt unserer Tochter, vielleicht mal ein paar Tage zwischendurch etwas weniger...
Dann kam der Tag, als die Kleine 6 Monate alt war und mein Mann hat sich mit seiner Bierflasche in ihre Krabbelecke gesetzt um mit ihr zu spielen.
Für mich war das der Punkt an dem sich schlagartig was ändern musste!
Er hat es mal geschafft gehabt zum Hausarzt zu gehen und seine Blutwerte zu kontrollieren.
Seine Leberwerte waren doppelt so hoch wie sie sein dürften, ebenso sein Cholesterinwert.
Ich habe es damals gewagt mit seiner Ärztin zu sprechen, sie hat mich an die Caritas verwiesen und meinte, ich solle mich lieber um mich und das gemeinsame Kind kümmern. Gesagt, getan, es hat ein paar Wochen gedauert bis ich da hin bin, aber ich habe es getan.
Es war nicht leicht hinterher meinem Mann davon zu erzählen, aber ich habe es getan, habe ihm gesagt, was ich will und was ich nicht mehr möchte!
Er hat meine Probleme nicht recht verstanden, auf ein Mal so plötzlich, ich würde ihn ja schließlich schon Jahrelang kennen und ebenso sein Trinkverhalten.
Mir müsste es doch gut gehen! Wir haben eine schicke Wohnung (Eigentum) ein Gartengrundstück im Wochenendwohngebiet eine hübsche süße gesunde Tochter, er verdient Geld, also alles wunderbar!
Es hat ihn aber dann doch ein wenig bewegt, dass ich Probleme mit der Situation habe und er hat sich auf den Deal eingelassen, tagsüber nichts mehr zu trinken, wenn unser Kind mit ihm zusammen ist.
Das hat auch ein paar Monate geklappt und die Situation wurde ein wenig ertragbar. 2-3 Bierchen am Abend konnte ich verkraften... Zumindest für den Moment.
Dann kam der Frühling und der Sommer stand vor der Tür und mein Mann war öfters im Garten umgeben von seinen Trinkgeselligen Nachbarn.
Ich habe ihm gesagt, dass ich mit unsrem Kind auch gern in den Garten komme, aber eben nur nach den gleichen Spielregeln (kein Alk in Gegenwart unserer Tochter), sollte er es nicht einhalten werde ich kommentarlos gehen.
Er hat die Spielregeln nicht eingehalten und ich habe meine Drohungen nicht wahr gemacht sondern bin geblieben und habe ihm Vorwürfe gemacht.
Die netten Nachbarn habe ich meist ignoriert oder unfreundlich behandelt.
Ich kann jemanden einfach nicht mehr leiden, der meinen Mann liebevoll "Bierchen" nennt und Sonntagvormittag 11 Uhr zum Frühshoppen am Gartenzaun kratzt!
Also fing sich das Rad an zu drehen und mittlerweile läuft es rund...
wir hatten die letzten Wochen alles, Vorwürfe, Streit, Heulen! er war immer genervter manchmal reagierte er auch aggresiv und ich hörte die Berühmten Sätze wie "lass mich doch mal entspannen" "ich hab mich doch schon gebessert" "ich bin auf einem guten Weg, brauche noch Zeit" und ganz aktuell kam "Ich liebe Euch mehr als mein Bier"!
Mir kommt das mittlerweile vor wie dummes Gesabbel, ich hör es einfach zu oft!
Ich wünsche mir genau genommen eine gesunde Familie, ich wünsche mir, dass mein Kind ohne Alkoholfahne ihres Papas in´s Bett gehen muss.
Ich habe hier schon ein paar Tage quer gelesen und setze mich ja auch schon viele Jahre mit diesem Thema auseinander, in letzter Konsequenz bleibt mir vermutlich nur die Trennung, aber dafür fehlt mir im Moment noch der Mut.
freue mich über Antworten!
schönen Abend
Suzy