Hr. Rossi,1 Monat trocken- kurze Vorstellung und ein Resümee

  • Hallo Forumsgemeinde,
    nachdem Karsten mich nun freigeschaltet hat eröffne ich einen neuen Strang
    zwecks kurzer Vorstellung. Eine ausführliche Vorstellung folgt dann im geschlossenen Bereich.
    Herr Rossi ist 37 Jahre alt, von Beruf Handwerker, lebt am Rande der schönen Eifel. Die letzten 10 Jahre hat er jeden Tag gesoffen, das letzte Jahr soviel, als wenn es kein Morgen mehr gäbe. Im Juli hat mir dann mein Körper die Quittung zukommen lassen in Form eines 10 tägigen Klinikaufenthaltes. Hat mich zwar nachdenklich gemacht und auch einen Monat abstinent sein lassen, begriffen hatte ich allerdings überhaupt nichts.
    Das änderte sich nach einer Kiste Pils und einer Flasche Wodka in der Woche danach ohne Alkohol und der Entdeckung dieses Forums. Heute habe ich den 32. Tag nach dem Rückfall entspannt begonnen und es geht mir gut. Saufdruck ist zur Zeit nicht da, aber ich weiss um die latente Gefahr in der wir schweben. Ein neuerlicher Rückfall meinerseits wird wahrscheinlich auf der Intensivstation oder bei den Radischen enden.
    Diese Einsicht und die Einsicht ernsthaft krank zu sein ist die Quintessenz meines Rückfalls. Eine weitere große Hilfe ist der offene Umgang mit meinem Problem, was mir zugegebenermassen immer noch schwer fällt.
    Aber ich gewinne viel mehr, wenn ich nicht saufe: Keine Lügerei, kein Verstecken, keine Kopfschmerzen, keine Fahne, keine Angst vor der Polizei, weil angesoffen im Auto unterwegs, mehr Kraft, mehr Schlaf, kein schlechtes Gewissen, usw. Diese Liste kann man endlos fortsetzen.
    Die Pro-Sauf-Liste fällt kurz aus und davon ist die Hälfte gelogen. :D .
    Ich hab das jahrelang nicht begriffen, so nass war ich und musste fast draufgehen.Aber ich sehe es auch positiv, vielleicht hätte ich es nie begriffen, wenn es nicht so gekommen wäre. Sozusagen eine zweite Chance, die ich nutzen will.
    So, jetzt geht´s ab unter die Dusche und danach zum Mittagessen.
    Ich schreibe dann heute Nacht nochmal was, vorher komme ich nicht dazu. Oder morgen.

    Euch allen einen schönen Feiertag!

  • Hallo Herr Rossi,

    herzlich willkommen hier!!

    Deine ehrliche Vorstellung lässt sich gut lesen. Du hast erkannt, dass Du mit Alkohol nicht leben kannst. Ein weiter Schritt nach vorn.
    Hast Du schon Vorstellungen, was Du so tun wirst, um trocken zu bleiben?
    Nach dem Motto: Heute lasse ich das erste Glas stehen
    wünsche ich Dir einen schönen, trockenen Feiertag

    Pink-Lady

  • Hallo Pink Lady,
    das erste Glas stehen lassen ist klar, besser ist es gar nicht erst in die Nähe desselben zu geraten.
    Was mir immer gefehlt hat ist ein strukturierter Tagesablauf und eine gesunde Portion Egoismus.
    Beides muß ich lernen. Früher wäre ich nie im Leben am Feiertag um 7:00 Uhr aufgestanden. Entweder noch voll oder kein Bock oder beides. Andererseits hab ich immer die Leute bewundert, die so ein "geordnetes" Leben hatten. Ich wollte das auch, aber der Alk war stärker. Die erste Hälfte meines Lebens habe ich sozusagen verplempert, was mach ich mit der zweiten? Auch verplempern oder gar wegschmeissen? Wenn ich weitersaufe, wird es so sein. Es gibt jeden Tag kleine Glücksmomente, man muß sie nur erkennen.
    Wenn du dauernd voll bist, erkennst du gar nix mehr. Das versuche ich mir vor Augen zu halten.

  • Hallo Herr Rossi!

    Schön, das Du Dich auch hier vorgestellt hast. Herzlich willkommen!

    Herr Rossi sucht das Glück? Du bist auf dem besten Weg dahin :)

    Ich bin heute auch schon seit 6.00 Uhr wach - kein Vergleich zu den Saufzeiten, Du hast es ja beschrieben.

    Im Gegensatz zu Dir fand ich aber die "nicht-trinkende-Front" lange Zeit als spießig und langweilig. Diese Normalität habe ich mir erst in den letzten Monaten gewünscht. Gute Entscheidung!

    Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg beim trocknen!

    Gruß
    Rote Bete

  • Hallo Forum,
    Heute war der Teufel los in meinem Kopf. Irgendwie war den ganzen Nachmittag der Gedanke da, etwas zu trinken. Total verrückt, vier Wochen hatte ich keine Probleme damit. Keine Angst, ich bin standhaft geblieben und habe nichts getrunken. Im Moment ist alles wieder normal. Stattdessen habe ich eine Gemüsesuppe gekocht und davon soviel gegessen, dass ich pappsatt war. Als Nachtisch gab es eine Tafel Schokolade und einen einstündigen Spaziergang. Das war´s.
    Irgendwie macht mich das gerade nachdenklich.Ein Teil meines Gehirns sagt:"Trink eine Dose Bier, dann geht das weg"- der andere sagt:"Lass es sein, sonst liegst du wieder in der Ecke!!". Im Moment überlege ich, wie ich mein Gehirn austricksen kann.

  • Hallo Herr Rossi!

    Mir hat es immer geholfen, etwas zu machen, was mir Spass macht, um mich abzulenken.

    Wie wäre es denn mit einem Buch, einem Rätsel, Fitnesstudio, Radeln, einfach alles, was deine Konzentration braucht und den Gedanken an den Alkohol nicht mehr zulässt.

    Das Schlimmste, fand ich, war dann die ganze Zeit über die Dose Bier, die Flasche wein,... nachdenken zu müssen. Langeweile und das hineinsteigern in Gedanken fand ich immer als aufreibend.

    Gruß,
    blubbber

  • glück auf rossi

    Zitat von Herr Rossi

    Im Moment überlege ich, wie ich mein Gehirn austricksen kann.

    hier lesen und schreiben fin ich ne gute "austrickserei" :wink:

    Zitat von blubbber

    Mir hat es immer geholfen, etwas zu machen, was mir Spass macht, um mich abzulenken.

    was hat n dir spass gemacht bevor du ans saufen geraten bist?

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Herr Rossi,

    Was für ein gut gewählter Nickname, denn die Erinnerungen an eine beliebte und fast in Vergessenheit geratene Kindheitsserie machen sofort gute Laune!

    Du schreibst:

    Zitat

    Ein Teil meines Gehirns sagt:"Trink eine Dose Bier, dann geht das weg"- der andere sagt:"Lass es sein, sonst liegst du wieder in der Ecke!!".

    Das ist zwar ein guter und wichtiger Grund, aber mir hat noch zusätzlich am meisten geholfen, mich ständig darauf zu besinnen, wie angenehm und zufrieden es sich völlig ohne Alkohol leben lässt. Da brauchte ich auch nicht mehr mein Gehirn auszutricksen, da der Focus immer bei den Vorzügen blieb.

    Das ist auch Teil meiner eigenen Selbsthilfe gewesen.

    LG, Bruce

  • Hallo Matthias, hallo Bruce und alle anderen,
    ein richtiges Hobby hatte ich eigentlich noch nie.
    Was ich wirklich gerne hätte, wäre ein kleines Wohnmobil. Meine Freundin übrigens auch. Aber das wird wohl noch ein paar Jahre warten müssen, bis unser Haus renoviert und fertig bezahlt ist. Das Hauptziel ist im Moment mit dem Alkohol fertig zu werden, ansonsten brauche ich keine längerfristigen Pläne zu machen.

  • Morgen alle zusammen,
    lustig, unter meinem letzten Beitrag steht gerade ein Banner:"Hören Sie mit dem Rauchen auf. Werden Sie unaufhaltbar."
    Das "Rauchen" könnte man genausogut durch trinken ersetzen. Den Steit, von dem ich gestern berichtete, hab ich aus der Welt geschafft und kann jetzt in der Firma mitarbeiten, wenn´s brennt.(war meine eigene bis vor 6 Monaten).
    Bruce , deinen Strang hab ich komplett gelesen.
    Bei dir kam manchmal so eine "Easyness" rüber, obwohl du es scheinbar auch nicht leicht im Leben hast. Hat mich schon beeindruckt. Immer was positives aus einer eigentlich negativen Gesamtsituation zu ziehen, muß man auch erst mal schaffen. Ich werd´mal bei "Silberkralle" anfragen, ob ich ein Praktikum machen kann...

  • Hallo Herr Rossi,

    Ich musste erst mal eine Weile über deinen Kommentar mit der "Easyness" nachdenken. Das ich immer etwas positives aus dem Leben ziehe, habe ich so noch nicht gesehen, aber da könnte indirekt sogar was dran sein.

    Den ganzen hick-hack zur Zeit trage ich zwar hauptsächlich mit mir alleine aus, und ich bin weiß Gott kein glücklicher Mensch momentan, aber es gibt dennoch Dinge, die mich glücklich machen, und so beschäftige ich mich dann wann immer es geht lieber mit diesen Dingen.

    Wir wissen doch selber am besten, wie wir unser Leben lebenswert machen können. Und darum ging es mir glaube ich auch, gerade in den ersten Monaten. Wie lebenswert unser Leben ohne Alkohol ist.

    Gruß, Bruce

  • Hallo Herr Rossi,

    Zitat

    Das Hauptziel ist im Moment mit dem Alkohol fertig zu werden...

    Wahrscheinlich meinst Du ohne Alkohol zu leben.
    Du denkst noch nass, das ging mir anfangs auch so.

    Statt mir zu überlegen, wie ich die Zeit gestalte in der ich früher gesoffen habe dachte ich darüber nach, was ich stattdessen trinke.

    LG kommal

    unterwegs...

  • Morgen Bruce, morgen Kommal,
    Mit dem"nass denken" hast du wohl ins schwarze getroffen. Gestern stand ich an der Ampel und als Querverkehr fuhr eine Riesenbierflasche auf einer LKW-Plane vorbei. Darauf springt das Hirn natürlich sofort an. Wenn´s ein Apfel oder sonstwas gewesen wäre,hätte ich wahrscheinlich noch nicht mal drauf geachtet. Auf die (unterbewusste)Denke hab ich aber keinen Einfluss, nur auf die aktiven Gedanken bzw. die Aktion, die darauf folgt. Wie ist es denn bei dir? Ich bin ja gerade mal trockengeschleudert, wie Karsten das mal irgendwo passend formuliert hat. Du bist schon ein paar Jahre trocken. Ich denke, die Mechanismen werden ein Leben lang bleiben.
    @ Bruce, bei mir kam das irgendwie so rüber. Wer ist schon wirklich glücklich? Die Menschen, die das von sich behaupten lügen. Aus meiner Sicht hat es eher mit Zufriedenheit zu tun. Glücklichsein ist, glaube ich, eher ein zeitlich begrenzter Zustand.

  • Guten Morgen allerseits, morgen Matthias,
    meine Beharrlichkeit der letzten Wochen hat sich ausgezahlt.
    Morgen früh beginne ich bei meinem neuen Arbeitgeber.Vollzeit, geregelte Arbeitszeiten, Sa. und So. frei und das Geld wird auch reichen.
    Auch ein tolles Gefühl, wenn man merkt, dass man seine Dinge in den Griff bekommt. Dieses Jahr war bis jetzt richtig hart, ich hab oft daran gedacht alles hinzuschmeissen. Den heutigen Stand hätte ich im Suff nie erreicht. Das wäre unmöglich gewesen.

  • Guten Abend,
    der erste Arbeitstag war gut. Wurde nett aufgenommen und die Aufgabe war in der Hälfte der Zeit erledigt. Ich denke, ich bin etwas überqualifiziert. Naja, kann ich stressfrei arbeiten die nächsten Wochen. Die nächsten Tage geht´s erst mal so weiter wie heute.Gleich geht´s ins Bett, hab etwas wenig und schlecht geschlafen und bin jetzt ziemlich müde. Ausreichend zu schlafen ist mir ziemlich wichtig geworden, seit ich nicht mehr trinke.
    Ist sozusagen einer meiner persönlichen "Grundbausteine".
    - gesund und regelmässig essen
    - min.7 Std. schlafen
    - ab 18:00 Uhr Feierabend
    - 3 Liter Wasser pro Tag
    - vor 7:00 Uhr aufstehen
    - weniger Kaffee, Zigaretten und Knabberzeug (Salz und Fett)

    zieh ich jetzt fast 6 Wochen durch, fällt manchmal schwer, hat aber meine Leistungsfähigkeit enorm gesteigert. Ich hoffe ich krieg das so beibehalten.
    Ist auch manchmal ein kleiner Kampf, besonders die Kippen.
    Die sind genauso ätzend wie Alk.

    Gute Nacht erst mal, Mister Rossi sucht sein Bett...

  • Hallo Mr. Rossi,

    ich staub hier mal ab, denn seit Deinem letzten Eintrag sind fast 2 Monate vergangen.

    Wie ist es Dir denn mit der Umsetzung Deiner persönlichen "Grundbausteine" in der Zwischenzeit ergangen?

    Die ersten Beiträge hörten sich doch recht vielversprechend an - vielleicht hältst Du uns auch weiterhin auf dem Laufenden.

    Wenn jemand hier im Forum weiter auf seinem eingeschlagenen Weg bleibt, macht das auch anderen Mut.

    Herzliche Grüße,
    Samsara

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