Vorstellung - 15 Tagen Nüchternheit

  • Lieber Jonas

    ich möchte hier nicht Deinen Thread stören, in dem es grad sehr um mein Problem geht.

    Eigentlich wollte ich Deinen Lösungsansatz für den Suchtdruck mit Dir behandeln. Die Aversions-Strategie. In gewisser Weise hast Du ja schon was dazu geschrieben. Ich müßte mein Vaterbild korrigieren. Aber mit einer Aversion?

    Etwas unbeholfen versuche ich grad dem Suchtdruck nach XY zu begegnen. Du hast eine orale Aversion gegen Fett und Fritiertes. Da es sich bei Alkohol um ein Lebensmittel handelt ist es einfacher gedanklich auszutauschen. Wie geht es bei Dir voran? War Saufdruck inzwischen mal aufgekommen? Vielleicht ist es auch nicht einfach gewesen Deinen Alkoholkonsum aus Deinem alltäglichen Ritual herauszunehmen. Sicherlich gab es für Deine 4 Bier am Tag auch einen bestimmten Zeitpunkt. Machst Du da dann grad was anderes?

    Ich versuche die Uhrzeiten und Gelegenheiten an denen ich mit XY beschäftigt war auch umzustellen.
    Aber da sich meine Sucht sehr stark im Kopf und der Gefühlswelt abspielt, funkt er mir immer wieder rein. Das Forum ist nun mein erster Ansatz um dem Gedankenkarusell auszuweichen. Und zwar in die richtige Richtung. Das ist das Entscheidende.

    Hast Du eine Idee wie die Aversions-Strategie bei mir aussehen könnte?

    LG Nys

  • juergenbausf , @Tocco54, schnuffig , silberkralle

    Euch allen vielen vielen Dank dafür daß Ihr
    was dazu geschrieben habt. Es hat mir sehr gut getan
    daß Ihr Euch Gedanken über mein Problem gemacht und geantwortet habt. Ich denke über Eure Antworten nach - will aber in Jonas' Thread nicht die Aufmerksamkeit auf mich lenken. Deshalb gehe ich auf
    Eure Gedanken hier nicht schriftlich ein. Sind aber hilfreich und wichtig! Danke

  • Zitat von Nys

    meine Zuflucht in die Beziehung zu einem Abhängigen aber nicht gut ist!!! - und ich sehr ratlos bin, weil ich daran so hänge wie Jonas an seiner Ordnung.

    umgedreht - (guckstdu weiter oben) jonas hat früher (wie viele andere autisten) versucht die "normalos" zu kopieren < das war seine "zuflucht" - wobei auch hier gild: nich alles was hinkt is n beinbruch :wink:
    die struktur is für ihn die "lösung" beim autismus - wie für uns(er eingeschlossen) die abstinenz beim alk.
    selbstverständlich kann n vergleich zwischen autismus und alkoholkrankheit bzw. co-abhängigkeit nur schief gehn, das einzige vergleichbare is m.e. dass es menschen betrifft.

    du hast dich getrennt (gut) dein problem scheint mir: du bist immer noch auf der flucht. du flüchtest davor wieder in die arme "soeines xy" zu flüchten :shock:
    sorg dafür, dass es dir gut geht

    glück auf

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Nys,

    vielleicht wäre es wirklich sinnvoller, wenn du einen eigenen Thread für dein spezielles Thema eröffnest?

    Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • @ Linde

    Es soll um die Gemeinsamkeiten gehen, die die beiden Süchte aufweisen und damit auch Trockene mit einbeziehen. Ich sehe darin ein größeres Potential eine zufriedene Abstinenz vom Suchtstoff zu erreichen. Der Austausch mit den Trockenen wäre mir wichtig. Sie machen's irgendwie besser als die Co's.

    Wo soll / darf ich den Thread einstellen?
    Überschrift: Zufriedene Abstinenz von Alk und Co?

  • Nys

    Hallo nys,

    ich pflichte Linde66 bei. Eröffne lieber einen eigenen Thread.
    Was das Verhältnis zu deinem Vater angeht, noch ganz kurz: in einer analytischen Sitzung würde man deine Abwehr registrieren. Du verteidigst ihn vehement, entschuldigst sein Fehlverhalten (unterlassene Hilfeleistung) und seine gemütliche Bequemlichkeit mit seiner Biografie. Ich nehme an, diese Haltung überträgst du stets auf die xy. Das heißt, du instrumentalisierst deine xy: sie sollen genauso schwach sein wie dein Vater - aber gleichzeitig ganz anders: starke Männer, die dich retten. Schnell siehst du dann, dass sie das nicht leisten (können) und dich zerstören. Das ist aber auch ein Lustgewinn für dich. Analytisch: du willst (jedes Mal) deinen Vater bestrafen für seine Schwäche, für sein Unvermögen, dich (vor der Mutter) zu retten. Wenn du Aversion anwenden willst, musst du logischer Weise gegen dich selbst argumentieren, denn du missbrauchst die Männer, sie müssen für dich deinen Ideal-Vater spielen.

    LG Jonas

  • Hey das ist super was Du schreibst Jonas!

    Ein wichtiger und sehr richtiger Gedanke. Jetzt hast du mir was mit auf den Weg gegeben - das ich so noch nicht angegangen bin. Es hilft einfach, wenn man auch mal den Mut hat nicht immer nur zimperlich mit sich selbst zu sein, sondern mal gnadenlos dahinterschaut, was man da so macht. Ohne dabei immer hilflos und ohne Schuld rauszukommen.

    Ein neuer Ansatz! Ein neues Instrument für die Arbeit an mir selbst und meiner Persönlichkeit. Ich danke Dir.

    Werde (wenn Linde mir noch sagt wo/ und der Titel nicht zu lang ist) den Thread "Zufriedene Abstinenz von Alk und Co" anfangen.

    Bei Dir schau ich weiterhin rein - aber dann soll's wieder um Dich gehen. Danke für den Platz, den Du mir hier für meinen Start eingeräumt hast. Und für Deine Mühe die Du Dir mit mir gemacht hast.

    Ich mag Dich
    Nys

  • Hallo Jonas,

    bei mir dreht sich neben Bach jetzt auch mein Weihnachtsgeschenk an mich selbst im Player, nämlich die gesammelte sakrale Musik von Vivaldi (die es für einen erstaunlich günstigen Preis bei ama**on gibt). Nochmal eine neue Welt. Es fehlt die unglaubliche Kraft von Bach. Aber dafür liegt ein sanfter, ich möchte fast vermuten "italienischer" Schimmer und Glanz über dieser Musik, etwas betörendes.

    Eigentlich ist das ja DEIN Weihnachtsgeschenk am mich, denn du hast mir mit ein paar Worten diese mir neue Welt eröffnet.

    Ich danke dir sehr.

    LG Frank

  • Ach Jonas, eine neugierige Frage noch -- mag dieser eigenartiger Glanz dieser Musik vielleicht daran liegen daß dies katholische Musik ist? Bach erscheint mir (vergiß nicht meinen "Laienstatus" vielleicht red ich hier nur dummes Zeug) irgendwie "besser" ("tiefer"? "substantieller"?) - aber dies hier hat was was er jedenfalls so nicht hat und ich kriegs nicht recht in Worte gefaßt. Aber es ist etwas Wichtiges das merk auch ich. Aber was ist das?

    LG

  • Zitat von garcia

    Ach Jonas, eine neugierige Frage noch -- mag dieser eigenartiger Glanz dieser Musik vielleicht daran liegen daß dies katholische Musik ist? Bach erscheint mir (vergiß nicht meinen "Laienstatus" vielleicht red ich hier nur dummes Zeug) irgendwie "besser" ("tiefer"? "substantieller"?) - aber dies hier hat was was er jedenfalls so nicht hat und ich kriegs nicht recht in Worte gefaßt. Aber es ist etwas Wichtiges das merk auch ich. Aber was ist das?

    LG


    Interessante Frage. Der "italienische Stil" zeigt sich natürlich schon bei früheren Meistern. Der deutsche Schütz studierte bei Gabrieli, brachte den damaligen italienischen Stil begeistert nach Deutschland und übte sich daran. Im 16ten und früheren 17. Jahrhundert war Italien das Zentrum der experimentellen Musik (Madrigalkunst!). Während in Deutschkland das mehr oder weniger schlichte 4-stimmige Madrigal (trotzdem zum Teil wunderschön, "Das Elslein" oder "Ach weh des Leiden" u.v.a.) vorherrschte, schufen u.a. Monteverdi und Gesualdo komplexe 5- und 6-stimmige Madrigale von atemberaubender Ausdruckskraft und Modernität (so schön die englischen Madrigale sind; sie sind doch recht epigonal).
    Bach selbst hat sich den Italienischen Stil erst recht spät angeeignet und dann in typisch bach'scher Weise zur Meisterschaft gebracht: "Brandenburgische Konzerte", Orchestersuiten u.a.
    Der italienische Stil zeichnet sich durch zur Oper tendierende starke Expressionen und eine gewisse "südliche" Weichheit und Verspieltheit aus. Es fehlt die norddeutsch-holländische Strenge, mit der Bach u.a. in Deutschland musikalisch sozialisiert wurden.
    Mit dem Katholizismus, bzw. der katholischen Musiktradition kann ich den Stil (noch) nicht erklären, werde aber nach Belegen dafür suchen.

    LG Jonas

  • Zitat von Nys

    Hoffe ich hab jetzt nicht die anderen aus Deinem Thread vergrault :?

    PS: Du hast auf meine Fragen bzgl. Deinem Saufdruck bzw. Deinem Bier im täglichen Ritual nicht geantwortet.

    LG Nys

    Hallo Nys,

    "Saufdruck" kenne ich immer noch nicht. Ich habe mich so konditioniert, dass mir das Denken an Alkohol Ekel verursacht. Sehe ich Trinker (man sieht sie öfter als früher vor, weil sie in der Kneipe nicht mehr rauchen dürfen), erscheinen sie mir als Veruchspersonen, deren Verhalten ich studieren und dann darüber schreiben will. Das Trinkritual habe ich modifiziert: um 12.30 esse ich eine Mahlzeit, um 18.00 die zweite. Fürs Alkoholtrinken ist kein Platz mehr in meinem Tag. Es wäre störend.

    LG Jonas

  • Hi Jonas,
    Zitat: "... und eine gewisse "südliche" Weichheit und
    Verspieltheit" ---

    ich vermute mal das hab ich mit "katholisch" verwechselt und mit dem "Glanz" gemeint den ich da herauszuhören meinte.

    LG

  • Lieber Jonas

    es hat auch finanzielle Gründe weshalb weniger in Gaststätten getrunken wird. (Es gibt ja auch Raucherkneipen). Die Sozialhilfe war früher deutlich höher und zu Hartz IV kommt auch noch der Euro.
    Viele leben von grad mal 180 EUR im Monat. Die Miete wird vom Sozialamt direkt an den Vermieter bezahlt.
    In größeren Städten sind da von 430 EUR Hartz IV nicht mehr viel übrig.

    Siehst Du Dich als trockenen Alkoholiker? Stellst Du Dir manchmal vor was aus Dir selbst geworden wäre, wenn Du mit dem Trinken Deine Gehirn- und Nervenzellen zerstört hättest? Blöde Fragen vielleicht - aber ohne Deinen Entzug hätte das ja passieren können.

    Was mich angeht, so hatte ich heute ein tolles Erfolgserlebnis: Ich habe zum ersten Mal auf dem Balkon gestanden und beim Rauchen nicht an XY gedacht! Sprich ich habe das Ritual beibehalten aber den Bezug geändert. (war früher automatisch miteinander verknüpft). Die Gedanken waren frei. Sehe darin einen Fortschritt meiner Genesung.

    LG und einen schönen Abend noch
    Nys

  • Hallo Jonas
    und hallo Frank,

    alles was mich ausmacht, wird gerade bei Kantate 140 und 147 (eine CD) von Bach angesprochen - wie schon oft.
    Von den Brandenburgischen Konzerten benötige ich nahezu jährlich eine neue CD :)
    Es spricht mich manches an hier, Jonas, das eine oder andere. Es ist jedenfalls interessant hier zu lesen.
    Die Leidenschaft und das Wissen über die Musik, Jonas und Frank, so unterschiedlich sie wirken mag, liegt doch recht nah beianander bei euch, finde ich. Das ist schön.

    Gruß von Margit

  • Zitat von Nys


    Siehst Du Dich als trockenen Alkoholiker? Stellst Du Dir manchmal vor was aus Dir selbst geworden wäre, wenn Du mit dem Trinken Deine Gehirn- und Nervenzellen zerstört hättest? Blöde Fragen vielleicht - aber ohne Deinen Entzug hätte das ja passieren können.

    Guten Morgen, Nys (friesische Form von Dionysos?)!

    Selbstverständlich führt bei jedem, so auch bei mir, übermäßiges Alkoholtrinken zu lebensbedrohlichen Erkrankungen. Leberzirrhose und Korsakow-Syndrom sind die Endstadien der Trinkerkarriere. Um diese zu vermeiden, muss das Alkoholtrinken gestoppt werden. Weil Alkohol nun einmal ein stark suchtauslösendes Gilft ist, habe ich für mich Techniken entwickelt, um Rückfälle zu verhindern.

    LG Jonas

  • Hallo Jonas

    mein Nick-Name bezieht sich eher auf die Ziehmütter von Dionysos.
    Ist aber mir zum ersten Mal als französischer Vorname begegnet.

    Falls Du mich in der nordischen Sagenwelt unterbringen willst, sehe ich eher gewisse Ähnlichkeiten mit Brünhild in der Nibelungen-Saga.

    Bei mir ist heut Telefon-Chaos-Tag. Deshalb nur ein kurzer Gruß.
    Ich wünsche Dir einen schönen Tag
    Nys

  • Hallo Jonas,

    ich habe heute Murat Parlaks "Metarmorphosen" gehört und gedacht, dass Dir das gefallen könnte-ebenso wie Jan Garbareks Officium...ein Ausflug in die Moderne.
    Hab schöne Weihnachten,

    Nyana

    Jedes Anlehnen, an wen oder was auch immer, führt zu nichts.
    Wichtig ist die eigene, persönliche Intuition, die Arbeit an sich selbst.

    Chögyam Trungpa

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