Fühlt ihr Euch geliebt?

  • Ich möchte hier mal alle die fragen, die sich in in einer Beziehung mit einem alkoholsüchtigen Partner befinden. Fühlt ihr euch geliebt, spürt ihr die Liebe Eures Partners? Reicht sie Euch?

  • Hallo Paddy
    Das ist mal ne interessante Frage.
    Ich kann da jetzt nur rückschauend antworten und würde sagen ,ich fühlte mich während der Beziehung schon geliebt, sonst wäre ich nicht fast 7 jahre mit ihm zusammengewesen.
    Nur mit steigendem Alkoholkonsum veränderte er sich auch sehr,heute würde ich sagen er entfernte sich immer mehr von mir, aus dem ,,wir,, wurde immer öfter ein ,,ich ,, und ,,du,, bzw.
    xy und der Alkohol und ich (allein) weiß jetzt nicht genau wie ich das besser beschreiben soll.Ich meine damit die Gefühle,nicht die Zeit .
    Solange ich nichts zum Alk (der dritten in unserer Beziehung) sagte wars ok ,sagte ich was zur immer weiter steigenden Alkoholmenge,,mauerte,, er.
    So rückwirkend würde ich sagen er schützte dann was ihm wichtiger war (den Alk) und ich bekam besagte ,, Auszeiten ,,verordnet . Er schob mich dann weg.
    Nun habe und hatte ich genug Eigenliebe,erwartete nie das nur von Aussen zu bekommen,so konnte er mich mit seinem Verhalten zwar verletzten aber nie zerstören(abhängig machen)
    Für mich gehört zur Liebe u.a. auch Verantwortung dazu,auch da war er zuletzt weder willens noch mehr in der Lage sie zu übernehmen ,wie auch wo er die Verantwortung für sein Leben doch schon an die Sucht abgegeben hat.
    So mit Abstand betrachtet würde ich heute sagen,er ist ein armer Mensch der sich inzwischen aufgegeben hat, was soll so jemand noch zu geben haben?Ich erwarte da nichts mehr.

    LG R...

  • Hallo Paddy,

    auf all deine Frage antworte ich für mich mit einem "nein".

    Ich fühlte mich nicht geliebt und nein, seine Liebe reichte nicht aus. Ich habe Freitag Abend die Bez. zu meinem Freund beendet, mehr vom Kopf als vom Gefühl, da bin ich ehrlich. Aber, wie oft war er betrunken, wenn wir etwas geplant hatten? Oft genug. Wir waren nur 4 Monate zusammen und der Alkohol hat alles bestimmt. Das ist Stress pur!!!

    Kann schon sein, dass er mich liebt, aber ich fühle das nicht. Und ich glaube nicht, dass das noch kommt. Ich glaube auch nicht mehr, dass er nicht doch wieder trinkt und ich habe keine Lust mehr, meinen Partner stark alkoholisiert vorzufinden.

    Ich bin jetzt gerade in einer Depression (gottseidank nicht so schwer) und ich will da wieder rauskommen. Mit ihm zusammen..... geht das nicht. Kann sein, er sagt mir heute Mittag, dass wir abends telefonieren und er ruft dann nicht an, weil er getrunken hat. Schrecklich, einfach nur schrecklich. Ob ich Mitgefühl mit ihm habe? Ich weiß es nicht, ich habe eher Wut, auch auf mich selber, dass ich naiv!!! war. Aber - ich bin dabei zu lernen und denke, genau deswegen musste mir dieser Mann begegnen. Ich habe ihn immer als sehr selbstbezogen erlebt, das bestätigte mir, was ich oft gelesen habe, dass es für Alkoholiker nur das Ich gibt. Kennt Ihr das auch?

    Fühlst du dich geliebt, Paddy?

    Liebe Grüße, je suis

    Je suis

  • Hallo,

    eine sehr gute Frage, dem stimme ich zu.

    Auch ich kann nur rueckblickend etwas dazu sagen.

    Ich habe mich schon sehr geliebt gefuehlt. Habe den Alkoholkonsum aber auch nie mit "Nichtliebe" gleichgestellt.

    Sicher war ich auch enttaeuscht und wuetend, dass er den Alkohol in 100 Situationen vorzog, habe das aber dennoch nie mit seiner Liebe zu mir verglichen.

    Er hat mir sehr oft seine Liebe gezeigt, emotional, mit Worten, mit Taten, wie z.B. dass er mir half, dass er mich emotional unterstuetzte, wenn ich ein Problem hatte, dass er mir zuhoeren konnte, dass er mich ernst nahm, dass er mir kleine Ueberraschungen machte (banale Dinge wie Fruehstueck ans Bett bringen, etc.)
    Wenn es drauf ankam, war er da, also z.B. wenn ich krank war, kuemmerte er sich sehr sorgsam um mich und stellte seine eigenen Dinge hinten an.

    Und was er tat vieles dafuer, um mich zum lachen zu bringen. Fuer mich, auch eine Art, Liebe zu zeigen. Und bekanntlich hat ja jeder eine andere Sprache der Liebe :)


    Alles in Allem kann ich sagen, dass er mir sehr schoen zeigen konnte, dass ich ihm wichtig bin, in Situationen, in Gespraechen, in stillen Momenten, im Alltag.

    Ich habe mich geliebt gefuehlt. Sogar sehr.

    Leider hat er sich dennoch nicht gegen den Alkohol entscheiden koennen und ich bin gegangen.

    Ich wuerde ihm aber deshalb nicht unterstellen, dass er mich nie liebte.

    Ich denke, er hat starke Gefuehle fuer mich (gehabt), aber die Gefuehle zum Alkohol, die Sucht, ist einfach staerker als jegliche Liebe.

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Ich fühle mich schon sehr geliebt. Er setzt sich so weit er es eben kann mit meinen Gefühlen auseinander und versucht derzeit auch etwas an seiner Sucht zu tun.
    Er ist sehr liebevoll und lässt mich hin und wieder auch los. Leider kann er es nicht immer.
    Er hat Angst mich zu verlieren und sagt es mir auch sehr oft ... leider steht diesen Wunsch eine unbändige Angst vor dem Entzug gegenüber.

  • Hallo, Paddy!Auch ich finde die Frage interessant, vor allem,weil ich mich letztens ebenfalls gefragt habe "ja,...hat er mich denn nun eigentlich geliebt?"(weil er sich eben in meinen Augen ganz einfach und schnell für den Alkohol und gegen uns entschieden hat). Manchmal denke ich wenn er mich lieben würde hätte er doch nicht so leicht aufgegeben. Und dann wieder denke ich , dass er seinen Sohn ja absolut liebt aber auch ihm zuliebe nicht gekämpft hat. Die Frage lautet aber im Endeffekt immer ob er FÜR SICH was ändern wollte/könnte..
    Aber in seinem Fall ist es durch das doppelte Problem (Alkohol und Depression) schwierig zu beurteilen wie/ wie viel er mich geliebt hat. Die Frage ist ob er in der LAGE war mich zu lieben. Ich glaube er hat mich geliebt. Doch es reichte mir SO nicht mehr aus. Er hatte gewaltige Selbstzweifel. Hatte mir sogar einmal gesagt dass er nicht einmal sich selbst liebt...er hatte oft betont, dass es ihm in den letzten Jahren immer schlechter ging..also konnte er mir wenig seiner Gefühle vermitteln bzw. so, dass ich es auch richtig spüre . Und das habe ich eben in den kleinsten Dingen (spontanen Ideen, einem Kompliment, Initiativen in bezug auf Hilfe im Haushalt oder Spielen mit unserem Kind) bereits lange vermisst. Dennoch...denke ich er hat mich geliebt. Was mir aber dann ungeheuer wenig für mich war...
    Schönen Abend!

  • Hallo Ihr Liebenden,
    vielen Dank für eure Antworten. Ich habe diesem Thread eröffnet, weil ich erkannt habe, dass es eine der wesentlichen fragen war, die ich mir immer wieder selbst gestellt habe. Eine Zeit lang ging es mir wie Timeisahealer. mein Mann trank schon, aber er war immer noch für mich da, überraschte mich hin und wieder mit schönen Dingen und kümmerte sich rührend um die Kinder.
    Ich hatte immer im Kopf, dass er uns sehr liebte.
    Im Kopf, damit meine ich auch meine gedankliche Vorstellung, dass es so ist und auch so bleiben würde ( weiß ma ja nie).
    Mit zunehmendem Alkoholkonsum fühlte ich mich aber immer weniger geliebt bis hin zu gar nicht.
    Gefühlsmäßig war ich richtig einsam. Aber mein Kopf sagte mir weiterhin: Er liebt Dich/uns , bestimmt. Oder doch nicht, vielleicht nur die Kinder. Da war dieses gedankenkarussell, weil meine Gefühle und meine Vorstellung nicht mehr zusammen paßten.

    Ich lernte eine ältere Frau kennen, die mir sagte, dass ich geduldig sein sollte. Ihr Mann war auch Alkoholiker und machte eine Therapie und später, als er trocken wurde kam die Liebe wieder.

    Das gab mir im ersten Moment Hoffnung. Aber dann fragte ich mich, wie lange soll ich denn warten und es sieht nicht so aus, als ob mein Mann in nächster Zeit eine Therapie machen würde. Und wenn doch, wie eirds hinterher sein?
    Plötzlich verschwand dieses bisschen Hoffnung, was mich immer noch mit ihm verband und mir wurde bewußt, dass ich eventuell noch Jahre warten müßte, um wieder diese Liebe zu fühlen, nach der ich mich täglich sehnte und ich wußte ja nicht einmal , ob sie bei meinem Mann auch noch so hintergründig im verborgennen schlummerte wie bei dem Mann dieser älteren Frau. Als ich mich hier anmeldete, dachte ich , dass ich das Patentrezept bekomme, wie ich meinen Man zu einer Therapie ver'helfen' konnte und ratzfatz wäre die Welt wieder in Ordnung.

    Was mir auch Kopfzerbrechen bereitete: ich hatte begriffen, dass der Alkohol etwas mit meinem Mann machte, aber er machte auch etwas mit unserer Beziehung, unserer Liebe. Diese Frau machte es doch deutlich. Ich lebte, ohne es wirklich zu begreifen in einer Dreierbeziehung. Aber ich war nciht die erste oder zweite frau meines Mannes. Da gab es keine Gerechtigkeit. Er hat sich ganz und gar der Dritten zugewandt. Für mich blieb nichts übrig. Innerlich hat er sich mir abgewandt, der anderen koplett hinbegeben und ich- war einfach nur noch da. ich konnte mich nicht mal mit ihr vergleichen , mich fragen was hat sie was ich nicht hab oder so eine Quatsch. Denn sie war flüssig und hatte Promille.
    Hin und wieder las ich Tipps, wie man als frau seinen Mann wiedergewinnen könnte und das Liebesleben aufleben lassen könnte. Da gabs dann oft den tipp: Oder kaufen sie sich ein paar schöne Dessous und überraschen Sie ihren Mann , wenn er von der Arbeit kommt mit einem heissen .....
    Dann stellte ich es mir vor. Ich mit roter Spitzenunterwäsche und Straps. Er betrunken nach hause kommend mit verschleierten Blick. Das Rot meiner Unterwäsche würde in seinen Augen sicher mit dem Anblick meines restlichen Körpers verwischen und er würde mich für ein Unfallopfer halten, einen Zombie oder einen wild gewordenen Stier.

    Gleich würde er mich wieder beschimpfen, ob ich nen Knall hätte oder so und sich 'der anderen' zuwenden.
    Der anderen, an die er schon früh morgens dachte, für die er all sein Geld ausgab, die ihm den ganzen Tag nicht aus dem Sinn ging, für die er bereit war zu sterben?

    Für mich war offenbar kein Platz mehr da.
    Ich verlor alle Hoffnung.
    Vielleicht liebte er mich noch, aber ich fühlte es nicht mehr.
    Ich glaube für mich sah in etwa so mein Tiefpunkt aus, wie mir bewußt wurde, welche Bedeutung ich in seinem Leben hatte. Nämlich garkeine mehr. Meine ganzen bemühungen es ihm recht zu machen, ihn zu bekehren, umzukrempeln, wieder für mich zu gewinnen wurden immer mühsamer und hoffnungsloser. Mehr und mehr fühlte ich mich besser, wenn er nicht zuhause war. Denn wenn er nicht da war fühlte ich mich oftmals allein, aber wenn er da war fühlte ich mich regelrecht einsam. Es hatte lange gebraucht, aber ich glaube dass ich den richtigen Schritt getan habe. Nun aus der Entfernung denke ich viel drüber nach, was passiert war.
    Über diese Dinge zum Beispiel. erst jettz mit zeitlichem Abstand kann ich das alles begreifen und hoffe, dass ich daraus für meine Zukunft lerne. Denn diese Coabhängigkeit habe ich glaube ich schon immer, aber sehr viel mehr ausgeprägt mit meinem Mann als in anderen Beziehungen vorher wo kein Alkohol im Spiel war.

  • hallo PADDY

    besagtes ,,rotes Dessous ,,kaufte ich wirklich auch einmal ,ich muß´dazu sagen ich bin fast 180 groß und mollig(also nur schwer zu übersehen...)!!!
    An dem abend als ich es trug ,tat es auch wirklich seine Wirkung!!
    Als es einige Tage später am Schrank auf einem Bügel hing,schaute mein xy ganz lüstern und fragte wo haste das tolle Teil denn her?
    Er hatte null Erinnerung das ,,es ,,schon im Einsatz war.
    Ab da zog ich es vor im Schlabberlook rumzulaufen,wozu der Aufwand ..........
    So wie du es in deinem letzten Eintrag geschrieben hast geht es wohl den meisten hier.
    Man kommt hierher mit der Idee ,es muß doch etwas geben was ich noch nicht probiert habe ,vielleicht was ganz simples ,wo man einfach nur nicht draufgekommen ist?
    Aber leider nein.
    Irgendwann kommt man an den Punkt,da kommt die schmerzhafte Einsicht ,alles vergebens und weil man meistens bis dahin schon viel zu lange seine eigenen Grenzen verschoben hat ,nützt auch oft die letzte Konsequenz(die Trennung) nichts mehr.
    Ich kann nur sagen mein xy ist in vielen hektolitern Bier ertrunken,was zuletzt noch zu sehen war(sein Körper)es war eine Art Täuschung denn innen regierte längst der Alkohol.

    LG R...

  • Deine Geschichte, Renate, mit dem roten Dessous, auch köstlich. :)
    Was mir ein bißchen Kopfschmerzen bereitet ist die Tatsache, dass ich zu dem zeitpunkt, als ich mich hier angemeldet hatte und auch eben die ganze Zeit davor meine Gefühle garnicht bewußt wahrgenommen habe.

    Einer der gründe, warum ich hier gelandet bin war bestimmt der, dass ich mich nicht mehr geliebt gefühlt hatte und mir diese Liebe zurückerobern wollte. aber im Kopfe sah es bei mir ganz anders aus. mein Kopf sagte mir, dass doch alles so sei wie immer, nur bene dieser störende Alkohol. aber wen störte er denn? Ihn ja nicht. Sondern mich. Und warum?
    Weil er auch mein Leben komplett veränderte. Und wie sehr auch mein Mann in einer Scheinwelt , in seiner eigenen Welt weit von mir entfernt lebte. Das unterstreicht auch nochmal Deine Bemerkung, Renate, mit dem roten Dessous. Auch mein Ex hatte vollkommene Blackouts.
    Meine Wahrnehmung meiner Gefühle ist bis heute noch irgendwie gestört. Ich glaube, das ist jetzt meine baustelle an der ich zu arbeiten habe. Garnicht so einfach.

  • Zitat von sarawen

    Ich fühle mich schon geliebt. Er setzt sich so weit er es eben kann mit meinen Gefühlen auseinander und versucht derzeit auch etwas an seiner Sucht zu tun.
    Er ist hin und wieder sehr liebevoll und lässt mich auch mal los. Leider kann er es nicht immer.
    Er hat Angst mich zu verlieren und sagt es mir auch sehr oft ... leider steht diesen Wunsch eine unbändige Angst vor dem Entzug gegenüber.
    Dennoch entstehen viele Streitereien... und das kann auch zur Trennung führen.... wir haben dann Pausen. Mit diesen komme ich zwar mittlerweile klar - dennoch fühlt es sich blöd an.

  • wenn ich Eure Beiträge lese, denke ich: hey, genauso oder ähnlich war es bei mir auch. Wenn er getrunken hat und wir miteinander gesprochen haben, wobei er erstaunlich ehrlich war, ganz anders als wenn er nüchtern ist, konnte er sich später an das nicht erinnern. Und für mich waren die Gespräche real, für ihn nicht.
    Ich glaube, ich habe ihn beim Trinken gestört.

    Bei dem gemeinsamen Meeting von Al-Anon und AA kamen wir auf den Gedanken, ob es sein kann, dass Alkoholiker nicht über ihre Gefühle sprechen und vor sich selber weglaufen?

    Bei ihm habe ich das festgestellt. Aber was nützt es, wenn ich mir den Kopf zerbreche? Die Realität ist, dass wir keinen Einfluss haben, und wie heißt es so schön? Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Und das wäre es doch letztendlich, wenn wir warten, dass sie trocken werden wollen. Es kann Jahre dauern oder es passiert nie.

    Alles Liebe, je suis

  • Bin gerade direkt etwas verwirrt. Mein Exmann erschien mir auch imemr ehrlicher und war auf jeden Fall gesprächiger, wenn er etwas getrunken hatte. Vergessen hatte er nur, was er gesagt hat, wenn er vollkommen betrunkne war. Aber die grenze war für mich nicht immer erkennbar und auch im Nachhinein weiß ich nicht mehr was ich von alledem überhaupt noch glauben kann. Ich war viele Jahre mit ihm zusammen und jetzt muß ich gestehen, dass ich überhaupt nicht weiß, wer er wirklich ist und was er wirklich denkt.

    In diesem thread geht es ja um die frage, ob ich mich geliebt fühle oder gefühlt habe. Und ich muß sagen, dass es schon Launen und auch alkoholabhängig war. Wenn er nüchtern war ( oder war er überhaupt nüchtern?) hatte er meist schon Entzugserscheinungen und war grantig, ungenießbar. Dann hatte ich keine Lust ihn überhaupt zu sehen. Ein falsches Wort und er explodierte. Im Laufe des Tages fing er an zu trinken und wurde dann umgänglicher. Dann wurde er lockerer, redete mit mir, wurde nicht so schenll aggressiv. In diesem 'angetrunkenen' Zustand fühlte ich mich dann schon geliebt. Hätre ichs nciht gewußt, dass er bereits Alkohol getrunken hat würde ich sagen, dass dies sein normaler, sein nüchterner Zustand sei. Dann mit zunehmendem Konsum schlug es um in den total betrunkenen irrsinnigen Zustand, wo er Dinge sagte, die absurd waren, die er hinterher nicht mehr wußte usw.
    Einmal sagte er mir, dass er den Alkohol bräuchte wie andere ihre Medizin, er könnte sonst nicht normal sein und würde sich nicht wohl fühlen. Was soll man dem entgegensetzen? Zumal ich ihn dann ja auch zunächst mal als 'normal' empfand.

  • Hallo Paddy,
    gerade lese ich hier in diesem Thread und bin vollkommen fassungslos. Was du hier schreibst, könnte genau so gut von mir sein. Ich habe auch festgestellt, war er 'hochgedreht' also betrunken oder angetrunken, war er gesprächig, fast euphorisch manchmal. Dann fühlte ich mich immer geliebt. Aber es konnte sich wirklich stündlich ändern. Ich war manchmal noch erfüllt von dem, was er in diesem Zustand gesagt hatte, während er einen Tag später schon wieder total mies drauf war und sich völlig zurückgezogen hatte. Und das Gefühl der Einsamkeit, direkt neben ihm, dass hatte ich auch ziemlich oft. Jetzt, mit etwas Abstand stelle ich mir auch die Frage, war er überhaupt jemals ganz nüchtern, also promillemässig an der Null-Linie? Ich weiss es nicht, wirklich nicht. Er hatte einige Male blackouts, an denen er sich überhaupt nicht mehr erinnerte, was er zu mir gesagt hat. Er war dann total erstaunt, dass er dies oder jenes gesagt haben sollte. Einmal meinte er, ich solle das, was er mir wenn er total betrunken ist erzählt, nicht ernst nehmen. Ab diesem Zeitpunkt musste ich mir echt die Frage stellen, was kann ich überhaupt von alledem, was er mir jemals erzählt hat, glauben. Für mich waren diese Gespräche auch immer real, für ihn nicht.
    Und das schlimmste ist, man beginnt an sich selbst zu zweifeln, jedenfalls ging es mir zeitweise so. Oft fragte ich mich, ob er an mich denkt, ob er mich liebt... was man halt so denkt, wenn man jemand vermisst. Mittlerweile weiss ich, er denkt weder an mich, noch an sonstwen, er denkt nur an die Flasche und den ersten Schluck und an den danach, und den danach...

    LG
    RB

    Ein Problem lösen, heißt manchmal, sich vom Problem lösen.

  • Ja, Röntgenblick, ganz genauso wars bei mir auch. Er sagte mir auch, ich solle es nicht ernst nehmen, was er sagte, wenn er betrunken war. Aber wann war er nüchtern? Der Übergang war so fließend. Und wenn er mir sagte, dass er mich liebt, konnte ich das dann vielleicht auch nicht ernst nehmen. Sollte ich aus all seinen Äußerungen mir nur das raussuchen, was mir gefiel? oder war seine trunkenheit gar nur eine ausrede, wenn er sich im wortlaut vergriff.
    Er wurde mir immer fremder. Er war irgendwie ein anderer Mensch und bis heute weiß ich nicht, wer er denn nun eigentlich wirklich ist, oder geworden ist. Ob er mich heute noch liebt oder nicht ist mir ja mittlerweile egal. Aber ich frage mich auch, ob er überhaupt seine Kinder liebt, denn der Kontakt ist auch sehr unregelmäßig.

  • Hallo Paddy - Hallo zusammen

    bin neu freigeschaltet und co-abhängig ohne Kontakt zu XY (sozusagen "trocken" seit Juli).

    Die Gedanken wie der Ex nun wohl ist und was jemals wahr war, haben mich monatelang beschäftigt. An manchen "speziellen" Tagen tut es das heute noch und ich habe auch den Fehler gemacht in unserem Bekanntenkreis danach zu fragen wie es ihm geht.

    Jetzt habe ich für mich beschlossen, mich selbst wie einen Alkoholiker zu behandeln was XY angeht. Nicht ständiges Denken an XY. Trockene dürfen auch nicht ständig an Bier etc. denken. Also ich versuche das, was ich von
    einem Alkoholiker erwarte erst mal selbst fertig zu bringen.

    Ist wirklich schwer und ich habe Rückfälle. Glaube manchmal, daß er mich so vermißt wie ich ihn oder sogar noch mehr. Tatsache ist aber daß ich selbst süchtig bin und erst mal hinterfragen muß, was man mir glauben kann (als Co). Man vergißt gern, daß man auch nicht ganz normal ist und sich über die große Liebe zu XY z.T. was vor macht.

    Was ist bei Dir ehrliche Liebe- Paddy - was war die Sucht nach der Liebe? und nach dem Auf- und Ab? Er könnte Dir die Frage auch stellen. Ich denke, daß die CoAbhängigkeit auch unser Denken und Fühlen verändert. Auch wir Co's haben eine gestörte Selbstwahrnehmung. Hast Du Dich mal gefragt warum Du Co bist? Liegt da was in Dir - das vor XY schon da war?

    Es ist nicht so wichtig, was er ehrlich fühlt und meint. Wahrscheinlich war
    alles ehrlich in diesem einen Moment und alles wahr im anderen. Versuche
    zu Dir selbst ehrlich zu sein - damit kann man mehr anfangen,- habe ich festgestellt. Mach Deinen Frieden mit XY und gehe auf Kriegserklärung mit Deiner eigenen Abhängigkeit. Sonst dreht sich das Karussell auf ewig.


    LG und einen Tag mit "herrlich" freiem Kopf! Wünsche ich uns allen, Nys

  • Hey Nys,

    dein Beitrag klingt so klar und bestimmt.

    Waere ich nicht zurueckgegangen in der Zwischenzeit und haette nach der 1. Trennung auch den richtigen "Entzug" gemacht, waere ich nun auch schon seit Juli trocken.

    Habe es nicht geschafft, wurde immer wieder rueckfaellig.

    So, wie du es beschreibst, versuche auch ich es zu sehen. Denn, wieviel habe ich von XY erwartet, was ich selbst in keinster Weise umsetzen konnte/kann.

    Die Frage nach meiner eigenen Liebe besteht auch bei mir. Inwiefern ist meine Liebe nur von der Sucht gefuettert, inwiefern sind es wirkliche Gefuehle.

    Ich bin leider selbst auch so oft rueckfaellig geworden, dass mein XY mich auch nicht mehr ernst nehmen konnte. Denn ich hab, so wie er, auch nur geredet, aber nicht konsequent danach gehandelt.

    Jetzt habe ich es erstmals ohne Reden versucht und versuche einfach nur zu Handeln. Ohne ihm davon irgendetwas mitzuteilen.

    Mich hat es oft wahnsinnig gemacht, meine eigene Liebe zu hinterfragen. Ich weiss, dass in den Momenten immer alles echt und so gemeint war. So wie bei ihm sicher auch.

    Und dennoch bin auch ich suechtig.

    Ich bin, wie du auch sagst, im Kampf mit meiner eigenen Abhaengigkeit, ABER ich darf auch Annehmen, dass es so ist und liebevoll mit mir umgehen in dem Kampf gegen sie.

    Denn zu hart mit sich selbst zu sein kann sehr kontraproduktiv sein. Ich habe mich oft sehr unter Druck gesetzt, alles angezweifelt, was ich tue, was ich fuehle, etc. Das ist inzwischen schon etwas besser geworden.

    Mit deinen Worten kann ich mich sehr gut identifiziern.

    Ich hatte aber eine Zeit, in der ich schon auf einem sichereren Weg war.

    Jetzt bin ich gerade noch immer oder vielmehr wieder auf Entzug. Trocken bin ich nicht.

    Erst wenn ich trocken bin, werd ich auch glaube ich sehen koennen, ob da noch Liebe ist.

    Oder?

    Miriel

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Paddy

    so einfach ist es auch "trocken" nicht. Mal fühle ich mich wie neu geboren und manchmal ist der Kopf den ganzen Tag verstopft mit Gedanken an ihn.

    Mal denke ich es ist (war) Liebe, mal denke ich - ich fühle ja gar nix mehr...
    Dann wird es keine so große Liebe gewesen sein.

    Habe mich darauf geeinigt es "Suchtdruck" zu nennen, wenn ich mal wieder mehr als ein normaler Mensch an ihn denke. Nenne es Liebe, wenn ich daran denke was ich ihm Gutes wünsche. Die Sehnsucht versuche ich abzuwürgen.
    Sie raubt mir jede Kraft. Manchmal denke ich er hat telepathische Kräfte mich anzubaggern. Dann lese ich im Forum oder schreibe.

    Ich glaub es ist wie bei trockenen Alkoholikern ein langer unsicherer Weg.
    Denn es gibt ja noch andere XYe die einem "passieren" können, wenn man nicht die Krankheit, sondern nur XY los ist.

    Deshalb suche ich nach Wegen der "Heilung" von meiner ganz (von ihm) unabhängigen Abhängigkeit.

    Einen schönen Abend noch!
    LG Nys

  • Hallo Nys und Miriel,
    ihr habt so interessante Sachen geschrieben. So von der Perspektive habe ich es noch nie so deutlich gesehen.
    Obwohl ich mich getrennt habe befindet sich mein Kopf immer noch in einer Gedankenmühle.
    Zunächst stehe ich zu meiner Entscheidung. Dabei denke ich an die vielen Verletzungen, die er mit in all den Jahren zugefügt hat und die Lügereien und Betrügereien. Ich schaue auf mich und besinne mich darauf, wie ich mich eigentlich gefühlt hatte. Und Liebe stelle ich mir so nicht vor. Ich versuche mich immer wieder daran zu erinnern, dass ich mich nciht geliebt gefühlt hatte, dass meine Erwartungen an Liebe, an eine schöne Beziehung eine völlig andere waren und sind. Dadruch versuch ich diese Rückfälle zu vermeiden. früher waren es echte ewige hin und hers, wie ihr sie ja auch druchgemacht habt. jetzt nur noch gedankliche, die aber eben auch noch schlimm für mich sind. Da kommt dann die sehnsucht und verschleiert dieses vorherige negative Gefühl.
    Die Hoffnung flammt wieder auf. Ich gebe allein dem Alkohol Schuld. Ohne ihn würde alles wieder prima sein. Würde es das? Oder ist es auch nur Schönrederei. Ich besinne mich auf die wenigen schönen Stunden, die wir hatten. Sollte mir das wieder reichen? Ist es vielelicht besser als garnichts, besser als allein sein? Und in dem moment wird mir meien Sucht bewußt. Meine Abhängigkeit. Der Alkohol ist immer noch in seinem Leben und wird vermutlich auch noch lange bleiben und ich weiß genau wie es dann ist. Was will ich? Das nicht. Das reicht mir nicht und fühlt sich nicht nach Liebe an.
    Ja, und wie stehts mit meiner eigenen Liebe? Will ich Liebe geben, verschenken, ohne dafür etwas zurück zu verlangen. Oder sehne ich mich danach Liebe zu bekommen?
    Wieso bin ich überhaupt abhängig von ihm? Der alkoholiker hat da zumindest seine Rausch. Was habe ich? ich habe eine Illusion, eine Phantasie, dass alles so schön sein könnte. Die spielt sich aber nur in meinem Kopf ab. Ich versuche also wieder auf den Boden zu kommen. Da gibt es einen Menschen, der mir hin und wieder schöne Momente bereitete. ja, die wahren real. Schöne Worte, aber vollkommen flüchtig unstet und unberechenbar. Aber auch das hat einen Reiz. Es macht nicht glücklich und man kann keine Zukunft darauf aufbauen. Aber es erweckt irgendwie eine Art Kampfgeist. Ich fing an zu kämpfen um diesen kleinen 'kick'. Das war schon fast ein betteln nach Liebe. So rar und deswegen so wertvoll? Und alles lag in seienr Hand.
    Also bin ich abhängig. Ich sehe mich wie einen kleinen winselnden Hund, der mit seinen kleinen Kunststücken auf einen Leckerli wartet. Heute wünsche ich mir meine Leckerlis auch ohne Künststücke machen zu müssen. Noch besser wäre es , wenn mir die Leckerlis einfach nicht mehr gefallen.

  • Hallo Paddy

    was Du schreibst berührt mich, weil ich selbst an diesem Gedanken Punkt war - und das ist noch nicht lange her.

    Mach mehr aus dem was Dir das Leben geben kann. Du bist kein kleiner winselnder Hund. Oder? Ich habe mich auch ertappt bei dieser Verhaltensweise und es hat mich erschreckt.

    Mein erster Schritt dagegen war, mir bewußt zu machen wo ich herkomme.
    Mein Großeltern und Urgroßeltern habe ich auf Bildern. Das sind einfache
    Leute z.T. Bauern und väterlicherseits eine Frau aus einer Fabrikantenfamilie.
    Die Geschichten die ich von ihnen weiß überzeugen durch ihre Menschlichkeit und Kraft in Zeiten der Not und schweren Schicksalschlägen. Die Geschichten erzählen von Härte und Stolz mit dem sie dem Leben die Stirn geboten haben und dabei doch bescheiden und zufrieden geblieben sind. Habe mir überlegt, was die (nun alle schon verstorbenen) zu meinem Verhalten sagen würden. Da sah ich XY zum ersten Mal in einem anderen Licht und hatte wieder selber mehr Stolz. Hat mir geholfen die Grenze besser zu ziehen und mir meinen eigenen Wert vor Augen zu halten. Mir war klar - keine dieser Frauen hätte sich so weit runtergelassen. Habe mir vorgestellt wie sie hinter mir stehen. (Bildlich) das hat mich gestärkt. Ich sagte mir: Das sind Menschen die ich auch habe! Und zwar in meinem Blut. In meinen Genen. Ich bin eine die aus einer starken Ahnenreihe kommt! Alle stehen hinter mir. Das war aber nur der erste Schritt.

    Der Schritt zurück ins Allein-Leben ist glaube ich eine Wanderung. Wichtig ist: Nicht zu oft umdrehen. Lieber die Blumen am Wegrand pflücken.

    Einen schönen Tag
    wünscht Dir Nys

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