Wie kündigte sich Euer Rückfall an ?

  • Hallo,
    ich mache jetzt im öffentlichen Forumsbereich auch noch einen Thread auf.

    Immer wieder lese ich irgendwo, das sich ein Rückfall zumeist schon auf die eine oder andere Weise ankündigt.
    Da ich Erfahrung sammeln möchte würde ich gerne wissen, wie Ihr das erlebt habt.
    Was genau ist passiert ?

  • Hallo Tyler,

    eine Frage, die sich schwer beantworten lässt. Ich bin immer unvorsichtiger geworden, mich selbst bemitleidet (wegen Dingen, die im Leben schief laufen), mich schlecht gefühlt weil ich "daneben stand" wenn Kollegen was getrunken haben und irgendwann habe ich mir sogar eingeredet "ich hab das im Griff" :roll: Eben im Kopf die Gedanken in die Falsche Richtung gelenkt bis ich schließlich das Falsche getan habe.

    Cora

    Gruß Cora

  • Hallo zusammen,

    dies ist mein erster "Versuch" keinen Alkohol mehr zu trinken und damit ich nie darüber nachdenken muss, wie sich der Rückfall angekündigt hat, schreibe ich hier, lese ich hier, sortiere meine Gedanken und Kopf und muss hoffentlich nie über meinen Rückfall schreiben.

    Viele Grüsse
    Zotti

  • Hallo Tyler,
    ich kann dir eher sagen, wie man einen Rückfall vermeidet.
    Indem man sich vor Augen führt, das ein erneutes Trinken nichts aber auch gar nichts verbessern würde.
    Man einfach nur in die alte Sch... zurückrutscht.
    Und es irgenwann schwer bereuen wird.

    Kontrolliere deine eigenen Gedanken:
    Warum geht es mir jetzt so?
    Was kann ich tun, damit es mir besser geht?

    Tu dir was gutes, sorge für dich.

    Gruss Frank

  • Lieber Tyler!

    Mir gehts da wie Zotti.

    Ich habs gerade in meinen Thread geschrieben - die kleine Angst, wieder abzurutschen ist allgegenwertig mit mir.

    Und sonst - schreiben, lesen, wachsam sein, sich nicht zu sehr auf den wiedergewonnenen Loorbeeren ausruhen.

    Bin auch schon sehr interessiert, was hier noch für Einträge kommen.

    Ich pack alle, die mir wichtig erscheinen in meinen Notfallkoffer.

    Sonst hoffe ich auch ganz viel, dass ich nicht über einen Rückfall schreiben muss!!

    Liebe Grüße, Prinzessin?

    Fini

  • Hallo Tyler,

    wie die Anderen bereits geschrieben haben, würde ich mein Augenmerk eher auf eine Rückfallprophylaxe richten.

    Mir hilft es, genau hinzuschauen (wenn sich das Gedankenkarussell zu drehen beginnt, ist oft schon Alarmstufe *rot*)

    Beobachte Deine Stimmungen aufmerksam, nimm Dich ernst und frage Dich, ob das, was Du denkst wirklich wahr ist. Rede mit Anderen, um eine andere Sicht auf die Dinge zu bekommen, die oft durch einen gewissen Tunnelblick verwehrt ist.

    Hier heißt es oft *achte auf Deine Gedanken, denn sie sind der Beginn Deiner Taten* - für mich eine gute und hilfreiche Rückfallprophylaxe.

    Liebe Grüße,
    Samsara

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Hallo Tyler,

    ich finde es gut das du diese Frage stellst da ich auch neugierig war um alles erstmals ausschließen zu können .

    ich hatte nur einen Rückfall nach 12 Wochen hier im Forum ( wenn man das Rückfall nennen kann) da ich meinen Weg einfach so weiter ging wie in den Trinkpausen davor. Einfach nur das Glas stehen gelassen sonst nichts.


    Eine frühere Useriin hat das treffend für mich formuliert"Vor dem eigentliche Trinkrückfall geht ein Verhaltensrückfall vorraus" In altes Verhalten zurückfallen , die Riskominimierung verlassen und gedanklich Zweifel zulassen das es bei mir ganz anders ist.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Tyler,

    ich finde es auch nicht verkehrt, diese Frage zu stellen.

    Ich hatte nach zwei abstinenten Jahren - und fast zwei Jahren Forum - einen eintägigen Rückfall. Bei mir kündigte sich dieser tatsächlich schon lange vorher an. Ich habe jetzt in meinem ersten Tagebuch im geschützten Bereich nachgelesen, um mir nochmals vor Augen zu führen, wie es tatsächlich war.

    In Erinnerung habe ich am besten, die Gedankenspiralen, in welche ich geraten bin. Ich habe Alkgedanken zugelassen und sie im Kopf durchgespielt ... ich dachte, dadurch kann ich sie aufdecken und richtig angehen. Aber ich habe nicht gemerkt, dass ich sie dadurch immer weiter in meinen Kopf eindringen liess. Ich glaubte, mit Logik und genau angucken kann ich sie entlarven und dann eliminieren. Aber ich liess ihnen dadurch immer mehr Platz in meinem Kopf - bis sie sich dann soweit ausgebreitet haben, dass sie mich "geistig lähmten". Ich begann Machtspielchen mit dem Alkohol: ging bewusst durch die Alkregale im Geschäft, nahm dort manchmal ein Bier in die Hand, um zu testen, ob ich wohl stark genug bin, es zurückzustellen. Ich roch an leeren Bierdosen im Zug, ... .

    Wenn ich jetzt so "zurücklese", erkenne ich auch sonst starke Verhaltensrückschritte. Bei mir keimten wieder Ängste auf, wie zu nassen Zeiten und ich reagierte oft nicht angepasst und "selbstschützend" genug darauf (trotz massiver Panik vor einem Zahnarztbesuch und dem Bauchgefühl, ihn verschieben zu müssen, versuchte ich es durchzuboxen. Ich hatte wieder Ängste schwer krank zu sein und verstrickte mich darin ... ). Schon seit Monaten war ich beruflichem und familiärem Stress ausgesetzt und dem Gefühl beidem nicht gleichzeitig gerecht werden zu können. Ich ärgerte mich über Arbeistkolleginnen, brachte dies aber nur unzureichend zum Ausdruck.
    Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass mir nur Alkohol Erleichterung und ein Abschalten herbeibringen könnten. Von da an war`s in Verbindung mit den Gedankenspiralen quasi ein Selbstläufer. Ich zögerte den Rückfall noch Monate hinaus.

    Daher finde ich den Satz von Samsara auch total passend: Achte auf Deine Gedanken, denn sie sind der Beginn Deiner Taten".

    Soviel vorerst von mir :wink: .

    gruss liv

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Na das sind doch schon mal interessante und nützliche Antworten. Danke.

    Da ich mich ja nun seit mittlerweile 14 Tagen im emotionalen Dauerstress befinde,(kann einfach nicht runterkommen), muss ich sowieso doppelt aufpassen.

    Gruß
    Tyler

  • Hallo Tyler, Hallo Forum!

    Die Frage des Rückfalls ist wirklich eine interessante. Hab schon oft versucht in mich zu gehen um rauszufinden was bei mir zu den vielen, vielen Rückfällen führte. Ich weiß es immer noch nicht genau. Irgendwie denke ich dass es jetzt endlich mal geklappt hat, liegt einfach daran, dass ich es leid war so weiterzuleben. Der ganze Trott, alles was eben dazu gehört. Ich glaube davor das waren alles bloß halbherzige Versuche, hauptsächlich für andere unternommen.

    Ich habe dann beschlossen es einfach zu versuchen. Diesmal für mich. Um noch einmal zu erfahren was alles in mir stecken kann, wenn meine Gedanken und der Körper frei von dem sind was mich so lange Geknechtet hat. Ich habe einfach für mich beschlossen, das beste aus mir herauszuholen. Körperlich und geistig und danach zu entscheiden wie es weitergehen soll.

    Seit dem (11.06.2012) fällt es mir erstaunlich leicht den Verlockungen zu widerstehen, denn es gibt null Toleranz was Alkohol angeht. Ganz und absolut eiskalt wird jeder Anflug von Gedankenspielen was Alkohol angeht im Keim erstickt.

    Am Anfang ging es mir erst sehr schlecht damit. Das loslassen hat doch eine gewisse Zeit gedauert und ich war stark depressiv, aber mittlerweile kann ich diese Konsequenz auch langsam auf andere Bereiche anwenden (Sport etc.)

    Gründe um zu trinken habe ich immer gefunden, jedes noch so banale "Fehlverhalten" anderer zu meinen Gunsten ausgenutzt. Das kann ewig so weitergehen...

    Grundbausteine und dieser eine Gedanke: Mit mir nicht mehr. ICH sag wo es langgeht.


    lg
    (Ist ziemlich schwierig für mich meine Gedanken in Worte zu fassen, Sorry)

  • Zitat von Contemplation


    (Ist ziemlich schwierig für mich meine Gedanken in Worte zu fassen, Sorry)

    Guten Morgen, contemplation

    ich finde, es ist Dir sehr gut gelungen. Ich kann zumindest nachvollziehen, was Du meinst. Solange man nicht selbst davon überzeugt ist, daß es am Besten ist, gar nichts mehr zu trinken, sich selbst von der überheblichen Überzeugung löst, man könne den Konsum von Alkohol als Alkoholiker peu à peu in den Griff bekommen (Trinkpausen, Reduzierung der Menge usw.), kann das mMn. nichts werden.
    Erst dieses berühmte Klick im Kopf, diese eigene Einsicht, daß man nur wieder in die Spur kommt, wenn man komplett mit dem Alkohol bricht, öffnet die Tür.

    Ich selbst muß das für MICH kapieren, erst dann kann ich meinen eigenen Willen zu 100 % einsetzen, um die Trockenheit anzugehen. Und diese 100 % sind nunmal die Grundvoraussetzung, die Basis.

    LG Andreas

  • Guten Morgen Andreas und Foristen :)


    Da bin ich ja froh dass es nicht zu verwirrend war.

    Ja jeder hat seine eigene Geschichte mit dem Alkohol und bei jedem verläuft diese anders. Ich verstehe jetzt was gemeint ist wenn von "Saufkarriere" gesprochen wird.

    Jeder durchlebt diese brutale Zeit anders. Je nach dem wieviele Freunde oder Verwandte einen fälschlicher Weise unterstützen (Co), wie lange diese Zeit dauert, oder wie lange es dauert bis alles um einen herum zerbricht und wie stark man dieses auch überhaupt wahr nimmt. Ob man gewisse Impulse (Therapie,SHG) auch aufnimmt und in seine Geschichte einbauen kann.

    Erfahrungen sammeln, um irgendwann so stark zu sein einzusehen, dass ein Kampf mit den Alkohol zwecklos ist und man nur verlieren kann, ohne vorher schon so sehr vom Alkohol zerstört zu sein, dass man diese Kraft gar nicht mehr aufbringen kann. Das ist ein perverses Spiel in dem es viel zu viele Verlierer gibt :(

    Ich habe schon so viele Leute auf der Strecke bleiben sehen und die waren wirklich im inneren sehr gute Menschen, aber für sie war es einfach zu spät... Aber auch solche Dinge habe ich für mich in meiner Geschichte irgendwie verarbeitet und letztendlich nutzen daraus gezogen, glaube ich.


    Auch eine gewisse Inteligenz muß meines Erachtens nach dem ganzen Alkohol noch vorhanden sein, um eine andere Richtung einzuschlagen. Also ich meine, man muß noch Ausweichmöglichkeiten haben. Jemand der überhaupt keinen Nutzen aus Dingen wie spazieren, lesen, Sport, u.s.w. ziehen kann, wird es nochmal umso schwerer haben diesen Kampf zu bestehen.


    Für mich ist eins klar und dass hilft mir sehr: Keiner weiß was kommt, die ganze Zukunft ist noch nicht geschrieben. Alles kann passieren. Ich werde vielleicht irgendwann wieder anfangen mit dem Trinken oder werde der glücklichste Mensch der seine Trockenheit zufrieden feiert und neue Wege geht. Aber das alles wird die Zeit entscheiden und nicht eine kleine Stimme in meinem Kopf, die mir viel zu lange zugesetzt hat und auf die ich viel zulange ohne jeden Widerstand gehört habe. Jetzt habe ICH das sagen :)


    Schönes trockenes Wochenende, lg Maik

  • Hallo!

    Eins vielleicht noch. Gestern hatte ich Abends im Bett eine kleine Diskussion mit meinem Alkohol ich. Es meinte so zu mir: Hey Maik, sieh doch mal, die Situation in der du dich im Augenblick befindest ist ja nicht grad die Beste, vielleicht bist du ja deshalb nicht mit dem Suff klargekommen. Wenn Du alles etwas sortiert hast und die wichtigen Dinge auf die Reihe bekommen hast, dann könnten wir es doch nochmal versuchen? Dann müsste es doch eigentlich gehen...

    Ich hab das Gespräch dann sofort abgebrochen. Der spinnt wohl. Nein aber mal ernsthaft: Es ist wichtig, und es ist mir früher sehr oft nicht gelungen, den Entschluß nichts mehr zu trinken und der Einsicht, mit dem Alkohol nicht umgehen zu können, vertrauen zu schenken, denn es ist die richtige.

    Alles andere ist ein Trugschluss und führt ohne Zweifel wieder in den Abgrund. Da spielt sicherlich auch die Erfahrung die man selbst gemacht hat die Hauptrolle. Denn sonst wäre ich schon nach dem mir mein Arzt das erste mal gesagt hat, dass ich nichts mehr trinken darf, Abstinent geworden.

    Wie Hartmut schon sagte: Das erste Glas stehenlassen. Damit kann man nichts verkehrt machen.


    Gruß Maik

  • Zitat von Contemplation


    Ich hab das Gespräch dann sofort abgebrochen. Der spinnt wohl. (...)
    Alles andere ist ein Trugschluss und führt ohne Zweifel wieder in den Abgrund.

    Guten Morgen,
    so ist es. Das Erkennen dieses Zirkelschlusses ist sehr wichtig: ich trinke, weil ich mein Leben nicht sortiert bekomme, und mein Leben bekomme ich nicht sortiert, weil ich trinke. Der erste Teil des Zirkels wird vom Trinker gerne akzeptiert, der zweite Teil wird sehr lange geleugnet, oft zu lange. Aber nur dieser Teil ist wahr.

    LG Jonas

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