Ich bin soweit und möchte mich heute vorstellen.
Guten Abend an Alle.
Ich bin Julia, 34 Jahre, Lebenslänglich Gefangene der Alkoholkrankheit, derzeit und hoffentlich für den Rest meines Lebens „auf Bewährung“ frei …
Vor ca. 20 Jahren begann meine Säuferkarriere, von Anfang an habe ich fast täglich getrunken. „Dazugehören“ war damals mein Einstiegsgrund. Eine eigene Persönlichkeit bzw. Selbstbewusstsein hat sich in mir lange Zeit nicht so recht entwickeln wollen / können ... (?) „Mitläufertyp“ nennen die Menschen so etwas … keine eigene Meinung, keinen eigenen Modegeschmack, keine eigene Ausdrucksweise, alles Imitationen, jahrelang ... Familiär, in der Kindheit lief da recht viel schief, aber dazu später mehr.
Die ganzen Jahre hat das tägliche Trinken einfach zu meinem Leben gehört, ich habe mir da komischerweise auch gar keine Gedanken drüber gemacht. 2008 habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt … ich wurde recht schnell schwanger, habe dann sofort auf eigene Faust aufgehört zu trinken (wenn ich daran denke, was da alles hätte passieren können … ) Kaum war das Baby da (stillen wollte einfach nicht funktionieren), schlichen sich die alten Trinkgewohnheiten langsam aber sicher und beständiger denn je, wieder ein. Da wurde ich zum ersten Mal in meinem Leben hellhörig. Irgendwas stimmt doch hier nicht! Ach was!!? Schön, dass es Dir dann doch mal auffällt… kann ich dazu nur sagen. Seit 2010 habe ich also versucht meine Sauferei unter Kontrolle zu kriegen. Die dollsten Dinge und Strategien hab ich mir da überlegt, Bücher gelesen (im Suff … natürlich…sehr „effektiv“), Pläne geschmiedet und immer wieder alles über Bord geworfen, immer wieder bin ich gescheitert. Anfang diesen Jahres war ich ziemlich doll krank und in den ersten Tagen war trotzdem noch Bier in meiner Teetasse. Irgendwann konnte ich nicht mehr und habe aufgehört zu trinken (auch wieder einfach so und ohne ärztliche Kontrolle). Ich war so stolz und habe geschworen: „nie wieder!“ , 8 Wochen habe ich durchgehalten! Eine Geburtstagsfeier beendete diese schöne Zeit. Es war der klassische Rückfall: „Eins kannst Du doch heute ruhig mal trinken – ab morgen ist wieder Schluss!“ Wobei es über kurz oder lang so kommen musste. Ich spüre heute den Unterschied, wie ich die trockenen Tage erlebe und empfinde. Im März war es ein täglicher Kampf heute ist es so ähnlich wie „Verliebtsein“… Am Abend ist es ist das Letzte vorm Einschlafen und am Morgen … kaum habe ich die Augen aufgemacht - da spüre ich „Sie“ ganz bewusst, diese pure Nüchternheit. Das ist toll, ich liebe es. Wobei da sicher jede Menge Anfangseuphorie reinspielt ...
Uuiih … jetzt seh´ ich gerade diesen „Roman“ – sorry dafür, habe mir vorgenommen kurz und knapp zu schreiben, jetzt seh ich, dass daraus nichts geworden ist … ich werde auch gleich zum Schluss kommen. Nur eines ist mir noch sehr wichtig zu sagen: Seit gerade mal etwas mehr als 14 Tagen bin ich hier angemeldet, was in dieser Zeit passiert ist, ist Wahnsinn ... ich kopier´das jetzt einfach mal aus meiner Vorstellungsrunde -:
„ Mir geht es gut, dennoch bin ich hin- und hergerissen … das ging auf einmal alles so unglaublich schnell. Ich hatte mich hier angemeldet, nur um mal zu schauen. Einfach um zu sehen, ob „da draußen“ jemand ist, der versteht worum es geht … einen konkreten trockenen Plan, hatte ich beim besten Willen nicht. Das Ziel stand fest, aber WANN und WIE … das stand in den Sternen. Dann wurde ich hier sofort angenommen und aufgefangen. Das hat mich so dermaßen motiviert, dass ich (wie Angela so schön formuliert hat Nägel mit Köpfen gemacht habe. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, meinem Hausarzt gegenüber auszusprechen, was mit mir los ist. Geschweige denn, einen Termin bei der Suchtberatungsstelle zu vereinbaren!?! (IST NUN ALLES PASSIERT!) Ich danke allen Beteiligten von Herzen für den „virtuellen Tritt in den A****h“ und das „Augen öffnen“ … Es fühlt sich gut und richtig an, dennoch habe ich mächtige Angst davor, es wieder einmal nicht zu schaffen. Wieder zu enttäuschen, erneut mein Gesicht zu verlieren, vor meinem Mann und der Kleinen … Wobei ich mit geradem Blick nach Vorn sagen kann, dass ich zwar mal wieder diese ersten Schrittchen gegangen bin, aber so weit wie ich bis jetzt geschafft habe, war ich NIEMALS zuvor. Das macht mir Mut und ich freue mich über jeden weiteren trockenen Tag. „
so.... nun ist aber gut... nochmals SORRY für diesen elendig langen Text, das musste jetzt aber alles raus.
... Liebes Forum , ich freue hier zu sein, das Lesen und Schreiben gibt mir sehr viel Kraft und Mut …
DANKE dafür
sagt Julia