Guten Morgen an alle!
Wie schon gestern angedeutet habe ich die erste Woche eigentlich nichts umsetzen können, was ich mir vorgenommen habe. Es gab ein ganz blödes Erlebnis, das mich ziemlich kalt gelassen hat. Meine Vorgesetzten sehen das als souveräne Reaktion, mich erschreckt es eher, wie abgestumpft ich geworden bin. Dann gab es auch einige Erfolgserlebnisse mit viel Lob und Komplimenten. Die haben mich nicht kalt gelassen. Im Gegenteil - das war mir so elend unangenehm. Ein bisschen freuen konnte ich mich erst abends zu Hause. Ist das normal??? Das ist doch fast wie beim nassen Alkoholiker selbst, dass man einfach nur noch als Hülle durch den Alltag läuft und die normalen Gefühle irgendwie nicht funktionieren wie sie sollen.
Da die Woche ziemlich stressig war sah ich wohl auch teilweise etwas getresst aus. Mindestens einmal am Tag kam von irgendwem ein Spruch wie"nächste Woche ist ja xy wieder da", "Vermisst Du ihn schon?, "ich hätte dich fast nicht erkannt ohne xy" o.ä. Ja, der kommt nächste Woche aus dem Urlaub wieder und trinkt bestimmt immer noch täglich seine drei Bier. Ich bin inzwischen sicher, dass ich nicht so tun kann, als wüsste ich das nicht. Aber wie komme ich da raus, ohne dass allen Kollegen auffällt, dass da etwas nicht stimmt?
Ja, ich habe mich ziemlich klar entschieden, dass ich das Trinkverhalten so nicht mit ansehen kann. Ich verarbeite noch die letzten Jahre mit meinem Mann und kämpfe um jedes Stückchen Normalität. Ich bin noch nicht soweit, Ähnliches mindestens 35 Stunden pro Woche wieder vor der Nase zu haben. Daheim ist momentan alles so schön harmonisch und erschreckend einfach, aber das kleine Teufelchen auf meiner Schulter schreit ständig: "halt, das ist zu einfach, hier stimmt was nicht". Und im Büro das gleiche in grün, nur dass ich weiß, hier stimmt was nicht.
Meine Kleine ist gerade erkältet, am liebsten würde ich mich is Montag mal kurz anstecken. Aber irgendwann muss ich da sowieso wieder hin. Die Versuchung, mich einfach wie immer komplett zurückzuziehen und meinen Kopf auf "interessiert mich alles nicht" zu programmieren ist gerade so groß, und das bei allen guten Vorsätzen.
Was wahrscheinlich jedem beim Lesen schon auffällt und ich auch einfach nicht begreifen kann, ist die Frage: wenn sie jetzt versucht hat, mal wieder eine normale freundschaftliche Beziehung aufzubauen, warum dann ausgerechnet wieder mit einem (wahrscheinlich) Alkoholiker? Schön blöd, oder?