Wie würdet ihr euch an meiner Stelle verhalten?

  • Hallo ihr Lieben,

    bin neu hier im Forum und würde gerne wissen wie ihr euch an meiner Stelle meinem Vater gegenüber verhalten würdet.

    Als Hintergrundinformation kopiere ich meine Vorstellung hier rein:

    "ich bin 18 Jahre alt und mache dieses Jahr mein Abitur - und ausgerechnet jetzt geht es mir total schlecht.
    Mein Vater ist ein sog. funktionierender Alkoholiker. Wie lange, kann ich gar nicht genau sagen, aber vor 7 Jahren habe ich gemerkt, dass er ein Alkoholproblem hat. Ich wohne noch zu Hause, versuche aber meinem Vater schon seit einigen Jahren aus dem Weg zu gehen, da er betrunken bzw. angetrunken sehr launisch und aggressiv ist.

    Vor circa drei Monaten hat er tagelang so viel getrunken, dass er vor meinen Augen ohnmächtig geworden ist.
    Ich weiß eigentlich nichts schlimmes; für mich war es dennoch schrecklich. Ich habe total die Nerven verloren und seit dem rede ich gar kein Wort mehr mit ihm.
    Ich wünschte ich müsste ihn nie wieder sehen, aber das geht leider nicht. Ausziehen kann ich nicht und er versteht einfach nicht, dass ich keinen Kontakt mehr zu ihm haben will.
    Er verhält sich so als ob nichts wäre und redet mit mir, obwohl er weiß, dass ich nicht mit ihm reden will.
    Ach man, das Problem ist, dass wenn er mir eine Frage stellt, ich darauf antworten MUSS. Sonst würde er aggressiv werden und ich muss leider auch zugeben, dass ich Angst vor ihm habe wenn er aggressiv ist.

    Das größte Problem für mich ist einfach, dass ich ihn doch leider liebe. Er kann wirklich ein guter Vater sein und mir durch gewisse Gesten zeigen wie sehr er mich liebt; nur leider sind diese guten Seiten viel zu selten und er ist die meiste Zeit einfach nur dieses betrunkene A....
    Dann widert er mich total an und ich wünsche ihm Dinge, die ich hier lieber nicht ausspreche.

    Heute war ich wieder den ganzen Tag total träge, lethargisch und hab rumgeheult obwohl nichts spezielles passiert ist. Ich kann einfach nur nicht mehr.

    Ich erwarte hier gar keine super Tipps oder ähnliches, ich wollte mich einfach mal ausheulen und darüber reden mehr nicht. "


    Gerade bin ich wieder total sauer weil er mich nicht in Ruhe lässt.
    Ich ignoriere ihn die ganze Zeit und er hat heute trotzdem zwei mal zu mir "Hallo" gesagt und ich habe mich gezwungen gefühlt sein Hallo zu erwidern. Er tut so als ob nichts wäre obwohl er merkt, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will.

    Nun meine Frage:

    Soll ich einfach sein Spiel mitspielen und brav hallo sagen und ihn ansonsten ignorieren?
    Soll ich nicht auf seine Fragen etc eingehen und totalen Ärger riskieren? Ich hätte Angst, dass er sauer wird und die Situation ausartet.
    Oder soll ich ihm offen sagen, dass ich erst wieder mit ihm reden werde wenn er aufhört zu trinken? - Das Problem dabei wäre, dass er höchstwahrscheinlich versuchen würde auf verständnisvoll zu tun, der gute Vater würde aus ihm rauskommen und ich wäre emotional wieder in einem Tief. Was ich mir schulisch gesehen nicht leisten kann. -


    Ach man, ich weiß echt nicht was ich machen soll. Übertreibe ich vielleicht auch? Das würde zumindest meine Mutter behaupten. .


    Danke fürs lesen
    :cry:

  • Hallo erst mal...
    eine Frage vorweg: wo ist sie denn? Deine Mutter?
    So wie es sich liest, "nicht da" aber wo?
    Ist sie denn noch eine Ansprechperson fuer Dich?
    Eventuelle auch eine Anlaufstelle?
    Oder eventuell andere Verwandte, Grosseltern, zB?
    Zur Situation selbst mit Deinem Vater...da kommen sicher noch Beitraege von Anderen, die ebenfalls in so einer Situation aufgewachsen sind. Da ich das nicht bin, moechte ich mich da nicht "raushaengen".

    Aber Deine Situation ist nicht schoen. Und auch nicht tragbar oder zumutbar.
    Weisst Du das?
    Gruesse, Lindi

  • Hallo Lindi,

    erst mal herzlichen dank für deine Antwort.. und schon werde ich sentimental und heule.

    Meine Mutter ist hier, zu Hause. Vielleicht habe ich mich etwas unklar ausgedrückt.
    Mit meiner Mutter verstehe ich mich gut. Sie hat auch kaum noch Kontakt zu meinem Vater bzw. geht ihm aus dem Weg und wollte sich eigentlich vor drei Jahren von ihm scheiden lassen, hat es meinem kleinen Brunder zuliebe nicht getan weil er stark geweint hat. Durch eine Scheidung hätten wir auch finanzielle Schwierigkeiten und aus dem Grund macht das meine Mutter auch nicht (vielleicht sind das auch alles nur Vorwände und sie würde immer bei ihm bleiben?).
    Was ich sagen will: Meine Mutter ist genauso hilflos wie ich, sie kann gar nichts ändern; hat keinerlei Einfluss.
    Anlaufstellen habe ich nicht.

    Aber ich habe auch gar nicht die Hoffnung, dass sich etwas ändern wird.
    Deswegen bleibt mir glaube ich nichts anderes übrig, dass ich mich ändere oder?
    Ich weiß leider nicht wie ich mich verhalten soll. .

    Vielen, vielen Dank für deine Anteilnahme.

  • Liebe Elpida,

    wilkommen im Forum!
    Ich schließe mich Lindi an: Eine nicht zumutbare Lage für Dich!
    Und eine gute Lösung gibt es hier nicht- von den Möglichkeiten, die Du aufgezählt hast - ist keine gut.
    Entweder Du verleugnest / verdrängst Deine Gefühle oder hast einen Riesenzoff an der Backe.
    Wer braucht das alles mitten im ABitur?
    Mann, da werde ich echt wütend! Nicht nur auf Deinen Vater, Sorry, aber ganz genauso auch auf Deine Mutter!
    Sie ist nicht hilflos! Sie ist die Erwachsene!
    DU bist die Hilflose. Hoffentlich kannst Du das überhapt noch erkennen??

    Ich werfe eine radikale Möglichkeit in den Raum:
    Entweder Du gehst zumindest nun während der Abi-Vorbereitung zu einem Freund oder Verwandten (ich war damals bei meiner Großmutter. Und es eine echte Wohltat, Zuhause raus zu sein!!)
    Oder Du überlegst eIne Unterbringung vom Jugendamt.

    Natürlich kannst Du auch Dich selbst ändern, das ist vorerst der Weg des geringsten Aufwandes.
    Aber ich warne ausdrücklich davor. Sich selbst unterdrücken, verleugnen, verbiegen usw. macht krank. Und zwar richtig krank.
    Unter Umständen hat man sein ganzes Leben darunter zu leiden.
    (So wie ich.)

    Liebe Grüße
    Girasole

  • Hallo Elpida,

    du schreibst: " Deswegen bleibt mir glaube ich nichts anderes übrig, dass ich mich ändere oder?" ---

    Wenn ich das alles richtig gelesen habe dann bist du diejenige die in all der verfahrenen Situation noch am ehesten "gesund" fühlt und sich verhält. Darum finde ich daß es absurd wäre wenn DU dich veränderst. Das müßte dein Vater tun und deine Mutter auch. Du mußt dir das erhalten was du bist und kannst. Wenn du dich veränderst dann wäre das nichts als ein Anpassen an kranke Verhältnisse - und das bedeutet, daß du selber krank wirst (ohne daß an den Verhältnissen irgendwas sich ändern würde).

    Du brauchst Hilfe von Außen. Egal ob Jugendamt, Vertrauenslehrer, eine psychologische Begleitung, eventuell vorhandene gesunde Verwandte... es muß jemand dasein oder gefunden werden der dir den Rücken freihält damit du in Ruhe dein Abi machen und für die Zeit danach planen kannst. Nur das ist jetzt wichtig.

    Wenn dir nix einfällt wende dich an eine Beratungsstelle (Pro Familia z.B.) und laß dich unterstützen. Laß dich nicht in Kämpfe verwickeln die du nicht gewinnen kannst. (Niemand legt einen Alkoholiker trocken außer er selbst... ich bin einer und weiß das). Konzentrier dich auf das einzig wesentliche - dein Abi -, und laß dich was alles andre angeht gut beraten und unterstützen!

    Ich wünsch dir von Herzen Glück Kraft Mut und Unterstützung...letzteres steht dir zu, hol sie dir.

    Ganz liebe Grüße, Frank

  • Hallo,

    Ich habe mein Abitur betrunken geschrieben und ganz ehrlich, das war nicht die Änderung, die irgendwas verbessert hat!

    Wenn du dich änderst, (das wird zwar in den Kliniken so beschrieben) ändert sich nicht dein Umfeld sondern nur deine Reaktion auf bestimmte Situationen.
    Ich würde dir raten, deine Mutter zu ermutigen, das sie sich trennt.
    Es tut mir leid das so scharf zu sagen, aber sein Leben aufzugeben, weil ein Teil sich nicht an die Regeln hält, halte ich für unsinnig.

    Es ist furchtbar zu sehen, wie ein Mensch langsam aber sicher dahin siecht und ich finde es ganz und gar nicht "normal, nicht schlimm, oder sonst was" das dein Vater sich ins Delirium gesoffen hat.

    Das ist schlimm und dein kleiner Brunder bekommt das mit!
    Er bekommt das alles mit!
    Die Unsicherheit, den Stress und die Emotionale Kält zwischen dir deinem Vater und deiner Mutter und deinem Vater.

    Ich Stimme Frank zu, Dein ABI ist das wichtigste im Moment!
    behalte das im Auge!

    Hast du mit deiner Mutter mal ernsthaft gesprochen?
    Sie sieht ja anscheinend auch, das es keine Zukunft hat so.

    zu Girasole's beitrag muss ich sagen, das die Hilflosigkeit der Mutter durchaus verständlich ist. Sie ist zwar die Erwachsene, aber was die misten Kinder von Alkoholikern lernen müssen ist schnell erwachsen zu werden, häufig erwachsener als beide (auch der nicht trinkende) Elternteil.

    Sprich mit ihr. Ermutige sie. Ihr könnt zusammen halten!

    Falls es dir aber nicht zu peinlich ist, rate ich dir vielleicht die Abizeit, also bei Akutenprüfungssituationen zu einer Freundin zu ziehen.
    Vielleicht erlauben es die Eltern dort ja.
    Zusammen Lernen, sich vorbereiten und Abstand gewinnen.

    Zuhause wird sich kaum etwas ändern.
    Allerdings musst du mit dem Gedanken nicht Zuhause dabei zu sein leben...

    Liebe Grüße und Alles Gute!
    kleinesMädchen

    ~-.Mein Herz erkennt dich immer, was auch immer geschiet.-~

  • glück auf elpida

    Zitat von Elpida

    Oder soll ich ihm offen sagen, dass ich erst wieder mit ihm reden werde wenn er aufhört zu trinken?

    das halt ich für das beste - klare ansage
    in meiner nassen zeit waren so momente (in denen ich im unklaren war woran ich bin) immer n sehr willkommener anlass zum saufen :roll:

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Elpida,

    vor 6 Jahren steckte ich in der selben Situation wie du.
    Mutter seit meinem 3. Lebensjahr Alkoholikerin und mein Vater hilflos und verzweifelt daneben. Ich nebenbei im Abi- durch das ich beim 1. Versuch auch durchgerasselt bin. An Lernen war nicht zu denken.
    Beim 2. Versuch habe ich dann in der Gartenhütte gelernt, in der ich das Geschrei aus dem Haus immer noch hören konnte.
    Dann hat es geklappt, ich hab mir einen Vollzeitjob gesucht, dass ich das Elend zu Hause nicht mehr ertragen musste, sondern 7 Tage die Woche arbeiten konnte und bin im Oktober direkt zum Studium ausgezogen.

    Du schreibst von deiner verzweifelten und hilflosen Mutter- so ging es mir auch. Nur eben, dass es der arme Vater war, der ja so litt. Wenn man das als Kind mitbekommt, fühlt man sich in der Verantwortung, dem armen Elternteil zu helfen, bürdet sich die Verantwortung auf, damit es läuft. Und zerbricht daran.
    Da kann ich dir nur von abraten! Lass sie machen- sie ist die Erwachsene, nicht du. Wenn sie in der Misere hocken bleiben will, soll sie das machen- bis sie genug hat und den Hintern hochbekommt. Wenn ich sowas lese, stellen sich bei mir die Nackenhaare hoch, und die Galle steigt dezent an, da ich genau weiß, wie es ist, wenn die Eltern zur Handlung unfähig sind und die Kinder dafür dann die volle Packung abbekommen. Ich finde es ekelhaft, dass sie deinem Bruder die Verantwortung für ihre Unfähigkeit, sich damals vom Vater zu trennen, zuschiebt, weil der Junge damals geweint hat. (und wenn dein Bruder dann irgendwann fragt, warum hast du nicht, dann sagt deine Mutter "Kind, es war zu deinem besten- du hast sooo geweint, da wollte ich dir den Vater nicht nehmen" Manipulation ohne Ende.)
    Ja, jedes Kind weint wohl erstmal, wenn sich die Eltern trennen- meistens. Ich kenne wenige, die nicht geweint hätten. Ich hätte damals wohl auch geheult, aber im Nachhinein wäre eine Trennung das beste gewesen. Kinder können die Situation aber nicht umfänglich überblicken, deswegen haben die Eltern die Verantwortung für sie. Bitter, wenn sie nicht dazu in der Lage sind, dieser Verantwortung gerecht zu werden.

    Was nun?
    Zieh dir den Schuh nicht an, dass du dafür verantwortlich bist, dass sich deine Mutter nun endlich trennt. Sie wird wohl gewusst haben, dass eine Trennung notwendig ist, hat sich aber dagegen entschieden und sich irgendwelchen Ausreden gebeugt, die die Situation für sie angenehmer machten. Daher wird das wohl nun auch nichts.
    Wenn jemand sich nicht trennen will, sondern lieber das krankhafte System aufrecht erhalten möchte, kommst du da nicht ran- das wäre ebenso zwecklos wie deinem Vater den Alkohol ausreden zu wollen.
    Ich hab da auch mal mit meinem Vater geredet- aber war dann die böse undankbare Tochter, die die Familie auseinander bringen wollte.
    Du musst dich nun auf's Abi konzentrieren und solltest dich nicht in der Situation aufreiben. Halt dich da raus und ziehe deine Konsequenzen.
    Wenn es dich belastet, du nicht mehr richtig lernen kannst, wäre es nun richtig zu gucken, ob du zu jemand anderes ziehen kannst oder eben in eine Einrichtung für Menschen in deiner Situation.
    Dein Wohl sollte nun an 1. Stelle stehen und nicht deine Familie, die nicht in der Lage ist, deinem Wohl entsprechend zu handeln.
    Misch dich da zu Hause nicht rein- das ist nicht deine Verantwortung und wird dich nur belasten.
    Abgesehen davon, dass das Drama erst richtig losgeht, wenn deine Mutter sich nun während deiner Abivorbereitung trennt- sie wäre nicht die erste, die sich bei der ältesten Tochter ausheulen würde. Dann kommt noch der kleine Bruder hinzu, dessen Welt auf dem Kopf steht und der alkoholkranke Vater, der der Krankheit nach die Schuld bei allen anderen sucht, nur nicht bei sich selbst. Im schlimmsten Fall.
    Daher wäre ein Auszug, falls es nicht mehr geht, die für dich beste Lösung. Und dein Wohl sollte nun an 1. Stelle stehen. Ein schlechtes Abi oder gar keins wird dir in deiner Zukunft im Wege stehen.

    Wie gehts denn nach dem Abi für dich weiter?

    Viele Grüße,
    Zimttee

  • Zitat von kleinesMädchen

    zu Girasole's beitrag muss ich sagen, das die Hilflosigkeit der Mutter durchaus verständlich ist. Sie ist zwar die Erwachsene, aber was die misten Kinder von Alkoholikern lernen müssen ist schnell erwachsen zu werden, häufig erwachsener als beide (auch der nicht trinkende) Elternteil.
    Sprich mit ihr. Ermutige sie. Ihr könnt zusammen halten!

    Wieso sollte ich oder ELpida auch noch Verständnis für die Mutter haben?
    Verständnis für alle und jeden, - sorry, kleines Mädchen, das ist total CO!

    Ich finde nicht, dass Du, Elpida, nun auch noch Deiner Mutter zur Seite stehen solltest.
    SIE sollte DIR zur Seite stehen, Dich ermutigen und zu Dir halten- nicht umgekehrt!

    Das mit deinem Bruder sehe ich wie Zimttee- ihm die Verantwortung für die nicht- Trennung zu geben- unfassbar :shock:
    Bekommt er auch nur Cola zu trinken, wenn er genug weint?
    Oder braucht er keine Zähne mehr putzen, wenn er genug weint??
    Verstehst Du, worauf ich hinauswill?

    Und ich schließe mich Zimttee an- Du- und Dein Abi ist jetzt das allerwichtigste!!
    Daran entscheidet sich der Lebensweg!

    Liebe Grüße
    Girasole

  • Hallo,

    es sollte eine Idee für nach dem Abi sein, keine Akute-Hilfe.
    Eher ein Anstoß der Hoffnung.
    Was Ihr schreibt hört sich so verdammt nach "Lass es dir Egal sein!" an und das ist etwas, das ich einfach nicht vertreten kann.

    Wie gesagt, raus da fürs Abi und ab zu einer Freundin, die vielleicht auch noch beim Lernen hilft.

    vielleicht empfinde ich das einfach anders...

    Liebe Grüße
    kleinesMädchen

    ~-.Mein Herz erkennt dich immer, was auch immer geschiet.-~

  • Hoffnung gibt es leider in solchen Situationen nicht- nicht, wenn alles schon so furchtbar eingefahren ist, sich in Jahrzehnten nicht änderte und sich Rollen im System manifestiert haben. Dann macht man sich mit seiner Hoffnung selbst kaputt- mein Fazit nach der bisher 25-jährigen Alkoholikerkarriere meiner Mutter.

    Sagen wir es so: Wenn mein Partner nun beginnt, ab und an zu trinken, sich die Abstände immer enger ziehen- dann würde ich mit ihm reden, ihm in einem gewissen Rahmen noch Alternativen aufzeigen und die Pädagogin, die ich beruflich bin, rauskramen.
    Wenn sich dann nichts ändert, kann ich nur für mich überlegen, ob ich das weiterhin mitmachen will.
    So wie bei meiner Mutter- 25 Jahre lang.

    Mir ist es nicht egal, bei weitem nicht. Aber irgendwann muss der Selbstschutz beginnen- sonst landet man irgendwann auch beim Alkohol oder anderen (psychischen) Erkrankungen.
    Wenn sich 25 Jahre lang nichts ändert, keine Einsicht vorhanden ist, sondern weiter gesoffen oder als Co-Partner unterstützt wird- dann habe ich aufgegeben und kümmer mich um mich selbst. Sonst geht man selbst mit drauf.

    Das bezieht sich sowohl auf den trinkenden Angehörigen als auch auf den Partner, der daneben sitzt und durch seine Anwesenheit die Sucht weiter fördert.
    Gleiches bei Elpida- nach dem Abi ist vor dem Studienabschluss. Sie ist noch so jung, muss in den kommenden Jahren sehr viel selbst leisten- dass ich, ganz ehrlich, meine Kraft nicht mit Problemen vergeuden möchte, auf die ich selbst keinen Einfluss habe. Ich kann daneben sitzen und bitten und betteln- es hat keinen Effekt, sondern macht mich weiter kaputt. Das ist das, was ich meine.

    Das hat nichts mit "egal sein" zu tun, sondern mit emotionaler Distanz, die mich selbst schützt.
    Als ich deinen ersten und auch den letzten Kommentar las, dachte ich an genau das, was Girasole geschrieben hat.

    Vielleicht empfindest du es anders, weil du selbst noch zu stark in der Co-Abhängigkeit drinhängst?

    Viele Grüße,
    Zimttee

  • Hallo ihr Lieben,

    wow, erst mal an alle vielen Dank. So viel Verständnis und nette Worte, damit hätte ich gar nicht gerechnet.

    Gestern Abend konnte ich nicht mehr auf deinen Beitrag Antworten Girasole weil ich so gerührt war bei so viel Verständnis.
    Ich habe dann total lange nachgedacht und nachgedacht..


    Zitat


    Mann, da werde ich echt wütend! Nicht nur auf Deinen Vater, Sorry, aber ganz genauso auch auf Deine Mutter!
    Sie ist nicht hilflos!

    Du hast vollkommen Recht. Ich muss sagen, ich sah/sehe meine Mutter in der Opferrolle. Sie hat es wirklich nicht einfach, aber sie will auch nichts an der Situation ändern. Sie ist diejenige, die was ändern kann, indem sie ihn einfach aus der Wohnung schmeißt. Aber das macht sie nicht; sie macht sich total abhängig von ihm und nimmt meinen Brunder nur als Vorwand. Dessen bin ich mir jetzt glaube ich auch bewusst.

    Ich habe heute als ich nach Hause gekommen bin echt gedacht ich sehe nicht richtig. Vater liegt im Bett und Mutter desinfiziert eine kleine Mini- Wunde die seit gestern hat!
    Meint dann zu mir, er wäre gestern vom Auto angefahren worden. Ach, der Arme.
    Ihm fehlt aber nichts weil der heute den ganzen Tag in der Gegen rumgelaufen ist. Und sie bemitleidet ihn jetzt! Und er tut so als ob es ihm so schrecklich gehen würde! Warum? Was soll das?
    Er behandelt sie wie den letzten Dreck und sie sorgt sich jetzt um ihn.


    Viele von euch habe mir geraten auszuziehen oder zu einer Unterbringung vom Jugendamt zu gehen.

    Das Problem dabei ist:

    Wenn ich keinen Hund hätte würde ich das sofort machen. Ich wäre spätestens vor drei Monaten in eine WG hier in der Nähre gezogen.
    Ihr müsst aber wissen, dass mein Hund auch wirklich nur mir gehört und ich diejenige bin die drei mal am Tag rausgeht. Ich habe sie von einer Tierschutzorga und sie ist total schlecht sozialisiert, hat Probleme mit Menschen und anderen Hunden und ein Umzug wäre für sie schrecklich.
    Ich habe es nun nach zwei Jahren geschafft, dass die Spaziergänge hier einigermaßen entspannt sind.
    D.h wenn ich ausziehen würde, müsste ich hier in der Nähe eine Wohnung finden. Oder weiter aufs Land raus, was nicht so einfach ist.
    Außerdem müsste ich noch eine andere Person finden, die mit mir in eine Wohnung zieht, damit sie nicht lange alleine bleiben muss.

    So viele Sachen auf die ich achten muss um ausziehen zu können.

    Vielleicht habe ich Glück und es lässt sich NACH meinem Abitur jemand finden der mit mir in eine Wohnung zieht.
    Jetzt hätte ich einfach nicht die Zeit und Kraft dazu mich auch noch um eine Wohnung zu kümmern. Zumal ich dann auch arbeiten müsste.

    (ich schreib in einer zweiten Antwort weiter, damit das Ganze nicht allzu unübersichtlich wird)

  • Kleines Mädchen,

    Zitat

    Hast du mit deiner Mutter mal ernsthaft gesprochen?

    Nein, habe ich nicht. Aber ich werde ihr demnächst sagen, dass ich ihr Verhalten nicht in Ordnung finde und ihr auch sagen, dass ich es am Besten finden würde wenn sie sich von ihm trennt. In paar kurzen Sätzen, mehr nicht. Zimttee hat Recht wenn sie sagt, dass ich die Verantwortung nicht übernehmen soll. Sie wird sich eh nicht trennen. .

    Und an Silberkralle, wahrscheinlich denkt er wirklich er könnte mich mit seinem "ich-tue-so-als-ob-nichts-wäre-Verhalten" besänftigen und ich würde irgendwann nicht mehr sauer sein.
    Ich hatte mir auch heute vorgenommen ihm zu sagen, dass ich nicht mehr mit ihm reden werde.
    Als er mich dann begrüßt hat, habe ich gar nichts gesagt. Und er ist dann gegangen.
    Ich weiß auch nicht warum ich mich nicht getraut habe?! Ich wollte es wirklich, aber da war einfach eine Blockade.. ich konnte einfach nicht.
    Ich verstehe selber nicht warum und wovor ich Angst habe?


    Hallo Zimttee, war für dich sicherlich auch keine schöne Zeit. Ich finde es wirklich toll, dass du aus dieser Situation jetzt draußen bist.
    Und ich kann dir bei allem was du sagt auch zustimmen. Ich sollte mich wirklich um mich kümmern und ein Auszug wäre das sinnvollste, nur leider momentan einfach nicht realisierbar. Steht ja oben warum.


    Zur Frage wie es nach dem Abitur weitergehen soll:

    Das weiß ich jetzt ehrlich gesagt auch noch nicht. Eigentlich will ich Soziologie studieren bei dessen Studiengang die Berufschancen nicht super sind. Was eigentlich nicht so schlimm wäre, aber nachdem ich ja so schnell wie möglich raus will weiß ich nun gar nicht ob ich denn studieren soll? Bzw was ich studieren soll.
    Doch lieber arbeiten um mir eine Wohnung leisten zu können?
    Oder während des Studiums arbeiten und auf finanzielle Hilfe angewiesen sein? :?
    Ich weiß es leider nicht. . Zudem muss ich auch sagen, dass mein Abitur nicht gut werden wird. D.h alle Möglichkeiten werde ich nicht haben.


    So mehr fällt mir nun nicht mehr ein. Ich hoffe, dass ich heute meine Ruhe haben werde und hoffe, dass ich das nächste Mal genug Mut aufbringen werde sowohl meinem Vater als auch meiner Mutter meine Meinung zu sagen.

    Ich danke euch, ihr seid toll! :)

  • Zitat

    Ich hoffe, dass ich heute meine Ruhe haben werde und hoffe, dass ich das nächste Mal genug Mut aufbringen werde sowohl meinem Vater als auch meiner Mutter meine Meinung zu sagen.


    hallo und willkommen elpida.

    genau das darfst du tun. Ich kenn die Situation genau so, nur aus der Sicht der Mutter. Und ja, ich war eine Erwachsene, aber halt auch Co.
    Eine meiner Ausreden mich nicht trennen zu können, waren ja auch die Kinder. Aufgerüttelt hat mich dann der Satz meines Sohnes "Mama, ich kann nicht mehr..." :shock:
    und ich hab doch genau dafür ausgehalten?!?
    Ihnen zuliebe. > Also sag es deiner Mutter, so wie Du es empfindest.
    Einer der Gründe warum mein XY immer weiter trank war :" keiner sagt, dass ich zuviel trinkt, nur Du.." und er trank weiter > also sag ihm, was du denkst.
    Es sei denn Du musst mit körperlicher Gewalt rechnen !

    Ich denke, ob du nun ausziehst oder nicht, das Thema wird dich in deiner Abivorbereitung begleiten. (wie gesagt Ausnahme: Gewalt )
    In wieweit Du Dich da abgrenzen kannst, liegt an dir. Dieses Forum hat mir sehr dabei geholfen.

    Und wenn es ohne eine räumliche Trennung nicht geht, dann gibt es eine Lösung. Auch mit Hund, Katze, Maus...
    > was deine Mutter an deinem Bruder hat, hast Du an deinem Hund ?!!

    LG nici ,
    mama von einem, der nun studiert und der andere eine gute Ausbildung macht . Es geht. Kopf hoch.

  • Hallo Nici,


    Zitat

    was deine Mutter an deinem Bruder hat, hast Du an deinem Hund ?!!

    Mhm.. das mag schon sein. Ich liebe meinen Hund einfach total sehr und verbringe auch sehr viel zeit mit ihr, bin aber wiederum total gebunden. Aber, dass es auch sicherlich Wege mit Hund gibt, dessen bin ich mir sicher.

    Was genau meinst du mit diesem Satz; ist mir nicht ganz klar?

    Zitat

    Und wenn es ohne eine räumliche Trennung nicht geht, dann gibt es eine Lösung.


    Liebe Grüße und danke dir.

  • Liebe Elpida,

    ich denke, wenn Du wirklich ausziehen musst oder willst, dann gibt es auch mit dem Hund ne Lösung.
    Viell nicht gleich die beste oder endgültige Lösung, aber es findet sich schon was.
    Ich kenn es, und will mich da auch garnicht rausnehmen, die meisten von uns konnten nicht gehen, wegen einen haustier, und und und (bekannte Ausreden)
    ich hatte keinen Job, kein Geld und zwei Kinder, und sehr viele haben noch viel mehr stämmen müssen. Es geht, es geht weiter.

    Such dir Unterstützung, viell jemand aus der Familie.

  • Hallo Elpida,

    ein Hund lebt mindestens 10 Jahre. Dann bist du 28. Willst du bis dahin zuhause wohnen bleiben? Nein? Dann könntest du dich eigentlich bald schon auf den Weg machen. Hab Mut! :)

    Spätestens wenn du studierst bzw. eine Lehre machst, hast du völlig andere Abwesenheitszeiten. Dann müßtest du sowieso eine Lösung finden. Rede doch mal mit der Pflegestelle, wo du sie herbekommen hast. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, die Hündin für eine Zeit unterzubringen, während du deine Situation klärst, wenn es soweit ist. Das muß ja alles nicht morgen oder übermorgen sein, aber einfach mal im Hinterkopf haben, daß immer etwas geht. Vielleicht kann deine Hündin in die Familie deiner besten Freundin, einer Verwandten, es geht immer etwas.

    Man kann im Forum immer wieder Gründe lesen, warum es absolut nicht geht, etwas an seiner Situation zu verändern. Da bleiben Mütter bei ihren trinkenden, prügelnden, mißbrauchenden Männern, weil die Kinder doch ein Recht auf ihren Vater haben - oder aus anderen erschütternden "Gründen". Da bleiben Kinder bei ihrem co-abhängigen Elternteil, weil sie es doch nicht mit dem abhängigen Elternteil allein lassen können - und werden selber co dabei. Ich sehe es auch so: Es ist absolut nicht dein Job, in die Ehe deiner Eltern einzugreifen. Die beiden sind erwachsen, es sind ihre Lebensentscheidungen und sie könnten jederzeit aktiv werden und etwas verändern.

    Ich kann mich noch gut erinnern, daß ich während der Abizeit daheim unglaublich viel mitbekommen habe. Vielleicht war es eine Zeit der Überwachheit, der Überaufmerksamkeit, die dadurch kam, so viel wie möglich aufzunehmen. Da kam natürlich nicht nur Schulstoff ins Blickfeld, sondern die häusliche Situation. Meine Mutter trinkt, seit ich denken kann. Und tut es heute immer noch. Wenn ich meine Lebensentscheidungen von ihrem Konsum abhängig gemacht hätte, hm. :?

    Nichts von dem, was dir hier geschrieben wird, mußt du umsetzen bzw. gleich umsetzen. Schau was für dich stimmt und was du Schritt für Schritt für dich umsetzen kannst. :)

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo,

    So das ist mein letzter Beitrag zu dem Thema, weil ich sehe, das ihr so in eurer Meinung hängt, das eine andere Aussage vollkommen Zwecklos ist.

    Es hat nichts mit Co-Abhängigkeit zutun wenn man versucht seine Familie nicht direkt zuverlassen.

    Mir ging es darum, das hier ein Standpunkt, nämlich der der Tochter klar wird. Es geht dabei darum das auch ich erst erkennen musste, das das Alkoholproblem überhaupt besteht.

    Klar, weiß man das etwas nicht stimmt aber wenn man sich als, in dem Fall, Mutter, immer wieder einredet, das es so schlimm nicht ist, kann man es ja garnicht begreifen. Die Folgen werden Ausgeblendet und Verdrängt. Warum alles schlecht ist wird Psychisch einfach nicht verknüpft. Das ist wiederum selbstschutz, der nach hinten los geht.

    Meiner Meinung nach kann man zumindest versuchen der Mutter zu sagen, dass es so nicht geht, statt einfach abzuhauen und vorallem den Bruder dieser Situation auszuliefern. Ich habe nie davon gesprochen, sich selber auf zugeben und habe ebenfalls gesagt, das das Abi vor geht.

    zu dir Elpida:
    Ich finde es toll, das du deine Position klar machen möchtest!
    Jemand der sich still und heimlich davon macht kann sich nachher anhören man wäre irgendwem irgendwas schuldig.
    Zu deinem Hund muss ich sagen, das ich verstehen kann, das ein Tier den Platz einer liebenden Person eingenommen hat und du solltest Sie wirklich nach möglichkeit mitnehmen um erstmal nicht in ein Einsamkeits-Loch zu fallen. Bedenke aber, das ein Hund trotzdem immer ein Hund bleibt und kein zwischenmenschlicher-Beziehungsersatz werden darf.
    Die Idee mit jemandem zusammen zu ziehen finde ich klasse und über Bafög und Hilfen beim Sozial- und Jugendamt kannst du das stämmen!
    Wie wäre es denn sonst mit einem Betreuten-Wohnen?
    Dort wärst du auch nicht alleine und von einem Freund weiß ich das die auch Haustiere halten dürfen.

    Erst mal verstehe ich aber auch, das das neben dem Abi echt anstrengend werden würde. Deswegen hier der Ansatz nicht ganz auszuziehen sondern für wichtige Prüfungen dem Stress aus dem Weg zu gehen.

    Mann, bei mir dürftest du bleiben...

    Denk nur immer zu, Du schaffst das! und Du kannst das auch!

    ~-.Mein Herz erkennt dich immer, was auch immer geschiet.-~

  • Hallo kleine Mädchen,

    vielen Dank für deine lieben Worte und ich finde es auch total in Ordnung,dass du deinen Standpunkt deutlich klar machst.

    Natürlich würde ich niemals einfach so von heute auf morgen meine Sachen packen und gehen ;)
    Irgendwann werde ich auch meiner Mutter in einem ruhigen Gespräch sagen, dass sie sich nicht von meinem Vater abhängig machen darf. Aber wenn sie nicht will, dann werde ich mich nicht darum bemühen ihre Meinung zu ändern.

    Ich denke, dass die meisten die hier schreiben Angst haben, dass ICH versuchen wollen würde das Problem alleine zu lösen, indem ich auf meine Eltern einrede und dadurch mein eigenes Leben kaputt mache.

    Manchmal ist es wirklich besser sich umzudrehen und einfach zu gehen, bzw. den Kontakt zu gewissen Personen abzubrechen.
    Mein Brunder und meine Oma gehören bspw dazu und ich bin froh, dass ich das gemacht habe und mich selber schütze. -Obwohl mir sehr viel Kritik entgegenkam.
    Die wird mir auch bei meinem Vater entgegenkommen, aber manchmal ist es denke ich einfach besser so, verstehst du?

    Ich denke, das wollten einige hier mitteilen. Nicht sauer sein :)


    Zu mir jetzt:
    Mittlerweile bin ich mir immer mehr sicher, dass ich trotz schlecht sozialisiertem Hund ausziehen werde und das Ganze irgendwie machbar
    sein muss. Linde hat Recht; ich kann ja nicht noch 10 Jahre zu Hause leben ;)
    Ich könnte ja Beispielweise hier in der Gegen irgendwo bleiben, sodass ich meinen Hund zu meiner Mutter bringen kann wenn ich länger weg muss wegen der Uni/ Arbeit.
    Auf finanzielle Unterstützung wäre ich auf jeden Fall angewiesen und ich hoffe, dass es da auch Möglichkeiten gibt.


    Meinem Vater bin ich jetzt die ganze Zeit aus dem Weg gegangen und heute ging es mir auch gut. Leider habe ich ihm immer noch nicht gesagt, dass ich aufgrund seiner Alkoholsucht nicht mehr mit ihm rede. Leider bekomme ich vor Wut und Angespannt sein kein Wort raus.
    Irgendwann muss es aber sein. .


    Schönen Abend euch und danke für eure lieben Worte!
    Das tut mir wirklich gut!

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