Dieses Mal will ich es schaffen

  • Hi Olli, die Verwunderung ist der freien Verfuegbarkeit vs. Gefaehrlichkeit geschuldet. Die Ueberlegung ist aber in der Tat muessig, da in der Sache selbst nicht hilfreich.

    @Matthias : ich habe immer wieder Trinkpausen, daher ist ein leerer Kasten in der Ecke kein ungewohnter Anblick. Aber in der Tat, bei dem Thema herrscht Kommunikationsdefizit.

  • moin Jim & Willkommen im Forum! :D

    Eine Frage fällt mir zu den ententanzgackernden Freunden ein:
    Kann man mit solchen Freunden eigentlich auch etwas anderes machen als saufen?

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • H Dante, haha, ja kann man schon, aber je laenger ich jetzt nichts getrunken habe (heute werden es 3 Wochen), je mehr stelle ich mir die Frage, wo die anderen Qualitaeten liegen oder ob es die, jedenfalls in unserem Miteinander jemals gab.

    Um es mal so zu formulieren: wenn ich die meisten von ihnen im Tageslicht gesehen habe, dann um fuer die naechste Party einzukaufen. :-/

    Seit ich jetzt die knapp 3 Wochen nichts getrunken habe und auch bei den vergangenen trockenen Phasen merke ich, dass Alkohol als Shitegal-Nervenbalsam manchmal fehlt. Ich denke, das System muss erst lernen, wieder ohne Kleister oder Zuckerguss zu funktionieren.

    Ich bin vom Typ her eher konfliktscheu, eher konfliktfaul und harmoniebeduerftig. Ein Freund von mir (schon immer Abstinenzler ohne "Historie") hingegen fechtet saemtlichr Konflikte bis aufs kleinste durch.

    Das fand ich in der Saufphase immer etwas anstrengend, ach komm, ist doch egal.

    Jetzt wo ich laenger trocken bin, habe ich wenn man so will einen gesunden Egoismus oder Selbstbehauptungswillen entwickelt. Damit habe ich jetzt schon auf der Arbeit und im Bekanntenkreis mehrfach klar Position bezogen, klarer, als man es von mir kennt. Neben Ueberraschung habe ich vor allem Respekt bemerkt.

    Die Frage ist: stimmt meine Wahrnehmung jetzt oder ist sie wohlmoeglich nach Jahren des Zuckergusses zu kaempferisch und ich ubertreibe? Auf der anderen Seite macht es Spass, nachdem ih hier offen sein kann, damit auch die Umwelt zu begluecken.

  • Hallo Jim,

    es gibt durchaus Menschen die nach den ersten paar Tagen der Trockenheit übertreiben und sozusagen auf ein mal die ganze Welt auf den Kopf stellen wollen.
    Ob du übertreibst kann ich nicht beurteilen, dafür kenne ich dich zu wenig.
    Es ist auf jeden Fall ein guter Schritt wenn du dich öffnest und als angenehm empfindest dich hier mitzuteilen, denn nur durch das Öffnen und Mitteilen deiner Schwierigkeiten, Sorgen und Nöte können dir erfahrene Mitgleider entsprechende Ratschläge geben.
    Das ist der Sinn einer SHG und damit bist du auf einem guten Weg.

    Ich persönlich bin der Meinung wie konfliktbereit ein Mensch ist liegt in seinem Charakter, der Alkohol ist oftmals nur ein Verstärker.
    Wenn jemand nüchtern meist eh schon ein "Ekel" ist und seine Umwelt drangsaliert kommt es unter dem Einfluss von Alkohol nicht selten zu Gewaltausbrüchen und eben dann auch genauso andersrum.

    Ich glaube nicht, dass du ohne Alkohol konfliktfreudig wirst und deine Harmoniebedürftigkeit ablegst.
    Ich würde sagen im Idealfall ist es so wie du es schon erwähnt hast, dass du ohne der dämpfenden Wirkung des Alkhols in den für dich wichtigen Punkten tatsächlich Stellung beziehst die dir mit dem Akohol völlig egal waren.


    Gruß Olli

  • Hi, nachdem die erste Zeit verging wie im Flug, hat sich gerade eben das Suchtgedaechtnis gemeldet. Anlass war / ist: es ist Freitag Nachmittag.

    Jetzt sitze ich hier, kann mich null mehr konzentrieren, habe nen heissen Kopf und verspuere eine gewisse Aufregung / Vorfreude. Dabei passiert gleich eingentlich nichts, ausser dass bis vor kurzem in ca 2 Stunden der Feierabend und damit das Beschaffungsritual begann. Dieses Programm laeuft gerade echt ab. Also ich trinke nichts, bin noch im Buero, aber mein Gehirn hat das ganze System auf die gleich zu erwartende Alkdusche eingestellt. Ich bin ruhig, konzentriert, weiss aber, das ist jetzt gerade gefaehrlich.

    Bin mit Schokolade voll gestopft und habe soviel Wasser zur Ablenkung intus, aber es hilft nicht so gut.

    Bin heute Abend erstmal ausser Haus, danach hat nichts mehr offen. Komisch ist: gestern war ein super nerviger Tag, also ein klassischer Anlass, das WE vorzeitig einzulaeuten aber ich hatte keinen Druck. Heute ist alles gut und das Belohnungszentrum und der Partyschweinehund rufen nach der Belohnung.

    Bis jetzt habe ich meistens nachgegeben. Jetzt frage ich die Rund - wie komme ich jetzt auf andere Gedanken?

  • Hallo,

    ich kenne diese Anspannung. Dein Beitrag ist jetzt eine halbe Stunde her und hat es Dir wenigstens minimal geholfen drüber zu schreiben?

    Ansonsten tu etwas was Dir gut tut. Wenn Du das nicht genau weisst, dann versuche es einfach mal mit einer Wechsel Dusche und viel Mineralwasser.
    Eine Runde um den Block gehen. Räum in der Wohnung iwas auf oder putz Deine Auto.

    Vor allem Denke zu Ende! Was ist denn das Ergebniss wenn Du nachgibst? Das fiese Gefühl nach einer durchzechten Nacht! Scham! Kater! Und noch mehr Durst!

    Ich hoffe das kann Dir ein klein wenig helfen wo es gerade akut ist!

    Gruss
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hi Marco, ja das Schreiben hat schon Druck rausgenommen und natuerlich Dein Beitrag.

    Du hast recht, der Morgen danach waere uebel. Da habe ich gar keinen Bock drauf. Komischerweise merkt sich das Suchtgedaechtnis DAS nicht...

    So, schon deutlich besser, es laesst nach merke ich, danke!!!!

  • Hallo,

    Dein Körper wird immer weniger danach schreien, aber diese Kopf Kiste ist weiterhin aktiv. Also immer schön dran denken was einem der Suff schlechtes gebracht hat!

    Ich habe ein Foto von meinem Tiefpunkt, das sehe ich jeden Tag, weil es mein Display Hintergrund auf dem Handy ist.
    Schreib einfach oder benutz den KUMMERKASTEN hier im Forum.

    Bei mir hilft als wirkungsvollstes, dass ich mir bewusst mache was ich keinesfalls wieder will. Und das sind eben diese fiesen Gefühle nach dem Trinken.

    Bleib am Ball! Ich mag was Du so schreibst :wink:

    Gruss
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hi Marco, danke, ich lese dich auch gerne. Danke nochmal fuer die Tipps. Habe gestern den Kopf frei gemachr, bin lange im Wald gelaufen und einfach an nichts gedacht.

    Daher : Entwarnung. ;)

  • Zitat von JimMorrison75

    Entgiftung ist wohl nicht erforderlich, da ich seit 2 Wochen trocken bin und eh immer Tage ohne hatte. Nach meinen Verstaendnis ist Entgiftung ein Thema bei Spiegeltrinkern. Ich habe aber vor allem eine starke psychische Abhaengigkeit entwickelt,... mit gewissen Verlustaengsten. Diese beruhen aber vor allem darauf, dass ich verlernt habe, was ich sonst machen soll in der Freizeit.

    Ggu Frau habe ich es noch nicht offen angesprochen. Das moechte ich auch erstmal so halten, ...
    LG

  • Hallo Jim,

    ich wollte natürlich noch was dazu schreiben, aber mein Finger war zu schnell auf der Entertaste.

    Gut das du hierher gefunden hast und dich deinem Problem stellst.

    Allerdings wird es dir nicht gelingen, dich aus der Alkoholsucht (Problem, oder wie du es nennen magst) raus zu schleichen.

    Was ist nach 3 Monaten dann? Dann sagst du dir, ach war ja nicht so schlimm, warum soll ich es jetzt noch thematisieren.

    Zu deinem Vergleich mit anderen Krankheiten. Auch der Vergleich hinkt.
    Es gibt Krankheiten, die man in jedem Fall auch gegenüber Fremden ansprechen sollte. Allergien, Asthma und "weil es auch mit A anfängt Alkoholismus". Warum? Nur weil dir so schnell geholfen werden kann.

    Viele Grüsse
    Zotti

  • Hallo Jim,

    Gut, das Du gestern trocken bleiben konntest.
    Im Wald laufen ist super, das macht den Kopf frei und Du tust damit was Gutes für Dich. Allein schon darum, weil Du so vielleicht schon eine gute Möglichkeit gefunden hast,
    aufkommenden Saufdruck zu stoppen oder zumindest zu verringern.
    Die frische, tolle Frühlingsluft und Bewegung sind außerdem immer gut :wink:
    Schau mal, ob Du noch mehr findest, was Dir helfen könnte und was Dir auch wirklich Spaß macht.
    Ich bin sicher, Du wirst was finden !

    Ja Jim, ich habe auch ein bisschen das Gefühl, das Du Dich aus der Sucht rausschleichen willst. 8)
    Vielleicht mit dem Gedanken, ich saufe nicht mehr und damit ist das Thema eigentlich auch durch.
    Dann lasse Dir mal von einer LZT sagen, es ist NIE vorbei :wink:
    Alkohol wird immer in Deinem Leben Thema bleiben, allein schon beim Einkaufen, wo Du schauen mußt, das nirgends Alk enthalten ist.
    Das ist aber etwas, was man ab irgendwann automatisch tut.
    Und bei mir gibt es auch mal längere Zeiten, wo ich gar nicht daran denke, das ich alkoholkrank bin.
    Aber dann auch wieder Zeiten, wo ich wieder mehr dran denke und dann auch wieder an meiner Trockenheit arbeiten muß.
    Ich mache das aber gern, das belastet mich nicht, meine Krankheit ist ein Teil von mir, den ich längst so akzeptiert habe, wie er ist.
    Ganz weg ist meine Krankheit also nie und wird es auch nie sein.

    Von daher funzt auch so ein "ausschleichen" aus der Krankheit nicht.
    Die geht nicht einfach wieder weg.
    Du hast Dich für die biochemischen Vorgänge im Körper/Gehirn interessiert, dann weißt Du nun, was da passiert ist.
    Und das repariert man auch nie wieder.
    Dieser Schalter ist nun für immer umgelegt.

    Und denk mal drüber nach, ob Du immer um Deine Krankheit drum herum reden willst?
    Ist das Dein Weg oder soll er das werden?
    Dann machst Du es Dir nur unnötig schwer. Denn solche Lügengerüste aufzubauen ist ja auch anstrengend und am Ende weisst Du nicht mehr, was Du nu wem erzählt hast, is ja dann beinah wie zu Saufzeiten 8)

    Vielleicht brauchst Du noch Zeit, Dir wirklich GANZ BEWUSST zu werden, das wir eine Krankheit haben. Keine Willensschwäche !
    Und wir haben sie auch nicht selbst verschuldet.
    Es hat uns getroffen, wir haben das nicht geplant, niemand sucht sich aus, ein Alkoholiker zu werden.

    Das mit der Willensschwäche ist eh ein Unsinn, da bin ich geradezu ein lebender Beweis für.
    Man sagt und sagte mir schon immer eine ziemliche Willensstärke nach.
    Was ich will, das will ich und schaffe das auch meist.
    Aber... gegen meine Alkoholsucht war ich komplett hilflos.
    Meine Willenskraft nützte mir keinen Pfifferling dabei.
    Erst als ich sie stoppen konnte, nützte sie mir wieder was, nämlich beim Trocken-Werden.

    Also versuche mal, wirklich zu verstehen, das wir eine Krankheit haben.
    Und dafür müssen wir uns nicht schämen.
    Oder schämt sich ein Diabetiker für seine ebenso chronische Erkrankung oder ein Rheumatiker oder was auch immer?
    Nö !
    Also müssen wir uns ebenso wenig für unsere Krankheit schämen.
    Und geheim halten müssen wir sie auch nicht.
    Viel besser ist es, dazu zu stehen und ihr so viel Aumerksamkeit zu schenken wie eben nötig.

    LG Sunshine

  • Hallo Jim,

    ich habe auch nicht auf der Stirn stehen dass ich Alkoholiker bin.

    Es wissen aber alle die es meiner Meinung nach wissen sollten.

    Ich wurde auch mal im Urlaub (3 Tage :lol:) von der Chefin des Hauses gefragt

    weshalb ich nur Cola trinke, ob ich noch mal wegfahren wollte.

    Da hab ich nix von Medikamenten, Allergie oder so erzählt sonder ihr gesagt

    dass ich trockener Alkoholiker bin und deshalb auch wegen dem Essen frage.

    Wir hatten den Abend noch ein gutes Gespräch.

    LG Martin

    PS. Es hat auch nicht weh getan :lol:

  • Hallo liebe Sunshine, Martin und Zotti. Vielen Dank fuer Eure Posts und euer eindringliches Nachhaken ;)

    Ich bin immer noch trocken, freitags ist es echt am schlimmsten. Ich denke immer noch ueber eure Beitraege nach und denke, ihr habt recht. Es ist aber eine grosse Ueberwindung, das auch umzusetzten...

  • Hallo, nach ein paar Tagen Pause bin ich wieder da. ;)

    Der Freitag war echt hart und hat mir nochmals aufgeziegt wie stark die Sucht ist. Am Samstag ging es schon wieder und ich war echt stolz auf mich, nicht nachgegeben zu haben. Ab Sonntag ist es fuer mich eh leichter, aber ab Donnerstag heisst es wieder aufgepasst. Hat jemand auch erfahrungen mit, sagen wir mal schubweisem Suchtdruck?

    Was da Thema Offenhei angeht: ich habe viel drueber nachgedacht und war anfangs skeptisch, wenn nicht ablehnend gegenueber einer sagen wir gesunden Offenheit.

    Ich denke aber zu verstehen, dass genau diese Offenheit genau ein Schluessel zum Erfolg ist. Wie ihr schreibt, bin ich ja leise und stillschweigend in die Sucht gerutscht, aber leise kann man nicht raus.

    Ich denek auch, dass die Oeffentlichkeit sogar aktiv helfen kann, naemlich mir zu Not das Bier ais der Hand nehmen oder bei Turkey unterstuetzen.

    Bislang habe ich gedacht, dass vor allem meine Scheu vor ablehnenden Reaktionen ein Hinderungsgrund ist.

    Wenn ich aber ganz ehrlich bin, liegt es aber auch daran, dass ich mir heimlich vielleicht doch vorbehalte, irgendwann wieder zu trinken. Was keiner weiss, macht keinen heiss. Das Coming-Out ist sozusagen der Punkt ohne Wiederkehr, wenn ich es 'heimlich' versuche, enttaeusche ich niemanden, wenn ich wieder saufe.

    Das zeigt mir, wenn ich ehrlich bin, dass ich zum einen relativ fremdbestimmt bin und dass die Frage im Raum steht, ob ICH wirklich trocken werden will, oder ob ich meine, dass es natuerlich schon besser waere, blabla bla was sollen denn die anderen denken usw. Also sehr halbherzig.

    Auf der anderen Seite liegt die Antwort klar auf dem Tisch: ich bin Alkoholiker, ich werde nie massvoll trinken koennen und wenn ich weitermache, werde ich einen vorzeitigen Tod sterben. Und es gibt auch keinen Grund zur Annahme, warum ausgerechnet ich eine Ausnahme sein sollte.

    Ich stehe ja auf Musik - vielleicht war die Wahl meines Nicknames auch nicht smart, da sich der echte Jim ja bereitsEnde 20 komplett zu Grunde gerichtet hatte. Ebenso Hendrix, Joplin, Gary Moore, ...gut. der war 50+ und wurde gleube ich mit einem Wert jenseits der 3 Promille gefunden.

    Fazit: ich werde mich 'outen', auch wenn es schwer faellt. Da ich ed ja dieses Mal schaffen will, muss ich das Thema auch anders angehen, als in der Vergangenheit, da sich dieser Weg ja als nicht erfolgreich erwiesen hat.

  • glück auf jim

    Zitat von JimMorrison75

    Fazit: ich werde mich 'outen', auch wenn es schwer faellt. Da ich ed ja dieses Mal schaffen will, muss ich das Thema auch anders angehen, als in der Vergangenheit, da sich dieser Weg ja als nicht erfolgreich erwiesen hat.

    dafür gibt’s n apfel (vom baum der erkenntnis) :wink:

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hi, ich habe ein paar Tage nichts geschrieben. Neben anhaltender Trockenheit habe ich auch viel Sport gemacht, drinnen wie draussen und beschaeftige mich auch nicht mehr taeglich mit dem Thema. Nicht weil es erledigt waere, aber mir gehts es gut und eine gesunde gedankliche Distanz empfinde ich gerade als hilfreich. Ich lese zudem gerade zwei Buecher zu dem Thema wie sie unterschiedlicher nicht sein koennten. Interessant, verschiedene Ansaetze zu sehen.

    In der Woche ging es mir so gut, dass ich mich auf ein Konzert in einem schrammeligen Rockschuppen gewagt habe. Nach ca. 20 Minuten stand der Laden vor Schweiss, Pilsmuff und Zigarettenrauch. Widerlich! ;)

    Da ich alleine und mit Kfz da war, 90 Min Fahrt!, war Trinken eh keine Option, aber ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Beduerfnis zu saufen.

    Eher im Gegenteil. Ich habe es sozusagen als Mischung aus Konfrontations- und Verhaltenstherapie gesehen und fand die speckigen Rotbacken nur wiederlich. Da habe ich mir gesagt, schau DAS BIST DU! So schxxe siehst du aus. So attraktiv ist Bierfahne und Kippenmief. Aetzend.

    INnteressant auch das Verhalten der Typen. Am Anfang standen alle ganz scheu wie Piksieben in der Ecke, nach ein paar erloesenden Pils spaeter kam schon etwas Wallung in die Bude. Am Ende gabs die ueblichen Leichen inkl. ein Vogel, der in seiner Kotze eingepennt war. Und das an einem Mittwochabend.

    Die Gesellschaft ist absolut krank. Alkoholkrank. Wie auch immer, manche sagen jetzt, ich haette mit dem Feuer gespielt. De facto hat mir die Nummer sehr gut getan. Vor allem ist der "Neid" den ich manchmal auf Trinkende habe, wenn ich nicht kann oder darf nur Ekel gewichen. Und Scham.

  • Hey Jim,

    grüsse mal Deine Euphorie von mir ;)

    Habe ich auch so gehandhabt, allerdings bei meinen vorherigen Versuchen trocken zu werden. Diese offensichtlichen Gefahren Situationen habe ich dann (natürlich) problemlos gemeistert.

    "Ach ohne selber zu saufen ist es viel lustiger auf den Geburtstagen" war mein Fazit.


    Leider kam dann auch wieder eine schwierigere Zeit nach der Anfangs Phase. Und weil ich ja eh überall mitbekam wie alle hemmungslos saufen können; da konnte ich das plötzlich auch wieder.

    Es geht bei der physischen Vermeidung nicht mal um das bewusste Denken, sondern um das Unterbewusstsein. Da werden Reaktionen ausgelöst, die Du gar nicht mitbekommst.
    Ich habe dann Tage oder Wochen später von ausschweifenden Partys geträumt, auf denen ich Granatendicht mit Alk und anderer Spielereieen war. Dazu hat mir jemand aussenstehendes gesagt: "Daran sieht man einfach wie tief die Sucht im Hirn verwurzelt ist"

    Nicht umsonst hat man Jahrelang getrunken und alle Warnsignale ignoriert. Das ist nicht mal eben nach wenigen Monaten ausgestanden.

    Was ich sagen will ist, dass die wirklich gefährlichen Situationen noch kommen werden, nicht so offensichtlich, schleichend und hinterhältig. Und dann ist es besser wenn Du vorbereitet bist und auch physisch schon Abstand zum Alkohol aufgebaut hast.
    Ich fordere meinen Willen erst gar nicht heraus, weil ich versuche mich eine ganze Weile aus solchen Situationen und Umgebungen gänzlich raus zu halten. Dann muss ich mir auch keine Gedanken machen, ob ich nicht doch das Bedürfniss haben könnte mit den anderen zu saufen.

    Gruss
    Marco (der das auch schon versucht hat ganz easy going anzugehen ;) )

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hallo Jim,

    So was ähnliches wie Marco wollte ich auch gerade schreiben.

    Zitat

    Eher im Gegenteil. Ich habe es sozusagen als Mischung aus Konfrontations- und Verhaltenstherapie gesehen und fand die speckigen Rotbacken nur wiederlich. Da habe ich mir gesagt, schau DAS BIST DU! So schxxe siehst du aus. So attraktiv ist Bierfahne und Kippenmief. Aetzend.

    Jim, das ist doch alles für die Katz, diese Hobbypsychologie. Und daran sind auch schon leider zigtausende vor Dir schon gescheitert. Du merkst es zwar noch nicht, aber laut deinem Unterbewusstsein hast Du jetzt das Trocken sein und Trocken bleiben gemeistert.

    Das heisst, im Prinzip kann Dir jetzt nichts mehr passieren, da Du dich voll und ganz auf dich selbst und deinem Intellekt verlassen kannst.

    Ich habe mir in der Anfangszeit (und ich meine damit das gesamte erste Jahr) immer gesagt, das hier ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Ich muss nicht alles sofort schaffen, und ich muss auch keine Tests bestehen, ich muss mir nichts beweisen, überhaupt muss ich jetzt erst mal gar nichts.

    Was ich wollte, war mir ein Leben aufzubauen, in dem ich nicht trinken musste. Dazu gehörte aber auch, mich dabei immer wieder mal in Frage zu stellen, z.B. wenn ich so etwas wie Verachtung für meine Trinkervergangenheit empfand, und mich auch dabei zu stoppen, wenn ich diese Verachtung auf andere projezierte.

    Gruß, Bruce

  • Hi Bruce und Marco.

    Vielen Dank fuer Eure Beitraege. Sollte der Eindruck entstanden sein, dass ich meine, es damit geschafft zu haben, dann war das nicht so gemeint.

    Ich werde natuerlich Alk meiden und mich solchen Situationen nur stellen, wenn ich mich stabil genug fuehle.

    Allerdings besteht fuer mich die groesste Gefahr alleine und zu Hause. Da weiss ich nichts mit mir anzufangen bzw war das die Situation, aus der ich die Abaengigkeit entwickelt habe.

    Wegehen, also Tapentenwechsel ist daher risokomindernd. Allerdigs muss es bildlich grsprochen auch nicht gleich das Oktoberfest sein.

    Ich bringe mal ein Beispiel - ich habe zu allen Ueberfluss auch Jahre graucht. Kaffe, Kippe. Nach dem Essen, Kippe. Am Telefon, vor dem PC, zur Belohnung, als Trost. Nahezu jede bot Anlass, zur Fluppe zu greifen. Anfangs hatte es Charme, spaeter war es nur noch ekelhaft. Gedanken aufzuhoeren kamen, wurden verdraengt. Das alte Spiel.

    Irgendwann hatte ich keinen Bock mehr auf die Dinger, als ich im Urlaub war und in den Bergen gewandert bin. Zurueck zu Hause hatte ich einen Woche Vorsprung und habe gesagt,ich rauche jetzt mal so lange nicht, bis ich es nicht mehr aushalte. Das ist bis heute so.

    Ueber die Zeit ist es mir also gelungen, bestimmte Situationen und Rauchen zu entkoppeln. Bis heute zuckt bei bestimmten Situationen manchmal kurz die Erinnerung auf. Dann sage ich mir: ekelhaft. Und weg ist es. Ich denke auch nicht permanent an Nichtrauchen. Es ist ueber die Zeit verblasst. Dennoch ruehre ich keine einzige Kippe, weil ich weiss, dass mich das wieder aif den Geschnack bringen kann.

    Es waere schoen, eine solche Situation mit Alk hinzubekommen, Respekt, aber nicht Angst. Und Enkopplung von Situationen. Wenn der Hund im Pavlov Experiment 20 Mal nach der Glocke doch kein Essen bekommt, wird das Signal entwertet und damit beliebig. Ich denke beim Telefonieren an keine Kippen mehr.

    Ich bin mir bewusst, dass bei mir die Euphorie des Anfangs ganz klar ausgepraegt ist. Ich kenne auch die internen Verhandlungen, komm du hast doch gezeigt, dass du es kannst, einen ganzen Monat. Komm, nur einen. Ja, und der eine wurde zu mindestens weiteren 6 Monaten, bis ich wieder halbwegs die Bereitschsft entwickelt habe, es wieder zu versuchen.

    Aber wiegesagt: diesmal will ich es anders machen und daher tausche ich mich sehr gerne aus und vertraue auf eure Erfahrungen als diejenigen, die es laenger und auch nachhaltig geschsfft haben.

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