Neuer Versuch!

  • Hallo!
    Der Titel meines Threads ist etwas zweideutig zu verstehen. Einmal der Versuch dauerhaft ohne Alkohol leben zu können und zum zweiten der Versuch hier einen Thread reinzuschreiben, denn der letzte ist irgendwo verschwunden. Ich bin jetzt freigeschaltet und wollte mich einfach hier noch mal vorstellen. Deswegen verwende ich eine Kopie meines Eintrages aus dem Vorstellungsbereich.
    Mein mittlerweile über 60jähriges Leben wurde immer mit mehr oder weniger Alkohol begleitet. Mit 18 näherte ich mich als Wehrpflichtiger dem Alkohol intensiver. Dann kamen viele Jahre als Musiker in der Rockszene wo trinken einfach dazu gehörte. Dann kam eine 10jährige Phase als Jogalehrer, wo ich total abstinent war. Ich muß dazu sagen, das ich Musiker und Jogalehrer neben meinem Hauptberuf, wo ich recht erfolgreich war, ausübte. Nach dieser spirituellen Phase folgte wieder eine "lebensbejahende" Phase, wo Alkohol auch dazu gehörte. Dann gabs wieder mal ein paar Jahre "Vernunftpause" und anschließend ging es immer wieder umso heftiger weiter. Jetzt bin ich in Rente und nutze leider diese neue "Genußzeit" auch mit vermehrtem Alkohol und habe Angst, daß ich mir mit Alkohol den Rest meines Lebens verderbe. Zu meinem Alkoholkonsum, der eigentlich immer in der gleichen Form ablief:
    Tagsüber trank und trinke ich keinen Alkohol. Habe auch kein Bedürfnis danach. Das stellt sich erst abends ein und dann freue ich mich schon auf den Kick. Wein habe ich mir wegen allergischen Reaktionen abgewöhnt und bin deswegen auf Bier umgestiegen. Schmeckt mir eigentlich genauso wenig wie Wein, aber ich verfeinere den Geschmack dazwischen immer mit meinem geliebten Kräuterlikör. Die Folge ist, daß ich immer mehr oder weniger alkoholisier im Bett lande. Ich vertrage schon eine Menge und egal wieviel Alk ich in mir habe, es fällt den anderen kaum auf, da ich weder lalle, nicht schwanke oder sonstige typische Rauschsymtome zeige. Bei mir verstärken sich aber die Erinnerungslücken. Ich finde beim saufen auch kein Ende und nur irgendwann bestelle ich mir nachts ein Taxi. Wenn ich nicht Zuhause saufe. Der nächste Tag ist entsprechend verkatert und mittags komme ich erst langsam zu mir. Mein letztes Sauferlebniss war vor 3 Wochen. Davor waren 4 Tage intensives saufen, aber immer mit einem Tag Pause dazwischen, weil es mir danach immer einfach zu schlecht ging. Diese letzte Nacht der Sauforgie in meiner Stammkneipe, war aber dann wohl der ausschlaggebende Moment jetzt wirklich endgültig mit Alkohol aufzuhören. Ich hatte irgendwie 100€ verbraten, mußte noch einen Deckel machen und nachts trat ich beim Weg zur Toilette auf meine Brille, die ich wohl vom Nachtischschränkchen gefegt hatte und die 750 € Reparatur kostete. Zudem wäre fast mein Auto abgeschleppt worden, hätte mein Wirt mich nicht angerufen, da ich in einem Halteverbot stand. Ich kam mit 20€ davon. Eine dicke Erkältung hat mich dann aus dem Verkehr gezogen wo ich etwas Abstand zum Alkohol fand. Mein Vorsatz "Nie mehr Alkohol" könnte aber durch meine alkoholtrinkenden Freunde und Bekannte wieder getrübt werden. Deswegen suche ich hier moralische Unterstützung und Stärkung durch Erfahrensaustausch.
    Vielen Dank fürs "zuhören".
    Manni

    Tag 79 ohne Alkohol!👍
    Zum Glück habe ich ständig einen sehr guten Freund an meiner Seite. Er heißt "Optimismus"

  • Hallo Manni!

    schön, noch ein Rockstar, sogar ein "echter". ;) Mein Rockstarleben habe ich vor einem Jahr beendet, es war bei mir kein Versuch, sondern eine bewusste Entscheidung. Ich habe zuvor getrauert, so doof sich das vielleicht anhört, aber für mich war es der Weg, kein Gefühl des Verzichts zu verspüren.
    Hast Du Angst, weniger Lebensfreude zu spüren, Deine Freunde zu verlieren? Deine Zeilen lesen sich für mich so. Und was ist Deine Motivation? Die "paar" Euro für die Brille, also ein "Vernunftsding", dass Dir sagt Alk sei nicht gut für Dich?
    Ich meine das nicht böse, bitte nicht falsch verstehen, falls die Fragen sich so anhören. Vielleicht magst Du noch ein bisschen dazu erzählen?! Auf jeden Fall ist es erstmal schön, dass Du hergefunden hast!

    Schönen Gruß
    Quantensprung :)

    "Was einer für sich selbst hat, was ihn in die Einsamkeit begleitet, und keiner ihm geben und nehmen kann: dies ist viel wesentlicher als alles, was er besitzt, oder was er in den Augen andrer ist." Arthur Schopenhauer

  • Ja, dieses harte Saufen ohne Ende finden, kenne ich auch noch zu gut. Ist ja auch erst etwas mehr als 5 Wochen her, seit ich den letzten Schluck hatte. Die Entscheidung in eine Entzugsklinik zu gehen, war eine der besten Entscheidungen überhaupt. Ich habe sehr viel verloren durch die Trinkerei und diese sogenannten Freunde oder besser Saufkumpane, die sind alle verschwunden, als es mir schlecht ging. Ich bin nicht weit mit 36 Tagen Abstinenz, aber so wie ich mich am Ende gefühlt habe, will ich mich zukünftig nicht mehr fühlen.
    Der Übergang kam schleichend und irgendwann traten immer häufiger Entzugssymptome auf, wenn ich den Alkohol wegliess, ich konnte so gut wie gar nicht schlafen ohne was zu Saufen. Es war die Hölle. Die Kaffeetasse die ich bei einem Treffen mit meinem Vater nicht halten konnte, weil ich so gezittert habe, war eines der prägensten Erinnerungen. Zum Schluss kam ich gar nicht mehr von alleine runter...die Schlaflosigkeit, die Impulsivität, die Gereiztheit, die bösen Gedanken...es war die Hölle. Ich kann nur empfehlen, trete aus, denn Alkohol ist kein Genussmittel. Alkohol ist ein Lösungsmittel, denn es löst Freundschaften, Beziehungen, Jobverhältnisse, etc... :(

  • Quantensprung .
    Danke für die Denkanstöße und die Begrüßung!
    Nein, ich werde weder Lebensfreude noch meine Freunde verlieren. Auch bei stärkerem Alkoholkonsum ist es mit meinen Freunden noch möglich gesittete und interessante Gespräche zu führen. Ich bin auch erstaunt über die Rücksichtnahme gegenüber meiner Entscheidung. Man versucht, zumindest im engen Freundeskreis, mich nicht mehr zu dem "einen Gläschen" zu überreden. Auch in der Stammkneipe bringt mir die Bedienung schon automatisch mein 0,0 Bier. Ich habe das Gefühl, daß man toleranter gegenüber dem "Nichttrinker" geworden ist. Zumindest wenn ich es jetzt mit meinen früheren antialkoholischen Zeiten vergleiche.
    Die Brille war nur der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Für mich ein Hinweis auf weitere Gefahren, die bei längeren Alkoholkonsum auf mich zukommen könnten und deswegen eine Vernunftentscheidung notwendig macht.
    Dr.Gerner .
    Zum Glück habe ich diese intensive Alkoholerfahrung mit morgendlichem Zittern usw. noch nicht erlebt, aber ich glaube wenn man nicht früh genug die Bremse zieht, hängt man plötzlich tiefer drin, ohne das man es richtig merkt. Ich hoffe wir können uns auch noch in einem halben Jahr schreiben, daß wir keinen Tropfen mehr angerührt habe.
    Liebe Grüße
    Manni

    Tag 79 ohne Alkohol!👍
    Zum Glück habe ich ständig einen sehr guten Freund an meiner Seite. Er heißt "Optimismus"

  • Hallo Manfred,
    herzlich willkommen auch von mir.
    Also, wenn man so einfach weitermacht, alles beim alten laesst, dieselbe Kneipe besucht, und nur 0,04 statt 5,6- Bier trinkt, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass das Ganze nicht lange dauert.

    Siehst Du dich als alkoholkrank?
    Als lebenslang Suechtiger?

    Fuer uns hier ist es egal, auf welcher Stufe der Alkoholabhaengigkeit du stehst.(oder ich)

    Hier geht es um das Leben danach ohne Alkhol.
    Und da gibt es keine Skala.

    Das muessen wir alle neu lernen.

    Alles Gute,
    Frank

  • Hallo Frank!
    Auch Dir danke für die Begrüßung. Selbstverständlich gehe ich nicht mehr so häufig in die Kneipe wie früher. Aber es ist nun mal so, daß wir uns oft mit Freunden zum Essen treffen. Der Ausdruck "Kneipe" trifft nicht so richtig zu. Es ist ein Lokal, wo man hauptsächlich zum Essen geht, aber oft hinterher noch lange zusammen sitzt. Und da gibt es auch noch das 'Musikerbistro" wo man sich mit "Gleichgesinnten" (Musikern) zum klönen und proben trifft. Die Motivation mit diesen Menschen zusammen zu sein ist also nicht in erster Linie der Alkohol. Das ist ein Nebenprodukt, mit dem ich nicht so gut umgehen kann, da ich kein Ende finde. Deswegen mein Entschluß diesen Teil (Alkohol) aus meinem Leben zu verbannen. Aber mein soziales Umfeld (Freunde, Mitmusiker) möchte ich dafür nicht aufgeben. Ich kann mich auch nicht vor den Familienfeiern drücken, bei denen auch fleißig gebechert wird. Spielt nicht die eigene Willensstärke und Entschlußkraft eine Rolle? Wie ist deine Erfahrung? Bist du nur wegen dem Alkohol abends in die Kneipe gegangen?
    Gruß
    Manni

    Tag 79 ohne Alkohol!👍
    Zum Glück habe ich ständig einen sehr guten Freund an meiner Seite. Er heißt "Optimismus"

  • Hi Manfred,
    Bist du nur wegen dem Alkohol Abends in die Kneipe gegangen?
    Diese Frage kann ich voll mit Ja beantworten.Es gab da zwar auch einige gute Gespräche und wie auf dem Dorf üblich,"in der Kneipe gehen die besten Geschäfte" aber der Hauptgrund war der Alk bei mir.Und das mit dem 0-Promille Bier war bei mir nach 11 Jahren Trockenheit der Hauptgrund für einen Rückfall der mich nochmals 12 jahre saufen lies.Wenn du es für dich ernst meinst vermeide solche Situationen möglichst.Mir steht Morgen wieder so ein Fall an,ich muss zu einer Trauerfeier im Familienkreis und danach gehts meistens noch zum Kaffee wo natürlich mit diversen Schnäpschen an den Verstorbenen gedacht wird.Da werde ich aber nicht mitgehen,egal wie es aufgefasst wird.

    LG ATZE

  • glück auf manni

    Zitat von Manfred1

    Spielt nicht die eigene Willensstärke und Entschlußkraft eine Rolle?

    ja - ne kleine nebenrolle. (wieoft hab ich aufhören gewollt? - am ende jeden tag)
    m.e. brauchts n "persönlichen tiefpunkt" um trocken zu bleiben.
    was siehst du als deinen tiefpunkt?

    Zitat von claro

    Siehst Du dich als alkoholkrank?

    ne wichtige frage - ???

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Matthias,
    einen Tiefpunkt kann ich dir eigentlich garnicht so richtig nennen. Alkohol hat nie mein soziales oder berufliches Umfeld belastet. Alkohol beeinträchtigt mein körperliches und geistiges Wohlbefinden und das könnte ich als täglich wiederkehrenden Tiefpunkt benennen. Er nimmt mir die Möglichkeit morgens schon agil und frisch zu sein. Ohne Alk. bin ich z.B. in der Lage meiner Frau zum Frühdienst um 5 schon einen Kaffee zu kochen.Ansonsten erwachen die Lebensgeister erst gegen Mittag.
    Ja, ich bin Alkoholkrank, da ich in meinen alkoholischen Phasen abends Alkohol trinken m u ß und mich nicht mit ein paar Gläsern zufrieden geben kann.
    Gruß
    Manni

    Tag 79 ohne Alkohol!👍
    Zum Glück habe ich ständig einen sehr guten Freund an meiner Seite. Er heißt "Optimismus"

  • Tja Manfred... Versuch mag ja kluch machen, aber sicher nicht trocken. Versuch hört sich für mich auch recht halbherzig an. Entweder klappt es oder nicht, ist ja nur n Versuch. Scheiterst Du, dann ist der Versuch halt mißlungen.
    Mit so einer Einstellung und auch mit einigem restlichen, was Du geschrieben hast, sehe ich kaum einen Weg in ein abstinentes Leben, von einem wirklich trockenem Leben mal ganz zu schweigen.

    Ich picke mal einige Sätze raus, um es zu verdeutlichen:

    Zitat

    Tagsüber trank und trinke ich keinen Alkohol. Habe auch kein Bedürfnis danach. Das stellt sich erst abends ein und dann freue ich mich schon auf den Kick. Wein habe ich mir wegen allergischen Reaktionen abgewöhnt und bin deswegen auf Bier umgestiegen. Schmeckt mir eigentlich genauso wenig wie Wein, aber ich verfeinere den Geschmack dazwischen immer mit meinem geliebten Kräuterlikör. Die Folge ist, daß ich immer mehr oder weniger alkoholisier im Bett lande. Ich vertrage schon eine Menge und egal wieviel Alk ich in mir habe, es fällt den anderen kaum auf, da ich weder lalle, nicht schwanke oder sonstige typische Rauschsymtome zeige.

    Ja, dann ist doch alles super. Der Wein wurde durch Bier ersetzt, das schmeckte nich so und bis es ballert, dauert auch länger, also noch Schnaps mit reinmischen.
    Ich hab gleich Wodka-O gesoffen, dann mußte ich wenigstens nicht so viel Bier oder anderes trinken und vor allem wirkte das schneller.
    Denn DARUM geht es doch bei uns Alkies und nicht etwa um "Genuß". Falls es das überhaupt gibt.
    Mir schmeckte Wodka-O zumindest NICHT, halb ihn auch manchmal schon morgens ausgekotzt, und natürlich nachgeschüttet, um ruhig zu werden.
    Ich konnte mir am Ende nicht mal mehr einen Tagesbeginn ohne Alk vorstellen. Frage mich heute manchmal, wie ich meinen Job trotzdem noch jeden Tag machen konnte... wenn auch wohl nicht besonders gut.

    Zitat

    Bei mir verstärken sich aber die Erinnerungslücken. Ich finde beim saufen auch kein Ende und nur irgendwann bestelle ich mir nachts ein Taxi. Wenn ich nicht Zuhause saufe. Der nächste Tag ist entsprechend verkatert und mittags komme ich erst langsam zu mir. Mein letztes Sauferlebniss war vor 3 Wochen. Davor waren 4 Tage intensives saufen, aber immer mit einem Tag Pause dazwischen, weil es mir danach immer einfach zu schlecht ging. Diese letzte Nacht der Sauforgie in meiner Stammkneipe, war aber dann wohl der ausschlaggebende Moment jetzt wirklich endgültig mit Alkohol aufzuhören. Ich hatte irgendwie 100€ verbraten, mußte noch einen Deckel machen und nachts trat ich beim Weg zur Toilette auf meine Brille, die ich wohl vom Nachtischschränkchen gefegt hatte und die 750 € Reparatur kostete. Zudem wäre fast mein Auto abgeschleppt worden, hätte mein Wirt mich nicht angerufen, da ich in einem Halteverbot stand. Ich kam mit 20€ davon. Eine dicke Erkältung hat mich dann aus dem Verkehr gezogen wo ich etwas Abstand zum Alkohol fand.

    Ja mei... bissle Verlust ist halt immer. Is doch egal... für mich wäre das alles kein Grund gewesen, aufzuhören. In der Phase hätte ich vielleicht mal kurz drüber nachgedacht, ob ich echt n Alkproblem hab, aber das natürlich auch schnell wieder verdrängt. Die Nachwehen werden sich glätten und der Rest wird halt wieder geschmeidig gesoffen. JA klar, und ich hätte mir vorgenommen, weniger zu trinken. Bis zum nächsten Vollrausch... tja. :roll:

    Zitat


    Zum Glück habe ich diese intensive Alkoholerfahrung mit morgendlichem Zittern usw. noch nicht erlebt, aber ich glaube wenn man nicht früh genug die Bremse zieht, hängt man plötzlich tiefer drin, ohne das man es richtig merkt

    .

    Siehste, alles noch im grünen Bereich, kein Zittern...

    Zitat


    Alkohol hat nie mein soziales oder berufliches Umfeld belastet. Alkohol beeinträchtigt mein körperliches und geistiges Wohlbefinden und das könnte ich als täglich wiederkehrenden Tiefpunkt benennen. Er nimmt mir die Möglichkeit morgens schon agil und frisch zu sein. Ohne Alk. bin ich z.B. in der Lage meiner Frau zum Frühdienst um 5 schon einen Kaffee zu kochen.Ansonsten erwachen die Lebensgeister erst gegen Mittag.

    Na also, ich sags doch ! Alk beeinträchtigt Dich doch noch gar nicht so doll. Ist doch alles noch super, und warum denn früh aufstehen ?
    Lass doch die Frau früh aufstehen und die ist doch auch schon groß und kann sich selbst n Kaffee machen.
    Du bist doch nun Rentner und hast Dir einen schönen Lebensabend verdient... da kannst Du ruhig ausschlafen. Und son paar Gläser Alk, was macht das schon ??
    Und Manfred, mal im ernst, andere saufen doch noch viel mehr, oder?? 8)
    Und "richtige" Alkies sind doch die, die das Büchsenbier bei Pen*y umme Ecke saufen, und danach irgendwo besoffen auffällig werden, stimmts? 8)

    So, Ende mit dem Sarkasmus!
    Sorry, aber Dein Geschriebenes reizte mich einfach dazu... :oops:

    Manfred, normalerweise gehört an den Anfang eines abstinenten Lebens eine professionelle Entgiftung.
    Das hat viele verschiedene Gründe, nicht nur den der körperlichen Entgiftung. Man schliesst damit auch Hintertüren, indem man auch nach außen hin zugibt, Alkoholiker zu sein.
    Desweiteren kann einen ein weiter begleitender Arzt sehr gut zur Seite stehen, meine Ärztin hat mich so wunderbar begleitet und tut es heute noch.
    Ohne sie wäre alles viel schwieriger gewesen, ich verdanke ihr und ihrem Team so viel!
    Darum kann ich Dir nur raten, geh zu einem Arzt, der sich mit Suchterkrankungen auskennt und lass Dich durchchecken.
    Spreche ganz offen mit ihm und lasse Dich von ihm gut begleiten. So mein Tipp.

    Nun noch zu einigen anderen Dingen:

    Zitat

    Selbstverständlich gehe ich nicht mehr so häufig in die Kneipe wie früher. Aber es ist nun mal so, daß wir uns oft mit Freunden zum Essen treffen. Der Ausdruck "Kneipe" trifft nicht so richtig zu. Es ist ein Lokal, wo man hauptsächlich zum Essen geht, aber oft hinterher noch lange zusammen sitzt. Und da gibt es auch noch das 'Musikerbistro" wo man sich mit "Gleichgesinnten" (Musikern) zum klönen und proben trifft. Die Motivation mit diesen Menschen zusammen zu sein ist also nicht in erster Linie der Alkohol. Das ist ein Nebenprodukt, mit dem ich nicht so gut umgehen kann, da ich kein Ende finde. Deswegen mein Entschluß diesen Teil (Alkohol) aus meinem Leben zu verbannen. Aber mein soziales Umfeld (Freunde, Mitmusiker) möchte ich dafür nicht aufgeben. Ich kann mich auch nicht vor den Familienfeiern drücken, bei denen auch fleißig gebechert wird. Spielt nicht die eigene Willensstärke und Entschlußkraft eine Rolle? Wie ist deine Erfahrung?

    Das hört sich alles so an wie "Wasche mir den Pelz, aber mach mich nicht nass dabei". :P
    Sprich: Ich will nix an/in meinem Leben ändern, sondern nur aufhören mit der Sauferei.
    Sowas klappt nur in den seltensten Fällen. wenn überhaupt.
    Mir war schon nach meiner Entgiftung klar, das ich ganz sicher nie mehr in Kneipen gehöre, auch nicht auf Schützenfeste, Straßenfeste, Partys oder was auch immer, wo gesoffen wird.
    Ich habe dort nix mehr zu suchen!!
    Obwohl ich am meisten heimlich zuhause gesoffen habe, aber egal.
    Ich habe mich von einem saufenden Umfeld fernzuhalten.
    Um das zu schnallen, brauchte ich auch keine SHG und keine Thera, das sagte mir allein schon mein Bauchgefühl.
    Ebenso ist von Anfang an ganz klar gewesen, das es in meinem Heim keinen Alkohol mehr geben wird. Auch nicht für Gäste oder sonstwas. Und selbst heute, nach 12 Jahren Trockenheit, gibt es das nicht.

    Und warum kannst Du Dich nicht von Familienfeiern fernhalten, wo gebechert wird, hält Dich Deine Verwandtschaft in Ketten zuhause im Keller, oder was? :shock:
    Selbstverständlich kannst Du Dich da fernzuhalten, es geht hier im DEIN LEBEN und nicht um nen harmlosen Schnupfen, den Du Dir eingehandelt hast.
    Deine Krankheit ist lebensbedrohend, wenn sie wieder ausbricht !
    Und mit Verlaub, Du bist auch nicht mehr grad 23, wo ein Körper Alk-Abstürze noch einigermaßen locker wegsteckt.
    Hier kann ein krasser Rückfall mit Saufen bis zum umfallen auch mal dazu führen, das man eines Tages nicht mehr aufstehen kann, weil die Leber e
    infach ihren Dienst quittiert hat oder ein anderes geschädigtes Organ. Dann is einfach Schicht im Schacht und es war mal was mit "Rente genießen".

    Du meinst also, die eigene Willensstärke könnte Dich in Zukunft vom Saufen abhalten?
    Warum ist es Dir dann bisher nicht gelungen, mit Deiner Willensstärke mit dem Saufen aufzuhören??

    Manfred, die Alkoholkrankheit hat mit Willenskraft nix zu tun !!
    Hätte sie das, wäre ich NIE Alkoholikerin geworden, denn ich bin sehr willensstark.
    Meine Willenskraft kam zurück, je abstinenter ich wurde, das Ja.
    Aber die setze ich doch nicht dafür ein, mich in einem nassen Umfeld krampfhaft trocken zu halten.
    Das macht keinen Sinn.
    Außerdem magst Du vielleicht an diesem Abend und auch am kommenden noch guter Dinge sein und auch abstinent, aber auch Tage später nach Teilnahme an Saufveranstaltungen
    oder auch nur die Anwesenheit bei trinkenden "Freunden" kann noch zu Saufdruck führen.
    Das können Dir siche rhier auch andere so bestätigen.

    Manfred, mein Tipp an Dich ist folgender:
    Sei froh, wenn Du ein willensstarker und entschlußfreudiger Typ bist, das ist ein Geschenk!
    Nutze das bitte dann aber dafür, Dein Leben zu ändern !!
    Erste Maßnahme:
    Ändere Dein Umfeld.
    Lerne Menschen kennen, die mit Alk nix am Hut haben.
    Die gibt es überall, nur will man die zu Saufzeiten nicht sehen oder sieht sie dann auch tatsächlich nicht.
    Ein trockenes Leben bedeutet um Himmels willen nicht, fortan als Eremit zu leben.
    Wir sind soziale Lebewesen und brauchen somit auch ein soziales Umfeld... der eine mehr, der andere weniger.
    Aber was wir NICHT brauchen, sind Menschen, die Alk in unserer Gegenwart konsumieren.
    Das ist zu gefährlich für uns! Ganz besonders gilt das für die erste abstinente Zeit.
    Und wirkliche Freunde, die selbst kein Alk-Problem haben, werden in Deiner Gegenwart auch nicht trinken müssen,
    wenn Du ihnen offen erklärst, was los ist.
    Die anderen sind keine Freunde und waren es auch nie, Punkt.

    Desweiteren empfehle ich Dir, hier ausgiebige Trockenheitsarbeit zu betreiben.
    Alle Werkzeuge zu einem trockenen Leben findest Du hier !
    Nur benutzen mußt Du sie selbst.
    Es gibt auch noch den erweiterten Bereich, wo Du noch sehr viel intensiver an Deiner Abstinenz arbeiten kannst.
    Du unterstützt damit außerdem dieses Forum hier, das es weiter so gut betrieben werden kann wie bisher.
    Wer mal eben schlappe 750 Euro für ne Brillenreparatur hinblättern kann, dem sollte das eigentliche möglich sein.
    Ist aber natürlich kein "Muss", auch klar.

    Ich wünsche Dir sehr, lieber Manfred, das es nicht nur ein lausiger Versuch bleibt... sondern das Du jetzt aktiv was für ein abstinentes und vielleicht auch später trockenes Leben tun wirst.
    Von nix kommt nämlich auch nix.
    Ein trockenes Leben zu führen bedeutet oftmals viele Veränderungen im Leben... aber lasse Dir mal eines gesagt sein... es wird darum nicht schlechter, sondern Du wirst sehr wahrscheinlich eine ganz neue Lebensqualität dadurch erfahren dürfen.
    Und vieles mehr !! Wenn du es schaffst...

    Und Deine Abstinenz muss nun auch erstmal absolute PRIO 1 haben !
    Da gibts nix nebenbei, was wichtiger wäre. Mache Dir das bitte mal ganz klar.
    Denn es geht hier um DEIN LEBEN !
    Da interessiert nicht ne saufende Verwandtschaft, die nicht versteht, warum Du nicht mehr mitsäufst.
    Und auch nicht falsche Freude, die meinen, in Deiner Gegenwart Alk konsumieren zu können.
    Alles komplett unwichtig !

    Es sei denn, Du willst Dich totsaufen. Denn darauf läuft es IMMER hinaus bei Alkoholikern, die es (warum auch immer) nicht schaffen, trocken zu werden.
    Das wird nämlich nicht wieder von allein wieder "gut", denn dieser Aufzug fährt nur noch bergab.
    Und totsaufen ist nicht witzig, man sagt nicht umsonst, man stirbt nicht am Alkohol sondern man verreckt dran! :cry:

    LG Sunshine
    (Alkoholikerin 12 Jahre trocken)
    ....und sorry für den langen Text, kannst ihn ja in Etappen lesen :wink:

  • Hallo Karsten,
    das ist ein sehr guter und hilfreicher Denkanstoß.
    (Sorry! Mit meinem iPad scheint die Zitat Funktion nicht so richtig zu funktionieren Deswegen setzte ich deine Zitate so hier rein.)

    "Gibt es für dich Dinge, die wichtiger als deine Nüchternheit sind!"

    Das kann ich mit einem ganz klaren "Nein" beantworten. Hat sich mein Leben vorher um den Alkohol gedreht, dreht es sich nun um das nüchtern bleiben.

    Liebe Sunshine,
    dein Thread ist sehr lang und ich möchte ihn nicht einfach so oberflächlich beantworten. Deswegen antworte ich aus Zeitgründen (typisch Rentner :) ) momentan nicht. Trotzdem Danke für deine Mühe.
    Liebe Grüße
    Manni

    Tag 79 ohne Alkohol!👍
    Zum Glück habe ich ständig einen sehr guten Freund an meiner Seite. Er heißt "Optimismus"

  • hallo manfred

    ich glaube sunshine hat bereits alles gesagt, und hat absolut recht mit dem was sie geschrieben hat. ich kann dich zwar auf eine art verstehen, es ist nicht einfach mal eben sein ganzes leben zu ändern, für ein trockenes leben aber leider notwendig um dauerhaft abstinent und trocken zu werden. es kann aber auch eine chance sein, wenn du mal darüber nachdenkst.
    ich wünsche dir dafür alles gute
    grüße
    NNGNeo

  • Zitat von NNGNeo

    ich glaube sunshine hat bereits alles gesagt

    ja - denk ich auch.

    m.e. könnt das, was du bisher (an negativen erlebnissen) beschrieben hast, als "tiefpunkt" reichen.
    wenn du allerdings bei deiner jetzigen meinung (familienfeiern ... künstlertreffen usw.) bleibst wird s für dich seeeeeeehr seeeeeeehr seeeeeeehr schwer - vielleicht gar unmöglich werden, trocken zu bleiben :roll:
    guck dir nochmal die "grundbausteine" an: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…echternheit.php
    wer sich an den grundbausteinen orientiert hat s leichter :wink:

    glück auf


    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo,
    ich danke euch für die Ausführungen. Nur muß ich sagen, daß ich zwar auf den Alkohol, aber nicht auf meine Freunde (keine Saufkumpanen), Verwandte und Hobbyfreunde verzichten will. Die Gefahr geht nicht von meinem Umfeld, sondern von mir aus. Keiner zwingt oder kann mich zwingen Alkohol zu trinken. Ich werde euch mit meiner Entwicklung auf dem laufenden halten, denn ich denke mit meiner Einstellung löse ich große Skepsis bei euch aus. Würde mich trotzdem freuen, wenn ich meine Erfahrungen mit euch austauschen könnte. Jeder Mensch hat seine individuelle Persönlichkeit und ich glaube man kann nicht alle über einen Kamm scheren.
    Gruß
    Manni

    Tag 79 ohne Alkohol!👍
    Zum Glück habe ich ständig einen sehr guten Freund an meiner Seite. Er heißt "Optimismus"

  • glück auf manni

    Zitat von Manfred1

    Jeder Mensch hat seine individuelle Persönlichkeit und ich glaube man kann nicht alle über einen Kamm scheren.

    da stimm ich zu.
    indivitualität is bei ner sucht gefährlich - erfahrung is besser (und hier natürlich die erfahrung der etwas erfahreneren)
    laut statistik is die "erfolgswahrscheinlichkeit" bei unserer krankheit sowieso gering - selbst bei denen die ihre indivitualität ganzweit hintenanstellen.
    risikominimierung is das was hier im forum "gepredigt :P " wird - und das is gut.
    einige haben dich schon auf die risiken deiner individuellen herangehensweise hingewiesen - trotzdem kannst du s schaffen lange trocken zu bleiben (ich wünsch s dir - und drück n daumen).

    ich bin auf deine erfahrungsberichte gespannt (wie n regenschirm).

    noch n tipp: schreib auch und besonders wenn s dir irgendwie schlecht geht.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Danke Matthias,
    deine Worte am Morgen haben mir gut getan. Kein erhobener Zeigefinger, sondern einfach nur Warnhinweise wie von einem Freund gesprochen.
    Das tut insofern heute morgen besonders gut, da ich emotional sehr weich bin. Die Sonne scheint, eine gemeinsame Dusche mit der Frau, ausgeglichene tiefe Meditation und jetzt werde ich eine längere Radtour in Angriff nehmen. Dazu habe ich die ganz große Gewissheit, daß ich heute Abend den gemeinsamen Auftritt mit 5 Bands bei einem kleinen Musikfestival mit klarem, ungetrübten, alkoholfreien Verstand erleben werde.
    Auch euch einen ebenso glücklichen, erfüllen Tagesanfang.
    Manni

    Tag 79 ohne Alkohol!👍
    Zum Glück habe ich ständig einen sehr guten Freund an meiner Seite. Er heißt "Optimismus"

  • Hallo Manni,

    Zitat

    Jeder Mensch hat seine individuelle Persönlichkeit und ich glaube man kann nicht alle über einen Kamm scheren.

    Das ist sicher grundsätzlich richtig, in der Sucht ticken aber alle Uhren anders !
    Da kann man sehr wohl nasse Alkies über einen Kamm scheren, was das spezielle Verhalten betrifft.
    Das einzig individuelle waren oft die Trinkmengen, aber was in der Birne eines nassen Alkies abläuft, ist so unterschiedlich nicht.
    Da ist die Denke, die sich immer mehr um Alk dreht (möglichst unauffällige Beschaffung, wann kann ich wieder trinken, wie entsorge ich die leeren Pullen unauffällig)und auch das restliche Verhalten gleicht sich sehr oft wie ein Ei dem anderen.
    Es ist kein Zufall, das wir uns beispielsweise hier so oft in einem anderen Alkoholiker wieder erkennen, das beruht einzig darauf, das Sucht eben NICHT individuell ist.

    Ich erinnere auch immer wieder ein Schaubild in meiner ehemaligen realen SHG. Da war der übliche Weg in die Sucht dargestellt ... eine Art Spirale, die immer mehr abwärts ging.
    Ich kann Dir sagen, das ich mich in beinah allen Punkten wieder erkannt habe. Die Punkte, die nicht 100% übereinstimmen, waren lediglich geschlechtsspezifisch (Frauen trinken oftmals mehr heimlich im stillen Kämmerlein).
    Und auf diesem Bild wurde auch aufgezeigt, wie man wieder aus der Sucht herauskommt.
    Auch diese Wege waren keinesfalls individuell ! Es gab ein paar Varianten, ob nun mit Thera oder ohne und unterschiedlich strukturierte SHG, aber das wars dann auch schon.
    Der Weg aus der Sucht hat auch immer mit Hilfe annehmen zu tun.
    Is einfach so.

    Zitat

    Ich werde euch mit meiner Entwicklung auf dem laufenden halten, denn ich denke mit meiner Einstellung löse ich große Skepsis bei euch aus

    Was heisst Skepsis...Manni... ich habe hier schon so viele kommen und gehen gesehen... und auch viele, die meinten, sooo individuell in ihrer Sucht zu sein. Das ist für mich eine Art "elitäres Denken", mit dem man üblicherweise nicht weit kommt.
    Für mich bist Du kein bisschen individuell in Deiner Sucht.
    Du willst da einfach wieder rauskommen, ohne auch nur eine Konsequenz zu ziehen, eben dieses "Wasch mich, aber mach mich nicht nass".
    Ich weiss halt, das sowas nicht funzt. Ich kenne keinen einzigen Alkie, der so trocken geworden wäre und ich kenne so einige... kannste mir glauben. :wink:

    Zitat


    Die Gefahr geht nicht von meinem Umfeld, sondern von mir aus. Keiner zwingt oder kann mich zwingen Alkohol zu trinken.

    Dann hast Du noch nichts von der sog. "Risikominimierung" verstanden, Manni. Ein nasses Umfeld ist ein sehr hoher Risikofaktor, der so viele schon hat rückfällig werden lassen. Da Du aber noch in Deinem nassen Denken voll drinsteckst und keine weiteren Veränderungen in Deinem Leben willst, wiegelst Du da ab und drehst es Dir so, wie es Dir am besten in den Kram passt.
    Unsere Krankheit interessiert das aber nicht. Die folgt ihren eigenen Regeln, egal wie Du es Dir hindrehst.

    Manni, hier wurde nach Deinem "Tiefpunkt" gefragt.
    Das kam sicher nicht von ungefähr. Hätten diejenigen nämlich den Eindruck gehabt, Du hättest Deinen persönlichen Tiefpunkt schon erreicht, hätten sie ja gar nicht nachgefragt.
    Ich bin zumindest der Meinung , Du hast Deinen persönlichen Tiefpunkt noch nicht erreicht.

    Kasten hat es mit einem einzigen Satz beschrieben, wann der persönliche Tiefpunkt erreicht ist;

    Zitat

    den persönlichen Tiefpunkt könnte man kurz so umschreiben, dass man dann kompromisslos zu allem bereit ist, um seine Nüchternheit zu erhalten.

    Genau so ist das ! Ich hatte meinen Tiefpunkt erst erreicht, als ich auf der Intensiv gelandet bin, wo die Ärzte und Schwestern mit mir um mein bisschen Leben kämpfen. Erst da war ich bereit, ALLES in meinem Leben zu ändern. Und wenn ich Alles schreibe, dann meine ich auch wirklich Alles.
    Hätte mir da jemand gesagt, Du musst alles hergeben, was Du hast, wenn Du trocken werden willst, dann hätte ich es getan. Denn da ging es nur noch ums nackte Überleben.
    Auf der Intensiv konnte ich endlich meinen dämlichen Stolz und meine grottendumme Überheblichkeit ablegen und mir von Fachleuten helfen lassen.
    Ich habe alles getan, was mir die Ärzte sagten, ohne noch was zu diskutieren zu wollen. Ich habe einfach mal auf die gehört, die es sehr viel besser wissen als ich und das war auch der richtige Anfang auf meinem trockenen Weg.
    Ich bin auch heute noch sehr demütig meiner Krankheit gegenüber und das bleibt auch so.
    Ich kann in allen anderen Lebensbereichen so individuell sein, wie ich lustig bin.
    In meiner Krankheit bin ich es aber nicht.
    So "einfach" ist das.

    LG Sunshine

  • Zitat

    Kein erhobener Zeigefinger, sondern einfach nur Warnhinweise wie von einem Freund gesprochen.

    Mal im erst, diese Plattitüde vom "erhobenen Zeigefinger" geht mir hier mal wieder erheblich auffen Zeiger.
    Ich bin absolut kein Typ mit einem erhobenen Zeigefinger, aber ich schreibe hier auch nicht das, was ein anderer gern hören möchte !
    Und genau das wird hier dann ja schnell mit einem erhobenen Zeigefinger gleich gesetzt.

    Ich berichte hier von meinem Weg aus der Sucht, und der war nicht nur auf Rosen gebettet.
    Der war weder einfach noch individuell.
    Und ich schreibe aus heraus aus meinen eigenen Erfahrungen.
    Von wessen wohl sonst...
    Das als erhobenen Zeigefinger abzutun, finde ich allerhand, das muss ich echt mal sagen.
    Aber von mir aus...
    Ich bin trocken.

    LG Sunshine

  • Das mit dem Tiefpunkt habt ihr sehr schön beschrieben. Meinen persönlichen Tiefpunkt hatte ich, als ich die Menschen verloren hatte die ich am meisten liebte zu der Zeit ( und das war meine Schuld, da gibt es nichts schön zu reden ) und ich keinen Tagesablauf mehr hatte. Ich spürte die Symptome des Entzuges, wollte es nicht wahrhaben, hab idiotischerweise immer wieder versucht kalt zu entziehen, bin natürlich gescheitert und hab am Schluss wie ein Haufen Elend auf dem Boden gesessen, den Rücken an die Wand gelehnt, Musik auf Kopfhörern gehört und zitternd getrunken, bis das Zittern nachliess...Da hat es gereicht. Ich hatte zwar nichts mehr im Leben, aber trotzdem wollte ich weiterleben, also habe ich mir einen Platz in der Entzugsklinik organisiert und die konnte mir endlich helfen... :)

    Im Nachhinein betrachtet, frage ich mich, warum ich das nicht schon eher getan habe? Aber ich war zu stolz. In die Klinik war, als ob man mir ein Etikett auf den Rücken klebt, ausserdem habe ich bis zum Schluss nicht wahr haben wollen, dass ich Trinker bin. Hab immer nach einen Ausweg gesucht und wir mir einer gesagt hatte, ich brauche Hilfe, habe ich wütend oder verletzt reagiert. Die Einsicht war einfach noch nicht da. Erst als alles am Allerwertesten war, als ich merkte, ich kann nicht mehr, da kam die Einsicht...Ich bin froh, dass ich das gemacht habe. Meine Familie war erleichtert, mein Kumpel freut sich, dass ich wieder mit ihm arbeiten kann, ich schlafe besser, meine Mutter hat sich an Muttertag so sehr gefreut mit mir Zeit zu verbringen, mit einem gesunden Sohn, wie ein kleines Kind hat sie sich gefreut. Meine Schwester ist erleichtert. Ich bin es. War ein guter Schritt. :oops:

  • hallo manfred

    es wurde zwar schon mehrfach gesagt das dich niemand hier mit einem erhobenen zeigefinger bevormunden will, aber es stimmt, niemand hier möchte dies tun. wir alle wollen dir gerne helfen, dafür musst du allerdings auch die hilfe von uns annehmen.

    auch ich hatte meinen persömlichen tiefpunkt erreicht, einen punkt an dem mir klar wurde das mein leben so nicht mehr weitergehen kann und wahrscheinlich auch nicht mehr lange gut gegangen wäre, wenn ich nicht schon bald im grab landen möchte. ich wollte leben, und war dafür bereit alles zu tun was von mir verlangt wurde.
    doch trotzdem habe ich manchmal nicht immer auf die erfahrung der anderen trockenen gehört, bin zu saufveranstaltungen gegangen. und jedes mal habe ich dafür einen richtigen dämpfer bekommen, nicht von den anderen hier, sondern in form von saufdruck, von der übelsten sorte. oftmals tagelang ging es mir schlecht. kennst du das überhaupt, saufdruck?
    ist wirklich nicht schön, ich habe schon so manche brenzlige situation überstehen müssen, ich frage mich heute manchmal immer noch wie ich das geschafft habe ohne wieder zu trinken.

    du begibtst dich vorsätzlich in gefahr, und wenn du so weitermachst, wirst du es sehr sehr schwer haben überhaupt trocken zu bleiben.
    ich stimme dir zu, jeder mensch ist individuell, meiner/unserer krankheit ist das aber ziemlich egal, sie schlägt zu wenn wir am wenigsten damit rechnen, und wenn sie wieder ausbricht kann das ganz schön böse enden.
    dann hat sich das trocken werden sowieso erledigt.
    aber du bist alt genug um zu wissen was du tust, wenn du gerne deine eigenen erfahrungen machen möchtest wird dich niemand daran hindern.
    grüße
    NNGNeo

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