Ist er Alkoholiker?

  • Aber wie stellst du dir denn dein Leben vor?

    Vergiss es, ihn in irgendeiner Weise überzeugen zu können. Es gibt da kein ultimatives Argument, keinen Kampf, den es zu gewinnen gibt.
    Er ist uneinsichtig- da gibt es keinen Knopf, den du drücken musst, um ihn umzustimmen. Vergiss es.

    Das einzige, was du machen kannst, ist zu gucken, was du willst.

    "Mit ihm zusammen sein und gerade so auf Abstand zu bleiben, dass man nicht co wird"- das ist nicht möglich. Was ist denn das für eine BEziehung, in der man emotional auf Abstand bleibt? Das geht doch nicht- "wasch mich, aber mach mich nicht nass" fällt mir dazu ein.

    Wie willst du denn leben?

  • Was soll Dir diese Information nützen?

    Probieren wir's aus.

    Ja - er ist Alkoholiker.

    Und jetzt? Jetzt zeigst Du ihm das und dann sagt er - huch. Ich bin Alkoholiker. Jetzt hör ich auf mit dem Trinken.

    Oder auch - nein, er ist kein Alkoholiker und Du siehst das zu eng.

    Und jetzt? Jatzt weisst Du, sein Trinkverhalten ist normal oder iurgendwer anders bezeichnet es als normal. Jetzt müsste es Dir auf einmal plötzlich schlagartig wieder besser gehen auch wenn er so weiter macht.

    Daher nochmal meine rage - was nützt es DIR zu wissen ob ER Alkoholiker ist oder nicht?

    Was verändert das?

  • Hallo,

    mit ähnlichen Fragen wie Du, bin ich auch mal hier aufgeschlagen. Das ist jetzt 2 Jahre her. Rückblickend war für mich wichtig, wieder zu lernen meinen Wahrnehmungen zu trauen und mich wichtig zu nehmen. Du spürst, dass etwas für Dein Empfinden falsch läuft. Er trinkt in Deinen Augen zu viel Alk. Nur das ist es, was zählt. Wenn Du Dich damit nicht mehr wohl fühlst, ist es doch völlig Banane, was andere dazu sagen. Ob er Alki ist oder nicht, ist am Ende nebensächlich. Diese Aussage kann auch nur er treffen und ich nehme an, er sieht es nicht so. Wie möchtest Du leben? Was ist Dir wichtig? Darauf kommt es an.

    LG
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Liebe mittenimleben,
    ich vermute mal, dass keiner diese Frage so richtig beantworten können wird. Er wäre einfach, wenn du sagen würdest, er trinkt jeden Tag zwei Flaschen Wodka. Aber egal, ob er viel trinkt oder nach persönlicher Einschätzung "eher weniger" - ich finde immer die Frage der Regelmäßigkeit beunruhigend. Wenn er keinen alkoholfreien Tag in der Woche hat und sich am WE auch noch abschießt, dann spricht schon einiges dafür, dass mittlerweile eine Abhängigkeit eingetreten ist. Das ist aber meine Meinung und ich bin kein Fachmann.

    Aber unabhängig davon, ob er jetzt das Ettikettchen "Alkoholiker" trägt oder nicht, muss ich meinen Vorrednern ja in der Frage zu dir Recht geben. Es ist ja offensichtlich, dass dich sein Konsum stört. Genauso offensichtlich scheint er sich ja auch nicht so daran zu stören, dass es dich stört. Und hier liegt m.E. der Hase im Pfeffer. Er schießt sich allein am WE so ab, dass aus der freien Zeit außer Herumgammeln vermutlich nicht viel anderes gemacht werden kann. Ich vermute, das ist aber gemeinsame Zeit, die du gern anders verbringen würdest. Mir würde das schon zu denken geben, wenn mein Partner signalisieren würde, dass er sich das doch - und wenn auch nur jedes zweite WE - anders vorstellt. Was machst du denn an solchen Tagen? Sitzt du daneben und wartest, bis er wieder "verhandlungsfähig" ist? Das sind ja dann auch keine schönen WE für dich.

    Ich glaube, das wäre eher der Punkt, wo ich einmal versuchen würde anzusetzen. "Mich nervt, dass wir am WE immer nur abhängen. Mich nervt, dass du dich auf Partys so abschießt, dass man hinterher kein vernünftiges Wort mehr mit dir reden kann." Wenn ihm das alles egal ist, dann ist die Trinkerei ja offensichtlich schon sehr wichtig in seinem Leben. Dann ist sie ihm vielleicht schon wichtiger als Euer Zusammensein. Eine Debatte, ob er Alkoholiker ist oder nicht, was soll die dagegen bringen?

    Ich musste aber schmunzeln, als ich las, dass Ihr ja aus "verschiedenen Kulturen" stammt. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass in Akademikerkreisen weniger getrunken wird, als bei Handwerkern. Zumindest diese Problematik dürfte am Schluss doch alle "vereinen".

    Erst einmal viele Grüße
    Honeymaker

  • Hallo Mittenimleben,

    wieso traust Du Deiner Wahrnehmung und Deinem Urteil, Deiner Einschätzung nicht?

    Hoffst Du leise, dass Dir hier gesagt wird "Neiiin, übertreib mal nicht, das ist kein Alkoholismus"??

    DU hast Dinge wahrgenommen und bewertet- warum lässt Du Dich so schnell verunsichern?
    Wieso denkst Du, Deine Wahrnehmung und Deine Bewertung könnten falsch sein?

    Nun musst Du noch für Dich entscheiden, ob Du so leben willst in Zukunft.
    Mit der Tendenz "nach unten"- unbehandelt führt Alkoholismus zun Tod. Manchmal schnell, manchmal nach aufwendiger Pflege und vielen vielen Jahrzehnten der Coabhängigkeit.

    Und egal, was Du entscheidest, niemand kann Dir das Recht absprechen, so zu entscheiden. Denn es ist Dein LEben und Du darfst es gestalten ganz wie Du willst.
    Selbst wennn Dein Partner Dir vorwirft, Du wärst unlogisch, blöd, vernagelt, was auch immer.

    Wenn Du magst, lies mal die Geschichten hier bei den COs.
    Da wirst Du Dich sicher wiedererkennen.

    LG
    GIrasole

  • Liebe mittenimleben,

    ich verstehe nicht, was du damit meinst:

    Zitat

    Also ist es wahrscheinlich wirklich müßig. hier herumzuraten, ob er nun Alkoholiker der "schwachen" oder der "starken" Art ist.

    Also was ist ein Alkoholiker der starken, was der schwachen Art?

    Seine Art zu trinken kommt dir spanisch vor, beunruhigt dich. Sonst wärst du nicht hier. Und das ist der wichtigste Punkt bei allem:
    Es beunruhigt dich, beschäftigt dich, macht dich nachdenklich, unglücklich.

    Zitat

    Wenn es so einfach wäre, auf das eigene Gespür zu hören

    Ok, was würdest du dann machen? Wenn du auf dein Gespür hören würdest. Nur mal so theoretisch. Wie würde es dann weiter gehen?

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Du schreibst von Alkoholismus, Jellinek, wie man mit Alkoholismus umzugehen hat, von Definitionen und willst wissen wie Andere das sehen.

    Das Einzige wovon Du nichts schreibst - bist Du.

    Verstehst Du eigentlich wer das ist? Diese Person? Du?

    Zitat

    Vor diesen Karren darf ich mich nicht spannen lassen.

    Natürlich darfst Du. So wie er saufen darf. Alles ist erlaubt.

    Ich möchte die Frage die Dir hier ständig alle stellen wiederholen.

    Was möchtest Du? Womit fühlst Du Dich wohl? Womit nicht

    Lass mal den Jellinek in Ruhe.

  • Nun, was willst Du dann noch wissen?

    Lass mich zusammenfassen:

    Zitat

    Ich möchte mit ihm leben, weil er es wert ist, geliebt zu werden und weil er mir gut tut.

    Okay.

    Zitat

    Aber nicht mit diesem auf und ab, den immer wieder kehrenden Enttäuschungen.

    Die werden aber bleiben, denn:

    Zitat

    Er sieht keine Notwendigkeit, etwas zu ändern.

    Ist ja wohl unmissverständlich.

    Zitat

    Ich möchte ihm helfen, wenn er diese Hilfe haben will.

    Hilfe wobei? Erstmal müsste ein Problem da sein. Bei ihm. Er sieht aber keins. Also gibt es nichts wo Du helfen müsstest. Derzeit hast Du nur eins. Wie sieht es mit Deiner Hilfe für Dich aus?

    Zitat

    Wenn ich ihn liebe, muß ich ihn so nehmen, wie er ist.

    Mumpitz. Man kann lieben und muss deswegen noch lange nicht alle Allüren ertragen. Liebe und zusammen leben haben nichts miteinander zu tun.

    Zitat

    Er sagt, nein, das geht nicht, in einer Partnerschaft hat man Verantwortung für den anderen.

    Mit anderen Worten Du sollst für ihn da Verantwortung übernehmen wo er es für sich nicht übernehmen will?

    Das ist aber keine Beziehung von erwachsenen Partnern sondern eine Mutter-Kind Beziehung. Er hat Dir bereits eindeutig klar gemacht, dass er sich die Beziehung so vorstellt.

    Die Frage ob er Alkoholiker ist, ist nach wie vor irrelevant, denn sie hat mit Deinem Problem nichts zu tun.

    Du willst die Beziehung so nicht. Er will sie so.

    Das ist des Pudels Kern. Nicht mehr und nicht weniger.

    Und nun?

  • Hallo mittenimleben,

    Du schriebst:

    Zitat

    Wenn ich ihn liebe, muß ich ihn so nehmen, wie er ist.

    Nein, DU musst überhaupt nix.
    Du kannst ihn ebenso in Liebe loslassen und ihm so auch eine Chance damit geben, zu erkennen, was wirklich mit ihm los ist.
    Für manch einen führt das zum "aufwachen", für einen anderen ist es nur Bestärkung, weiterzusaufen (und im Sebstmitleid zu baden, das einen keiner liebt und das ja doch alle wieder gehen.. und blabla).
    Weiss man vorher nicht, was geschieht.

    Was für eine Art Alkie jemand ist, ist im Grunde komplett uninteressant (für mich).
    Ich hätte übrigens in keine von Jellinek`s Kategorien gepasst :wink: , ich bin trotzdem Alkoholikerin und hätte mich beinah totgesoffen.
    Und dahin führt irgendwann jede "Säuferkarriere", bei dem einen schneller, beim anderen langsamer.

    Wenn Dein saufender XY weitersaufen will...und so ist es ja offenbar, siehe hier:

    Zitat

    Er sieht keine Notwendigkeit, etwas zu ändern. Er liebt das Gefühl, wenn der Schnaps "einschießt". Eben ab und zu....Sein Vater war Alkoholiker, hat die Familie und letztendlich das Leben daran verloren. Und er verleugnet das so vehement.

    dann hast Du eine lange Leidenszeit vor Dir. Evtl. so lange, wie es der Körper Deines XY mitmacht, er ist ja auch keine 25 mehr, gelle?
    Tu Dir das bitte nicht an.
    Wirf Dein Leben bitte nicht derart weg.
    Sondern lebe lieber Dein Leben so, wie DU es gern hättest.

    Ich persönlich bin übrigens der Meinung, ein Alkoholiker ist in der akuten Phase seiner Krankheit gar nicht oder nur eingeschränkt liebesfähig.
    Ein Alkoholiker hat schon eine tolle Geliebte, mit der DU niemals mithalten kannst!
    Die ist aufregend, toll, anziehend, unwiderstehlich, packt ihn in Watte, fängt ihn mit weichen Armen auf etc.pp.
    Es ist seine Pulle.
    Gegen "sie" hast Du keine Chance.
    So ist das nun mal mit einem nassen Alkoholiker.

    LG Sunshine

  • Ich frag mich viel eher, was es für eine Liebe ist, wenn man den Anderen erstmal anpassen muss, damit man sich mit ihm wohlfühlt und gleich mal ein paar Bücher zu seinen Problemen bestellt damit man vielleicht rausfinden kann wie man ihn den anpassen kann.

    Natürlich alles zu seinem Wohl.

    Er will das zwar nicht - aber wen interessiert das schon.

    Für was Liebe so alles den Kopf hinhalten muss.

  • Warum willst Du diese Krankheit verstehen, mittendrin?
    Um noch irgendwas drehen zu können, das er aufhört zu saufen?
    Kannst Du nicht.
    Wer trinken will, WIRD trinken.
    So oder so.

    Dir haben hier Betroffene geschrieben. Aber Du kannst natürlich auch Bücher kaufen.
    Betroffene sind allerdings oftmals die "Experten" auf diesem Gebiet, wir haben schließlich die Krankheit am eigenen Leib erfahren, und kennen sie somit nicht nur theroretisch, wie mancher Autor. :wink:
    Gibt aber auch Betroffene Autoren, so isses ja nich.

    Ich denke eher, Du möchtest nun lieber ein Buch, weil Dir das nicht passt, was Dir Betroffene geschrieben haben. 8)
    Denn Du willst die Hoffnung noch nicht aufgeben.
    Dann nur zu... es ist schließlich DEIN Leben.
    Du kannst damit tun und lassen, was Du willst.

    Mit Liebe hat das alles für mich auch nix zu tun, schließe mich da Kaleu an.
    Du willst Dir wohl eher n Partner so zurechtbiegen, damit es für Dich passt? :wink:
    Du willst nicht loslassen und (noch) nicht akzeptieren, was wirklich ist.
    Das Deckmäntelchen der Liebe macht sich da natürlich gut.
    Dann ist man sofort edel, hilfreich und gut und tut alles NUR AUS LIEBE.
    Jawoll.

    mittendrin, ich rate Dir eher zu Lektüre bezüglich CO-Abhängigkeit.
    Sowas wird Dich viel klarer sehen lassen.
    Wenn Du es zulässt :wink:

    LG Sunshine

  • Aber... wenn es Dich wirklich interessiert, wie die Krankheit ist... denn hier will Dir niemand Informationen vorenthalten... dann lese einfach mal bei den trockenen Alkoholikern hier, aber auch das wird Dir wahrscheinlich kaum gefallen.

    Ich kann auch mal eben ein paar Stichpunkte aus meinem nassen Leben erzählen...
    Ich habe ziemlich lange gut als nasse Alkoholikerin funktioniert.
    Und überhaupt, was heisst hier Alkoholikerin ? Andere trinken doch noch viel mehr! Ich hab immer jemand gefunden, der mehr trank.
    Am Ende drehten sich alle meine Gedanken allerdings nur noch darum:
    Wann kann ich wieder trinken?
    Wie kann ich möglichst unauffällig trinken?
    Woher bekomme ich Stoff und wie entsorge ich unauffällig die ausgesoffenen Pullen?
    Wie täusche ich meinen Partner/andere Angehörige/ Freude über die wahren Trinkmengen ?
    Und irgendwann hatte ich sogar meinen Partner soweit, mir Alk zu besorgen !!
    Ich tat alles dafür !
    Ich hätte selbst für Alk gestohlen ,hätte ich gemusst, da bin ich mir ziemlich sicher.
    Hatte ich keinen Alk, kam ich auf auf Entzug.
    FURCHTBAR war das.
    Ich konnte nachts nicht mehr schlafen, weil ich nachkippen mußte, ansonsten Entzugssymtome wie: Zittern, furchbare innere Unruhe, Schwitzen, Panikgefühle bis hin zur Todesangst etc.pp.

    Aber sicher ist es bei Deinen Partner noch nicht SO WEIT und alles eh ganz anders und Du musst nur tun und machen und er wird aufhören. :wink:
    Und im Himmel is Jahrmarkt...

    Weißt Du, wann ich aufgehört habe zu trinken?
    Als ich komplett runtergesoffen mit nem offenen Magengeschwür und mit blutenden Zahnfleisch (weil ich mir ein Blutgerinnungsenzym auch schon kaputt gesoffen hatte) besoffen an Himmelfahrt mit dem Notarztwagen abgeholt wurde.
    Mein Mann und ein guter Freund hatten den gerufen, ohne mich darüber zu informieren. Weil sie einfach nicht mehr weiter wußten in ihrer Verzweiflung. Und selbst dann machte ich noch Zicken. Aber am Ende fuhr ich doch mit.
    Ich hatte also nicht mal den Hintern in der Hose, mir selbst Hilfe zu suchen.
    Weil ich mich auch unglaublich schämte.
    Ich landete sofort auf der Intensiv, und ich hätte beinah den Entzug nicht überlebt.

    NIEMAND konnte mich vorher vom trinken abhalten, leider.
    Nur ich selbst konnte diesen Entschluß fassen und diesen Weg gehen.
    Dann war ich sehr froh, das meine Familie zu mir hielt und mich unterstützte.
    Vorher aber hatte niemand eine Chance, mich auch nur zu erreichen. Ich liess niemanden wirklich an mich ran. Ich machte höchstens mal Zugeständnisse, die nächsten Tage mal weniger zu saufen, wenn dann Ruhe im Karton war.
    Vielleicht hatte ich es sogar vor... aber wenn der Entzug kommt, sind alle guten Vorsätze im Grunde sofort vergessen. Dann erzählt Dir die Krankheit, was Du tun sollst und sonst niemand.

    Das ist mal ein kurzer Abriss aus meiner Säuferkarriere... und die ist so außergewöhnlich nicht.
    Aber ich nehme an, Dein Partner ist ja noch lange nicht son versoffener Alkie und kann noch von allein aufhören, richtig ?

    Und mittendrin... Kaleu ist hier einer der Schreiber, den ich oftmals bewundere für seine Beiträge.
    Er will Dich sicher nicht beschimpfen, er versucht nur, Dich wachzurütteln.
    Auf seine Art. Die ich übrigens sehr schätze.
    Er quasselt nicht drum herum, sondern nennt die Dinge beim Namen.
    Auch wenn das unangenehm ist und auch weh tut.
    Ich bin mir aber sicher, er will Dir nicht weh tun, er will Dir eher helfen, indem er die Fakten auf dem Tisch ausbreitet.
    Mehr nicht.

    LG Sunshine

  • Welche Beschimpfungen?

    Tut mir ja sehr leid, aber ihn trocken legen zu wollen, hat mit Liebe überhaupt nichts zu tun.

    Ich will ja nicht abstreiten, dass Du ihn liebst, aber das ändert überhaupt nichts. Er säuft und er hat bereits klar gestellt, im Falle dass er sich zwischen Dir und dem Alkohol entscheiden müsste - fällt seine Wahl auf den Alkohol.

    Dass Du das nicht akzeptieren willst bzw. kannst hat nichts mit Liebe zu tun, nur mit Verlustangst.

    Dass Du ihn "heilen" willst hat mit Liebe nichts zu tun, sondern nur was mit Egoismus.

    Ich mag es nur einfach nicht, wenn Liebe an all sowas dann auch noch schuld sein soll. Das hat die nicht verdient. Liebe geht weit über das hinaus wovon Du da schreibst.

    Mir ist schon klar, dass Du von all dem nichts hören willst, doch Du steckst nun mal in dieser Situation und kein Buch der Welt wird die verändern.

    Zitat

    Er will mich nicht verlieren, um nichts auf der Welt.

    Doch. Gegen Alkohol tauscht er Dich gerne ein.

    Lippenbekenntnisse eines Säufers.

  • Und falls Du Dich fragst ob ich nicht wüsste, ob das weh tut - und wie ich das weiß. Ich musste da schon durch. Und zwar auf beiden Seiten. Auf der des Säufers und auf der des Sozius.

    Ich weiß, es tut beschissen weh. Und das ist auch verdammt richtig so.

  • Sunshine schreibt, ich will Dich wahrscheinlich nur wachrütteln.

    Ehrlich gesagt - warum? Du bist doch schon wach. Sicher gefällt Dir nicht was Du siehst und was Dir so langsam klar wird, aber wach bist Du schon.

    Gut, Du willst jetzt das Forum schnell verlassen und möglichst nichts mehr von all dem wissen, was Du längst weißt.

    Ich hab nichts gesagt, was Dir irgendwie weh tun könnte. Ich hab nur alles was Du selbst geschildert hast mit eigenen Worten wieder gegeben. Wenn Dir das weh tut, dann hat das sicher seinen Grund. Aber der ist nicht bei mir zu suchen.

    Geh ruhig den Weg den die Meissten erstmal versuchen. Kauf Bücher, informier Dich, werde zum Profi über Alkoholismus. Weiss am Ende mehr als jeder trockene Alkoholiker auch wenn Du es dann immer noch nicht verstehst. Geh diesen langen, steinigen, leidvollen Weg. Eigentlich geht ihn Jeder, denn vor der Kapitulation steht immer das Leid. Vor der Erkenntnis, dass man nie den Anderen ändern kann sondern nur sich selbst steht immer das Leid.

    Und erst wenn der Leidensdruck groß genug ist, kommt die Kapitulation. Und damit die Veränderung.

    Wie immer die dann aussieht.

  • Hallo mittendrin,

    Zitat

    Geh ruhig den Weg den die Meissten erstmal versuchen

    Ich bin so eine, die diesen Weg erst mal gegangen ist. Das erste Mal an Trennung, an Alkoholsucht meines Exmannes, daran, dass ich das nicht will, dachte ich so ca. 1988. Da war ich 7 Jahre mit ihm verheiratet, hatte 2 Kinder. Und wurde immer desillusionierter. Unglücklicher.

    Zuerst trank mein Exmann so ähnlich, wie jetzt dein Partner. Und er redete auch so ähnlich, wenn ich mit ihm darüber sprechen wollte. Er gab dann auch immer mehr mir die Schuld daran, dass er trinken wollte. Und über allem aber : die Anderen saufen doch, die trinken viel mehr als ich.

    So gingen die Jahre in's Land. Seine Trinktage wurden immer öfter. Und immer schlimmer. So manches Mal kippte er einfach vom Stuhl, z.B. an seinem 40 ten Geburtstag... Oder er saß auf dem Sofa, nicht mehr ansprechbar.

    Die Dinge des täglichen Lebens musste ich immer mehr alleine bewältigen. Aber - das tat ich ja auch irgendwie gerne, denn so fühlte ich mich gebraucht. Unentbehrlich. Das war doch Liebe, dachte ich. Ohne mich wird das nix. Und er versicherte ja auch, wie sehr er mich brauchte.

    In den 90ger Jahren wurde ich immer unglücklicher damit. Und er soff immer mehr, auch heimlich. Ich fand so manche Pulle, einmal überraschte ich ihn dabei, wie er eine Korn-Pulle vor dem Hals hatte, gleich aus der Flasche trank. Ein andermal war es Sekt. Dann wieder Likör.

    Offensichtlich trank er ja aber "nur Bier". Und Bier ist doch nicht wirklich Alkohol... :roll: . Er stritt ab, nur einen Tropfen getrunken zu haben, obwohl er stank wie eine Eckkneipe. Obwohl er kaum noch stehen konnte.

    Meine Wahrnehmung wurde immer verdrehter. Bis ich ihr nicht mehr traute. Meine Schuldgefühle wurden immer größer. Ich musste es doch einfach schaffen, ihn zu retten. Meene Jüte, wir liebten uns doch. Oder... :roll: ?

    Der Gedanke an eine "normale " Partnerschaft wurde schon immer mächtiger. Ich beneidete Leute, die locker und glücklich miteinander umgehen konnten, die sich aufeinander verlassen konnten. Die Dinge zusammen unternahmen. Die füreinander da waren. All das. Denn das passierte irgendwann nicht mehr. Bei meinem Ex und mir.

    Ich wurde misstrauisch. Kontrollierte ihn. Schlich hinter ihm her, um zu sehen, ob er wieder heimlich die Pulle vor'm Hals hatte...Ich schämte mich, weil er auf allen Feiern der Besoffenste war. Mich vor allen Leuten brüskierte. Mich klein und lächerlich machte. Ich drehte den Spieß um und zahlte es ihm mit gleicher Münze heim.

    Liebe? Na ja, ich tat so, weil ich Angst hatte, ihn zu verlassen. Weil ich mich ohne Mann nur halb wert fühlte. Und wenn er nüchtern war, war er doch ein ganz lieber... :roll: . Na ja, zumindest redete ich mir das ein.

    Zur Jahrtausendwende wurde es immer schlimmer. Mit seinem Suff. Mit meinen Bemühungen, ihn zu retten, irgendwas zusammen zu halten. Und ich wurde aber immer unglücklicher, zorniger. Denn verdammt, all die Jahre, die ich geopfert hatte, ihm was klar zu machen, hatten nix gebracht. Er soff. Und ich litt. Und ich soff irgendwann mit. Ja, im Suff waren wir dann wieder gleich. Es hat nicht viel gefehlt, und ich wäre auch abhängig geworden. Da fehlte vielleicht nur ein halber Millimeter...

    Es war nur noch Krieg. Gezerre. Er sollte doch endlich aufhören. Verdammt, ich musste das doch schaffen. Sah er nicht selbst, was er gemacht hatte? Aus unserer Ehe? Aus seinem, unseren Leben? Verdammt.

    Wir konnten nicht voneinander ablassen. Er brauchte mich doch, denn ohne mich würde er vollends verrecken. Andererseits war ich nur noch ein Nervenbündel, eine zornige, traurige und überforderte Frau. Hass, ja das war, was ich oft genug spürte. Angst. Alles, mein ganzes Leben, drehte sich nur noch um ihn und seine Sucht. Schon seit Jahren. Jahrzehnten... Ich war nur noch am Jammern. Am Meckern. Lebenslust kannte ich nicht wirklich mehr. Wie oft hatte ich gedroht, ihn zu verlassen. Genau so oft hatte ich es nicht getan. Er lachte mich nur noch aus, wenn ich davon anfing.

    Eines Tages stand ich vor dem Spiegel. Verheult, unglücklich. Es war so schlimm mit seinem Suff. Er schob alles auf mich. Ich erkannte ihn nicht mehr wieder. Wo war der junge Mann von damals? Und wo war ich? Ich heulte. Und sagte zu mir: "Was willst du? Warten bis dich hier jemand rettet? Dich rettet keiner! Kein anderer. Nur du selbst, du kannst das!" Und dann ging das.

    "Ich ziehe aus!" Er lachte mich aus, mit versoffenem Lachen. Ich zog aus. Das hätte er nicht gedacht. Ich auch nicht, ehrlich gesagt. Aber irgendwann war der Druck so groß, dass ich dachte, egal. Ich will doch noch leben. Ich war 49 Jahre alt. 26 Jahre mit ihm zusammen. Über 20 davon nicht wirklich glücklich.

    So viel Lebenszeit. Es war, wie es war. Ich kam hier im Forum an. Und bin immer noch da. Weil ich meine Geschichte erzählen mag, um zu zeigen, wie man es nicht machen sollte.
    Und um zu erzählen, wie lebenswert das Leben ist, ohne Abhängigkeit. Meine Geschichte könnte für einige hier stehen, denen es genau so erging. Und ergehen wird. Weil - es ähnelt sich so gespenstisch.

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo mittendrin,

    Zitat

    Vor der Erkenntnis, dass man nie den Anderen ändern kann sondern nur sich selbst steht immer das Leid.

    Bei mir hat es von der Erkenntnis, dass ich mit dem Alkoholkonsum meines XY (nach außen waren wir ein funktionierende Familie) nicht mehr klar komme bis zu der von Kaleu geschriebenen Erkenntnis ungefähr 14 Monate gedauert. Ich hab Bücher verschlungen, bin aus- und wieder eingezogen, hab an meiner Liebe gezweifelt ... - ein steiniger Weg. Als ich fühlen konnte, dass es völlig Banane ist, was ich tue, ich kann ihn nicht ändern, von da an konnte unsere Beziehung gesunden. Wie gesagt, es hat über ein Jahr gedauert, in dem er auch nicht mehr getrunken hat und ich trotzdem nicht glücklich war. In dem Moment, wo sich jeder auf seine Verantwortung besann, nämlich nur der sich selbst gegenüber, konnten wir uns wieder auf Augenhöhe begegnen.

    Es ist ein tolles Gefühl, geliebt zu werden. Für mich wurde es zur Last. Meine damalige und die mir eingeredete Definition von Liebe hätte mich bis ans Lebensende gezwungen, meinen Alk-XY zu ertragen und mich zu verleugnen. Heute weiß ich es besser und die Liebe ist ein anderes aber um so schöneres Gefühl. So lange wie ich funktioniert habe, konnte er trinken, musste nichts ändern, aber als ich los ging und mich änderte, konnte er für sich eine Entscheidung treffen. Er hat sich für mich entschieden, worüber ich sehr glücklich bin, aber auch die andere Möglichkeit hatte ich kalkuliert und war bereit, auch meinen Weg ohne ihn zu gehen.

    Liebe mittendrin, für mich war es wichtig und gut, mir wieder selbst zu vertrauen. Einiges von dem, was mir hier geantwortet wurde, war mir auch nicht recht und beim ersten Lesen war ich auf 180, aber es hat sich gelohnt für mich mal zu schauen, warum ich so reagiere. Das war nicht immer einfach und schön, weil auch ich taffe Frau hatte Verlustängste, wollte nicht klein und schwach sein, immer alles im Griff haben und meine Aufmerksamkeit wurde eben von XY auf mich gelenkt. So lange ich mir über ihn den Kopf zerbrochen habe, musste ich bei mir nicht schauen und brauchte nichts verändern. Es fühlte sich nämlich für mich leichter an, wenn er was ändert. Aber da war ich auf dem Holzweg, weil nix wurde besser. Als ich anfing mich zu bewegen, begann es im Getriebe zu knirschen. Und heute bin ich glücklich mit meinem Mann, der nicht mehr trinkt und auch mehr zu sich selbst gefunden hat. Es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein, aber wir können beide besser mit schwierigen Situationen umgehen.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

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