Schlimme Schuldgefühle und Gehirnkonfetti

  • Moin,

    ja, kaleu bringt es mit drastischen Worten auf den Punkt.
    "Normal" wäre abhaken, Kontakt auf das Notwendige reduzieren,
    sich um sein Leben kümmern.
    Er kümmert sich um sich.
    Sie kümmert sich um sich.
    Aber was ist schon "normal", wenn es nie erlernt wurde.
    Jetzt gilt es hart daran zu arbeiten, sich um sein Leben zu kümmern, nicht über andere zu reden oder zu grübeln, nicht zu telefonieren, um die Probleme anderer zu hören, die von den eigenen Baustellen ablenken sollen ...

    Was die Flasche für den Alkoholiker, das ist der Kranke für den Co-Abhängigen. Finger weg von der "Flasche".

    Gruß Jürgen

  • Hallo Ahoi,

    ich kann mich da Katha nur anschließen. Wer weiß, ob der Ex wirklich Spaß daran hat... Kann dir ja wurscht sein.

    Dein Schwiegervater entwickelt sich nun zu einem Co, anscheinend. OK, da kannst du auch nichts gegen machen. Du kannst ihn darauf ansprechen, ihm erklären, wie das abläuft, was es heißt, coabhängig zu sein. Aber mehr kannst du da auch nicht machen. Ich bin gespannt, was ihr in der Suchtberatung da erfahren werdet.

    Deine Wut kenne ich auch. Ich war auch wütend, damals. Auf den Ex, darauf, dass er gemütlich in der Eigentumswohnung saß, von verschiedenen Seiten bemitleidet und gepampert wurde. Versunken im besoffenen Selbstmitleid um sein Los, von der Frau nun nach 26 Jahren im Stich gelassen und soooooo unter Druck gesetzt zu werden. :roll: -

    Ich war aber auch wütend auf die Leute, die es immer noch nicht sehen wollten, was er da machte. Am wütendsten aber war ich auf mich selbst, weil ich mich so viele Jahre lang da habe "aufgeopfert", zum einen. Zu der Zeit damals empfand ich das noch so, heute sehe ich meine eigenen Anteile. Und ich war wütend, weil ich mich nicht eher getraut hatte, da auszusteigen.

    Diese Wut war gut, denn sie war ein Motor, weiter zu machen.

    Ich spürte eh plötzlich sehr viele Gefühle, wie überschwemmt war ich. Da hatte ich Jahr um Jahr alles unterdrückt. Und nun kam es aus mir raus, als hätten sich Schleusen geöffnet. Es war eine sehr emotionsgeladene Zeit.

    Du sagst über dich, du warst zäh genug, bei ihm zu bleiben. Ich nannte das für mich eher willensstark. Mal abgesehen von all den anderen Dingen, die mich an ihn gebunden hatten. Ich hatte den Willen, ihn da erretten zu können. Und ich dachte, nur ich wäre dazu anscheinend in der Lage. Diese Willensstärke benutzte ich dann endlich für mich und mein neues Leben. Als ich erkannte, dass ihn nichts retten kann, also ich jedenfalls nicht.

    Nee, 'ne verbitterte Exfrau musst du nicht werden. Denn sieh es doch mal so. Du hast dich für das Leben entschieden. Und das alleine ist das wichtigste überhaupt. Er hat sich entschieden für die Unfreiheit. Bist du darauf neidisch?

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Guten Morgen Kaleu,

    nun will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber in meinen Augen ist der Schwiegervater doch eher die Eintrittskarte für das Leben des Ex gewesen, also Mittel zum Zweck.
    Und alle sollten sehen, was der Ex so treibt. Letztendlich auch die neue Freundin. Also nicht weg, sondern näher ran.
    Ahoi hat es doch beschrieben: Da war auch Neid, Missgunst und Selbstmitleid.
    Zorn, weil der Schwiegervater nicht wie gewünscht reagiert hat. Manipulationsversuch?
    Schwierig, denke ich, sich zu diesen negativen Emotionen zu bekennen.
    Respekt von mir dafür.

    Weich, geduldig, liebevoll mit sich selbst. Das braucht auch Zeit. Da sagste was, da sehe ich auch den Schlüssel und werde mir dieses Kleidchen gleich mal selbst überstülpen.

    Schlechtes Gefühl grad bei mir, weil wir hier versuchen (und uns das Recht herausnehmen), Ahoi´s Gefühle zu „analysieren“. Ich hab´s trotzdem getan, weil ich hoffe, es hilft auf dem Weg.

    Viele Grüße
    Katha

  • P.S.:

    Ahoi, Du redest sehr offen über Deine Gedanken und Gefühle und ich empfinde die als sehr normal ( Wut und Neid ) .
    Deine reflektierte Offenheit ist die beste Basis dafür, etwas zu ändern.
    Und - mein Tip - setze die Prioritäten richtig.
    Deine Persönlichkeitsentwicklung sollte für ein paar Jahre höhere Priorität haben als eine Beziehung.

    Gruß Jürgen

  • Zitat

    nun will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber in meinen Augen ist der Schwiegervater doch eher die Eintrittskarte für das Leben des Ex gewesen, also Mittel zum Zweck.
    Und alle sollten sehen, was der Ex so treibt. Letztendlich auch die neue Freundin. Also nicht weg, sondern näher ran.

    Das ist das Ergebnis.

    Und alle Co's die das mal durch haben, wissen genau wie das abläuft und das der erste Plan bei der Trennung immer der Gleiche ist, wie auch in der Beziehung.

    Ich bring das erst alles in Ordnung - und DANN geh ich.

    Das einen das nur drin hält, sieht man ja nichtmal sondern glaubt ja wirklich, man macht was Neues. Auch wenn man das Hamsterrad nur in die Gegenrichtung fährt.

    Auch wenn ich klare Worte wähle, meine ich alles was ich schreibe völlig vorwurfs- ja wertfrei.

    Solange ich in der Schei***e wühle, kann ich schlecht raus aus der Schei****e.

    Warum das so ist - weiss auch jeder Co.


    Aber ich kann doch nicht... :D

  • Und noch eine kleine Anmerkung, ich finde diese Phase der Beziehung (Trennung ist es noch nicht) sogar enorm wichtig! Denn erst muss man das Hamsterrad in die Gegenrichtung fahren um zu schnallen, dass das das Gleiche ist.

    Ist alles ein Lernen.

    Egal ob Co- oder Alki, das machen auch Beide. Der Alki steigt auch erstmal auf eine andere Biersorte um. :D

  • Never say never again und doch glaube ich, dass dies das einzige ist, was mir nie wieder passieren wird: In eine Co-Abhängigkeit zu geraten.
    Ich sehe hier in dieser Situation nur keine Co-Abhängigkeit.

    Ich mag die direkte Rede und glaube Dir sofort, dass Du völlig Wert- und Vorwurfsfrei schreibst.
    Falls ich mal die Absicht haben sollte, hier komplett die Hosen runter zu lassen, warte ich aber doch lieber damit, bis Dein I-Net für ein paar Wochen ausfällt, weil auch ich manchmal nicht kann… ;)

  • Hallo,

    und ok. Überlassen wir jetzt diesen Faden wieder Ahoi!

    Ich bin gespannt, liebe Ahoi, was ihr bei der Suchtberatung erfahren werdet. Es ist ein guter Schritt, dahin zu gehen. Genau so wie es gut ist, dass du unserer Selbsthilfegruppe beigetreten bist. Das sind alles Dinge, die du für dich machst.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Leute,

    Woh - viele Posts seit dem letzten Eintrag, ich weiß nicht, ob ich sie alle jetzt beantworten kann. Falls nicht, gehe ich sie nach und nach durch, wenn Bedarf besteht.

    Zur Information, weil ich den Eindruck hatte, es wurde vielleicht durch die Erwähnung des Umzugs nicht richtig verstanden: Ich lebe bereits seit einem halben Jahr von meinem Exmann räumlich getrennt (er hat eine Wohnung) und verlasse nun auch das ehemalige, gemeinsame Haus. Ich habe ihn Ende letzten Jahres verlassen. Allerdings verbindet unser gemeinsamer Sohn uns, sodass wir durch ihn zwangsläufig in Kontakt stehen.

    Die Frage wurde aufgeworfen, ob ich meinem Schwiegervater nun meine Rolle zuschustern will. Ich habe darüber nachgedacht und die Antwort lautet: nein. Mit der Offenbarung habe ich vielmehr meinen Co-abhängigen Schweigevertrag, der meinen Mann vor lästigen Mitwissern schützt, gebrochen. Ich habe ein Band zerschnitten. Und das war gut, denn nun erkenne ich überhaupt mein Problem in seiner Tragweite.. Bis dahin habe ich ihn auf sein Drängen hin und durch meine Abhängigkeit von ihm durch meine Lügen geschützt. Das tue ich nun nicht mehr. Für mich der schwerste Schritt nach der Trennung. Was wäre die Alternative gewesen? Wieder zu schweigen, um meinem Schwiegervater vor der Möglichkeit meiner Rolle zu schützen? Er ist erwachsen, er kann selbst entscheiden, was er mit dem Wissen anstellt.

    Mein Schwiegervater hat mich gebeten, ihn zu der Beratung zu begleiten. Warum sollte ich ihm den Gefallen nicht tun?

    Ja und ihr habt Recht: ich bin neidisch, selbstmitleidig, ungerecht, total unweich und voller Fehler! Lach, zum Glück wusste ich das schon vorher, sonst wäre ich jetzt echt hart getroffen! Es ist halt so: Ich will nicht nur gesäuberte und korrekte Gefühle präsentieren, klar, ich könnte so tun, aber gelogen wärs doch.

    Update:
    Habe seit dem Flaschenfund vom WE, als mein Exmann alleine bei unserem Sohn war, zum ersten mal mit ihm gesprochen und ihn mit dem Fund und meiner Entscheidung für den weiteren Umgang konfrontiert.
    Das Gespräch war kurz, weil ich nicht mehr zu sagen hatte, als dass er, solange er sich nicht in professionelle Hände begibt um trocken zu werden, seinen Sohn zwar jederzeit sehen darf, aber nicht betrunken, nicht alleine und nicht über Nacht.
    Er spulte das Übliche ab, es sei ein einmaliger Ausrutscher blablubb, ich sähe das alles zu kaltherzig und eng, worauf ich meinen Entschluss noch einmal deutlich wiederholt habe. Er hat gemerkt, dass Diskussionen nun zwecklos sind und hat mich als Nächstes gebeten, dass ich "wenigstens" niemandem von seinem Trink-Problem erzähle. Daraufhin sagte ich, dass ich nicht mehr für ihn lüge und schweige.
    Daraufhin habe ich das Gespräch beendet.

    Ich bin froh, dass ich nicht eingeknickt bin.

    Ich bemühe mich, die Posts heute am späten Abend zu beantworten, der Job ruft und gleich ist noch der Termin bei der Caritas. Danach liefere ich euch garantiert noch mehr Stoff zum Meckern ;)

    Danke für die sanften und harten Worte, an jeden, der sich die Mühe macht, hier zu schreiben
    bis später

    Ahoi

  • Wo kann man hier eigentlich editieren?
    Noch etwas Wichtiges: ich bin in keiner Beziehung und bin auch nicht scharf auf eine, das ist also kein aktuelles Thema bei mir. Wie kommt ihr darauf? Außer wenn ihr damit meine vor sieben Monaten offiziell beendete Beziehung zu meinem Exmann ansprecht, die ich scheinbar erst jetzt auch innerlich abschließen will.

  • Der Tag gestern war zu voll, um noch zu schreiben.
    Der Termin bei der Suchtberatung war gut. Ich glaube für uns beide. Für ihn, weil er nun eine Anlaufstelle hat, wenn er nicht weiter weiß und für mich, weil das Gespräch mir noch einmal mehr verdeutlicht hat, wo mein Job ist.

    Der Abend war dann noch nicht so schön. Mein Exmann hat wieder getrunken, mich versucht zigmal anzurufen, hässliche Sms geschrieben. Das ist nicht verwunderlich, nach meiner Ansage, unseren Sohn nicht mehr alleine zu sehen, solange er nicht an seinem Problem arbeitet, ist er sauer. Ich habe auf seine Anrufe und nachrichten nicht reagiert.

    Dennoch geht es mir nahe, wenn er schreibt, dass er nur Alkoholiker geworden, weil er so unter mir gelitten hat und mir droht und mich beschimpft. Klar, das ist Quatsch, da spricht der Suff aus ihm. Interessant ist allerdings, mich zu beobachten, meine inneren Reaktionen darauf, meine (unausgesprochenen) Rechtfertigunsmonologe ... im Kopf ist das Schema noch. Irgendwo habe ich hier gelesen, dass der Süchtige seinen Schnaps hat und der Co-Abhängige den Süchtigen ...
    Das Neue ist: Es fällt mir auf. Mir fällt auf, was in meinem Schädel vor sich geht. Die gesprungene Schallplatte, die Fragen die dann um ihn kreisen, statt um mich.

    Ich habe zwar nun einen Fahrplan der äußeren Abgrenzung, an den ich mich halte, aber ich habe trotzdem Bauchschmerzen, bei der Vorstellung was jetzt noch nachkommt. Ich bin gerade ziemlich erschöpft, es erschreckt mich, was ich noch alles bei mir unter der Oberfläche finden werde, wie schwer mir die innere Distanz fällt. Zurzeit weiß ich nicht, wie ich all die Baustellen in meinem Leben zugleich verpackt bekomme.

    So long
    Ahoi

  • Liebe Ahoi,

    das finde ich gut, dass du für dich von dem Gespräch bei der Suchtberatung so viel auch mitnehmen konntest. Und der Schwiegervater auch. Es ist nun an ihm, das auch umzusetzen, zu leben.

    Du machst das gut! Die Dinge zu bemerken und nicht mehr haben zu wollen ist ein guter Schritt in die richtige Richtung! Und jetzt kommt's...
    das geht nur ganz langsam! Also lass dich nicht erschrecken davon, was da für Baustellen bei dir sind, vieles wird sich auf deinem Weg automatisch lösen, vieles wird nicht mehr so schwer sein, wie es dir jetzt erscheint. So habe ich es zumindest erlebt bei mir. Als ich meinen Weg begann, als ich offen und bereit sein konnte für Veränderungen, dafür, nur für mich die Verantwortung zu übernehmen, nicht mehr für ihn, da hat sich so viel gelöst. Und Türen gingen auf, wo ich niemals welche vermutet hätte.

    Zitat

    Dennoch geht es mir nahe, wenn er schreibt, dass er nur Alkoholiker geworden, weil er so unter mir gelitten hat und mir droht und mich beschimpft

    Ja, das verstehe ich sehr gut, dass dich das nicht kalt lässt! Diese Anschuldigungen habe ich ja auch zu hören gekriegt. Dass nur ich schuld wäre, weil ich so und so und so und überhaupt völlig böse wäre... Lange Zeit hat mich das fest gehalten bei ihm, weil ich mich eben schuldig und verantwortlich fühlte. Und wertlos.

    Bis es bei mir eben auch "klick" gemacht hat, ich dann wusste, ich bin nicht schuld daran. Kalt gelassen hat mich das dann aber immer noch nicht, es hat mich immer wieder verletzt. Also habe ich da eine Grenze gezogen. So wie das Gespräch wieder in diese Richtung ging, habe ich es abgebrochen. Mich entfernt. Entweder bin ich aufgestanden und gegangen, oder ich habe das Telefonat beendet, je nach Situation eben. Denn das musste ich mir nicht immer wieder geben. Ich wollte mir einfach nicht mehr weh tun lassen und ich wusste, ich konnte mich gegen ihn nicht wehren ab einem bestimmten Punkt.

    Hast du schon mal überlegt, dir eine neue Telefon-Nummer zuzulegen?

    Ich hoffe, du kannst an diesem Wochenende ein wenig abschalten und neue Energie tanken.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Ahoi

    Zitat von Ahoi

    Dennoch geht es mir nahe, wenn er schreibt, dass er nur Alkoholiker geworden, weil er so unter mir gelitten hat und mir droht und mich beschimpft.

    Das ist auch eine beliebte "Masche" - die kenne ich auch von meinem Vater. Da waren es wahlweise meine Mutter, wir Kinder oder alle zusammen.

    Wenn dem so wäre (dass es an Dir liegt), dürfte es ja kein Problem sein, damit aufzuhören ;)

    Es dauert, seine Verhaltensmuster zu ändern - aber wenn Du es merkst und Dich reflektiert von aussen betrachten kannst, ist das schon die halbe Miete.

    Liebe Grüsse
    Heidi

  • Hallo Ahoi

    Sei doch gut und geduldig zu dir.
    Es arbeitet jetzt vieles in Dir und die so lang gelebten Muster verschwinden nicht über Nacht.
    Du erkennst die Muster ,das ist ein guter Weg.
    Überfordere dich nun nicht in dem du alles sofort schaffen willst.
    Das Leben eines Co steht doch meisten schon lange unter Dauerdruck,versuch die Ruhe auszuhalten,versuche dich auszuhalten ,such dir Dinge die dir Freude machen ,schau nach vorne und lass alles los was mit dem Ex zu tun hat.
    So kann eine neue Realität wachsen.
    Du kannst sowieso nur dein Tun und Denken beeinflussen,niemals das von anderen Menschen,das ist auch nicht deine Aufgabe.
    LG R..

  • Hallo Ahoi,

    als mein EX Partner nach Entzugsaufenthalt eine staionäre Therapie (abgebrochen) machte, sagte ihm dort der Psychologe, als es um die Beziehung zu mir ging folgendes:

    mein Ex hätte sich mich (als angeblich starken Partner ) ausgesucht, um seine nicht gelebte Abnabelungsphase (senen Eltern) erneut zu initialisieren (mich qusi als starken Gegenpol, den es zu überwinden galt). Und weil er das nicht geschafft hatte (sich quasi von mir unabhängig zu machen) hätte er mit dem Alkoholtrinken angefangen.

    1000 Fragen. Oder. Nicht.

    LG
    Rhein

  • Aurora

    An die Langsamkeit muss ich mich erst einmal gewöhnen. Ich bin eher so der Ratz-Fatz-Mensch.
    Aber es ist ist beruhigend zu hören, dass die gefühlten Berge vor mir sich vermutlich ihrem Tempo gemäß abbauen werden. Ich dachte meine Trennung sei der Punkt gewesen, an dem ich mein Problem erkannt und gelöst habe, aber erst jetzt bin ich auch innerlich getrennt.
    Ich bin auch zum ersten Mal richtig traurig. Daran merke ich, dass es für mich nun wirklich vorbei ist, auch wenn es schon vorher vorbei war... ist schwierig zu erklären.
    Bei den Beschimpfungen denke ich mir oft: komisch, was er mir vorwirft, spiegelt exakt das, wie er sich selbst behandelt.
    Aber ich habe beschlossen, über das, was er sagt, macht und denkt nicht mehr zu grübeln. Aber es ist gar nicht so einfach, nachdem das knappe 14 Jahre dein Spiel war, sich über den anderen den Kopf zu zerbrechen. das hat sich garantiert irgendwie in die Hirnstruktur gebrannt und löst sich erst nach und nach.

    Heidi

    Ja, so ist es. Selbst wenn ich so ein schlimmer Mensch bin, hätte er seine Sachen packen und gehen können.
    Ja, ich weiß, wie lange das mit den Verhaltensmustern dauern kann. Ich hatte das schon mal (andere Baustelle) und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht, von daher vertraue ich darauf, es diesmal auch hinzubekommen, auch wenn es wahrscheinlich nicht so schnell und reibungslos geht, wie ich mir wünsche.

    Renate
    Dein Post hat mich schon beim Lesen zum Aufatmen gebracht. Ich sollte ihn mir kopieren, damit ich ihn parat habe, wenn ich mich durch meine Probleme hektisiere.
    Die Ruhe auszuhalten ist ein Knackpunkt, das hast du richtig erkannt. Momentan überfluten mich Erkenntnisse und Gedanken. Ist vielleicht auch normal, wenn man endgültig mit einem Lebensabschnitt abschließt. Danke^^


    Rhein
    Nachdem ich deine Worte gelesen habe, musste ich lachen und mir sind sofort ein paar Sprüche zu dieser überambitionierten These eingefallen, aber das ist das Internet und man weiß nie, was man mit solchen Sprüchen anrichtet ... Ich weiß nicht wie hilfreich so eine Woody-Allen-Psychoanalysemäßige-Theorie ist.
    Taugt die nicht auch ziemlich gut als Ausrede?

    Hat die Aussage des Psychologen einem von euch beiden weitergeholfen?

  • Mir geht in den letzten Tagen immer wieder die Frage durch den Kopf, inwieweit und ob überhaupt Co-Abhängigkeit ein Teil meines Wesens ist. Ich glaube, ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich bemüßigt sehen, anderen zu helfen. Daraus ziehe ich auch nicht mein Selbstwertgefühl.

    Ich habe allerdings auch recht wenig Vergleiche, wie ich mich in anderen Liebesbeziehungen verhalte, weil ich die meiste Zeit meines Erwachsenenlebens mit meinem Exmann zusammen war. Was mich "süchtig" gemacht hat, war die Intensität, die durch diese Art Beziehung entstanden ist. Immer Drama, immer an den äußeren Grenzen der Emotionen ... schrecklich anstrengend, aber auch nie langweilig. Ich glaube ich leide unter so einer Art emotionaler Action-Sucht.

    Und so ist es bis heute. Obwohl getrennt, obwohl er eine neue Partnerschaft hat, kommen wir gedanklich nicht voneinander los. Das ist gruselig.
    Wie lange dauert es, innerlich mit einer so langen Zeit abzuschließen? Mir gehen immer wieder die letzten Jahre durch den Kopf, momentan vor allem meine Fehler, die Stellen, an denen ich schon damals hätte gehen müssen - und nicht konnte.
    Ich merke erst jetzt, wie tief mich die zeit verändert hat und wenn ich mich mit klaren Augen betrachte bleibt eigentlich nur ein Fazit: Ich habe nen kompletten Sockenschuss!
    Ist das überhaupt reparabel? Falls ich in ein paar Jahren wieder einen netten Mann oder Frau kennenlerne, was soll ich machen? Weglaufen oder beim ersten Date warnen, dass ich nicht ganz richtig im Kopf bin und nur in der Lage vollkommen kranke Beziehungen zu führen, weil ich jede Form von Ausgeglichenheit leider nicht aushalte?
    Zum Glück muss ich mir diese Frage konkret nicht stellen, ich bin ja jetzt nur in Beziehung zu mir und denke gerade: Gilt da nicht dasselbe? Im Grunde ist man dem anderen ja nur der Partner, der man sich selbst ist. Wie kann ich diese Sucht nach emotionalem Grenzgang stoppen?

    Renate schrieb irgendwo hier, ich solle die Stille und mich selbst aushalten. Wahrscheinlich ist genau das der Punkt, den ich schwer kann. Mein Kopf ist immer voll, ich brauche ständig Hirn-Action. Puh. Ich weiß momentan echt nicht wer ich eigentlich bin, alle Ansätze zerrieseln unter meinen Fingern, ich sehe kleine Ahoi-Versatzstücke und kann sie nicht zusammenbasteln. Ich bin natürlich nicht nur neurotisch und bekloppt, aber leider auch.
    ...
    Bläh.

  • Es gibt nicht DEN Co-Abhängigen. Im Grunde spielt das auch gar keine Rolle in wie weit Du Dich als co-abhängig siehst oder nicht. Es kann durchaus nachteilig sein, sich selbst als co-abhängig zu attestieren, vor allem wenn man dazu neigt sich selbst im Aussen zu definieren. Da hat man schnell eine Schublad um sich herum gezimmert aus der man dann nicht mehr rausfindet.

    Viel wichtiger ist im Detail - womit bin ich glücklich und zufrieden, womit nicht? Was möchte ich ändern? Wovor drücke ich mich aus Angst?

    [quopte]Falls ich in ein paar Jahren wieder einen netten Mann oder Frau kennenlerne, was soll ich machen? Weglaufen oder beim ersten Date warnen, dass ich nicht ganz richtig im Kopf bin und nur in der Lage vollkommen kranke Beziehungen zu führen, weil ich jede Form von Ausgeglichenheit leider nicht aushalte? [/quote]

    Hab bitte unbedingt Panik vor Schritt 2.786. :D

    Zitat

    Wie kann ich diese Sucht nach emotionalem Grenzgang stoppen?

    Wie bei jeder Sucht. Es lassen. Es tun. Aktiv tun, aktiv gegen handeln. Sich immer wieder bewusst unangenehmen Situationen aussetzen. Wobei mit unangenehm nicht riskant gemeint ist.

    Wenn Du Schwierigkeiten hast Dich auszuhalten - halt Dich aus. Und sei es nur mal 5 Minuten. Irgendwann sind es 10.

    Antworten kannst nur Du Dir geben und das geht erst wenn Du beginnst DIr zuzuhören.

  • Hallo Ahoi
    Du hast meiner Meinung nach keinen Sockenschuss.

    Wenn ich an meine erste Begegnung mit meinem ex xy zurückdenke, dann war es dieses unglaublich starke Gefühl.(wie 2 Hälften die sich nun endlich gefunden haben )
    Wir hatten uns im www kennengelernt ,schon über 3 Monate geschrieben und telefoniert,dann wollte er etwas bei mir abholen.
    Einen Partner suchten wir beide nicht und hatten das auch oft gegenseitig bestätigt.

    Als er vor mir stand dachte ich ,,nein wie ungepflegt der ist,lange Haare einfach mit Gummi zusammengemacht(zippelig) ein Vollbart wie Sauerkrautwildwuchs, am schlimmsten waren die langen Fingernägel an seinen kleinen Fingern...............
    ich dachte noch ,,von dem möchtest du nicht angefasst werden,,
    Aber da waren auch seine Augen die mich anzogen wie Magnete und seine nette hilfsbereite Art.
    Rückblickend würde ich sagen es war als würde man einen niedlichen Hundewelpen ansehen,es war keine Sichtweise im Mann/Frau Kontakt!!!!

    Als er nach einiger Zeit wieder meine Wohnung verlies um nach Hause zu fahren (200km) weil dort 4 minderjährige Kinder auf ihn warteten,überkam mich völlig unerwartet eine große Traurigkeit.............
    Ich dachte dann ,,man Renate was ist das denn,,
    " Stunden später rief er mich an und sagte das es ihm sehr ähnlich ging................

    Dieses Gefühl band uns aneinander bis zuletzt und war auch Thema in den Paargesprächen und zwar genauso lang bis ich klar hatte, ich will nicht seine Mama/Pflegerin sein, sondern seine Partnerin/Frau.
    (übrigens nannte er mich Schatz oder Mama was mich vorher nie störte ,ich empfand es als Ausdruck großer Nähe und Zugehörigkeit,wir gingen auch bis zuletzt händchenhaltend!!)
    Ab da waren wir jedes Wochenende zusammen, telefonierten täglich, das ging über 3 Jahre so dann zog er in meine Stadt (eigene Wohnung)

    Als ich hier ins Forum kam sah ich mich auch nicht als CO hatte diesen Begriff vorher auch noch nie gehört.
    Nun ob das ,,Kind,, einen Namen hat oder nicht ,welche Spielarten einer verdrehten, grenzüberschreitenden, schmerzvollen,manipulativen Art von Beziehung ich da hatte,der Grund warum ich hierherfand war Ratlosigkeit,Schmerz und das sichere Gefühl so will ich das nichtmehr und so halte ich das auch nichtmehr aus.
    Ich brauchte den Weg sein Trinken als Krankheit zu begreifen was aber auch zuerst mal dazu führte ihm gegenüber nochmehr Milde walten zu lassen,es dauerte noch ne Zeit bis ich begriff es ging um Grenzen und Klarheit ,denn da waren kaum noch welche!!!
    Und ich begriff meinen Anteil an dem Ganzen,denn ein anderer kann mit mir nur soviel ,,machen,, wie ich zulasse!!!
    Ich spürte meine Ängste (vor Trennung /Alleinsein) fasste den Mut da hinzuschauen,auszuhalten,ich las,schrieb und lernte,paralel holte ich mir Hilfe (Gesprächstherapie) die Kombination aus all dem hat mir geholfen wieder fest auf beiden Beinen zu stehen.
    Aktuell bin ich Single und nicht auf der Suche,aber auch nicht unglücklich.
    Wie es sein wird wenn mich wieder ein Mann ernsthaft interessiert,mh schwer zu sagen ,aber ich habe beide Augen offen und den Kopf auch.
    Ich ,,brauche,, keinen Mann ,wenn ich mich nochmal einlasse dann weil ich möchte und nicht um eine Lücke(eine Angst z.B.) zu füllen,das gibt mir eine große Freiheit ,eben auch die mit mir allein zufrieden zu leben.

    Ich las mal einen schönen Spruch:
    Die Liebe zu sich selbst ,ist der Begin einer lebenslangen Romanze.
    Also sei gut zu Dir.
    LG R..

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!