Hallo zusammen!
Nun habe auch ich den Weg in diesen Forum gefunden. Warum: Ich habe erkannt, dass ich Alkoholikerin bin und hoffe etwas Beistand und Hilfe auf dem Weg in mein alkoholfreies Leben zu bekommen. Ich schreibe einfach mal was zu mir und meiner aktuellen Situation...
Ich habe vor einem Jahr einen ambulanten Entzug gemacht, nachdem ich damals täglich meine Flasche Wein geleert hatte. Den Weg dorthin empfand ich sehr komisch, denn ich fühlte mich nicht so richtig als Alkoholikerin wahrgenommen (viell. lag es auch daran, dass ich mir selber immer Hintertürchen offen gehalten habe). Aber der Arzt, bei dem ich den ambulanten Entzug gemacht habe, hat mir eigentlich die ganze Zeit signalisiert, dass alles nicht so schlimm sei. Nicht direkt, aber alle Untersuchungsergebnisse waren "gut". Das EKG war gut, die Schwester war sogar ganz irritiert über meine guten Werte...Die Blutuntersuchung war auch bestens: "keine Schäden an der Leber", keine geschwollenen Gelenke usw. Nicht der körperliche Entzug hat mich fertig gemacht, sondern die Medikamente haben mich so aus den Socken gehauen, dass ich sie in Absprache mit dem Arzt nur bei Bedarf nehmen sollte. Ich habe sie dann weggelassen und mir ging es besser damit.
Bei mir stellte sich dadurch das Gefühl ein, dass ich ja gar nicht so richtig krank sein könnte, wenn doch alles eigentlich "ganz gut" sei.
Schon 3 Monate später kam der erste Rückfall bzw. die Überrumpelung. Weihnachtsfeier mit den Vorgesetzten, die dann erstmal ne Runde Glühwein ausgegeben haben. Ich habe nicht geschafft "nein" zu sagen, als der Becher vor mir stand. Weitere 4 Monate später habe ich im Urlaub ein Glas Wein getrunken. Und weitere 3 Monate später bei einem Abendessen wieder eins. Dann kam im Herbst der nächste Urlaub und seitdem bin ich komplett in mein altes Trinkmuster zurückgefallen.
Aber so ein richtiger körperlicher Entzug stellt sich bei mir nicht ein. Ich kann eine Woche lang durchtrinken und dann 3 Tage nix. Das macht es mir irgendwie so schwer.
Als ich den ersten Entzug gemacht habe, habe ich immer gesagt, dass ich mal gucken muss. Ich hatte die Hoffnung, dass ich ein "normales" (gibts das überhaupt?) Trinkverhalten entwickeln könnte und habe im Hinterkopf immer gedacht: Ach, bei dir ist das doch noch nicht so schlimm, du bekommst das sicher wieder hin. Und nun: Ich bin eines besseren belehrt worden. Ich bin letzte Woche nach der Arbeit auf den Weihnachtsmarkt gegangen. Ich habe 4 Glühwein mit Schuss getrunken. Ich habe nachts mit meinem Partner telefoniert und ihm im Suff alles gestanden. Dass ich wieder täglich trinke, dass ich die leeren Flaschen im Schrank verstecke, dass ich betrunken mit ihm telefoniere usw.
Ich war die nächsten 2 Tage komplett außer Gefecht gesetzt. Ich konnte nicht arbeiten gehen und habe mich sehr schlecht deswegen gefühlt. In diesen 2 Tagen habe ich erkannt, dass ich Alkoholikerin bin und ich meine Sucht in den Griff bekommen muss, wenn ich wieder selbstbestimmt Leben führen möchte.
Und genau diese Erkenntnis macht mich sehr wütend. Ich ärgere mich so über mich selber, dass ich nicht mitbekommen habe, dass ich süchtig geworden bin. Ich ärgere mich über die zahllosen Gelegenheiten in den letzten 20 Jahren, wo ich nicht hätte trinken müssen. Wo ich vielleicht einen anderen Weg hätte einschlagen können. Wo ich andere zum Trinken animiert habe, weil ich selber trinken wollte (oder musste?). Mich macht wütend, dass es "mich" getroffen hat, dass ich jetzt den Rest meines Lebens damit kämpfen muss und immer auf der Hut sein muss. Und mich macht traurig, dass ich wegen all dieser Dinge so wütend bin. Denn ich habe mir das selber eingebockt und kann mich auch nur selber daraus befreien...
Nun ist das alles doch viel länger geworden, als gedacht, aber es tut gut, dass alles loszuwerden und ich fühle mich gleich besser....
ahoi,
panem