Für den Rest meines Lebens...

  • Hallo zusammen!

    Nun habe auch ich den Weg in diesen Forum gefunden. Warum: Ich habe erkannt, dass ich Alkoholikerin bin und hoffe etwas Beistand und Hilfe auf dem Weg in mein alkoholfreies Leben zu bekommen. Ich schreibe einfach mal was zu mir und meiner aktuellen Situation...


    Ich habe vor einem Jahr einen ambulanten Entzug gemacht, nachdem ich damals täglich meine Flasche Wein geleert hatte. Den Weg dorthin empfand ich sehr komisch, denn ich fühlte mich nicht so richtig als Alkoholikerin wahrgenommen (viell. lag es auch daran, dass ich mir selber immer Hintertürchen offen gehalten habe). Aber der Arzt, bei dem ich den ambulanten Entzug gemacht habe, hat mir eigentlich die ganze Zeit signalisiert, dass alles nicht so schlimm sei. Nicht direkt, aber alle Untersuchungsergebnisse waren "gut". Das EKG war gut, die Schwester war sogar ganz irritiert über meine guten Werte...Die Blutuntersuchung war auch bestens: "keine Schäden an der Leber", keine geschwollenen Gelenke usw. Nicht der körperliche Entzug hat mich fertig gemacht, sondern die Medikamente haben mich so aus den Socken gehauen, dass ich sie in Absprache mit dem Arzt nur bei Bedarf nehmen sollte. Ich habe sie dann weggelassen und mir ging es besser damit.

    Bei mir stellte sich dadurch das Gefühl ein, dass ich ja gar nicht so richtig krank sein könnte, wenn doch alles eigentlich "ganz gut" sei.

    Schon 3 Monate später kam der erste Rückfall bzw. die Überrumpelung. Weihnachtsfeier mit den Vorgesetzten, die dann erstmal ne Runde Glühwein ausgegeben haben. Ich habe nicht geschafft "nein" zu sagen, als der Becher vor mir stand. Weitere 4 Monate später habe ich im Urlaub ein Glas Wein getrunken. Und weitere 3 Monate später bei einem Abendessen wieder eins. Dann kam im Herbst der nächste Urlaub und seitdem bin ich komplett in mein altes Trinkmuster zurückgefallen.

    Aber so ein richtiger körperlicher Entzug stellt sich bei mir nicht ein. Ich kann eine Woche lang durchtrinken und dann 3 Tage nix. Das macht es mir irgendwie so schwer.

    Als ich den ersten Entzug gemacht habe, habe ich immer gesagt, dass ich mal gucken muss. Ich hatte die Hoffnung, dass ich ein "normales" (gibts das überhaupt?) Trinkverhalten entwickeln könnte und habe im Hinterkopf immer gedacht: Ach, bei dir ist das doch noch nicht so schlimm, du bekommst das sicher wieder hin. Und nun: Ich bin eines besseren belehrt worden. Ich bin letzte Woche nach der Arbeit auf den Weihnachtsmarkt gegangen. Ich habe 4 Glühwein mit Schuss getrunken. Ich habe nachts mit meinem Partner telefoniert und ihm im Suff alles gestanden. Dass ich wieder täglich trinke, dass ich die leeren Flaschen im Schrank verstecke, dass ich betrunken mit ihm telefoniere usw.

    Ich war die nächsten 2 Tage komplett außer Gefecht gesetzt. Ich konnte nicht arbeiten gehen und habe mich sehr schlecht deswegen gefühlt. In diesen 2 Tagen habe ich erkannt, dass ich Alkoholikerin bin und ich meine Sucht in den Griff bekommen muss, wenn ich wieder selbstbestimmt Leben führen möchte.

    Und genau diese Erkenntnis macht mich sehr wütend. Ich ärgere mich so über mich selber, dass ich nicht mitbekommen habe, dass ich süchtig geworden bin. Ich ärgere mich über die zahllosen Gelegenheiten in den letzten 20 Jahren, wo ich nicht hätte trinken müssen. Wo ich vielleicht einen anderen Weg hätte einschlagen können. Wo ich andere zum Trinken animiert habe, weil ich selber trinken wollte (oder musste?). Mich macht wütend, dass es "mich" getroffen hat, dass ich jetzt den Rest meines Lebens damit kämpfen muss und immer auf der Hut sein muss. Und mich macht traurig, dass ich wegen all dieser Dinge so wütend bin. Denn ich habe mir das selber eingebockt und kann mich auch nur selber daraus befreien...

    Nun ist das alles doch viel länger geworden, als gedacht, aber es tut gut, dass alles loszuwerden und ich fühle mich gleich besser....

    ahoi,

    panem

  • Hallo Panem,

    willkommen hier im Forum und danke für deine Vorstellung.

    So einiges, was du schreibst, kommt mir bekannt vor. Auch ich brauchte lange, um zu der Erkenntnis zu gelangen, Alkoholikerin zu sein, tatsächlich wirklich, und nicht nur "so ein bisschen". Bei diesem Prozess, der übrigens weiterhin in Bewegung ist, hat mir der Austausch und das Lesen hier im Forum sehr geholfen.

    Ich wünsch dir daher ein gutes Ankommen hier und einen hilfreichen Austausch. Die ersten Schritte hast du getan, indem du dir selber und deinem nächsten Umfeld gegenüber ehrlich gewesen bist. Darauf kannst du jetzt aufbauen.

    Es lohnt sich! Aber das weißt du ja schon selbst.

    Bist du denn jetzt aktuell noch einmal beim Arzt gewesen?

    Herzlichen Gruß
    Thalia (meist im geschützten Bereich unterwegs)

  • Hallo Panem,

    herzlich willkommen im Alkoholiker Forum. :)


    Du ärgerst dich nun über deine Vergangenheit so lange wie du dich noch ärgern musst und dann kannst du damit aufhören und lernen deine Vergangenheit zu akzeptieren, als zu dir gehörend so wie sie eben war.

    Und dann kannst du dich entscheiden einfach keine berauschenden Substanzen mehr zu dir zu nehmen, das braucht nämlich keiner, warum auch, wenn man clean, trocken ...ist, ist das Leben bunt und betörend genug.

    Es macht die Sache übrigens auch ziemlich einfach, sich ein für alle Mal klar zu machen, dass da nix mehr gehen wird, null, niente,......

    Und dann kannst du dir diese Energien ( die da übrig bleiben ohne Kampf und im besten Fall immer mehr werden ) nehmen und dir ein Leben zurechtzimmern, das zwar ohne berauschende Substanzen nicht mehr so einfach schön zu saufen,kif** etc. ist, doch das brauchst du ja dann auch gar nicht mehr, denn du hast große Chancen, dass es einfach nur so durch dich heraus viel schöner wird und Friede wird herrschen, innen drin. :)

    Alles Gute

    Slowly

  • glück auf panem

    meinst du deine "wut" könnte groß genug sein, um künftig trocken zu bleiben ?
    womit willst du die zeit ausfüllen, die du bisher "versoffen" hast?

    bin gespannt mehr von dir zu lesen.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen zusammen!

    wow, die Rückmeldungen von Euch tun gut! Da ist gestern ne Menge einfach so aus mir rausgepurzelt...Etwas unkoordiniert und mit sehr viel Wut bzw. heute denke ich eher Selbstmitleid....

    @thalia: nein, bisher war ich noch nicht wieder beim Arzt, das letzte Erlebnis hat mich irgendwie abgeschreckt bzw. fühlte ich mich dort nicht richtig wohl und ich wohne leider in einer Gegend, wo es nicht so viele Alternativen gibt. Aber vielleicht muss ich einfach nochmal zu einem "normalen" Hausarzt gehen.

    Gerade fehlt mir aber irgendwie die Kraft dafür bzw. muss ich die Tatsache, dass ich Alkoholikerin bin, erstmal selber richtig realisieren...

    Slowly : Du hast recht. Ich hänge mit der Wut in der Vergangenheit fest. Aber das Ziel sollte die Zukunft sein. Ohne Alkohol. Aber genau der Gedanke "nie wieder" schnürt mir im Moment noch den Hals zu und ich fühle mich eingeengt. Aber das gehört wohl zur Krankheit. Ich habe hier schon gelesen, dass viele immer nur tageweise denken, damit genau das nicht passiert. Für mich fühlt sich das aber an, als ob ich mich selber austricksen wollen würde. (Jeden Tag aufs neue entscheiden, anstatt einmal richtig). Aber vielleicht irre ich da auch...

    silberkralle : Du sprichst einen wunden Punkt an. Wie die leere Zeit auffüllen? Ich war schon immer gerne und viel alleine. Ich brauche viel körperliche Erholung, da ich mich den ganzen Tag auf Arbeit auspowere und abends dann nicht die Energie habe, noch Menschen zu treffen. Ich koche unheimlich gerne. Wenn ich gesoffen habe, dann wars mit der Motivation fürs Kochen aber nach dem 2. Glas hin. Ich werde mir heute abend was richtig schönes kochen und den Essensplan für den Rest der Woche machen ;)


    Heute bricht der 5. Tag ohne Alkohol bei mir an, aber ich beschäftige mich im Kopf die ganze Zeit mit dem Wochenende. Weihnachtsfeier und ich muss da als Vorgesetze von knapp 30 Leuten hin! Auf Arbeit weiß niemand von meiner Sucht. Das wird verdammt schwer...

    Aber erstmal starte ich ausgeschlafen und nüchtern in den neuen Tag!

    ahoi,

    panem

  • Hallo Panem,
    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum. :D

    Dein Thread-Titel gefällt mir, er hat meine Gedanken sofort kreisen lassen:
    Du selber entscheidest wie der Rest Deines Lebens aussehen wird. Jeder ist (in gewissen Maßen) Herr seines Schiksals.

    Für den Rest meines Lebens ... werde ich ohne Alkohol und (danke Slowly für den Gedanken) andere berauschende Substanzen leben, glücklich und zufrieden!

    Und Du? Und Ihr anderen?

    Schönen Tag
    step

  • Hallo panem (schöner Nickname),
    ich hoffe du fühlst dich hier so wohl, wie ich es im Moment tue . Mir hilft das Schreiben sehr, und ich fühle mich stabiler. Meist tummel ich mich nun im geschlossenen Bereich herum, dort ist es noch kuscheliger. ;)

    Ich war auch bei meinem "normalen" Hausarzt, es gab mir aber unwahrscheinlich viel Sicherheit es nicht "einfach" mal so laufen zu lassen, wie die anderen Male. Gut das war bei dir ja schon mal anders im Vorfeld.

    Ich wünsche dir viel Kraft auf deinem Weg und ganz viel Mut, es weiter anzugehen auch in Bezug auf deinem bevorstehendem Fest!

    Pass gut auf dich auf, ich tu´s auch! :D

    Passt gut auf Euch auf! Ich versuch es auch!

  • Hallo Panem,

    Zitat

    ich beschäftige mich im Kopf die ganze Zeit mit dem Wochenende. Weihnachtsfeier und ich muss da als Vorgesetze von knapp 30 Leuten hin!

    Zitat

    Schon 3 Monate später kam der erste Rückfall bzw. die Überrumpelung. Weihnachtsfeier mit den Vorgesetzten, die dann erstmal ne Runde Glühwein ausgegeben haben. Ich habe nicht geschafft "nein" zu sagen, als der Becher vor mir stand.

    warum musst du da hin :?:

    Wurdest du aus dem Rückfall von damals nicht schlau :?:

    Du musst gar nichts wenn du es nicht möchtest, nicht mal nüchtern bleiben :!:

    LG Martin

  • Hallo an alle,

    ich bin heute stark geblieben, obwohl ich einen sehr stressigen Tag mit vielen schlechten Nachrichten hinter mir habe. Ich habe aber das Teufelchen in meinem Kopf durch ein Telefonat verdrängen können und bin dadurch auf dem Weg nach Hause schnurstracks am Supermarkt vorbeigegangen.

    Mein Plan mir etwas schönes zu kochen hat auch funktioniert (allerdings habe ich nebenbei hier immer im Forum gelesen und dem Essen nicht die volle Aufmerksamkeit geschenkt. Aber das ist das Vorhaben für Morgen. Dinge/Essen wieder bewusster wahrnehmen.

    @ Martin: Heute Vormittag war ich so euphorisch, dass ich meinte, dass ich die Weihnachtsfeier doch gut überstehen kann. Aber wie es sein wird, weiß ich nicht. Das mit dem "müssen". Tja, letztes Jahr war ich mit meinen Vorgesetzten da, diesmal bin ich die Vorgesetzte und die Organisatorin des Ganzen. Soll heißen: ohne mich würde da gar nichts stattfinden. Das ist auf der einen Seite Druck, auf der anderen Seite möchte ich meinen Mitarbeitern aber auch Annerkennung zukommen lassen und einfach mal "Dankeschön" für deren tolle Arbeit sagen.

    Und ich bin ganz ehrlich: Bis jetzt habe ich noch nicht die Entscheidung gefällt, dass ich ab sofort trocken bleibe. Klingt blöd und ist bestimmt wieder ne Ausrede. Ich weiß es einfach nicht...Ich weiß ganz genau, dass es mir ohne Alk viel besser geht und gehen wird. Aber ich habe trotzdem Verlustängste. Angst etwas entbehren zu müssen, obwohl ich weiß, dass das Quatsch ist. Ein Leben ohne Suchtdruck wäre so befreiend. (Hatte mal ein ähnliches Gefühl, als ich 3 Jahre lang nicht geraucht habe, kein ständiges gucken, ob man noch genug Zigaretten hat, genug Kleingeld und dann die Unruhe, wo man die nächsten Kippen herbekommt).

    Am Ende liegt es an mir. Aber die Angst zu scheitern ist groß. Ich werde mein Bestes geben, zu einer anderen Aussage bin ich im Moment (noch) nicht in der Lage. Ich habe das Gefühl, dass ich die Gedanken in meinem Kopf noch eine Weile hin- und herwälzen muss, mir Anregungen und Unterstützung suchen muss, damit ich mit vollem Ernst und ganz klarem Ziel vor Augen den Entschluss fassen kann. (und nicht wie jetzt, offensichtlich schon wieder rumeiere und Ausreden finde - oder sind das normale Gedanken auf dem Weg aus der Sucht?)

    Ich muss sagen, dass es mir sehr hilft, die Dinge hier anszusprechen und ich merke, dass meine Gedanken seit gestern rotieren. Ich habe auch mit meinem Partner darüber gesprochen, ob es für ihn ok ist, wenn ich ihn bei Suchtdruck anrufe (so wie auf dem Weg nach Hause). Er hat gesagt, dass ich das jederzeit tun soll und offen und ehrlich sein soll. Wenn ich mit ihm darüber spreche, dann würde er wissen, dass ich mich damit beschäftige und das Problem wahrnehme und nicht wieder verdränge. Das sei der erste Schritt aus der Sucht. Ich hoffe ihr habt auch tolle Menschen an eurer Seite, die euch untertützen!

    LG und Durchhaltevermögen,

    panem

  • panem, Du schriebst:

    Zitat

    Und ich bin ganz ehrlich: Bis jetzt habe ich noch nicht die Entscheidung gefällt, dass ich ab sofort trocken bleibe. Klingt blöd und ist bestimmt wieder ne Ausrede. Ich weiß es einfach nicht...Ich weiß ganz genau, dass es mir ohne Alk viel besser geht und gehen wird. Aber ich habe trotzdem Verlustängste. Angst etwas entbehren zu müssen, obwohl ich weiß, dass das Quatsch ist. Ein Leben ohne Suchtdruck wäre so befreiend.

    Ich machs kurz... wenn man die Trockenheit nicht zur Prio 1 macht, wenn man sich unsicher ist, ob man es wirklich will... dann wird es kaum etwas mit einer Trockenheit.
    Dann macht man meist nur ne kurze Trinkpause, um sich danach wieder die Kante zu geben.
    Und denkt sich, ach komm, da geht doch noch was... und bin ich denn wirklich Alkoholikerin?... und wenn ich jetzt nur mal 1 Glas trinke, is doch nich so schlimm... und das ganze nasse Blabla...

    Meine Erfahrung mit dem "Verlust" der Droge:
    Erst danach war ich wieder frei, es ist kein Verlust, sich von einer tödlich wirkenden Droge zu verabschieden.
    Ich habe nie wieder so ein Gefühl von Freiheit verspürt, wie es mir die anfänfliche Trockenheit bescherte.
    Ich konnte/kann wieder alles tun, was ich wollte/will, und zwar zu jeder Tageszeit.
    Wo bitte soll denn da ein Verlust sein?
    Ich bin vielleicht nun nicht mehr so gesellschaftskonform, das mag sein, aber drauf geschis*en...
    Dafür habe ich ein schönes, buntes Leben zurück bekommen, und zwar in FREIHEIT.
    Und genau das habe ich mir so sehnlichst gewünscht, ich hatte schon nicht mehr dran geglaubt.

    LG Sunshine

  • Hallo Panem!

    Willkommen! Super dass auch Du Dich entschieden hast ein trockenes Leben anzustreben :wink:

    Zitat

    Und ich bin ganz ehrlich: Bis jetzt habe ich noch nicht die Entscheidung gefällt, dass ich ab sofort trocken bleibe. Klingt blöd und ist bestimmt wieder ne Ausrede. Ich weiß es einfach nicht...Ich weiß ganz genau, dass es mir ohne Alk viel besser geht und gehen wird. Aber ich habe trotzdem Verlustängste. Angst etwas entbehren zu müssen, obwohl ich weiß, dass das Quatsch ist. Ein Leben ohne Suchtdruck wäre so befreiend.

    Heute ist Dein 5.Tag ohne Alkohol wenn ich richtig verstanden habe.
    Du hast ja selber vom rumeiern geschrieben.
    Am Anfang ist das bei vielen so,das kenne ich auch.
    Das macht gar nichts, solange Du weißt wo Du wirklich hin willst.

    Jedes Mal wenn Du Dich selbst wieder auf Dein Ziel positionnierst (trocken zu bleiben) und auch trocken bleibst hast Du mehr Kraft gewonnen.

    A propos Vorgesetzte die Du bist: Du hast sicher eine Stellvertreterin. Ich weiß,dass das gar nicht leicht ist für Dich. Aber wenn Du mit ihr sprechen würdest über die Feier, könnte sie Dich vertreten?
    Da es das erste Mal ist,dass Du als Vorgesetzte dabei sein würdest ist das gar nicht leicht! Ich kann das sehr gut verstehen.

    Ups, jetzt habe ich so viel geschrieben!
    Es sind einfach einige Gedanken zu Dir,wie ich Dich verstanden habe.

    Herzliche Grüße
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo panem,

    auch von mir noch ein herzliches Willkommen im Forum. Schön, daß Du hierher gefunden hast.

    Ich behaupte mal, allein das Du hier bist, zeigt doch, wohin die Reise gehen wird. Du schreibst, Du hättest die Entscheidung über ein sofortiges trocken bleiben noch nicht gefällt. Weiter schreibst Du. daß es Dir ohne Alkohol besser geht und gehen wird. Warum also sollten Dich Verlustängste beherrschen - das ist doch irgendwie Unsinn, oder? Wenn es einem ohne den Stoff besser geht, wird man ganz sicher nichts vermissen.

    Als ich mir selber noch unklar war, machte ich mir dauernd etwas vor: "So schlimm ist es doch noch nicht mit Dir, Peter." Und wenn die anderen es nicht merken, kann es doch wirklich nicht so schlimm sein. Was schlimm ist, bestimmen aber nicht die anderen, panem - das bestimmst allein Du. Gerade weil Du Deine Vorstellung von einem Leben ohne Suchtdruck als befreiend beschreibst, suchst Du den Ausweg und siehst am Horizont ganz genau, was Du dazu tun musst. Vielleicht fehlt noch etwas Mut; vielleicht der richtige Zeitpunkt. Die Entscheidung zu einem von der Sucht befreiten Leben ist eine gute, eine durch und durch positive und lebensbejahende Entscheidung. Was um Himmels willen kann einem da verlustig erscheinen?

    Ich wünsche Dir ein schönes Ankommen hier bei uns und in Deinem neuen Leben!

    Peter

  • Hallo Ihr Lieben,

    ihr habt Recht! Vielleicht habe ich mich gestern auch etwas komisch ausgedrückt. Mein Ziel ist ganz klar: ich will trocken werden. Für mich ganz persönlich gibt es dieses Jahr 2 Anlässe vor denen mir graut: Weihnachtsfeier und Weihnachten selber (kommt vielleicht jemand auf die Idee ne Rotweinsoße zu machen oder nen tiramisu mit alk?). Da meine Familie lediglich mitbekommen hat, dass ich im letzten Jahr (in ihrer Gegenwart) kein Alkohol getrunken habe, aber nicht weiß warum, werde ich Gerichte mit Alkohol wohl abwenden können oder einfach stehen lassen. Vielleicht habe ich auch den Mut ihnen zu sagen, was los ist. Und diese Weihnachtsfeier: Ich habe kein Saufgelage organisiert, sondern eher was sportliches ;) Und ich habe beschlossen, dass ich dort nix trinken werde.

    petter hat von dem richtigen Zeitpunkt geschrieben. Vielleicht ist das mein Problem mit der klaren Entscheidung. Ich habe das Gefühl, dass ich mir selber was vormache, wenn ich jetzt sage: ab Datum xy gehts los. Der Anspruch an mich selber ist eher: Wenn ich eine Entscheidung fälle, dann auch richtig (naja, letztes Jahr hat es nicht geklappt, aber diesmal versuche ich es ja etwas anders anzugehen). Ich habe ja nicht aus irgendeiner Laune heraus die letzten Tage nichts getrunken und gekämpft, das war eine bewusste Entscheidung gegen den Alk. Vielleicht ist mein Kopf einfach noch sehr wirr und entnebelt sich gerade erst so richtig.

    Diese "Verlustängste" die sich immer wieder in mein Hirn schleichen gehören wohl zur Krankheit. Wenn ich starke Momente habe, weiß ich, dass das totaler Quatsch ist. Ihr merkt sicher, dass bei mir hier immer alles so aus meinem Hirn hinauspurzelt und den Weg auf die Tastatur findet ;)

    Mein Plan für heute: bewussteres wahrnehmen von Essen/Tätigkeiten, ein wenig Sport und weiter trocken bleiben!

    euch allen einen guten und starken Tag,

    panem

  • Hallo panem,
    ich pflücke jetzt mal nix aus deinem Text heraus, sondern ich wünsche dir einfach einen schönen, trockenen Tag!
    Jeder hat tief in sich versteckt die Ängste und es ist besser du lässt sie hier raus, als dass du sie verdrängst und wieder Saufdruck bekommst!
    Mach dir was Leckeres und genieße!
    Pass gut auf dich auf, ich tu´s auch!

    Passt gut auf Euch auf! Ich versuch es auch!

  • Hallo Panem,

    nach dem ich entgiftet hatte kam für mich nur eine Möglichkeit in Frage, keinen Alkohol mehr :!:

    Dazu muss "man" aber den Verlauf meiner Entgiftung kennen, Hier ist es nachzulesen :shock:

    Wenn ich zum Essen eingeladen werde wird dort ohne Alk gekocht weil es alle wissen.

    Als Gastgeber wäre es mir doch lieber ich koche ohne Alk als dass das Essen stehen bleibt :idea:

    LG Martin
    ------------------------
    Wie kann ich das Forum unterstützen?

  • Hallo zusammen,

    mein heutiger Tag war ganz gut. Ich war alleine im Supermarkt und obwohl ich direkt am Alk-Regal vorbei musste, hat es mich erstaunlicherweise kalt gelassen. Allein der Anblick von Alk hat zumindest heute keinen Druck ausgelöst.

    Hinterher ist mir aufgefallen, dass der Alk eigentlich immer da aufgebaut ist, wo Mensch auf jeden Fall dran vorbei muss. Ich bin im Kopf die verschiednen Supermärkte in meiner Gegend durchgegangen und bei allen ist das so. Das machen die doch mit Absicht oder was? Naja, ich kann mich darauf einstellen und brauch meine Energie für wichtigere Dinge, als mich über Supermärkte zu ärgern.

    Tadewi : gabs denn was zum rauspflücken? und danke, der tag war trocken und gut und sehr lecker essen gabs auch ;)

    Martin : deine Entgiftung muss furchtbar gewesen sein! Aber offensichtlich hast du die richtige Entscheidung für dich und dein Leben getroffen, indem du in die Klinik gegangen bist. Und dein Körper hat gekämpft, aber am Ende hat der Überlebenswille gesiegt.
    Wenn alle wissen, dass du trocken bist, dann können sich auch alle darauf einstellen. Ich habe meiner Familie (Eltern) bisher nicht von meiner Sucht erzählt. Zum Einen sind sie meiner Meinung nach selber Alkoholiker und das habe ich ihnen bis vor ein paar Jahren auch regelmäßig gesagt (eine Einsicht habe ich damals nicht bemerkt). Zum Anderen würde das Dinge auslösen, auf die ich hier so öffentlich nicht eingehen möchte. Nur soviel sei gesagt: die Suche nach den Gründen und Ursachen für die Suchterkrankung ihrer Tochter sowie Schuldzuweisungen und "Schuldigensuche"...

    Aber wenn ich mich stark genug fühle, die Welle, die dann losgetreten wird zu überstehen, dann sage ich es auch meinen Eltern. Und den Menschen, bei denen ich zukünftig zum Essen eingeladen werde ;)

    So, ich genieße meinen Restabend in meinem sicheren Hafen (Wohnung).

    vg,

    panem

  • Guten Abend,

    ich nutze diesen Forum mal weiterhin als kleines "Tagebuch" ;)

    Ich merke langsam die ersten Veränderungen. Ich fühle mich insgesamt klarer und ausgeruhter. Die Verwirrung und die innere Unruhe der ersten Tage haben sich weitestgehend gelegt. Körperlich geht es mir ganz gut, ich schlafe ruhiger, auch wenn ich etwas Probleme mit dem Einschlafen habe. Im Kopf beschäftige ich mich sehr viel mit meiner Sucht und den Schritten, die ich (weiter) gehen muss.

    Ich war heute bei einem Hausarzt und habe mich ein wenig durchchecken lassen und meine Gesschichte erzählt. Der Arzt war zwar irgendwie verständnisvoll, aber so richtig weiterhelfen konnte er mir auch nicht. Ich fühlte mich (mal wieder) nicht so richtig ernst genommen...Außer: Gehen sie zur "xy-suchtberatung" kam nicht viel bei rum. Da war ich ja letztes Jahr schon und das hat mir nicht geholfen. Oder lag es daran, dass ich noch nicht bereit war für ein Leben ohne Alkohol?

    vg,

    panem

  • Hallo Panem,

    dass du mit dem Arzt gesprochen hast, find ich gut, auch wenn's nur den Zweck hat, einmal mehr offen und ehrlich zu sein. Gerade für uns "noch ganz gut funktionierende" AlkoholikerInnen sehr wichtig. Bei mir war und ist es jedenfalls so.

    Bei der Suchtberatung gibt's ja auch verschiedene Berater, vielleicht käme es auf einen weiteren Versuch an ..?

    Wie siehst du jetzt dem Wochenende entgegen? Wirst du bei der Weihnachtsfeier trocken bleiben? Was denkst du, so ganz ehrlich?

    Ich würde dir wünschen, dass du dir auf deinem Weg in den "Rest deines Lebens" ausreichend Hilfe und Unterstützung zugestehst und sie dir holst.

    Herzlichen Gruß
    Thalia

  • Hallo Thalia,

    ich versuche in kleinen Schritten meinen Ziel "für den Rest meines Lebens" näher zu kommen. Dazu gehört auch der Arztbesuch. Das Gefühl des Nicht-Ernst-Genommen-Werdens sowie Frusttration werden mir immer wieder in meinem Leben begegnen. Ich versuche mich damit auseinanderzusetzen und zu gucken, was das mit mir macht und warum. Ich denke, dass es mich weiterbringt (auch wenn es sich erstmal blöd anfühlt).

    Zur Suchtberatung werde ich auch noch gehen. Ich werde mich nächste Woche bei denen melden und einen Termin vereinbaren. Ich möchte nicht die gleichen Fehler wie letztes Jahr machen und wenn ich trocken bleiben möchte, darf ich nichts unversucht lassen. Ich denke auf lange Sicht muss ich eine Therapie machen, denn (zumindest jetzt) glaube ich, dass ich mit dem Trinken Probleme und innere Leere füllen wollte. Die Leere geht aber nicht davon weg, dass ich nicht mehr trinke, sondern hat andere Ursachen.

    Zur Weihnachtsfeier, die mich die Woche so beschäftigt hat: Ich werde nicht trinken. Auch wenn es keine einfache Situation sein wird, ärgert mich(da ist sie wieder, die Wut..), dass ich von so einem blöden Getränk/Droge so abhängig geworden bin. Ich möchte mich nicht fremdbestimmen lassen. Von einer Flüssigkeit!

    Ich brauche mir nichts vorzumachen: Es werden Sprüche und Aufforderungen kommen. Ich habe die letzten Tage auf Arbeit bereits angekündigt, dass ich nix trinken werde (wenn es um das Thema Trinken/ordentlich Krachen lassen/einen Drauf machen ging) und mir vorgenommen, dass ich die Wahrheit sage, wenn ein "nein" meinerseits nicht akzeptiert wird. (wobei ich sagen muss, dass die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite einen sehr respektvollen und verständnisvollen Umgang miteinander pflegen). Ich werde mich an die "Nicht-alkoholtrinkenden-Kolleg_innen halten und habe einen Menschen, den ich jederzeit anrufen kann.
    Klingt jetzt alles irgendwie so, als ob ich soooo eine Panik vor dem Abend habe, dass ich drumherum alles organisiert habe. So ist es aber nicht. Ich freue mich ein wenig Zeit mit meinen Team fernab der Arbeit zu verbringen ;)

    Ich bin ehrlich: Meinen letzten Entzug habe ich extra im Urlaub gemacht, damit ich genug Ruhe habe und mich genau solchen Situationen nicht aussetzen muss. Aber dieser Entzug war nicht geplant, jetzt ist es so, wie es ist und nun muss ich auch mit dieser Situation klarkommen. Viele werden mit dem Kopf schütteln und mir davon abraten, aber das kann ich nicht ändern. Es liegt an mir, ob ich trocken bleibe oder nicht. Und das für den Rest meines Lebens...

    ahoi,

    panem

  • Hallo panem,

    erstmal herzlich willkommen hier im Forum.

    Wenn Du mal ne Weile hier bist, wirst Du sehen, daß es immer diesselben Themen sind, die hier behandelt werden. Was kann man sich als frisch Abstinenter zumuten ? Kann man mit reiner Willenskraft solche Weihnachtsfeiern trocken überstehen ? Wo liegen die Grenzen dessen, was man sich zumuten darf und sollte ?

    Nun bin ich schon von Anfang an der Meinung, daß es tatsächlich auch am eigenen Willen liegt, ob man wieder säuft oder nicht. Man kann mit der eigenen Willenskraft sehr viel steuern, aber allein mit Willenskraft funktioniert es nicht. Aus meiner Sicht ist es eine Mischung aus Absicherung, also Risikominimierung und eigener Willenskraft, die einen weiterbringen kann.

    Du hörst Dich für mich insgesamt klar strukturiert an. Wenn ich an meine ersten Wochen hier im Forum zurückdenke, muß ich eingestehen, daß ich das nicht war...zu stur, zu sehr davon überzeugt, einen ganz eigenen Weg gehen zu können. Letztendlich hat auch jeder seinen eigenen, ganz individuellen Weg, wie er mit seiner Krankheit umgeht und was bei dem Einen zum Ziel führt, muß nicht zwangsläufig für den Anderen gut sein. Aber es gibt tatsächlich immer wieder Überschneidungen, gewisse Grundprinzipien, die Sinn machen. Risikovermeidung gehört dazu.

    Wie ich lese, hast Du Dir dahingehend Gedanken gemacht und gehst nicht einfach nur auf diese Feier, sondern versuchst im Vorfeld, Risiken zu minimieren.

    Nun sind wir hier im offenen Bereich und ich kann Dir sicher nicht schreiben: Diese Weihnachtsfeier ist ne tolle Idee. Sie ist es natürlich nicht und kommt eigentlich zu früh. Ich schreib es deshalb anders:

    Ich denke, daß Du einiges getan hast, um die Risiken zu minimieren.

    Eines vielleicht noch:

    Mir hat es geholfen, mich frühzeitig in meinem Umfeld zu outen und mich selbst als Alkoholiker zu bezeichnen. Die Fronten waren geklärt und ich mußte keine Energie drauf verwenden, Ausreden zu suchen oder irgendwelche Diskussionen zu führen, warum ich nichts trinke.

    Ich wünsch Dir alles Gute auf Deinem Weg.

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

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