Was sollte man zuerst tun

  • Hallo Hasenöhrchen,
    ich fürchte, du kannst gar nichts ausrichten.
    Deine Mutter ist erwachsen und kann machen, was sie will. Auch 2, 9 Promille gehören dazu.

    Was sagt sie denn dazu?

  • liebes Hasenöhrchen,

    erst einmal ein herzliches Willkommen bei uns hier im Forum.

    Es ist leider so, dass deine Mutter erst selbst erkennen muß, das sie ein Problem hat. Bevor sie das nicht erkennt, kann keine Hilfe greifen.
    Sie muß etwas verändern wollen.

    Was ist mit dir, wie gehts dir mit dieser Tatsache? Hast du eine Ahnung was du für dich tun könntest?


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Hasenöhrchen,

    Zitat

    Ich habe sie dann mitnehmen dürfen, habe sie nach Hause gebracht und gefragt, was das denn sollte. "Keine Ahnung" kam sonst nichts und "du kannst alles mitnehmen!" habe ich auch gemacht, also die leeren Flaschen, nachdem ich alles ausgeschüttet habe.

    Versteh' ich das richtig, dass sie von jetzt auf gleich von 100 auf 0 gesetzt wird und sie so einen kalten Entzug macht? Das ist lebensgefährlich. Ist sie so aus dem KKH entlassen worden?

    Zitat

    Bitte, bitte sagt mir, was ich jetzt machen soll, ich habe keine Ahnung! Ich weiß nicht mal, wie ich mich richtig ihr gegenüber verhalten soll, geschweige denn, wo ich wirklich Hilfe für sie erhalte.

    Erstmal ist ja wichtig zu klären, ob und in wie weit sie überhaupt sich ihrer eigenen Lage bewusst ist und aufhören will.

    Zitat

    Sorry für die blöde Frage, aber gibt es Alkoholiker, die von sich aus auf den Dreh kommen sich helfen zu lassen bevor sie sich kaputtgesoffen haben?

    Doch das gibt es - aber auch das komplette Gegenteil.

    Lg Maria

  • Hallo Hasenöhrchen,

    die erste Anlaufstelle ist tatsächlich der Hausarzt, der den Entzug überwachen muss und gegebenenfalls die entsprechenden Medikamente verabreicht.
    Wie Maria bereits schrieb, ist ein kalter Entzug lebensgefährlich und es ist unverantwortlich, dass das KH Deine Mum einfach so entlassen hat.

    Dann gibt es auch die Möglichkeit, in eine Suchtklinik zu gehen für zwei bis drei Wochen.
    Hier wird der rein körperliche Entzug unterstützt und auch hierbei kann der Hausarzt behilflich sein.
    Für Unterstützung bei psychischen Problemen kann man eine Langzeittherapie beantragen.
    Vielen Menschen hat es geholfen, sich nach dem Entzug in einer Selbsthilfegruppe auszutauschen, entweder online wie in diesem Forum oder auch in einer realen Gruppe.
    Wichtig ist es, zu erkennen, dass man beileibe kein Einzelfall ist und viele Menschen betroffen sind. Alkoholismus ist eine Krankheit und es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen.

    Ich denke auch, dass Deine Mutter sich schämt und eventuell noch genauso geschockt ist wie Du jetzt. Vielleicht kannst Du sie aber trotzdem erreichen, wenn Du noch einmal mit ihr sprichst. Wie Du bereits selbst erkannt hast, können wir jedoch Niemanden unterstützen, der sich nicht helfen lassen will oder kann.

    Euch alles Gute.

    Viele Grüße
    Katha

    PS: Es gibt keine blöden Fragen ;)

  • Hallo Hasenöhrchen
    und Willkommen hier im Forum.

    Hm, bist Du sicher, das die Ärzte Deine Mutter "einfach so" entlassen haben, ohne mit ihr über das Alkoholproblem zu sprechen?
    Warst Du dabei?
    Ich frag das jetzt einfach mal so, denn es könnte auch sein, das sie sehr wohl darauf angesprochen wurde, aber grundsätzlich nichts ändern will, sprich, gar nicht trocken werden will.
    Dann sagt man natürlich auch gern, das einem keine Möglichkeiten zum Trockenwerden genannt wurden.

    Bei mir war es so, das ich mich tatsächlich beinah "kaputtgesoffen" hätte, bei mir mußte es also tatsächlich erst soweit kommen.
    Aber das ist nicht immer so, manch einer erkennt auch vorher, was los ist und handelt.
    Ja, und auch ich wurde nach einer hammerharten Entgiftung entlassen, ohne das ich in eine weiterführende Maßnahme gleich im Anschluß kam. (Therapie, SHG).
    Das lag aber an mir.
    Denn mit mir wurde sehr wohl ganz offen über meinen Zustand gesprochen und auch, wo ich gleich im Anschluß eine Thera machen könnte.
    Ich wollte da aber keinesfalls hin, ich wollte einfach erstmal nach Hause und neue Kraft schöpfen, ich mußte nach der Entgiftung auch erstmal neu laufen und Essen lernen.
    Ich wußte allerdings damals nicht um die hohe Rückfallquote, ansonsten wäre meine Entscheidung evtl. anders ausgefallen.

    Von daher bin ich immer etwas unsicher, wenn jemand hier schreibt, das keine weitere Hilfe angeboten wurde, denn manchmal stimmt das einfach nicht 8)
    Es wurde nur manchmal nicht so den Angehörigen kommuniziert, um selbst nix ändern zu müssen... in der Hoffnung, allein wieder aus der Nummer raus zu kommen.
    Ich will aber auch nix unterstellen. Es soll nur ein Hinweis sein.

    Kannst Du denn Deine Mutter nochmal ruhig darauf ansprechen, ob sie gern weitere Hilfe möchte?
    Trocken legen kannst Du sie nicht, das weist Du ja schon.
    Und gegen ihren Willen wird das auch niemand anderen gelingen.
    Wenn sie aber Hilfe möchte, dann darfst Du sie auch gern anfangs dabei unterstützen, entsprechend Deinen persönlichen Kräften.
    Ich hatte jedenfalls ganz starke Unterstützung von meiner Familie her und mir hat das sehr geholfen.
    Aber ich wollte auch nichts mehr, als NIE WIEDER trinken zu müssen.
    Die größte Initiative dazu ging von daher von mir selbst aus.
    Aber auch die familiäre Unterstützung tat mir sehr gut.

    Wie weitere Wege aussehen können, wurde Dir hier schon genannt.
    Das brauche ich von daher nicht zu wiederholen.
    Magst Du darauf Deine Mum in den nächsten Tagen mal ansprechen?
    Denn ich kenne niemanden, der allein aus der Alkoholsucht wieder aussteigen konnte.
    Ich hatte zwar keine Thera und die ersten Jahre auch keine SHG, aber ich hatte Hilfe von meiner Ärztin und meiner Familie.
    Für mich reichte das irgendwie, ich bin mittlerweile über 12 Jahre trocken, aber das ist von Fall zu Fall ganz unterschiedlich.
    Darum möchte ich meinen Weg nicht als Beispiel nennen, es ist nur 1 Weg, den ICH so ging.
    Für andere kann das aber der völlig falsche Weg sein.
    Es gibt aber auch nicht 100 Wege aus der Sucht, darüber muss man sich auch klar sein.

    Ich wünsche Dir und Deiner Mum alles Gute.
    Und noch ganz wichtig... auch wenn Deine Mum schon über 70 ist, es ist NIE zu spät, ein trockenes Leben zu beginnen.
    Sie ist auch damit nicht die Einzige, ich kenne Leute, die auch erst so spät trocken werden konnten. Und die dafür sehr dankbar waren, das noch erleben zu können.

    LG Sunshine

  • Ja, versuche das doch bitte, Hasenöhrchen.
    Ich hatte nach meiner Entgiftung auch eine tolle Hausärztin, die zugleich auch Internistin ist.
    Sie ist auch immer noch meine Hausärztin.
    Sie spricht auch sehr offen kein medizinisches Kauderwelsch, man weiß also genau, was sie meint.
    Sie ist auch mit Suchterkrankungen sehr vertraut, ist ja auch nicht erstaunlich bei einer Internistin.
    Denn dort landen ja oftmals alkoholkranke Menschen, weil die Organe nicht mehr das tun, was sie sollen aufgrund der Krankheit.

    Ich persönlich halte es für sehr wichtig, einen guten Arzt an seiner Seite zu haben.
    Für mich war das sicher sogar überlebenswichtig.
    Und auch die Offenheit meiner Ärztin tat mir gut.
    Denn bei so einer lebensgefährlichen Krankheit wie der unseren halte ich klare Worte für sehr wichtig.
    Da nützt meiner Meinung nach kein Rumgesäusel mehr oder Bauchpinseleien, sondern Fakten und klare Worte.
    Das alles aber ohne Vorwürfe, denn auch die bringen nix, sondern können nur wieder ins alte Desaster führen.
    Sachlichkeit, Ehrlichkeit aber auch Freundlichkeit und vor allem Menschlichkteit halte ich für wichtig.
    Ist aber nur meine bescheidene Meinung :wink:

    Liebe Grüße
    Sunshine

  • Als meine Mutter in ähnlichem Zustand im kh landete, schien es auch so zu laufen, dass sich niemand wirklich kümmerte und mit ihr sprach.
    Erst ein Arzt sagte, dass sich ein Pfleger den Mund fusselig redete und Mutter gar nichts davon annahm, sondern nur über ihre Ehe schimpfte.

    Das lief aber nachts.Man teilte uns dann auch mit, dass sie Therapie und Entzug ablehnt.

    Hätte uns der Arzt nichts davon mitgeteilt, wùrden wir bestimmt bis heute davon ausgehen, dass sich niemand kümmerte.

    Tja ansonsten kannst du wirklich nicht viel machen.

    Vielleicht nochmal mit ihr reden?

  • Hallo Hasenöhrchen
    Um mit einem Promillewert von 2,9!" auf dich und die Notrettung noch ,,normal ,,zu wirken ist wohl davon auszugehen das deine Mama schon Jahre ,,trainiert,, hat(trinkt) ihr Körper also an den Stoff gewöhnt ist.Wenn du vorher nie was gemerkt hast kann ich gut verstehen das der Schock groß war.
    Nun bist du im Bilde und machst dir Sorgen um sie ,das ist ja erstmal nachvollziehbar, aber was ist wirklich anders?
    Du weißt es jetzt Punkt!
    Vorher hat sie ja auch (allein ?) gelebt und es vor dir verborgen.
    Was denkst du jetzt tun zu müssen außer deinen Schock zu verarbeiten,auf sie aufpassen ? vergiß es dann wird dein Leben ein Alptraum,sie kontrollieren ?zwecklos!
    Ich würde dir raten schau erstmal auf dich und komme wieder zu dir und aus der Schockstarre.
    LG R..

  • Hm, also Renates Worten kann ich mich gerade nicht so ganz anschließen.
    Die Familie kann eine große Unterstützung sein, jedenfalls habe ich persönlich das so erfahren.
    Das Auszehrende ist doch das andauernde Rumzerren am Alkoholkranken, denke ich.
    Hasenöhrchens Mutter ist aber in dieser Situation mit der Entgiftung doch das erste Mal, wenn ich richtig gelesen habe?
    Oder habe ich was überlesen?
    Dann darf man doch als Tochter auch Hilfe anbieten, oder nicht?
    Die absolute Hilfeverweigerung von Angehörigen finde ich irgendwie auch nicht richtig, sorry.
    Denn ein nasser Alkoholiker braucht nun mal Hilfe !
    Es darf nur nicht dazu führen, das man dabei selbst komplett ausbrennt.
    Das ist doch das Problem.
    Und das sich eben auch Fachleute um den Betroffenen kümmern, das ist natürlich auch sehr wichtig.

    Ich denke, die Feststellung, das die Mutter alkoholkrank ist, ist schon erstmal ein Schock.
    Und vieles ist damit anders.
    Damit muss man ja auch erstmal klar kommen.
    Und auch mit der Hilflosigkeit, das man evtl. gar nix tun kann.

    Es ist auch so, das es wirklich solche Fälle gibt, wo weder dem Betroffenen noch den Angehörigen wirklich klar ist, das eine Alkoholkrankheit vorliegt.
    Besonders Frauen sind ja wahre Künstlerinnen im "heimlich saufen".
    Da wurde dann "schon immer" Schnaps in die Brause gekippt, wenn Besuch da war. Und auch sonst allein immer öfters.
    Es ist zu einer Gewohnheit geworden, man hat sich langsam in die Abhängigkeit reingesoffen.... sicher leidet der Körper schon, aber es kommt noch nicht zum kompletten Systemausfall.
    Und plötzlich findet sich die betroffene Person in der Notaufnahme im KH wieder, weil halbangesoffen gestürzt oder ähnliches und plötzlich liegen dann auch die anderen unangenehmen Karten da offen auf dem Tisch.
    Und dann ist auch noch von einer Thera die Rede oder von einer SHG etc.
    Also der normale Tageszustand ist sowas wohl eher nicht.

    Also mein Rat wäre wirklich, nochmal in Ruhe mit der Mutter zu reden, einen begleitenden Besuch bei besagter Ärztin anbieten, damit ist man ja nu nich gleich zutiefst CO, oder wat?
    Außerdem ist nun wirklich nicht jeder Angehörige gleich CO.
    Das bitte ich auch mal zu bedenken.

    LG Sunshine

  • Hallo Hasenöhrchen !

    Erstmal , Glückwunsch zu dem Namen.

    Kann sein das Du etwas falsch verstanden hast?
    In dem von Dir genutzten Zitat steht doch nicht, das Du deine Mutter links liegen lassen sollst. Das " zwecklos " bezieht sich sicher auf die Kontrolle des Alkoholkonsums deiner Mutter. Den wirst Du nie kontrollieren können .
    Wenn ich trinken wollte , dann habe ich das getan und immer einen Weg zum Suchtmittel gefunden.

    Es gibt Krücken oder besser erste Schritte in die Abstinenz und da kannst Du deine Mutter wohl unterstützen.
    Der weg zu einem kompetenten Arzt fällt Ihr mit deiner Hilfe sicher leichter. Ebenso der Weg zu einer Beratungsstelle.

    Voraussetzung ist immer das Sie es auch will, etwas " sanfter " Druck hat mir persönlich aber nicht geschadet. Nur sie muß schon Bereit sein das erste Glas stehen zu lassen.

    Gemeint war sicher kein Ellenbogen-Egoismus eher ein gesunder Egoismus in Form von Selbstschutz.
    Es ist gut wenn Du deiner Mutter zur Seite stehst wenn sie Hilfe für diese ersten Schritte benötigt, jedoch trocken sein kannst Du für sie nicht.
    Deine Hilfe sollte auch da aufhören wo sie für dich zur Belastung und damit gefährlich wird.
    Selbsthilfe - heißt sich SELBER helfen und lernen Hilfe dosiert anzunehmen nicht jedoch andere dadurch auszunutzen in dem ich sie alles und immer für mich machen lasse.
    Ich denke aber Du bist da gut dabei , der Weg zum Arzt in deiner Begleitung ist sicher ein guter erster Schritt.

    Viele Grüsse von Bernd G

    Trocken seit dem 06.12.1993 und das bleibt auch so !!!

  • So, jetzt schreibe ich vom Laptop, das macht alles etwas einfacher.

    Also, wäre ich an deiner Stelle, würde ich mich erstmal informieren, welcher Arzt sich mit Suchterkrankungen/Alkoholismus auskennt.
    Da würd ich mir eine Telefonnr raussuchen und damit zur Mutter fahren.
    Sie darauf ansprechen, wie sie sich nun fühlt.. Wie es ihrer Meinung nach weitergehen soll.. Ihr, je nach Reaktion, nochmal die Leberwerte erörtern..
    Und sie reden lassen. Du kannst ihr von dem Arzt, den du in Erfahrung gebracht hast, berichten.. Dass der auf die Erkrankung spezialisiert ist, er tausend dieser Fälle bisher gesehen hat, sie sich nciht schämen muss und du ihr bei allem hilfst, wenn sie Hilfe braucht.

    Also irgendwie würd ich versuchen, jegliche Ängste und Scham abzubauen und sie nicht zu verurteilen.
    Dann merkst du ja schon, wie sie reagiert. Entweder, es ist eine Erleichterung für sie und sie geht darauf ein.. Oder sie wird ausweichen und mehr oder weniger direkt ablehnen.
    Dann weißt du, wo du dran bist.
    Ich hatte ein ähnliches Gespräch vor mehreren Jahren mit meiner Mutter- das Ergebnis war, dass sie auswich total hektisch wurde und zig Ausreden erfand, warum sie heute nicht reden möchte.
    Ich bin mit ihr so verblieben, dass ich sie nicht mehr ansprechen werde, sie wissen soll, dass sie meine Unterstützung hat, wenn sie etwas ändern möchte.. und dass das ansonsten für mich erledigt ist.

    Fazit: Seit Jahren hat sich nichts getan, sie hat mich nicht mehr um Hilfe gebeten- ich habe abgeschlossen und das Thema, sie zu "bekehren", ist erledigt.
    Es war für mich das Gespräch, mit dem ich loslassen wollte- und ich konnte nun loslassen.
    Ich würde es so jederzeit wieder machen.

    Liebe Grüße,
    Zimttee

  • Hallo Hasenöhrchen
    Du hast mich falsch verstanden oder ich habe mich falsch ausgedrückt.
    Natürlich sollst du sie nicht fallenlassen, ich dachte eher du kommst in einen Aktionismus aus dem ersten Schock über den Promillestand deiner Mama,Bewachen /Kontrollieren/ Maßregeln etc.
    Klar macht es Sinn sie einem Hausarzt vorzustellen und ganz offen aufzuzeigen was die Folgen sein können wenn sie weitertrinkt.
    Ich habe da einen Schritt ,,übersprungen,, weil ich den für selbstverständlich hielt.
    Ich bin kein kalter,harter oder egoistischer Mensch der anderen Hilfe versagt ,eher das Gegenteil hat mich viele Jahre bei einem Alkoholkranken Partner gehalten.
    LG R..

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