Die Hoffnung stirbt zuletzt

  • Moin,

    wenn ich in diesem Forum angekommen bin, egal, ob als Süchtiger oder als Co, ist mir doch klar, dass in meinem Leben etwas völlig schief läuft. Das mache ich doch in der HOFFNUNG, dass ich mein Leben ändern will, um zu überleben. Die größte Hürde dabei ist meiner Meinung nach, zu begreifen, dass nur ICH mich ändern kann, um mein Leben wieder lebenswert zu gestalten.
    Viele haben es geschafft, haben die Hoffnung nicht aufgegeben, haben sie in die richtige Richtung gelenkt und sind heute glückliche Menschen.
    Das braucht Mut, Beharrlichkeit und eben auch ganz viel Hoffnung. Wenn die gestorben ist, bin ich tot.

    PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Hallo,
    Wenn hier jemand schreibt "die Hoffnung stirbt zuletzt" dann weiß ich persönlich,
    das derjenige noch nicht bereit sich, sich vom saufenden Partner zu lösen.
    Dann ist das eben so, man "darf" sich ja auch so entscheiden.
    Forum hin-oder her... jeder muss am Ende sein Leben selbst leben.

    Ich denke, das Forum kann nur dann helfen, wenn der Betroffene auch wirklich Hilfe will.
    Und er muss außerdem den Mut zu Veränderungen haben, oder sogar den Mut zur Trennung.

    Aber... wer hier erstmal angemeldet ist, hier gelesen und sich ausgetauscht hat, für den gibt es auch kein wirkliches "zurück" mehr.
    Ab dann kann vieles ja nur noch verdrängt werden, denn das man"es nicht gewußt hat", kann man ab dann nicht mehr sagen
    Die rosa Brille wird einem hier ja weggenommen.
    Und was man dann sieht, ist nicht schön.
    Da möchte man doch gar nicht gern hinsehen.
    Das der Partner ein nasser Alkie ist (und das evtl. sogar für immer bleibt)... man kann nich ja nu wirklich Netteres vorstellen. :?
    Und damit nicht genug, man wird auch noch darauf hingewiesen, das man selbst evtl. psychisch nicht so ganz gesund ist und darum in so einer zerstörerischen Beziehung landete. :?
    Man kann sich hier ja nicht in der Opfer-Rolle suhlen, zumindest nicht besonders lange.
    Also mal echt, das alles sind doch ziemlich herbe Schläge.
    Und müssen erstmal verdaut werden.
    Das geht doch nicht von heute auf morgen.

    Und manchmal prasselt es hier auch ganz schön auf einen ein und ich kann verstehen, das man dann erstmal am liebsten wieder weglaufen möchte,
    die Decke übern Kopp ziehen und hoffen, das durch ein Wunder morgen alles wieder gut ist.
    Ist es aber nicht...
    Und manch einer läuft auch wirlich weg und meldet sich hier nicht mehr.
    Erstmal...
    Oftmals ist es aber auch so, das derjenige doch wieder auftaucht, weil er sieht, das doch alles stimmte, was hier geschrieben wurde.
    Und dann wirklich aussteigen will, weil er einfach nicht mehr kann.
    Und ich denke, ab da beginnt überhaupt erst der Weg in ein neues, selbstbestimmtes Leben, wo theoretische Vorhaben auch endlich praktisch durchgezogen werden.

    Kurzum: "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht"

    So, für uns Schreiber hier kann das aber etwas frustrierend sein.
    Wir tippen uns hier manchmal die Finger wund, machen uns Gedanken und der andere "tut einfach nicht, was man ihm sagt" :twisted::lol:
    Darf der aber auch. :P
    Wer damit nicht umgehen kann, der braucht hier ja nicht zu schreiben.

    Ich schreibe ja auch im Alkoholiker-Bereich, auch im Vorstellungsbereich.
    Da ist es oft ähnlich, man gibt sich viel Mühe mit einem Beitrag und "in kurz" kann ich außerdem schlecht :oops::lol:
    Ich spüre direkt das Leid des anderen, weil ich es ja ebenso erlebt habe.
    Und dann meldet der sich einfach nicht mehr.
    Säuft evtl. auch wieder, vielleicht gerade in den nächsten Vollrausch...
    Tja.
    So ist das dann eben.
    Aber vielleicht haben meine Worte ihn doch erreicht?
    Vielleicht ist doch ein klein bisschen hängen geblieben?
    Und der Betroffene ruft es vielleicht doch nochmal ab, wenn er wirklich einfach nicht mehr weiter kann.
    Das weiß man doch gar nicht.
    Die Hoffnung stibt auch hier zuletzt :wink::lol:

    Von daher sollten wir auch einfach Geduld mit den Betroffenen haben, denke ich.
    Mit den Alkoholikern ebenso wie mit den CO`s, wenn wir hier schreiben.
    Was widerum nicht heißt, ein Angehöriger/Partner sollte ebenso endlos Geduld mit dem Säufer haben, ach ihr wisst schon, wie ich es meine... :wink:
    Denn das das nix bringt, wissen wir ja.
    Aber wer hier her kommt, der weiß ja auch schon, das was komplett schief läuft.

    Außerdem lese ich immer wieder bei den CO`s, das sie eher ungeduldig sind. 8)
    Dann ist es ja hier eine gute Übung, daran zu arbeiten, indem man zwar Klartext schreibt, aber dem anderen auch seine Geschwindigkleit lässt. :P
    Und wenn man das Gefühl hat, da rührt sich auch nach Wochen und Monaten kein Millimeter was, darf man ja wohl auch mal nachfragen, wie es weiter gehen soll und ob überhaupt?

    Ich bin natürlich auch nicht frei davon, das ich manchmal (nicht nur innerlich!) mit den Augen rolle oder auch mal mit den Schultern zucke und denke "dann eben nicht, auch gut".
    Es hilft aber nicht, hier jemanden unter Druck zu setzen, bis derjenige wegläuft oder voll aggro wird.
    Die Menschlichkeit darf bei dem allen auch nicht zu kurz kommen.
    Denn die Lage ist oftmals schon schwierig genug...

    ...schreibt Tante Sunshine, die manchmal auch ganz schön austeilt :oops: und auch mal ungeduldig wird.
    War aber nie böse gemeint.

    Auf den Satz "Die Hoffnung stirbt zuletzt" weiß ich allerdings dann auch keine Antworten mehr.
    Das ist schon ein absoluter Totschlag-Satz, was soll man dazu noch sagen?
    Zeigt mir aber auch, das der andere noch gar nicht so weit ist, wirklich was ändern zu wollen und noch so einige Runden drehen wird.
    Der Satz ist also auch ein Indikator :wink:

  • Hallo,

    wir sind uns ja alle weitestgehend einig, dass am Gras ziehen nicht schnelleres Wachstum bringt und wir niemand trocken legen/ quasseln können.

    Die Hoffnung stirbt zuletzt- habe ich wie gesagt ja bezogen auf die Situation nasser Alkoholiker und "nasser" Co und keiner bewegt sich. Generell bin ich - wie ebenfalls schon gesagt, aber es wird ja auch immer wieder angesprochen- ein Fan von Hoffnung! Darum ist dieser Satz für mich ja so verwirrend in dem Zusammenhang. Hoffnung darf man immer haben! Pellebär, das steht doch aber hier schon alles?

    Im genannten Zusammenhang stellt der Satz eine Art Indikator dar, dass derjenige sich nicht bewegen will. Das sehe ich Wie sunshine.
    und es ist ein Totschlag- Argument, auf das man aber sagen könnte: Hoffnung ist der Stoff aus dem ein Dauerleiden entstehen kann.
    oder: Es sollte eine Handlung folgen, sonst wird das eine Dauerschleife mit dem Namen "die Hoffnung stirbt zuletzt".

    Also, ihr habt mir sehr geholfen :) vielen Dank von

    Girasole :)

  • Hallöchen!

    Zitat

    zum Thema fällt mit spontan ein Satz ein, den ich in einem Buch gelesen habe: "Die Hoffnung ist der Stoff, aus dem ein Dauerleiden entstehen kann."

    Das sehe ich durchaus nicht so, Hoffnung ist für mich etwas sehr Positives und Wichtiges. Ich muss nur erkennen wann ich die Hoffnung aufgeben muss um durch neue Hoffnung meinem Leben eine Wendung zum Positiven zu geben.

    Wenn sich in einer langjährigen Partnerschaft die Alkoholerkrankung des Partners sehr schleichend entwickelt werde ich ihn nicht direkt zum Teufel jagen sondern erstmals hoffen dass er seine Krankheit in Angriff nimmt.

    Co werde ich dann wenn ich mich an seiner Erkrankung schuldig fühle und alles dafür tue oder gefallen lasse um ihn vom Trinken abzuhalten aber das hat meiner Meinung nach nichts mehr mit Hoffnung zu tun.

    Als ich mich hier angemeldet habe entschied ich mich für "Speranza" was ja "Hoffnung" bedeutet. Aber nicht weil ich hoffte ihm helfen zu können sondern weil ich mir die Hoffnung auf ein neues besseres Leben gemacht habe und kräftig daran gearbeitet habe.

    LG
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Ich glaube, viele die hierherkommen haben zuerst mal die Hoffnung, hier erfahre ich vielleicht noch etwas neues was ich noch nicht versucht habe um den Partner trocken zu legen.

    Hoffnung, daß sich etwas ändert hatte ich auch lange Zeit. Es waren diverse Ereignisse wo ich die Hoffnung hatte, es tut sich bei meiner Partnerin irgendetwas. Führerscheinverlust, Probleme auf der Arbeit und letztendlich eine Reha.

    Als die dann vorbei war und sich alles wieder wie vorher eingespielt hat, hatte ich keine Hoffnung mehr das sich irgendwas bewegt wenn ich jetzt nicht etwas unternehme.
    Hoffnung flammte wieder etwas auf. Vielleicht tut sich ja nach meinem Auszug etwas.
    Es hat sich etwas getan. Mir geht es jetzt besser. Ich habe wieder ein Zuhause wo ich gerne heimkomme.

    Inzwischen hole ich mir hier eine andere Hoffnung, und zwar das es nach der Scheidung, so schwer es auch fällt, irgendwann für mich wieder bergauf geht. Das ich mein Leben wieder genießen kann.
    Das es Emotional und finanziell wieder besser wird.

    Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Liebe Grüße

  • Hallo Firebird
    Du beschreibst den Weg sehr treffend,ich finde mich da wieder.
    Aber auch für den Weg nach vorne reicht nicht nur die Hoffnung ,sondern es muß auch eine Handlung(oder mehrere) folgen.
    Wir müssen das unsere dazu tun vom ,,hoffen,,allein bewegt sich nichts (leider)
    Bei mir geht das mal besser und dann wieder hänge ich durch,ich sehne die aktive Gartenzeit herbei ,weil ich weiß das mir das guttut und Sonne,an manchen trüben tagen werden auch meine Gedanken trüb/schwer...
    LG R..

  • Ja, handeln müssen wir zuerst.
    Augen zu und durch, wurde mir beim Auszug geraten. Nicht nachdenken, das kann ich hinterher machen.
    Mir ging es hinterher ziemlich schlecht. Wenn man dann hier aber ähnliche bzw fast gleiche Geschichten liest und erfährt, es war die richtige Entscheidung und es geht wieder aufwärts, dann hat man schon Hoffnung. Aber Hoffnung für sich selbst und nicht für den anderen.

    Während früher die Hoffnung da war, vielleicht wird sie ja trocken und unser Leben wird wieder wie früher ist es jetzt hoffentlich geht es bei mir finanzell und emotional wieder bergauf damit ich wieder mein Leben leben kann. Sie lebt ihr Leben so, wie sie es sich ausgesucht hat.

    Liebe Grüße

  • Die Hoffnung hatte für mich, was mein Verhalten gegenüber meinem XY betraf, eine sehr große Rolle gespielt. Mit der Hoffnung habe ich mich selbst motiviert, wenn ich spürte, dass es Abweichungen meiner Vorstellungen gegenüber der Realität gab.

    Das lief dann so ab, dass ich zwar entschlossen war, an meiner Situation etwas zu ändern, aber nur halbherzig, wenn ich mal wieder enttäuscht war. Denn viel lieber wäre es mir natürlich gewesen, er hätte etwas geändert, damit es mir endlich besser geht. Darauf habe ich gehofft und gewartet. So brauchte ich mich nicht zu bewegen und musste keine eigene Entscheidung treffen.

    Ich hatte mich von meinen eigenen Gefühlen schon soweit verabschiedet, dass es nur noch darum ging, was er tat, dachte, und wie es ihm ging, ich habe mich aber nie gefragt, was ich genau will und wie es mir geht. War ich sauer, hatte er mir wieder ein Bröckchen hingeworfen und ich war wieder Happy. Er hat komplett gesteuert, wie ich mich fühle. Weil ich es zugelassen habe. Und immer im Hintergrund die Hoffnung, dass er aufhört zu saufen, dass er einsichtig wird, dass er in eine LZT geht und erkennt, wir glücklich wir sein könnten, wenn es endlich soweit ist. Wenn, wenn, wenn…
    Tatsache ist, dass ich tief im Inneren schon ziemlich lange wusste, dass das nie soweit kommen wird, weil er überhaupt nicht daran dachte, mit dem Trinken aufzuhören. Er wollte weiter konsumieren und ich auch.

    Wenn ich zurückblickend sagen müsste, was denn bei mir den entscheidenden Wendepunkt brachte, so war das mit Sicherheit der Moment, als ich meine Hoffnungen endgültig begraben musste. Zu akzeptieren, dass es nicht zu dem erhofften Happy End kommen würde, war mit einer der schmerzlichsten Prozesse überhaupt. Dieses Loslassen und die Erkenntnis, wenn du diesem ewigen auf und ab und diesem Leiden ein Ende setzen willst, musst du eigene Entscheidungen treffen und diese dann auch durchziehen. Nur du kannst etwas ändern, wenn sich in deinem Leben etwas verändern soll.

    Wirklich sehr geholfen dabei hat mir das Lesen in diesem Forum, und hier am meisten die schonungslosen Beiträge von Sunshine. Sunshine, deine ehrlichen Schilderungen hier aus der Sicht einer Alkoholikerin haben mir die Augen geöffnet. Danke dafür!

    Der Alki muss von sich heraus und für sich alleine wollen, dass er mit dem Trinken aufhört. Welche Motive auch immer dahinter stehen und welche Konsequenzen es für sein Leben auch haben mag. Das bedeutet aber nicht, dass sich dann mein Traum vom schönen Leben mit dem nüchtern so lieben Menschen endlich verwirklicht. Es bedeutet, dass dieser Schritt mit mir und meinem eigenen Leben nicht das geringste zu tun hat. Denn ich muss mir an dieser Stelle die Frage stellen, was will ich für mich? Wie will ich leben? Wie will ich mich fühlen und was muss ich für mich tun, damit ich mich wohlfühle und last but not least: will ich mit diesem Menschen überhaupt weiterhin zusammen sein? Fühle ich mich in seiner Gegenwart wohl und unbeschwert, oder eher bedrückt und schuldig?

    Die Schuldfrage, soviel ist sicher, kann ich mittlerweile insofern beantworten: ich bin nicht schuld am Allgemeinzustand eines erwachsenen anderen Menschen, es sei denn, ich unterstütze seine Sucht weiterhin unter dem Deckmäntelchen der Hilfsbereitschaft.

    Und natürlich meine ich hier die Hoffnung in Bezug auf eine Beziehung mit einem nassen Alkoholiker.
    Nicht die, ob meine Kinder gesund bleiben oder der Sommer schön wird, ich einen Job erhalte oder was auch immer.

    LG, Ellie

    Ein Problem lösen, heißt manchmal, sich vom Problem lösen.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!