Tag 4 nach Entscheidung

  • Hallo Calida,

    ich finde es gut, dass du das mit der Therapie positiv siehst. Und wenns mal holprig wird, nicht aufgeben.
    Ich habe schon mehrere hinter mir und es ist auf jeden Fall ein Gewinn, sich mal mit sich selbst auseinanfder zu setzen.
    Ich wünsche dir dabei ganz viel Mut, Kraft und Durchhaltevermögen
    :D:D

    Liebe Grüße
    Wellensittich

  • Hallo Karsten,
    ja - ich wusste ungefähr, was mich erwartet. Die Therapeutin hält sich sehr zurück und ich komme selbst auf die Themen. DAs ist für mich der richtige Weg. Ich war auch bei einer Alkoholtherapieberatung - da habe ich konkret gesagt bekommen, was ich wie machen muss. Und das ist nix für mich. Ich glaube, dass ich langfristig mehr davon habe, wenn ich das Wesentliche selbst erkenne und anpacke.
    Viele Grüße
    Calida

  • Ja, wobei ich es auch nachvollziehen kann, dass man am Anfang viel Orientierung braucht. Sonst wären alle Therapieangebote in Suchtzentren ja schwachsinnig. Für mich konnte ich mir nicht vorstellen, jetzt ein halbes Jahr oder länger nur über Alkohol zu reden, sondern lieber gezielt nach den Dingen suchen, die mich überhaupt erst haben trinken lassen.

  • Moin!
    So - jetzt bin ich sechs Wochen sauffrei:-)
    Und gestern war so ein toller Tag - den hätte ich mit Alk nie so erlebt. Morgens erstmal Krafttraining gemacht, dann war ich mit der Familie im Schwimmbad und bin nochmal 2000 Meter geschwommen - und hab dann einfach die Sonne auf mich scheinen lassen und Spaß mit meinen Kindern gehabt. Und abends bin ich spontan noch mal 20 km Radgefahren mit meinem Sohn. So Spontanes hätte es bis vor 7 Wochen nie gegeben - denn um die Uhrzeit hätte ich vermutlich schon mindetsnes ein Glas intus gehabt. Zwischendurch kommt immer nochmal die Frage auf, ob es nicht schade ist, dass ich nie wieder bei einem Glas entspannen kann. Aber dann werde ich so schnell wieder belohnt und bestätigt, dass es genau der richtige Weg ist.
    Kommt das bei Euch auch noch manchmal, die Frage, ob es auf Dauer gelintgt, nie wieder diesen psychischen Zustand zu haben, in den man nach den ersten paar Schlucken kommt?
    Was macht Ihr dann? Würde ich mal gerne wissen.
    Allen einen schlönen Start in die Woche!
    Grüße
    Calida

  • Hallo Calida,

    Zitat

    Kommt das bei Euch auch noch manchmal, die Frage, ob es auf Dauer gelintgt, nie wieder diesen psychischen Zustand zu haben, in den man nach den ersten paar Schlucken kommt?

    Diese Frage kenne ich auch...
    Ich versuche mich deshalb immer nur auf den heutigen Tag zu konzentrieren, heute zu leben und heute nichts zu trinken.
    Ich weiß, das sind Sprüche, die man schon so oft gehört oder gelesen hat, aber manchmal denke ich, das ist im Moment der einzige "Sichere" Weg für mich.
    Manchmal sitze ich auch draußen im Garten und beobachte die Insekten oder die Vögel.
    Und dann denke ich mir: "Meine Güte, diese Tiere brauchen/trinken doch auch keinen Alkohol!" Und diese Tiere leben ihre Bestimmung und sind vielleicht auch glücklich dabei?
    Blöder Vergleich, ich weiß. Aber ab und zu muss ich mir ins Gedächtnis rufen, dass Alkohol KEIN Lebensmittel ist und ich ihn zum Leben NICHT brauche.
    Viel Kopfkino, viele Gedanken :roll:

    Ich freue mich aber sehr, dass du so ein schönes Wochenende hattest und dass du schon 6 :!: Wochen sauffrei bist. Und vor allem, dass du Dinge machst, die dir Spaß machen.

    Ich wünsche dir auch noch eine gute Woche.

    Liebe Grüße
    Wellensittich

  • Ja das kenne ich auch. Bei mir ist es jetzt etwas über ein Monat dass ich nix mehr trinke und oft kommt der Gedanke auf, dass es jetzt diese "lustigen" Momente nicht mehr geben wird die entstanden sind wenn ich ein Bier getrunken habe. Dieses Ausgelassene und "freie". Aber dann denke ich weiter und komme zu der Schlussfolgerung, dass dadurch auch nicht mehr der darauf folgende Tag kommt, an dem man leidend im Bett liegt und dann komme ich gut klar damit, dass es auch ohne Alkohol geht.

    Ich frage mich dann auch immer, wieso ich genau dem Alkohol die "lustige" Wirkung zuschreibe, wieso ich sie nicht anders auch erreichen kann.

    LG

  • Hallo Wellensittich,

    Zitat

    Und dann denke ich mir: "Meine Güte, diese Tiere brauchen/trinken doch auch keinen Alkohol!" Und diese Tiere leben ihre Bestimmung und sind vielleicht auch glücklich dabei?
    Blöder Vergleich, ich weiß.

    nee, finde ich überhaupt nicht.Letztendlich sind wir doch auch Tiere. Nur dass wir uns immer mehr aus unserer Natur entfernen und verlernen, unsere eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Bei mir ist das so. Ich funktioniere den ganzen Tag - und habe verlernt, mich zu fragen, was ich eigentlich möchte und brauche. Die Biene weiß das - sie fliegt zu eine rLavendelblüte und saugt Nektar. So ein bisschen weiß ich es jetzt auch wieder. Aber ich denke, da kommt noch mehr.

    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo Dominikkk1,

    Zitat

    Ich frage mich dann auch immer, wieso ich genau dem Alkohol die "lustige" Wirkung zuschreibe, wieso ich sie nicht anders auch erreichen kann.

    Das frage ich mich auch. Und ich glaube bei mir ist es so, weil es ganz am Anfang so war. Die Hoffnung, diesen Zustand zu haben, war für mich Motivation was zu trinken. Aber ich hatte ihn nicht mehr. Am Ende war ich fix und fertig nach ner halben Flasche Wein, war depressiv und habe mich selbst gehasst, dass ich zu müde bin, um schöne dinge zu tun. Was blieb also? Weitersaufen.....

    Für Leute die nicht krank sind, mag der Alkohol ja durchaus positive Eigenschaften haben. Uns bringt er um. Ja - so wie Du - mit weiterdenken und Verstand gehe ich auch damit um. Wäre schön, wenn ich irgendwann überhaupt nicht mehr darüber nachdenken müsste!

    Viele Grüße
    Calida

  • Zitat von Calida78

    Die Hoffnung, diesen Zustand zu haben, war für mich Motivation was zu trinken. Aber ich hatte ihn nicht mehr. Am Ende war ich fix und fertig nach ner halben Flasche Wein, war depressiv und habe mich selbst gehasst, dass ich zu müde bin, um schöne dinge zu tun. Was blieb also? Weitersaufen.....

    Hallo Calida,

    deine Worte kommen mir so bekannt vor ... Das war auch der Grund warum ich rückfällig geworden bin, ich hatte die Hoffnung, vielleicht doch wieder "normal" trinken zu können, dieses angeheiterte Gefühl nochmal zu erleben, dass einen am Anfang irgendwie befriedigt hat. Doch dieses Gefühl hat sich nicht mehr eingestellt, ich war entweder nüchtern oder dann nach ner halben Flasche Wein direkt angetrunken ... Also lassen wir den Mist doch zukünftig lieber ganz sein. 8)

    Liebe Grüße,
    Ina

  • Hallo Karsten,
    das ist schön, dass Du diesen Wunsch gar nicht mehr hast! Ich hoffe das für mich auch. Den Wunsch, ihn durch Alkohol herbeizuführen habe ich auch nicht. Allerdings hätte ich manchmal gern ein gewisses Entspanntheitsgefühl. Ich mache mir Gedanken, warum das so ist bzw. warum sich das nicht einfach so einstellt. Also natürlich bin ich manchmal einfach so zufrieden - aber manchmal auch nicht. Alkohol ist sicher eines der schlechtesten Mittel, sich in Entspannung zu versetzen - aber dieser Wunsch ist ja schon sehr verbreitet. Manche machens mit Sport und sind erst dann zufrieden, wenn sie täglich 20 km gelaufen sind. Ich weiß nicht genau, was das ist, das die einen drogensüchtig, die anderen sportsüchtig, sexsüchtig oder essgestört werden lässt. Ich würde gern herausfinden, wie man einfach mit sich selbst zufrieden ist - ohne das Bedürfnis zu haben, das Bewusstsein zu verändern oder etwas zu konsumieren.....
    Maßhalten ist ja im Buddhismus wichtig. Vielleicht finde ich da Antworten. Jedenfalls hat sich die Menschheit offenbar schon immer mit der Frage beschäftigt, wie man nach Glück strebt und was gut für uns ist.
    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo Calida,

    Du schreibst: "Also natürlich bin ich manchmal einfach so zufrieden - aber manchmal auch nicht. ".

    Ja. So geht es ausnahmslos jedem Menschen, der jetzt auf der Welt lebt und je darauf gelebt hat, dem Dalai Lama ebenso wie einem bulgarischen Hafenarbeoter, dir, mir. Das ist vollkommen normal; den Anspruch, IMMER zufrieden sein zu möchten, den halte ich für gefährlich (wenn auch für verständlich).

    LG Frank

  • Ja, stimmt ihr habt Recht. Das weiß ich natürlich auch. Ich habe mich nicht richtog ausgedrückt. So ne gewisse Entspanntheit kann man ja aber auch erreichen, wenn man den IST-Zustand wahrnimmt und ihn akzeptiert, wie er ist und darauf vertraut, dass wieder bessere Momente kommen ohne zu denken: was kann ich jetzt tun, um einen IDEAL-Zustand herzustellen? Da bin ich dran, das hinzukriegen. Das hört sich so selbstverständlich an. Aber damit bin ich ja erst seit 6 Wochen konfrontiert. Vorher hab ich ja noch versucht, es ideal zu saufen - was natürlich nicht (mehr) geklappt hat.
    Es soll sich auch nicht nach Jammern anhören - ich finde es eine schöne Aufgabe, mich mit dem Leben und mir selbst auseinanderzusetzen.
    Einen schönen Tag Euch!
    Calida

  • Hallo Calida,

    Das hier finde ich auch:

    Zitat

    - ich finde es eine schöne Aufgabe, mich mit dem Leben und mir selbst auseinanderzusetzen.

    Ist auch nicht nur schön, aber schön ist, dass ich's kann. :)

    Ich verstehe gut, was du beschreibst, diesen Wunsch nach Ent-Spannung, und bei mir ist das ein ganz zentraler Punkt in meiner "Trockenheitsarbeit", zu gucken, wo die Spannung eigentlich herkommt, und dann da anzusetzen.

    Manches Gefühl der Anspannung, des Stresses, ist auch im Laufe der andauernden Trockenheit einfach so von ganz alleine gewichen. An anderem arbeite ich. Auch daran, das hinzunehmen, und anzunehmen, was ich nicht ändern kann.

    Aber es tun sich mit der Trockenheit auch ungeahnte Möglichkeiten auf, tatsächlich auch Dinge zu ändern und mein Leben aktiv so zu gestalten, dass es mir besser "passt".

    Viele Grüße
    Thalia

  • Hallo Thalia,
    hach - es so schön, wenn mir jemand wie Du schreibt und ich mich da absolut wiederfinden kann:-)
    In den Suffjahren war ich wie ein Hamster im Laufrad, der nicht rauskam und nix ändern konnte. Ich empfinde das genau wie Du: Was ich nüchtern plötzlich gestalten kann, das hätte ich vorher nie geahnt. Und Du bist ja schon viel länger trocken als ich. Da habe ich doch Grund zur Freude, was noch so kommt in den nächsten Wochen und Monaten und hoffentlich Jahren.
    Ja - und gucken, wo die Anspannung herkommt... da erinnerst Du mich, dass ich an diesem Thema dranbleibe.
    Viele Grüße
    Calida

  • Zitat von Thalia1913

    Auch daran, das hinzunehmen, und anzunehmen, was ich nicht ändern kann.

    Thalia, auch ich finde mich in deinen Worten absolut wieder. Ich bin ein Perfektionist, der bisher immer einem Ideal hinterhergerannt und natürlich nie angekommen ist. Alles was nicht in meine Idealvorstellung passte, wurde weggesoffen ... Anspannung, Stress, unangenehme Gefühle ... und irgendwie habe ich nur noch funktioniert. Wo keine negativen Gefühle mehr waren, waren plötzlich auch keine positiven Gefühle mehr vorhanden. Ich bin erst am Anfang und habe noch viel Arbeit vor mir, aber ich weiß jetzt wofür ich es tue, ich möchte einfach wieder glücklich sein.

    Liebe Grüße,
    Ina

  • Hallo Calida,

    mir geht das auch immer so: Wenn jemand etwas ausdrückt, worin ich mich wiederfinden kann, dann fühle ich mich gestärkt und nicht mehr so alleine mit mir und meinem "Päckchen". Dafür ist eine Selbsthilfegruppe wie diese eben unschlagbar. ;) Oder manchmal auch einfach Gespräche mit Leuten, die ähnlich ticken wie man selbst.

    Zitat

    Da habe ich doch Grund zur Freude, was noch so kommt in den nächsten Wochen und Monaten und hoffentlich Jahren.

    Allerdings.

    Ich spüre, wie ich die Dinge schon so ganz anders erleben kann als noch vor einem Jahr, und daher habe ich auch Vertrauen, dass ich in weiteren trockenen Jahren auch noch mehr dazulernen und mich weiterentwickeln kann. Ich habe anfangs zu leicht vergessen, (und tu das nicht selten immer noch), dass alles ein Prozess ist. An dem ich aber nur teilnehmen kann, wenn ich trocken bin.

    Viele Grüße,
    Thalia

  • Hallo Thalia,
    und was ich manchmal denke: wer weiß, wofür es gut war, dass ich dem Alkohol verfallen bin?!? Hört sich erstmal komisch an. Aber es kommt mir so vor, als kann ich jetzt ganz bewusst mein Leben gestalten und mich darauf freuen, weil es mir nicht selbstverständlich ist, dass ich ein klaren Kopf habe und stark bin. Vielleicht steckt auch eine große Chance darin, so eine fiese Krankheit zu überwinden. Ähnliches habe ich schon mal erlebt, nachdem ich mit einem Bein im Grab stand. Ich wäre mal fast verblutet und konnte gerade so gerettet werden. Danach war ich traumatisiert hat, aber ich habe dann mit der gleichen Frage gelebt: Wer weiß wofür es gut war?!?
    Ich wünsche Dir einen wunderschönen Tag!
    LG - Calida

  • Über sieben Wochen sinds jetzt - und mein Zustand hat sich etwas verändert. Zum einen in vielen Situationen stabiler, zum anderen bin ich ruhiger und nachdenklicher.
    Oft bin ich mir selbst genug und freue mich wenn ich zu Hause bei meiner Familie bin. Muss ich auch, Freunde habe ich eh keine.
    Ich habe ne ganze Weile, auch als ich noch gesoffen habe, darum gekämpft, dass ich in meiner Wahlheimat Freundschaften knüpfe. In diesen Tagen frage ich mich, ob ich mich besser damit abfinde ohne Freunde durchs Leben zu gehen. Alkohol hat damit nix zu tun. Ich hab nur gesoffen, wenn ich abends allein zu Hause war und dann auch keinen getroffen oder angerufen. Die Frage, ob ich vielleicht zu versoffen und abschreckend war, kann ich mit Nein beantworten.
    Jedenfalls hab ich mit Beginn meines neuen Lebens gedacht: schön - jetzt habe ich als immer nüchterner Mensch viel Raum für Freunde. Aber da ist keiner. Manche haben sich wochenlang nicht gemeldet - andere Kontakte haben sich in Schall und Rauch aufgelöst. Habe keine Lust mehr, den Leuten hinterherzulaufen. Würde auch mal gerne überrascht werden, in dem Sinne, dass einfach einer spontan anruft. Offenbar gibt es in ihren festen alten Strukturen keinen wirklichen Platz für Neuankömmlinge. Schade. Würde gerne schöne Dinge und Freude teilen.
    Dieses nur Gedanken..... Früher hätte ich mich jetzt besoffen, heute stelle ich das einfach mal fest.
    Schönen Tag noch.....

  • Hallo Calida,

    Zitat

    wer weiß wofür es gut war, dass ich dem Alkohol verfallen bin?!? Hört sich erstmal komisch an.

    Nein, ich finde gar nicht, dass es sich komisch anhört. Ich sehe es auch ganz klar so, dass Krisen Chancen sind. (Ob ich sie ergreifen kann, ist eine andere Sache.)

    Seit ich mir eingestanden habe, Alkoholikerin geworden zu sein, findet eine Auseinandersetzung mit mir selber auf einer viel tieferen und ehrlicheren Ebene statt, und dies hat mir in der bisherigen Zeit der Trockenheit schon eine ganz neue Lebensfreude ermöglicht, die ich vorher noch nie so empfunden habe.

    Ich weiß, das geht nicht allen so, aber bei mir ist es so: meine aktive Trockenheit bedeutet Selbstwahrnehmung lernen, Verständnis für mich lernen, Bedürfnisse wahrnehmen lernen, und noch viel mehr, was mich zu einem zufriedeneren Menschen macht. Die Alkoholkrankheit lässt mich an anderer Stelle gesunden.

    Anderen gelingt dies, ohne alkoholkrank oder anderweitig psychisch und/oder körperlich krank zu werden. Bei mir hat's das wohl gebraucht.

    Zum Thema Freunde noch was: Gib dir noch ein bisschen Zeit und öffne dich den Menschen. Seit meiner Trockenheit entwickeln sich manche Kontakte in sehr schöne Richtungen, verändern sich, weil ich mich verändere. Vielleicht kannst du ja auch ein neues Hobby beginnen, das dich begeistert, und dort auf Gleichgesinnte treffen.

    Danke dir für deine guten Wünsche, über die ich mich gefreut habe, und auch ich wünsch dir eine gute Woche!

    Viele Grüße
    Thalia

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