Tag 4 nach Entscheidung

  • Hallo Calida,

    Das was du machst, nämlich dich mit dir auseinandersetzen und über das, was andere hier dir schreiben, reflektieren, das ist meiner Meinung nach wertvoller als alle "Tips und Ratschläge".
    Das ist für mich auch einer der Unterschiede zwischen einer Suchtberatung z.B. Und einer Selbsthilfegruppe. Hier helfen wir uns und anderen, indem wir andere an unseren Erfahrungen teilhaben lassen.

    Ich bin davon überzeugt, dass aus deinem Thread hier in den vergangenen paar Tagen mehr Menschen Wertvolles für sich mitnehmen konnten als aus den (oft) gutgemeinten, auf den anderen bezogenen "Ratschlägen".
    Ich zähle mich auch dazu (also zu denen, die von dir und deiner Auseinandersetzung hier wieder mal etwas über sich selbst gelernt haben.)

    Viele Grüße und weiter so (mal als Tip ;))
    Thalia

  • Hallo Thalia!
    Die Arbeit hat mal wieder zugeschlagen. Im Moment bin ich in einer Firma in einem Großraumbüro. Kann mich nie ungestört hier einloggen. Trotzdem beobachte ich mi h selbst sehr genau. Die Werktage laufen gut, die Wochenenden weniger. Bestimmte Strukturen fehlen mir, ich empfinde das gerade als Leere und verspüre eine innere Unruhe. Fühle mich allein gelassen und kann das alles nur aushalten. Mit genießen ist da gerade nicht viel. Meine Therapeutin meint, dass tief in mir noch viele Gefühle verborgen sind, vor denen ich offen bar Angst habe. Was soll ich da machen? Nix, beoba hten, zulassen. Das fällt mir sehr schwer. Ich fürchte mich etwas vor dem nächsten Wochenende.
    Liebe Grüße Calida

  • Hallo Calida,

    ich freue mich, von dir zu lesen.
    Natürlich fällt mir zu deinem Geschriebenen gleich die ein oder andere Frage ein, zum Beispiel: "Allein gelassen" von wem?
    Und zum Wochenende: Kannst du da konkret was fürs Wochenende planen, so lange es dir so geht wie jetzt? Dir etwas vornehmen, zusammen mit deiner Familie/deinem Mann vielleicht?

    Wenn du bei deiner Therapeutin raus gehst nach einer Therapiestunde, geht es dir da meistens besser oder schlechter als vorher?

    Genug Fragen. ;) Jetzt wünsch ich dir erstmal noch einen schönen Restabend und einen positiven Donnerstag.

    Viele Grüße
    Thalia

  • Hallo Thalia!
    Also allein gelassen fühl ich mich hauptsächlich von meinem Mann, weil er am Wochenende oft arbeiten muss. Ich werfe ihm das nicht vor, aber so ist eben mein Gefühl. Dann bin ich fda mit den Kindern und fühle mich oft energielos. Letztes Wochenende kamen die Gedanken an früher, als ich dann einfach mal was getrunken habe. Das will ich nicht mehr, aber die Gedanken kommen halt.
    Viel Planen am Wochenende ist für mich grad so wie weglaufen, um mich ja nicht mit mir selbst zu beschäftigen. Klar u ternehmen wir mal was, aber ich möchte mich mir ja schon gern stellen.
    Und nach der Therapie gehts mir meist besser, weil ich mich verstanden fühle. Und das ist auch ganz wesentlich in meinem Prozess.
    Wie ist das denn bei Dir? Wer hat Dir in der Anfang sphase am meisten geholfen?
    LG Calida

  • Hallo Calida,

    ich habe über deine Frage jetzt eine ganze Weile nachgedacht. Bei mir ist es ja auch erst etwas über zwei Jahre her, dass ich (wieder) angefangen habe, mich an ein alkoholfreies Leben zu gewöhnen. Trotzdem hat sich seither in meinem Leben und auch Innenleben ziemlich viel getan.

    Ich glaube, einer der wesentlichen Punkte für das Gelingen war (bisher) bei mir, meine Befindlichkeiten ernst zu nehmen.
    Wenn ich mich gestresst und überfordert fühle, dann nehme ich das ernst und zum Anlass, etwas zu ändern. Schnell und mit hoher Priorität. "Das geht nicht" zählt bei mir nur noch sehr selten.
    Das bedeutete und bedeutet auch jetzt noch immer wieder mitunter ziemlich krasse Änderungen. Welche genau das sein sollten, hängt von dir ab und den Situationen, in denen deine Sucht "anspringt".

    Zum Beispiel verabredete ich mich nicht mehr mit Menschen, bei denen ich "Druck" verspürte. Sozialen Druck meine ich jetzt.

    Ich öffnete mich anderen ausgewählten Menschen in viel höherem Maße und stellte fest, dass diese Begegnungen von "stressig" zu heilsam mutierten.

    Ich beschäftigte mich sehr intensiv mit mir, sprach über mich und las und begann mit Meditation.

    Wenn du am Wochenende mit deinen Kindern auf dich alleine gestellt bist, ist das ja vielleicht nicht die Zeit, um die "zu stellen". Du stellst dich ja, in dem du etwas veränderst. Zum Beispiel auch die Art, wie du am Wochenende die Zeit verbringst. Welche Freiräume du dir schaffst. Können sich deine Kinder verabreden? Kannst du dich mit einer Freundin verabreden?

    Kannst du noch weiter in die Richtung denken, die du hier schon einmal angerissen hattest - eventuell deine Arbeitsbelastung zu verringern? Radikales Denken. Es geht um deine Gesundheit und letztlich um dein Überleben.

    Viele Grüße
    Thalia

  • Mir ist noch etwas zur Ergänzung eingefallen:

    Natürlich konnte und kann ich nicht jeder "stressigen", belastenden Situation ausweichen. Aber gerade in den ersten Monaten habe ich das lieber einmal mehr getan als einmal zu wenig. Mit meinem wachsenden Abstand zum Alkohol und meiner wachsenden Stabilität in meiner Person begebe ich mich nach und nach auch wieder mehr in Situationen, die mir (sozial) etwas abverlangen. Aber ich merke, dass sich da in mir auch eine Wandlung vollzogen hat. Einfach, weil ich mir mehr Freiheit in meinem Verhalten zugestehe.

    Ja, und was ich nicht erwähnt habe, was aber für mich natürlich von zentraler Wichtigkeit war, war der Abstand vom Alkohol. Und mein alkoholfreies Zuhause ist mir nach wie vor sehr wichtig.

    Viele Grüße
    Thalia

  • Hallo Thalia!
    Mir gehts ähnlich. Ich habe auch den Kontakt zu Leuten abgebrochen, bei denen ich Druck spüre. Ich hab gemerkt, dass ich das eigentlich gar ni ht will. Leider hab ich seitdem nicht viele kennen gelernt, die mir guttun. Meine Freundinnen wohnen alle weiter weg. Ich bin also schon eher einsam. Aber besser so als sich mit den falschen treffen. Mein Sohn hat soziale Probleme, verabreden ist s hwierig, aber meine Tochter fängt langsam an. Ja, morgen steht Zimmer aufräumen an und Hausaufgaben. Irgendwie fehlt mir die Energie dazu. Aber was soll ich machen? Ich muss irgend wie da durch.......
    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!

  • Hallo nochmal!
    Ich will noch einiges ergänzen. Ich habe mir auch Gedanken gemacht, was ich anders machen könnte, damit es mir besser geht. Erstmal glaube ich auch nicht, dass ich alles darauf reduzieren sollte, dass ich immer noch in der "Alkohol-aus-dem-Kopf-Streich-"-Phase bin. Manchmal denke ich, ich habe einfach eine Depression oder bin ausgelaugt, dass die kleinsten Dinge schwierig für mich sind.
    Was mir wirklich Freude bereiten würde, wäre ein Hund. Heute Morgen bin ich aufgewacht - und meine Kinder haben nur rumgenörgelt und mich mit Forderungen genervt. Wer braucht das? Ich nicht!!! Wenn ich einen Hund hätte, hätte der sich gefreut, dass ich aufstehe. Ich wäre erst mal raus gegangen - die frische Luft hätte mir und dem Hund gut getan. Stattdessen höre ich mir hier Gezeter und Gezicke an. Vielleicht kann ich meinen Mann irgendwann überzeugen. Er mag ja auch Hunde. Aber er will tagsüber nicht der einzige Verantwortliche dafür sein, was ich auch verstehen kann.
    Naja, dass Kinder zetern, ist nicht unnormal. Dass mir das so zusetzt, liegt eben wohl schon daran, dass ich allgemein sehr ausgelaugt bin.
    Ich versuche mein bestes, ziehe mich selber aus dem Quark, indem ich mich zwinge, an die Luft zu gehen oder ein bisschen Krafttraining zu machen. Es geht mir dann hinterher auch besser. Aber ich muss eben jeden Tag neu gucken, ob das so noch geht oder ob die Schwelle überschritten ist und ich vielleicht tatsächlich medikamentöse Hilfe brauche.
    Also, ich wünsche Dir ein schönes Wochenende, Thalia!
    Bis bald.....

  • Hallo Calida,

    Ja, ein Hund ist toll :) Bei mir klappts organisatorisch momentan nicht, leider, sonst hätte ich bestimmt auch wieder einen, nachdem ich mit Hunden aufgewachsen bin. Allerdings bedeutet das auch wieder eine zusätzliche Belastung bzw. Verpflichtung (ob sie belastend ist, steht ja nicht fest), also etwas, aus dem man nicht so einfach wieder "raus" kommt.

    Noch kurz zum anderen Thema: Ich bekomme seit einiger Zeit ein niedrig dosiertes Antidepressivum und bin dankbar dafür. Da wird dir deine Therapeutin bestimmt bei der Entscheidung dafür oder dagegen helfen.

    Hattest du heute einen einigermaßen entspannten Tag trotz Aufräumen und Hausaufgaben?

    Viele Grüße
    Thalia

  • Hallo!
    Also das Wochenende war nicht der Bringer, daran muss ich echt arbeiten. Dafür gehts mir heute ganz gut und ich bin einigermaßen zuversichtlich.
    Ja, über Antidepressivum haben wir schon geredet. Im Moment möchte ich es noch ohne versuchen. Eigentlich leide ich ja auch immer nur an den Wochenenden. Da versuche ich jetzt, wo es mir gutgeht, darüber nachzudenken, was ich da anders machen kann.
    Wie lange nimmst Du es denn schon? Und was genau hat sich für Dich dadurch verändert?
    Viele Grüße, Calida

  • Hallo!
    Ich hatte eine gute Woche und heute - obwohl frei - einen guten Tag! Ich genieße meinen Zustand, ohne genau zu wissen, weshalb es mir seit Montag urplötzlich besser geht!!!
    Ich verschwende auch null Gedanken an Alkohol, also besser als jetzt könnte es kaum sein!
    Schönes Wochenende allen!
    Calida

  • Guten Morgen Calida,

    ich freu mich für dich, dass es dir gut geht diese Woche! :)

    Ich wünsche dir, dass du vielleicht noch rauskriegst, woran das liegt, damit du einen Einfluss auf dein Befinden nehmen kannst und vielleicht, wenn es wieder mal droht, umzukippen, gegensteuern kannst.

    Aber erstmal ist es auch schön, einfach zu genießen, wenn's gut geht, nicht?

    Einen schönen Sonntag!
    Thalia

  • Guten Morgen Thalia,
    ja - ich genieße das jetzt auch. Gleichzeitig habe ich eine Idee, woher das kommt. Und zwar hab ich letzte Woche eine SMS einer etwas entfernteren (nicht im räumlichen Sinne) Freundin bekommen, ob wir uns diese Woche abends mal treffen. Sofort habe ich eine Abwehrhaltung in mir bemerkt. Es kamen Gedanken wie Stress, die Tage unter der Woche sind doch eh schon so voll.....
    Ich habe auf mein Inneres gehört und habe gesagt, dass es mir nicht gut ging, dass ich mich gerade erst stabilisiere und dass mir das grad zu viel ist. Und es ging mir gut mit der Entscheidung. Ich habe eine ganze Zeit lang aber nur sehr schwer NEIN sagen können, habe oft Dinge gegen meinen Willen gemacht (typisch Säufer, um bei dem niedrigen Selbstwertgefühl irgendwie noch Anerkennung zu kriegen). Ja - und auch in den letzten Wochen ist es mir nicht richtig gelungen, auf meine innere Stimme zu hören. Ich glaube, es ist die Summe der kleine Dinge, die ich gegen meinen Willen tue, die es mir schlecht gehen lässt. Und das ist auch in trinkerischer Hinsicht gefährlich für mich. Denn: wenn ich mir nur vorstelle, dass ich einen alten bekannten treffe, dann bin ich mental sofort beim Rotwein. Mit Menschen, mit denen ich nicht alltäglichen Umgang habe, fällt es mir sauschwer, ich zu sein und locker zu sein. Ich denke sofort daran, wie es früher war. Ein Glas zusammen trinken und alles fällt mir leichter. Und das war es wohl auch, was mich letztens hat schwach werden lassen. Ich bin nur etwas ratlos, wie das werden soll. Erstmal meide ich das und höre auf mich, klar. Andererseits ist es natürlich auch schade, wenn ich mich nicht mehr auf Menschen udn Situationen einlassen kann. Aber wenn mein Leben davon ablenkt, ganz klar, dann gehe ich lieber den einsameren Weg.
    Wie geht es Dir, Thalia? Kennst Du diese Problematik: Unsicherheit anderen gegenüber und hast Du auch jahrelang mit Alkohol gegengesteuert?
    Viele liebe Grüße
    Calida

  • Hallo!
    Und schon muss ich meine Idee von gestern korrigieren. Habe da zusammen mit meiner Therapeutun herausgearbeitet. Ja - es können zum Teil die kleinen Dinge sein, die ich gegen meinen Willen mache, die mich unzufrieden machen. Aber wenn es um Treffen mit anderen geht, ist das etwas anders gelagert. Es timmt, ich möchte mich gerade mit niemandem treffen und der Gedanke daran verursacht Stresssymptome und den Gedanken an Alkohol. Aber das liegt nicht einfach am anderen, sondern daran, dass ich mich nicht öffnen möchte. Ich habe mich über Jahre keinem geöffnet, nicht mein wahres Ich gezeigt und meine Gefühlswelt verborgen - und der Alkohol hat mich bestens dabei unterstützt. Jetzt habe ich ihn als "Helfer" nicht mehr, um die Mauer zwischen mir und anderen aufrecht zu erhalten. Noch möchte aber ein Teil in mir diese Sperre haben.
    Selbst guten Freunden erzähle ich nichts von meinen Sorgen und Gefühlen, weil ich das einfach nicht will. Also macht es das für mich unglaublich schwierig. Es muss und wird sich was verändern, aber ich weiß noch nicht was und wie. Freu mich, wenn jemand erzählt, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat!
    Schönen Tag noch! Calida

  • Hallo Calida, wollte auch noch mal was zu dem Thema Genetik sagen. Ich weiss nicht genau, warum sich der Grossteil dieses Forums so dagegen sperrt. Es ist doch inzwischen auch allgemein anerkannt, dass Depressionen auch genetische Ursachen haben kann. Ich verstehe schon, dass es im "Hier und Jetzt" keine Rolle für den eigenen Umgang mit dem Alkohol mehr spielt, aber es ist doch durchaus interessant die Hintergründe und Ursachen für die eigene Alkoholkrankheit zu betrachten, oder nicht?

    Mir wurde hier vorgeworfen, ich würde meine Eltern für meine Krankheit verantwortlich machen, nur weil ich der Meinung bin, dass die genetische Veranlagung in meiner Familie vorhanden ist. Und im gleichen Atemzug wurde gesagt, es ginge nicht um Schuld. Genau das ist es doch. Meine Eltern können nichts dafür, dass sie mit dieser Schwäche geboren wurden, genauso wenig bin ich schuld daran. Ich habe doch wie die meisten mit "Party trinken" angefangen. Und bei den meisten ist es dabei geblieben, nur bei mir nicht. Warum? Ich hab doch gesehen, was Alkohol anstellen kann? Warum hat mich das nicht genug abgeschreckt? Weil ich es nicht verhindern konnte. Und bevor jetzt jemand sagt, dann sei es meine Schuld gewesen... Habt ihr nicht gerade noch davon gesprochen, dass es nicht um Schuld ginge? Manch einer behauptete, er hätte schon in jungen Jahren gewusst, dass Alkohol eine gefährliche Droge sei. In dem Alter hatte ich bereits alkoholkranke Eltern. Doch ich habe trotzdem differenziert: Es gab das "tägliche Zuhause trinken" und dann gab es eben das gemeinsame "mit freunden auf einer Party trinken". Das war für mich einfach nicht das gleiche. In jungen Jahren denkt man noch nicht so selbstreflektierend über den eigenen Alkoholkonsum nach, leider. Manche junge Menschen tun das und ich respektiere das.

    Für meine Alkoholkrankheit kann ich nichts. Aber für den Umgang damit, dafür bin ich verantwortlich.

    Da rede ich aber nur für mich. Es geht nicht um einen Freifahrtschein zum Saufen, sondern auch darum, sich selber (und auch das Umfeld) besser zu verstehen und zu akzeptieren.

    Los, prügelt auf mich ein. ;)

    Liebe Grüsse,
    Max

  • Hallo Calida,

    ich kenne beides - Alkohol als "Lockermacher" im ganz "normalen" (für mich eben nicht so normalen, weil nicht so unverkrampft-leichten) Kontakt mit anderen Menschen, und auch als Mittel, mich selber zu verstecken.

    Ich schreibe ja im Erweiterten Bereich, und da schreibe ich auch mehr zu meinen sozialen (In)kompetenzen. Hier im Offenen will ich da nicht so ins Detail gehen. Ich würde mich freuen, wenn du eventuell doch den Eintritt in den geschützten Bereich in Betracht ziehen würdest. Was du dort dann von dir preisgibst, ist ja nach wie vor völlig dir überlassen.

    Wie war das Wochenende für dich?

    Viele Grüße
    Thalia

  • Hallo Calida!

    Ich meine, Du benötigst einen Austausch über die Dinge, die Du in Dich hineinfrisst.

    Ein sehr erfahrener Suchtmediziner, ehem. Leiter einer entspr. Klinik, der mich 2x untersuchte, erläuterte mir zum Thema Trockenheit: "Das narrative (erzählende) Element ist ein äußerst wichtiger Baustein auf dem Weg zu dauerhafter Abstinenz." Heißt so viel wie: Frisst man alles in sich rein, kommt irgendwann dank des glänzend funktionierenden Suchtgedächtnisses der verführerische Gedanke, der Griff zur Flasche bringe die nötige Entspannung. Die Flasche als scheinbares Ventil, um den angestauten Druck aus dem aufgeheizten Kessel zu lassen. Der Griff zu ihr ist dann womöglich nur noch eine Frage der Zeit.

    Wer kann Dein Ansprechpartner sein? Eine reale SHG; der Partner; dieses Forum (Tagebuch in der Inneren), eine gute Freundin oder ein Therapeut? Mehr fallen mir momentan nicht ein.

    Denk mal darüber nach und versuche es einfach mal. Anschließend kannst Du ja sehen, ob es Dir so etwas wie eine seelische Entspannung bringt.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Max,
    ich verstehe auch nicht, warum man so schnell Vorwürfe bekommt, wenn man schreibt, dass unsere Krankheit auch vererbbar ist. Ich sehe das wie Du und finde es wichtig, die Ursachen zu kennen.
    Auch ich sehe meine Eltern in der Mitverantwortung! Aus unterschiedliche Gründen. Und für mich ist es wichtig zu gucken, was damals in meinem Leben passiert ist und wie lang verdrängte Gefühle in mir schlummern, die ebenso auslösen könnten, dass ich wieder trinke. Denn nur wenn ich die kenne und auf alles mal draufgucken kann, kann ich meine Krankheit besiegen. Bei mir ist das so. Bei anderen eben nicht. Andere kommen auch bestens ohne Therapeut zurecht - und das respektiere ich. Wir sind eben alle sehr verschieden.
    Viele Grüße
    Calida

  • Zitat

    Wenn es denn wirklich so ist, dass unsere Krankheit vererbbar ist, dann brauche ich mir doch erst recht keine Gedanken darum machen. Dann wäre das so und ich muss nun mit dieser Krankheit leben.

    Genau so siehts aus. :wink:
    Für mich ist es auch heute relativ uninteressant, warum ich Alkoholikerin geworden bin.
    Ich weiß zwar, wie es dazu kam, aber das half mir eigentlich wenig beim Trockenwerden.
    Weil es Rückschauen sind, das Leben findet aber jetzt statt.
    Und im JETZT muss ich Wege finden, trocken leben zu können.

    Es gab aber auch einige Rückschauen, die ich einfach machen mußte.
    Damit ich nicht wieder in solche Situationen gerate.
    Da waren Stress, Überforderung, Einsamkeit und Traurigkeit darüber.
    Darum habe ich oft gesoffen.
    Daran mußte ich arbeiten und dafür mußte ich halt auch zurück schauen, klar.
    Aber sonst... hm.

    Zitat

    Ich will damit sagen, bleibe oder werde doch erst mal richtig ( vor allem gedanklich ) nüchtern und nimm dir Zeit dafür.

    Kann mich da Karstens Worten nur anschließen.
    Wichtig ist, sich erstmal eine stabile Trockenheit aufzubauen und das dauert erstmal seine Zeit und ist auch anstrengend.
    Dazu gehören Veränderungen, die auch anstrengend sind.
    Die ganze "Trockenheitsarbeit" halt ... wie es hier manchmal genannt wird.
    Das Aufarbeiten der Vergangenheit läuft ja nicht weg.
    Ich halte nicht viel davon, alles gleichzeitig tun zu wollen, sondern lieber eines nach dem anderen.
    Und erstmal die Vergangenheit aufarbeiten zu wollen, um DANN mit dem Saufen aufhören zu wollen, wäre wie das Pferd völlig von hinten aufzuzäumen.
    Meine Meinung.
    Aber darum ging es hier ja nicht.

    Zitat

    ich verstehe auch nicht, warum man so schnell Vorwürfe bekommt, wenn man schreibt, dass unsere Krankheit auch vererbbar


    Vorwürfe habe ich persönlich hier überhaupt nicht gelesen, dann mus ich wohl einiges überlesen haben.
    Desweiteren ist das hier ja auch ne SHG und kein Wissenschaftsforum :wink:
    Hier schreiben Betroffene für Betroffene und keine Genforscher.

    LG Sunshine

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