Möchte mich vorstellen

  • Hallo zusammen,
    ich habe mich lange und ernsthaft mit meinem Alkoholkonsum beschäftigt. Auch hab ich vieles im Netz gelesen und bin der Meinung, dass ich alkoholabhängig bin. Wenn ich längere Zeit (eine Woche) abstinent bin, empfinde ich einerseits Stolz, andererseits Neid gegenüber den Personen, die trinken "dürfen". Ich möchte das ändern, habe mich nun tatsächlich für ein Leben ohne Alk und ohne Neid entschieden. Heute ist mein 5. Tag und es geht auf meinen Urlaub zu, den ich besonders fürchte. Denn im Urlaub falle ich immer in ein Loch und trinke erst recht.
    Ich würde mich sehr freuen, von euch zu erfahren, wie ihr die gefährlichen Situationen überstanden habt. Ich möchte das auch und bin so froh, hier eine alkoholfreie Zone gefunden zu haben.
    Es grüßt euch herzlich
    Wellensittich

  • Hallo Wellensittch!
    Herzlich willkommen! Ich bin auch noch nicht lang dabei. Das mit dem Loch kenne ich. an Arbeitstagen nix zu trinken war leichter als am Wochenende, wo man den ganzen Tag sinnvoll nutzen muss, oder auch eben nicht, wenn man ne Flasche aufmacht.
    Dieser Versuch ganz aufzuhören ist mir aber wirklich ernst und ich habe ganz viel gelesen über unsere Krankheit. Auch Strategien, was ich mache, wenn der Druck kommt und Alternativen, die ich mir gesucht habe. Und im Moment finde ich es toll, so viel Zeit für schöne Dinge zu haben, ohne an die nächste Flasche zu denken. Ich mache viel Sport, danach ist der Saufdruck bei mir weg, ich lese viel und jetzt am Anfang meide ich die Orte, an denen viel gesoffen wird - ach ja und ich esse. Das schmeckt mir jetzt viel besser - und nimmt mir den Druck. Was am besten funktioniert, da hab ich mich halt mal durchprobiert. Und was mir geholfen hat: Grundbausteine und Notfallkoffer. Da gibt es viele Infos hier im Forum.
    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo Wellensittich!

    Ich kann nur raten, schleunigst einen Termin bei der Suchtberatung zu machen, um auszuloten, ob und ggf. welche Therapie angezeigt ist.

    Urlaub ist sicherlich gefährlich. Da muss man besonders auf der Hut sein, insbesondere wenn man in Gegenden verreist, in denen dem Alk heftig zugesprochen wird. Auch dass sollte mit der Suchtberatung (z.B. Diakonisches Werk/Caritas) erörtert werden. Ansonsten gilt: Ein großer Bogen um Kneipen, Bars, Stadt- und Straßenfesten ... eigentlich um alles, wo gesoffen wird.

    Falls einen die Langeweile antörnt, dann unbedingt eine sinnvolle Beschäftigung suchen, wie Sport, Lesen, Spazieren, Lesen, Handwerkeln....

    Und die Grundbausteine hier nicht nur lesen, sondern auch beherzigen.

    In diesem Sinne alles Gute.

  • Hallo und vielen Dank für die Tipps. Es ist so, dass ich während des Urlaubs zuhause bin. Außerdem habe ich Beratungen schon durch. Ich war vor vielen Jahren Essgestört und das Thema Alkoholmissbrauch wurde auch angesprochen. Habe die Empfehlung bekommen "lieber gar nichts mehr zu trinken". Meine jetzige Therapeutin kennt mein Problem auch, aber sieht es m.E nicht so problematisch wie ich selbst. Jedenfalls möchte ich nun diesen Weg der Abstinenz gehen und habe ziemlich Schiss...
    Grüße Wellensittich

  • Hallo Karsten, da ich nur noch 1x im Quartal zur Therapeutin gehen kann, bin ich für diese sehr dankbar. Sie hat mich schon viele Jahre begleitet. Es gibt so viele Baustellen, dass für "Alkohol" im moment wenig Platz ist

    Grüße Wellensittich

  • Hallo Wellensittich,

    nun druckst du ja immer noch rum mit dem Alkoholmissbrauch . Oder ist das in deinen Augen das selbe wie Alkoholiker ? Wo siehst du dich ?

    Solltest du Alkoholiker sein , entscheidet das sicherlich nicht deine Therapeutin, ein Arzt oder sonst wer .Das muss von dir kommen .

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut, ist das nicht dasselbe?
    Du hast recht mit dem Rumdrucksen. Es ist wahrscheinlich leichter, das Adjektiv "alkoholabhängig" (so würde ich mich bezeichnen) zu gebrauchen. Das Wort "Alkoholokerin" wirkt doch noch bedrohlicher auf mich. Mich so zu benennen, ist komisch, aber Realität. Ich bin Alkoholikerin.

    Grüße
    Wellensittich

  • Hi Wellensittich,
    der Grat zwischen Alkoholmissbrauch und Alkoholiker ist für mich sehr eng.
    Missbrauch habe ich viele Jahre betrieben,aber erst als ich erkannt habe das
    ich,ein Mensch mit noch Fam,Arbeit,Haus genauso Alkoholiker bin,wie der Penner im Stadtpark konnte ich etwas für mich tun.Diese Erkenntnis ist mir schwer gefallen.Aber dadurch konnte ich die nächsten Schritte tun.Sucht-
    beratung,Selbsthilfegruppe real und hier das Forum sind dafür wichtige
    Bausteine.Ich wünsche dir viel glück auf deinen Weg.Glaub mir,es lohnt.
    Atze

  • Hallo Wellensittich,

    gerade wenn du viele Baustellen hast würde ich dir sehr ans Herz legen eine Suchtberatungsstelle aufzusuchen. Dort wirst du nämlich - das ist meine Erfahrung - Menschen finden, die dir sehr effektiv helfen können, komplizierte Situationen zu entwirren und inmitten vieler Probleme einen guten Weg zu finden. Das lohnt sich sehr und um so mehr, wenn auch durch Nüchternheit allein noch nicht alles geklärt sein mag - solche Situationen gibt es ja häufig...

    Allerdings, je komplizierter deine Situation auch sein mag, Alkohol kann alles ja immer nur noch unübersichtlicher und unlösbarer machen, weil er deine Kraft, irgendwas anzugehen, sabotiert...

    Ich wünsch dir ganz viel Kraft und einen klaren Weg. Laß dir helfen den zu finden!

    LG

  • Hallo!
    Suchtberatung würde ich Dir auch empfehlen. Bei mir waren die ersten Gespräche kostenlos und wirklich gut. Da kann man schauen, wo man steht und was man genau braucht. Ich hatte auch Probleme, mich als Alkoholikerin zu bezeichnen. Aber was soll ich rumeiern. Es ist eine ernstzunehmende Krankheit. Und seit ich mir diese Krankheit eingestehe, kann ich sie gezielt behandeln. Vorher was auch Abstinenz bei mir so ein Rumgeeiere. Und jetzt eben nicht mehr.
    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo,

    Calida78 hat folgendes geschrieben

    Zitat

    Und seit ich mir diese Krankheit eingestehe, kann ich sie gezielt behandeln.

    Das ist mMn, die wichtigste Erkenntnis am Anfang. Ohne diese, geht oft überhaupt nichts!

    Die Suchtberatung, mit anschließender ambulanter Langzeittherapie, hat bei mir übrigens die Rentenversicherung übernommen. Dazu aber am Besten, vorher mal beim Träger genau informieren.

    Alles Gute
    Andi

  • Danke an alle!
    Ich habe vor einiger Zeit schon mal Adressen von Beratungsstellen in meinem Umfeld bekommen. Die werde ich mal wieder hervorkramen und mich dort vorstellen. hab ja bald Urlaub, also genug Zeit dafür :)
    Liebe Grüße!

  • Hallo Karsten
    den Tipp finde ich sehr gut. Ich weiß nur nicht, wie ich es praktisch angehen soll. Die Berichte der langjährigen Trockenen liegen oftmals schon Jahre zurück. Kann ich zu einem Beitrag etwas schreiben, der schon so lange zurückliegt? Ich bin sehr "Forenunerfahren", aber so langsam blicke ich hier durch und werde deinen Rat beherzigen.
    Grüße Wellensittich

  • Hallo Karsten,
    im Moment lese ich viel im Forum und ich weiss grad gar nix zu schreiben. Bin von manchen Menschen so beeindruckt, dass ich nicht weiß, ob ich mich gut oder schlecht fühlen soll. Ich merke, dass es bei mir wohl noch nicht so "Klick" gemacht hat. Es ist mir sehr unangenehm, bin doch schwächer, als ich dachte...

    Wellensittich

  • Hallo,
    nachdem der Wellensittich abgestürtzt ist, möchte ich heute mit Tag 1 beginnen. Flügel sind noch in Ordnung, es kann wieder losgehen :)
    Gestern war ich sehr wortkarg, ist mir auch sehr unangenehm...
    Die Gedichte, die man hier im Forum lesen kann, finde ich sehr schön, da werde ich öfter mal reinschauen.
    Schade, wäre gerne schon bei einer "höheren" Zahl angekommen, aber wie sagt man so schön: "Aufgeben gildet nicht!"

    Liebe Grüße Wellensittich

  • Hallo Wellensittich,

    du schreibst

    Zitat

    Ich merke, dass es bei mir wohl noch nicht so "Klick" gemacht hat.

    Wie sieht es denn heute damit aus? Was wäre der "Klick" für dich ganz persönlich?

    Grüße,
    Thalia

  • Hallo,

    Zitat

    Nur fehlt mir in deinem Beitrag irgendwie die Erntshaftigkeit.

    Es ist nicht die fehlende Ernsthaftigkeit. Der Smily sollte bedeuten, dass es mir heute besser als gestern geht, dass ich mehr Mut schöpfe.

    Zitat

    Wie sieht es denn heute damit aus? Was wäre der "Klick" für dich ganz persönlich?

    Den persönlichen "Klick" habe ich noch nicht gefunden. Es ist mein Verstand und das Lesen diverser Bücher, die mir klarmachen, dass ich NICHT mehr trinken sollte. Denn bei einem Glas bleibt es einfach nicht. Und jetzt möchte ich dafür kämpfen, dass es erst gar nicht mehr zu dem Glas kommt.
    Die Ernsthaftigkeit ist da, der Weg noch nicht ganz klar.

    Grüße
    Wellensittich

  • Hallo Karsten,
    ich habe mich in Büchern wiedergefunden. das ist für mich wichtig. Ich bin kein Luftgeist (so wurde ich mal beschrieben), sowas wie mich gibt es tatsächlich. Damit meine ich Kontrollverlust, heimliches Trinken, miittags schon an Alk denken...
    Tausendmal habe ich gelesen, dass Alkohol ein Zellgift ist. Oft genug gehört, dass Kinder von Alkoholikern mehr suchtgefährdet sind. Dann leider irgendwann versucht, Probleme wegzutrinken. Spannungen, Unsicherheit, Minderwertigkeiten blablabla... Jedenfalls habe ich gestern abend gemerkt (beim Lesen eines Buches über das Thema), dass es überhaupt keeinen Sinn macht, darüber nachzudenken, warum andere trinken können, ohne abhängig zu werden. Ich bin total abhängig, das kann ich nicht ändern, ich kanns nicht wegdiskutieren. Kontrolliert trinken geht auch nicht. Und das weißich schon sehr lange. Also habe ich fester denn je beschlossen, gar nichts mehr zu trinken. das bedeutet aber auch, Spannungen etc. anders zu lösen. Das ist nun die große Herausforderung. Meine Seele schreit nach Alkohol, nicht mein Körper. Jetzt heisst es nachdenken :roll:
    Hoffe, dass Smilie kommt nicht falsch an...

    Liebe Grüße
    Wellensittich

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