Angst vor Co-Abhängigkeit

  • Hallo, ich bin Trixy.
    Ich bin Partnerin bzw. Nicht-Partnerin (Ja, das ist die große Frage) eines Alkoholikers.
    Ich habe mich in letzter Zeit sehr mit dem Thema Co-Abhängigkeit befasst und festgestellt, dass ich kein co-abhängiges Verhalten zeige, soweit ich das einschätzen kann. Bei der Recherche hatte ich anfangs das Gefühl, alle Angehörigen und Partner von Alkoholikern sind per se co-abhängig. Das hat mich sehr verunsichert. Ich erhoffe mir hier jedoch, Rat und Erfahrungsaustausch zu bekommen, grade von Nicht(-mehr)-Co-Abhängigen-Partnern bzw. auch abstinenten Alkoholikern. Mir geht es vor allem darum Dinge zu verstehen, eventueller Co-Abhängigkeit vorzubeugen, Risiken einzuschätzen im Umgang mit einem „frisch“ abstinenten Alkoholiker.
    Bei vielen Angehörigen geht es ja oftmals um den Absprung, Trennung ist manchmal nötig. Das hab ich hinter mir. Eine lange Trennung liegt hinter uns. Aber jetzt habem wir wieder Kontakt, er wartet auf die Kostenzusage und einen freien Platz in der Langzeittherapie. Wir sind uns einig, dass ich diese Zeit dann nutze und erst danach eine Entscheidung treffe, in wie weit ein gemeinsames Leben „wieder“ möglich ist und was ich kann und will. Die Frage ist also nicht, wie komme ich da raus, sondern wie erkenne ich, ob ich Gefahr laufe, wieder reinzurutschen? Kann man je ohne Angst zusammenleben? Wird das besser, je länger der Partner trocken ist? Denn grade die permanente Angst um ihn war für mich das Schlimme, aber er war vorher auch noch nie bewusst abstinent.

  • Liebe Trixi,

    herzlich Willkommen hier :)

    Ich verstehe dein Dilemma.

    Zitat von Trixy

    Wir sind uns einig, dass ich diese Zeit dann nutze und erst danach eine Entscheidung treffe, in wie weit ein gemeinsames Leben „wieder“ möglich ist und was ich kann und will. Die Frage ist also nicht, wie komme ich da raus, sondern wie erkenne ich, ob ich Gefahr laufe, wieder reinzurutschen? Kann man je ohne Angst zusammenleben?

    Doch, genau das IST die Frage :) Du bist mittendrin.

    Es braucht eine Menge Zeit da "rauszukommen" - innerlich. Mehr als man denkt, meistens. Du beschäftigst dich mit exakt den Fragen, die man sich stellt, wenn man verstrickt und ganz und gar noch nicht abgesprungen ist.

    Deshalb meine Idee: komm doch erst einmal wirklich raus, bevor du dich mit den Fragen des erneuten Reinrutschens beschäftigst und wie du mit ihm umgehen sollst, falls, wenn, hätte würde, wäre ...

    Wenn er in einem Jahr erfolgreich abstinent lebt und du ihn dann immer noch willst, gib der Sache eine Chance. Ich halte so etwas nicht per se für unmöglich.

    Du wirst dich nicht grundlos von ihm getrennt haben - warum willst du wieder da rein? Was ist deine Motivation, wenn du dich ganz ehrlich selbst befragst?

    Die Aussicht auf LZT kann auf einen Co wirken, wie Kekse beim Krümelmonster ... es ist sooo verführerisch, wenn einem die lang ersehnte Möhre vor die Nase gehalten wird.

    Ich wünsche dir vel Glück mit der Entscheidungsfindung!

    Ahoi

  • Hallo Trixy,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Ich sehe es ähnlich wie Ahoi, die Zeit während seiner Langzeit, solltest du für dich nutzen, um zu sehen wie tief du verstrickt bist, und was du für dich willst.
    Es ist ganz wichtig, das jeder etwas für sich tut, und an sich arbeitet.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Danke für eure Begrüßung!

    Ja, natürlich, steck ich da gedanklich wieder drin. Aber ich habe noch keine Zugeständnisse gemacht und das trau ich mich auch momentan nicht.
    Wir hatten 5 Jahre keinen Kontakt und ich habe auch nicht gedacht, dass es wieder dazu kommen würde. Die Jahre zuvor haben mir in diesem Zustand gereicht. Ich will "da" überhaupt nicht mehr rein!
    Ich habe allerdings nicht aufgehört ihn zu lieben. Doch Liebe allein reicht nicht, das weiß ich.
    Kann man das denn so pauschal sagen? Wenn er in einem Jahr noch trocken ist, kann man mal gucken? Selbst "einfach trocken" ist mir eigentlich zu wenig. Er ist jetzt 4 Wochen trocken, ambulante Therapie begonnen, wartet auf die stationäre. Ich will mir jetzt kein Urteil erlauben, ob er das schafft oder nicht. Wäre auch unfair, oder? Er sagt, er mache es, ob ich danach da wäre oder nicht. Aber er hoffe natürlich, dass ich nicht wieder ganz aus seinem Leben verschwinden würde. Jaaa, ich weiß, die können viel sagen.

    Aber wie geh ich denn vor? Ich will ihm nicht sagen, wenn das und das so läuft, dann könnte ich mir das und das vorstellen. Auch wenn ich mir selbst darüber im Klaren wäre.
    Soll ich den Kontakt erstmal wieder abbrechen, reduzieren? Suggeriere ich ihm mit dem Kontakt schon, dass es Hoffnung gibt und laufe Gefahr, dass er es doch nur deswegen macht?
    Darf man ihm beistehen (Kontakt halten) oder muss er das ganz alleine auf die Kette kriegen, nach der LZT?
    LG

  • Klar, verstehe ich alles, Trixi.

    Aber hör dir einfach selbst zu: Einerseits bist du noch gebeutelt von den Erlebnissen an seiner Seite, andererseits fragst du dich bereits, ob du wieder eine Beziehung mit ihm führen willst. Einerseits reicht dir ein Jahr Abstinenz nicht, andererseits willst du jetzt schon wissen, wie du nach der LZT mit ihm umgehen sollst ... Du willst nicht rein und willst nicht raus. Abstand wäre vielleicht keine schlechte Idee, angesichts deiner Unklarheit.

    Vier Wochen Nüchternheit sind bestimmt ein guter Anfang, aber meiner Erfahrung nach noch kein echtes Aufatmen wert. Häufig fangen die Schwierigkeiten erst danach wieder an, wenn die erste Euphorie gewichen ist und der Alltag oft die bewusste Entscheidung gegen das Trinken fordert. Ich habe das mehr als einmal mitgemacht und erst nach 12 jahren was daraus gelernt :/

    Wie sollst du vorgehen? Ich weiß es nicht. Die Liebe ist immer so ein schlagkräftiges Argument gegen den unromantischen Rat: "Such dir jemanden, der nicht trinkt." ... Wären wir befreundet, würde ich dir das raten und dir erzählen, was auf dich zukommen kann und wie du dich selbst verlierst und was das Versprechen eines nassen Alkoholikers wert sind ... aber das weißt du ja alles selbst. Ihr wart schließlich schon ein Paar.

    Zitat von Trixy


    Aber wie geh ich denn vor? Ich will ihm nicht sagen, wenn das und das so läuft, dann könnte ich mir das und das vorstellen. Auch wenn ich mir selbst darüber im Klaren wäre.

    Warum willst du das nicht? Um ihn zu schonen oder ihn nicht unter Druck zu setzen? Und wo bleibst du? Falls einer der beiden Antworten zutrifft, bevormundest du ihn in Gedanken. Er ist erwachsen und darf selbst entscheiden, wie er mit einer klaren Ansage umgeht.

    Zitat von Trixy

    Suggeriere ich ihm mit dem Kontakt schon, dass es Hoffnung gibt und laufe Gefahr, dass er es doch nur deswegen macht?
    Darf man ihm beistehen (Kontakt halten) oder muss er das ganz alleine auf die Kette kriegen, nach der LZT?
    LG

    Mach dir nichts vor: Ob du an ihm klebst wie Florence Nightingale oder ihn verlässt - er muss es so oder so alleine schaffen! Da haben wir Geliebten mit Rettungwahnvorstellungen leider viel weniger Einfluss drauf, als wir denken.

    Merkst du was? Du glaubst echt, seine Rettung hängt von dem ab, was du sagst oder tust. Das ist Co-Denken. So viel zur Frage, ob du drinsteckst ...

    Ich weiß, es klingt irgendwie alles nicht sehr hoffnungsvoll und menschenfreundlich, was ich schreibe. Und letztlich ist es auch egal, wie ich das sehe. Es geht darum, was DU willst, wie DU leben möchtest. Mach das nicht abhängig von den Entscheidungen deines Freundes - die vielleicht sehr unübersichlich ausfallen können.

    Liebe Grüße

    Ahoi

  • Hallo Trixy!

    Schön, dass du hier bist bist! :)

    Ich glaube wir leben 95 % unseres Lebens entweder in der Vergangenheit oder der Zukunft und die wichtigste Zeit unseres Lebens, die Gegenwart, ignorien wir fast vollständig.
    Deine Gedankengänge und auch deine Fragen kann ich sehr gut verstehen, du solltest dich nur wirklich fragen, warum du darauf schon eine Antwort suchst. Du weißt ja gar nicht wie sich die nächsten Wochen oder Monate entwickeln, wie er sich entwickelt. Warum wartest du nicht einfach ab und schaust was passiert. Wie er sich verhält. Ist er offen zu dir? Redet er mit dir auch über seine Ängste, Gefühle und auch über die Therapie? Wie entwickelt sich die Zweisamkeit zwischen euch? Was fühlst du? Am sichersten bist du, wenn du versuchst diese wieder entstandene Verbindung ganz objektiv zu betrachten, so wie sie wirklich ist. Lasse nicht zu, dass Vergangenes deinen Blick vernebelt und über eines musst du dir im Klaren sein, man rutscht sehr sehr leicht wieder in alte Verhaltensmuster, wenn man nicht aufpasst.

    Musst du ihm denn etwas sagen? Ich finde nicht, dass du das musst, ganz einfach weil du ja auch nicht hellsehen kannst. Tut dir der Kontakt zu ihm gut? Fühlst du dich dabei glücklich? Und warum willst du ihm beistehen, bzw. was meinst du damit? Ihm wieder alles abnehmen, aufpassen, dass er nicht wieder trinkt?

    Meine ganz persönliche Meinung ist, dass deine Gedankengänge ein bisschen auf die schiefe Bahn geraten. Du denkst wieder nur an ihn. Eine wirklich glückliche Beziehung könnt ihr aber nur dann führen, wenn ihr zwei selbstständige Menschen seid, die vielleicht irgendwann auch wieder gemeinsame Ziele haben (was ich jetzt aber noch für verfrüht halte).

    Egal wie du dich auch verhältst, du hast keinen Einfluss darauf wie er die Sache sieht. :) Auch wenn du den Kontakt abbrichst, könnte es sein, dass er es nur für dich macht, weil er sich trotzdem Hoffnungen macht. Merkst du die Schwierigkeit..?! :lol: Du bist auch nicht dafür verantwortlich wie er denkt, was er hofft oder wovor er Angst hast.

    Warum nicht einfach den Moment genießen, ohne den Kopf glühen zu lassen und schauen was er für dich tut. Reden können immer alle gut, aber wirklich interessant wird es dann, wenn er an dich denkt, er dir etwas Gutes tun will, aufmerksam ist, dir zuhört... Das sind eigentlich immer sehr gute Indikatoren, um herauszufinden ob jemand nur blabla macht oder ob wirklich etwas dahinter steckt. Im Moment hat er wohl erstmal mit sich selbst genug zu tun. Vielleicht solltest du es ebenso halten und Dinge tun, die dir Spaß machen. Du solltest nicht wieder dein ganzes Leben auf ihn fokusieren.

    LG Syrinx :)

  • Hey Ahoi,
    nein, die Rettung hängt auf keinen Fall davon ab, was ich sage. Aber die Form von Manipulation, meiner Meinung nach, hochgradiges Co-Verhalten, die dadurch entsteht, lässt einen viel schwieriger erkennen, worum es dem Alki tatsächlich geht. Deswegen möchte ich das vermeiden. Wenn ich nicht weiß, was ich will, sag ich auch nichts. Holzweg???

    Ich trage absolut keine Verantwortung für sein Scheitern oder Trockenwerden und habe das auch nie getan. Ich werde nicht mit einem nassen Alkoholiker zusammen sein. Ich führe seit knapp 6 Jahren KEINE Liebesbeziehung zu ihm und tu das auch grad nicht. Ich habe mein eigenes Leben, das ich nicht vernachlässige. Ich nehm ihm keine Arbeit ab. Er regelt alles alleine. Lediglich verzichte ich auf Alkohol in seiner Gegenwart, ob gegessen oder getrunken, was ich selbstverständlich finde. Ich bin mit diesem Menschen und seiner Familie quasi aufgewachsen und kannte ihn bereits bevor es bergab ging. Natürlich liebe ich diesen Menschen. Und ja, wir waren ein Paar. Das heißt aber nicht, dass ich automatisch jetzt eine Liebesbeziehung will oder mir vorstellen kann. Ich bin ja damals gegangen, weil ich Co-Abhängig geworden bin. Die Auseinandersetzung damit, "geht das überhaupt", "wie könnte das aussehen", "was käme auf einen zu", "trau ich mir das zu", "will ich das", beginnt ja grade erst.
    Seine Mutter und seine Ex-Freundin sind/waren stark co-abhängig. Das ist schlimm und so will ich nicht werden.

    Denkst du, dass per se alle Partner von Alkoholikern Co-abhängig sind/werden? Wenn nein, was muss passieren oder wie muss jemand/die Situation sein, dass es nicht dazu kommt oder so ist?
    Nach den Grundbausteinen für Cos hier im Forum sehe ich und andere Freunde keine co-abhängiges Verhalten bei mir, momentan nicht, vor 6 Jahren und davor tw schon.
    Ich wurde sofort vor Co-Abhängigkeit gewarnt, als er vor Wochen wieder Kontakt aufnahm. Deswegen beschäftige ich mich damit jetzt nochmal genauer und reflektiere natürlich auch mit Abstand die Vergangenheit, denn da war ich auch einfach noch n Tick jünger.
    Dein Rat hört sich so nach "Nimm die Beine in die Hände und renn!" an und das kann ich tatsächlich auch verstehen. Aber ich muss erst für mich ausloten, ob es tatsächlich keinen Weg gibt, ohne mir selbst zu schaden. Ich glaube daran, dass es Abstinente Alkoholiker gibt, die Partner haben, die nicht co-abhängig sind oder meinst du, dass sie es nur gut verstecken? Bitte gerne ehrlich!
    Ich werde mich jedenfalls nochmal einer Analyse unterziehen müssen, und wenn es nicht möglich ist, werde ich wohl die Konsequenzen ziehen. Deine Argumentation greift mich jetzt allerdings noch nicht so. Ferndiagnose is natürlich auch etwas schwierig. Aber gerne harte Worte oder auch provokante Fragen, das hilft zu reflektieren.
    LG

    Hallo Syrinx,
    du hast natürlich vollkommen recht, es sollte um die Gegenwart gehen. Ich merke nur, dass die Gespräche mit ihm auch über früher, warum ich ging und was da so passiert ist, schon sehr heilsam sind, grade weil er vieles jetzt trocken auch versteht. Ich denke, ich hatte schon noch Verarbeitungsbedarf. Ich finde es auch wichtig, Vergangenheit abzuschließen, bevor man in die Zukunft schaut. Die Zukunft ist natürlich vollkommen unklar und es gibt keine Garantie für nichts. Vielleicht lass ich mich auch zu verrückt machen, dass ich jetzt in der Gegenwart was falsch machen könnte, was dann in der Zukunft wieder kompliziert wird. Aber mir gehts eigentlich ganz gut und ich mach mir auch grad keine Sorgen um ihn. Es machen sich halt andere Sorgen um mich, weil - wie du sagst - es so leicht geht... deswegen allein sollte ich mich damit beschäftigen. Denke ich. Danke, für deine Einschätzung!
    LG

  • Hallo Trixy,

    bienvenue welcome....

    Ja, die Liebe.
    Dieses grosse Wort, ohne Anfang ohne Ende, Alles fuer Nichts. Was kann man gegen Liebe einwaenden?

    Meine ex Partner liebe ich alle noch, so und irgendwie. xy ebenso, so und irgendwie. Diese Liebe darf aber auch so stehenbleiben, sie darf ein wenig verblassen, wenn sie eine Zeitlang nicht gelebt wurde.

    Erneut den Atem einhauchen ...macht das die Liebe lebendiger oder gibt es Dir ein lebendigeres Gefuehl?

    Nach Beendigung einer Beziehung damals benoetigte ich so um fuenf Jahre um zu akzeptieren. Doch auch ich stelle mir derzeit vor wie es waere xy wiederzusehen.

    Probier es aus, es kann klappen oder Du drehst noch eine weitere Runde. Keiner weiss es. vier Wochen Trockenheit ist fuer Leute wie Dich und mich wenig.

    Ihr hattet die letzten Jahren keinen Kontakt, nun ist er in der LZT. Frage: wie ist der Kontakt nun zustandegekommen?

    Dir nochmal ein herzlichies willkommen hier, leb Dich in Ruhe ein.

    Gruss
    Rhein

  • Hallo Rhein,

    ja, die Liebe... Was soll ich sagen, ich wusste nicht, dass sie noch da ist, bis sie wieder da war.

    Er ist noch nicht in LZT, er ist nach der Entgiftung jetzt zuhause, wartet auf einen Platz.

    Er hat mich angeschrieben, über fb, Nummern hatten wir keine mehr voneinander. Dann haben wir uns irgendwann getroffen. Also auch schon kurz vor der Entgiftung, als er auch da noch auf n Platz gewartet hat. Jetzt sehen wir uns etwas regelmäßiger.

  • Guten Morgen Trixi,

    Zitat von Trixy


    Denkst du, dass per se alle Partner von Alkoholikern Co-abhängig sind/werden? Wenn nein, was muss passieren oder wie muss jemand/die Situation sein, dass es nicht dazu kommt oder so ist?

    Das weiß ich nicht. Die Angehörigen, die ich in SHGs kennengelernt habe, waren es. Die, die es nicht sind, brauchen vermutlich auch keine Gruppe ...

    Zitat von Trixy

    Dein Rat hört sich so nach "Nimm die Beine in die Hände und renn!" an und das kann ich tatsächlich auch verstehen. Aber ich muss erst für mich ausloten, ob es tatsächlich keinen Weg gibt, ohne mir selbst zu schaden. Ich glaube daran, dass es Abstinente Alkoholiker gibt, die Partner haben, die nicht co-abhängig sind oder meinst du, dass sie es nur gut verstecken? Bitte gerne ehrlich!

    Ach nee, rennen musst du nicht, du bist ja noch nicht am Ende :)

    Ein (erprobter) abstinenter Alkoholiker käme für mich als Partner durchaus in Frage! Ich habe hier und in meiner real-life SHG einige kennengelernt und sie waren wirklich starke Persönlichkeiten, die absolut fähig sind, Beziehungen zu führen.
    Ich glaube, da muss auch der Co nichts verstecken, weil er sich bei einem nicht-süchtigen Partner gar nicht wie ein Co aufführen muss. Aber für einen unreflektierten Co wäre so ein Partner vermutlich auch gar nicht interessant und umgekehrt.

    Ich glaube übrigens auch, dass man es unter Umständen gemeinsam schaffen kann.

    Du aber bist an einem Punkt, an dem du noch die Wahl hast, dich überhaupt darauf einzulassen. Ich schildere dir einfach meine persönlichen Überlegungen, ohne dass sie auf dich zutreffen müssen. Ich will dir auch nichts ausreden - was mir ohnehin nicht gelänge.

    Ich selbst würde mich in deiner Situation fragen, ob ich wirklich eine Beziehung mit einem gerade kurz vor der LZT-Therapie stehenden Alkoholiker eingehen will. (Ebenso, wie ich mich prinzpiell fragen würde, ob ich eine Problem-vorprogrammierte Beziehung z.B. zu einem Mann, der auf einer Ölbohrplattform arbeitet oder verheiratet ist, führen möchte ...)

    Die Voraussetzungen dieser Beziehung sind ein ungleiches Setting: Du gesund und bereit alles auf Rot zu setzen, er noch verstrickt und gefangen in der Sucht, den ersten Schritt in eine nüchterne Welt gehend. Er ist noch krank. Er muss sich helfen, genesen, an sich denken. Ob da überhaupt die tiefen Ressourcen für eine Partnerschaft da sind, weiß ich nicht.

    Dein Freund wird vermutlich und zu Recht (!) nun sich erst einmal zum Mittelpunkt seines Lebens machen, wenn sich in seinem Kopf ein Schalter umgelegt hat. Er wird sich um sich selbst kümmern, kämpfen müssen, sich verändern, sich an die erste Stelle seines Lebens setzen, weil es um ihn geht, gehen muss. Klingt gut, aber ich wüsste, dass in dieser Phase wenig Kapazitäten für mich und meine Sorgen da wären- meine Bedürfnisse während dieser (langen Phase) würden nicht gleichberechtigt an erster Stelle stehen. Denn mir wäre die Gesundung des Geliebten wichtiger als meine eigenen Wünsche. Alleine darauf hätte ich schon keine Lust und Kraft - ich bin einfach zu egoistisch dafür geworden.

    Dann noch die leider realistische Möglichkeit, dass Rückfälle kommen etc. Der Schmerz, den das mit sich bringt, die Kraft, die es kostet, wieder aufzustehen, sich zu überlegen, wie es weitergehen soll, die Enttäuschung der Frust ... Und dann steigst du wieder aus? Echt? Nach nur einem Rückfall? Nachdem du all das andere mitgemacht hast? Einfach wegschmeißen, das was du an Kraft und Zeit und Zweifeln investiert hast? Und dann ist da ja noch die Liebe ... bleibt man konsequent, wenn man so sehr liebt?

    Letztlich muss er in dieser Zeit an sich denken. Und ohne es im verliebten Schädel zu merken, dreht sich wieder alles um ihn. Jedenfalls besteht die Gefahr.

    Für mich wäre das nichts mehr. Die Risiken einer solchen Partnerschaft würden bei einer nüchternen Bilanz überwiegen. Und meine romantischen Gefühle waren bislang leider nicht mein bester Ratgeber ...

    Einen schönen Tag wünsche ich dir!

    Ahoi

  • Danke Ahoi, deine Überlegungen sind alle sehr logisch und viele deiner Gedanken sind auch meine. Nur fehlen mir einige Antworten und die muss ich mir vielleicht selbst geben. Ich bin gerne konsequent, schwierig wirds aber, wenn man keine Ahnung hat, was man will und was richtig ist.

    Bis zu den ersten Treffen stand meine Überzeugung, nie so ein Risiko einzugehen und mit einem trockenen Alkoholiker zusammen zu sein.
    Doch jetzt bin ich mir nicht sicher, ob es nicht genauso ein Risiko ist wie in jeder anderen Beziehung auch. Dass eine Beziehung aus verschiedenen Gründen nicht klappt, der Partner schlecht für einen ist, man nicht geht, weil seine Schmerzgrenze nicht erreicht ist... Das alles gibt es freilich auch ganz ohne Alkohol.

    Zitat von Ahoi

    Ein (erprobter) abstinenter Alkoholiker käme für mich als Partner durchaus in Frage!


    Was ist denn ein erprobter abstinenter Alkoholiker? Wenn ich hier im Forum lese, dann gibt es die typische Rückfälle nach einem Jahr, oder die typischen Rückfälle im dritten Jahr, aber auch die Rückfälle nach 10, 15, 20 Jahren.
    Viel mehr als die Zeit, denk ich, ist die Einstellung des abstinenten wichtig! Das meinte ich auch im anderen Post mit: ein Jahr einfach nur trocken reicht nicht.
    Ich lese hier bei den Alkoholikern auch immer wieder, der Grund für einen Rückfall sei meist das Aufgeben der 1. Priorität "eigene Nüchternheit". Das klingt für mich sehr plausibel. Das kann ich nun absolut nicht beeinflussen und
    für mich ist wichtig, dass es nicht meine Priorität wird, sondern ganz alleine seine bleibt.

    Zitat von Ahoi

    Ich glaube übrigens auch, dass man es unter Umständen gemeinsam schaffen kann.


    Unter Umständen... ja, bestimmt. Und ich muss ja gar nicht, ich könnte mir das "Schaffen" ja auch sparen. Später "einsteigen", wenn er erprobter ist, was auch immer das heißt. Wenn er wieder n Führerschein und ne Arbeit hat? Oder halt auch nicht, wenn ers nicht schafft, rückfällig wird.
    :lol: Haha, das würd ich vielleicht tatsächlich jemandem raten. Aber es klingt halt auch irgendwie unsinnig. Also, irgendwie richtig, aber halt schwierig. Is halt wirklich die andere Frage, geht man wenns nicht läuft? Wie definiert man "es läuft nicht"?
    Was investiert man? Natürlich Lebenszeit. Und das ist nunmal so, bei egal wen man liebt! Wo du deine Liebe investierst, investierst du dein Leben. Doch sollte man tatsächlich Opfer bringen? Das hat auch nichts mit der Sucht zu tun. Man muss halt mit dem anderen besser sein. Sonst kann man auch allein bleiben. Doch es sind grade so viele Dinge im Umbruch, es wird bestimmt die nächste Zeit einige Veränderungen geben bei ihm und da kann ich, glaub, grad noch nichts zu sagen.

    Vielleicht muss ich mich einfach mal genauer beobachten, wie es mir geht, bei ihm, ob es Situationen gibt, wo ich mich nicht wohl fühle und so...und wie ich definieren würde "es läuft nicht". Wo liegt eigentlich meine Schmerzgrenze und/oder wo sollte sie liegen?

    Auch dir einen schönen Tag,
    Trixy

  • Liebe Trixi,

    klar kann es in jeder Beziehung kacke laufen. Man kann lediglich schauen, ob die bestehenden Umstände den steten Quell von Unglücklichsein nicht wesentlich wahrscheinlicher machen.

    Deshalb sagte ich ja auch, dass ich zum Beispiel - trotz noch so großer Verliebtheit - keine Beziehung mit einem verheirateten Mann oder anderem Problembären beginnen wollen würde. Ebenso würde ich mich mit einem Mann, der wie ich einen Job und Führerschein hat, wohler fühlen, als mit einem, bei dem einfach zu viele grundsätzliche Baustellen auf dem Zettel stehen. Da wäre mir die Augenhöhe wichtig. Ich möchte wissen, dass mein Partner für sich sorgen kann.

    Auch würde ich mich sicherer fühlen, wenn mein Freund seit fünf Jahren trocken ist, als seit fünf Wochen ...

    Ich habe einfach keinen Bock mehr, mir den Schmerz einzuladen. Okay, wenn ich in einer Beziehung bin und ein Problem entsteht, laufe ich nicht weg, aber ich bin zu verbrannt, um so einzusteigen ... das muss für dich nicht gelten.

    Du hast recht: Selbst mit den bombigsten Voraussetzungen kann alles schief laufen :)

    Die Sache mit der Schmerzgrenze ist so schwierig, weil es einem ja oft wie dem vielzitierten Frosch geht, der den langsamen Temperanturanstieg des Wassers gar nicht als Schmerz empfindet.

    Du wirst das schon machen, egal ob es gut geht oder nicht! Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn du uns an deinen Erfahrungen teilhaben lässt.

    Liebe Grüße
    Ahoi

  • Hallo ihr Lieben,

    ich habe in der letzten Woche intensiv mit einigen Freunden (die mich sehr lange kennen) gesprochen und habe die Tage auch alte Tagebücher ausgegraben. Diese habe ich bis auf wenige Zeiträume eigentlich immer geführt, seit ich schreiben kann. Es war interessant zu sehen, wie ich damals vor z.B. 10 Jahren gedacht habe. Ich beginne langsam Struktur in mein Hirn zu bringen... welchen Fragen ich nachgehen sollte und welche Antworten ich mir selbst geben kann.

    Für ein besseres Verständnis, hier eine Kurzfassung der Vergangenheit:
    Meine Geschichte geht nun schon 16 Jahre und begann in meiner bzw. unserer Jugend. Damals war noch vieles in Ordnung und auch nicht so bedrohlich. Der Alkohol gehörte dazu, auch ich hab öfter einen übern Durst getrunken. *** und ich waren erst nur Freunde, verliebten uns aber, kamen jedoch nicht zusammen. Er war mir zu krass, er rutschte in immer heftigeren Drogenkonsum und in die Drogenkriminalität. Damals war ich froh, wenn er nur trank. Doch er reagierte oft unkontrolliert aggressiv, wenn er Schnaps trank. Oft ging es ihm schlecht und er sagte, er könne nicht aufhören. Die ständige Sorge um ihn war über viele Jahre mein Begleiter. Viele Freunde gingen, wer den Absprung schaffte, verschwand aus dem Freundeskreis und irgendwann blieben natürlich nicht mehr viele Leute übrig. Ich hatte gleichzeitig auch einen Drogenfreien Freundeskreis. Ich nahm nie Drogen außer Zigaretten und Alkohol. Er verlor seinen Führerschein. Und irgendwann stellte das Gericht ihn vor die Entscheidung: Entzug und LZT oder Knast. Ich hab ihn damals fast in den Entzug „geprügelt“. Es wurde besser, vor allem körperlich kam er wieder zu Kräften. Er nahm danach weniger Drogen und hörte auf Schnaps zu trinken, aber er trank weiter. Vielleicht war ich zu jung oder emotional zu involviert, aber ich sah das als eine große Verbesserung an. Und schließlich ließ ich mich doch auf ihn ein. Ich hatte einen enormen Einfluss auf ihn, war ich da, war alles ok, war ich nicht da, eskalierte er. Das machte mir Angst. Ich ging wegen des Studiums ein paar Monate weg und merkte in der Zeit, wie erleichtert ich war, da weg zu sein. Es hatte bei ihm nicht Klick gemacht und ich konnte ihm so auch nicht helfen. Als ich wieder kam, brach ich den Kontakt zu ihm ab. Komplett. Wir haben uns dann 5 Jahre nicht gesehen, gehört, gelesen. Selten sah ich einen seiner Freunde, die mir erzählten wies ihm ging. Keine Veränderung. Er hatte eine Beziehung mit einer anderen Frau, die allerdings selbst Drogen nahm, er trank weiter. Ich selbst hatte eine Beziehung in dieser Zeit, die nichts mit Alkohol und Drogen zu tun hatte. Aber diese ging in die Brüche. Ich dachte ab und an an ***, aber hab mich nie gemeldet oder Grüße bestellt. Die Geschichte hätte hier zu Ende sein können. Absprung geschafft.

    Nun gut, die Geschichte geht natürlich erstmal weiter, sonst wäre ich ja nicht hier. Also, was is damals passiert, dass ich mir jetzt direkt ne Selbsthilfegruppe suche?
    Die Alkoholsucht habe ich damals irgendwie gar nicht so ernst genommen also anfangs, vielleicht weil ich selbst noch so viel gefeiert hab? Wir waren ja auch noch ziemlich jung. Vielleicht weil er noch so viele andere Drogen genommen hat? Immer wieder habe ich den Kontakt abgebrochen und wir hatten teilweise Monate lang nichts miteinander zu tun oder ich war nur bei seinem Bruder und seinen Freunden. Das war mir gar nicht mehr so bewusst, dass das so ablief. Seltsamerweise habe ich in der Zeit, als ich mit ihm zusammen war, kaum Tagebuch geschrieben und erst wieder angefangen als es vorbei war. Nicht-Reflektion scheint wohl das beste Mittel zu sein, sich ins Verderben zu stürzen.
    Was war früher eigentlich das Problem? Ja, er hat getrunken. Aber das war ja seins, welches war meins? Ich glaub, das Schlimmste war, dass er nicht auf sich geachtet hat, keine Verantwortung übernommen hat. Viele Situationen waren total vorhersehbar, aber er hat sie nicht sehen wollen. Danach „Ups, dumm gelaufen“. Ich hatte also das Gefühl ihn bewahren zu müssen, vor sich selbst.
    Jetzt merk ich, dass es mich total entspannt, wenn er irgendwas sieht oder konsequent ist. Er hat seinem besten Freund erlaubt, beim Arbeiten in der Wohnung Alkoholfreies Bier zu trinken, er meint das triggere ihn überhaupt nicht. Aber die Flaschen und Kronkorken mussten trotzdem aus der Bude verschwinden.
    Es mache ihn irgendwie stutzig, dass er bis jetzt keinen Suchtdruck gehabt hätte. Außerdem wolle er momentan einfach nicht über die Vergangenheit nachdenken. Er habe einfach so viel verbockt. Ok, da wird sich seine Therapeutin schon drum kümmern. Und jetzt wär alles gut, es wär nur irgendwie langweilig. Zu viel Zeit, mit klarem Hirn ist er das ja nu auch nicht gewohnt. Für ihn mitzudenken ist sicher ein Stück weit normal, allerdings will ich nichts sagen müssen, bzw. das Gefühl haben, wenn ich nichts sage, dann wird die Situation nicht erkannt. Die Sorge um das, was passieren wird, wenn man nichts sagt, das hat mich wahnsinnig gemacht damals. Wenn er achtsam mit sich umgeht, dann rührt sich nichts und wenn mir was auffällt und ich es doch mal nicht lassen kann und nachfrage, dann hat er das alles schon geklärt oder gesehen oder sich schon Gedanken drüber gemacht. Das ist irgendwie gut und bestärkt mich, es auch immer mehr zu lassen. Er erzählt von sich aus fast alles, was er so macht oder noch zu machen hat und so, aber ich denke auch das wird weniger. Auch wenn wir uns ein paar Tage nicht sehen, bekomme ich kein schlechtes Gefühl. Ich weiß, er würde sich melden, wenn was ist. „Ich will nicht, dass du dir irgendwann nochmal Sorgen machen musst!“, sagt er. Ich versuche es ernsthaft zu verlernen. Aber das wird sicher noch so seine Zeit brauchen.

    Jetzt geh ich aber erstma schlafen.
    Lieben Gruß,
    Trixy

  • Hallo Trixy,
    und auch von mir noch ein Herzliches Willkommen hier.
    Schön, das Du hergefunden hast und auch wirklich reflektieren willst, was gerade geschieht.

    Ich will Dir einfach mal ein paar Dinge von mir und meinen Erfahrungen berichten.
    Mein Mann war beispielsweise nicht CO-abhängig, als ich noch gesoffen habe.
    Er distanzierte sich von mir, wenn ich breit war, er deckte nie mein Verhalten oder entschuldigte es gar etc.pp.
    Und er machte sein Leben nie von mir abhängig.
    Er verhielt sich grundsätzlich so, wie es CO`s hier oft geraten wird, ohne das er das Wort CO-Abhängigkeit überhaupt kannte, geschweige denn wußte, was das ist. :wink:
    (ich habe übrigens trotzdem weiter gesoffen, auch seine Distanzieung half da nix, die Sucht war tausendmal stärker !!
    Von daher glaube ich kein Stück daran, das der CO mit einem auch veränderten Verhalten was an der Alkoholsucht des Partner drehen kann.
    Es sei denn, der CO geht wirklich... das könnte evtl. noch zum Aufwachen führen, "muss" aber nicht )
    Die Persönlichkeit meines Mannes gab/gibt einfach keine CO-Abhängigkeit her, und von daher denke ich, das CO-Abhängigkeit "erlernt" ist.
    Durch Erziehung durch die Eltern, durch ein gewissen Vorleben vielleicht, evtl. ist selbst ein Elternteil suchterkrankt etc.
    Und bei Frauen kommt noch erschwerend hinzu, das ihnen oft ein gewisses Rollenverhalten aufgedrückt wurde.
    Früher noch mehr als heute.
    Um auf die Frage zurück zu kommen:
    Ja, es gibt also Menschen, die in der Beziehung zu einem Alkoholiker nicht selbst CO-abhängig werden.
    Nur die wirst Du hier eher selten finden/lesen, denn was sollten die hier? :wink:
    Wenn man kein Problem hat, sucht man sich üblicherweise auch keine SHG, denke ich.

    Kann man es zusammen schaffen?
    Ja, natürlich kann man das.
    Mein Mann und ich haben es auch zusammen geschafft.
    Er hat von der ersten Minute daran geglaubt, das ich nie wieder trinken werde.
    Ich hatte eine sehr schwere Entgiftung und er hat sich gedacht, das wird die nie wieder durchmachen wollen.
    Und das ist auch wirklich so.
    Trotzdem... es gibt auch viele, bei denen das schnell verblasst und die selbst nach sowas wieder anfangen zu saufen.
    Unsere Krankheit ist nicht einfach mit dem Willen zu steuern, sondern sie ist sehr facettenreich.
    Und auch ich bin nicht vor einem Rückfall gefeit, auch wenn ich schon viele Jahre trocken lebe.
    Aber ich kann das Risiko verringern durch entsprechendes Verhalten.
    Beispielsweise käme es für mich nicht in Frage, das jemand vor meinen Augen in meiner Bude alkoholfreies Bier trinkt.
    Mein Mann trinkt zwar auch mal ein Bier, aber das findet nicht in meiner Anwesenheit statt.
    Und wenn ich mir dann vorstelle, wie kurz Dein XY erst abstinent lebt...hauahauaha... ich halte das für sehr risikoreiches Verhalten, was
    gar nicht sein müßte.

    Nochmal zurückkommend auf die Frage, kann man es zusammen schaffen?
    Ich/Wir sind da beileibe kein Einzelfall, ich kenne auch anderere Paare, die es zusammen schafften.
    Und ich kenne ebenso Paare, wo einer CO-abhängig ist und die selbst das zusammen schafften.
    Aber das war dann auch immer mit der Arbeit an sich selbst verbunden, da mußte der CO ebenso ran wie der trocken werdende Alkie.
    Denn so eine Beziehung wird nicht allein davon wieder "gut", indem der Alkie trocken wird.
    Wer sowas glaubt, irrt sich ganz gewaltig.
    Die CO`s, die ich kenne, arbeiteten ganz aktiv daran, ihre eigene Verhaltensstörung/Sucht (wie auch immer man es nennen will :wink: ) zu stoppen.
    Die besuchten beispielsweise Wochenend-Workshops, die speziell darauf zugeschnitten sind, gingen selbst in SHG oder/und machten eine spezielle Therapie.
    Denn von allein kommt man da wohl auch kaum wieder raus.
    Ebenso wenig wie der Alkoholkrankheit aus dem nassen Stadium seiner Sucht.

    Und was ich noch anmerken möchte:
    Nicht jeder braucht auch eine Langzeittherapie und die ist KEINESFALLS ein Garant, das jemand trocken bleiben kann !
    Wenn man sowas glaubt, lebt man in einer Scheinwelt, in der nun "alles wieder gut ist", weil es gut sein SOLL.
    Weil man selbst das so glauben möchte, alles andere macht Angst.

    Allein hier schreiben immer wieder Leute, die trotz LZT nicht trocken bleiben konnten.
    Ich denke, die Chance erhöht sich wohl mit einer LZT, wenn man dort GANZ AKTIV mitarbeitet und das auch wirklich will.
    Wird jemand aber nur dazu gedrängt, weil der Partner es so will, der Arzt ihn da hin drückt oder sonstwas, dann könnte man die Kohle, die das alles kostet, auch gleich verbrennen.
    Denn dann kommt es ja nicht wirklich "von innen" und man tut es nur, weil andere das so wollen.
    Und dat wird bekanntlich nüscht.

    Ich denke, nur wer seine Trockenheit ganz nach oben stellt auf die Prioritäten-Liste, und zwar auch noch VOR DEN PARTNER, die BEZIEHUNG,
    der hat eine echte Chance.
    Wenn man das aus vollem Herzen möchte, weil man einfach nicht mehr saufen kann und will, weil man am persönlichen Tiefpunkt angekommen ist, weil es so kein weiter mehr gibt.
    UND wer vor allem auch bereit ist, Veränderungen in seinem Leben vorzunehmen.
    Denn ohne die wird es auch kaum was werden mit einer dauerhaften Trockenheit.
    Trocken werden ist kein passiver Vorgang und auch kein Therapeut der Welt kann die Alkoholsucht "heilen" oder einem was abnehmen, ein Therapeut kann einem immer nur wie ein guter Trainer zur Seite stehen, machen muss man aber selbst.

    Und genau darum geht es, Trixy
    Höre nicht hin, was er SAGT, sondern schau ausschließlich auf seine TATEN.
    Was tut er AKTIV für seine Trockenheit?
    Betreibt er Risikominimierung, hat er eine SHG (die man sich JEDERZEIT suchen kann, da muss man nicht erst auf ne LZT warten) usw. ?
    Oder labert er nur, wie gut alles wird, weil er ja nich mehr saufen will?
    Das haben wir uns nämlich alle mal gedacht und trotzdem werden immer wieder sooo viele rückfällig. :(
    Kurzum, trocken werden ist ein aktiver Vorgang, und Tun muss man tun.
    Tut er nix, dann kann ich Dir nur raten, sieh zu, das Du da so schnell wie möglich raus kommst aus der ganzen Sache.
    Denn sonst wirst Du OHNE ENDE leiden !

    Ich frage mich manchmal, wie es mir wohl gegangen wäre, wenn ich so ganz allein dagestanden hätte mit meiner frischen Abstinenz nach der Entgiftung?
    Ich hätte es ganz sicher sehr viel schwerer gehabt.
    So aber hatte ich den Rückhalt meiner Familie... meine liebe Tochter...mein Mann glaubte ebenfalls an mich... und mein Bruder auch...
    Sie standen einfach hinter mir.
    Wir waren allerdings damals auch noch sehr blauäugig, kannten nicht mal die hohe Rückfallquote.
    Aber vielleicht war das auch besser so?
    Und ich hatte ja auch nur die eine Entgiftung und konnte seitdem trocken leben.
    Meine Angehörigen mußten also nach meiner Entgiftung nie miterleben, wie es ist, wenn immer wieder Versprechungen in Sachen Trockenheit gemacht werden und nie gehalten werden.
    Denn das lässt ja dann doch sehr verzweifeln, wenn man sowas immer wieder miterleben muss und man verliert jegliches Vertrauen in den Alkohokranken.
    Und das ist ja eh schon vorher arg angeschlagen.

    So, das mal von mir dazu... wenn es etwas durcheinander geschrieben ist, bitte ich dafür um Entschuldigung. :oops: :lol:
    LG Sunshine

  • Hallo Sunshine,

    vielen Dank, dass du deine Erfahrung mit mir teilst! Ich hatte deinen Beitrag direkt gelesen, aber dummerweise keine Zeit gefunden zu anworten, sorry!

    Es ist ja doch teils ein großer Unterschied, wenn man die Erfahrungen von Angehörigen und Alkoholikern neben einander stellt. Das alles hilft mir die Dinge klarer zu sehen, danke für deine Sicht.

    Die Wichtigkeit der Reflektion ist grade auch ein großes Thema bei XY. Er ist es nicht gewohnt hinterfragt zu werden oder sich selbst zu hinterfragen. Es kostet ihn viel Überwindung mit der Therapeutin oder den Sozialarbeitern zu sprechen, da es ihm schwer fällt Dinge zu formulieren und sich auch spiegeln zu lassen. Das muss man natürlich üben. Auch deswegen hat er sich noch nicht überwunden in eine reale SHG zu gehen, er ist in einer geschlossenen Gruppe online. Aber liest glaub mehr mit, als dass er sich selbst äußert. Wie es in dieser Gruppe abgeht, weiß ich natürlich nicht wirklich.
    Ich glaube, ohne zu begreifen wie wichtig Reflektion is, ist eine reale SHG sicher auch nicht so effektiv oder kommt einen nicht so vor. Hatte in unseren Gesprächen immer das Gefühl, dass er denkt, man tauscht dort nur Erfahrungen wie Informationen aus, die man ja auch googlen kann. Ein Nachfragen oder konstruktive Kritik wird schnell als Angriff gewertet, grade, wenn er die Personen nicht gut kennt. Sich dem bewusst in einer SHG auszusetzen ist für ihn noch eher abwegig.

    Wie war das bei dir (oder auch anderen)? War dir sofort klar, du suchst dir ne reale SHG, du brauchst das oder hast du dafür auch ne Zeit gebraucht? Hab auch von Leuten gelesen, die keine hatten und gut klar kamen mit Einzelgesprächen mit Therapeuten und Freunden. Aber ich kann das nicht so einschätzen.

    Liebe Grüße,
    Trixy

  • Also je mehr ich mich mit den Erfahrungen anderer beschäftige, die Geschichten hier lese, desto besser glaube ich meine Situation einschätzen zu können.

    Nach nun einigen Wochen hier… ein paar Gedanken:

    1.Viele Muster der Alkoholkrankheit, die hier beschrieben wurden, kommen mir von früher bekannt vor. Ich lese die Geschichten der Co, vergleiche sie mit der Situation von damals, lese die Ratschläge, und denke, ja, manches war damals bei mir genauso. Ich war nicht am Ende, als ich ging. Ich hätte noch Kraft gehabt. Aber auch jahrelange Versuche von Freunden, mich davon zu überzeugen, dass es keine Hoffnung gäbe, sind an mir abgeprallt. Und dann hab ich aufgegeben, kapituliert. Ich bin gegangen, ohne den Ausdruck „Co-Abhängiger“ je gehört zu haben. Ich hatte eingesehen, ich kann hier nichts mehr machen. Das war richtig. Und wäre ich damals bereits hier gewesen, hätte ich wohl das gleiche „geraten“ bekommen, bzw jeder hätte wohl diesen Schritt für gut geheißen. Bis auf XY und seine Familie haben wohl auch alle aufgeatmet, als ich ging. Mit einem nassen Alkoholiker ist es auf Dauer nicht möglich glücklich zu werden.

    2.Co-abhängiges Verhalten ist anscheinend meistens gelernt, Vorbilder, Erziehung, Rollenbild, etc. Da frag ich mich doch, wo zur Hölle hab ich das gelernt??? In meiner Familie gab es kein süchtiges Verhalten. Mein Vater arbeitet für einen Verein der Suchtgefährdetenhilfe, vertraglich (als Vorbild) seit meiner frühsten Kindheit abstinent. Meine Eltern haben nie getrunken(also meine Mutter trinkt jetzt auch schon ma n Glas Wein) oder geraucht oder andere Drogen genommen, es wurde aber auch nichts verteufelt. Wir haben ein gutes herzliches Verhältnis in der Familie, wir gehen offen mit Problemen um, sprechen miteinander. Ich bin zur Selbstständigkeit erzogen worden, wusste aber immer, dass ich Unterstützung erhalte, wenn ich sie nötig hätte. Ich habe früh gelernt um Hilfe zu bitten und kann diese auch annehmen. Ich habe die Träume, die ich hatte, immer gelebt und mir ein Leben aufgebaut. Ich liebe meinen Job und bin sehr glücklich mit ihm. Man würde mich im allgemeinen als eine selbstbewusste Frau bezeichnen, ich kenne meine Stärken und meine Schwächen. Ich habe einen großen Freundeskreis, langjährige Freunde, seit 10, 20, 25 Jahren, lerne aber auch immer wieder gerne neue Leute kennen.

    Ich habe tatsächlich in meinen weiteren Freundeskreis, also nicht die engsten Freunde, einige dabei, die zumindest phasenweise Alkoholmissbrauch betreiben bzw betrieben haben, die meisten in ihren frühen 20ern, oft nach einer Trennung oder dergleichen. Aber wie ich finde nicht im außergewöhnlichem Maße, bzw. mehr als in anderen Kreisen auch. Trotzdem ist Alkohol schon irgendwie normal bei uns am Land.

    Ich kenne, durch die Arbeit meines Vaters, einige abstinente Alkoholiker, die jedoch alle viel älter sind als ich. Mit ihnen habe ich persönlich nie wirklich über ihre Sucht gesprochen. Trotzdem war mir seit jeher bewusst, dass es Alkoholismus gibt und Alkoholiker auch nicht nur Penner unter der Brücke sind. Vielleicht ein Reizthema?

    Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich 15 war, ich bin mit meiner Mutter ausgezogen. Meine Mutter hat lange nicht aufgegeben, jahrelange Ehetherapien. Als meine Mutter aufgab, war ich der Meinung, sie hätte früher gehen sollen, ich wollte sowas nie machen. Heute weiß ich natürlich, dass man nach sovielen Jahren, 3 Kindern und sicher auch einer gewissen finanziellen Abhängigkeit, erst geht, wenn man der Überzeugung ist, alles versucht zu haben. Aber das Scheitern der Ehe meiner Eltern hat auch nichts mit Drogen, Süchten oder psychischen Störungen oder Gewalt zu tun. Trotzdem vielleicht ein Vorbild, lieber auszuhalten, nicht einfach „wegzulaufen“, erst alles probieren zu wollen? Hm.

    Meine einzige logische Erklärung hat allerdings überhaupt nichts mit lernen oder Vorbild zu tun, sondern ist die Tatsache, dass ich einen unglaublichen Dickkopf habe. Schon immer! Wenn ich was wollte, dann konnte ich schon immer sehr stur sein. Je mehr mir jemand sagt, ich könnte etwas nicht, desto mehr ist das immer ein Ansporn gewesen, es doch zu schaffen. Allerdings muss ich sagen ist das die letzten 10 Jahre deutlich „besser“ geworden. Verloren ist nur das, was du aufgibst! War mein Lebensmotto. Jedoch habe ich gelernt, da bei Menschen eine Ausnahme zu machen. Es fällt niemanden leicht Menschen (Freunde, Partner) aus seinem Leben auszuschließen, weil sie einem nicht gut tun. Ich musste das allerdings bereits öfter tun und habe da auch kein schlechtes Gewissen mehr, da ich sowas natürlich nicht leichtfertig mache. Aber das musste ich sicherlich auch erst lernen. Vielleicht war ich auch schlicht und ergreifend zu jung, um das damals direkt zu checken.

    Also ich erkenne jedenfalls bei mir kein eindeutiges Muster (wie andere hier bei einigen Co) und bin deswegen der Überzeugung: Co-Abhängig kann jeder werden, es gibt keinen Charakter oder Lebenslauf, der solches Verhalten nun mal von Grund auf nicht hergibt. Allerdings bin ich auch der Überzeugung: Ist/war man Co-Abhängiger muss man das nicht bleiben. Ist man nicht co-abhängig, kann man es irgendwann werden, wenn man nicht aufpasst.
    Allerdings glaube ich nicht, dass die Co-Abhängigkeit wie die Alkoholabhängigkeit chronisch sein muss, sondern dass man sie überwinden kann. Die Gefahr ist allerdings riesig in alte Muster zu rutschen, deswegen bin ich hier.

  • 3.Mein erster Eindruck „alle Angehörigen seien per se co-abhängig“ ist denk ich falsch. Trotzdem sind natürlich wenige hier im Forum, um den Beweis anzutreten. Vielleicht weil auch direkt unterstellt wird, man wäre Co und natürlich weil sie auch nicht unbedingt eine SHG „nötig“ haben. Warum sollte man sich auch hier anmelden sonst? Naja, da gibt es schon einige Gründe, einige hier finden diese legitim, andere nicht. Aber es ist mir egal, falls einige denken, ich sollte nicht hier sein, mir tut es gut und ich lass mir auch kein Problem „aufschwätzen“, das ich nicht habe. Warum sollte man nur Hilfe suchen, wenn man bereits am Ende ist? Ich habe andere Foren aufgesucht und mich umgesehen und mich für dieses entschieden, ich finde die Vielfalt an Informationen und Erfahrungsberichten einfach besser und habe das Gefühl hier wird besser „betreut“ von den Moderatoren, dafür setze ich mich lieber den eventuellen Provokationen der „Über-Co“ (Nicht meine Wortschöpfung) aus, die mir in anderen Foren nicht so stark aufgefallen sind wie hier. Aber ich finde die gar nicht so schlimm. Ich selbst habe davon ja nicht allzu viele abbekommen und bei anderen les ich dann nur interessiert, wie drauf reagiert wird. Meistens sind es ja die Fragen, die einen zum Reflektieren anregen sollen. Ich stelle mir die Fragen und versuche sie mir zu beantworten. Wenn ich mich frage: Was soll DIE Frage denn? Dann überlege ich, ob ich mich, bzw. der Thread-Eröffner sich, vielleicht missverständlich ausgedrückt hat. Also, ich will auf keinen Fall sagen, dass alle, die sich hier Zeit nehmen (danke dafür) und mir Fragen zur Reflektion mitgeben Über-Co sind. Harte Worte sind schon gut und ehrlich gesagt beruhigen sie mich auch, weil ich so überprüfen kann, ob ich tatsächlich kein Co-Abhängiges Verhalten zeige. Andere Foren empfand ich manchmal schon als betüddelnd und nicht so gewinnbringend. Weil das Wachrütteln etwas fehlt. Ich hoffe, man versteht was ich meine. Sind halt, wie gesagt, MEINE Gedanken.

    4.Das jetzt und Hier – Gedanken sortieren, Sucht verstehen, Co-Abhängigkeit verstehen… das sind meine Ziele hier. Für mich. Ganz allein für mich. Mein XY weiß nicht, dass ich in einem Forum bin oder mich über die Alkoholsucht informiere. Er weiß, dass ich mir Gedanken zur Co-Abhängigkeit mache, dass ich über meine Situation auch mit Freunden spreche. Das wars aber auch schon, ansonsten reden wir selten über die Sucht oder seine Abstinenz. Natürlich zwischendurch, wenn es was neues bei der Bewilligung gibt oder er Erfolgserlebnisse hat, wie wenn er neue Leute kennenlernt und das erste Mal sagt, er würde nicht trinken und manchmal sogar sagt warum. Wir lernen uns grad quasi noch mal ganz neu kennen und da gibt es wahrlich ganz andere Themen. Bevor er in die Sucht schlitterte kannten wir uns zwar schon, aber da war er vielleicht 16, da kann man auch nicht einfach so anknüpfen.
    Er war auch damals nie schlecht zu mir, er hat mich auch im nassen Zustand nie schlecht behandelt. Aber ich habe gedacht, ich müsse ihn retten und er wollte keine Hilfe annehmen, das war mein Problem. Es drehte sich viel zu oft um ihn, also vor allem in meinem Kopf. Angst und Sorgen fraßen mich auf. Jetzt ist alles grad ganz ruhig, ich mache mir keine Sorgen, ich hab keine Angst. Ich hab mein Leben, meinen Alltag. Wir reden über unseren Tag, über meinen Job, diskutieren über Gott und die Welt. Ganz normal eben.
    Am WE werde ich meinen Geburtstag feiern, er ist immer noch nicht in der LZT, er wird mich den Tag vermutlich gar nicht sehen. Ich feiere groß, will ihn nicht da haben, er würde auch gar nicht kommen wollen. Schade irgendwie, aber auch ok. Es wird nicht die letzte Feier sein, auf die er erstmal nicht gehen wird. Aber so ist das halt.

  • Hey Trixy,

    ich denke, dass ich als Kind von meinen Eltern abhängig war. Ich hatte typische Co-Gedanken. Je älter ich aber wurde, desto mehr habe ich mich davon distanziert.
    Jetzt halte ich mich nicht für co-abhängig, weil ich mich nicht verantwortlich fühle und da nicht intervenieren möchte.
    Mir ging es lange Zeit sehr schlecht- ab Anfang 20 habe ich mich von meinen Eltern sehr distanziert. Das ist mir nicht leicht gefallen, aber es war notwendig.
    Nun. Ich fühle mich nicht verantwortlich, will nicht helfen oder bekehren... Kreise in Gedanken nicht um sie. Wenn ich mit anderen über sie spreche, äußere ich Bedauern, dass es ihnen so geht. Das wars. Mir tut es leid- aber letztlich war es ihre Entscheidung, so zu leben. Mein Leben ist anders.

    Ich denke auch, dass Co-Abhängigkeit anerzogen wird. Meiner Meinung nach aber nicht immer (manchmal schon) als Co-Abhängigkeit, sondern werden eben nur die Merkmale bzw einzelne Charaktereigenschaften anerzogen, die sich dann wunderbar in der Beziehung zum XY entfalten können.

    Inwiefern das nun alles auf dich zutrifft, kann ich nicht beurteilen. Das ist auch nicht meine Aufgabe.
    Letztlich kommt es auch nicht darauf an, welchen Status du gerade hast, sondern darauf, was du aus deinem Leben machst und welche Lebensqualität du hälst.
    Pass auf dich auf und lass es dir gut gehen. Du stehst an erster Stelle.

    LIebe Grüße
    Zimttee

  • Hallo ihr Lieben,

    ein kleiner Zwischenstand von mir:

    Die letzten Wochen ist nicht besonders viel passiert. Ich hatte viel zu tun auf der Arbeit und seh XY nicht ganz so häufig. Dieser wartet immer noch auf Bewilligung und Platz in der Klinik. Ist ein bisschen zermürbend. Weil er in der Zwischenzeit natürlich nicht so viel anfangen kann, also Arbeit suchen ist halt Blödsinn. Also renoviert er hier und da Wohnungen und erledigt Arbeiten und hilft anderen. Und hängt ab...

    Naja, er ist trocken, bisher auch keinen Suchtdruck gehabt. Aber er war immer Konflikt-Trinker und hatte bisher auch noch keine wirklichen Konflikte. Ich habe ehrlich gesagt nicht wirklich das Gefühl, dass Nüchternsein seine oberste Priorität ist, allerdings hab ich auch das Gefühl, er hat grad keine wirklichen Prioritäten, außer auf den Platz zu warten. Er meidet zwar Alkohol komplett, aber hängt immer noch mit alten Kumpels ab, die auch in seinem Beisein trinken. Ihm mache das nichts... Ich finde, er spielt unnötig mit dem Feuer. Aber wie gesagt, ich sehe ihn momentan nur 2 Mal die Woche oder so und muss auch sagen, dass ich mir das nicht geben würde. Also, ich müsste dann was sagen, wenn ich dabei wäre. Aber das is natürlich seine Sache.

    Mir gehts ansonsten super, mein Job füllt mich grade sehr aus und auch sonst gibt es viel zu tun. Ich frag ihn auch nicht, was er macht, er erzählt mir das dann immer a la "Hey, war auf dem ersten Geburtstag, ohne Alkohol zu trinken! Waren alle total betrunken und voll anstrengend." oder "Hab mit ABC die ganze Nacht gezockt, aber der war dann irgendwann zu voll, um weiter zu spielen...!". Und ich frag mich dann, warum man sich unnötig in solche Situationen bringt. Neulich bei seiner Mutter gab es so Schokoküchlein und ich les auf der Packung, dass Alkohol drin is und sag zu ihm: "Die willst du nicht!" Er riss eine Packung auf, steckte seine Nase rein und sagte: "Aber die riechen so gut!" Ich fand, sie rochen sehr nach Alkohol und ich bin da bei Süßspeisen eher unempfindlich und musste ihn dann wohl sehr entgeistert angeschaut haben, denn er sagte dann: "Davon krieg ich doch keine Lust auf Bier!" Hm, ok... Ja, keine Ahnung, ich will ihm auch nicht unterstellen, er würde seinen Alkoholismus gar nicht ernst nehmen. Aber für mein Gefühl ist mir das so zu wenig. Ich möchte kein Risiko eingehen mit jemandem, der ständig Risiken eingeht. Der Ist-Zustand ist für mich grade unbefriedigend. Nun gut: Abwarten und Tee trinken. Wir harren der Dinge, die da kommen!

    Liebste Grüße,
    Trixy

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