Ich bin 34 Jahre und meine Suchtkarriere zieht sich nun schon über 20 Jahre. Habe hier in letzter Zeit sehr viel gelesen und mich nun auch entschieden hier anzumelden, um wirklich dauerhalf standhaft bleiben zu können und etwas Austausch zu haben. Nun soll wirklich endgültig Schluss sein.
Ich habe es einfach Leid. Es kostet so viel Kraft, sowohl das Konsumieren mit allem was dazu gehört, wie auch das ständige Wiederaufhören und außerdem bin ich mittlerweile zweifacher Vater geworden. Deshalb war die letzte Absturzphase persönlich auch noch viel schlimmer für mich. Früher ging es nur um mich und meine Frau, aber jetzt hab ich zusätzliche echte Verantwortung für zwei kleine Menschen. Natürlich in erster Linie soll man für sich aufhören, will ich auch, denn nur wenn man selbst funktioniert, kann man es auch für andere.
Ich bin kein Dauertrinker, sondern ein Quartalsalkoholiker (hohe Alkohol-Toleranz), zudem Quartalskiffer (früher Dauerkiffer) und Quartalskettenraucher (früher Langzeitraucher) mit diversen zwischenzeitlichen Suchtverlagerungen. Diesen Typus habe ich hier weniger gefunden, eher Leute mit reinem Trinkproblem, ist ja auch durch den Forentitel gegeben. Hoffe ihr könnt mich trotzdem unterstützen.
Mittlerweile versuche ich seit mehreren Jahren immer wieder mit dem Kiffen und Rauchen und seit kurzem mit dem Trinker komplett abzuschließen, es gelingt mir nach einer ansträngenden Depressionsphase eine Pause, aber halt leider immer nur eine Pause, dann geht das Elend nach der euphorischen Phase, wie ich die Tage hier herausgefunden habe, leider auch bei mir wieder von vorne los.
Wenn ich eine Pause einlege, treibe ich dann auch ordentlich Sport, mach mich richtig fit, bin wieder mit mir zufrieden, wiege mich in Sicherheit, und meine mir dann mal wieder einen Joint oder eine Zigarette genehmigen zu dürfen… Mittlerweile weiß ich Alkohol und Zigaretten bilden bei mir eine Einheit und nach einer Kiff-Phase habe ich mir angewöhnt die Depressionsphase mit Alkohol zu überstehen. Typische Suchtverlagerung.
Ich bin ein sehr exzessiver Mensch in allem was ich tue, immer zu viel von allem. Bei der Arbeit, beim Sport, beim Sex will ich auch immer mehr als man haben kann, aber leider auch beim Faulenzen und Nichtstun, beim Trinken oder Rauchen. Ich weiß nie, wann es genug ist.
Keine angenehme Sache, ich wäre gerne ein normaler ausgeglichener Mensch, aber mal ganz von vorne meine ganze Sucht-Geschichte:
Ich komme vom Dorf, Trinken ist hier ganz normal, kaum einer trinkt keinen Alkohol, schon gar nicht vor guten 20 Jahren. Mein Vater hat schon immer viel Bier getrunken und ist meiner Meinung nach mittlerweile auch Alkoholiker, auch wenn er es nicht so sieht.
Ich weiß nicht mehr genau wann, aber so ca. mit 14 (Konfirmation) habe ich meinen ersten Kontakt mit Alkohol gemacht… Das lief dann gelegentlich so weiter. Kurz später, dann im Vereinsleben mit 16, wurden dort die Neulinge auch direkt ordentlich mit Schnaps geeicht… Krank!!! In der Zeit fing ich auch irgendwann an zu rauchen. Es wurde nun mit „Freunden“ des Öfteren getrunken, bis dies dann zumindest stagnierte oder auch zurückging, als ich mit ca. 16 das Kiffen, meine große Liebe, für mich entdeckte… Aber das will ich auch genauer ausführen:
Meine Eltern waren zwar nie ein gutes Vorbild, was Alkohol betraf, jedoch haben sie sich in Bezug auf Aufklärung illegaler Drogen schon Mühe gemacht, oder besser gesagt meine Mutter, mein Vater hat nie sehr viel mit mir gesprochen.
Sie warnte mich immer vor sämtlichen harten Drogen, bot mir aber auch an, bevor ich Cannabis, Hasch und Co. heimlich in der Ecke mit Sonst wem ausprobiere, es besser zusammen mit ihr zu tun. Was man davon halten soll, weiß ich nicht genau. Bei mir hat es erst mal gewirkt, zusammen mit der Drogenaufklärung aus Schule und Medien, dacht ich nur, was will die von mir und hatte auch Null Bock darauf.
Meine Kumpels fingen alle schon ca. 2 Jahre früher mit dem Kiffen an, und ich war wirklich der Einzige Außenseiter, der zwar mit ihnen abhängen wollte (was soll man in dem Alter auf dem Kaff auch anderes machen), aber hierbei immer dankend ablehnte – hätte ich diese Größe doch mal durchgehalten…
Ich will hier gar nicht genau ausführen, durch wen und wie ich dann doch dazu gekommen bin oder wer von den Älteren mich mit der Zeit vielleicht doch etwas dazu verführt hat, denn im Prinzip bin ich selbst für mich verantwortlich, ich kann niemandem die Schuld dafür geben, wenn ich meine Ketten nun endlich sprengen will.
So ging das Ganze bei mir dann mit ca. 16 auch irgendwann langsam los - Hasch und Grass wurden meine große Liebe. Wir hatten Jugendräumlichkeiten in denen wir uns 24/7 wegknallen konnten, ohne das es jemals Ärger gab. Kiffer nerven halt die Nachbarn nicht im Gegensatz zu besoffenen Jugendlichen und so waren alle glücklich…
Hier entwickelte sich also meine erste richtige Sucht! Ich glaube nicht, dass ich zuvor mit dem gelegentlichen Trinken ein großes Problem hatte, zumindest nicht damals, auch wenn es natürlich viel zu früh war. Aber Alkohol hat mich nie so angemacht, wie dann das ordentlich „stoned“ sein.
Zigaretten liefen halt immer parallel mit. An sich wurde aber ein Bong nach dem anderen geraucht, wenn mal kein Material da war, rauchte man halt Kette…
Machte dann mein Abi mit Ach und Krach, und während die meisten meiner Jungs in Lehre waren, konnte ich schon früh, und sogar manchmal schwänzen und noch früher ordentlich durchstarten - da kamen auch mal 8 Bongs täglich zusammen - Wie Krank!
Viel getrunken hab ich in dieser Phase dann nicht, mal ein zwei Bier abends mit den Kiff Kumpels. Sei denn ich hab, mal wieder zwischendurch mal mit meiner ABI-Crew gefeiert, dann hat man sich Kamikaze mäßig mit Alkohol und Cocktails zugeschüttet…
Nach dem ABI, wie auch schon mal davor, überlegte ich sogar kurz zur Polizei zu gehen, verwarf es aber direkt, da es mit meinen Kiff-Allüren wohl weniger harmonierte. Die Einladung zum Test stand schon - Ich sagte aber vorher ab.
Ging dann nach meinem ABI zum Bund und lernte natürlich direkt nach der Grundausbildung einen echt coolen Typen kennen, der natürlich auch kiffte, was wir auch jede Nacht mehrfach taten.
Am Wochenende zuhause ging es natürlich mit meinen Jungs direkt weiter…
Nach dem Bund lernte ich meine heutige Frau kennen und fing dann ein Studium in größerer Entfernung zu meinem Heimatort und ohne Wohnung vor Ort an, brach kurz später ab und kiffte ein Jahr oft von morgens bis abends durch.
Ein Jahr später begann ich erneut in der Nähe meiner Heimat und wurde kurz vorher clean! Natürlich musste ich dort wieder ein paar Kiffer als Mitkommilitonen antreffen und das Ganze war nicht von großer Dauer. Zu Beginn des Studiums lief gar nichts und später zog ich es dann letztendlich in ganzen sieben Jahren durch. Ich jobbte zwischendurch auch und kiffte auch viel zu viel und das forderte seinen Tribut.
Nach den ersten zwei Studienjahren trennte und verkrachte ich mich dann von meinem Kiffer-Umfeld in meinem Heimatort, ich war es wieder mal leid, nix gebacken zu bekommen. Von nun an war ich zwar kein Dauerkiffender Bong Raucher mehr, aber schon bald ging es weiter…
In der Groß-WG meiner Freundin, die nicht raucht, und auch kaum bis gar nicht trinkt, wurde weiterhin das ein oder andere Tütchen durchgezogen und auch oft abends einer gebechert. Es war aber auch eine sehr schöne Zeit dort.
Zum Ende der WG-Zeit meiner Frau, zog ich dann mit einem guten Freund, der mit nix außer Weißbier und Gitarre zu tun hat, in eine zweier WG. Er war Berufstätig und ich noch Student. Ich kiffte etwas weniger, trank aber vielleicht auch was mehr.
Zog dann nach anderthalb Jahren endlich mit meiner Freundin und heutigen Frau zusammen in eine Wohnung. Wir beendeten beide unser Studium und der Berufsalltag kehrte ein. Es wurde alles ruhiger und das war natürlich gut so. Weniger Party, oft gut essen gehen, Kino, zuhause kochen mit mal einem Glass Rotwein, Biertrinker zuhause war ich eh noch nie. Mehr Sport als früher, teilweise war ich richtig fit.
Jedoch meldet sich weiterhin nach ca. 2-3 Monaten mein Bedürfnis wieder mal einen zu rauchen, ich wiege mich dann immer in Sicherheit nicht süchtig zu sein, nehme mir vor es ja nicht zu übertreiben, aber dann wird täglich geraucht, bis es weg ist und ich mich zwinge wieder eine Pause einzulegen.
Die letzten Jahre habe ich mir dabei leider angewöhnt die Depressionen nach einer kurzen Kiff-Phase durch mehrtägigen übermäßigen Alkoholkonsum zu überbrücken… Sau dumm!!!
Des Weiteren kommt es nun seit einem knappen Jahr vor, seit ich ganz mit dem Kiffen aufhören wollte, dass ich auch einfach so höllischen Saufdruck bekomme und ins Pub ein Bier trinken gehen will, aber es endet dann doch in einer Hinrichtung.
In letzter Zeit wurden die Abstände dieser Trink-Eskapaden teilweise immer kleiner und die Trink-Phasen immer länger und heftiger.
Ich bin also stark süchtig und kann es, wenn es mir nun hoffentlich endlich dauerhaft gelingen sollte, auch nur alles zusammen sein lassen.
Wenn ich in der Vergangenheit nach 2 monatiger Rauchpause, doch mal beim Trinken wieder geraucht habe, dann dachte ich mir am Tag danach immer: „Wenn Du jetzt gestern schon 10 Kippen geraucht hast, kannst Du dir auch heute mal wieder ein Joint genehmigen, der ist ja schließlich weniger schädlich als der scheiß Alkohol und die Kippen gestern…“
Mein Suchthirn, welches mich seit Jahren mit Hintertüren verarscht. Das ich also süchtig nach Cannabis bin, ist mir im Prinzip auch schon sehr lange bewusst. Trotzdem meinte ich nach Pausen immer wieder, damit anfangen zu können und dieses Mal dabei die Menge zu kontrollieren (nur Abend nach einer bestimmten Uhrzeit ein Joint).
Dies geht vielleicht ein paar Tage gut und dann wird doch wieder früher und mehr geraucht.
Dass ich mittlerweile aber auch zudem noch ein Trinkproblem habe, wurde mir erst vor einem halben Jahr klar und erschreckt mich umso mehr, denn rein körperlich kann Alkohol wohl weit mehr anrichten. Ich habe schon verdammt viel getrunken, aber wenn ich in meinem Leben schon so viel getrunken hätte, wie ich gekifft habe, wäre ich eventuell schon nicht mehr hier.
Nun gut, ich will bestimmt auch meine Cannabis-Sucht nicht verharmlosen. Ich habe diese dreifach- Sucht nach Nikotin, Alkohol und Cannabis die endgültig in den Griff zu bekommen ist, sonst sehe ich schwarz.
Wie gesagt, habe ich mir dann vor einem halben Jahr mein Alkoholproblem eingestanden, hier erstmals kurz im Forum gelesen, und dann ca. 2 Monate nichts getrunken. Während dieser Zeit machte ich mich dann auch wieder etwas mit Sport fit, rauchte aber weiter Zigaretten.
Anschließend bin ich aus Arroganz wieder auf die Fresse gefallen. Ich wog mich in Sicherheit, vergaß oder verdrängte das Elend von davor und eines Abends meinte ich wieder mal nur schnell ein, zwei Bier im Pub trinken zu können ohne zu übertreiben…
Nun will ich es aber endgültig schaffen, lese hier viel über diese Arroganz, Notfallkoffer, Saufdruck und mehr.
Ich weiß jetzt, es gibt für mich kein eines Bier (auch kein Alkoholfreies), keine eine Zigarette, keine eine Tüte.
Mein Problem wird nicht morgen kommen, sondern erst in ein paar Wochen oder Monaten…