Meine Geschichte - 20 Jahre dreifach Sucht - Es langt!

  • Ich bin 34 Jahre und meine Suchtkarriere zieht sich nun schon über 20 Jahre. Habe hier in letzter Zeit sehr viel gelesen und mich nun auch entschieden hier anzumelden, um wirklich dauerhalf standhaft bleiben zu können und etwas Austausch zu haben. Nun soll wirklich endgültig Schluss sein.

    Ich habe es einfach Leid. Es kostet so viel Kraft, sowohl das Konsumieren mit allem was dazu gehört, wie auch das ständige Wiederaufhören und außerdem bin ich mittlerweile zweifacher Vater geworden. Deshalb war die letzte Absturzphase persönlich auch noch viel schlimmer für mich. Früher ging es nur um mich und meine Frau, aber jetzt hab ich zusätzliche echte Verantwortung für zwei kleine Menschen. Natürlich in erster Linie soll man für sich aufhören, will ich auch, denn nur wenn man selbst funktioniert, kann man es auch für andere.

    Ich bin kein Dauertrinker, sondern ein Quartalsalkoholiker (hohe Alkohol-Toleranz), zudem Quartalskiffer (früher Dauerkiffer) und Quartalskettenraucher (früher Langzeitraucher) mit diversen zwischenzeitlichen Suchtverlagerungen. Diesen Typus habe ich hier weniger gefunden, eher Leute mit reinem Trinkproblem, ist ja auch durch den Forentitel gegeben. Hoffe ihr könnt mich trotzdem unterstützen.
    Mittlerweile versuche ich seit mehreren Jahren immer wieder mit dem Kiffen und Rauchen und seit kurzem mit dem Trinker komplett abzuschließen, es gelingt mir nach einer ansträngenden Depressionsphase eine Pause, aber halt leider immer nur eine Pause, dann geht das Elend nach der euphorischen Phase, wie ich die Tage hier herausgefunden habe, leider auch bei mir wieder von vorne los.

    Wenn ich eine Pause einlege, treibe ich dann auch ordentlich Sport, mach mich richtig fit, bin wieder mit mir zufrieden, wiege mich in Sicherheit, und meine mir dann mal wieder einen Joint oder eine Zigarette genehmigen zu dürfen… Mittlerweile weiß ich Alkohol und Zigaretten bilden bei mir eine Einheit und nach einer Kiff-Phase habe ich mir angewöhnt die Depressionsphase mit Alkohol zu überstehen. Typische Suchtverlagerung.

    Ich bin ein sehr exzessiver Mensch in allem was ich tue, immer zu viel von allem. Bei der Arbeit, beim Sport, beim Sex will ich auch immer mehr als man haben kann, aber leider auch beim Faulenzen und Nichtstun, beim Trinken oder Rauchen. Ich weiß nie, wann es genug ist.
    Keine angenehme Sache, ich wäre gerne ein normaler ausgeglichener Mensch, aber mal ganz von vorne meine ganze Sucht-Geschichte:

    Ich komme vom Dorf, Trinken ist hier ganz normal, kaum einer trinkt keinen Alkohol, schon gar nicht vor guten 20 Jahren. Mein Vater hat schon immer viel Bier getrunken und ist meiner Meinung nach mittlerweile auch Alkoholiker, auch wenn er es nicht so sieht.
    Ich weiß nicht mehr genau wann, aber so ca. mit 14 (Konfirmation) habe ich meinen ersten Kontakt mit Alkohol gemacht… Das lief dann gelegentlich so weiter. Kurz später, dann im Vereinsleben mit 16, wurden dort die Neulinge auch direkt ordentlich mit Schnaps geeicht… Krank!!! In der Zeit fing ich auch irgendwann an zu rauchen. Es wurde nun mit „Freunden“ des Öfteren getrunken, bis dies dann zumindest stagnierte oder auch zurückging, als ich mit ca. 16 das Kiffen, meine große Liebe, für mich entdeckte… Aber das will ich auch genauer ausführen:

    Meine Eltern waren zwar nie ein gutes Vorbild, was Alkohol betraf, jedoch haben sie sich in Bezug auf Aufklärung illegaler Drogen schon Mühe gemacht, oder besser gesagt meine Mutter, mein Vater hat nie sehr viel mit mir gesprochen.
    Sie warnte mich immer vor sämtlichen harten Drogen, bot mir aber auch an, bevor ich Cannabis, Hasch und Co. heimlich in der Ecke mit Sonst wem ausprobiere, es besser zusammen mit ihr zu tun. Was man davon halten soll, weiß ich nicht genau. Bei mir hat es erst mal gewirkt, zusammen mit der Drogenaufklärung aus Schule und Medien, dacht ich nur, was will die von mir und hatte auch Null Bock darauf.
    Meine Kumpels fingen alle schon ca. 2 Jahre früher mit dem Kiffen an, und ich war wirklich der Einzige Außenseiter, der zwar mit ihnen abhängen wollte (was soll man in dem Alter auf dem Kaff auch anderes machen), aber hierbei immer dankend ablehnte – hätte ich diese Größe doch mal durchgehalten…
    Ich will hier gar nicht genau ausführen, durch wen und wie ich dann doch dazu gekommen bin oder wer von den Älteren mich mit der Zeit vielleicht doch etwas dazu verführt hat, denn im Prinzip bin ich selbst für mich verantwortlich, ich kann niemandem die Schuld dafür geben, wenn ich meine Ketten nun endlich sprengen will.
    So ging das Ganze bei mir dann mit ca. 16 auch irgendwann langsam los - Hasch und Grass wurden meine große Liebe. Wir hatten Jugendräumlichkeiten in denen wir uns 24/7 wegknallen konnten, ohne das es jemals Ärger gab. Kiffer nerven halt die Nachbarn nicht im Gegensatz zu besoffenen Jugendlichen und so waren alle glücklich…

    Hier entwickelte sich also meine erste richtige Sucht! Ich glaube nicht, dass ich zuvor mit dem gelegentlichen Trinken ein großes Problem hatte, zumindest nicht damals, auch wenn es natürlich viel zu früh war. Aber Alkohol hat mich nie so angemacht, wie dann das ordentlich „stoned“ sein.
    Zigaretten liefen halt immer parallel mit. An sich wurde aber ein Bong nach dem anderen geraucht, wenn mal kein Material da war, rauchte man halt Kette…
    Machte dann mein Abi mit Ach und Krach, und während die meisten meiner Jungs in Lehre waren, konnte ich schon früh, und sogar manchmal schwänzen und noch früher ordentlich durchstarten - da kamen auch mal 8 Bongs täglich zusammen - Wie Krank!
    Viel getrunken hab ich in dieser Phase dann nicht, mal ein zwei Bier abends mit den Kiff Kumpels. Sei denn ich hab, mal wieder zwischendurch mal mit meiner ABI-Crew gefeiert, dann hat man sich Kamikaze mäßig mit Alkohol und Cocktails zugeschüttet…

    Nach dem ABI, wie auch schon mal davor, überlegte ich sogar kurz zur Polizei zu gehen, verwarf es aber direkt, da es mit meinen Kiff-Allüren wohl weniger harmonierte. Die Einladung zum Test stand schon - Ich sagte aber vorher ab.
    Ging dann nach meinem ABI zum Bund und lernte natürlich direkt nach der Grundausbildung einen echt coolen Typen kennen, der natürlich auch kiffte, was wir auch jede Nacht mehrfach taten.
    Am Wochenende zuhause ging es natürlich mit meinen Jungs direkt weiter…
    Nach dem Bund lernte ich meine heutige Frau kennen und fing dann ein Studium in größerer Entfernung zu meinem Heimatort und ohne Wohnung vor Ort an, brach kurz später ab und kiffte ein Jahr oft von morgens bis abends durch.

    Ein Jahr später begann ich erneut in der Nähe meiner Heimat und wurde kurz vorher clean! Natürlich musste ich dort wieder ein paar Kiffer als Mitkommilitonen antreffen und das Ganze war nicht von großer Dauer. Zu Beginn des Studiums lief gar nichts und später zog ich es dann letztendlich in ganzen sieben Jahren durch. Ich jobbte zwischendurch auch und kiffte auch viel zu viel und das forderte seinen Tribut.
    Nach den ersten zwei Studienjahren trennte und verkrachte ich mich dann von meinem Kiffer-Umfeld in meinem Heimatort, ich war es wieder mal leid, nix gebacken zu bekommen. Von nun an war ich zwar kein Dauerkiffender Bong Raucher mehr, aber schon bald ging es weiter…
    In der Groß-WG meiner Freundin, die nicht raucht, und auch kaum bis gar nicht trinkt, wurde weiterhin das ein oder andere Tütchen durchgezogen und auch oft abends einer gebechert. Es war aber auch eine sehr schöne Zeit dort.
    Zum Ende der WG-Zeit meiner Frau, zog ich dann mit einem guten Freund, der mit nix außer Weißbier und Gitarre zu tun hat, in eine zweier WG. Er war Berufstätig und ich noch Student. Ich kiffte etwas weniger, trank aber vielleicht auch was mehr.
    Zog dann nach anderthalb Jahren endlich mit meiner Freundin und heutigen Frau zusammen in eine Wohnung. Wir beendeten beide unser Studium und der Berufsalltag kehrte ein. Es wurde alles ruhiger und das war natürlich gut so. Weniger Party, oft gut essen gehen, Kino, zuhause kochen mit mal einem Glass Rotwein, Biertrinker zuhause war ich eh noch nie. Mehr Sport als früher, teilweise war ich richtig fit.
    Jedoch meldet sich weiterhin nach ca. 2-3 Monaten mein Bedürfnis wieder mal einen zu rauchen, ich wiege mich dann immer in Sicherheit nicht süchtig zu sein, nehme mir vor es ja nicht zu übertreiben, aber dann wird täglich geraucht, bis es weg ist und ich mich zwinge wieder eine Pause einzulegen.
    Die letzten Jahre habe ich mir dabei leider angewöhnt die Depressionen nach einer kurzen Kiff-Phase durch mehrtägigen übermäßigen Alkoholkonsum zu überbrücken… Sau dumm!!!
    Des Weiteren kommt es nun seit einem knappen Jahr vor, seit ich ganz mit dem Kiffen aufhören wollte, dass ich auch einfach so höllischen Saufdruck bekomme und ins Pub ein Bier trinken gehen will, aber es endet dann doch in einer Hinrichtung.
    In letzter Zeit wurden die Abstände dieser Trink-Eskapaden teilweise immer kleiner und die Trink-Phasen immer länger und heftiger.
    Ich bin also stark süchtig und kann es, wenn es mir nun hoffentlich endlich dauerhaft gelingen sollte, auch nur alles zusammen sein lassen.

    Wenn ich in der Vergangenheit nach 2 monatiger Rauchpause, doch mal beim Trinken wieder geraucht habe, dann dachte ich mir am Tag danach immer: „Wenn Du jetzt gestern schon 10 Kippen geraucht hast, kannst Du dir auch heute mal wieder ein Joint genehmigen, der ist ja schließlich weniger schädlich als der scheiß Alkohol und die Kippen gestern…“
    Mein Suchthirn, welches mich seit Jahren mit Hintertüren verarscht. Das ich also süchtig nach Cannabis bin, ist mir im Prinzip auch schon sehr lange bewusst. Trotzdem meinte ich nach Pausen immer wieder, damit anfangen zu können und dieses Mal dabei die Menge zu kontrollieren (nur Abend nach einer bestimmten Uhrzeit ein Joint).
    Dies geht vielleicht ein paar Tage gut und dann wird doch wieder früher und mehr geraucht.
    Dass ich mittlerweile aber auch zudem noch ein Trinkproblem habe, wurde mir erst vor einem halben Jahr klar und erschreckt mich umso mehr, denn rein körperlich kann Alkohol wohl weit mehr anrichten. Ich habe schon verdammt viel getrunken, aber wenn ich in meinem Leben schon so viel getrunken hätte, wie ich gekifft habe, wäre ich eventuell schon nicht mehr hier.

    Nun gut, ich will bestimmt auch meine Cannabis-Sucht nicht verharmlosen. Ich habe diese dreifach- Sucht nach Nikotin, Alkohol und Cannabis die endgültig in den Griff zu bekommen ist, sonst sehe ich schwarz.
    Wie gesagt, habe ich mir dann vor einem halben Jahr mein Alkoholproblem eingestanden, hier erstmals kurz im Forum gelesen, und dann ca. 2 Monate nichts getrunken. Während dieser Zeit machte ich mich dann auch wieder etwas mit Sport fit, rauchte aber weiter Zigaretten.
    Anschließend bin ich aus Arroganz wieder auf die Fresse gefallen. Ich wog mich in Sicherheit, vergaß oder verdrängte das Elend von davor und eines Abends meinte ich wieder mal nur schnell ein, zwei Bier im Pub trinken zu können ohne zu übertreiben…

    Nun will ich es aber endgültig schaffen, lese hier viel über diese Arroganz, Notfallkoffer, Saufdruck und mehr.
    Ich weiß jetzt, es gibt für mich kein eines Bier (auch kein Alkoholfreies), keine eine Zigarette, keine eine Tüte.
    Mein Problem wird nicht morgen kommen, sondern erst in ein paar Wochen oder Monaten…

  • Meine Geschichte habe ich bereits vor ca. drei Monaten geschrieben! Bei einem kalten Entzug und ausführlichem Lesen hier im Forum. Wollte mich dann auch hier im Forum anmelden und aktiv austauschen...

    Dazu kam es leider nie! Es kam einiges dazwischen... Dann etwas Sport und mir ging es wieder besser.

    Ich bin wieder in die gleiche Falle getappt, und habe zu schnell vergessen. Hätte ich meine niedergeschriebene Geschichte in meinem schwachen Moment noch mal gelesen, hätte ich vielleicht das erste Glas stehen lassen, aber dazu kam es leider nicht!

    Nun habe ich wieder eine üble Saufphase hinter mir, jedoch habe ich mich am Ende endlich vor meiner Familie als Alkoholiker geoutet! Alle haben es gut aufgenommen... Ich habe eine Entgiftung gemacht und bin nun auf der Suche nach SHG und ambulanten Therapien!

  • Willkommen auch von mir, bin auch ganz neu hier.

    Über "kiffen" kann ich, zum Glück, nicht mitreden, aber über dieses verrückte "Sicherheitsgefühl" nach einer längeren Pause, sei es Alkohol oder Zigaretten, SPRICHST Du mir aus der Seele. Das kenne ich nur zu gut
    Die Sucht, ich nenne sie für mich selbst den "GIFTZWERG in meinem KOPF", hat so viele Fallen und Stolpersteine für uns parat.

    Wenn Du die FREIHEIT liebst, kannst Du dich nicht von einer Sucht GEFANGEN nehmen lassen !

  • Hallo Alkoholkrank,

    Ich begrüße dich recht herzlich hier im Forum und wünsche dir einen erfolgreichen Austausch.

    Hast du schon einen Plan, wie es weitergeht?
    Warst du bei einer Suchtberatung und beim Hausarzt?

    Ich wünsch dir viel Kraft auf deinem neuen Weg.
    Fest steht: eine Leben ohne Sucht ist eine wunderbare Erfahrung.


    Liebe Grüße
    Hans

  • Dankeschön für eure , lese hier viel und habe viele Flyer von diversen SHG von meiner Entgiftungszeit. Habe gerade wieder null Drang nach Alkohol, kann nicht verstehen, wie ich so dumm und schwach sein konnte, zu meinen, dass ich doch mal "einen" trinken gehen kann.
    Will mir diesmal aber nun SHG und Therapie suchen, bin dabei...

  • Moin Alkoholkrank,
    willkommen (zurück) im Forum.

    Du bei mir war das ganz ähnlich mit der Sucht, bis aufs Kiffen. Kaffe, Bier und Zigaretten bildeten einen tödlichen Dreiklang. Bis zu 60 Kippen am
    Tag, dazu geschätzt ein Liter Kaffe und mind. 8 0,5L Bier, meist mehr.
    Das alles bis kurz vor dem körperlichen und geistigen Zusammenbruch.

    Später bin ich dann für gut 2 Jahre hier im Forum glücklich trocken geworden.
    Ein schöne Zeit war das.

    Irgendwann, zwischen Überschwangs und Arroganz bin ich dann wieder mit Kaffee und Zigaretten angefangen, obwohl ich doch wusste was für ein
    "Suchtknubbel" ich bin. Naja, nicht allzulange darauf habe ich mir dann das erste Bier genehmigt und das war dann auch prompt der Anfang vom Ende.
    Habe dann mehr oder weniger, mit kleineren Trinkpausen, mehrere Jahre munter weitergesoffen... bis ich wieder einmal nicht mehr konnte... alles
    wurde zuviel... der ganze Alkohol Beschaffungsstress, die Abstürze, die Filmrise usw.. Du weisst schon.

    Im Frühjahr diesen Jahres ist es mir aber noch einmal gelungen den trockenen Faden wieder aufzunehmen.. seit dem bin ich wieder hier
    und seit der Zeit auch nüchtern. Gehe regelmässig laufen (war sauschwer am Anfang) und rauche nicht und trinke auch keinen Kafffee mehr. Ist bei
    mir so verknüpft..Kaffe und Zigaretten (+Alk) :x Das Rauchen habe ich ganz gut mit Raucherpflaster in den Griff bekommen... aber auch das war
    relativ schwer, doch ich dachte irgendwie muss diese Suchtkette ja mal unterbrochen werden... bis jetzt hält es.

    Vielleicht gibt Dir meine kleine Suchtgeschichte und mein Weg daraus ja ein bisschen Zuversicht.
    Ich würde mich für dich freuen wenn Du den Abspung für immer schafft.

    Cornelli

  • Danke auch dir cornelli,
    war diese Woche zum ersten Mal bei einer SHG, ganz schön krass zusammengewürfelter Haufen! Aber keine Ahnung, was ich erwartet habe, alle waren nett und haben mich freundlich aufgenommen. Denke, ich werde mir dennoch auch noch mal andere anschauen...
    Kaffee habe ich bei mir gar nicht dazugezählt, aber trinke ich auch viel zu viel!
    Sport will ich jetzt wieder langsam anfangen und auch gern wieder mit den Zigaretten aufhören...
    Alles nur viel schwerer umzusetzten, seidem ich (wir) nicht mehr alleine sind und es einfach an Zeit fehlt, aber ich habe mich schließlich selbst in diese miese Lage reinmanövriert.

  • Mittlerweile habe ich mich auf der ortlichen Suchtstelle vorstellig gemacht und bin an einer ambulanten Therapie interessiert, ob das für mich in Frage kommt, weiß ich noch nicht; Habe mich dort nur länger mit einem Berater/Therapeuten unterhalten, der unter anderem meine Daten aufgenommen hat. Hoffentlich werde ich endlich Alkohol und Grass nie wieder anrühren. Versuche momentan auch das Rauchen aufzugeben, aber ich schaffe es irgendwie leider nicht! Früher habe ich es immer über viel Sport und andere Ablenkungen geschafft, aber dazu ist kaum Zeit. Heute habe ich bis ca. 16.30h nicht geraucht und war davor richtig anstrengend und ätzend zu meiner Frau. Dann bin ich weich geworden und musste dem Drang leider doch nachgeben, was mich jetzt ärgert...

  • Dein Suchtproblem ist ein sehr ausgeprägtes, lieber Ak.
    In Sachen SHG-Besuch würde ich eine ganz stramme Regelmäßigkeit anstreben.
    Mir kommt es so vor, dass dir deine Sucht nur irgendwie lästig ist & du die Sache vor allem mit Willenskraft & "positiven" Verhaltensweisen wie z.B. Sport bewältigen willst. Dabei ist deine Suchtstruktur (ich nenn das jetzt mal so) recht komplex, weil polytoxikoman. Drei Suchtstoffe bewältigen heißt nicht drei mal Entwöhnung, so einen Stoff nach dem anderen. Darum halte ich auch einen engen & regelmäßigen Kontakt zur Suchtberatung für äußerst förderlich.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hi Dante, yep, genauso, wie Du hier und auch ich in meiner Vorstellung schon geschrieben hatte, habe ich in der Vergangenheit meine Sucht immer zu bewältigen versucht!
    In der Vergangenheit hat das mit den Zigaretten sogar besser funktioniert als jetzt gerade, wo ich dies noch nicht wiederholen konnte! Habe hier nun aber auch viel gelesen und bin jetzt eher auf der Schritt-für-Schritt Schiene... Mein Ziel ist dennoch völlige Abstinenz auf alles bis auf Kaffee!

    Und ja, diesmal werde ich es nicht nur alleine versuchen, sondern auch Hilfe von außen annehmen; Ja, meine Sucht ist definitiv polytoxikoman, wobei ja bestimmt viele Alkoholiker zumindest auch starke Raucher sind/waren. Ich hoffe, dass mir dadurch ein dauerhaftes "clean"-Bleiben, was eh sehr schwer ist, nicht noch erschwert wird! Eingentlich "einfach" die Finger von dem ganzen Gift lassen!!!

    Manche Leute können nicht laufen/sehen/gehen und würden alles dafür geben und können es dennoch nicht! Wir Süchtigen bemitleiden uns viel zu oft selbst und müssten "nur" dauerhaft das erste Glas/Kippe/Joint stehen lassen!!!

  • Ok, zwei, drei Tage nicht geraucht! Top, kenn ich aber alles nur zu gut aus allen vergangenen Ansätzen. Auch wieder 20 km beim Joggen durchgequält, vor ein paar Tagen gingen gerade nur noch 5 mit Ach und Krach. Brauchte dies als Initialzündung um mit den Kippen Schluss zu machen. Nun nur nicht zu euphorisch werden!

    Ich bin ein ganz "normaler" Alkoholiker oder sogar allgemein polytoxikoman suchtkranker Mensch! Bischen Schwanger gibt's ja auch nicht, wie ich hier so oft gelesen habe! Diesmal will ich es schaffen! Kein Bock mehr auf Rückfälle, Entzug mit Depresionen und sämtliches Training, gesundes Leben und Fitness für die Katz!

    Verlangen ist bisher immer noch komplett bei Null, was mich nach erst ca. drei Wochen nicht weiter wundert, aber ich warte schon (könnte fast sagen, ich freue mich schon darauf) auf den ersten Kampf gegen mich selbst und meinen Suchtdruck! Natürlich nur, wenn ich es schaffe diesem auch zu wiederstehen und zwar nicht nur beim ersten Mal!

    Heute ist mir evtl. aber wieder erstmals was Schlimmes oder Gefährliches passiert! Versuche mich jetzt noch mehr selbst zu beobachten und zu analysieren als in der Vergangenheit:
    Ich war mit meiner Frau Essen und habe beim Karte lesen über meine Sucht kurz hochmütig, ironisch rumgewitzelt: "Also ein Wein kann ich doch trinken..."

    Ich wollte, will und hätte natürlich nie was getrunken und habe auch 2 Sekunden nach dem Spruch bemerkt, wie unangebracht und dumm dieser war. Außerdem wie arrogant und leichtfertig ich nun schon wieder über meine Krankheit denke! Ok, es sollte nur ein dummer Spruch sein und war kein wirkliches Nachdenken, ob ich trinken soll, aber trotzdem.

    Sie nahm es mir auch nicht weiter krum und unser weiteres Essen und der Tag verlief dann weiterhin harmonisch. Ich mir aber!
    Das Ganze beschäftigt mich nun doch sehr und fühlt sich gerade etwas nachdenklich an, ob ich es diesmal denn wirklich dauerhaft durchziehen kann? Ich rede nicht von morgen, sondern von in Monaten oder sogar Jahren!

    Ich will es auf jeden Fall, aber "wollen" reicht oft nicht, wie es hier ja auch oft erwähnt wird.

    Ich möchte das Ganze nun zwar auch nicht überbewerten, aber wollte es hier dennoch mal mitteilen, da dies der erste "gefährliche" bewusst bemerkte Gedanke, wenn es auch nur ein Witz sein sollte, war.

    Ich will von nun an weiterhin für den Rest meines Lebens komplett abstinent leben und hoffe es auch realisieren zu können!!!

  • Hi Karsten,

    danke für deinen Tip, bin für alles offen, aber den kann ich persönlich wirklich einfach nicht umsetzten! Partys und JGAs meiden und sich dort frühzeitig nichts selbst beweisen wollen, ok. Aber mal gut Essen gehen, will ich schon von Anfang an.

    Keine Frage, er maximiert natürlich im Allgemeinen definitiv die Erfolgschancen auf lebenslange Abstinenz, finde ich aber persönlich dann doch zu krass. Ich will ja nun den Rest meines Lebens normal, frei und glücklich ohne Drogen leben, aber auch ohne weitere Einschränkungen außer auf den lebenslangen Verzicht auf diese selbst! Das dies Einschränkungen mit sich bringt, wie "ich halte mich von Saufgelager fern" oder "ich muss nun an mir arbeiten, SHG besuchen, auch dann, wenn ich mich wieder stabiler fühle" usw. ist ja ok! Aber ein gutes Essen mit der Liebsten sollte doch von Anfang an drin sein und ist ja auch ein positiver Entspanner, ebenso will ich auch irgendwann gerne wieder auf einen abendlichen Geburtstag gehen können, nur halt anders als bisher! Gratulieren, was Essen, kurz gut unterhalten und ab als erster nach Hause selbst ohne ein Alkoholfreies getrunken zu haben... Drehung um 180° zu früher, als ich immer der Letzte war... (Dies ist aber wirklich noch Zukunftsmusik und ich sollte dies nicht überstürzen!)

    Aber absolute Erfolgsmaximierung kann man ja auch nur hier theoretisch besprechen und praktisch kaum erreichen, da fallen mir ebenso krasse Sachen ein, wie:

    Ich konvertiere zum Koran, weil hier Alkohol verboten wird, während unsere Religionen ihn verharmlosen!

    Ich suche mir einen ganz trivialen, stressfreien Job, der mir (fast) immer Spass macht, Geld für Kinder und Familie spielt für mich keine Rolle mehr, Hauptsache ich habe klare Strukturen und kein Stress mehr!

    Ich spiele in meiner Freizeit nur noch Playstation statt Hausarbeiten zu machen und mit den Kids zu spielen, weil ich dann was für mich gemacht habe und mich dann besser und weniger gestresst fühle!

    Nein, ich denke, im Großen und Ganzen muss man es schaffen, einen gesunden neuen Mittelweg zu finden, sein Leben glücklich ohne Drogen meistern zu lernen und dabei auch hart an sich arbeiten und auch neue Strukturen einbauen, aber es komplett umzukrämpeln ist wohl eher nicht immer notwendig und umsetzbar.

    Jeder Alkoholiker ist da wahrscheinlich auch etwas verschieden Gefahren-affiner auf bestimmte äußere "Trigger", auch wenn wir alle gleich suchtkrank sind! Beim einen ist die Krankheit mehr fortgeschritten als beim anderen, aber die gleiche Krankheit!

    Aber im Prinzip hast Du natürlich Recht, am Besten man meidet erstmal alles "Gefährliche", nur zu zweit "Gut-Essen-gehen" zähle ich bei mir eigentlich nicht dazu, Weihnachtsfeier mit der Arbeit z.B. wäre da wieder was komplett anderes!

    LG und danke für eure Tipps und Ratschläge

  • Zitat von likeafeather

    Vielleicht mag es auch wirklich riskante Trinker geben, die niemals ganz abrutschen, sondern sich ihr Leben lang zwischen Missbrauch und Abhängigkeit bewegen, aber ganz ehrlich - was ist das denn für ein Leben? Wenn man sich ständig zwingen muss zwischendurch mal eine Alkoholpause einzulegen, um nicht abzurutschen ... Das ist für mich kein lebenswertes Leben, wenn der Gedanke an Alkohol immer so präsent ist und mein Leben bestimmt. Da verzichte ich lieber ganz darauf und genieße mein selbstbestimmtes Leben wieder.

    LG und viel Erfolg! Ina

    Das finde ich sehr gut und treffend formuliert! Ob's die gibt, weiß ich nicht! Ob ich dann zu denen gehören würde, weiß ich auch nicht! Für mich sind das auch Alkoholiker wie ich und ihr!

  • Hallo alkoholkrank, erstmal ein verspätetes aber herzliches Willkommen hier :)

    Du schriebst: "aber ich warte schon (könnte fast sagen, ich freue mich schon darauf) auf den ersten Kampf gegen mich selbst und meinen Suchtdruck!"

    Diese Art zu denken halte ich für gefährlich - ich kenne es von mir selbst und es hat früher regelmäßig aus Abstinenzversuchen bloße Trinkpausen gemacht. Diese Art Kämpfe gewinnt man nicht, oder doch nicht über längere Zeit- viel besser ist es, an einem zufriedenen trockenen Leben zu arbeiten und die Art Stärke zu entwickeln, die derartige Kämpfe überflüssig macht. Suchtdruck baut sich meist aus dem Unbewussten heraus auf wenn man diese Arbeit versäumt, und wenn man ihn bemerkt ist er oft schon so verwurzelt daß man kaum noch was entgegensetzen kann... Dies ist jedenfalls meine Erfahrung.

    Noch ein Wort zum essengehen: ich persönlich habs etwa ein Jahr lang gelassen. Früher war ich sehr sehr gerne beim Griechen, weil ich das Land liebe und auch seine Küche (sofern es über gewaltige Fleischmassen mit Pommes hinausgeht :-)), und speziell bei dieser Rstaurantart gehörten Ouzo und Weizenbier einfach dazu. Griechisch essen lasse ich auch heute noch, dafür hab ich die asiatischen Küchen für mich entdeckt... Risikominimierung muß nicht zwangsläufig Genußminimierung bedeuten - Na,, auch dies ist halt meine persönliche Erfahrung.

    Da muß niemand zum Moslem werden. Aber es geht ja im Grunde ums Überleben, so ist das eben mit dieser Krankheit, und das gerät allzu leicht in Vergessenheit...


    Lieben Gruß, Frank

  • Rattenschwanz :

    Richtig, ich will trocken bleiben!


    @Karsten:

    Ja, danke, hab ich auch nicht anders aufgefasst und du hast ja auch vollkommen Recht, wo man nicht hingeht, kann auch nix passieren...


    garcia :

    "[...] aber ich warte schon (könnte fast sagen, ich freue mich schon darauf) auf den ersten Kampf gegen mich selbst und meinen Suchtdruck!"

    Ja, etwas merkwürdig von mir formuliert, weiß aber auch nicht wie ich es anders am Treffensten beschreiben sollte. Und vielleicht oder sogar wahrscheinlich auch ein sehr gefährlicher Gedankengang, der trotzdem irgendwie oft bei mir präsent ist und den ich zur Zeit noch nicht zu unterdrücken vermag.

    Am Besten wäre natürlich, wie Du schreibst, ich würde mich nun so intensiv mit mir und der Thematik Sucht befassen und mir das Rüstzeug beschaffen, dass derartige Kämpfe komplett überflüssig macht. Das wäre ganz toll und auch was du darauf zum Suchtdruck schreibst ist hochinteressant und habe ich glaube schon selbst erfahren.

    Es kommt aber doch bestimmt irgendwann auch wieder Suchtdruck oder meinst Du diesem mit der richtigen Vorbereitung komplett aus dem Weg gehen zu können?
    Mit meinem Statement meinte ich quasi, bin ja Quartalssüchtiger, dass ich ja auch erst wieder in ein paar Monaten, wenn es wieder schwer wird, sagen kann, nun auf dem richtigen Weg zu sein oder zumindest jetzt besser aufgestellt zu sein! Also halt dann, wenn ich mal wenigstens einen max. Pausenzeitraum übertroffen hab.

    Sicher sein darf ich mir dann natürlich auch nicht, oder besser gesagt nie mehr, dass war ja in der Vergangenheit immer die Falle!

    Jetzt ist es halt gerade total einfach, vielleicht sogar einfacher als in der Vergangenheit, ich vermisse rein gar nix und mir geht es gerade super, aber davon will ich mich nicht vernebeln lassen und es wundert mich auch nicht. Ich kenne es ja bereits aus Selbstreflektionen der Vergangenheit. Ich kann mich also erst etwas freuen (nicht zu verwechseln mit sicher sein), wenn ich einen gewissen max. Pausenzeitraum übertroffen habe. Deshalb auch das Statement zu dem Suchtdruck!

    Übrigens war es zuletzt vielleicht genauso mit dem aufbauenden Suchtdruck im Unterbewussten, wie Du schreibst! Habe zwei, drei Tage von früh bis Nachts mit Deadline gearbeitet, die Kids teils dazu parallell beaufsichtigt, da meine Frau familiär verhindert und belastet war, fast nix gegessen, nur Kippen und Kaffee und mich dabei selbst komplett aus dem Auge verloren... Irgendwann war Feierabend, haute den Laptop zu, dachte nur noch an ein Bier und Kippe im Pub, vergessen war all das Elend von zwei Monaten zuvor! Ich hätte vielleicht nur mal meine 2 Monate zuvor geschriebene Geschicht lesen sollen und darauf direkt Laufen gehen sollen, aber auf die Idee kam ich leider nicht!

    Ich kann es nicht mehr ändern, nur noch beim nächsten Mal besser machen!

    Und sag(t) bitte nochmal, ob Du/Ihr mein(s)t mit der richtigen Vorbereitung den Druck komplett aus dem Weg gehen zu können?

    So habe ich mir den aktiven Austausch in einer SHG, wenn auch nur online, übrigens vorgestellt, ich hoffe, dass sich dadurch alles mal langfristig in mein Hirn brennt!

    Vielen Dank, Grüße und einen schönen Abend!

  • Hallo alkoholkrank, du schreibst:

    "Habe zwei, drei Tage von früh bis Nachts mit Deadline gearbeitet, die Kids teils dazu parallell beaufsichtigt, da meine Frau familiär verhindert und belastet war, fast nix gegessen, nur Kippen und Kaffee und mich dabei selbst komplett aus dem Auge verloren..."

    So etwas meinte ich, als mir in den Sinn kam, daß im Unbewussten / im Suchtgedächtnis der Saufdruck sich schon vorbereitet bevor er sich erkennbar als solcher äußert...

    Was du da beschreibst (kommt mir nebenbei ziemlich bekannt vor von mir) ist eigentlich schon "nasses Verhalten" - sich selbst aus dem Auge verlieren, auf eigene Bedürfnisse nicht mehr richtig achten, Kippen, Kaffee, Arbeit als Suchtverlagerung und dann, wenn mal Entspannung in Sicht ist --- ist es zu spät.

    Ich weiß nicht ob man lebenslang jeden Suchtdruck ganz vermeiden kann, weil ich ja noch lebe :D Aber man kann vorbauen indem man auf sich achtet, davon bin ich schon überzeugt. Ich jedenfalls konnte es irgendwann, nachdem ich Jahre und Jahre immer wieder auf die Klappe gefallen war, ziemlich jeden Fehler gemacht hatte den ich machen Konnte, und ich kann es immer nur vorläufig. Aber ich lebe. Und zwar bei allen Problemen (die nie enden) zufriedener und sinnvoller denn je. Viel lernen war wichtig für mich, mich abgrenzen bspw. und überhaupt rausfinden was ich brauche und was nicht... hat lange gedauert und war manchmal mühsam, aber hat sich gelohnt.

    Da ich ein Mensch bin wie alle andren auch glaube ich, daß das jeder kann. Ist ja immer dieselbe Krankheit bei uns allen hier...

    LG

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