Trennungsgedanken nach 6 Jahren Ehe /1 Kind / schwanger

  • Hallo Medialuna,
    herzlich Willkommen hier!
    Viele Dinge die du beschreibst ergehen auch mir so. Ich habe es noch nicht geschafft, meinen Partner "in Liebe los zu lassen". Trotzdem habe ich hier schon einiges lernen dürfen, über Alkoholismus und über mich selbst. Ich wünsche dir, dass du hier Hilfe findet!

    Zitat

    über kontrollieren wollen, drohen, loben bei Verzicht, Verständnis zeigen, traurig, verzweifelt sein usw

    Das nichts von dem hilft oder etwas verändert, muss ich auch erst nach und nach lernen.

    Zitat

    Seither zweifle ich an sehr vielem, mein Vertrauen ist zerstört.


    Dieses zerstörte Vertrauen allein ist schon etwas, was eine Beziehung kaum vertragen kann. Mal ganz abgesehen von allem anderen.. Es wird dir immer wieder auf die Füße fallen.

    Zitat

    meint aber gleichzeitig, dass auch ich meinen Teil dazu beitrage

    Wenn ich hier eins begriffen habe, dann folgendes: Für seinen Alkoholkonsum ist nur er allein verantwortlich. Lass dich nicht von ihm in diese Richtung drängen! Es ist seine Entscheidung sich helfen zu lassen, oder so weiter zu machen.

    Liebe Medialuna. Wenn du hier schon etwas quergelesen hast, hast du sicher schon erfahren, dass wir als Partner den Blick auf uns selbst richten müssen. Auch wir befinden uns in einer Abhängigkeit und zwar von unserem Alkoholkranken Partner. Der hat den Alkohol im Blut, aber wir haben ihn im Kopf. Es ist also ein Prozess, sich selbst mehr Beachtung zu schenken und sorgsamer auf sich zu achten. An deinem Partner kannst du nichts ändern, er ist erwachsen. Aber für dich und deine Kinder kannst du sorgen und sie nicht den Spätfolgen eines abhängigen Elternhauses aussetzen.
    Ich wünsche dir alles Gute und freu mich weiter von dir zu lesen!
    LG Grethe

  • Hallo Medialuna,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Zitat

    meint aber gleichzeitig, dass auch ich meinen Teil dazu beitrage. Zudem sieht er es weniger schwarz wie ich,


    das sind typische Sprüche von nassen Alkoholikern. Grethe hat es ja schon geschrieben, du hast keine Schuld, für sein Trinken ist er alleine verantwortlich.
    Du hast hier soviel von ihm geschrieben, aber wie gehts dir? Das nimmt nur einen kleinen Raum ein.

    Zitat

    Der hat den Alkohol im Blut, aber wir haben ihn im Kopf.


    das finde ich einen sehr guten Satz, der alles ausdrückt.
    Dein und früher auch mein denken wurden vom Alkohol bestimmt, das hat mein Leben ganz schön eingeengt.
    ich teile auch nicht die Meinung der Suchtberaterin. Zurückgezogen hatte ich mich damals lange genug, bei mir konnte sich erst etwas ändern, als ich offen sagen konnte, wie sehr ich unter der Trinkerei leide.
    Es geht ja nicht darum, deinen Mann bloß zustellen, es geht um dich, und wie sehr du leidest, das kannst du sagen.
    Ich habe damals gemerkt, das es viele schon wußten, für die war das nichts neues.

    Zitat

    Vieles was im Kopf klar ist, kann ich mit dem Herzen einfach (noch) nicht in Einklang bringen.


    du stehst noch ganz am Anfang, gib dir zeit und hab Geduld mit dir, das mußte ich richtig üben und habe heute immer noch das Gefühl, das der Kopf mehr weiß, als das Herz akzeptieren möchte.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Medialuna,

    ich finde das, was der Bruder sagt, sehr vernünftig. Also wenn er wieder mit Selbstmord droht, dann rufe bei der Polizei an! Damit bist du auf der ganz sicheren Seite. Und wenn er nur eine leere Drohung abgelassen hat, wird er dadurch auch einen Denkzettel erhalten. Und merken, dass du dich nicht erpressen lässt.

    Wenn du nichts machst, wenn du nur noch Angst hast, wenn es in deinem Kopf hin und her geht, dann schränkst du dich und deine Freiheit und dein Leben massiv ein.

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Medialuna,

    willkommen hier! Schön dass du da bist.
    Deine Verzweiflung kann ich verstehen.

    Du übertreibst nicht! Und du bildest dir auch nichts ein.
    Du schreibst sehr klar und das Aufschreiben hilft dir hoffentlich, zu kapieren, was gerade passiert: dein Mann ist dabei, in die Alkoholsucht abzugleiten.

    Du hast hier ja schon viel gelesen, wie du schreibst, und dann hast du ja auch gesehen, dass euer Fall gar nicht so selten ist.
    Aber jeder Einzelfall ist eben eine andere Situation, und du bist gerade mittendrin.
    Dein Mann zeigt viele Hinweise auf Sucht... der Kontrollverlust, die Trinkpausen, das kontrollierte Trinken, die zunehmende Häufigkeit und Menge, die Persönlichkeitsveränderung.

    Ein guter Vater? Hm.
    Bedenklich finde ich, dass der Alkohol eine immer größere Rolle in seinem Leben einzunehmen scheint. Da kommt zuerst das Trinken, dann lange nichts, und dann irgendwann Kinder und Frau.
    Hart, aber so ist es. Die Sucht bringt das mit sich.

    Schau nicht weg, und rede dir nichts schön. Bleib so gut sortiert, wie du bist, und öffne dich Freunden und Verwandten. Du musst nicht alles alleine durchmachen.
    Wo bist du denn gerade, und wann ist der Geburtstermin? Wie geht es dir insgesamt?

    Ich wünsche dir trotz allem ein gutes Neues Jahr - auf dass es sich gut für dich wenden möge.
    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Hallo Luna,

    wenn XY abhängig ist, sind die ursprünglichen Gründe wurscht für dich heute- er bleibt abhängig, selbst wenn der Grund beseitigt ist. Außerdem verursacht Alkohol auf Dauer auch Depressionen und Ähnliches. Deswegen beginnen viele Langzeittherapien erst mit Abstand zum Entzug, damit unterscheidbar wird, was vom Alkohol kommt und was nicht.

    Einige von uns analysieren die Gründe für ihre Abhängigkeit auch nicht bis in die Tiefe, wenn sie eine zufriedene Trockenheit erreicht haben, da ordne ich mich mit ein. Alkoholiker kann man auch ohne großes Trauma oder schwere Depression werden. Ich hatte schlicht Freude am beschwingt sein, war in einer alkoholschweren Szene unterwegs und hab mich gern abgeschossen, um gedanklich aus dem Alltag zu entfliehen. Ich bin kein Arzt, kann aber aus meiner Erfahrung sprechen: Selbsthass, Depression und Rückzug vom Umfeld gabs bei mir auch. Und das hat bei mir aufgehört, als ich aufgehört habe zu konsumieren.

    Also... die Arbeit an der Ursache kann man aufnehmen, wenn nicht mehr getrunken wird und etwas Zeit ins Land ging. Jetzt nützen dir diese Überlegungen wenig bis nix.

    Viele Grüße
    Motek (von der Alkoholiker-Seite)

  • Hallo Medialuna,

    so wie Motek schon geschrieben hat, gibt es nicht unbedingt einen speziellen Grund, warum jemand alkoholsüchtig wird.
    Sich darüber den Kopf zu zerbrechen ist erstmal zwecklos. Das ist wie die Überlegung, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei.

    So wie du schreibst, hat die Auflösung gewisser Gründe, wie z.B. euer unerfüllter Kinderwunsch, zu keiner Änderung geführt.

    Mein Ex hat damals immer wieder neue Gründe gefunden oder auch erfunden, warum er nun gerade zur Flasche greifen muss. Unter vielem anderen hieß es ebenso wie bei dir so manches Mal, dass ich mitschuldig oder ja auch nicht ohne bin bzw. war. Nun….ich habe ihm die Flasche nicht an den Hals gehalten, da kann man das Gespräch suchen oder ggf. sich trennen, wenn es denn sooo schlimm ist, man muss nicht saufen. Das hat nur jeder für sich selbst zu verantworten und kein anderer.

    Ich finde diesen Schritt sehr gut und richtig, dass du dich und deine Kinder da rausgezogen hast. Auch wenn du noch nicht weißt, wie es weiter gehen soll, hast du nun Raum und Ruhe, deine Gedanken zu sortieren und Entscheidungen zu treffen. Toll dass euch deine Eltern aufgenommen haben und offensichtlich unterstützen. So hast du erstmal Luft.

    Dein Mann zieht nun erstmal alle Register, um dich weichzuklopfen, auch mit der Suiziddrohung. Er sieht seine Felle davonschwimmen und sieht, dass du es ernst meinst.
    Gut dass du dich da nicht erpressen lässt. Die Idee mit der Polizei von Aurora finde ich gut, auch wenn ich leider die Erfahrung gemacht habe, in brenzlichen Situationen, Polizei oder auch mal den Rettungswagen einzuschalten, dass nichts unternommen wird. Gegen seinen Willen wird so schnell keiner eingewiesen. Es muss erst was passieren.
    Dennoch hast du ein Zeichen gesetzt, dass du sowas nicht mit dir machen lässt.

    Ähnliches habe ich damals auch erlebt. Erst als ich konsequent geblieben bin, keinerlei Ausflüchte mehr gelten lassen habe, ihm begreiflich gemacht habe, dass der Weg zu mir zurück nur über das ernsthafte Angehen seines Problems mit Hilfe von außen gehen kann, fing er ganz langsam was an zu ändern. Solange bin ich auf Rückzug geblieben unter der Maßgabe, dass er erstmal seine Therapien durchziehen soll und wenn ich sehe, dass da dauerhaft eine Änderung eintritt, werde ich weitersehn…

    Er hat es tatsächlich irgendwann geschafft, aber erst, als er begriff, dass er es nicht für mich oder sonstwen macht, sondern in erster Linie für sich….. UND !!! Leider ist das auch nicht bei allen so, dass sie es schaffen, das auch durchzuziehen. Da kannst du dir evt. lebenslänglich die Zähne ausbeißen in ständigen Auf- und Ab`s und langsam deine Nerven und deine Gesundheit und vor allem auch die deiner Kinder mit kaputtmachen.

    Das war ein langer Weg bei uns und leider habe ich viele Jahre gebraucht, zu erkennen was zu tun ist, was es mit der Sucht auf sich hat, und aus Angst vor Veränderung und vor dem, was ich dafür alles aufgeben muss.
    Letztendlich hat es uns auch nicht mehr zusammengeführt, weil über die Jahre zu viel kaputtgegangen ist, vielleicht auch, weil ich zu lange in der Situation verharrt habe und nicht so vergleichsweise schnell wie du den Absprung, oder erstmal den Rückzug geschafft habe.

    Ich denke, du bist jetzt erstmal gut untergekommen bei deinen Eltern. Jetzt kannst du schauen was passiert. Wichtig ist, dass du jetzt konsequent bleibst. Lass erst Taten zählen, langfristig, und kein Gejammer oder Versprechungen, die evt. doch wieder ins Leere führen.
    Tue es vor allem auch für deine Kinder. Ich weiß nur allzu gut, wie sie Schaden nehmen auf Dauer in solch ungesunder Umgebung :(. Alles Weitere wird sich finden.

    Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft, sowie einen guten Austausch hier :).
    LG Eklisee

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!