Bin ich hier überhaupt richtig?

  • Hallo zusammen,

    ich habe schon eine ganze Weile hier gelesen und mich immer wieder gefragt, ob ich hier richtig bin.
    Ich beschäftige mich schon seit Jahren mit dem Thema Alkoholabhängigkeit.
    Für mich ist es schwer zu akzeptieren, dass man nicht klar sagen kann, ab wann genau man abhängig ist. Ist vielleicht noch etwas zu retten? Steckt der Angehörige schon zu tief drin?
    Bin ich selber in einer Co-Abhängigkeit? Auch zu dem Thema habe ich viel gelesen. Aber auch da: bin ich noch zu retten? Ist der einzige Ausweg eine Trennung?
    Ich habe so viele Fragen dazu.

    Aber fangen wir mal ganz vorne an:
    Ich bin 28, weiblich, habe bereits Erfahrungen mit Alkoholabhängigkeit eines sehr nahen Angehörigen und nun bin ich seit fast 5 Jahren mit meinem Partner zusammen und habe auch bei ihm (schon vor langer Zeit) eine gewisse Tendenz zur Sucht entdeckt. Sei es Alkohol, sei es Computer spielen, sei es Serien/Filme schauen. Alles, was er macht, macht er im Übermaß. Meiner Meinung nach. Aber hier geht es ja um Alkohol...
    Also: Schon seit wir uns kennen (und das ist einiges mehr her als 5 Jahre) trinkt er regelmäßig und immer bis zum Limit. Ende ist bei ihm nur dann, wenn er umfällt. Nur ein oder zwei Flaschen Bier trinken, geht bei ihm gar nicht. Dann gab es Phasen da war es besser. Dann wieder Phasen, da wurde es wieder schlimmer.
    Momentan befinden wir uns in einer "schlimmen Phase". Einen Tag trinkt er, dann schläft er einen Tag, dann liegt er einen Tag rum. Dann geht er arbeiten, sobald er frei hat, trinkt er, schläft, liegt rum ... Das geht jetzt seit knapp 2 Monaten so.
    Ich verleugne seine Sauferei nicht. Ich schütze ihn nicht, ich trage keine Konsequenzen. Ich spreche nicht mit ihm darüber. Ich verstecke keinen Alkohol, ich besorge ihm aber auch keinen. Eigentlich leben wir nebeneinander her.
    Dies nur zur Erklärung meiner vielen, vielen Fragen.

    Ändert sich da wohl noch mal was oder wird das immer so bleiben?
    Stecke ich schon mit drin? Ich bin sehr verunsichert. Viele hier schreiben, dass nur eine Trennung geholfen hat. Bei meinem nahen Angehörigen vor einigen Jahren hat es "auch so" geklappt. Eines Tages war da einfach die Einsicht "Ich muss was ändern". und seitdem ist diese Kehle kein Schluck Alkohol mehr hinunter geflossen.

    Ich muss gestehen, ich bin sehr wirr im Kopf im Moment. Ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen, fühle mich vollkommen überfordert und allein gelassen mit der Situation. Ich weiß keinen Rat. Und trotzdem steckt da noch ein wenig Hoffnung in mir, dass sich doch noch einmal etwas ändert und er endlich zur Besinnung kommt.

    Sorry, dass der Text so lang geworden ist. Das war so nicht geplant. Garantiert ist der auch ziemlich wirr :(

    Ich hoffe auf nette Rückmeldung, sodass ich vielleicht meine Gedanken mal sortieren kann und mich nicht mehr so alleine fühle.

    LG

  • Hallo Eule,

    natürlich bist du hier richtig.
    Und es ist mutig, wenn du dich mit deinen Fragen und Überforderungen an die 'Öffentlichkeit' traust.

    Ich bin trockener Alkoholiker und würde aus deiner Schilderung des Trinkverhaltens deines Partners schlußfolgern, dass er mindestens im Bereich des riskanten Konsums lebt.
    Aus dieser Phase entwickelt sich mit nahezu 100% Wahrscheinlichkeit die ausgewachsene Alkoholkrankheit.

    Die brennende Frage: Ändert sich dass noch?
    Kannst weder du noch ich beantworten.
    Jeder ist seines Glückes Schmied, ich habe nach jahrzehntelangem Alkoholterror den Absprung gefunden.
    Ich meine damit, dass ich meine Familie und mich terrorisiert, gedemütigt und mich auch körperlich geschädigt habe.
    Immer mit der großartiger Überzeugung: Alkoholiker, dass sind die anderen.

    Den Alkoholiker interessiert sein Umfeld nicht mehr wirklich.
    Zunehmend zieht er sich zurück und sucht nur das, was ihn antreibt: den Suff.

    Damit sich etwas ändert, muss es bei dem Betroffenen zu einer Einsicht kommen.
    Nur allein dass zählt.
    Nur dann kann er für sich etwas bewegen.

    Und das hast du nicht in der Hand!

    Es geht aber hier um dich!

    Zitat

    fühle mich vollkommen überfordert und allein gelassen mit der Situation.


    Das kannst nur du ändern!

    Zitat

    Ich spreche nicht mit ihm darüber.

    Warum nicht? Ist das nicht eine Einladung für den Trinker einfach so weiter machen?

    Zitat

    eigentlich leben wir nebeneinander her.


    Willst du das ändern? Ist doch eigentlich eine traurige Vorstellung.

    Zitat

    trotzdem steckt da noch ein wenig Hoffnung in mir, dass sich doch noch einmal etwas ändert und er endlich zur Besinnung kommt

    Meine Hoffnung ist, das du dabei nicht vorher kaputt gehst.

    Ich wünsche dir jedenfalls, dass du den Wert und Bedeutung deines eigenen Lebens in den Vordergrund stellen kannst und die Diskussion hier im Forum für dich hilfreich ist.
    In diesem Sinne bist ganz genau richtig hier.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Eule,

    dem Beitrag von Hans ist nichts groß hinzu zu fügen. Da steht alles drin!

    In die Zukunft kann keiner sehen. Deshalb ist es unmöglich zu sagen, was sich und ob sich da was ändert. Bei deinem Freund, bei dir... Das hat jeder für sich in der Hand.

    Eines ist aber sicher. Ändert sich bei deinem Freund nichts in eine Richtung, in der er aufhört zu trinken, ist sein Weg schon ein Stück weit voraussehbar. Und deiner auch, solltest du dann immer noch hoffen. Da sind die Abläufe immer irgendwie ähnlich.

    Jetzt ist die Frage, was kannst du tun? Mit ihm reden, das ist ein Anfang. An seiner Reaktion kannst du ja schon viele Sachen merken, also in welche Richtung es bei ihm gehen könnte. Ob Taten folgen. Und dann kannst du überlegen, was für dich daraus folgt.

    Die Hoffnung hat auch in mir gesteckt. Jahr für Jahr. Das ist ja auch der Wunsch, nichts ändern zu wollen, sich etwas erhalten zu wollen, was vielleicht mal gut war. Die Wünsche und Vorstellungen für ein gemeinsames Leben, die man sich ausgemalt hat, gibt man ja nicht so einfach auf. So war das bei mir. Und so bin ich coabhängig geworden... natürlich kommen da noch viele andere Aspekte dazu, aber auf alle Fälle hat das bei mir eine große Rolle gespielt. Dieses Festhalten an meinen Träumen (und Ängsten).

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Hans,
    hallo Aurora,

    vielen Dank für eure schnellen Antworten :)

    Natürlich möchte ich, dass sich was ändert. Ich weiß nur nicht wie. Wie gesagt, reden tun wir schon lange nicht mehr. Über nichts. Nur die ganz wichtigen Dinge werden kurz ausgetauscht und ein paar Belanglosigkeiten und Floskeln.

    Das Thema Alkohol habe ich schon zig mal angesprochen. Es bringt einfach nichts. Ich bekomme dann zu hören, ich würde übertreiben, das wär doch ganz normal, seine Kumpels machen das doch auch so (machen sie zum Teil tatsächlich), er habe alles im Griff.

    Für mich sind das alles nur Ausreden. Ich sehe dann immer wieder meine Mutter, die selber trockene Alkoholikerin ist, vor mir stehen, wie sie mir erzählen will, dass alles in bester Ordnung und ganz normal ist.

    Dabei würde ich sehr gerne wieder mit ihm reden, mit ihm lachen, mir seinen Rat holen. Es gibt so viele Dinge, Charaktereigenschaften, die ich an ihm schätze und die ich liebe. Die ich aber momentan auch sehr vermisse. Die kommen so selten durch, dass ich manchmal fast vergesse wie es mit ihm war bevor vor 2 Monaten das Trinken wieder los ging.

    Das Schlimmste ist eben, es ist immer wieder. Wenn alles gut läuft, dann trinkt er nicht. Vielleicht mal ein oder zwei Bier, wenn wir ausgehen oder wenn er Fußball schauen geht. Aber nicht regelmäßig alleine bis zur Besinnungslosigkeit. Gibt es irgendeine Veränderung in seinem / unseren Leben, dann kippt das wieder. Dann wird sich wieder betrunken und alles ist für den Hintern.

    Ich weiß nicht mehr, wie ich damit noch umgehen soll. Je öfter er irgendwo umkippt und einschläft, desto weniger Achtung habe ich vor ihm. Ich nehme ihn gar nicht mehr richtig ernst (auch in den nüchternen Phasen, da er in diesen ja meist verkatert ist). Ich habe keine Lust mehr auf Urlaubsplanung, Zukunftsplanung, Kinderplanung. Er möchte gerne Kinder haben mit mir. Aber ehrlich gesagt, kann ich mir das so, wie es jetzt ist, überhaupt nicht vorstellen. Momentan würde ich ihn nicht einmal heiraten.

    Wie geht man mit so einer Situation um? Trennung? Das würde so einen Rattenschwanz hinter sich her ziehen. Da weiß ich nicht, ob ich dafür bereit bin.
    Aushalten? Und dann? Dann ist ja alles so, wie er es sich wünscht. Er kann trinken und ich halte die Klappe.
    Mit ihm reden? Das bringt leider nicht viel.
    Mit seiner Familie reden? Wozu? Die können ja auch nicht helfen.

    Ich weiß im Moment nicht weiter. Am liebsten würde ich mich im Bett verkriechen, die Decke über den Kopf ziehen und abwarten bis alles vorbei ist. Vorausgesetzt es geht dieses Mal einfach vorbei.

    Sorry, fürs teilweise Auskotzen. Aber ich habe einfach mal alles niedergeschrieben, was mir so durch den Kopf geht...

    LG Eule

  • Liebe Eule,
    erst mal Hallo. Ich sehe gerade, wir zwei sind im selben Alter :wink:

    Zitat

    Das Thema Alkohol habe ich schon zig mal angesprochen. Es bringt einfach nichts.

    Das ist leider eine Erfahrung die sich wiederholt. Auch mir ging es in meiner Beziehung so. Hier im Forum wurde mir das gleich zu Beginn deutlich gesagt: Es hilft kein weinen, diskutieren, drohen, betteln. In den allermeisten Fällen hilft nichts, außer vllt die Pistole auf die Brust.

    Zitat

    Schon seit wir uns kennen (und das ist einiges mehr her als 5 Jahre) trinkt er regelmäßig und immer bis zum Limit.

    Zitat

    Momentan befinden wir uns in einer "schlimmen Phase".

    So wie sich das liest, war Alkohol auch bei euch schon von Anfang an ein Thema. Wahrscheinlich trinkt er in diesem Muster schon seit langem vor eurer Beziehung. Du wirst ihn nicht ändern können. Stattdessen wirst du dich nur immer mehr in der Beziehung verlieren. Wenn deine Gedanken irgendwann nur noch um ihn und den Alkohol kreisen, wenn du Unglücklich bist, aber von ihm kommt nur:

    Zitat

    ich würde übertreiben, das wär doch ganz normal, seine Kumpels machen das doch auch so (machen sie zum Teil tatsächlich), er habe alles im Griff.

    Mit dieser Einstellung wirst du bei ihm immer wieder gegen eine Wand laufen. Egal wie sehr du dich abmühst. Und auch wenn es mal wieder ein paar Wochen besser wird, dieses zerstörerische Trinkmuster wird wiederkehren. Und womöglich schlimmer werden.
    Du musst für dich klar kriegen: Willst du mit so jemandem eine Zukunft aufbauen?


    Auch ich habe diese Beziehung zu dritt geführt. Genau wie du war ich Unglücklich, aber hatte auch immer wieder Hoffnung. Ich habe alles versucht, was in meiner Macht stand. Geholfen hat es am Ende nichts, zumindest für meine Partnerschaft. Der Wille zur Veränderung muss aus jedem Menschen selbst entstehen.. nur dann ändert sich wirklich etwas.

    Ich wünsche dir viel Glück und Kraft auf deinem Weg.
    Lg, Grethe

  • Hallo Grethe,

    vielen Dank für deine Antwort :)

    Es ist so schwer, alle Träume und Hoffnungen hinter sich zu lassen.
    Ich war jetzt gut 2 Jahre die Hauptverdienerin, mit einem relativ geringen Einkommen. Jetzt ist er Hauptverdiener. Endlich können wir uns was leisten. Urlaub, schöne Dinge, aber am aller meisten Nahrungsmittel, ohne dass wir schon 1 1/2 Wochen vor Ende des Monats Pfand wegbringen müssen oder uns bei seinen oder meinen Eltern "durchschnorren" müssen.

    Ich habe einen relativ großen Batzen Schulden am Hintern. Nicht zuletzt, weil mein Partner sich nicht an die von mir aufgestellten Sparmaßnahmen gehalten hat.

    Würde ich mich jetzt trennen, würde ich zwar irgendwie über die Runden kommen, aber wieder mehr schlecht als recht.

    Und in dem ich dies grade schreibe, merke ich, dass er mich nicht nur mit runter zieht und versucht kaputt zu machen, sondern auch finanziell ganz schön erledigt hat. Jetzt könnte ich grade heulen vor Wut. Vor Wut auf mich selber, dass ich das nicht früher gemerkt und verhindert habe.
    Jetzt bin ich auch finanziell vorerst an ihn gebunden. Alle Pläne und Wünsche haben wir auf die Gemeinsamkeit und seine finanzielle Unabhängigkeit aufgebaut. Ich möchte so gerne noch studieren, das schaffe ich alleine gar nicht. Ich brauche ein neues Auto, auch das schaffe ich alleine nicht. Den Kredit abbezahlen, alleine auch möglich, aber nur mit ganz argen Einschränkungen.

    Fazit: Es muss sich ganz schnell was ändern, denn weder das eine noch das andere packe ich noch einmal.

  • Hall Eule

    Zitat

    fürs teilweise Auskotzen.

    Erbrechen ist keine schöne Angelegenheit, hilft aber, sich von Dingen zu trennen, die einem im Magen liegen.... :wink:


    Zitat

    Jetzt ist er Hauptverdiener. Endlich können wir uns was leisten.

    Würdest du dein Leben einem z.B. Flugkapitän anvertrauen, wenn du mit Sicherheit weißt, dass er/sie ein nasser Alkoholiker ist?

    Das Problem ist, dass du dich in einer trügerischen Sicherheit wähnst.
    Ein nasser Alkoholiker wird auf Zeit und Dauer nicht nur sich selber, sondern auch seine Familie, seine Finanzen, den ganzen schönen Lebensplan vernichten.
    Nicht weil er das will, sondern weil er nicht anders kann.
    Weil diese heimtückische Krankheit nur durch eine Maßnahme zu stoppen ist: aufzuhören zu saufen.

    Und dann Entziehungskur.
    Und dann am besten eine SHG.
    Und am besten für den Rest des Lebens.
    Weil die Krankheit kann nicht geheilt, allenfalls gestoppt werden.

    Sobald du dich im Bett verkriechst, wird er denken: 'Klasse! Keine Kontrolle, hoch die Tassen!'
    Der nasse Alkoholiker bastelt sich aus allem und jedem einen Vorwand, um zu trinken.
    Ich habe getrunken, weil meine Frau mich 'nicht beachtet hat', genauso, wenn sie mich reglementiert hat.
    Wenn sie gesagt hat: trink doch nicht soviel, habe ich die nächste Flasche aufgemacht.
    Ich habe gesoffen, wenn es mir gut ging, insbesondere aber, wenn ich traurig war.
    Auf diese Weise habe ich auch viel Geld verbraten.

    Unsere Geschichten, wie wir trocken geworden sind, unterscheiden sich teilweise erheblich.
    Einige mussten den traurigen Weg über die Intensivstation gehen, einige haben Haus und Hof versoffen, die Familie ruiniert...

    Die einzige Chance zum Aufwachen besteht darin, zu erkennen: so geht es nicht weiter.

    Das bedeutet für dich (und hier geht es ja nur ! um dich): wenn du willst, das sich etwas änderst, solltest du das deinem Partner gegenüber unmißverständlich zum Ausdruck bringen.


    Ich z.B. weiß: meine Frau wird mich verlassen, wenn ich wieder anfange zu saufen.
    Und das zu wissen, ist für mich gut.

    Es gibt in Deutschland eine Menge an professioneller Hilfe, das kann in in einer Beziehung nicht laienhaft selbst geleistet werden.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Liebe Eule,
    Du bist hier richtig im Forum, gut das Du hergefunden hast.
    Ich schreibe Dir mal zu einigen Punkten was, auch wenn im Grunde bereits alles gesagt ist in Sachen Alkoholabhängigkeit.
    Ich kann mich nur 100% den Worten von Hans anschließen. Und auch den Ausführungen der anderen Schreiberinnen.

    Du schreibst:

    Zitat

    Für mich ist es schwer zu akzeptieren, dass man nicht klar sagen kann, ab wann genau man abhängig ist.

    Ja, das kann man auch nicht so einfach diagnostizieren, weil es ja nicht DEN TAG gibt, an dem man alkoholabhängig wurde.
    Die Grenze zwischen Alkoholmißbrauch und Abhängigkeit ist fließend.
    Selbst wir Akoholiker können keinen Zeitpunkt nennen, ab wann wir definitiv abhängig tranken, denke ich.
    Ich kann Dir nur sagen, das ich über einen Jahrzehnt, vielleicht sogar an die 15 Jahre abhängig gesoffen habe,
    aber ich könnte Dir auch keinen genauen Zeitpunkt nennen, ab dem aus meinem Mißbrauch Abhängigkeit wurde.

    Hans schrieb Dir:

    Zitat

    Ich bin trockener Alkoholiker und würde aus deiner Schilderung des Trinkverhaltens deines Partners schlußfolgern, dass er mindestens im Bereich des riskanten Konsums lebt.
    Aus dieser Phase entwickelt sich mit nahezu 100% Wahrscheinlichkeit die ausgewachsene Alkoholkrankheit.

    Ich schließe mich dieser Einschätzung der Lage an.
    Denn wie gesagt, wir können auch keine 100 Prozentige Diagnosen stellen, das kann im Grunde nur der Betroffene selbst.
    Funzt aber auch lange nicht wirklich, denn man will ja die Sucht lange gar nicht wahrhaben.
    Die Alkies... das sind immer die anderen... war bei mir auch nicht anders...dabei war ich es längst selbst.
    Ich bin allerdings der Meinung, das wir trockenen Alkoholiker eine vorliegende Abhängigkeit ganz gut einschätzen können,
    vielleicht sogar besser als jeder Arzt... denn wir haben es ja am eigenen Leib erlebt.

    Zitat

    Das Thema Alkohol habe ich schon zig mal angesprochen. Es bringt einfach nichts. Ich bekomme dann zu hören, ich würde übertreiben, das wär doch ganz normal, seine Kumpels machen das doch auch so (machen sie zum Teil tatsächlich), er habe alles im Griff.

    Nein das bringt auch nichts, solange der andere weiter saufen will. Und das will Dein Partner offensichtlich.
    Und ja, das ist typisch, zu behaupten, das andere es doch genau so machen oder noch mehr saufen.
    Das sind reine Schutzbehauptungen, um von sich selbst abzulenken.
    Als nasse Alkoholiker kriegen wir es sogar hin, selbst daran fest zu glauben. Dabei stimmt das nicht.
    Es gibt sehr viele Menschen, die überhaupt keinen Alkohol konsumieren!
    Aber die sehen wir nicht mehr, weil wir sie nicht SEHEN WOLLEN !
    Damit hielte man uns ja einen unangenehmen Spiegel vor, wie schön das Leben ohne Alk sein könnte... und da wollen wir als nasse Alkies partout nicht hineinsehen.
    Weil wir dann ja handeln müssten, um auch so sein zu können?
    Och nö, weitersaufen ist ja erstmal noch viel einfacher, als sein Leben zu ändern, nicht wahr?

    Zitat

    Für mich sind das alles nur Ausreden.

    Liebe Eule, Alkoholabhängigkeit ist ein unheilbare KRANKHEIT. Keine Willensschwäche.
    Wir können nicht mehr anders, wenn wir abhängig geworden sind.
    Selbst wenn wir wollten, nicht.... wir brauchen dann Hilfe von Außen, um diesen Teufelskreis wieder verlassen zu können.
    Das können Angehörige nicht leisten, da muss professionelle ärztliche Hilfe her und oft auch therapeutische.

    Zitat

    Dabei würde ich sehr gerne wieder mit ihm reden, mit ihm lachen, mir seinen Rat holen. Es gibt so viele Dinge, Charaktereigenschaften, die ich an ihm schätze und die ich liebe. Die ich aber momentan auch sehr vermisse. Die kommen so selten durch, dass ich manchmal fast vergesse wie es mit ihm war bevor vor 2 Monaten das Trinken wieder los ging.

    Ja, das verstehe ich gut. Es IST traurig... da gibt es ja gar kein Drumherumreden! :cry:
    Aber besser wird das nicht mehr einfach so... leider.
    Sondern es wird immer schlimmer.
    Du wirst auch auf längere Sicht daran Schaden nehmen, glaub mir das bitte.
    Psychischen Schaden und am Ende auch körperlichen, Stichwort "psychosomatische Erkrankungen".
    Bitte sei Dir selbst soviel wert, das Du das nicht zulässt.

    Zitat

    Wie geht man mit so einer Situation um? Trennung? Das würde so einen Rattenschwanz hinter sich her ziehen. Da weiß ich nicht, ob ich dafür bereit bin.
    Aushalten? Und dann? Dann ist ja alles so, wie er es sich wünscht. Er kann trinken und ich halte die Klappe.
    Mit ihm reden? Das bringt leider nicht viel.
    Mit seiner Familie reden? Wozu? Die können ja auch nicht helfen.

    Schau Eule, Du beantwortest Dir die Frage im Grunde schon selbst, was man tun kann :wink:
    Wenn Du Dich nicht trennst, weißt Du, wie es weiter geht.
    Nämlich genau so, wie Du es auch beschreibst.
    Nichts hilft ! Du kannst reden, drohen, weinen, betteln, und mehr... aber wenn jemand saufen will, wird er das auch weiterhin tun.
    Darauf hast Du genau NULL EINFLUSS.

    Zitat


    Ich weiß im Moment nicht weiter. Am liebsten würde ich mich im Bett verkriechen, die Decke über den Kopf ziehen und abwarten bis alles vorbei ist.
    Vorausgesetzt es geht dieses Mal einfach vorbei.

    Ja, kann ich auch gut verstehen.
    Nur geht das leider nicht einfach von allein wieder vorbei.
    Du kannst nur an DEINEM LEBEN was ändern, nicht an seinem.
    Und er DARF auch saufen, er tut ja nichts verbotenes.
    Alkohol ist eine vollkommen legale Droge, die er konsumieren will und auch darf.
    Wenn DU nicht so weiter leben willst, musst DU was dagegen unternehmen.
    Er wirds nicht tun.

    Grete schreibt, das es manchmal noch helfen kann, jemanden die Pistole auf die Brust zu sezten.
    Ja, es gibt tatsächlich Fälle, wo dann ein nasser Alkoholiker doch noch wach wird.
    Wenn er/sie merkt, das der Partner tatsächlich abspringt, und nicht mehr nur redet, sondern handelt.
    Allerding klappt das nicht in allzu vielen Fällen, schätze ich mal.
    Denn einen neuen CO zu finden ist auch nicht besonders schwer und man müßte erstmal weiterhin nix an seinem Säuferleben ändern.
    Und wir haben da eine sehr feine Nase für, wer sich als CO eignet, also findet man recht schnell was Neues, wen man möchte.

    Zitat

    Ich habe keine Lust mehr auf Urlaubsplanung, Zukunftsplanung, Kinderplanung. Er möchte gerne Kinder haben mit mir. Aber ehrlich gesagt, kann ich mir das so, wie es jetzt ist, überhaupt nicht vorstellen. Momentan würde ich ihn nicht einmal heiraten.

    Gut, das Du wenigstens so vernünftig bist, diesem ganzen Drama nicht auch noch Kinder auszusetzen.
    Denn sie würden schweren Schaden daran nehmen. Und das haben so unschuldige kleine Wesen ganz sicher nicht verdient!
    Und Du ?
    Bist Du Dir denn so wenig wert, das Du Dich selbst weiterhin so einem Leid aussetzen möchtest?

    Zitat


    Jetzt bin ich auch finanziell vorerst an ihn gebunden. Alle Pläne und Wünsche haben wir auf die Gemeinsamkeit und seine finanzielle Unabhängigkeit aufgebaut. Ich möchte so gerne noch studieren, das schaffe ich alleine gar nicht. Ich brauche ein neues Auto, auch das schaffe ich alleine nicht. Den Kredit abbezahlen, alleine auch möglich, aber nur mit ganz argen Einschränkungen.

    Es gibt IMMER Wege !! Daran glaube ich ganz fest.
    Es wird auch Wege für Dich geben, um aus dem Schlamassel wieder rauszukomnmen !
    Vielleicht nicht von heute auf morgen, aber nichts unabänderlich in unserem Leben.
    Niemand muss lebensland in so einem Elend mit ausharren, was ein nasser Alkoholiker verursacht.
    Ins Handeln kommen musst Du aber selbst. Das kann Dir niemand abnehmen.
    Wir können Dir dabei aber beistehen ! :)
    Nimm wieder Dein Leben in Deine eigenen Hände und mache das beste draus... das wünsche ich Dir am allermeissten und von ganzen Herzen.

    Ich möchte auch an dieser Stelle auf den Erweiterten Bereich hinweisen, denn hier im "offenen Bereich" kann das gesamte www mnitlesen,
    bedenke das bitte.
    Im Erweiterten Bereich können nur Forenmitglieder lesen und schreiben, die dort auch selbst angemeldet sind.
    So ist man dort besser geschützt vor unliebsamen Mitlesern.
    Desweiteren ist dort der Austausch sehr viel intensiver.
    Und ich denke, das brauchst Du auch dringend.
    Der Erweiterte Bereich kostet zwar etwas Geld, bietet aber dafür auch was. Wir können dort auch chatten, haben Freizeitbereiche etc.pp.
    Vielleicht bekommst Du ja noch ein bisse Kohle zusammen, vielleicht erstmal für ein Vierteljahr?
    Um Dich wenigstens erstmal intensiver und geschützter austauschen zu können...

    LG Sunshine

  • Hallo Hans,
    hallo sunshine,

    vielen lieben Dank für eure Antworten.
    Ich freue mich sehr endlich meine Fragen stellen zu können und sie in einem vernünftigen Rahmen beantwortet zu bekommen.
    Auch, dass ich endlich meine Sorgen und Ängste teilen kann.

    Ich habe gerade nicht viel Zeit, um ausführlich zu antworten, aber ich kann sagen:
    Vermutlich habt ihr in allen Punkten Recht. Eigentlich ist das auch schon irgendwo in meinem Köpfchen, aber so wirklich wahrhaben kann (oder will?) ich das noch nicht. Denn soooo lange geht das ja noch nicht. Aktuell zumindest. Aber es ist ja immer wieder so. Mal mehr mal weniger.

    Ich weiß auch, dass die Alkoholsucht eine Krankheit ist und keine Willensschwäche. Ich wollte damit auch niemandem auf den Schlips treten :( Aber so fühlt es sich manchmal als Angehöriger an. Nach dem Motto: Ist der Alkohol wirklich wichtiger als ich? Warum setzt er alles aufs Spiel für die Sauferei? Dabei ist die Antwort eigentlich ganz einfach: Weil er nicht anders kann. Habe ich recht? :(

    Mit dem erweiterten Zugang ist eine super Idee. Ich werde mich direkt darum kümmern. Eigentlich geht das ja niemanden da draußen was an.

    Liebe Grüße und einen schönen Freitag,

    Eule

  • Guten Morgen, Eule

    Zitat

    Ich wollte damit auch niemandem auf den Schlips treten. :(
    Aber so fühlt es sich manchmal als Angehöriger an. Nach dem Motto: Ist der Alkohol wirklich wichtiger als ich? Warum setzt er alles aufs Spiel für die Sauferei? Dabei ist die Antwort eigentlich ganz einfach: Weil er nicht anders kann. Habe ich recht? :(

    Ja, so ist es.
    Sucht hat leider nichts mit Logik und Verstand zu tun. Es ist eine Krankheit, die ganz eigene Regeln/Symptome hat.
    Und wenn sie einen fest im Griff hat, lebt man eben nach diesen Regeln.

    Ich kann mir gut vorstellen, wie schwer das für Angehörige ist, so zurückstehen zu müssen hinter dem Alkohol.
    Das ist ja sehr kränkend.
    Und natürlich stellt man sich diese Fragen, warum macht da einer alles kaputt?
    Ist denn alles unwichtig geworden, sogar der Partner?
    Leider ist das so... alles andere wird immer unwichtiger, am Ende ist nur nach wichtig:
    Wann kann ich wieder saufen?
    Wo krieg ich den nächsten Stoff her?
    Falls ein Partner vorhanden ist, evtl. noch:
    Wie kann ich am besten heimlich trinken?
    Wie entsorge ich das Leergut und wo verstecke ich am besten den neuen Alk?
    DAS sind die Sachen, die uns irgendwann nur noch interessieren.

    Und Eule, leider ist der Alkohol einem auch irgendwann wirklich wichtiger als der Partner.
    Du muss selbst entscheiden, ob Du so eine "Dreierbeziehung" möchtest, wobei Du IMMER erst hinter der Pulle, seiner Hauptgeliebten, kommst?

    Zitat

    Denn soooo lange geht das ja noch nicht. Aktuell zumindest. Aber es ist ja immer wieder so. Mal mehr mal weniger.


    Ja, ich verstehe das.
    Man will es einfach noch nicht wahrhaben.
    Verdrängt es immer wieder... aber innendrin weiß man schon lange, was los ist.
    Manchmal traut man auch schon der eigenen Wahrnehmung nicht mehr, möchte es vielleicht auch gar nicht, weil man dann die bittere Wahrheit sehen muss.
    Ja, und dann kommt noch dieses schwankende dazu. Nicht jeder Alkoholiker muss jeden Tag trinken.
    Manchmal kann man das noch recht lange aufrecht erhalten, nicht jeden Tag zu saufen.
    Für den Angehörigen wird das dann auch wieder schwieriger, denn der schöpft ja so auch immer wieder Hoffnung.
    So ist das immer wieder ein Auf-und Ab der Gefühle... und das ist sehr zermürbend.
    Du verlierst ja dadurch auch viel Kraft, oder?
    Und dann ist da diese Unzuverlässigkeit, Du wirst Dich ja kaum noch auf ihn verlassen können, oder?
    Da ist doch immer diese Angst im Nacken, wann kommt der wieder besoffen nach Hause, oder?
    Ich halte dieses Ausharren in so einer Sitzuation durchaus für selbstzerstörend.
    Und ich denke nicht, das es ohne Folgen bleibt.

    Zitat

    Mit dem erweiterten Zugang ist eine super Idee. Ich werde mich direkt darum kümmern. Eigentlich geht das ja niemanden da draußen was an.


    Ich möchte Dir keinesfalls dazu raten, mit Deinen Sorgen allein zu bleiben und mit niemanden darüber zu sprechen.
    Aber ich halte das www für keine gute Adresse, sehr persönliche Dinge preiszugeben.
    Und ich sehe auch noch einen Unterschied zwischen Alkoholikern und CO-Abhängigen, die hier schreiben.
    Die Alkoholiker schreiben hauptsächlich über sich selbst, wobei bei CO`s auch (logischerweise) fast immer der Partner mit einbezogen wird.
    Man schreibt dann also auch über einen anderen Menschen (oft sehr detailliert)... und das sollte besser nicht im www tun.

    Ich freue mich, Dich auch im Erweiterten Bereich begrüßen zu dürfen :)
    LG Sunshine

  • Hallo zusammen,

    ich konnte jetzt einige Zeit nicht herkommen, ohne, dass mein Partner das bemerkt hätte.
    Die letzte Zeit war ziemlich hart. Wir haben uns nur selten gesehen und das bisschen Zeit, das wir gehabt hätten, hat er "versoffen".
    Im Moment streiten wir ständig. Wir sehen uns kaum und wenn, dann ist er voll oder verkatert. Ich kann mich momentan überhaupt nicht auf ihn verlassen. In meinem Job ist es momentan auch mega anstrengend. Ich habe viel Stress und Sorge wie es mit meiner Anstellung weiter geht.
    Mein Partner hingegen plant jetzt - mal wieder - sich eine neue Stelle zu suchen. Dabei arbeitet er noch gar nicht so lange wieder.
    Das kommt zu dem Alkoholproblem noch hinzu. Ich bin fix und fertig und weiß gerade nicht weiter. Ich könnte nur noch heulen und schreien.
    Aber will ich "schon" aufgeben? Gibt es noch Hoffnung? Wie soll ich finanziell über die Runden kommen ohne den Job meines Partners? Schaffe ich das alles oder werde ich dann selber wieder depressiv?

    Jetzt gerade in diesem Moment kann ich nicht mehr. Ich schlafe kaum noch, bin nur noch müde und kaputt. Mehr als arbeiten, essen, schlafen ist nicht mehr drin.

    LG
    Eule

  • Liebe Eule!

    Ich kenne das Gefühl verunsichert zu sein. Egal ob es um die Zukunft geht, um einen möglichen Auszug oder um finanzielle Angelegenheiten. Ich sitze gerade in meiner neuen Wohnung und denke auch oft noch, wie schön es doch mal war, mit dem XY. JA, ich zweifle manchmal an meiner Entscheidung, doch das ist Teil meiner CO-Abhängigkeit.
    Im tief drinnen weiß ich, warum ich jetzt da bin wo ich bin. Ich habe aufgehört zu träumen und zu hoffen UND DAS IST GUT SO.
    Der Teufelskreis zwischen Hoffnungen und ärgsten Enttäuschungen ist fatal. ICh begann mich im Kreis zu drehen- und das über Jahre, mit der Erkenntnis, dass wieder und wieder und wieder ein Jahr um ist und ich am selben Punkt oder sogar an einem schlimmeren Punkt angelangt bin, an welchem ich bereits gewesen war. Die Angst davor, umsonst so lange "ausgehaart" zu haben, hat mich ängstlich vor einer Veränderung gemacht, da ich mir dann eingestehen musste, dass alles nichts gebracht hatte.
    Kein Geld der Welt ist es mir wert, dass mir meine Lebensqualität genommen wird und das wurde sie-MASSIV. Ich habe viele Ersatzhandlungen gesucht und versucht mir einzureden, dass mein Leben eh ganz in Ordnung ist bzw. dass ich meinen trinkenden Partner ausblenden könnte. Doch es funktionierte nicht. Nächtelang , jahrelang hab ich geheult, überlegt was ich tun könnte, damit sich etwas ändert, och habe mir selbst leid getan, ich war wütend, DOCH ES HAT NICHTS GEÄNDERT.
    Wäre ich jetzt noch bei ihm, würde ich gerade wieder heulen oder ich müsste mir seine unglaublichen Beleidigungen anhören und und und.
    Ich traue mich zu behaupten, dass sich nichts ändert, außer man nimmt das selbst in die Hand. Mit allen Konsequenzen. Dazu gehört nicht nur die seelische Abhängigkeit sondern auch die finanzielle. Was hab ich von hunderttausend Dingen, die ich mir kaufen/leisten kann, wenn ich todunglücklich in meinem Kämmerlein sitze und heule?
    Da verkauft man sich selbst, finde ich.

  • Hallo Eule,

    ich hab mal irgendwo gelesen "verrückt ist, alles zu machen wie immer und darauf zu hoffen, dass sich was ändert" oder so ähnlich. Mich haben viele materielle "Sorgen" auch lange im System verharren lassen, mal abgesehen vom gefühlsmäßigen Desaster und meiner eingebildeten Verantwortung für meinen Mann. Als ich irgendwann das Gefühl hatte, entweder ich tue jetzt was oder ich verschwinde ganz, da konnte ich dann endlich handeln und bin ausgezogen. Heute bin ich mir unendlich dankbar dafür, diesen Schritt gewagt zu haben. Es war eine echt besch*ssene Zeit und ich möchte das nicht noch mal durch machen, aber es hat mich zu mir zurück geführt, es hat meinen Mann dazu geführt über sein Leben nachzudenken und neue Entscheidungen zu treffen. Wir sind heute wieder glücklich miteinander. Als ich ging, hab ich mir um die Zukunft keine wirklichen Gedanken gemacht. Alles war besser, als im System zu bleiben.
    Mir hat die räumliche Trennung sehr geholfen, wieder den Fokus auf mich zu richten. Ich musste mich oft dazu zwingen, ihn und meine Sorgen um ihn aus meinem Kopf zu verbannen. Die Tatsache, dass er erwachsen und für sich verantwortlich ist, war mir theoretisch klar, als ich das dann auch gefühlsmäßig spüren konnte, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Das Leben fühlte sich leichter an.

    Ich wünsche Dir, dass Du die Kraft findest, Deinen Weg zu gehen.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Chuck81, hallo Lütte69,

    ihr habt sehr gut beschrieben wie es mir geht und was ich mir eigentlich wünsche.

    Ich möchte wieder leben, wieder frei sein und planen. Das geht wohl nicht MIT meinem Partner.

    Ich möchte aber auch in den Urlaub oder mir einfach mal etwas gönnen. Das wiederum geht nicht OHNE meinen Partner bzw. sein Gehalt.

    Im Moment fällt es mir schwer eine Entscheidung zu treffen, denn ich weiß, dass er, wenn ich gehe schon bald wieder auf der Matte steht. Ich müsste den Hintern hochbekommen, um meine Sachen zusammen zu packen. Aber ich schaffe ja nicht mal mehr den Haushalt. Ich gehe arbeiten und mehr auch nicht.

    Ich war sehr unglücklich in meiner Wohnung und weder ich, noch der Kater haben uns dort wirklich wohl gefühlt. Doch einen Umzug kann ich mir nicht leisten. Trotzdem ist es im Zweifel erst einmal ein Dach über dem Kopf und die eigenen 4-Wände.

    Ich bin hin- und hergerissen zwischen "Ich möchte endlich allein sein und diese Last nicht mehr tragen müssen" und "Ich habe Angst vor dem Alleinsein und vor der Veränderung".


    An alle, die mir auf meine Beiträge geantwortet haben: Vielen, vielen Dank! Ich weiß nicht wie ich das durchhalten würde, wenn ich nicht "reden" könnte!

  • Hallo Eule,

    Zitat


    Ich möchte aber auch in den Urlaub oder mir einfach mal etwas gönnen. Das wiederum geht nicht OHNE meinen Partner bzw. sein Gehalt.

    Was ist Dir wichtiger? Finanzielle Sicherheit und Urlaub oder Deine Gesundheit??
    Denn letztendlich bleibst Du ja auch nicht unversehrt von der ganzen ungesunden Beziehung, nicht wahr?
    Psychosomatische Erkrankungen sind die übliche Folge von CO-Abhängigkeit.

    Zitat

    Im Moment fällt es mir schwer eine Entscheidung zu treffen, denn ich weiß, dass er, wenn ich gehe schon bald wieder auf der Matte steht. Ich müsste den Hintern hochbekommen, um meine Sachen zusammen zu packen. Aber ich schaffe ja nicht mal mehr den Haushalt. Ich gehe arbeiten und mehr auch nicht.


    Dann bleibt alles wie es ist.
    Warum holst Du Dir nicht mehr Hilfe, wenn Du es nicht allein schaffst.
    Niemand sagt, das Du das allein schaffen musst.
    Bist Du eigentlich schonmal auf die Idee gekommen, das Dir Dein Säufer Deine Energien und Resscourcen derart abzieht,
    und Du Dich dann auch entsprechend fühlst?
    Das alles durchzuhalten kostet noch enorme Energien.
    Die solltest Du besser für Dich selbst benutzen.
    Denn IHM nützt es im Endeffekt eh nix. Du kannst IHN nicht ändern, egal was Du tust !!
    Und Dir nützt es ebenso wenig, Deine Energien so zu verschleudern.

    Zitat

    Ich bin hin- und hergerissen zwischen "Ich möchte endlich allein sein und diese Last nicht mehr tragen müssen"
    und "Ich habe Angst vor dem Alleinsein und vor der Veränderung".

    Ich denke, die Angst vorm Alleinsein hält viele CO-Abhängige davon ab, endlich zu handeln.
    Die Angst kann ich Dir auch nicht nehmen. Aber ist Dein momentanes Leben denn das Leben, was Du Dir gewünscht hast?
    Kann es denn noch viel schlimmer kommen ? :(

    Zitat

    An alle, die mir auf meine Beiträge geantwortet haben: Vielen, vielen Dank! Ich weiß nicht wie ich das durchhalten würde, wenn ich nicht "reden" könnte!


    Ich wünsche Dir von Herzen, das Du endlich ins Handeln kommst und es nicht nur beim "reden" bleibt.
    Denn Reden (oder in diesem Fall schreiben) ist letztendlich nur Reden und noch keine Tat !
    Du musst da auch nichts mehr "durchhalten" !
    Wie kommst Du nur auf so eine Idee??
    Das einzig sinnvolle wäre, den ganzen Drama endlich ein Ende zu setzen.
    Und dann daran zu arbeiten, das Du nie wieder in so eine Abhängigkeitsbeziehung zu geraten.
    Denn in Beziehungen wie Deiner ist nicht nur der Alkie krank, sondern der CO ebenso.

    LG Sunshine

  • Hi!

    Und auch, wenn ich eventuell etwas "unsensibel" geschrieben habe. Ich kann dich verstehen. Auch ich bin bei der Wohnungssuche immer wieder an meine Grenzen (auch finanzielle) gestoßen. Auch ich habe von gemeinsamen Plänen, Urlauben etc. gedacht/geträumt. Doch die Erkenntnis, dass ich im Endeffekt eh wieder im gleichen, traurigen Albtraum lande, hat geholfen, diese Sichtweise auszublenden. Auch dieses Gefühl, für einen Umzug keine Kraft zu haben, kenne ich sehr gut. Doch es reicht, mit kleinen Schritten zu beginnen. Bei mir waren diese kleinen Schritte, dass ich mich intensiv mit Wohnungsanzeigen auseinandergesetzt habe. Immer wieder habe ich auch Wohnungen besichtigt, dies lässt alles realer werden.
    Der nächste kleine Schritt war, mich für eine Wohnung zu entscheiden.
    Dann wurden die wichtigsten Sachen gepackt und in die neue Wohnung geführt.
    Es muss nicht alles sofort passieren. Auch jetzt habe ich noch viele Sachen von mir im Haus. Doch "step by step". Mein Umzug hat einen Tag gedauert. (mit kleinem Kind) Anfangs hatte ich nicht einmal einen Tisch oder eine Couch.
    Mittlerweile bin ich schon komplett eingerichtet. Nach und nach kommen Dinge dazu. Ich lasse mir Zeit. Denn die brauche ich.
    Auch jetzt kommt manchmal Wehmut in mir hoch. Manchmal habe ich Mitleid- DOCH: Mein XY trinkt immer noch. Wurscht ob ich da bin oder weg bin. Nur mit einem Unterschied. Ich muss mich mit seinen Saufereien nicht mehr herumschlagen. Ich muss mich nicht mehr erniedrigen, beleidigen und belügen lassen. Ich sitze in meiner Wohnung und kann die Ruhe genießen.
    Das ist so viel wert. Viel mehr als ein gemeinsamer Urlaub oder sonst was.
    Das kann dir keiner nehmen.
    Ich überlegte seit drei Jahren zu gehen. Immer bin ich geblieben. Weil ich dachte, ich schaffe es nicht. Weil ich nicht wollte, dass ich mir offiziell eingestehen muss, dass all das Leiden für die Katz´war. Doch es blieb ein Kreislauf aus SAUFEN; LÜGEN; ENTTÄUSCHUNG; VERSPRECHEN SICH ZU BESSERN/AUFZUHÖREN; SAUFEN;LÜGEN;ENTTÄUSCHUNG;VERSPRECHEN SICH ZU BESSERN/AUFZUHÖREN;SAUFEN;LÜGEN;ENTTÄUSCHUNG --> HOFFNUNG-HOFFNUNG-HOFFNUNG und ENTTÄUSCHUNG

    Wünsche dir viel Kraft und Entschlossenheit, die ersten kleinen Schritte zu gehen!

  • Hallo Sunshine, hallo Chuck,

    vielen lieben Dank für eure Antworten.
    Ich muss sagen, die haben mich sehr nachdenklich gemacht.
    Ich brauchte jetzt tatsächlich eine ganze Weile für mich - zum Nachdenken, zum Überlegen, zum Planen.

    Zwei Dinge schwirren immer wieder durch meinen Kopf:
    1. Die Frage von Sunshine, ob es denn noch schlimmer kommen kann und
    2. die Aussage von Chuck, dass es reicht mit kleinen Schritten zu beginnen.

    zu 1: nein, zwischen mir und meinem Partner kann es nicht mehr schlimmer kommen - von körperlicher Gewalt mal abgesehen.

    zu 2: Ich habe endlich angefangen. Ich gehe endlich wieder aus, mit Freundinnen, meinen Geschwistern usw. (Findet mein XY nicht gut, aber das ist mir egal). Vor allem gehe ich aus, an Tagen, an denen er frei hat und zu Hause ist. Bisher war ich dann auch zu Hause und habe mich zu Hause mit irgendetwas beschäftigt (und heimlich gehofft, dass wir doch noch gemeinsame Zeit haben), so wie er es gern hat.
    Aber nicht nur das. Ich habe angefangen ein paar Sachen zusammen zu packen. Erst einmal Dinge, die ich nicht wirklich in unserem Zuhause brauche. Und habe diese aus unserer gemeinsamen Wohnung zu meiner Familie gebracht.

    Es sind zwar nur kleine Schritte, aber es sind Schritte, oder? Oder beruhige/belüge ich mich damit selbst?

    Ich bin in allem, was ich mache, so unsicher. Ich habe immer Angst etwas falsch zu machen. Aber ich glaube, wenn ich immer mal wieder Sachen aus unserer Wohnung wegbringe (damit dann für einen richtigen Auszug nicht mehr so viel Zeugs da ist), ist eine ganz gute Idee.

    Liebe Grüße,
    Eule

  • Hallo Eule,

    kleine Schritte sind super, damit geht jede Reise los. Ich habe es genauso gemacht. Auch die Zweifel, Ängste und Unsicherheiten haben mich begleitet. Aber die Zeit hilft dabei ungemein. Und logisch machen wir Fehler. Wichtig ist doch nur daraus zu lernen und sie nicht zu wiederholen. Solange es sich für Dich richtig und gut anfühlt, ist es auch richtig und gut. Im Rückblick war vielleicht nicht jede Entscheidung optimal, aber sie hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin - glücklich und zufrieden.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld für Deinen Weg
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

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