Liebe Forumsleser und -schreiber,
zunächst eine Kurzvorstellung:
Ich bin Biene1967 und habe hier einige Zeit schon mitgelesen.
Ich bin erwachsene Tochter eines Alkoholikers und habe einen Partner, der -so mein Verdacht - auch viel Alkohol trinkt.
Ich hoffe hier auf Austausch und natürlich auch auf Rat erfahrener Leser und Schreiber.
Nun mein konkretes Anliegen bzw. Thema:
Von Kindheit an bin ich gewohnt - oder geprägt - nicht zu "stören". Mein Vater war Alkoholiker, meine Mutter hielt die Familie irgendwie zusammen und regelte den Alltag (sie besuchte damals übrigens bereits Angehörigengruppen). Ich war ein unkompliziertes Kind, erfüllte Anforderungen, war gut in der Schule und im Studium und im landläufigen Sinne wohl "tüchtig". Das bin ich immer noch.
Mein Partner (7 Jahre Wochenendbeziehung) trinkt ebenfalls viel (täglich um die 6 Bier, soweit ich das einschätzen kann). Entsprechend erlebe ich Stimmungsschwankungen und Wechsel aus Zuneigung und Abweisung.
Das Paradoxe ist: Obwohl ich darum weiß, dass es nicht an mir liegt, fühle ich mich "störend". Denn wenn er gereizt ist, geht es natürlich gegen mich. Und ich fühle (nicht denke!) mich schuldig. Dass ich meine Bedürfnisse vollkommen zurückschraube, ist meine Schutzstrategie. Weder will ich "reizen" noch kann ich diese uneinschätzbare Reaktion einkalkulieren.
Ich, die "Tüchtige", im sonstigen Alltagsleben gestandene Frau fühle mich nicht mehr imstande, ganz authentisch zu sein. Weil ich nicht weiß, ob das Gegenüber angemessen darauf reagiert.
Mein Partner ist nicht aggressiv im Sinne körperlicher Gewalt oder Anbrüllen, er kann auch unglaublich liebevoll sein.
Doch ich erlebe eine passive Aggression, die mich in einer (vertrauten) und passiven Hab-Acht-Stellung hält.
Ich weiß nicht, ob ich nur noch da bin, um diesen alten Kindheitsknoten aufzulösen: Auch mal "wichtig" sein, auch Bedürfnisse erfüllt bekommen, mehr zu sein, als die Tröstende in für ihn belastenden Situationen.
Ist das typisch? Dass man sich mit wenig zufrieden gibt, weil man (wie als Kind) immer auf mehr hofft und deshalb am Ball bleibt?
Ich weiß gerade noch nicht, ob ich klar genug bin in meiner Fragestellung.
Es treibt mich eben gerade um und ich bin noch etwas ungeordnet.
Viele Grüße
Biene