Hintertürchen geschlossen... Auf gehts nach vorne!

  • Guten Morgen alle zusammen,

    das was Du da geschrieben hast, Correns, das ist sehr wichtig!!! Peinliche Erinnerungen nicht vergessen oder verdrängen, denn sie helfen mir dabei, trocken zu bleiben.

    Gerade gestern erlebt. Ich habe eine große Radtour mit meiner besten Freundin gemacht. Wir haben uns ein Eis geholt und in der Sonne auf der Bank einer Fußgängerzone gesessen und Leute beobachtet. Gegenüber saßen einige Leute vor einem Restaurant und tranken ihren Wein und ihr Bier. Ja, ich war kurz neidisch. Hab ich lange nicht gehabt, aber ich war neidisch auf das Gefühl des Beschwipst-Seins. Gerade wollte ich meine Methode anwenden, den Gedanken zu Ende zu denken. Wie mein Tag enden würde, wenn ich da sitzen- und Wein trinken würde. Aber so weit kam ich gar nicht! Denn:

    Auf einmal kam ein Mann die Straße zu Fuß entlang gegangen. Nee, „gegangen“ ist etwas hochgegriffen :D
    Er torkelte auf die Tische zu und ließ sich in einen Stuhl fallen und hatte offensichtlich alle Lampen an. Dann bestellte er sich ein Bier. Sah richtig scheisse verlebt aus, da er sicherlich morgens nur vom Vortag nachgetankt hatte.

    Dann dachte ich: Tja. Ich wäre nicht die Leute, die da sitzen und sich ne halbe Stunde an ihrem Wein oder Bier aufhalten und dann nach Hause gehen und sich zu Hause wieder ne Selter einschenken. Ich wäre der Mann....

    Schwups... ich hatte keine Lust mehr, kein Neid mehr. Ich war so glücklich über mein Eis, wie schon lange nicht mehr :mrgreen:

  • Ich würde mir übrigens wünschen, Dinge die nicht zu persönlich sind, auch mal wieder mehr hier im offenen Bereich zu schreiben.

    Im geschlossenen Bereich ist sehr viel los zur Zeit, was ich total gut finde. Der persönliche Austausch dort gehört für mich auch in den geschlossenen Bereich, das meine ich nicht.

    Aber wäre es vielleicht eine Idee, dass jeder von den aktiven Schreibern vielleicht so ein Mal die Woche hier im offenen Bereich schreibt, wie es ihm/ihr so ergangen ist? Einfach so Dinge, die jeder lesen darf.

    Dieses Forum hat mir so sehr geholfen. Es wäre doch toll, wenn stille Mitleser erreicht werden. Wir waren ja alle mal stille Mitleser :)

  • Hallo Cadda,
    ja, das ist tatsächlich eine gute Idee, ich werde heute Abend auch mal kurz dort schreiben, habe ich irgendwie total vergessen.

    LG

  • Hallo Cadda,

    ich finde Deinen Beitrag sehr gut. Nein, wir können nicht entspannt ein Glas in der Sonne genießen und dann aufhören. Es endet im elenden Suff. In den ganzen Jahren ist es mir nur mit größter Anstrengung wenige Male gelungen, kontrolliert zu trinken. Aber davon hatte ich ja garnichts, weil es mir noch nie um den Genuss, sondern immer um den Vollrausch ging.

    Im offenen Bereich ist es im Vergleich zum geschlossenen tatsächlich ziemlich ruhig. Es wäre schön, wenn auch da wieder etwas mehr geschrieben würde.

    LG
    Carmen

  • Guten Morgen,

    gestern wae ein Kumpel bei mir. Wir haben so viele schöne Zeiten gehabt, die natürlich früher auch mit Feiern zu tun hatten. In den Zeiten, wo wir jedes Wochenende unterwegs waren, konnte ich auch schon nicht mit Alkohol umgehen, aber es waren natürlich auch Abende voller Spaß dabei. Zu den Zeiten habe ich noch nicht Tags über getrunken oder morgens ein Bier raufgekippt, um den Kater loszuwerden. Das waren die Zeiten, an denen ich Sonntags völlig fertig war, weil ich halt noch nicht auf die Idee gekommen war, auf den Restalkohol noch was raufzukippen. Ich hab dann die Sonntage irgendwie ausgehalten und mir jedes Mal vorgenommen, dass ich am nächsten Wochenende fahre. Gemacht hab ich es dann nie, denn Freitags war ja alles wieder gut.

    Mein Kumpel trinkt seit Ewigkeiten. Anders als ich damals. Er trinkt seine paar Bier am Tag und man merkt ihm nichts an. Er hat keine Ausfälle, kommt nie betrunken rüber. Er ist einer der wenigen Leute, die irgendwie an einem Punkt in der Abwärtsspirale stehen geblieben sind. Es geht nicht weiter runter. Schön ist es aber auch nicht. Ich denke immer daran, dass seine Familie ja zumindest seine Fahne auch riecht. Zu Hause trinkt er wohl nicht. Ich weiß es nicht, ob er es heimlich in der Garage macht oder nicht. Jedenfalls arbeitet er, viel und gut im Handwerksbereich. Er ist fleißig ohne Ende und wahnsinnig gut in seinem Job, kann sich vor Angeboten kaum retten. Nach der Arbeit besucht er hier und da mal jemanden und ist dann immer zum Abendbrot pünktlich zu Hause bei seiner Familie.

    Warum ich das erzähle? Einfach nur, weil es mir durch den Kopf geht. Da haben sich viele Menschen mit diesem täglichen Alkoholkonsum abgefunden und es gehört zum alltäglichen Leben dazu und wenn man das so durchdenkt oder jetzt oben durchliest, dann frage ich mich "Ob er es wohl als Problem sieht?" Also im inneren. Ich hab natürlich schon mal mit ihm drüber geredet, da sagt er, dass er es so gut findet, wie es ist. Er würde ja wissen, wann Schluss ist und hat nie einen Kater. Wie es innerlich in ihm aussieht kann ich schlecht einschätzen. Er macht wirklich einen zufriedenen Eindruck und ich frage mich, ob es wirklich Alkoholiker gibt, die zufrieden sind? Also so RICHTIG zufrieden aus tiefsten Herzen. Weil ich immer denke, dass man doch im Grunde genommen weiß, dass man trinkt. Egal, ob es nun negative Auswirkungen hat oder nicht. Man weiß doch trotzdem, dass man Alkoholiker ist.

    Wie dem auch sei... ich bin jedenfalls froh, nicht mehr trinken zu müssen. Nicht nur, weil ich ständig Kontrollverlust hatte. Aber ich frage mich seit gestern, wie es gelaufen wäre, wenn ich mich so verhalten würde, wie mein Kumpel. Wenn ich kaum negative Auswirkungen gemerkt hätte. Hätte ich dann auch aufgehört zu trinken? Denn es fehlt ja irgendwie der persönliche Tiefpunkt. Wisst ihr, wie ich meine?

  • Moin Cadda,

    ich denke, ich habe verstanden. Über meinen Konsum nachgedacht habe ich erst, als mir bewusst wurde, dass ich trinken musste, dass mir dieses MÜSSEN ein Problem wurde. Es gibt viele Leute, auch in meinem Umfeld, die trinken viel und regelmäßig, ohne ein Problem damit zu haben. Warum sollten sie aufhören?

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Einfach aus dem Grunde, weil doch jedem bewusst sein müsste, dass es eben nicht normal ist, jeden Tag mehrere Biere zu trinken? Vor allem Tags über. Ich weiß es nicht. Das Wissen, wie PB beschrieb, trinken zu MÜSSEN vielleicht. Ich weiß aber nicht, ob ich dann aufgehört hätte. Ist vielleicht ähnlich, wie beim Rauchen. Man bekommt keine Probleme, weiß aber doch, dass es eine Sucht ist, die ja auch den Körper angreift, auch wenn man das noch nicht merkt.

  • Moin Cadda,

    das ist doch der Juckepunkt, es ist eben nicht jedem bewusst. Volksdroge Alkohol ist gesellschaftlich anerkannt, jeder nimmt sie, jeder darf sie nehmen. Wer sie nicht nimmt schwimmt gegen den Strom.

    Alkohol ist gesellschaftsfähig, der Alkoholiker nicht. Solange ich mich nicht als Alkoholiker sehe, habe ich keinen Grund aufzuhören.

    LG PB

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen, der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Hallo Cadda,

    als ich vor gut 10 Jahren merkte, dass ich etwas gegen meinen exzessiven Alkoholkonsum unternehmen muss, war ich rückblickend gesehen schon längst abhängig, konnte es mir selbst aber nicht eingestehen, wollte es nicht wahrhaben. Seinerzeit besuchte ich auch das erste Mal eine Selbsthilfegruppe der AAs, aber den Satz ,,Ich bin Alkoholikerin" brachte ich einfach nicht über die Lippen.

    Es war zu dem Zeitpunkt aber wirklich so, dass ich mich nicht als Alkoholikerin sah, sondern nur als jemand, der aufgrund psychischer Probleme zuviel trinkt und es mit viel Disziplin wieder selbst in den Griff bekommt. Was tat ich also? Ich setzte mir feste Trinkzeiten, hielt mich mit größter Anstrengung an eine bestimmte Trinkmenge ( klappte meistens nicht und wenn, dann nur über einen kurzen Zeitraum), legte Trinkpausen ein usw. ; doch was passierte? Die Sucht wurde immer schlimmer, die Trinkmengen immer höher und der Trinkstart immer früher, bis ich dann irgendwann schon morgens trank.

    Soviel zu Disziplin und Willenskraft bei der Alkoholkrankheit. Natürlich ist es von Vorteil, wenn man diese Eigenschaften besitzt, aber kontrolliertes Trinken ist für einen Alkoholiker auch mit der größten Willenskraft und Disziplin nicht mehr möglich - nur die Stilllegung durch strikte Abstinenz und dabei sind die oben genannten Eigenschaften mit Sicherheit nützlich.

    Warum es dann Leute gibt, die täglich trinken und trotzdem nicht abhängig werden, begreife ich auch nicht. Ohne negativen Folgen und Leidensdruck hört wahrscheinlich kaum jemand auf zu trinken - aber gibt es überhaupt Süchtige, die weder einen gewissen Leidensdruck noch negative Auswirkungen aufgrund ihres Alkoholkonsums haben? Das wird wohl nur im frühen Stadium der Sucht so sein und da unternimmt man ja meist noch nichts.

    LG
    Carmen

  • Naja, ich denke, wer täglich trinkt, ist abhängig. Er wird sich wohl auch zwangsläufig mal mit der Frage beschäftigt haben, ab wann man dann Alkoholiker ist. Geht ja gar nicht anders, denn ich bin seine sehr gute Freundin und er weiß, dass ich mich als Alkoholikerin sehe und deshalb nicht mehr trinke. Früher hat seine Freundin das tägliche Trinken bemängelt, irgendwann hat sie es so hingenommen. Vermutlich weil sie selbst sieht, dass es auf einem Level bleibt und der Zustand nicht schlimmer wird.
    Nun ja, es ist ja auch nicht mein Leben...
    Danke für Eure Gedanken dazu :)

    Ich liege gerade in der Sonne und genieße meinen freien Tag!

  • Hallo,

    ich denke gerade über diesen Satz nach:


    . Er ist einer der wenigen Leute, die irgendwie an einem Punkt in der Abwärtsspirale stehen geblieben sind. Es geht nicht weiter runter.

    Und erhalte mal wieder keine Antwort. Gibt es wirklich Alkoholiker bei denen es mit der Sucht nicht weiter bergab geht oder betreiben diese "nur" Missbrauch und haben einfach Glück gehabt? Das es bei dem einen Alkoholiker schneller bergab geht als bei dem anderen wissen wir ja, aber ist bei Alkoholismus ein Stillstand in der Abwärtsspirale möglich? Ich zweifle daran.

    LG
    Carmen

  • Ich weiß es wirklich nicht, Carmen. Ich habe zumindest den Eindruck. Aber ich finde, dass es auch schon weit genug unten ist, wenn man jeden Tag bereits am Nachmittag mehrere Biere trinkt und abends zwangsläufig mit einer Fahne nach Hause kommt. Auch ohne dass man sich irgendwie anders benimmt...

    Ich schreibe dazu noch etwas im geschützten Bereich, weil es mir zu detailliert werden würde, denn ich habe außer meinem guten Freund noch ein weiteres Beispiel.

    Aber so allgemein denke ich, dass manche Menschen eben tiefer sinken, als Andere. Oder man es ihnen eben eher ansieht oder anmerkt. Man kann in die Menschen ja nicht reinschauen. Aber ich denke schon, dass es eben Leute gibt, die Alkoholiker sind, aber sich immer auf einem gewissen Level halten. Dieses Level reicht allerdings schon aus, um in der Sucht drin zu stecken. Finde ich jedenfalls.

  • Liebe Cadda, vielen Dank, dass du mich in meinem Tagebuch unterstützt.

    Leider habe ich dein Tagebuch nur quer lesen können.

    "...,dass es eben Leute gibt, die Alkoholiker sind, aber sich immer auf einem gewissen Level halten. Dieses Level reicht allerdings schon aus, um in der Sucht drin zu stecken." Ich glaube, dass es sich bei mir so verhält.

    Gut, dass es dieses Forum gibt.

  • Hallo Cadda,
    So nun habe ich Deinen Thread gelesen.
    Ich finde es toll, wie Du es geschafft hast. Auch in meinen Anfangszeiten der ambulanten Therapie wurde mir vermittelt. Du schaffst das. Und das war so gut für meine Seele und Wohlbefinden. Ja. Ich wollte aus dem Kreislauf raus. Viele Tiefschläge musste ich anfangs hinnehmen. Trennung vom ex, weil er kein Problem mit dem alk hatte. Berufliche Probleme. Kind seelisch krank usw. Doch mit toller Hilfe den steinigen Weg angefangen.
    Und mir und meinem Sohn geht's heute so gut.
    Beruflich wieder top. Schule super. Kann so weiter gehen. Es lohnt sich.

    Ex behauptet auch, er trinkt nix. Na ja. Glauben kann ich das nicht. Nach dem Konsum. Einfach ohne Hilfe und dann Bierchen? Ist nicht meine Baustelle.

    Wichtig ist, das Leben zu meistern mit Freude. Aber immer auf sich selbst achten.

    Lieben Gruß Brigitte

  • Guten Morgen,

    ich bin nun bald 3 Jahre trocken und habe noch nicht ein einziges Buch zum Thema gelesen. Gefühlt habe ich allerdings alle Zusammenfassungen hier gelesen :)
    Nun habe ich schon oft Buchtips hier gelesen und da ich es gern humorvoll mag, hab ich mir nun das Buch ALK von Simon Borowiak gegönnt. Allerdings als Hörbuch, was ich nur empfehlen kann.

    Ich hab nämlich jetzt Urlaub und hab den Tip bekommen, es doch mal mit Hörbüchern während des Laufens zu probieren. Das hab ich ausprobiert und finde es übrigens klasse. Dass ich mit dem Buch ALK anfange, war für mich klar, weil ich schon immer gedacht habe, dass ich das mal unbedingt lesen müsste.

    Nun hab ich es wie gesagt als Hörbuch und bin noch nicht mal ganz durch und kann nur sagen: Ich finde es genial!!! Und ich finde es auch genial für Leute, die nicht abhängig sind. Einfach, weil ihnen auf so gute Art und Weise erklärt wird, was in dem Hirn eines Alkoholikers vor sich geht. Von daher kann ich es auch gern allen Co-Abhängigen ans Herz legen. Vielleicht verstehen sie dann, dass sie mit ihren Hilfestellungen, ihrem Verständnis, ihren Gesprächen und ihrer Geduld nur Folgendes erreichen: Nichts!

    Meine beste Freundin hat im übrigen auch angefangen, das Buch zu hören. Sie ist nicht abhängig und findet es trotzdem super und vor allem interessant. Ich finde es toll, wenn ernste Themen nicht so ernst rübergebracht werden, sondern einem so richtig naturgetreu und humorvoll ins Gesucht geklatscht werden, ohne groß drum herum zu reden :) Also kurzum: Ich bin begeistert!

    Ja, wie gesagt, ansonsten habe ich Urlaub und genieße meine Zeit. Ich bewege mich viel, egal ob in Form von joggen, walken, Fahrrad fahren oder einfach nur spazieren gehen. Ich erledige Dinge, zu denen ich sonst keine Zeit bzw. Lust habe und freue mich, dass nicht mehr viel auf meiner To-Do-Liste steht. Da stehen noch Sachen, aber die haben Zeit :)

    Ich bin wirklich zufrieden zur Zeit. Mit meinen Jungs läuft es gut, ich finde sie toll :)
    Sie werden langsam aber sicher immer erwachsener in ihrem Denken. Manchmal vergessen sie das von jetzt auf gleich und machen mich wahnsinnig, aber das gehört dazu. Grundsätzlich bin ich aber wahnsinnig stolz, weil sie einfach so gut geraten sind. Ich merke immer wieder, dass sie einfach mit einem guten Grunddenken ausgestattet sind und das beruhigt mich extrem. Sie können sich wahnsinnig gut in andere Menschen reinversetzen, sind emphatisch. Außerdem wissen sie es zu schätzen, wenn ich ihnen etwas kaufe und sind dankbar und höflich. Alles Eigenschaften, die man gut gebrauchen kann...
    Also versteht mich nicht falsch: Ich hab hier keine zwei Jungs sitzen, die ihre oben genannten Eigenschaften den ganzen Tag lang ausleben. Nein, ganz sicher nicht. Die bekommen sich genau so das raufen, wie andere Jungs in ihrem Alter, überspannen den Bogen oftmals, indem sie frech sind oder schnell mal laut werden (kein Wunder, ich bin auch so) und die Augen rollen, bis man nur noch Weißes sieht :)
    Meine Jungs gehörten noch nie zu denen, die top in der Schule sind und sich nie daneben benehmen. Aber wenn es drauf ankommt, dann klappt es und wenn mal ein Streit war, dann machen sie sich ihre Gedanken dazu, können gut argumentieren und ihre Meinung vertreten, aber gleichzeitig auch einsehen, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Eine gute Mischung würde ich sagen...

    So, ich wechsele jetzt nochmal eine Runde in den anderen Bereich und dann mache ich mich auf den Weg nach draussen. Ich wünsche allen einen schönen Tag mit viel Sonne, vor allem im Herzen :)

    Cadda

  • Guten Morgen,

    ich weiß gar nicht so genau, was ich schreiben soll. Ich fühle mich gut, bin sehr zufrieden. Nächste Woche bin ich nun seit 3 Jahren trocken und wenn ich an die Zeit davor zurückdenke, dann stelle ich fest, dass man die beiden geführten Leben vorher/nachher schwer vergleichen kann. Es ist einfach komplett anders. Nicht die Dinge, die um mich herum passieren, aber mein Inneres, mein Empfinden, mein Gefühl zum Leben.

    Ich bin immer noch unendlich dankbar, den Schritt gemacht zu haben. Wenn ich darüber nachdenke, dass ich schon so lange wusste, dass ich abhängig bin und irgendwann aufhören werde und „nur“ ein einziger Grund mich davon abgehalten hat, nämlich, weil ich mich nicht damit anfreunden konnte, dass ich „nie wieder Alkohol trinken darf/kann“, dann finde ich das inzwischen verrückt, denn das ist inzwischen zu dem Gedanken geworden, den ich so klasse und beruhigend finde. „Ich muss nie wieder Alkohol trinken“.

    Damals habe ich es als Last empfunden. Als Druck, als Last, als Verzicht. Wenn ich hier gelesen habe, dass sich die Gedanken und Gefühle dazu verändern, dann konnte ich mir das einfach nicht vorstellen. Es ging einfach nicht. Und nun ist es tatsächlich so. Es ist so eine Bereicherung nie wieder trinken zu müssen. Die Gefühle und die Sichtweise verändert sich einfach automatisch, wenn man sich wirklich von ganzem Herzen auf dieses neue, veränderte Leben einlässt. Ja, man muss sich komplett darauf einlassen. Dann funktioniert es. Dann funktioniert es nicht auf Krampf, sondern zufrieden.

    Ich kann nur Jedem raten, den Schritt in ein nüchternes Leben zu gehen. Es lohnt sich so sehr!

    Ganz liebe und zufriedene Grüße :)

    Cadda

  • Hallo Cadda,

    das ist eine sehr runde, Mut machende Schilderung. Da ist natürlich die Gefahr groß, dass Du Nachahmer finden wirst. Aber ich denke, mit dieser Gefahr gehen wir sehr gerne um.

    Wenn ich mich selbst zurück besinne, sehe ich bei mir nicht zwei Phasen (vor und nach dem Alkohol) sondern drei. Als ich mich nämlich damals entschlossen habe, nicht mehr zu trinken, begann eine spannende und manchmal auch zermürbende Phase des "Umprogrammierens". Es hat bei mir einige Jahre gedauert, bis ich wirklich richtig mit dem Alkohol abschließen konnte. Es war gewissermaßen ein Waffenstillstand. Heute habe ich meinen Frieden mit diesem Stoff geschlossen. Er interessiert mich nicht mehr. Das mag zwar langweilig klingen. Für mich ist es jedoch etwas Schönes.

    Viele Grüße
    Correns

  • Hallo Cadda, mir geht es genauso - ich habe mich im Laufe der Jahre, bei mir ist es ein halbes Jahrhundert an den Alkohol gewöhnt. Ich habe in der Suchtberatung der Meinung widersprochen, dass ich mir Probleme wegtrinke - die haben immer wieder nach Problemen gefragt. Ich bin Rentner, wohne in einem bezahlten Haus, habe keine finanziellen Probleme und eine intakte Familie ( Frau, Tochter und Schwiegersohn und Enkelin gesunde Geschwister und Eltern alles i.O.). Ich habe bis vor 3 Wochen manchmal mehr als einen Liter Wein oder 6 - 8 Bier getrunken und gut vertragen. Jetzt warte ich auf eine REHA um das "Wasser im Mund zusammenlaufen, wenn ich an Alkohol denke" zu verlieren. Jetzt habe ich Dich genug zugetextet - ich wünsche uns das wir es schaffen. Gruß Peter

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!