• Hallo, ich bin Tuschii. Ich stecke fest in einer Beziehung zu einem Alkoholiker. Auch wenn er abstreitet das zu sein.
    Vor knapp drei Monaten kam es nach monatelangem Drama zum SuperGau, er fuhr sich und seinen besten Freund gegen einen Baum. Ohne Führerschein, dafür aber mit 2,7 Promille. Beide schwer verletzt, sein Freund lag wochenlang im Koma, bis heute ist nicht sicher, welche Schäden er davonträgt.
    Noch im Krankenhaus versprach er, eine Therapie zu machen. Weil ich ihm gesagt habe, dass es für uns sonst keine Chance gibt. Und noch im Krankenhaus widerrief er sein Versprechen...er schafft es auch ohne Terapie. Ich sagte ihm, wir können es versuchen. Ohne den Glauben, dass er es schaffen würde.
    Bisher hat er nicht getrunken. Aber gestern hat er mir eröffnet, ich könne mich eigentlich gleich trennen, er hat nämlich nicht vor, sein Leben lang keinen Tropfen mehr zu trinken. Ein, zwei Bier ab und an, das wäre jawohl völlig ok. Gut, habe ich gesagt. Deine Entscheidung. Und jetzt bin ich der A... weil er meint, ich entscheide über sein Leben. Tu' ich das? Ich habe doch nur für mich entschieden, dass Alkohol in meinem Leben keinen Platz hat. Warum fange ich schon wieder an, darüber nachzudenken, ob ich ungerecht bin!?
    Ich will mein Leben zurück. Und nicht mehr ständig für alles die Schuld kriegen.

  • Hallo Tuschii und Willkommen im Forum.

    Zitat

    Und noch im Krankenhaus widerrief er sein Versprechen...er schafft es auch ohne Terapie. Ich sagte ihm, wir können es versuchen.

    Wieso "wir können es versuchen", bist Du auch alkoholabhängig?
    Ansonsten hat da ein "wir" nix zu suchen, sorry.
    Denn Dein XY ist ganz allein dafür verantwortlich, etwas gegen seinen Alkoholmissbrauch/Alkoholsucht zu tun.
    Oder auch, es zu lassen.
    Damit hast Du nichts zu tun.
    Und lass Dich bei sowas mal auch gar nicht erst mit vor den Karren spannen.
    Das gibt nie was Gutes.

    Zitat

    Aber gestern hat er mir eröffnet, ich könne mich eigentlich gleich trennen, er hat nämlich nicht vor, sein Leben lang keinen Tropfen mehr zu trinken.
    Ein, zwei Bier ab und an, das wäre jawohl völlig ok.


    Ja, dann weißt Du ja Bescheid, wie der Hase laufen wird.
    Allerdings bleibt es sicher nicht bei 1-2 Bier ab und an, ein Alkoholiker kann sowas gar nicht.
    Denn könnten wir kontrolliert trinken, dann gäbe es doch gar nicht so viel alkoholkranke Menschen :wink:
    Den Mist brauchst Du also erst gar nicht zu glauben, das ist Quatsch.
    Die Sucht hat ihre eigenen Regeln, und kontrolliertes Trinken gehört ganz sicher NICHT dazu.

    Zitat

    Ich habe doch nur für mich entschieden, dass Alkohol in meinem Leben keinen Platz hat.


    Na das ist doch super.
    Dann heißt es jetzt nur noch, das Du zu Deiner Einstellung stehst und die nötigen Konsequenzen ziehst.
    Ich wünsche Dir sehr, das Du die Kraft dafür hast... und das möglichst zeitnah.
    Denn weiteres Verbleiben in so einer Beziehung kostet Dich auch immer weiter Kraft.
    Die Du viel besser in was anderes stecken könntest, beispielsweise in Dich selbst oder in Dinge, die Dir Freude machen.

    Zitat


    Warum fange ich schon wieder an, darüber nachzudenken, ob ich ungerecht bin!?


    Weil wir als nasse Alkoholiker ganz sicher hervorragend im Manipulieren anderer Menschen sind.
    Und weil eh immer alle anderen an allem schuld haben... nur wir selbst nie.

    Zitat

    Ich will mein Leben zurück. Und nicht mehr ständig für alles die Schuld kriegen.


    Dann nimm am besten beide Beine in die Hand und laufe so schnell es geht.
    Dann bekommst Du auch Dein Leben zurück.
    Ansonsten bleibst Du der Sündenbock für alles mögliche... sogar für das schlechte Wetter draussen und das Dein XY schon wieder saufen muss, gleich sowieso.

    LG Sunshine

  • Danke Sunshine! Das schlimme ist, ich WEISS das alles. Das ist nicht die erste Beziehung mit einem Alki. Angefangen mit meinem Vater hatten irgendwie alle Männer in meinem Leben das Problem Alkohol.
    Aber wissen und wissen...ich hasse mich selbst dafür, dass ich bisher den Absprung nicht geschafft habe. Nach meiner letzten Beziehung mit einem Alkoholiker ging es mir so dreckig, ich habe mir geschworen, nie nie wieder. Und zack, kaum ging es mir besser... :roll:
    Aber ich weiß, dass ich jetzt die Kraft finden muß, zu dem zu stehen, was ich sage. Egal, wie schlecht er versucht, mich dastehen zu lassen.
    Deine Antwort hat mich auf jeden Fall bestärkt, nicht an mir zu zweifeln.

  • Zitat

    Wer im Straßenverkehr ein Fahrzeug führt, obwohl er infolge des Genusses alkoholischer Getränke oder anderer berauschender Mittel nicht in der Lage ist, das Fahrzeug sicher zu führen und dadurch Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefährdet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ (§ 315c StGb)

    Da der Ehemann (Täter) offenbar ohne größeren Schaden davonkam und keine echte Einsicht zeigt, dürfte er das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht haben.

    Was sagt denn der "beste Freund" dazu, nachdem er Dank dieser groben Fahrlässigkeit wochenlang im Koma lag und sein Leben alleine deshalb schon beeinträchtigt wurde?

    Und noch am selben Tag des Unfalls? ist der Ehemann der Meinung, dass er zukünftig kontrolliert Trinken könne, obwohl er noch nicht einmal nichts Trinken kann?

  • Hallo Hull, na ja, XY war auch schwer verletzt...aber im Grunde tut das nichts zur Sache. Eine 'Aussprache' hat, aufgrund der Schwere der Verletzungen, noch nicht stattgefunden.
    Dass noch einiges auf ihn zukommt...Gerichtsverfahren etc, das ist klar...aber auch davon sollte ich mich abgrenzen, finde ich.
    Wichtig für mich, es hat keinerlei Einsicht oder Umdenken gebracht, das zeigt sich jeden Tag auf's Neue. Und das sollte für mich genug Erkenntnis sein.

  • Zitat von Tuschii

    Hallo Hull, na ja, XY war auch schwer verletzt...aber im Grunde tut das nichts zur Sache. Eine 'Aussprache' hat, aufgrund der Schwere der Verletzungen, noch nicht stattgefunden.
    Dass noch einiges auf ihn zukommt...Gerichtsverfahren etc, das ist klar...aber auch davon sollte ich mich abgrenzen, finde ich.
    Wichtig für mich, es hat keinerlei Einsicht oder Umdenken gebracht, das zeigt sich jeden Tag auf's Neue. Und das sollte für mich genug Erkenntnis sein.

    Das Verhalten nach diesem Unfall spricht für sich.

    Die Verantwortungslosigkeit, besoffen in ein Auto zu steigen, sich selbst, das Leben der Beifahrer und aller Verkehrsteilnehmer zu gefährden, wurde im Übrigen nicht durch den Alkohol auf magische Weise herbeigerufen, sie war stets vorhanden. Natürlich ist Alkoholismus grundsätzlich eine Krankheit, allerdings lässt sich damit nicht jede unerwünschte Verhaltensform legitimieren und somit auch nicht mit der Nüchternheit umkehren.

  • Hallo an euch,

    ich werde von meinem Lebensgefährten oft manipuliert. Am Anfang hab ich das nicht so geschnallt, was ablief. Aber mit der Zeit wurden mir immer mehr Zusammenhänge klarer und ich versuche, mich nicht mehr manipulieren zu lassen, was nicht immer einfach ist. Er macht das oft so geschickt, dass ich denke, ich hab was verbockt oder es liegt an mir. Oft genug gibt er mir die Schuld für alles. Vor allem bin ich schuld, dass er trinkt. Da hab ich nur zu ihm gesagt, du hast schon vor meiner Zeit getrunken, also was soll das. Er versucht oft, mich kleinzumachen oder die Macht oder Kontrolle über mich zu haben. Reagiere ich nicht so wie er es gerne möchte, wird er wütend und ich bekomme die Quittung dafür, in dem er mich links liegen lässt. Ich hab auch meine Fehler, keine Frage. Aber sein Verhalten ist keine Art und Weise auf lange Sicht hin. Ich weiß, es ist an der Zeit, mich von ihm zu trennen. Nur das schaffe ich nicht von heute auf morgen und ich brauche meine Zeit dafür, bis es soweit ist.

    Liebe Grüße
    Leah

  • Hallo Leah,
    ich finde es immer wieder faszinierend, wie unglaublich ähnlich sich die Geschichten hier sind. Was Du schreibst, könnte auch von mir sein.
    Wie Du bin ich auch an diesem Punkt, an dem ich weiß, ich muß mich trennen, will es inzwischen auch. Auch weil ich mir eine gemeinsame Zukunft gar nicht mehr vorstellen kann. Zuviel ist passiert, passiert jeden Tag auf's Neue. Aber ich brauche meine Zeit. Ich weiß genau, wenn ich mich trenne, bevor mein richtiger Zeitpunkt gekommen ist, das gibt nichts. Und ich kenne mich, dann ist die 'Gefahr' zu groß, dass ich wieder umkehre.
    Auch wenn mein Umfeld inzwischen mit Unverständnis reagiert, niemand versteht, warum ich ihn 'nicht einfach vor die Tür setze', warum ich mir das immer noch antue. Meine Antwort ist dann, damit ich noch in den Spiegel schauen kann, damit ich mit mir im Reinen aus der Sache rausgehe.

    Schönen Feiertag und liebe Grüße,
    Tuschii

  • Guten Morgen Tuschii,

    Zitat

    Auch wenn mein Umfeld inzwischen mit Unverständnis reagiert, niemand versteht, warum ich ihn 'nicht einfach vor die Tür setze', warum ich mir das immer noch antue. Meine Antwort ist dann, damit ich noch in den Spiegel schauen kann, damit ich mit mir im Reinen aus der Sache rausgehe.

    Das verstehe ich nicht, was du damit meinst. Was musst du denn noch machen, bevor du gehen darfst?

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Guten Morgen Aurora,
    ich weiß nicht, ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihn einfach vor die Tür setze...ihn hängenlasse. Irgendwie fühle ich mich zu sehr verantwortlich für ihn. Und er haut natürlich auch immer voll in diese Kerbe, von wegen, er wüßte, wenn ich mich trenne, würde er ganz abstürzen.
    Mein Verstand weiß, dass das alles nicht mein Problem sein darf, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist... aber ich würde mich dennoch als ganz schlechter Mensch fühlen.

    Liebe Grüße,
    Tuschii

  • Hallo Tuschii,

    das ging mir auch so...ich dachte immer: wenn er mich jetzt auch noch verliert, dann stürzt er gnadenlos ab.
    Da es aber irgendwann nur noch um die Entscheidung ging: "Er oder ich", musste ich mich für meine eigene Gesundheit entscheiden.

    Und Ja, Du fühlst Dich danach schlecht...sau-schlecht sogar, aber ist wie ne Blinddarm-OP.
    Zuerst hast du Angst vor der Operation, aber es kommt sehr schnell der Tag, wo Du froh bist ihn los zu sein. (sorry für die harten Worte, an alle trockenen hier, aber das Bild kam mir gerade so in den Sinn...)

    Es ist nicht wichtig, wie schön die Worte klingen, sondern wie ehrllich sie sind...

  • Liebe Tuschii,

    das ist genau die Keule "Verantwortung". Ich habe auch gedacht, ich könne ihn ja nicht alleine lassen, dann hätte er ja gar keinen Halt mehr. Und auch mein Umfeld hat mir das so gesagt. "Wenn du gehst, dann stürzt er ganz ab". Das ist eine ganz gemeine Fessel!

    Ich habe damals endlich aber auch dann begriffen, was wirklich ist. Zuerst mal habe ich nicht die Macht und die Kraft, ihn vor dem Absturz zu retten. Denn er will das ja, er will ja trinken und mit Sicherheit weiß er auch, was das für seinen Körper und sein Hirn bedeutet. Das wird nur gerne verdrängt, das ist Teil der Sucht.

    Und das andere war, dass ich begriffen habe, dass er erwachsen ist. Er ist groß und kann alle Verantwortung für sein Leben alleine tragen. Ich bin nicht seine Muddi! Auch wenn er noch so gerne sich wie ein Kleinkind aufgeführt hat. Betrunkene sind ja im Prinzip wie kleine Kinder. Sie können nicht richtig laufen, sabbern und lallen. Da springt doch Muddis Instinkt sofort an...

    Er ist verantwortlich für seine Dinge. Niemand zwingt ihn zum Saufen, außer die Sucht. Und mit der kann nur er alleine fertig werden. Und das ist nicht unmöglich, das zu können. Ich muss mir nicht ständig weh tun lassen oder mein Leben einschränken, nur damit er in Ruhe seine Sucht bedienen kann. Ich habe keine Verantwortung für seine Dinge. Er hat für meine ja auch keine Verantwortung und das will ich auch gar nicht!

    Mein Exmann ist übrigens dann gut mit sich klar gekommen. Zuerst mal nüchtern, dann hat er sich wieder für den Alkohol entschieden. Das darf er auch! Aber ich hatte und habe damit nichts zu tun. Er ist schließlich alt genug!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Zitat von Katrienchen

    dann stürzt er gnadenlos ab.

    Hallo,

    genau das kann aber für einen Alkoholiker zum Wendepunkt werden. Wie er dann mit seinem Tiefpunkt umgeht, liegt in seiner Verantwortung. Der Weg in die Entgiftung ist ja jederzeit offen.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo ihr Lieben,
    vielen Dank für eure Antworten, ich fühle mich richtig gut beim Lesen, bestätigt darin, dass mein Verstand und mein Bauch auf dem richtigen Weg sind.
    Ich glaube, meine ersten kleinen Schritte gehe ich gerade; ich habe XY, der ja nun seit seinem Unfall vor drei Monaten nichts getrunken hat, gesagt, dass es für mich nur hopp oder topp gibt. Also mit seiner Vorstellung, ab und an ruhig mal was trinken zu können, werde ich nicht leben. Er ist sofort an die Decke gegangen, fühlte sich erpresst von mir, wird sich sein Leben nicht von mir vorschreiben lassen...etc. Ich war ganz ruhig, und selbst überrascht, wie wenig mich das getroffen hat. Ich habe ihm gesagt, dass es unter diesen Umständen besser ist, sich gleich zu trennen, ich werde nicht dasitzen und darauf warten, dass er wieder trinkt, wenn doch von vornherein schon klar ist, dass der Tag kommen wird.
    Ich bin stolz und ein Stück weit erleichtert, auch wenn weiter noch gar nichts passiert ist. Der Kampf, das weiß ich, steht mir noch bevor. Aber ich fühle mich nicht schlecht, und habe nicht das Gefühl, ihn hängenzulassen. Ich habe alles versucht, geredet, gebettelt, gejammert, geschimpft, geweint...er will sein Leben genau so. Und ich will nicht mehr Teil davon sein.
    Er sagt selbst, dass er abstürzt, wenn ich nicht mehr da. Und das tut schon ordentlich weh. Aber dann sage ich mir, dass es genauso kommen wird, wenn ich bleibe. Und ich will dieses Leben nicht mehr.

    Liebe Grüße und einen schönen Tag
    Tuschii

  • Hallo Tuschii,

    das stimmt, du hast keinerlei Verantwortung für ihn, ob er nun abstürzt oder nicht. Leider schieben nasse Alkoholiker gerne mal den Schwarzen Peter ihren Partnern zu :? .

    Zitat

    Und ich will dieses Leben nicht mehr.

    Das ist doch ganz klar und deutlich! Klasse!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!