Zitat
Warum meiden therapierte Alkoholiker den Rückblick?
Ich frage mich, wie Du auf solche Sachen kommst, Maskottchen?
Sind das auch typische Vorurteile über Alkoholiker? Ich weiß es gar nicht?
Ich bin auch keine "therapierte Alkoholikerin" , aber ich denke auch, Du meinst wohl "trockene Alkoholiker"...
Ich habe sehr wohl Rückblicke gehalten, allein um da hinzuschauen, wo ich NIE WIEDER hin will.
Und es gab auch mehrere ausführliche Gespräche mit meiner Tochter und meinem Mann diesbezüglich.
Außerdem dienten mir Rückblicke zur Verarbeitung meiner Vergangenheit.
Ich habe das also nie gemieden.
Aaaaaber damit eins mal klar ist, ich trage KEINE Büßerkutte ! Ich habe eine KRANKHEIT und das bitte ich zu berücksichtigen.
Wenn das jemand anders sehen will, mir egal... aber das sind nun mal die Fakten.
Und das Leben lebt sich nach vorn, nicht rückwärts !
Ich werde nicht in meiner Vergangheit leben, ich habe auch ein Recht auf ein schönes Leben und eine schöne Zukunft.
Maskottchen, wir Alkoholiker haben zum größten Teil auch ein Alkoholtrauma hinter uns. Und es dauert lange, bis das heilt.
Sich aber in einer Opferrolle zu suhlen ist relativ einfach... schwieriger ist es, wieder (oder überhaupt) Verantwortung für das eigenen Leben zu übernehmen.
Und das müssen wir Alkoholiker zu einem großen Teil auch (wieder) lernen.
Denn allzu oft haben wir auch Verantwortung abgegegen, an den Partner, Angehörige etc.
Ich habe allerdings mitunter den Eindruck, das manche Menschen gern in einer Opferrolle verbleiben, es sich darin auch recht "gemütlich" eingerichtet haben.
(Und ich meine hier nicht nur Angehörige von Alkoholikern !)
Und so sind dann imnmer andere Schuld, wenn was schief läuft.
Erlebe ich gerade extrem im weitläufigeren Familienkreis mit.
Da sind dann alle möglichen anderen Leute schuld, wenn was schief läuft im Leben, nur merkwürdigerweise man selbst nie.
Erstaunlich... und vor allem extrem unwahrscheinlich.
Wie auch immer, ich schaue lieber weiterhin nach vorn.
Meine Vergangenheit habe ich auch soweit "abgearbeitet" und ich war dabei auch immer für andere ansprechbar.
Und nicht nur das, habe auch selbst Gespräche angeboten.
Ich erlaube mir auch einfach, dieses Lebenskapitel zuzuklappen.
Und ich hoffe einfach, das ich es nie mehr aufklappen muss... sprich, nie wieder saufen werde.
Meine Krankheit bleibt für immer, das ist mir völlig klar.
Aber ich darf auch ein neues Lebenskapitel aufschlagen... wie das jeder andere Mensch auch darf.
Irgendwelche Altlasten werden immer irgendwo bleiben... aber ich werde sie nicht mein Leben bestimmen lassen und es mir damit selbst versauen.
LG Sunshine