Mir ist ein Licht aufgegangen

  • Hallo allerseits,

    ich bin neu und möchte mich zunächst bei allen bedanken, die hier im offenen Bereich schreiben. Ich habe in den letzten Tagen bei dem Lesen der einzelnen Beiträge - egal ob von den LZT oder denjenigen, die wie ich erst seit kurzer Zeit nüchtern sind, sehr viel gelernt und häufig gedacht: Ja, genauso geht/ging es mir auch :idea:

    Ich bin seit knapp 4 Wochen nüchtern und in der anfänglich angestrebten Trinkpause ist die Erkenntnis gekommen, dass ich Alkoholikerin bin.

    Mir ist ein Licht aufgegangen = MieLa

    Ich habe 27 Jahren regelmäßig Alkohol getrunken, eigentlich täglich und über viele Jahre jeden Abend eine 3/4 - 1 Flasche Rotwein. Ich habe nur abends getrunken und die Menge hing davon ab, wieviel Zeit vom ersten Schluck bis zum Schlafen verging. Es konnte also durchaus auch mal mehr sein.

    Ich war eine gut funktionierende Trinkerin. Ich habe nie die Kontrolle verloren, mich nie daneben benommen, bin nicht getorkelt oder geschwankt, habe mich nie alkoholbedingt übergeben und habe selten einen "richtigen" Kater gehabt. Nebenbei habe ich beruflich viel Erfolg gehabt.

    (Und während ich dieses schreibe, wird mir klar, dass ich gar nicht recht weiß, in welcher Zeitform ich dies schreiben soll: Vergangenheit? Gegenwart? Hm ...?) Da ich mich ganz am Anfang befinde, bin ich vermutlich eine gut funktionierende Trinkerin.

    Auch wenn mir schon vor 20 Jahren irgendwie schwante, dass ich nicht ganz einfach nicht trinken kann, habe ich mir immer eingeredet, dass ich nicht abhängig bin. Eher eine gut trainierte Trinkerin als eine Alkoholikerin. Denn die Alkoholiker, das sind ja die, die die Kontrolle verlieren, die stationär entziehen oder auf der Intensivstation landen. Wie leicht fiel es mir, mir das Interview mit Jenny Elvers nach ihrem Therapieaufenthalt anzusehen und zu denken: Ach guck mal, da sind aber deutliche Unterschiede. So bist du ja gar nicht :oops:

    Wie schreibt Daniel Schreiber in seinem Buch? "Akoholismus ist eine Krankheit, die dir einredet, dass du sie nicht hast" Wie wahr!

    Auf der ganz sicheren Seite wähnte ich mich, als mir ohne Mühen eine Trinkpause von 4 Monaten gelang. Kein Trinkdruck, es ging mir bestens. Also hatte ich ja alles unter Kontrolle! Seither fielen mir derartige Pausen aber immer schwerer, die Trinkmenge erhöhte sich, der Schlaf war konstant schlecht. Ich fühlte mich nicht mehr richtig leistungsfähig und als dann von meiner Rentenversicherung die Nachfrage kam, ob der Beitrag erhöht werden soll, dachte ich: Na, wenn ich so trinke, habe ich nicht viel von der Rente.

    Trotzdem nur der Gedanke: Mal wieder eine Pause machen und dann wieder das "gepflegte" Glas Rotwein (bzw. die Flasche) am Abend.

    Als das in Aussicht genommene Datum nahte (01.01.), wurde mir schon unwohl. Und dann erlebte ich, dass ich nicht mehr einfach ohne Symptome nicht trinken kann. Das erste Mal habe ich körperlich die Nichtzufuhr von Alkohol gemerkt. Schlimme Konzentrationsschwierigkeiten und Erschöpfung (heute weiß ich, dass es schlimmer hätte kommen können).

    Seither setze ich mich täglich damit auseinander und bin froh, diese SHG gefunden zu haben!

    In anderen Threads ist öfter die Rede von "Euphorie" gewesen. Das Gefühl kenne ich auch. Allerdings aus früheren Trinkpausen, als ich dem Irrtum aufsaß, es unter Kontrolle zu haben.

    Jetzt ist mein vorherrschendes Gefühl eher vorsichtige Zuversicht. Ich habe jetzt realisiert, dass ich krank bin und dass das Trockenwerden und -bleiben Arbeit ist. Einfach nicht trinken, ist nicht genug.

    Wenn ich kein Verlangen nach Alk habe, bin ich zuversichtlicher als in den Momenten des Sehnens.

    ... wird fortgesetzt ...

    Viele Grüße,
    MieLa

  • Hallo MieLa,

    willkommen hier im Forum,

    Zitat

    Ich bin seit knapp 4 Wochen nüchtern und in der anfänglich angestrebten Trinkpause ist die Erkenntnis gekommen, dass ich Alkoholikerin bin

    Ohne diese Erkenntnis hat es noch keiner geschafft .Gratulation zu deinen ersten 4 Wochen . Das ist schon was.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Guten Abend MieLa

    Auch von meiner Seite: Herzlich willkommen.

    Zitat

    In anderen Threads ist öfter die Rede von "Euphorie" gewesen. Das Gefühl kenne ich auch. Allerdings aus früheren Trinkpausen, als ich dem Irrtum aufsaß, es unter Kontrolle zu haben.

    So ging/geht es mir auch. Nicht mal nach 2 Monaten Trockenheit. Aber der vorsichtige Optimismus nimmt immer mehr überhand und somit die Hoffnung, dass ich mit dieser Krankheit trocken leben kann.

    Ich wünsche Dir viel Durchhaltewille und gute Gedanken.

    Ernest

  • Lieber Ernest,

    vielen Dank für deine guten Wünsche! Dein Thread war übrigens einer der ersten, die ich hier gelesen habe. Der Thread-Name "Ich hätte es nicht gedacht" hat mich magisch angezogen. Deine Geschichte und deine Erfahrungen mit den ersten Tagen und Wochen des Nüchternseins waren sehr hilfreich für mich.

    Ich wünsche dir auch viel Erfolg beim Trockenbleiben.

    Viele Grüße,
    MieLa

  • Zum Thema Gedanken: Heute war ich einkaufen und da ich mich auf nichts konzentrieren musste, ließ ich meine Gedanken schweifen. Ihr kennt das bestimmt, dass die Gedanken dann wie ein Affe mal hierhin und mal dahin hüpfen und ein Gedanke den nächsten jagt.

    Plötzlich war ich bei folgender Situation: Irgendwann in der Zukunft, wenn ich stabil nüchtern geblieben bin, drückt mir jemand im beruflichen Kontext ein Glas Sekt in die Hand. Wie reagieren, wenn ich nicht auffallen und Nachfragen vermeiden will? Also könnte ich ja nur nippen und mich am Glas festhalten. Das wird schon nichts auslösen, immerhin bin ich ja schon lange stabil. Das werde ich unter Kontrolle haben und selbst wenn dies Suchtdruck auslöst: sooo schlimm waren die ersten Tage des Entzuges ja nicht - das kann ich wiederholen...

    Heftig, oder? Diese Gedankenfolge ist so schnell durch meinen Geist gerast, das hat bestimmt keine zwei Sekunden gedauert!

    Ich bin froh, dass sofort alle Alarmglocken bei mir angegangen sind. Ich habe diese Gedankensequenz nicht losgelassen, bis ich sie mir argumentativ und auf der Gefühlsebene widerlegt hatte. Ich habe jetzt das Bild vor Augen, dass dieser Gedanke k.o. auf dem Boden liegt. Gut so!

    Aber bei der gestrigen Vorstellung habe ich noch geschrieben, dass die Sucht mir vorgespiegelt hat, dass ich sie nicht habe. Und heute versucht sie es gleich wieder ...

  • Zitat von MieLa


    Plötzlich war ich bei folgender Situation: Irgendwann in der Zukunft, wenn ich stabil nüchtern geblieben bin, drückt mir jemand im beruflichen Kontext ein Glas Sekt in die Hand. Wie reagieren, wenn ich nicht auffallen und Nachfragen vermeiden will? Also könnte ich ja nur nippen und mich am Glas festhalten. Das wird schon nichts auslösen, immerhin bin ich ja schon lange stabil. Das werde ich unter Kontrolle haben und selbst wenn dies Suchtdruck auslöst: sooo schlimm waren die ersten Tage des Entzuges ja nicht - das kann ich wiederholen...

    Hallo!

    Dein Suchtgedächtnis piesackt dich. Das geht fast allen Neuanfängern in den ersten Monate so. Später werden die Abstände deutlich größer. Da musst Du notgedrungen durch.

    Lenk dich mit Dingen ab, die dir Freude machen z.B. Hobbies, raus in die Natur ...

    Zur Sektglasnummer: Auf die habe ich mich auch vorbereitet und umgesetzt. Mir drückt keiner ein Sektglas in die Hand. Ich lehne dankend ab. Falls ich wider Erwarten das Glas dennoch in die Hand nähme, wird es sogleich irgendwo abgestellt.

    Ich kann nur davor warnen, an dem Zeug zu nippen. Da ist die Gefahr zu groß, das Du dir den ganzen Becher rein kippst und dann gleich noch mal Nachschub orderst, weil Du meinst, ein, zwei Gläschen sind doch nur ein Tropfen auf den hohlen Stein.

    In der Anfangszeit habe ich keine Sektempfänge besucht und ich rate von so was in den ersten Monaten auch ab. Die Veranstaltung selbst kann enorm triggern. Selbst wenn man auf der Veranstaltung brav trocken geblieben ist, kann einen das animierte Suchtgedächtnis auf dem Heimweg in einen Laden/Tanke führen, um das aktivierte Bedürfnis zu befriedigen.


    Falls Du dennoch nicht um ein solches Ereignis herumkommst, nimm sofort in eine Hand ein Wasser-/Saftglas und in der anderen befindet sich dein Handy, dann hättest Du zumindest keine Hand mehr für ein Sekt-/Weinglas frei. Wohlgemerkt: Ich würde in dem frühen Stadium auf alhohollastigen Feiern/Veranstaltungen nicht antreten. Meine persönliche Sicherheit geht mir da vor.

    Genau so wenig renne ich demnächst an Karneval zu irgendwelchen Feiern. Warum? ich genieße meine Nüchternheit/Abstinenz. Mir gehen alkoholisierte Menschen inzwischen auf die Nerven. Das tue ich mir nicht an.


    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    danke für die klare Ansage. Die Idee, sich aktiv ein Wasserglas oder ähnliches zu schnappen, finde ich gut. Wenn ich passiv abwarte, setze ich mich der Gefahr aus, dass andere zu wissen meinen, was gerade gut für mich ist.

    Auf derartige Veranstaltungen habe ich im Moment auch keine Lust. Vor 10 Tagen war im Büro am Vormittage eine Veranstaltung, an deren Anschluss Sekt ausgeschenkt wurde. Der Jahreswechsel war ja noch nicht lange her.

    Ich habe mich mit Hinweis auf einen dringenden Termin verabschiedet und bin zügig an den bereits eingeschenkten Gläsern vorbeimarschiert. Obwohl es schon nach Sekt roch, hat es mich nicht getriggert - auch nicht später. Vielleicht, weil ich Sekt im Büro schon immer abgelehnt habe. Außerdem habe ich ja viel lieber abends getrunken.

    Viele Grüße,
    MieLa

  • Hallo MieLa,

    Zitat

    Mir ist ein Licht aufgegangen


    Deinen Namen finde ich toll, und ansonsten hatte ich beim Lesen grad ein Déja vu. Weil: Mein Trinkmuster war ganz ähnlich wie deins. Meine Gedanken auch. Damals, vor Jahren....

    Sehr gut, dass du hier schreibst und ehrlich zu dir bist und auch irritierende Gedanken nicht verschweigst.
    Du musst dir selber auf die Schliche kommen. Verstehen, was die Sucht mit dir macht/gemacht hat und was du ihr heute entgegensetzt.

    Welche Lösungen fallen dir denn für die Sekt-Nummer noch ein? Was kannst du tun, damit nur der Gedanke daran k.o. am Boden liegt, aber nicht du?

    Zitat

    Einfach nicht trinken, ist nicht genug.


    Diese Einsicht ist sehr wichtig. Aber was folgt jetzt für dich daraus? Was hast du vor, möchtest du in deinem Alltag etwas ändern, und was davon wird bereits konkret?

    Nicht-Trinken ist prima. Trocken leben ist unbezahlbar.

    Willkommen hier und alles Gute dir,
    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Hallo MieLa,

    herzlichen Glückwunsch zu deiner Erkenntnis, daraus entspringt alles. Ich wünsche dir die notwendige Konsequenz für alle weiteren Schritte.

    Ich erkenne mich ebenso in vielem wieder, wovon du schreibst und danke dir, dass du davon schreibst. Weil das die Berichte sind, die meine Erinnerungen an meine anfängliche Zeit hervorholen.

    Zitat

    Plötzlich war ich bei folgender Situation: Irgendwann in der Zukunft, wenn ich stabil nüchtern geblieben bin, drückt mir jemand im beruflichen Kontext ein Glas Sekt in die Hand. Wie reagieren, wenn ich nicht auffallen und Nachfragen vermeiden will?

    Ich bin nun bald 10 Jahre trocken und das kommt heute natürlich auch mal vor. Also nicht, dass mir jemand unaufgefordert ein Glas in die Hand drückt (da habe ich von vorne herein eine ablehnende Haltung), aber schon die Situation, in der mir alkoholische Getränke verbal angeboten werden. Es kann (und soll) schließlich nicht jeder Mensch wissen, dass ich keinen Alkohol trinke. Ich löse die Situation wie folgt - ich sage ganz schlicht und einfach Nein, danke, ich hätte gerne ein Wasser... oder O-Saft... oder auch nix.

    Es hat im beruflichen Kontext noch niemals jemand nachgefragt, warum ich keinen Alkohol trinke. Es sei denn, ich habe es selbst forciert bzw. ausgeführt.

    Für Bekannte oder Kollegen ist es recht unspektakulär, dass ich keinen Alkohol trinke. Da habe ich festgestellt, dass es vor allem auf meine innere Haltung und Überzeugung ankommt. Bin ich selbst fest und stabil, dann strahle ich das auch aus.

    Liebe Grüße
    Maria

  • Liebe Maria,

    vielen Dank für deinen Beitrag.

    Zitat von Maria

    Ich erkenne mich ebenso in vielem wieder, wovon du schreibst und danke dir, dass du davon schreibst. Weil das die Berichte sind, die meine Erinnerungen an meine anfängliche Zeit hervorholen.

    Ich hätte nicht gedacht, dass meine Anfängererkenntnisse auch für eine LZT hilfreich sein können. Aber natürlich ist das so. Wenn ich schon nach 4 Wochen feststelle, dass sich einiges verflüchtigt und mein nasses Hirn mir einreden möchte, dass es gar nicht soooo schlimm war, wie muss es dann nach 10 Jahren sein?! Es ist toll, dass du seit so langer Zeit nüchtern bist!

    Zitat von Maria

    Für Bekannte oder Kollegen ist es recht unspektakulär, dass ich keinen Alkohol trinke. Da habe ich festgestellt, dass es vor allem auf meine innere Haltung und Überzeugung ankommt. Bin ich selbst fest und stabil, dann strahle ich das auch aus.

    Ja, das stimmt. Diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht und sie kommt meinen Präventions-Koffer.

    Viele Grüße,
    MieLa

  • Liebe Viola,

    dein Beitrag hat mich das ganze Wochenende beschäftigt.

    Zitat von Viola

    Diese Einsicht ist sehr wichtig. Aber was folgt jetzt für dich daraus? Was hast du vor, möchtest du in deinem Alltag etwas ändern, und was davon wird bereits konkret?

    Was für eine Frage! Da bin ich ganz schön ins Grübeln gekommen. Ich beschäftige mich seit Wochen mit meiner Krankheit, aber was ändere ich jetzt konkret bzw. was habe ich geändert?

    Vielen Dank für diesen hilfreichen Gedankenanstoß!

    Hier das Ergebnis :)
    1. Ich lese viel über Alkoholkrankheit, sauge alle Informationen auf und reflektiere mich in Bezug auf das Gelesene. Ich beschäftige mich also bewusst mit der Krankheit und mit mir selbst.

    2. Ich versuche zu ergründen, warum ich im Alter von knapp 30 Jahren plötzlich so auf diese Droge abgefahren bin, wo sie mich doch vorher nie interessiert hat.

    3. Ich gehe bewusst durch den Alltag und bin mir gegenüber sehr achtsam. Ich versuche wahrzunehmen, wie entspannt ich bin und in welchen Situationen der Wunsch nach Alkohol aufkommt.

    4. Ich achte gerade abends darauf, in einen ruhigen Zustand zu gelangen. Ich sehe keine spannenden Folgen mehr auf Netflix oder im TV, denn das macht mich nicht müde. Eine Stunde eine spannende Serie und ich bin quietschwach. Früher war das kein Problem, da der Rotwein die nötige Bettschwere schon geregelt hat.

    Ich führe abends auch keine anregenden Telefonate mehr. Stattdessen gehe ich zum Yoga oder lese.

    5. Ich setze ein Kontrastprogramm zu dem Moment des Abends, an dem ich früher das erste Glas getrunken habe. Jetzt genieße ich ein Glas Limo. Inwischen freue ich mich richtig darauf. Ich habe den Eindruck, dass es mir teilweise gut gelingt, die Gewohnheit Rotwein mit der Gewohnheit Limo zu überschreiben. Da bleibt es aber bei einem Glas, danach gibt es problemlos Kräutertee.

    6. Ich habe mich in dieser SHG angemeldet

    Was steht an und ist noch nicht umgesetzt?

    1. Verbreiten der Nachricht im Freundeskreis, bei denen, die es angeht und deren Unterstützung ich brauche. Das kommt nach und nach, je nachdem, wann ich die Freunde treffe.

    2. Die ersten Wochen sind ruhig und unspektakulär verlaufen. Ich hatte keine größeren Aufregungen - weder beruflich noch privat. Aber wie werde ich reagieren, wenn so eine Aufregung kommt? Reicht meine Selbstanalyse aus oder brauche ich präventiv professionelle Beratung? Wie hast du es gemacht? Wie habt ihr anderen es gemacht, die ihr gerade mitlest?

    Viele Grüße,
    MieLa

  • Hallo MieLa,

    ich finde es wichtig dass wir LZT bei "Anfängern" lesen und schreiben.

    So können wir etwas von dem zurückgeben was wir damals von LZT lernten und

    vergessen auch nicht wo wir herkamen und möglichst nich mehr hin wollen.

    LG Martin

  • Liebe MieLa,

    das ist sehr gut, dass du dir Gedanken machst.
    Wir müssen ja nicht alles am eigenen Leib erleben. Wir können uns auch vorstellen, wie manches wohl sein würde oder wo manches wohl herkommt.


    Zitat

    1. Ich lese viel über Alkoholkrankheit, sauge alle Informationen auf und reflektiere mich in Bezug auf das Gelesene. Ich beschäftige mich also bewusst mit der Krankheit und mit mir selbst.


    Habe ich auch viel gemacht. Ich dachte, ich wüsste schon so so einiges. aber vieles war auch neu bzw. ich konnte erst aus einem anderen Blickwinkel drauf gucken, als ich den Alk hinter mir gelassen hatte.


    Zitat

    2. Ich versuche zu ergründen, warum ich im Alter von knapp 30 Jahren plötzlich so auf diese Droge abgefahren bin, wo sie mich doch vorher nie interessiert hat.


    Dieses Gegrübel kenne ich auch. Habe auch am Anfang immer versucht, zu analysieren und nach dem Warum zu fragen. Es hhat mich gerade zu Beginn nicht weitergebracht. Hat zusätztliche Energie gekostet.
    Manche meienr Fragen haben sich selbst im Laufe der Jahre beantwortet, einfach so. Andere waren irgendwann nicht mehr so wichtig, weil ich weiter gegangen war.


    Zitat

    3. Ich gehe bewusst durch den Alltag und bin mir gegenüber sehr achtsam. Ich versuche wahrzunehmen, wie entspannt ich bin und in welchen Situationen der Wunsch nach Alkohol aufkommt.


    Sehr gut. Sei aufmerksam, aber mach dich nicht innerlich nieder und verurteile dich nicht.


    Zitat

    4. Ich achte gerade abends darauf [....]


    Du findest heraus, was nun besser zu dir passt. Mir hat es richtig Spaß gemacht, wieder mal was neues auszuprobieren. Nicht immer nur er ewig gleiche Griff zum Glas - sondern kreative Lösungen, die zu dem von mir gewünschten Ziel führten. Und das nicht nur simulierten.


    Zitat

    die Gewohnheit Rotwein mit der Gewohnheit Limo zu überschreiben


    Wenn du schon so viel gelesen hast, dass weißt du ja, wie das mit den Rezeptoren und den gebahnten Gewohntheiten im Gehirn ist. Ich hatte mir auch recht schnell eine neue Routine entwickelt, und ich konnte sie auch recht schnell genießen.


    Zitat

    Reicht meine Selbstanalyse aus oder brauche ich präventiv professionelle Beratung?


    Meiner Meinung nach gibt es da kein richtig oder falsch. Du wirst das schon sehen. Du hast ja jetzt Zeit. Der Alk klaut dir keine wertvolle Minute mehr.

    Schönen Tag dir heute,
    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Liebe Viola,

    vielen Dank für das Mitlesen und Kommentieren :) Das hilft mir sehr.

    Jetzt habe ich den ersten Monat rum. Heute Morgen bin ich glücklich und dankbar in den neuen Tag gestartet. Ich habe erneut tief und erholsam geschlafen. Solche Nächte habe ich jetzt fast durchgehend. In meiner nassen Zeit kannte ich solchen Schlaf ja fast gar nicht mehr.

    Viele Grüße,
    MieLa

  • Zitat

    Wie hast du es gemacht? Wie habt ihr anderen es gemacht, die ihr gerade mitlest?

    Guten Abend MieLa

    Nachdem ich Deine Mitteilung las, wurde mir wieder mal bewusst, wie verschieden wir Menschen sind. Obwohl wir uns hier alle von der Sucht befreien wollen (bzw. befreit haben), bleiben unsere ureigenen Charakterzüge, unser ICH, einfach unterschiedlich. Oft las ich hier im Forum über Euphorie, Glücksgefühle, Trauer, Niedergeschlagenheit, überbewertetes Selbstbewusstsein, Unsicherheit, Schuldgefühle, Reue und den Drang zur Veränderung (neben dem Trockenwerden). Es gibt demnach kein einheitliches Bild, nachdem der Alkohol abgesetzt wurde.

    Eine uns verbindende Basis sind die Grundsteine. Sie ermöglichen oder besser gesagt, erleichtern uns ein Trockenwerden bzw. -bleiben. Analog dem Grundgesetz, welches ein Zusammenleben von Menschen regelt und ermöglicht (und halten uns nicht immer zu hundertprozent an das Einte oder Andere :) )

    Unser Forum kann Dir vieles beantworten. Es hilft Dir. Und es ist für uns da. Aber für Dein Glücklichwerden, Dein Finden, Dein Post-Alk-Leben, bist nur Du zuständig (ev. zusammen mit Deinen Lieben).

    Ich persönlich bemerke, dass ich mit offenen, wachen Augen die Welt angucke. Unvernebelt :) Aber auch kritischer. Mir half nach Abstinenz das regelmäßige Wandern in der Natur. Ich erfreue mich - wie in den letzten Tagen - an den Krokussen, Schlüsselblümchen, an den grünen Spitzen der Narzissen etc. Und schon bald beginnen die Vögel wieder zu pfeifen und präsentieren sich im schönsten Kleid. :):):)

    Und nichts und niemand würde mich bewegen, zu behaupten, dass meine Sicht die Allein-Glücklich-Machende ist.

    Ich wünsche Dir ein erholsames, schönes, ruhiges, trockenes Wochenende.
    Ernest

  • Hallo MieLa,

    Zitat

    Ich hatte keine größeren Aufregungen - weder beruflich noch privat. Aber wie werde ich reagieren, wenn so eine Aufregung kommt? Reicht meine Selbstanalyse aus oder brauche ich präventiv professionelle Beratung? Wie hast du es gemacht? Wie habt ihr anderen es gemacht, die ihr gerade mitlest?

    Ich stellte fest, dass bei mir ohne Alk eh schon alles ein bissi unspektakulärer lief. Ich brauchte das Aufbauschen und das künstliche Dazutun nicht mehr, um mit Berechtigung saufen zu dürfen. Dadurch fiel schon ein ganz großer Teil Dramatik in meinem Leben weg.

    Und heute gehe ich meine Dinge/Aufregungen nüchtern an, oder versuche es zumindest es zu tun.

    Ich hatte aber mal eine Situation, an die kann ich mich noch sehr gut erinnern, weil sie sich extrem aufgebauscht und mich schlussendlich so in die Enge getrieben hatte, dass ich dachte, die einzige Lösung wäre nur die, mich zu betrinken, damit ich nichts mehr zu fühlen brauche und mich dadurch aus der Situation befreien kann. Ich weiß nicht, wie es ausgegangen wäre, wenn ich in diesem Moment Alkohol griffbereit gehabt hätte. Hatte ich aber nicht, und so hatte ich Zeit durchzuatmen und mir klarzumachen, was da gerade abging. Dieser Wunsch mich wegzublasen, war dann ähnlich schnell vorbei, wie er gekommen ist.

    Mir hat die Situation klar gemacht, egal was um mich herum passiert, wer mich massiv unter Druck setzt, welche spontane Entscheidung von mir verlangt wird - ich nehme mir die Zeit Luft zu holen und in mich herein zu hören was ich will. Und bevor das nicht miteinander übereinstimmt - passiert gar nix.

    Für mich persönlich war das eine Art Aha-Erlebnis, Zeit zu haben, um meinen Rhythmus entwickeln zu dürfen. Mir lief oder läuft nichts mehr weg, ich habe alle Zeit der Welt, sobald ich sie mir selbst zugestehe.

    Liebe Grüße
    Maria

  • Hallo MieLa,

    im anderen Thread hast du gefragt.

    Zitat

    wie definiert man den Begriff "trocken"?


    Hier im Forum gibt es schon einige Threads die Themen behandeln. Da kannst du dich gerne beteiligen oder einen Eigenen Thread eröffnen. Hin und wieder brennt ja eine Frage die ich gerne für mich beantwortet haben möchte und du nicht lange suchen willst.,

    Schaue mal das habe ich für dich gefunden.
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic34658.html

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

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