Hallo an die Forengemeinde,
ich hatte mich ja vor genau einer Woche im Vorstellungsbereich eingefunden und mich und meinen Entschluss, mit dem Trinken aufzuhören, kurz vorgestellt.
Was ist seit dem passiert?
Nun, vielleicht das Wichtigste zuerst: Ich habe seitdem keinen Tropfen getrunken.
Am selben Tag noch war ich beim Arzt und habe mich über diverse Hilfseinrichtungen in meiner näheren Umgebung informiert.
Die körperliche Untersuchung ist verhältnismäßig "glimpflich" ausgefallen (keine irreversiblen Schädigungen der Leber z.B.), die Laborergebnisse sprechen aber eine klare Sprache.
Bei der Befundbesprechung gestern hat mir der Arzt erklärt, dass man an den Werten auf den ersten Blick erkennen kann, dass ich zu viel trinke (bzw. getrunken habe), und er meinte, er sei aufgrund des Befunds sogar in der Lage zu sagen, was im Detail (vor allem Bier in großen Mengen).
Eine leichte Fettleber ist wohl auch schon da, diese ist aber angeblich reversibel, wenn ich jetzt mein Leben ändere.
Punkt 2: Ich bin letzten Donnerstag (mit einigem Bammel) in eine Selbsthilfegruppe in meiner Nähe gegangen. Da weiß ich noch nicht, was ich davon halten soll. Jeder spricht halt nur für sich, Ratschläge gibt es keine. Ist vielleicht gar nicht so schlecht, es soll ja eine "Hilfe zur Selbsthilfe" sein. Ich gehe diese Woche aber sicher wieder hin, alleine, die Geschichten anderer zu hören hilft schon, bisschen mehr über sein Verhalten zu reflektieren (was ich ja früher so gut wie nie tat, sondern diesen Alkoholkonsum immer verharmlost habe).
Im Vorstellungsbeitrag schrieb ich ja, dass ich am nächsten Tag (das war der letzte Mittwoch) auf eine Party eingeladen war, und ich dort nicht hingehen würde.
Nun, ich war tatsächlich doch dort und habe es genossen, Apfelsaft und Eistee zu trinken - während meine ganzen Freunde ein Bier nach dem anderen und Kurze in sich reingeleert haben. Ich war um 22:30 nüchtern zuhause, bin am nächsten Tag frisch und ausgeruht, ohne Kater, ins Büro gefahren und konnte meinen Tag bestreiten.
Ein paar Freunde, die auch auf der Party waren (und auch tw. Arbeitskollegen sind), habe ich den ganzen Tag nicht im Büro gesehen. Ich habe dann erfahren, dass sie erst um 05:00 morgens heimgekommen sind.
Dieses Gefühl, nüchtern und ohne Kater in den Tag zu starten, ist einfach so schön. Ich möchte das jetzt immer so haben.
Ich hatte nach einer durchzechten Nacht früher immer so eine Art "Suffdepression" in Verbindung mit starken Panikattacken.
Mein Arzt meinte, dass Alkoholkonsum meine Panikattacken (an denen ich seit 15 Jahren leide) nur noch verstärken würde. Noch ein Grund mehr, nichts mehr zu trinken.
Im Suff sind mir früher immer die schlimmsten Sachen passiert: Gestürzt und/oder mir selbst Verletzungen zugezogen. Kompletter Kontrollverlust bis hin zu totalen Filmrissen. Mit Menschen gestritten und mich zerstritten. Dinge gesagt, die ich am nächsten Tag bereut habe, weil sie irgendetwas in Gang gesetzt haben, das ich so nie wollte. Das hat dann diese "Suffdepression" im verkaterten Zustand nur noch schlimmer gemacht.
Und jetzt: Nein, danke. Ich möchte das nicht mehr. Das Leben ist nüchtern viel schöner. So soll es weitergehen.
Danke fürs Lesen.