2.Rückfall nach 20Jahren

  • Hallo,

    Ich bin ganz verzweifelt und hoffe auf eure Hilfe.

    Seit 7 Jahren bin ich in 2.Ehe mit einem trockenen Alkoholiker verheiratet.
    Wir lernten uns in seiner schlimmsten Zeit kennen. Das war 1998.

    Irgendwie schaffte ich es damals, ihn zu einer Therapie zu bewegen.
    Das liest sich jetzt einfacher als es war!

    Inzwischen sind wir beide 67 Jahre, haben 5 Enkelkinder, mein Mann 4, ich 1.

    Vor einem Jahr hatte er seinen ersten Rückfall, den er schnell überwunden hatte.

    Vor ein paar Tagen bemerkte ich, dass er wieder getrunken hat. Was er abstritt.
    Sein Verhalten war anfangs eher depressiv, doch bald verbal aggressiv.

    Mein Versuch, dass er über die Kinder und Enkelkinder wieder zur Einsicht kommt hat dieses Mal nicht gefruchtet.
    Nun will er morgen, bzw heute seine Mutter besuchen, 300KM Autofahrt und ist wütend weil ich ihn nicht begleiten werde.

    Zusätzliches Problem ist, wir hüten an 3 Tagen wöchentlich mein Enkelkind. Er holt es mit dem Auto von der Kita ab.
    Ich bin noch berufstätig in einer sozialen Einrichtung.

    Das geht nun alles nicht mehr.

    Obwohl er sehr an dem Kind hängt und auch seine eigenen Kinder und Enkel verlieren wird, hat er kein Einsehen.

    Was soll ich nur machen?

    Danke, dass ihr meinen Text gelesen habt.

    LG von Veilchen


    Das war mein Vorstellungsposting hier, geschrieben in der Nacht zum Ostermontag.

    Erwähnentswert ist vielleicht noch, dass ich mit ihm auch nach dem Entzug und der Therapie schlimme Zeiten erlebt habe.
    Ich wurde von ihm finanziell ausgenutzt, da er kein eigenes Einkommen mehr hatte und vom Staat nicht leben wollte, lebte er von mir.

    Unterhalt konnte er für seine 3 Kinder nicht zahlen, doch seine (noch) Ehefrau stellte Forderungen, obwohl sie für die Kinder Geld vom Staat erhielt.
    Sie bewohnte mit den Kindern auch sein Haus (Erbe seines Vaters)

    Immer wieder stellte ich fest, dass mir Geld fehlte und sogar Geld von meinem Konto abegeholt wurde.
    Damit stellte er seine Frau zufrieden.

    Sie fuhren gemeinsam in den Urlaub - den Kindern zuliebe.

    Das ging drei Jahre so, ich wurde sehr krank. Herzrhythmusstörungen, Panikattacken ...

    Es wurde noch schlimmer .... das kann ich, wenn ihr wollt später erzählen.

    Am Ostermontag wollte mein Mann seine Mutter besuchen, ich weigerte mich ihn zu begleiten. Er war sehr wütend darüber und beschimpfte mich lautstark. Aber ich blieb hart.

    Eine Stunde später rief er mich an, mit dem Auto sei etwas nicht in Ordung und komme zurück.
    Später bemerkte ich seine Fahne! Ich zog mich zurück!

    Heute war er wie umgewandelt, nichts getrunken und bedankte sich sogar bei mir, weil ich ihn wieder zur Vernunft gebracht habe.
    Er war nett und freundlich wie früher, arbeitete im Garten und kaufte sogar ein.

    Kann ich ihm jetzt wirklich vertrauen?

    Liebe Grüße
    Veilchen

  • Hallo Veilchen,

    herzlich willkommen im Forum. Das mit dem Vertrauen ist so eine Sache. Ich glaube, nachdem, was wir erlebt haben, ist es schon schwierig, dem Partner im Bezug auf Alkohol bedingungslos zu vertrauen. Zumindest bei mir sind da doch immer noch Zweifel und Ängste - nicht stets und ständig, aber doch ab und zu. Tu dir mal ab und zu was gutes und schau, wie ernst er es wirklich meint.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Veilchen,
    ich wollte Dir eigentlich schon vor Tagen antworten, weil ich einen ähnlichen Fall kenne, wo die Einsicht siegte.
    Es ging auch um eine Person, die wegen ihrer Sucht nicht ihr Enkelkind betreuen durfte, aus Sicherheitsgründen.
    Sie hat sehr darunter gelitten, das ihre Tochter ihr nicht das Enkelkind anvertrauten konnte, und das aus guten Grund !
    Sie begab sich daraufhin schweren Herzens in eine SHG, denn die Einsicht, wirklich eine Alkoholikerin zu sein, fiel ihr sehr schwer.
    SIe muss damals schon in den Sechzigern gewesen sein. Und war sich ihres Problemes gar nicht so wirklich bewußt.
    Der Tochter war das Alkoholproblem aber sehr wohl bewußt.
    Sie begleitete die Mama auch die ersten Male zur SHG.
    Da wurde also nicht weggeschaut, sondern die Trinkerin vor die Tatsachen gestellt und auch aktiv gehandelt, und nicht nur mit Worten gedroht .
    Kurz daruf wurde auch der Großvater der Enkeltochter trocken, seine Frau hatte es ihm sozusagen "vorgemacht" und gezeigt, wie schön ein Leben ohne Alkohol sein kann, und er wollte das dann auch gern so haben. :)
    Sein Alkoholproblem war wohl noch nicht ganz so groß, evtl. noch als Missbrauch zu sehen, aber wie auch immer... beide wurden trocken.
    Und blieben es auch, als ich sie kennenlernte, waren sie beide schon über ein Jahrzehnt trocken.
    Unglaublich liebe Senioren... von denen wir viel lernen konnten :)

    Von daher sehe ich schon eine gewisse Chance, jemanden über so eingreifende Maßnahmen zu erreichen.
    Dazu gehören dann allerdings Offenheit, klare Worte und vor allem folgende Taten. Und das alles möglichst nicht im Bösen, sondern im Guten,
    an die EInsicht appellierend. Alles andere ist wohl eh ziemlich sinnlos.
    Denn bei Drohungen oder Anschuldigungen etc. macht der andere ja wohl gleich dicht, und ein nasser Alkie schonmal gleich sowieso.

    So, aber nun mal zu Deinem speziellen Fall, liebes Veilchen:
    Dein Mann beklaut Dich, belügt Dich und nutzt Dich gnadenlos aus.
    Da kann ich beim besten Willen nicht zum Bleiben und Abwarten raten, sondern eher, sich da schnellstens vom Acker zu machen.
    Denn so ein Verhalten ändert sich kaum (ich glaube sogar, das ändert sich GAR NICHT), er ist damit doch bisher auch anscheinend ganz gut durchgekommen.
    Solche Leute trauern üblicherweise auch niemanden wirklich hinterher, sondern suchen sich ganz schlicht und erfgreifend die Nächste,
    die man entsprechend ausnutzen kann.
    Das ist zumindest meine Erfahrung. Leider auch durch ein persönliches Erlebnis dieser Art.
    Da würde ich lieber meine persönlichen Konsequenzen ziehen, und die Alkoholkrankheit würde dabei nicht mal die Hauptrolle spielen,
    auch das andere Verhalten wäre für mich nicht zumutbar.
    Da habe ich mich selbst zu lieb, als das ich so leben und mir sowas gefallen lassen möchte.

    Zitat

    Kann ich ihm jetzt wirklich vertrauen?


    Meinst Du diese Frage wirklich ernst? :wink:
    Ich glaube, Du kannst sie selbst am besten beantworten :wink: , so Du denn noch über einen Funken gesunden Menschenverstand verfügst.
    Und ich denke, das ist der Fall.

    LG Sunshine

  • Hallo Veilchen,

    mir fiel als Erstes folgender Gedanke ein:

    „Nur“ weil ein Mensch Alkoholiker ist, muss er nicht zwangsläufig lügen, betrügen und klauen. Ich weiß, dass man als Co.-Abhängige gern dazu neigt, die Schuld für schlechte Eigenschaften dem Alkohol zuzuschieben, anstatt dem Charakter. Aber das ist nicht richtig. Vieles ist einfach Charaktersache und hat nichts mit dem Alkohol zu tun, auch wenn manche Eigenschaften durchs Trinken verstärkt werden, sind sie manchmal einfach grundlegend vorhanden.

  • Hallo ihr Lieben,

    vielen Dank, für eure schnellen Antworten!

    Ich werde mich heute Abend, nach Dienstschluss, wieder melden.

    Mein Mann werkelt wieder im Garten und kann mich also jederzeit beim Schreiben "erwischen".

    LG Veilchen

  • Guten Abend,

    nochmals vielen Dank an euch!
    Eure Worte haben mich sehr nachdenklich gemacht.

    Aber eines möchte ich noch klarstellen, als mein Mann mich beklaute und betrog, war nach seiner Saufzeit.
    Das ist schon lange her.
    Er durfte seine Kinder wieder besuchen, was vorher nicht möglich war. Wollte den Kindern ein guter Papa sein,
    vielleicht wollte er auch seine Frau zurück.

    Zu "besten" Zeiten trank er 2-3 Flaschen harte Getränke.
    Zum Frühstück trank er eine halbe Flasche Jägermeister.

    Inzwischen sind die Kinder aus dem Haus, haben auch schon Familie.

    Damals hätte er alles für seine Familie getan, auch um sich dem Haus aufzuhalten. Ich war nur seine Krücke!
    Das hat mich sehr verletzt und machte mich krank.

    Das hatte wirklich nichts mit dem Alkohol zu tun - er war/ist einfach labil und charakterschwach.

    Als die Kinder älter und ihre eigene Wohnungen hatten, besserte sich das. Er hatte wieder Arbeit und war ein ausgeglichener Mensch.

    Nach guten 12 Jahren Trockenzeit heirateten wir.
    Man kann sagen, dass wir glücklich waren.

    Aber so richtig verzeihen, schon garnicht vergessen konnte ich die schlimme Zeit nicht.

    Als er vor einem Jahr für kurze Zeit wieder trank, konnte ich gerade noch die Weichen stellen.
    Doch schaffe ich das wieder? Gestern trak er nichts, heute bemerkte ich schon um die Mittagszeit eine Fahne.
    Nur leicht, aber doch hatte er wieder getrunken.
    Es schimpfte wieder, kann man nicht mal mehr ein Bier trinken.

    Jetzt habe ich wirklich Angst, mein ganzes Leben gerät dann aus den Fugen, auch das der Kinder.

    Liebe Sunshine, hoffentlich schafft mein Mann das auch, wie in deinem Beispiel.

    LG Veilchen

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