Hallo allerseits,
mein Name ist Thomas, bin 63 Jahre alt und (wieder) trockener Alkoholiker.
Schön, wenn auch oft traurig, eure Geschichten zu lesen, die ich Station für Station auf der langen Reise durch die Alkoholsucht auch selbst erlebt habe.
Klasse und mutig, dass ihr den Schritt gewagt habt professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Auch wenn bei mir die Erkenntnis Alkoholiker zu sein, schon lange gereift war, habe ich erst 2009/10 Therapeutische Maßnahmen eingeleitet.
Zuvor habe ich mich durch mehrere selbst auferlegte Abstinenz-Zeiträume von mehreren Monaten...einem Jahr....und zwei Jahren gekämpft.
Na siehste, geht doch, dachte mein Umfeld und ich.
Inklusiv der Ambulanten Langzeit-Therapie war ich über 10 Jahre trocken. Mit dem Tod einiger vertrauten Personen, im Jahr 2016, habe ich die Nachsorge vernachlässigt.
Jetzt schaffst Du das allein....dachte ich....nein falsch...das Thema Alkoholiker war in Vergessenheit geraten.
Gleichzeitig türmte sich ein Berg von juristischen, geschäftlichen, gesundheitlichen und privaten Dingen auf, die meinen Traumjob zum Albtraum werden ließen und meine Existenz gefährdeten. Am 25.7.2019 schlug das Suchtgedächtnis zu.
Am 29.07.2019 wurde mir der Führerschein entzogen, da ich mit 1.07 Promille einen Unfall verursacht habe. Bin Kfz- Meister und war bis dahin 40 Jahre selbstständig.
Die wahrheitsgemäße Aussage bei der Polizei: Bin Alkoholiker und hatte einen Rückfall, führt zu einer noch ausstehenden MPU ( Idiotentest)
Dem darauf folgenden Rückfall folgte ein heller Moment, in dem ich mich für eine erneute Entgiftung in ein Krankenhaus begab.
Ich habe begonnen, den positiven Effekt zu erkennen, der durch den Führerscheinentzug entstanden ist.
Die Notbremse eines D-Zug`s hätte ich vermutlich noch lange nicht gezogen.
Seit dem beschäftige ich mich so intensiv wie nie zuvor, mit den Abläufen im Gehirn bzw. dem Hyothalamus, biochemischen und neurologischen Prozessen und Rückfallgründen.
In der Therapie wurde das Thema selbstverständlich besprochen. Das sei aber zu kompliziert. Mit den medizinischen Details sollten wir uns nicht befassen.
Mir haben die intensiven Recherchen enorm geholfen. Die wichtigste Erkenntnis: Ein Rückfall hat wenig mit mangelndem Willen oder Charakterschwäche zu tun.
Das Sucht- Gedächtnis ist vielmehr eine wunderbare Einrichtung des Körpers, der sich überhöhte Giftzufuhr merkt......für immer.
Selbstverständlich ist das Thema Alkoholismus und Rückfall ein umfangreicheres Thema und falls ich hier bei der Vorstellung über das Ziel hinaus geschossen sein sollte, bitte ich um entsprechenden Hinweis.
Freue mich auf eure Erfahrungen