Mili. Angehörige eines Alkoholikers

  • Hallo

    Ich bin seit 12 Jahren mit meinem Mann zusammen, 9 davon mit ihm verheiratet. Dass er dem Alkohol zugeneigt ist, habe ich schnell bemerkt, allerdings erkannte ich den Ernst der Lage erst einmal überhaupt nicht. Da ich früher selber jedes Wochenende feiern war ( und das über zehn Jahre lang), jedoch inzwischen aus Überzeugung über zwanzig Jahre lang keinen Alkohol mehr trinke, dachte ich bei ihm würde es sich mit der Zeit ähnlich entwickeln. Er würde ebenfalls merken, dass es irgendwann mal genug sei damit und es Wichtigeres und Besseres im Leben gibt als als sich Einen anzutrinken. Aber ich war im Gegensatz zu ihm nie körperlich abhängig. Allerdings konnte ich nach zwei Bier auch nicht einfach aufhören und bei einem blieb es nie. Ja, ich habe gerne Bier getrunken und auch wenn es ganze zehn Jahre bei mir gedauert hat, bis ich einsah, dass ich trotz körperlicher Nichtabhängigkeit trotzdem ein Problem mit Alkohol hatte, so konnte ich doch einfach beschließen es sein zu lassen. Ich musste nur konsequent sein, mal eins trinken war nicht drin. Aber das machte mir nichts aus, da ich auch wirklich kein Bedürfnis mehr nach Feiern hatte. Im Gegenteil, ich verspürte sogar eine regelrechte Abneigung dagegen und gegen alles was damit zusammenhing. Also dachte ich (blauäugig wie ich heute weiss), ihm ginge es mit der Zeit auch so und alles würde gut werden.

    Aber leider hatte er eine ganz andere Einstellung und er bagatellisierte einfach alles was ich an Bedenken über das Trinken sagte. Heute nach zehn Jahren täglichen Trinkens (durchschnittlich 10 Halbe Biere am Tag) weiss er es besser, kommt aber ohne Entgiftung nicht runter. Wir warten nun seit 4 Wochen auf eine Antwort einer Entzugsklinik die ihm bewilligt wurde. Ich bin inzwischen mit meiner Kraft und auch Geduld ziemlich am Limit und jeder Tag des Wartens ist echt zermürbend, aber ich will es durchhalten,denn noch habe ich die Hoffnung, dass er es vielleicht doch noch schafft aufzuhören, noch nicht ganz aufgegeben. Auch wenn er nur aus gesundheitlichen Gründen aufhören will. Ich hoffe, dass die bevorstehende Reha auch an seiner Einstellung was ändert. Bevor sein Gehirn so kapputt vom Alkohol ist, dass er es gar nicht mehr wollen KÖNNEN kann. Diese Vorstellung macht mir fast am meisten Angst um ihn, dass er völlig darin verloren geht.

    Liebe Grüße, Mili

  • hallo Mili,


    herzlich willkommen in unserem Forum.

    leider kannst du deinem Mann nicht helfen, und das bagatellisieren ist typisch.

    Ist er zur Entgiftung oder einer Reha angemeldet?

    Das ist ja ein Unterschied, eine Entgiftung dauertca. 14 Tage, eine Reha entsprechend länger.

    Will er denn eine Langzeittherapie machen?

    Ich frage das alles, weil es mir um dich geht und ich nicht möchte, das du gleich weiter belogen wirst.

    Mein Mann mußte z. bsp. selbst jeden Tag auf der Entgiftungsstation anrufen, ob ein Bett frei ist.. Daran sieht dann das Stationspersonal,wie ernst es dem betroffenen ist.

    Was kannst du für dich tun, damit es dir besser geht? Hast du da eine Idee?

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot

    Danke für Deine Antwort. Er ist zur Entgiftung mit anschließender Reha (6-8 Wochen) in dieser Klinik angemeldet. Wir haben den Fragebogen zur Kontaktaufnahme gemeinsam ausgefüllt und ich habe ihn selber per Einschreiben auf die Post gebracht. Ich wollte einfach sicher gehen und habe es gleich selbst mit seinem Einverständnis erledigt, nachdem er den Brief schon einmal nicht abgeschickt hat, obwohl er ihn bei sich trug.

    Er war schon vor ca. 2 Jahren mal eine Woche zur Entgiftung und dachte das reicht. Schon nach ein paar Tagen hat er wieder zu trinken angefangen, weil er glaubte, dass er es schon schaffe, nur ein oder zwei Biere zu trinken. Angeblich habe er Herzklopfen gehabt und wollte sich nur etwas beruhigen mit ein oder zwei Bieren. Natürlich verfiel ich innerlich gleich wieder in Panik als ich ihn erwischte, denn ich wusste gleich dass es wieder los ging. Und so war es dann ja auch.

    Was ich für mich tun kann damit es mir besser geht, ist vor allem zu schauen, dass ich nicht in Selbstmitleid versinke. Das hilft nämlich überhaupt gar nicht, im Gegenteil, ich verlor fast den Überblick deswegen. Denn es kommt mich keiner retten, da muss ich durch oder weggehen. Aber weggehen kommt für mich nicht in Frage. Außerdem bin ich ein gläubiger Mensch und das Beten hilft mir immer wieder, etwas zur Ruhe zu kommen. Einer der Hauptgründe weswegen ich noch nicht das Handtuch geworfen habe. Zudem hat es mir enorm geholfen, dieses Forum gefunden zu haben! Als ich gelesen habe wie ähnlich das Verhalten meines Mannes mit dem der anderen Alkoholiker ist, hat mir das irgendwie die Last etwas erleichtert. Meine Gedanken drehten sich plötzlich nicht mehr nur noch darum, wie ich ihn da rausholen kann. Ich fühle mich weniger verantwortlich für sein Verhalten und seine Sucht. Mir überhaupt ein Forum zu suchen, auf den Gedanken kam ich nach dem Lesen eines Buches das mir wirklich Mal zu dem Thema geholfen hat. Ich weiß nicht ob ich den Titel hier nennen darf (von wegen ev. unerlaubte Werbung machen) und unterlasse es deshalb erst einmal.

    LG Mili

  • hallo Mili,

    Ich konnte auch nie gehen, und als ich soweit war, dasich es hätte tun können wurde mein Mann trocken.

    Mich hat mal ein gläubiger trockener Alkoholiker gefragt, ob ich bei dem Satz " Liebe deinen Nächsten" auch die Fortsetzung gelesn hätte.

    Das hat mich sehr zum nachdenken gebracht. Bei allem Elend mit dem nassen Alkoholier darf ich auch mich lieben und dafür sorgen, das es mir gut geht. .

    Kümmere dich in der Rehazeit um dich, und nimm dich selbst wichtig. Das trocken werden ist ganz alleine seine Verantwortung.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot

    Danke, ja das werde ich machen wenn er in der Reha ist. Ich bin für ihn da, weil er auch immer zu mir gestanden hat. Wenn er jedoch immer so weiter macht und nichts ändert, werde ich wohl eine Lösung für mich finden müssen. Welche das sein wird, kommt mir wohl erst in denn Sinn wenn es soweit sein würde. Das war irgendwie schon immer so, solange es bei einem Problem noch Hoffnung gab, fand ich keine wirkliche Lösung, ausser es zu überstehen. Wenn es dann doch nicht hinhaute, wusste ich dann auf einmal was für mich zutun war. Klingt seltsam, ich weiß..

    Wie lange ist dein Mann schon trocken und wie hat er sich seither verändert? Wenn ich das fragen darf.. :oops:

    LG Mili

  • hallo Mili,

    das darfst du gerne fragen.

    mein Mann ist heute 4 Jahre trocken. Mit der Trockenheit ist lange nicht alles gut. Es ist ja viel Vertrauen verloren gegangen, welches aufgebaut werden muß.

    Da kommt weiter Arbeit auf beide zu, denn dein Mann wird nicht der Alte sein, wenner aus seiner Reha kommt.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot

    4 Jahre, das freut mich für euch! Ich habe meinen Mann nie ganz trocken gehabt und ich weiß auch gar nicht, ob er die Reha auch nicht abbricht, wenn es ihm zu unbequem dort wird. Ich weiß, das klingt hart von mir, aber ich bin da ganz realistisch, denn ich kenne ihn ja mittlerweile diesbezüglich ganz gut. Leider drückt er sich inzwischen wo er nur kann vor allem. Er will ja nur in die Reha wegen der Gesundheit. Mit welcher Einstellung ging dein Mann damals dorthin und was war überhaupt der Auslöser, dass er ging? Ging er von sich aus und aus innerer Überzeugung oder trieben ihn äußere Umstände oder eben auch "bloß" die Gesundheit dazu an?

    LG Mili

  • hallo Mili,

    Er ging weil er etwas verstanden hatte. Ich war anfangs sehr skeptisch und das bin ich heute auch noch ab und zu. Ich kann es manchmal einfach nicht glauben, das er nach sovielen Jahren aufhören konnte.

    Ich habe es fast 30 Jahre mit gemacht, dieses hoffen und bangen. Denn irgendwann dämmerte es mir, das er schon immer zuviel getrunken hat. Das war aber nur meine Sicht.

    Er mußte erst alles mitnehmen bevor er etwas ändern konnte. Führerschein, Fristlose Kündigung, und dann hat er sich irgendwann auch noch ein Kopfverletzung zugezogen, dabei hat es wohl klick gemacht.

    Danach das normale Vorgehen. Hausarzt, Entgiftung und danach Langzeit therapie von 12 Wochen.

    Ist es eine ausgesprochene Alkoholikertherapie bei deinem Mann oder eine psychsomatische Reha. Sollte es letzteres sein, könnte ich mir vorstellen das er das Thema dort nicht anschneidet.

    Was du über deinen Mann schreibst klingt nicht hart, es zeigt nur mal wieder, wie schwierig das Leben mit einem nassen Alkoholiker ist.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot

    Ah, ich wollte mein Mann hätte es auch schon verstanden! Er geht wie schon gesagt bloß aus gesundheitlichen Gründen und weil er sonst wohl seine Arbeit verliert (wo er schon 2,5 Jahre krank geschrieben ist). Also hat er auch Druck von außen, was ihn anscheinend doch (noch) etwas beeindruckt.

    Ja, es ist eine Klinik für Alkoholkranke, also kommt das Thema zum Glück schon mal auf den Tisch. Allerdings weiß ich nicht, ob er sich auch seine Schmerzmittel "nehmen" lässt, welche leider nicht ganz ohne sind. Die bringen ihn nämlich hoch, wenn er doch Mal einen Termin wahrnehmen muss. Aber auch sonst. Er nimmt drei mal täglich eine, daneben noch Bluthochdruckmittel und Wassertabletten. Er geht zu zwei verschiedenen Ärzten (der eine für Wasser-und Bluthochdruckmittel, der andere für Schmerzmittel für mittelstarke bis starke Schmerzen). Natürlich wissen beide nichts voneinander. Ich fühle mich gerade zutiefst schuldig dass ich ihn das machen lasse, aber wenn ich ihn verpfeifen würde, dann würde er mir das nicht verzeihen und ich verliere ihn endgültig an seine Süchte. Das ist mein großes Dilemma, da heißt es immer man kann nichts tun als Angehörige und dennoch gebe ich deshalb mir die Schuld, dass er so weitermacht. Natürlich habe ich ihm immer und immer wieder gesagt, wie gefährlich das mit den ganzen Medikamenten und dem vielen Alkohol ist, aber er sagt dann immer bloß, daß er das selber wisse und ja dran sei, was zu ändern. Was soll ich darauf denn noch sagen.. überhaupt läuft jedes Gespräch darüber nur noch ins Leere. Er kann es schon nicht mehr hören und ich habe es inzwischen aufgegeben, diesbezüglich zu ihm durchdringen zu wollen. Was mir natürlich auch egoistisch von mir vorkommt, weil es mir das Gefühl gibt, ihn so im Stich zu lassen. Vom Kopf her weiß ich, daß das nicht stimmt. Dass ich ihn aber zu seinen Ärzten fahre und ihn sein Bier kaufen lasse, wenn wir einkaufen fahren, stürzt mich in schwere Gewissenskonflikte. Ich habe mich einmal geweigert, da dass er dann im Keller, gleich, schwitzend und zitternd und wäre beinahe kollabiert. Das hat mir doch eine Heidenangst gemacht. Die Verantwortung dass er dann plötzlich noch Krampfanfälle kriegen könnte, weil ich streike kann ich nicht tragen. Ich würde mir nie verzeihen, wenn er meinetwegen in lebensbedrohliche gesundheitliche Zustände kommen würde, oder schlimmeres. Einmal musste früher schon mal der Krankenwagen kommen, Kreislaufprobleme, hieß es. Später hat er mir dann gesagt, daß er versucht habe, nichts mehr zu trinken.

    Ich muß ihn fahren, weil sein Körper das ganze Zeug braucht und ich auch gar nicht weiß, was ich anderes tun soll. Bitte glaube mir, ich habe wirklich alles versucht, was mir im Laufe der ganzen Zeit so eingefallen ist - geholfen hat gar nichts. Ich vermute einmal, du kennst das bestimmt selber auch von dir. Ich bewundere dich übrigens sehr dafür, dass du dreißig Jahre durchgehalten hast!! Und dieses Hoffen und Bangen ist auch eine Tortur. Im Moment bin ich wieder am Hoffen, allerdings mit einem ziemlichen

    Kloß im Hals, denn ich bin inzwischen schon etwas realistischer geworden.

    LG Mili

  • Hallo Morgenrot

    Ich wollte nur noch ergänzen, dass der Arzt, der meinem Mann die Schmerzmittel verschreibt, sein Hausarzt ist und natürlich von seiner Alkoholsucht weiß und auch den Bericht für die Aufnahme in die Suchtklinik geschrieben hat. Ich habe das vorhin in meiner Aufregung etwas missverständlich geschrieben.

    LG Mili

  • Hallo Mili und erst mal herzlich willkommen,

    . Natürlich habe ich ihm immer und immer wieder gesagt, wie gefährlich das mit den ganzen Medikamenten und dem vielen Alkohol ist, aber er sagt dann immer bloß, daß er das selber wisse und ja dran sei, was zu ändern. Was soll ich darauf denn noch sagen.. überhaupt läuft jedes Gespräch darüber nur noch ins Leere. Er kann es schon nicht mehr hören und ich habe es inzwischen aufgegeben, diesbezüglich zu ihm durchdringen zu wollen.

    Nichts sollst du darauf noch sagen, es ist doch alles gesagt. Du hast ALLES getan, was du konntest. Jetzt kann ja auch mal Schluss damit sein denn es führt doch zu nichts.

    Ich weiß, wovon ich schreibe, ich habe meinen ersten Mann nach 26 Jahren verlassen. In diesen 26 Jahren habe ich viel Energie dafür aufgebracht um ihn zu retten, ihn zu überzeugen usw. Ohne Erfolg...

    Du lässt ihn ja nicht im Stich. Du hast alles gegeben. Im Grunde genommen hast du schon viel zu viel gegeben. Denn er ist ja ein erwachsener Mann und darf über sein Leben selbst entscheiden. Er hat sich dafür entschieden weiterzusaufen. Bisher.

    Ich drück die Daumen, dass er bald in diese Reha kann. Und dass du anfangen kannst, nach DIR zu schauen. Denn das ist das Wichtige und das Einzige, was du verändern und tun kannst.

    Wenn du dich weiter austauschen möchtest, bewerbe dich hier:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Aurora

    Vielen Dank für deine tröstenden Worte. Tut mir auch leid für dich, das mit deinem ersten Mann. Wenn man so eine lange Zeit wie du alles für jemanden gibt und es dann schlussendlich doch beenden muß, finde ich das schon ganz hart.

    Auch wenn ich weiß, daß es keine Erfolgsgarantie gibt, hoffe ich mit dennoch auch Bangen jetzt erst einmal auf die anstehende Reha von ihm.

    Ich wollte mich soeben nochmal (ich hatte schon eine Bewerbung dort geschrieben und abgeschickt, doch da hatte ich plötzlich keine Internetverbindung mehr und der ganze lange Text ging einfach verloren) auf dem von Dir gesandten Forum oben bewerben, aber es hieß dann ich hätte keinen Zugriff.

    Weißt du was ich da machen soll?

    LG Mili

  • Hallo Mili,

    ch wollte mich soeben nochmal (ich hatte schon eine Bewerbung dort geschrieben und abgeschickt,

    alles gut die Bewerbung ist da :) und ich kann dich auch freischalten. Kann ich deinen Thread in den richtigen Bereich verschieben oder möchtest du einem neuen starten?

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hartmut 5. Oktober 2021 um 07:40

    Hat den Titel des Themas von „Angehörige eines Alkoholikers“ zu „Mili. Angehörige eines Alkoholikers“ geändert.
  • Hallo Mili,

    das hat ja super geklappt mit der Bewerbung und Freischaltung, nun geht es hier weiter.

    Tut mir auch leid für dich, das mit deinem ersten Mann. Wenn man so eine lange Zeit wie du alles für jemanden gibt und es dann schlussendlich doch beenden muß, finde ich das schon ganz hart.

    Na ja, das ist doch aber so, dass ich das alles gar nicht so lange hätte aushalten und mitmachen müssen. Es hat mich niemand gezwungen. Das ist eben das Schlimme an dieser Coabhängigkeit.

    Der Alkoholiker klebt an der Flasche und der/die Coabhänige klebt am Alkoholiker. Mal ganz einfach ausgedrückt. Beide klammern sich fest und wollen und können nicht loslassen. Ich habe mich ja viele Jahre lang gut mit meiner Helferrolle gefühlt. Auf eine bestimmte Art. Es hat einen Teil meiner Persönlichkeit bedient und mir vermeintlichen Selbstwert gegeben.

    Nach der Trennung habe ich mich so leicht und frei gefühlt wie noch nie, war aber auch völlig ausgepowert. Ich habe bis heute meine Energiedepots nicht mehr auffüllen können. Und so geht das ganz vielen Cos, die so lange festhalten. Ich empfehle das nicht, es macht halt einfach keinen Sinn und man lebt schließlich nur einmal. Warum also nicht das Beste aus dem Leben rausholen sondern im Suchtsumpf ersticken...

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Aurora

    Ich schäme mich irgendwie, das jetzt so zu schreiben, aber es geht mir auch um mein Zuhause und meine beiden großen Hunde. Ich hänge an ihnen und an unserem Haus und dem großen Garten. Ich bin nicht bereit das alles zu verlieren wegen seiner Sauferei. Ich fühle mich hier nämlich total zuhause und angekommen und sehe nicht ein, mir das kapputt machen zu lassen.

    Ich habe also durchaus auch egoistische Gründe für mein Bleibenwollen und das kann man nicht gerade selbstlos nennen. Andererseits gibt mir das auch Kraft, mich nicht mehr völlig in seiner Alkoholsucht zu verlieren. Wenn ich ihn schon nicht retten kann, dann wenigstens unser Zuhause. So ungefähr der Gedanke.

    Ich schäme mich wirklich gerade etwas dafür, dass es mir nicht nur um ihn geht, aber ich will ehrlich hier sein. Denn ich möchte ja auch gerne wissen wie andere sich motivieren und was so ihre Gründe für ihr Durchhalten sind oder waren. Jetzt fühle ich mich nämlich gerade so, als sei ich selbst Schuld, daß ich unter seiner Trinkerei leiden muß, weil er sich so gehen lässt. Ich könnte ja gehen, aber ich will nicht. Also verdiene ich auch kein Mitgefühl für mein Leid und brauche gar nicht rum jammern oder selbstmitleidig zu sein. Schließlich haben wir ja keine Kinder, wegen denen ich aus Rücksicht ihnen nicht den Vater zu nehmen, bleiben soll. Sondern "nur" Hunde und Haus. Und da fühle ich mich doch gleich wieder oberflächlich und materialistisch. So sind meine Gefühle und ich weiß nicht mehr, was ich von ihnen halten soll. Dafür schäme ich mich natürlich auch. Überhaupt ist Scham ein Thema geworden. Liegt wohl daran daß ich mich für seine Sauferei schäme und ich ihn nicht bloß stellen will, weil ich trotz allem immer noch Hoffnung habe.

    Tut mir leid, daß klingt alles bestimmt blöd, aber ich weiß nicht wie ich es anders (vernünftiger?) schreiben soll.

    LG Mili

  • Hallo Milli,

    ich bin in einer ähnlichen Lage wie du, nur dass ich eine Tochter habe...und Hund und Katze

    Uns hat man wegen Eigenbedarf unser Mietshaus mit Garten gekündigt. In eine Wohnung brauche ich mit den Tieren nicht zu ziehen. Der Gedanke war schon da! Wir haben nun für uns 3 incl unseren wunderbaren Tieren ein neues Haus angemietet. Bin wirklich gespannt ob das ein Neuanfang sein könnte oder alles so weiter geht wie bisher.

    Mein Mann sieht nur leider sein Problem noch nicht. Ich würde ihm nix gönnen...aber leere Bierflaschen im Auto in der Mittelkonsole...soll man das gönnen...ach...ich predige seit Jahren...

    Aber tut so gut ähnliche Beiträge zu lesen. Geht mir gleich besser damit...

  • Hallo Mama

    Danke für deine Antwort. Ja, ist wirklich eine ähnliche Situation, allerdings ist mein Mann schon einsichtig und sagt selber von sich daß er Alkoholiker ist. Nur denkt er über die zeitliche Dringlichkeit etwas anders als ich. Er sei ja dran, was auch stimmt, allerdings wartet er natürlich nicht so ungeduldig auf seinen Reha-Aufenthalt wie ich.

    Wir haben unser Haus gekauft, mit der festen Absicht hier zusammen unser Leben zu verbringen und immer wieder etwas am Haus zu machen. Ich habe viel Arbeit, Zeit und Herzblut in unseren Garten investiert. Da ist man dann schon selber damit verwurzelt. Er hat das Haus am Anfang (vor 7 Jahren) wo wir es hatten selber neu gestrichen. Da war er noch besser beinander. Jetzt mäht er nur noch mit Mühe (und nur mit einem bestimmten Alkoholpegel) den Rasen und trimmert dann noch etwas herum. Ansonsten macht er zur Zeit gar nichts mehr, er kommt einfach nicht mehr in die Gänge. Nun bin ich natürlich mit der Gartenarbeit hinterher und dafür schäme ich mich schon, wenn ich all die gepflegten Gärten und Häuser um mich herum sehe. Der viele Regen dieses Jahr ist auch nicht gerade hilfreich, sondern lässt die ganzen Sträucher und Büsche wachsen wie verrückt. Und wer macht schon bei Regen wenn alles nass ist Gartenarbeit. Meine Nachbarn richten sich nach dem Wetter wann sie ihre Gartenarbeiten erledigen, mein Mann richtet sich nach seinem Gesundheitszustand und seiner Lust und Laune.

    Auch wenn ich das nicht richtig von ihm finde, schreibe ich dennoch nicht gerne schlecht über ihn. Da er ja bei der Reha angemeldet ist. Völlig hat er sich noch nicht aufgegeben. Es sammelt sich halt nur viel an und das ist mir etwas über den Kopf gewachsen (wortwörtlich was der Garten angeht, dieses Jahr). Letztes Jahr konnte ich es in vielen kleinen Schritten erledigen, dieses Jahr musste ich an dem wenigen sonnigen, und vor allem trockenen Tag die wir hatten, immer gleich alles auf einmal erledigen. Das habe ich dieses Jahr nicht so gut geschafft und so schäme ich mich eben etwas. Mein Mann nicht, er sagt das ginge niemanden etwas an. Das stimmt zwar grundsätzlich, aber ich fühle mich doch lächerlich gemacht von seiner Sauferei und das macht mich dann auch wieder so wütend auf ihn. Denn wir haben alles und er lässt es einfach verkommen.

    Dennoch mache ich erst einmal weiter mit uns. Das kann es einfach noch nicht gewesen sein.

    Ich wünsche dir aufrichtig einen Neuanfang. Vielleicht motiviert das Haus und der Garten deinen Mann ja dauerhaft. Meiner ist da halt eher von der bequemeren Sorte.

    LG Mili

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!