butterweich und steinhart zugleich

  • Hallo kaltblut,

    vor was genau hast Du Angst ?

    Das der Flaschengeist sich tief ins Innere zurückzieht bei Ihr - das er all die Dinge sammelt und frisst die unsereins evtl. schaden könnte, um sie dann wohldosiert Monate später mit dem gleichen Gesichtsausdruck wieder abzugeben ? Das er sich auf Gesagtes und Gelerntes aus der Thera legt, es langsam in Gift verwandelt und es wieder gegen uns verwendet ?

    Nutze die Chance der Thera-Zeit genauso für Dich - Auszeit - wieder zu lernen in sich selber zu ruhen - Spaß haben, die Leichtigkeit des seins wieder fühlen - wie Spedi auch sagt - es wird Zeit die Akkus aufzuladen.

    Liebes Kaltblut - Du bist nicht steinhart und Du wirst es wohl auch nie werden :wink: Versuche den Rest der Zeit zu überstehen - ohne Ohnmachtsgefühl, ohne eine Erhoffen von irgendwas - klammer Dich daran, dass nun bald auch Deine Zeit der Regeneration beginnen kann.

    LG
    Dia

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Na ja, Ihr Lieben,

    ich packe nichts mehr und meine Kunden interessiert das nicht, es muss weiter gehen. Ich stehe nicht als der große Gönner hinter ihr und leide auch nicht unter Profilierungsneurose, aber ich lasse mich nicht, alles was wir gemacht und erlebt haben, degradieren, achtlos und wertlos deklarieren. Kann sie sich etwas für ihren Vergangenheitsstuss kaufen? Nein, nur wenn sie OK ist und lebt, wenn ich OK bin und lebe, wenn wir etwas getrennt oder zusammen schaffen. Ich trete auch nicht auf meiner Frau rum weil sie krank ist, Traumas mit sich rum schleppt oder irgendwann mal was nicht geklappt hat, aber ihre Titel legen ihr kein Brot vor die Tür. Verständnis will ich da keines mehr aufbauen.

    Im Januar habe ich ihr einen Arbeitsvertrag angeboten, damit sie abgesichert arbeiten kann. Abgelehnt, kann ich noch verstehen, keine Abhängigkeit vom Ex. Als sie sich für die Behandlung entschied, war klar, wir machen ihr Ding die Zeit mit, kostenlos, unendgeldlich, sie keine Einbußen, wir haben die Mehrarbeit, den ganzen Krams an der Backe und machen es gerne, für meine Frau, bedingungslos, ohne Forderung, ohne Verpflichtung, ohne Nachkarten. Passt es da noch, wenn ich frage: kannst du bitte paar Stunden das Telefon übernehmen. „? bin ich Deine Angestellte?“ usw usw usw etc.pp. Für Außenstehende mag das an eine Abzockermaschine erinnern, sie ist alles wert, wenn sie keinen Besuch hat.

    Jedes klitzekleine bisschen Schwanken, abweichen, zurückgehen, weich werden, jede Inkonsequenz endet in Abnehmen und Abschneiden, irgendwas fehlt hinterher. Es ist es nicht wert, in der Kiste zu landen, sich für 20 Sekunden tagelange, wochenlange Zermürbungen aufzuladen. Ich bin für diese Spiele nicht geboren worden, sollen sie andere machen. Ich mag keine zerlaufene, ranzige Butter, es gibt Butterberge und sage selbstbewusst: ich mach größere Haufen, steinharte.

    Würde es hier nicht um mehr gehen als unsere Ehe, Beziehung, Eitelkeiten und Liebe, erledigt, irgendeiner würde für 20 Sekunden schon gerade stehen. Ich brauche diese tolle Frau nicht wenn sie toll ist, erst recht nicht, wenn sie von der Tollwut gepackt wird. Ich habe meine Kinder so erzogen, dass sie sich so schnell waschen können wie sie es wollen, wir können durchaus ohne Frauen überleben und gewisse „W“-Wörter unter die Gürtellinie kann ich nur beleidigungslos mit: „und- ist doch schön“, beantworten.

    Wenn die Bausteine einer Ehe angeknackst sind, Vertrauen, Achtung, Respekt und Reden, was bleibt dann noch? Will jemand einen Partner, der einen betrügt, den man nicht anschaut, den man für wertlos hält, über den man sich erhebt, mit dem man nicht redet? Kann man da irgendetwas aufbauen, nur festhalten und glauben, träumen. Ein Tag hat 1440 Minuten und ich keine Kraft.

    @Spedi: Akku leer, ganz und keine Chance an die Steckdose zu gehen.

    Ette , ich weiß nicht ob ich heute überhaupt noch ein Herz habe, da schlägt was, das ist alles.

    sammy , genau wie der Dreck immer drin sein wird, bleibt auch immer was in uns. Weiden, Gummibäume, Eichen, alles bin ich gewesen, Unkraut, ich werde es versuchen.

    Diandra , da bricht etwas auf, gewaltig, da ist keine Angst mehr, weder sie vor die Türe zu setzen, noch sie zu verlieren. Nur davor, dass sie die Brocken hin schmeißt, das bleibt dann ihre Sache.

    Sie kommt ins Büro und fragt: kann ich mal den Autoschlüssel haben, Arzttermin, als wäre nichts gewesen. Mit um zehn Jahre gealterten Gesicht, Promillerechnerei habe ich abgelegt, aber ich weiß, fast eine Flasche Wodka ist bei 52kg und egal welcher Formel, nicht nach 12 Stunden abgebaut, erst recht nicht wenn man so aussieht und sage fahr mit der Bahn, dem Taxi oder nach fünf. Leiht sich von einer Kollegin schnell den Schlüssel und ist weg. Wäre ich nicht unsicher, hätten wir 12h gehabt, hätte ich die Polizei gerufen. Konsequent ? Ich habe es deutlich nach ihrer Rückkehr und im Beisein der Mitarbeiterin zu Sprache gebracht. Hallo, wo bin ich, drehen wir gerade einen neuen Film? Ist das da sein, im Arm halten?

    Ja, es hängt alles zu hoch – sie ist es wert, eine Leiter zu besorgen, sie ist es wert zu leben, leider gibt es noch kein Happy End, Träumerei, wir werden sehen, so oder so. Glasherzen, Samthandschuhe, sie zerspringen, so oder so, was für eine erbärmliche Ironie, Märchen, was ein sch….Märchen.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • ach kaltblut,

    du tust mir so leid. nicht leid, weil deine frau trinkt, sondern weil es dich so fertig macht, und weil du immerimmer noch sagst "sie ist es wert", und weil du hoffst und wartest und das alles auch noch vor der nase hast.

    sag mal bist du dir wirklich so sicher, dass sie dich wirklich wert ist? all das, was da rauskommt im betrunkenen zustand - und wohl auch im nüchternen (autoschlüssel haben woll, kein telefondienst), das alles hinnehmen und für selbstverständlich nehmen, was du für sie tust und für sie durchleidest: ist sie wirklich nüchtern eine um 180 prozent gedrehte frau? es heisst ja oft, dass die negativen eigenschaften durch alkohol verstärkt werden... fällt mir dazu ein...

    weisst du, ich hab bei meinem freund auch immer gesagt "traummann, sowas kriege ich nicht wieder, sowas hab ich noch nie erlebt, das ganz besondere, ich kenne keinen vergleichbaren menschen....." und trotzdem: er hat mich fast kaputt gemacht, bis ich endlich den absprung geschafft habe. endlich, spät. es geht mir nicht gut, ich hätte es mir anders gewünscht, aber irgendwann war der punkt erreicht, da hab ich mich an die erste stelle gesetzt, und ich wünsche dir sehr, dass du diesen punkt auch erreichst. erst dann wird etwas ähnliches wie ruhe einkehren.

    lieben gruß

    lavendel

  • Hallo Kaltblut,
    bald ist sie erst mal ein paar Wochen weg - dann kommst du zur Ruhe, und du solltest dir die Zeit für dich auch ganz dringend nehmen! Du machst alles richtig! So, wie du es dir vorstellst. Konsequent genug bist du, weil du verstanden hast, worum es geht... Ich drück dir die Daumen, dass du deinen Weg gehst und ihr es gemeinsam schafft - und falls nicht - du bist auch stark genug, um dich alleine durchs Leben zu schlagen - mit deinen Kindern!!!

  • Hallo nochmals,

    die Nüchterne hat etwas Passendes gesagt: in meinem Zustand redet sie nicht mit mir. Sie hat Recht, ich bin Doppellöwe, wenn ich auch doppeltzahm und doppeltlammfromm bin, wenn es mich packt, dann zerreiße ich kein Schaaf, sondern eine ganze Herde, sehr selten, aber da zerfetze ich verbal alles, auch Übermenschen, egal was sie intus haben. Also komme ich erstmal runter, es bringt nichts.

    @ Ayki, ja, ich komme alleine klar, leichter, besser und es gibt Millionen Frauen, im Supermarkt, an der Tanke, im Kundenkreis, überall, auch ohne Partnervermittlung, ohne Kuppelbars, aber wir haben uns für uns entschieden und was immer sein wird, jetzt ist nicht die Zeit zum Honigschlecken, irgendwie Augen zu und durch.

    lavendel , das ist genau das Verunsichernde. Verkrampft festhalten, wenn etwas nicht mehr passt. Passt nicht, da haben wir in zwei Monaten was Neues, in Sechs was Anderes und in Zwölf wer weiß was. Damit beantwortet sich mir auch Dia´s Frage, wovor ich Angst habe: das sich nicht Passendes nicht anpasst. Ja, sie ist eine 180° gedrehte Frau, liebevoll, zärtlich, gefühlvoll, achtend, respektvoll, schätzend, vertrauensvoll, alles was ein klasse Mensch braucht um ungebeugt durch das Leben zu marschieren, ein wertvoller Mensch und sie glaubt es fehlt etwas. Was auch immer da noch im Blut sein mag, es kommt das Druckkribbeln, die Suchtbefriedigung und der Übermensch, Abflug. Maßlosigkeiten, ich wüsste keine im scheinbar nüchternen Zustand. Ich träume davon, dass einiges verschwindet. Werte Lavendel, wer weiß was in unseren Köpfen ist, letztendlich müssen Reisende weiter ziehen.

    Noch was @all:
    Morgen bin ich ein Jahr offiziell hier, mein Forum-Geburtstag, was ist da alles passiert. Danke für all Eure Hilfe. Ich wollte auch einigen Menschen Mut machen, die genauso hilflos hier landen wir ich es damals war und jetzt bin ich es wieder selbst, schade. Ich lese einige Zeilen und sehe die Essenz aus einem Jahr:
    es geht schneller vorbei, Rotz und Wasser werden weniger und es tut nicht mehr so weh.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Nein, Kaltblut, so einfach ist es leider nicht! Rotz und Wasser brauchen ganz schön lange, bis sie weniger werden und weniger weh tun. Immer und immer wieder kommt der Schmerz. Erzähl mir nix! Immer wieder kommen Tage, an denen es kaum auszuhalten ist! Der Wille, unser Wille, dass es uns gut gehen soll, ist es, der uns davor bewahrt, in der Trauer, der Melancholie zu versinken. Aber ich empfinde es nach wie vor als schweineschwer, mich aufrecht zu halten. Mit ihm leben will ich, so wie du mit ihr. Aber es ist nicht einfach so zu bewerkstelligen. Auch ohne Alk ist nicht auf einmal alles in Ordnung. Er hat seine Spuren hinterlassen, auch wenn er nicht mehr jeden Tag allgegenwärtig ist.

    Ich kämpfe immer noch. Nicht mehr gegen den Alk sondern dagegen, was er hinterlassen hat. Und ICH habe verloren und stehe vor den Resten von etwas, von dem ich dachte, es dauert ein Leben lang. Der Kopf begreift manche Dinge, aber die Gefühle kommen nicht schnell genug hinterher. Ich bin zu langsam im Fühlen, im Begreifen, im Leben. Vielleicht dauert es auch ein Leben lang, bis ich es begreifen kann.

    Es berührt mich immer wieder tief, wenn ich lese, was du schreibst. Mein Erleben nach „seiner“ LZT, es hat mich gelehrt, dass es danach nicht vorbei ist. Ich wünsche dir, dass du bessere Erfahrungen machst und rate dir, die Hoffnung klein zu halten. Die Hoffnung, die mich immer aufrecht gehalten hat, macht es mir nun schwer, denn ich muss sie loslassen. Machtlos stehe ich dem gegenüber, was sich mir entgegenstellt. Und dabei dachte ich, den Gipfel der Machtlosigkeit hätte ich bereits in "nassen" Zeiten erlebt.

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ihr Lieben,

    danke für Eure lieben Worte. Ich habe keinen Ausraster gehabt, bin nicht stiften gegangen, habe nichts zerrissen oder kaputt gemacht, wir machen die Woche noch irgendwie rund. Gut, dass meine Frau einen klaren Kopf behalten hat und sich auf kein Gespräch eingelassen hatte.

    Wir waren gemeinsam beim Suchtberater, Ehegespräch, ich wusste nicht genau warum, habe es einfach doch mitgemacht, sie bat darum, um auch andere Vorgehensweisen und Ansichten aufzuzeigen, als wir sie hier vertreten, da es für mich nur hier, nur schwarz weiß gibt. Das Gespräch war gut und wichtig, schade nur, dass kein Band mit läuft, keiner mit schreibt und das leider das Meiste anschließend aus dem Kopf ist, nicht nachlesbar irgendwo steht, keine Nacharbeit möglich ist. Therapeut sein ist eine achtbare Aufgabe, eine schwierige und brisante.

    Wir haben zwei grundsätzliche vereinbare oder nicht vereinbare Einstellungen festgestellt:

    1. gibt es einen Unterschied in unserer Lebenseinstellung, in der Betrachtungsweise der Dinge.

    Ich lebe nicht in Büchern, nicht mit Hinterfragungen, nicht mit S/W-Absicherung, nicht mit dem Suchen nach Begründungen, Rechtfertigungen, Hinterfragen und Diskutieren, bin fatalistisch, mache und tue, auch einfach so, ab einem bestimmten Punkt, dann ist es einfach so und gut ist, z. B. Thema Verstehen. Ich habe getrunken, denke manchmal darüber nach, kann auch diskutieren, gut ist. Ich brauche keine Beweise, Begründungen oder genetische Untersuchungen, auch nicht von ihr. Sie ist genau das Gegenteil, sucht, und sucht, und sucht und diskutiert endlos, sie nennt es Intellekt. Das Verarbeiten, Aufarbeiten ist eine Sache, ihre, ich bin da, kein Therapeut, ich kann da sein, zuhören, sie in den Arm nehmen, aber es bleibt ihre Sache, sie spricht nicht darüber, versteckt es, auch vor mir.

    Ich finde, wir ergänzen uns im Alltag hervorragend. Wo sie steht, schubse ich, wenn ich über das Ziel schieße, bremst sie mich. Ich war so, bin so, auch wenn ich hier viel gedacht habe, ich bleibe so. Sie bleibt wie sie ist. Ich kann damit umgehen und gut leben, ihre Einstellung annehmen, wenn sie nicht mit meiner leben kann, dann ist es so und gut ist, die Wege trennen sich, ich halte das für schade.


    2. Unterschiede in der Behandlung und im Umgang mit dem Thema Alkohol.

    Ich habe keinen Behandlungsunterschied vernommen, auf die Grafik an der Wand verwiesen, gesagt: da steht wo es lang geht, es gibt keine Alternativen. Sie meint, es gehe auch ohne den Tiefpunkt erreicht zu haben, sie braucht nicht am Boden zu sein. Braucht sie auch nicht, sie ist schon längst da und es ist doch egal, ob morgen oder in einem Monat, in einem Jahr, sie kommt da an, dann ist es zu spät, tot. Klasse, wenn sie noch wählen kann, bald nicht mehr und der Verfall, der ist nicht zu diskutieren, den sieht man, jeder sieht es. Ich habe auch gewählt, ohne Tiefpunkt, ohne im Randstein zu liegen, aber das Elend vor Augen und es war der einzige richtige Weg.

    Ich bin nicht anders, weil ich eine Krankheit habe, weil ich den Rest meines Lebens Alkoholiker bleibe und da stehe, wo ich heute bin, auch nicht weil ich Co. war und raus bin, es ist einfach so. Mein Leben ist offen danach ausgerichtet, mir der Situation bewusst zu sein und es immer zu bleiben, morgen hätte es zu spät sein können, ich hätte es nicht gemerkt. Es gibt kein Verstecken, nur ein offener Umgang, kein umhängendes Schild, aber ich rede mit wem es mir passt darüber und meine Co-Abhängigkeit betrifft nun mal auch sie, also rede ich auch über sie. Da gibt es keine, auch gar keine Kompromisse und die Projektionen anderer Menschen sind deren, nicht meine. Ich bin kein Hypochonder, aber ein trockenes und co-freies Leben steht vor meiner Frau, vor der Ehe, der Beziehung. Entweder ist das akzeptiert oder erledigt, man kann es nicht trennen.

    Sie spricht von Vertrauensbruch, da ich zu offen damit umgehe und möchte selbst entscheiden, wem sie davon berichtet. Ja, das ist ihr Ding, nicht meins. Bisher belügt und betrügt sie sich. Es gibt kein Verschweigen, Verstecken und Verkriechen. Sind Alkoholiker Lügner, war im Forum die Frage. Ja, wenn ich den Therapeuten im Beisein des Ehemannes belüge und schön rede. Ich gebe es aus Rücksicht nicht wieder, Deckel drauf, zu und weg, aber ich frage mich, was sind die Gespräche wert, wenn ich mich nicht voll und ganz öffne, wenn Scham über allem steht? Ich weiß, ich kann es nicht verstehen, ich brauche und will es nicht mehr verstehen.

    Was ich hier schreibe, ist mein Ding. Ziehen wir woanders hin, ist und bleibt es meine Sache, ich habe es für mich zu verarbeiten und dazu gehört dazu zu stehen und wenn ich eine Vertrauensperson kennen lerne, einen Bedürftigen treffe und es für angebracht halte, dann rede ich darüber.

    Es geht nicht um Vertrauensbruch, nur um trauen. Steht sie nicht zu ihrer Krankheit und lässt das was im Hirn anderer ist nicht deren Sache sein, kann ich es nicht ändern. Ändern kann es die LZT, wir werden sehen. Sie kann in SHG darüber sprechen, sonst wo oder mit einem Schild rumlaufen, ihre Sache, ich respektiere das voll und ganz, meine ist meine. Passt es deshalb nicht, trennen sich die Wege, eben, schade.

    Intellekt, den erwarte ich bei diesem, uns beide sehr belastenden lebensbedrohlichen Thema, wir haben ihn nicht, reden nicht darüber, sie schweigt.


    Einen Dritten Punkt haben wir nicht angesprochen, Lavendels Frage nach den Werten. Das ist ein Thema für eine Partnertherapie nach ihrer Rückkehr.

    Ich bin mir viel wert, sie ist mir viel wert, was sie sich, was ich ihr wert bin, keine Ahnung, ich komme momentan nicht in ihrem Sprachschatz vor. Wertschätzung und Maßhaltung, vielleicht Teile der Therapie, wenn es gerichtet werden kann OK, wenn nicht, vergessen, eben, schade.

    Jeder von Euch hat seine Erfahrungen gemacht und ich glaube dass einige von Euch in bestimmten Eskalationssituationen Dinge über den Partner dachten oder sagten, die nicht nur unter der Gürtellinie waren. Steht hier von mir so etwas, nein, es wäre vom Adm. sofort gelöscht worden. Ich habe mich vergewissert, ob ich irgendwem schon einmal irgendetwas Niedermachendes geäußert habe. Nein, auch nicht in meinem Kopf. Es ist ihre Projektion, dass muss sie verarbeiten oder vergessen, eben, schade. Ich fühle mich gelegentlich wertlos, unnütz, leer, in meinem Kopf, egal was je im meinem Leben passiert ist oder passieren wird, ich fühle mich deshalb nicht als ein Stück zu Löschendes, es bleibt ihre Sache die Werte richtig einzustellen.


    LZT: ich hatte damals eine große Angst, was alles passieren kann, wie sie sich verändern kann, dass wir nicht mehr zusammen passen, uns entfremden, da war auch Vor-Eifersucht, bei all den Kerlen, was alles passieren kann (Gedanken an Stoffel), ich habe zu allem gestanden und nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass ich selbst ein „eben schade“ in die Waagschale legen würde. Jetzt ist es so, gut ists, oder eben, schade.

    Ette : ein Freund meinte, ich hätte nichts Prägendes mit ihr erlebt. Was ist prägender als dieses Jahr hier, diese Erfahrungen, diese Erlebnisse. Es wird uns nie mehr los lassen auch wenn wir los gelassen haben, weit fort sind, ein Bein, einen Arm verloren haben, sie kommen nicht zurück, wachsen nicht nach, wir werden immer erinnert dass etwas fehlt, bei jedem Schritt, jeder Bewegung, auch wenn der Schmerz längst fort ist, aber es gibt kleine Erinnerungen, die uns auch einbeinig stehen, laufen lassen, weil wir es müssen und wenn wir es nicht schaffen, ich muss es schaffen, für mich.


    Was ich jetzt zu machen habe? Mir wurde eine Selbsthilfegruppe angeboten, die habe ich hier, der Rest geht seinen Weg, ich bin da, einfach da, werde das Angehörigen Seminar während der LZT besuchen, Akkus laden, der Rest wird sich ergeben.


    Manchmal müssen wir die Weide im Wind sein, uns biegen, biegen lassen, mit dem Gummi des Gummibaumes abgeschossen werden, weit fliegen und hart aufplatschen, zu Unkraut werden, um eines Tages als unbeugsamer mächtiger Tropenbaum das Treiben unter unserer gewaltigen Krone gelassen zu genießen, zu erleben.


    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Kaltblut,

    Zitat

    Was ich jetzt zu machen habe? Mir wurde eine Selbsthilfegruppe angeboten, die habe ich hier, der Rest geht seinen Weg, ich bin da, einfach da, werde das Angehörigen Seminar während der LZT besuchen, Akkus laden, der Rest wird sich ergeben.


    Ich würde an deiner Stelle mehr für dich selbst tun, als einfach nur alles auf dich zukommen zu lassen! Aber das musst du natürlich letztendlich selbst entscheiden. Ich denke, die Zeit, in der sie weg ist, die kannst du ganz intensiv für dich selbst nutzen. Das brauchst du ganz dringend! Tu dir was Gutes, mach Sachen, die dir Spaß machen! Fahr vielleicht mal ein paar Tage weg - Ruhe - einfach nur für dich, um mal endlich abzuschalten. Ich glaube, die ganze Sache zerfrisst dich mehr, als du dir das selbst eingestehen möchtest. Und ich würde mich wirklich freuen, wenn es dir bald besser geht!

  • Hallo zusammen,

    zweifellos habt Ihr alle Recht, das zerfrist, hinterlässt Narben und es ist alles bescheuert. Los lassen, sich wieder in den Mist zu setzen und irgendwie ist es doch das Gleiche: Co. Mal zählt man Flaschen, mal Blubs, mal reagiert man auf Dummes Zeugs, mal Anzeichen irgendwelcher Reaktionen. Weg geht das nur wenn man weg ist, Tiefpunkt. Ich habe mich auf etwas eingelassen was nicht OK war, dumm gelaufen.

    1l Wein sind 1/3l irgendwas, rechnerisch, habe ich gedacht, stimmt ja mengenmäßig. Nur, es war ja schon 1/2l und mehr und praktisch wie Spülmittel im Vergleich zu Rohreiniger. Die Gedanken sind wieder krank, ihre Sache, nicht meine.

    Ich werde das schaffen, damit meine ich weg, raus aus dem Kopf.

    Schlapp machen, die paar Tage, egal wie ich sie rum kriege, ich bekomme sie rum und dann ist der Kopf erst mal frei und es wird getankt.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • hallo kaltblut,

    ja, es zerfrisst, hinterlässt tiefe Narben und ein minimum an Selbstwertgefühl.

    Versuche auch gerade, das Co-Dasein zu beenden und so wie es aussieht. geht alles, mangels Einsicht und Verständnis, den Bach hinunter.

    Sowas ist bitter nach 36 Jahren.

    Der Kopf sagt mir, was ich tun sollte, aber die Gefühle fahren Achterbahn.

    Wünsche Dir für die letzten Tage viel Kraft.

    liebe Grüße, Maria

  • Hallo zusammen,

    ich habe keine Ahnung, was in meinem Kopf abgeht, wenn es brummt, kribbelt, rappelt, warum man sich dann so tief vergräbt, hoch steigert, aus rutscht und rumeiert. Jeder Außenstehende denkt sich dann: ab in die Klappse mit dem. Das bin nicht ich. Würde es jetzt schneien, dann wäre es so, man kann es nicht ändern, aber ich könnte mir Skier anziehen und paar Runden drehen.

    Also, vergessen und zurück in die Zukunft.

    Ein schönes Wochenende kaltblut


    PS: Maria , 36 Jahre wirft man normal nicht weg, wenn wir normal werden wollen, bleibt es der einzige Weg, um Bitterkeit in süße Gedanken zu wandeln.

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Kaltblut,
    das sind völlig normale Gefühle bei dir! Du hast Angst vor der Situation, weißt nicht, wie du damit richtig umgehen sollst. Wie es weitergeht... Diese Tiefs gehören genauso dazu wie die Hochs, die mit Sicherheit wieder kommen werden! Für dich! Also, halt die Ohren steif ;)

    Ich hab auch oft gedacht: "Mein Gott, du gehörst eigentlich in die Klapse... das ist doch nicht normal alles!" Aber es ist normal! Wir sind auch nur Menschen. Und zwar intelligente Menschen. Denn die "Dummen", die machen sich nicht so viele Gedanken *g*

  • Hallo Ihr Lieben,

    als ich „Freunds“ Leitfaden zur Trockenheit las, waren die Stunden schnell um, hängen bliebt vor allem das Wort „Radikal“ und damit bin ich endgültig sauber und weich gelandet. Danke, dass ich hier immer wieder so tolle Zeilen finden kann.

    Oft machen uns die Gefühle einen Strich und viele Erfahrungen sind weg, aus Radikal wir ein Radikälchen.

    Ich hätte es mir nie vorstellen können, einmal selbst ein Radikaler zu sein.

    Es war Irrsinn, was ich nach unserer Trennung gemacht habe, wieder zusammen die Zeit durch stehen zu wollen. Ich bekomme meine abendliche Zeit nicht mehr rum, statt sie sinnvoll auszufüllen, quäle mich mit meiner Arbeit lustlos rum, hocke regungslos vor dem Fernseher, penne in meiner Wohnung auf dem Sofa, bin sprachlos und aggressiv geladen, wir sehen uns nur im Vorbeigehen, überladen, verspritzen Gift. Als ich alleine war, wurde mit Freude gekocht, gespült, geputzt, gewaschen, geschrieben, gelesen, bewegt, was auch immer, es war keine Zeit für diesen Schmarren, für diese Gedankenlähmung.

    Radikal: 1. trocken leben 2. kein Co-Dasein

    Ich erhoffe mir von einer trockenen, therapierten Frau, dass sie mich versteht und wir gemeinsam unseren Weg gehen können. Die Therapie ist kurz und ich erwarte keine Wunder, aber trockene Klarheit. Wenn sie in der Lage sein wird, einen radikalen Weg gemeinsam mit mir zu gehen, werden wir ihn gemeinsam beschreiten können, andernfalls sagt das Wort „Radikal“ alles aus. Damit erübrigen sich alle anderen Diskussionen, einfach den Kopf frei halten.

    Ich habe mich über diesen Wandel erschrocken. Radikal heißt auch, dass nicht mehr ihre Krankheit unsere Beziehung auflösen kann, sondern mein Genesungsweg.
    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Servus Kalblut,

    ab jetz wird ein Schuh draus - ist hart, aber ehrlich!

    Ich wünsche Dir weiterhin die Kraft, zu Dir zu finden!

    LG
    Spedi

  • Hallo Ihr Lieben,

    D-Day nennt man das also, gut, vollbracht, aber machen wir uns nichts vor, schöne Träume sind anders. Wir haben uns wie Fremde verabschiedet, gefühlsamputiert, ohne Drücken, ohne Kuss, ohne etwas, sie ist im Krankenhaus, der stationäre Entzug beginnt, aufatmen. Die abstoßende Eiseskälte der letzten Wochen wurde nicht durchbrochen, aber gekrönt, deshalb bat ich nach wiederholten achtlosen Gefühllosigkeiten um meine Wohnungsschlüssel, die Gastzeit ist vorbei, ich werde nur noch einmal zu gammeligem, stinkendem, wertlosen Fleisch, nachdem ich abgesenkt wurde, es liegt jetzt in ihrer Hand „Normales“ zu tun.

    Ich sprach immer von wir. Wir achten uns, respektieren uns, vertrauen uns, sind uns wert, haben Kommunikation. Wir, bestand nicht aus uns, ich war bescheuert. Es ist ihr Kopf, ihre selbst zerstörerische Waffe, alles ihr und wenn es so bleibt, ich möchte nicht daran denken und wünsche ihr alle Kraft die es gibt, aber meine ausgestreckten Arme sind ausgekugelt.

    Döblin nennt es so: „Das gefährlichste Organ des Menschen ist der Kopf“, sie muss jetzt die Warnschilder aufstellen, die Löcher schließen, die Hand ausstrecken. Ich möchte mit meiner Frau ein Leben lang zusammen bleiben. Lasst sie einfach gesund werden, egal was mit uns sein wird, leben, macht ein Wunder, schenkt ihr einfach ein glückliches Leben und nehmt ihr diese grässlichen Waffen aus dem Kopf.

    Schön dass man nachlesen kann, die Worte geschrieben stehen und nicht aus den Gehörgängen verschwinden können, August:
    „…kümmere mich um mich, führe trotzdem eine gute Beziehung, freue mich über jeden Tag den wir zusammen verbringen und entgegen mancher Vorstellung: ich bin glücklich“. Erdachter Schwachsinn.
    Mein Verhalten mag ihre Sucht verlängern und bringt ihr keine Änderung, aber es geht um mich und mir geht es gut.“ Erdachter Schwachsinn.

    Die nackte Wahrheit ist heute:
    Ging es mir wirklich gut? Nein.
    Bringt es mir was? Nein.
    Bin ich zufrieden? Nein.
    Bin ich glücklich? Nein.
    Brauche ich das? Nein.
    Was tue ich dafür? Zu wenig.
    Ich Träume und warte auf Wunder, Wunder können wir uns nur denken und wenn der andere anders denkt? Erdachter Schwachsinn.

    Mein Vater und ich hatten einige Jahre nicht miteinander gesprochen, es dauerte bis ich ihm die Maßregelungen gegen meine Halbstarkenausbrüche und er mir meine Unverschämtheiten verzeihen konnte, dumme Zeit, dumme Gedanken.

    Einem meiner älteren Brüder habe ich seine Halsabschneiderei nie verziehen, es versucht, aber er hat mich dafür auf den Arm genommen, ausgenutzt, war es nicht wert und ist es mit 61 Jahren immer noch nicht. Es ist nur traurig, einen Bruder zu haben dem man nie verzeihen wird, für seine Gedanken, meine Gedanken.

    Die Krönung ist eine Frau zu haben und auf die liebevoll gereichte trockene Hand zu warten, vieles könnte anders sein. Sie wird es nicht können, nicht wollen, aus Eitelkeit, aus Stolz, aus Scham, weil ihr etwas fehlt, es sind nur Gedanken, lange kämpfende Gedanken, ihre.

    Gestern las ein bekannter Kritiker im TV, den ich eigentlich nicht besonders mag. Jetzt schätze ihn jetzt und mag ihn sehr, für seine Worte, für seine Art. Es waren nur kurze Impulse in meinem Hirn, er las von Döblin, von Schmerzen, es traf mich, ich brauche das nicht, das soll da weg.

    Nur Gedanken, was haben wir alles mit unseren Gedanken erlebt, gemacht, getan. Gedanken die zwei Menschen tief vereinen, beben lassen, getrennt eins werden lassen, über tausende Kilometer und unausstehlich nebeneinander entfremden, vergiften. Wertvolles Leben, sein Lassen um zu Leben, komisches Leben, wir haben keine Jahre für dummes Denken.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Liebes kaltblut,

    es tut mir sehr leid, dass Du diese Abschiedsphase so erleben musstest. Aber jetzt kommt Deine Zeit für Dich - aufatmen - eine Last fällt von den Schultern - von Tag zu Tag wird das Leben wieder sonniger und leichter. Einfach nur für Dich !

    Zitat

    Sie wird es nicht können, nicht wollen, aus Eitelkeit, aus Stolz, aus Scham, weil ihr etwas fehlt, es sind nur Gedanken, lange kämpfende Gedanken, ihre.

    Durch dieses Tal wird sie wandern. Sie wird einiges vor Augen geführt bekommen - all diese Gefühle werden aktiviert: Stolz, Eitelkeit, Scham - und all diese Dinge werden in der Therapie angegangen - andere Sichtweisen aufgezeigt - nicht nur die eigene. Was sie hinterher daraus macht, dass wird sich später erst zeigen.

    Ich bin sicher Du wirst Deinen Weg bald wieder klar vor Dir haben - Du wirst auch die Kraft haben mit allem was sich aus dieser Therapie ergeben wird fertig zu werden. Du wirst mit den Entwicklungen leben können.

    Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du ganz schnell wieder lachen und leben kannst - einfach nur für Dich.

    *und.jetzt.knuddel.ich.Dich.einfach.mal.so.ganz.fest*

    LG
    Dia

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Tagchen "kalter" Bursche.....

    bald wird die Heizung wieder angehen und DU kannst die Temperatur dabei einstellen wie DU willst. Mal wärmer, mal kälter.......

    .......und genauso, wie mit der Heizung, wirds auch bei Dir weitergehen,............nämlich so, wie Du möchtest!!!! 8)

    Achja,....und die Heizung ist neu.........net daß Du meinst da könnte irgendwo ein Leck sein....... :lol::lol::lol:


    ****auchvonmireingroßerdrückerabernetsowiedudenksthaha**** :lol:


    stoffel :wink: chen

    "Schmetterlinge fliegen hoch, aber auch die müssen ersteinmal laufen lernen"

  • Kaltblut, es ist, wie es ist. Und wir werden einfach lange daran zu knabbern haben, an dem was passiert ist und an dem was passieren wird. Sicherlich hast du nun Zeit für dich und deinen Weg nach vorne. Diese Zeit kann aber genauso quälend und belastend sein, wie es die nasse Zeit war. Mein Kopf sagt mir immer wieder, ich solle etwas für mich tun, Freude haben, das Leben genießen. Ganz so leicht habe ich es nicht empfunden, aus dem Co-Karussell auszubrechen.

    Aber ich kann gut nachfühlen, dass es schmerzt, wenn der Abschied so verläuft, wie er bei dir verlaufen ist. Sieh es ihr nach, sei nicht zornig auf sie. Ich denke, sie kann nicht anders und sie wird auch nach der Therapie womöglich nicht gleich so können, wie ihr es euch vielleicht wünschen würdet. Ich habe es damals versäumt, voll der Hoffnung wie ich war, mich auf die Zeit danach einzustellen. Es ist auch dann noch an dir selbst, zufrieden zu sein. Der Alkohol wirkt lange. Nicht mehr benebelnd, sicher. Aber die Persönlichkeit hat sich durch das Trinken verändert und sie wird sich nach der Therapie verändern. Und das womöglich ganz anders, als du es dir vorstellst oder erhoffst.

    Ich glaube, dass Alkoholabhängigkeit sehr tief in die Psyche eines Menschen eingreift. Wir vergessen dies nur zu leicht, denn wenn „unser“ Alkoholiker nicht mehr trinkt, wirkt er ja wieder vollkommen „normal“. Aber ich denke, dass es in der Regel noch eine ganze Zeit dauern wird, bis ein Mensch wieder soweit sein kann, zusammen mit einem anderen Menschen zu leben, auch wenn er ihn noch so gerne hat.

    Mir fällt es schwer, diese Euphorie zu entwickeln, die Stoffel vermittelt. Erst habe ich es sicherlich als erleichternd empfunden, als mein Freund nicht mehr trank. Es kam und kommt dann aber noch ganz schön viel hinterher. Immer wieder erwische ich mich dabei, dass ich mich fühle, wie zu der Zeit als er trank. Dass ich zweifle, ob bestimmte Verhaltensweisen von mir nur ein Helfen sind oder ein Zeichen von wieder erwachtem Co-Verhalten, ob ich ihn vermisse, weil ich ihn liebe oder weil ich ihn brauche. Ziehe ich meine Grenzen auf eine gesunde Art und Weise oder bin ich übervorsichtig oder zu verständnisvoll? Das Lernen, zu spüren, was ich selbst will, ist etwas, was nicht damit erledigt ist, dass der oder die Andere nicht mehr trinkt. Es ist eine recht mühselige Angelegenheit und Rückfälle sind genauso vorprogrammiert und gehören zu unserem gesund werden dazu, wie bei den Menschen, die getrunken haben.

    Kraft brauchen wir und Unterstützung und den Mut, die Realität als solche anzunehmen, egal, wie sie aussieht.

    Liebe Grüße

    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ihr Lieben,

    das war die erste Nacht seit langem ohne Gift, ohne Radau, einfach Ruhe.

    Der demonstrativ hinterlassene Mist ist entsorgt, gereinigt, aufgeräumt, bis Sonntag ist alles voll clean. Es hat mir nichts ausgemacht, nicht zu reagieren, nicht ins Krankenhaus zu fahren, nicht auf das Telefon zu schauen, in Gegenteil, ich habe das erste Mal wieder nach Herzenslust eingekauft und gekocht, lacht nicht: Kasseler gekocht, Gemüsezwiebel, Möhrenscheiben, Kartoffeln, Kräuter und Erdbeeren in die Pfanne, es schmeckt, toller süßlicher Geschmack.

    Ich bin nicht mehr in der Quengelstellung, Mama, ich will ein Eis, ich fordere, ein ganzes Eiscafe.

    Irgendwie ist das wie nach einer heißen Sommernacht, unter die Dusche und frisch abgekühlt den neuen Tag beginnen. Sommer gibt es auch bald wieder, weiß zwar noch nicht wann, aber das wird schon.


    @ Dia, ja, meine Zeit, gute Zeit, für mich. Wenn jetzt der Rosenmontagszug ging, würde ich Dir einpaar Strüßchen rüber werfen. Ich werde mit allem fertig, weil ich gestern Cut gemacht habe, nur Morgen zählt.
    Überwältigend was geschehen kann, wenn die Fingerspitzen zweier Menschen auseinander gehen, am richtigen Ort und zur rechten Zeit, sehen wir es mal so!

    @ Stoffel, Heizung? Ich brauche heute paar heiße Klütte, in jeder Hosentasche, 12° wer soll das im Sommer aushalten? Vielleicht hast Du ja was, was ich in die Kombi stecken kann.

    @ Ettte, sieh mal, kein Co. mehr und abstinent leben, mit dem vollen Bewusstsein was das Zeugs anrichtet. Egal was ich einmal selbst getrunken habe, welcher Stand in meiner Birne ist, ich habe die letzten Wochen erlebt, wie ein geliebter Mensch durch diese harte Umstellung auf Konzentriertes zerfällt, körperlich, geistig, gefühlsmäßig, wie ich mit aller Gewalt abgestoßen wurde, wie sich die wenigen abendlichen Nebelstunden auf den ganzen Tag ausbreiteten. Diesen Menschen möchte ich nicht mehr in meiner Nähe, da ist kein Platz mehr. Ich kenne ihre tiefsten Beweggründe, ich hatte sie auch einmal, anders, irre eben und ich habe teuer dafür bezahlt. Es ist ihr Hirn, ihre selbst zerstörerische Waffe, sie kann damit machen was sie will, ohne mich.

    Es ist jetzt ihr Job, auf mich zuzukommen, wenn sie entseucht ist und ihren Weg gefunden hat. Wir können uns ergänzen, weil ich einen knallharten Weg gehe und sie kann mich bremsen, wenn ich zu weit gehe. Es gibt viele Dinge, die in letzten Wochen kochten, Dinge die früher nicht existierten. Es ist gut dass sie da sind, aber sie entscheiden nicht über eine Beziehung, genauso wenig wie paar Kilo mehr oder weniger oder später evtl. auftauchende Krankheiten, da greifen die Worte der Eheschließung.

    Ette, ich kann auch mit tiefen Narben Motorrad fahren, auch ohne Beine, dafür gibt es irre tolle Dreiräder und wenn es sein muss, dann baue ich mir eins aus altem Schrott. Es liegt an uns, nur in unserer Hand, zu vergessen und neu zu starten. Dazu brauche ich ihre Hand und wenn sie mir die nicht reicht, ich fahre.

    Den letzten Weg gehen wir gemeinsam, habe ich geschrieben und Yorkie schrie auf, zum Glück. Denn ich hatte die Einstellung, dann trinke ich eben mit. Wie bescheuert können Menschen sein? Vielleicht hätten wir heute ein Doppelzimmer, das ist gerade mal 1 Jahr her, was wäre in zwei oder drei Jahren gewesen, wäre ich nicht hier gelandet, unmännlich am A… gesoffen? (@Spedi, Du triffst es immer wieder, kurz und bündig).

    Ich trete nicht nach meiner Frau, auch wenn sich die Wege trennen, wir wissen nicht was sein wird, aber jetzt, heute und hier, fehlt sie mir nicht und bin nicht bereit so weit in mir zu graben, dass sie mir fehlt.
    Wenn sie mir ein Zeichen gibt, dass sie bereit ist, dann werden wir noch behutsamer aufeinander zugehen, als vor wenigen Monaten und jetzt haben wir 2 Monate Zeit unser Hirn zu reinigen, aus dem Schrott was zu machen. Ich habe keine Ahnung was aus dem Schrott wird, etwas rost wird immer bleiben, aber ich weiß, ich gehe weder in die Schrottpresse noch stehe ich als unnützes Ersatzteil im Regal und Wunder, die erwarte ich nicht, aber Leben. Unsere Beziehung begann mit einem Spaziergang durch den Charlottenburger Schlosspark, mit einem Kuss, wir zwei sich berührende Fingerspitzen und ich habe noch beide Beine um neue Spaziergänge zu machen.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    bei all dem, was in einem Jahr hier passiert ist, darf nicht vergessen werden, dass ich lediglich der Schaltermann war, der den Schalter umlegte und das sich das alles nicht in den paar Jahren die wir zusammen sind entwickelt hat. Das was von ganz unten alles zum Brodeln brachte, das war schon Jahre am Gären und wurde jetzt ausgelöst. Dafür musste jemand herhalten und das war diesem Fall ich.


    Ette : ich kann Dein trauriges Stöhnen verstehen und bis hierhin hören und es macht mir Sorgen, dass das nicht fort geht, aber vielleicht kannst Du mit diesen Zeilen von ganz hinten etwas anfangen:

    "Ich kannte dieses Gefühl von der anderen Seite, aber so war es mir fremd. Die Beziehung mit der Mutter meiner Jungs überdauerte 25 Jahre, über drei Jahre waren wir getrennt von Bett, ein Jahr von Tisch und ein Jahr stolzierten wir durch Baggerstuben, im gleichen Haus wohnend, im gleichen Gebäude arbeitend, zwei verheiratete Single. Als der Richter uns die Scheidungsdokumente unterschreiben lies, war es für mich der niederknallende Keilhammer, der die Ketten der Gefangenschaft endlich zerschmetterte und mir die Freiheit zurückbrachte, mich los löste von einem Versprechen, das über 5 Jahre ohne Ehering nur auf dem Papier existierte. Als sie unterschrieb, uns unsere Freiheit mit mir unverständlichen Tränen zurückgab, da sah ich dieses Gefühl, einer gebrochenen, enttäuschten und zusammenbrechenden Frau, ihre Ohnmacht.

    Es ist jetzt auch in mir, dieses Gefühl der Ohnmacht, vielleicht brauchte es etwas länger um mich zu erreichen, vielleicht ist es eine Frage des Alters, es kommt einfach, unerwartet, ohne Vorwarnung, ohne Anzeichen, mischt es sich in die schönen Gedanken eines erfüllten Tages. So wie heute, beim Öffnen des Gartentores. Es krabbelt vom Fuß in die Waden, die Schenkel entlang, beim Öffnen der Haustüre ist es im Bauch, die Stufen des Treppenhauses wandert es durch das Herz in den Kopf, lässt die Beine ganz weich werden, schwach, wabbelig, lähmend, ohnmächtig, kein stützender Richter, kein helfender Anwalt, nur das kalte Holz des Treppengeländers. Es kommt einfach so, wenn sich eines ihrer langen schwarzen Haare in der Staubsaugerbüste fängt, wenn der Duft ihres Parfüms in die Gedanken fließt, wenn das zeitlose Maria Weiß gespült wird oder die Augen alleine im Bett auf das unbenutzte Kopfkissen gerichtet sind. Es kommt einfach und man kann nichts dagegen tun, dieses unnütze Gefühl der Ohnmacht.

    Es nützt nichts, wenn ich meine klasse Jungs ansehe und an ihre Produktion denke, das war vorgestern. Ich denke an heute, wie mich der Anblick der Kerle erfreut, nicht an die verhauenen Noten, an die Weely´s, an den Gummi den wir auf den Asphalt gummieren werden, an morgen. Morgen hat die Kraft für heute und heute ist bald vorbei, die Ohnmacht vergeht, aber morgen kommt erst noch, wenn ich da bin, mit den Gedanken an Übermorgen. "

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!