Gibt es besonders suchtanfällige Menschen?

  • Guten Abend,

    Ich zerbreche mir gerade den Kopf darüber, ob es Menschen gibt, die eher dazu neigen, suchtkrank zu werden als andere?

    Natürlich kann man psychisch abhängig werden, wenn man zum Beispiel Schlimmes erlebt hat.

    Aber gibt es Menschen, die von ihrer Körperchemie zu Stoff-Abhängigkeiten neigen?

    Als Beispiel mein Ex-Freund:

    Bevor wir uns kennen gelernt haben, war er extremer Raucher -> Nikotin

    Und hat extrem viel Sport gemacht -> Endorphine

    Dann war er total verliebt -> Endorphine

    Dann ließ das Verliebtsein nach und er hat verstärkt getrunken -> Alkohol

    Ich hatte den Eindruck, ich tauge als Droge nicht mehr. 🙄

    Würde mich interessieren, was ihr davon hält.

    Liebe Grüße,

    Sophia

  • Uh brenzliges Thema,

    aber wenn ich das von wissenschaftlicher Seite betrachte: Ja es gibt leider und zum Glück einen Unterschied!

    Jeder Mensch ist anders aufgebaut in seiner "Programmierung der Zellen". Das bedeutet auch, dass wir unterschiedliche Fähigkeiten und auch Malus haben.

    Das ist aber auch ein Vorteil: Denn jeder Mensch ist einzigartig, wie er ist.

    Und der oder die Menschen, die uns am nächsten sind, sollte man in dieser Weise eben NICHT beurteilen. Denn die ganzen Facetten, die sind einfach unersetzbar.

    Genetik hin oder her: ES ist so das man danach einen Menschen niemals nach Genetik beurteilen sollte.

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Hat es automatisch etwas mit der Genetik zu tun?

    Dann wären ja in der Familie meines Ex-Freundes doch mehr Menschen abhängig von Stoffen... Und soweit ich weiß, ist das nicht der Fall.

    Ich empfinde diese Überlegungen nicht als Tabu, es würde mir helfen Verständnis (aus der Ferne) haben zu können.

    Ich trinke gerne Abends 0,1 Wein (was jetzt gerade ja nicht geht), aber nach einer Stunde Yoga bin ich so entspannt, dass ich keinen Sinn nach Wein habe. Da hab ich Glück, dass es eine Alternative gibt, die mir ein ähnliches Körpergefühl schenkt.

    Aber was ist, wenn es Menschen gibt, die keine Alternative haben zum Alkohol? So könnte ich es zumindest ein Stück weit verstehen.

    Herzliche Grüße,

    Sophia

  • Ich empfinde diese Überlegungen nicht als Tabu, es würde mir helfen Verständnis (aus der Ferne) haben zu können.


    Ich trinke gerne Abends 0,1 Wein (was jetzt gerade ja nicht geht), aber nach einer Stunde Yoga bin ich so entspannt, dass ich keinen Sinn nach Wein habe. Da hab ich Glück, dass es eine Alternative gibt, die mir ein ähnliches Körpergefühl schenkt.


    Aber was ist, wenn es Menschen gibt, die keine Alternative haben zum Alkohol? So könnte ich es zumindest ein Stück weit verstehen.

    Es ist ein heikles Thema. Also vom Suchtverhalten gibt es da "Veranlagungen" die negativ sein könnten. Aber auch in einem Atemzug kann ich sagen das ... und das ist das Komplizierte an dem Thema... sehr viele gute Anlagen da sein können.

    Die Diskussion.. ist prekär. Denn grade da sollten wir uns nicht messen. Es wäre überhaupt nicht richtig.

    Hilfreicher wäre es einen Menschen nach den Taten zu beurteilen. Denn darauf läuft es ja hinaus..

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

  • Wenn ich den alkoholkranken Menschen aber nur nach seinen Taten (unter Alkohol) beurteile... Habe ich null Verständnis.

    Aber trotzdem ist Alkoholismus doch eine Erkrankung. 🤔 Schwierig. Führt aber wahrscheinlich zu nichts.

  • Wow.. was für ein interessantes Thems, danke Sophiaaa22!

    Alkohol ist ein Gift. Alkohol gaukelt einem vor, daß es einem gut geht mit diesem Stoff. Das schafft er sogar dann, wenn man bereits in der Gosse liegt. Welches Gift könnte schon von sich behaupten, daß es den Süchtigen in den Tod treibt und einem dabei noch Entspannung und Entlastung suggeriert.

    Das macht u.a. auch den Krankheitscharakter eines Alkoholikers aus. Bei Nikotin, Zucker und vielen anderen Stoffen findet diese grausame - ich sage mal - "Umprogrammierung" durch das Gift nicht statt. Wir können uns daraus befreien. Alkohol aber zerstört Körper und Geist zugleich. Es ist teuflisch, es ist ein Kreislauf, eine Rutschbahn in Hölle und Tod.

    Zu der Beurteilung der Taten eines alkoholkranken Menschen: Ich habe als nasser Alkoholiker Dinge getan, für die ich mich jahrelang geschämt habe. Meine Taten waren widerlich. Als ich anfangs zeitweise tiefer im AA-Programm mitgemacht habe, bin ich dem Vorschlag eines Schrittes im Programm gefolgt und habe mich bei allen entschuldigt, an die ich mich erinnerte fies und gemein gewesen zu sein. Es war kein leichter Schritt, aber danach eine große Erleichterung. Zugleich hatten fast alle Geschädigten Verständnis und ich konnte rüberbringen, wie Alkohol bei mir gewirkt hatte, daß ich so gemein wurde. "Das ist ja krank!" war eine spontane Reaktion. Stimmt! Aber so ist das mit der Alkoholabhängigkeit bei mir gewesen.

    Alkohol ist ein Gift. Egal, wieviel man trinkt, es bleibt ein Gift. Sich über Trinkmengen Gedanken zu machen, ist im Grunde völlig nutzlos. Aber wer sich darüber Gedanken macht, sollte sich ehrlich fragen: warum mache ich mir Gedanken?

    Es gibt übrigens für Menschen, die gerne trinken und sich darüber Gedanken macht, natürlich eine Alternative: diese Alternative heisst nicht trinken. Erfreulicherweise wird das in der Gesellschaft immer mehr akzeptiert und wenn man offensiv dazu steht, bleibt man stark. Und freundlich :)

    Liebe Grüße

    Peter

  • Guten Morgen Peter,

    danke für deine lange Antwort! Interessant die andere Seite zu sehen.

    Ich suche gerade nach einem Weg, mit dem Vater meines Kindes (bin schwanger) umzugehen, obwohl er meiner Meinung nach ein Alkoholproblem hat. Und hassen möchte ich ihn nicht, was würde dass für das Kind bedeuten?

    Ohne Kind hätte ich einfach keinen Kontakt mehr und würde diese unschönen Erfahrungen irgendwann abhaken.

    Je mehr ich darüber nachdenke, dass Alkohol so zerstörerisch sein kann und es doch gesellschaftlich so akzeptiert ist, regelmäßig zu trinken... Sehr krass! Ein Spaziergang am Rand einer Klippe. Man kann jederzeit runterfallen.

    Ich glaube jedoch auch, dass man von den körpereigenen Drogen abhängig werden kann, zum Beispiel bei extremen Betreiben von Sport oder bei Sexsucht. Anscheinend haben wir da von unseren grundsätzlichen Eigenschaften als Mensch eine Anfälligkeit angeboren. Wir wollen uns gut fühlen, deshalb streben wir nach Endorphinen oder Substanzen, die dem ähnlich sind...

    Einen schönen Sonntag!

  • Guten Abend,

    eine sehr interessant geführte Diskussion, in der beide Seiten zu Wort kommen.....Angehörige und ehemalige Suchterkrankte.

    Der Perspektivenwechsel eröffnet mir auch neugewonnene Erkenntnisse.

    Danke, Peter!

    Liebe Grüße,

    Christrose

  • Unsichere Menschen neigen eher zur Sucht.

    Ich, Kind eines Alkoholikers erkläre es mir so:

    Als Kind, also während der wichtigsten Prägephase, wurde ich immer vom Vater runtergemacht. Ich entwickelte regelrechte Minderwertigkeitskomplexe.

    So, dann mit 14 ... 15, ich war im Jugendclub sehr aktiv, alle waren älter, Anfang 20, wurde ich akzeptiert, es wurde getrunken, ich tank mit, schließlich gehörte ich dazu.

    Da wurde der Grundstein zu meiner Sucht gelegt.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!