seb24 - Ich habe mich hier neu registriert und möchte mich kurz vorstellen.

  • Wenn einer für die Gruppe Getränke geholt hat, dann hat er mich gleich gefragt ob ich ein alkoholfreies Bier, Wasser oder Spezi möchte. Am Tisch haben sie das große Anstoßen untereinander mal weggelassen. Es hat mich auch niemand gedrängt ein Bier zu trinken... So nach dem Motto: "Hop, eines kannst du doch trinken." Das hat mir sehr geholfen Abstinent zu bleiben.

  • Hallo Seb,

    auch von mir noch herzlich willkommen hier im Forum und Glückwunsch, zu deinem Entschluß trocken zu leben.

    Ich bin selbst erst 10 Wochen nüchtern und würde mir so ein Gelage nicht antuen wollen und vor allem auch nicht antun können. Suchtdruck wäre vorprogrammiert.

    Wie war das denn für dich? Fandest du die Leute denn genauso amüsant wie sonst? Hast du dich nicht fehl am Platz gefühlt?

    LG Erna

  • Das sind sehr gute Fragen, vielen Dank dafür. Am Anfang fand ich mich schon etwas verloren und fehl am Platz. Das merkte mir man wohl auch an. Einige fragten mich, was denn los mit mir sei. So nach und nach, als sie mitbekommen haben, was los ist hat sich das dann gebessert und ich hatte auch wieder bessere Laune.

    Amüsant war es schon... Vor allem je später der Abend wurde und der ein oder andere nicht mehr gerade aus laufen konnte. Da hab ich mir gedacht... Puh so bist du auch immer rumgestolpert und hast rum gelallt... da will ich nie mehr hin.

    Und am nächsten Morgen, ich Top Fit beim Frühstück, der ein oder andere mit zerdrücktem Gesicht und glasigen Augen, habe ich mir gedacht, so hast du auch immer ausgeschaut und vor allem auch gefühlt.

    Das Gefühl / mein Zustand jetzt ist bedeutend besser.

    Das gab mir schon wieder Kraft und Motivation für den Tag und für die Gesamtsituation, auf dem richtigen Weg für eine bessere Zukunft zu sein.

  • da will ich nie mehr hin.

    Ja, da will ich auch nie wieder hin.

    Aus dem Grund gehe ich auch nicht dahin, wo mir das vorgelebt wird. Ich spreche hier nur von mir.

    Mich würde viel mehr eines interessieren. Wie hast Du Dich gefühlt? Als alle immer voller wurden. Und gelallt haben.

    Was hat ausgelöst, dass Du dachtest "da will ich nicht mehr hin"?

  • Nein, Erna definitiv nicht. Das ist mir dabei auch klar geworden. ich habe das seit ewiger Zeit nun wieder von der anderen Seite betrachtet. Sonst war ich ja immer einer von denen, der besoffen war.

    Wie habe ich mich gefühlt... Ich würde sagen gemischte Gefühle. Ich war froh, das ich es nicht bin der sich hier gerade blamiert. Auf der anderen Seite hab ich mich erschrocken, weil ich ja in der Vergangenheit der war der rumgestolpert und dumm gelabert hat.

    Das war auch einer der Da-will-ich-nicht-mehr-hin-Gedanken: "was haben die Leute immer von mir gedacht? Was sagen die Leute untereinander über mich... schaut euch mal wieder den Alexander an, der ist schon wieder dicht."

    Das ist das eine. Es macht mir schon was aus was/wie andere über mich reden. Aber auch in mir drin unabhängig was andere über mich reden, hat es was ausgelöst. Ich habe da auch an meine Frau und meine Kinder gedacht: "Mensch Alexander, du bist ein Erwachsener Mann und Vater von 3 Kindern. So haben sie dich in der Vergangenheit auch oft gesehen. Das kann´s nicht sein... echt nicht... gut das ich das jetzt ändere".

  • Ja, ich verstehe das sehr gut. Ich heiße sogar wie Du und habe auch drei Kinder. Es ist gut, dass Du "aufgewacht" bist.

    Das zu sehen, hat unangenehme Gefühle in Dir hervorgebracht. Das wird eher mehr werden. Dazu kommt, dass es sehr gefährlich ist, sich in diesem Umfeld zu bewegen. Auch noch die Tage danach. Weil einem das nachhängt.

    gut das ich das jetzt ändere

    Ja, Du bist auf dem Weg.

    Einer der ersten Sätze, die ich hier gelesen habe, war "nur nichts trinken reicht nicht". Ich habe nicht verstanden, wie das gemeint ist. Ich dachte, ich trinke nichts mehr und gut ist. Und ich dachte, ich muss das dann eben ertragen, dass alle um mich herum trinken.

    Nein, das muss ich nicht. Du musst Dich diesem unangenehmen Gefühl nicht mehr aussetzen. Es ist schlecht für Deine Nüchternheit. Es fördert Gedanken wie "Jetzt ein Bierchen" zutage.

    Dieses "Bierchen" ist das Zellgift, dass Dich abhängig gemacht hat. Das Dir und Deiner Familie schadet.

    Wenn Du Dich mit ein paar Leuten treffen kannst, die keinen Alkohol trinken, wirst Du einen großen Unterschied bemerken. Wenn das möglich ist, versuche es. Das machen auch nur Freunde, denen Du wichtig bist.

    Ich war nach über einem halben Jahr ohne Alkohol auf eine Betriebsfeier. Nach dem Essen ging es dort los. Die Stimmung veränderte sich und mir wurde klar, dass ich da nichts mehr verloren habe. Ich habe gespürt, wie es mir schadet. Und weg war ich. Es muss immer eine Möglichkeit geben, zu gehen.

    Übrigens ist das gar keinem aufgefallen. Die waren beschäftigt.

    Eigentlich zum Glück ist der Sommer ja praktisch vorbei. Ich kann Dir nur raten, Dich in der nächsten Zeit von so etwas fernzuhalten.

    Das gehört zum "ändern" dazu. Und später wirst Du es nicht mehr wollen. Weil Du lernst zu spüren, was Dir schadet.

  • Wenn dir durch diesen heiklen Ausflug die krasse und wichtige Erkenntnis gekommen ist, dass du deinen Kindern mit der Trinkerei etwas zumutest, was kein Kind erleben sollte, dann hat er sich ja wenigstens etwas gelohnt. Ich wünsche dir, dass du es schaffst, diese Erkenntnis festzuhalten.

    Ansonsten kann ich dir nur raten, dich auf die Grundbausteine einzulassen. Manche Dinge muten am Anfang seltsam und übertrieben an, aber sie erfüllen ihren Sinn und Zweck.

  • Tag 11 ohne Bier. Es geht voran... in kleinen Schritten. Gestern Mittag hatte ich kurzzeitig mal voll Lust auf ein Bier... keine Ahnung warum... Ich hatte sowohl beruflich als auch privat Erfolgserlebnisse zu Verzeichnung und war voll gut Gelaunt. Dann kam der Gedanke "jetzt ein Bier". Ich konnte dem erfolgreich widerstehen ;) und Abends war wieder alles im Lot. Ich hatte ein Fußballspiel. Das Bier danach konnte ich locker weglassen.

    Es ist zwar erst Tag 11, aber die innere Einstellung ist dieses Mal ganz anders als bei den letzten Versuchen, den Alkohol weg zu lassen. Mir geht es von Tag zu Tag besser und ich merke, wie ich mehr und mehr Situationen in denen Bier im Spiel ist in Frage stelle.

    Auch das mitlesen der Beiträge hier im Forum motiviert mich und tut mir sehr gut. Ich traue mich noch gar nicht so recht, bei dem ein oder anderen Thread mit zu schreiben... ich kann ja noch nicht wirklich gute Ratschläge geben Bin ja erst kurz Abstinent und kurz hier dabei... aber das wird auch noch ;)

  • Erfolgserlebnisse zu Verzeichnung und war voll gut Gelaunt

    Guten Morgen Seb,

    das ist bei mir auch der Trigger Nr. 1. Bisher kam der Gedanke meistens dann auf, wenn der Tag besonders gut war. Das Suchthirn will damit die gute Gefühlslage noch steigern. Wie das dann innerhalb kurzer Zeit wieder endet, wissen wir ja.

    Gut ist, den Gedanken zu erkennen. Ich schiebe ihn dann weg und nach kurzer Zeit ist er vergessen. Aber auch diese Gedanken werden mit der Zeit immer weniger. Oder wenn, sind sie immer kürzer vorhanden. Geduld und Übung.

    Es ist schön, wie es Dir jeden Tag besser geht. Da ist noch lange nicht das Ende erreicht. Du wirst sehen. Ich freue mich für Dich.

  • Danke Alex, ja...ich nehme aktuell immer neue Veränderungen war. Heute war ich mit meinem Sohn beim Fußball. Meine Frau war völlig entspannt, als wir los gegangen sind. Sie musste sich keine Sorgen machen, dass ich wieder besoffen nach Hause komme. Das war sonst nie der Fall. Da waren in der Vergangenheit immer Sorgenfalten auf der Stirn.

    Beim Fußball war ich stolz auf mich, daß ich vor meinem Sohn nicht mehr nur mit Bierflasche in der Hand da stehe und ich hatte den Eindruck das auch er viel fröhlicher war, als er sah, daß der Papa nicht ein Bier nach dem anderen trinkt.

    Diese Eindrücke bestärken mich und ich will noch ganz viele weitere so positive Veränderungen wahrnehmen.

  • Hallo Seb,

    die wird es mit Sicherheit geben.

    Ich nehme doch stark an, dass Dein Sohn fröhlicher war. Erstens hast Du ihn und alles andere besser wahrgenommen und zweitens machen sich die Kinder auch ihre Sorgen um die Eltern.

    Mir wurde auch mit jedem Tag klarer, dass es nur abstinent funktioniert. Tatsächlich habe ich die ersten zwei Wochen den Zeitraum, in dem ich nicht trinken wollte, auch immer weiter nach hinten geschoben. Bis mir klar wurde, dass das so nicht funktioniert. Klingt vielleicht komisch. Aber diese Erkenntnis hatte etwas Befreiendes. Da gibt es keinen Zeitraum, keine besonderen Anlässe. Es geht einfach gar nicht. Ist eigentlich einfacher.

    Es gibt aber schon Gefahren und die sollte man minimieren.

    Ist bei Dir aller Alkohol schon aus dem Haus raus?

  • Naja, Alkohol so direkt jetzt nicht. Es ist auf jeden Fall kein Bier mehr im Haus. Wein oder Spirituosen sind noch im Keller. Das ist mir aber auch egal, ich habe noch nie was anderes getrunken außer Bier. Das andere Zeugs schmeckt mir überhaupt nicht. Da besteht keine Gefahr, das ich mich daran vergreife.

  • Hallo Alexander,

    besser ist es, wenn gar kein Alkohol mehr im Haus ist.

    Zum Ende meiner Sucht habe ich fast alles getrunken, was noch im Haus war.

    Und wenn irgendwann der Suchtdruck zu groß werden sollte, dann ist es gefährlich, wenn Alkohol schnell greifbar ist.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Seb,

    genauso war es auch bei mir. Mein Sohn hatte da von seiner Geburtstagsparty einen Schrank voll angefangener Flaschen im Keller stehen. Ich meinte auch, dass mich das nicht stören würde. Aber ich habe ihn auf Anraten von hier gebeten, es wegzuräumen. Und ich bin mir sicher, dass es mich inzwischen mächtig stören würde.

    Es ist ja so, dass man bald den ganzen Tag nicht mehr daran denkt und gerade recht zufrieden ist. Da stört es mich dann schon, wenn ich plötzlich vor diversen Flaschen stehe.

    Sowas ist einfach eine tickende Zeitbombe. Bisher hatte ich keinen Suchtdruck. Aber was weiß ich? Und wenn es dann zuschlägt und ich "weiß", dass da was im Keller steht... Warum also nicht jetzt entschärfen? Habe ja eh nicht vor, es jemals zu trinken. Also weg damit. :thumbup:

  • Wenn mal der Suchtdruck so richtig zuschlagen sollte, wird es dir völlig egal sein, ob dir der Stoff schmeckt oder nicht, Seb.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Guten Morgen Alex,

    danke der Nachfrage... ja war ein anstrengendes Wochenende aber war gut. Meine älteste ist umgezogen und wir haben das ganze Wochenende Wohnung gestrichen, geputzt, Möbel geschleppt und aufgebaut. Ich hatte gar keine Zeit über Alkohol nach zu denken... Obwohl... Zwischendurch nach dem ein oder anderen schweren Möbelstück habe ich schon mal an ein kühles Bierchen gedacht... aber ohne Gefahr... war keines da und Wasser hat´s auch getan ;) . Heute noch mal zum schwedischen Möbelhaus und ein letztes Möbelstück holen, dann haben wir´s geschafft. Ansonsten geht es mir weiterhin sehr gut.

    Und bei dir? wie lange warst du wegen Corona außer Gefecht? Hattest du Symptome?

  • Guten Abend Seb,

    aaaah, wenn ich "Bierchen" lese, stellen sich mir die Nackenhaare. Mit diesem "Giftchen" habe ich meine Gesundheit und mein Leben langsam umgebracht. Oder zumindest fast.

    Ich war wegen Corona zehn Tage daheim. Acht davon positiv. Und selbst heute (nach zwei Wochen) bin ich immer noch recht schnell schlapp. Dachte, ich bekomme es gar nicht. War schon stolz darauf, es als "einziger" noch nicht bekommen zu haben. Tja, jetzt kann ich demütig, dankbar sein, dass es endlich vorbei ist. Symptome: Vier Tage frieren, drei Tage ordentlich Gliederschmerzen, dann die üblichen Erkältungserscheinungen. Die waren gar nicht so schlimm. Zum Glück konnte ich die ganze Zeit etwas schmecken. So wurde Essen zum (noch größeren) Highlight.

    Ja, das schwedische Möbelhaus kann was. Habe da gerade sechs Schränkchen zusammen geschraubt. Zu einem riesen Schrank.

    Das die Gedanken nach Bier, gerade dann kommen, wenn man etwas Besonderes geschafft hat, ist gerade bei mir ganz normal. Hm, obwohl. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist das wirklich viel weniger geworden. Ja, es wird definitiv weniger. Das dauert eben einfach eine Weile. Habe dann den Gedanken unterbrochen und weiter gewerkelt. Bringt ja nicht darauf herumzudenken. Ich finde, das machst Du super.

    Ich freue mich jedes Mal wieder von Dir zu lesen. Dieses Glücksgefühl steckt an. :)

    VG Alex

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