• Zitat

    Ich bin nur drangeblieben, weil mir die Mitreisenden Leid getan haben. Ich Angst bekommen habe, dass er grundlos ausflippt und jemanden oder sich selbst weh tut. Am liebsten hätte ich einfach aufgelegt.

    Woher kommt diese völlige grundlose Aggression?

    Woher kommt diese völlige Selbstaufopferung für jemand, der einfach nur säuft?

    Säufer sind aggressiv, das sieht man jeden Samstag rund um die Fußballstadien. Alkohol enthemmt.

    Aufwachen! Irgendwann fallen die Hemmschwellen und du bekommst Prügel.

    Und jetzt nicht sagen: Aber eigentlich ist er doch sooo lieb.

    Nein, ist er nicht. Es bringt nichts der Vergangenheit nachzuhängen.


    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ihr Lieben,

    da bin ich wieder - es waren turbulente und sehr anstrengende Wochen.

    Ich glaube als ich mich hier angemeldet hatte, war mein Freund fast auf dem Höhepunkt seiner bisherigen Saufkarriere und ich entsprechend am Tiefpunkt und am Ende dessen was ich noch ertragen konnte.

    Ihr erinnert euch? Er war auf dem Weg zu seinem Vater und der telefonische Kontakt ist abgebrochen?

    Er hatte zu dem Zeitpunkt wieder eine psychotische Phase, weswegen ich auch überlegt hatte die Polizei anzurufen - einfach um andere zu schützen.
    Auch wenn ich denke, dass er im normalen Zustand harmlos ist, kann ich absolut nicht einschätzen wie er reagiert, wenn er wieder im Wahn ist - er leidet dann unter Verfolgungswahn und ich selbst bin in diesen Phasen immer sehr auf Abstand und auf der Hut gewesen.

    Ich habe geschrieben, dass er fast auf dem Höhepunkt war, denn es wurde dann natürlich alles noch viel schlimmer.

    Bei der geplanten Entgiftung, kam er morgens um 9 Uhr mit 2 Promille im Krankenhaus an - die haben ihm aber trotzdem Tabletten, etc gegeben und ihn wieder nach Hause geschickt.

    Das war dann die absolute Horror Woche für mich, denn ich wusste überhaupt nicht, was er alles genommen hatte -
    so viele BlackOuts, Psychosen in der kurzen Zeit. Die Entgiftung wurde natürlich seitens der Klinik abgebrochen.

    Ich selbst hatte einige Zusammenbrüche und hing oft am Nottelefon.

    Und dann als ich heulende mit einer Seelsorge sprach, kam der Moment an dem ich merkte: "Du musst jetzt los lassen.

    Wenn du das überstehen willst, dann muss du los lassen und all den Müll bei ihm belassen,"

    Ich bin seitdem auch relativ distanziert, was den Suchtmenschen angeht und kann mich gut abgrenzen und meine Grenzen noch mehr definieren,

    Daraufhin hat er es tatsächlich geschafft eine zweite Entgiftung durchzuziehen.

    Es gibt natürlich immer wieder Auf und Abs, aber er macht dass alles ganz gut, auch wenn er nicht besonders gut vom System aufgefangen wurde und ohne Therapie da steht - aber er kümmert sich auch nicht und ich - ich mache das auch nicht mehr für ihn. Das ist jetzt seine Aufgabe.

    Die Frage ist gerade, ob wir es als Paar schaffen - denn dieses Ruhe die für mich entstanden ist, hat mir das erste mal seit langem die Zeit gegeben zu realisieren was da eigentlich alles passiert ist. Was das alles mit mir gemacht hat. Wie tief die vielen hässlichen Worte sitzen. Wie viele offene Wunden es noch gibt. Leider kann ich das auch nicht mit ihm aufarbeiten, denn dann geht es ihm wieder schlecht - also halte ich meinem Mund, wieder um ihn zu schützen (ok - über dieses Aussage muss ich noch mal länger nachdenken).

    Und gleichzeitig sitzt er da und leckt seine Wunden, schämt sich wahnsinnig, leidet darunter was er mir angetan hat und er begibt sich in einen neuen Strudel - diese mal ist es die Depression.

    Letztendlich ist es nach der Entgiftung ruhiger geworden, aber nicht unbedingt besser - diese Grübelei ist immer noch da, diese ewig langen Monologe - ich frage mich ernsthaft ob er ein Leben im Leid bevorzugt.

    Ich kann das auch alles nicht mehr hören und komme mir oft zu hart vor, wenn ich Gespräche abkürze, sage dass ich das nicht hören will oder einfach, ohne Rücksicht auf ihn, mein Ding mache.

    In letzter Zeit frage ich mich, ob es den Menschen den ich kennen und lieben gelernt habe überhaupt noch gibt?

    Denn obwohl er gerade trocken ist, blitzt da immer mal wieder das Wesen des nassen Alkoholikers durch.

    Ist das jetzt sein neues Ich? Oder gibt sich dass wieder? Oder kommt das von den vom Alkohol ausgelösten Psychosen?

    Vielleicht trinkt er auch wieder - kann natürlich auch sein.
    Er ist tatsächlich ein absoluter Suchtmensch, dass ist mir jetzt klar geworden. Wenn es nicht der Alkohol ist, dann wird er sich was anderes um sich zu stimulieren. Weiß nicht, wie ich das finde.

    Es war auf jeden Fall der richtige Zeitpunkt mich hier anzumelden - es hat mir viel gebracht hier zu lesen, ich bin jetzt klarer. Wahrscheinlich sehen es hier viele nicht als Fortschritt, dass ich noch mit ihm zusammen bin. aber ich habe meine Grenze gezogen und diese auch kommuniziert . Ich hoffe sehr, dass ich dann auch konsequent bleibe, aber ich finde ich bin schon auf einem guten Weg.

    Mal schauen was die Zukunft bringt - ich hoffe es werden nur noch die schönen Sachen sein.

    Danke fürs lesen! xx

  • Liebe Unuk,

    in Deiner Situation bist Du, daher bestimmst Du, was für Dich Fortschritte sind und was Du bereit bist, für den Erhalt der Beziehung zu Deinem Partner mitzumachen.

    Du solltest Dich mit allem am besten wohlfühlen oder zumindest mir Dir im Reinen; reine Wonnebeziehungen ohne jegliche Trübung oder Konflikte gibt es nicht.

    Für mich liest Du Dich so, als ob du für Dich gerade in einer Findungsphase bist - mach weiter, dann kommt schon das, was zu Dir passt.

    Alles Gute!

    9Leben

  • Liebe Unuk,

    ich denke auch, dass du deinen Weg gehen wirst. Du klingst für mich sehr klar.

    Bei der Beschreibung deines Partners habe ich viele Dinge/Eigenschaften gefunden, die meiner auch zeigt und mit denen ich absolut nicht mehr zurecht komme. Die "Monologe" von denen du sprachst, sie gehen bei uns, besonders wenn er zu viel intus hat über Stunden, die ganze Nacht hindurch. Und es gibt dann für ihn kein Stopp. Psychische Probleme, die er auf mich projiziert und dann wiederum der treusorgende, verständnisvolle Partner und Vater.

    Ich übe mich gerade im Loslassen und und in meiner Selbstfürsorge und im Entgegensetzen, denn er schafft es immer alles so zu drehen, das ich beschuldigt werde und es alles meine Fehler sind, ...und da komme ich ( noch nicht) gegen an.

    Beste Grüße

    Flower

  • Liebe 9Leben,

    danke dir für deine Worte - ja finde mich gerade wieder.
    Tatsächlich hat mir seine Entgiftung die Zeit gegeben Abstand zu nehmen, Luft zu holen, Freunde zu treffen oder einfach mal für mich sein. Verrückt wie sehr man sich selbst immer hinten angestellt hat.

    Wir haben uns Beide kurz hintereinander angemeldet und ich verfolge deinen Thread von Anfang an.
    Vielen Dank für deine Offenheit - ich habe sehr viel für mich mitnehmen können.
    Auch mich beschäftigt die Frage nach dem Selbstwert, dazu auch die erlernten Muster aus der Kindheit.

    Ich hoffe wir können das Beide für uns aufarbeiten!

    Alles Liebe

  • Liebe Flower,

    danke dass du dir Zeit genommen hast.

    Die "Monologe" von denen du sprachst, sie gehen bei uns, besonders wenn er zu viel intus hat über Stunden, die ganze Nacht hindurch. Und es gibt dann für ihn kein Stopp. Psychische Probleme, die er auf mich projiziert und dann wiederum der treusorgende, verständnisvolle Partner und Vater.

    Ja, das war ganz schlimm - am Anfang habe ich noch versucht dagegen anzukommen, mich gewehrt, erklärt usw - hat natürlich nichts gebracht, außer das er mir meine komplette Energie geraubt hat.
    An manche Sachen konnte er sich auch gar nicht mehr erinnern, also alles doppelt umsonst.

    Dann habe ich die Monologe über mich ergehen lassen und inzwischen unterbreche ich ihn und sage ihm, dass er sich wieder in einem Monolog begibt. Auch trocken fehlt ihm sämtlich Empathie oder das Wissen, wann mal genug ist.
    Ich ziehe mich bewusst aus solchen Situationen um nicht wieder in diesen Strudel zu kommen und mich auf mich zu fokussieren. Bei mir kommt zum Glück hinzu, dass ich eine eigene Wohnung habe.

    Ich habe bei dir gelesen, dass du ein kleines Kind hast - meines ist schon groß und mein Partner ist auch nicht der Vater, aber mir war es wichtig so gut wie möglich alles von ihr fern zuhalten. Sprich keine gemeinsamen Treffen, Essen etc Ist/War für ihn schlimm, aber das waren die wenigen Konsequenzen die ich durchgehalten habe.

    Ich weiß es ist schwer, aber bitte sei stark für dein Kind - lebe ihm ein selbstbestimmtes unabhängiges Leben vor.
    Du bist das Vorbild! Ich schreibe auch noch mal bei dir direkt.

    Alles Liebe

  • Hallo unuk,

    ob es ein Fortschritt ist, kannst nur du alleine fühlen. Der Maßstab eines anderen ist nicht die richtige Sichtweiße, meiner Meinung nach.

    Du gehst deine ersten Schritte, dass ist Fortschritt. Wichtig ist nun, diesen Weg nicht wieder zu verlassen oder wieder in die andere Richtung zu gehen. So sehe ich das!

    Als ich hier ankam dachte ich, es liegt evtl. nur am Alkohol warum unsere Ehe schwierig geworden ist. Nach einer kurzen Zeit hier, meinte eine ganz liebe Userin zu mir, könnte es sein, dass es an seiner Persönlichkeit liegt und nicht an dem Alkohol. (mein Mann trinkt kaum noch aber trotzdem war ich nicht glücklich mit ihm) Darüber habe ich dann sehr lange nachgedacht und in diese Richtung geschaut. Ich glaube, bei dir könnte es genau so sein. Dein Freund ist anscheinend nicht der Mann der dich glücklich macht. Nicht ohne Alkohol und noch vielweniger erst recht nicht mit Alkohol.

    Ich weiß nicht wie lang du schon mit deinem Freund zusammen bist. Ich weiß auch wie schwer es ist einem Menschen den man liebt oder geliebt hat, nicht einfach von heut auf morgen aus seinem Herzen stößt. Es ist einem nicht von heut auf morgen alles gleichgültig.

    ABER du bist wichtig!!!! Sogar wichtiger als ER!!!

    Du hast ein Kind, okay du sagst es ist nicht mehr klein. Trotzdem solltest du für dich und sie versuchen, dass es dir wieder besser geht. Denn du schreibst ja, wie du am Boden bist, wie unglücklich du bist. Du hast Angst.

    Bitte glaube mir, ich schreibe dies nicht leichtfertig. Ich weiß wie scher dass ist!!! Ich bin seit 33 Jahren und ein paar Tage verheiratet und ich liebe meinen Mann immer noch.

    ABER ich stehe jetzt an erster Stelle. Ich bin MIR wichtig.

    In letzter Zeit frage ich mich, ob es den Menschen den ich kennen und lieben gelernt habe überhaupt noch gibt?

    Denn obwohl er gerade trocken ist, blitzt da immer mal wieder das Wesen des nassen Alkoholikers durch.

    Er ist DER der er ist.

    Die Frage ist gerade, ob wir es als Paar schaffen -

    Das wirst du herausfinden aber bitte ohne die Co zu sein. Das wäre der nächste Schritt.

    Wenn du das überstehen willst, dann muss du los lassen und all den Müll bei ihm belassen,"

    Weiter so.....verlasse diesen Weg nicht mehr. Es ist sein Müll!!! So kannst du den nächsten Zusammenbruch deinerseits vermeiden. Das sollte dein ZIEL sein.

    Letztendlich ist es nach der Entgiftung ruhiger geworden, aber nicht unbedingt besser - diese Grübelei ist immer noch da, diese ewig langen Monologe - ich frage mich ernsthaft ob er ein Leben im Leid bevorzugt.

    Ich kann das auch alles nicht mehr hören und komme mir oft zu hart vor, wenn ich Gespräche abkürze, sage dass ich das nicht hören will oder einfach, ohne Rücksicht auf ihn, mein Ding mache.

    STOPP, wenn es deine Gefühle sind sind sie nicht zu hart. Nimm dich und deine Gefühle ernst. So setzt du deine Grenzen.

    Ist das jetzt sein neues Ich? Oder gibt sich dass wieder? Oder kommt das von den vom Alkohol ausgelösten Psychosen?

    Bei meinem Mann war es der Fall.

    Darum denke ich, sollte dein Freund in Behandlung. Das ist aber seine Aufgabe und dass muss er wollen.

    Liebe Unuk, ich hoffe ich bin dir nicht zu Nahe getreten.

    Bitte schau auf dich damit es dir wieder besser geht.

    Liebe Grüße Petra

  • Liebe PetrePetra

    nein du bist mir nicht zu Nahe getreten.
    Du hast mir viel zum nachdenken mit auf den Weg gegeben - das ist gut und wichtig für mich.
    Von innen heraus hat man immer einen anderen Blick auf die Situation und ich brauche Input von außen.
    So richtig kann man das auch keinem erklären, der nicht selbst in der Situation war bzw. noch steckt.

    Bist du noch mit deinem Mann zusammen?

    Ich lass deine Worte mal sacken! Danke dir!

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