DSE - Unsichere Angehörige

  • Hallo zusammen, ich bin ganz neu hier. Ich bin seit 4 Jahren mit einem Alkoholiker verheiratet. Seit 8 Jahren sind wir ein Paar. Nennt mich verrückt, aber ich hab wirklich lange einfach nichts gemerkt. Dachte immer mein Freund ist einfach etwas verpeilt. Dann wurde er aber immer verletzender und für mich in seinen Reaktionen überhaupt nicht mehr einschätzbar. Ich hatte dann natürlich auch irgendwann einen Verdacht. Der wurde dann auch bestätigt als er 2 Unfälle gebaut hat. Bei beiden war Alkohol im spiel, beim 2. hat er dann auch seinen Führerschein verloren. Von seiner Exfrau hab ich zu diesem Zeitpunkt erfahren, dass deren Ehe wegen Alkoholproblemen von meinem Mann kaputt gegangen ist. Mir hatte er immer erzählt, sie hatte sich neu verliebt…….

    Naja . Anfang des Jahres war mein Mann 3 Wochen stationär und dann sporadisch immer wieder mal in der Psychiatrie für Gespräche. Er hat sich um eine Therapie bemüht und hatte jetzt auch schon 3 Termine bei einer Therapeutin. Nach den Sommerferien soll die Therapie intensiver werden. Er hat den Platz nur bekommen, weil er trocken ist.

    Jetzt hab ich aber gestern zufällig Alkohol in seiner Tasche gefunden. Ich bin so traurig, weiß aber natürlich auch, dass das nicht gleich heißen muss, dass jetzt alles wieder von vorne los geht. Reden konnte ich mit ihm darüber leider nicht. Er ist wieder total genervt und leider nach einer sehr unfreundlichen Begrüßung direkt auf dem Sofa eingeschlafen. Das kenne ich nur zu gut………

    Was soll ich tun ? Ich hab Angst, dass es wieder bergab geht!!! Die Gespräche bei der Therapeutin wühlen ihn natürlich auch auf. Er hält diesem Druck glaube ich nicht stand. Sprechen will er mit mir aber halt auch nicht….

    Über Antworten wäre ich dankbar. Bin total durcheinander

  • Du kannst leider nichts tun, um seine Abstinenz abzusichern. Deine Sorge verstehe ich sehr gut. Ich halte sie auch für begründet. Und um das nochmal ganz klar zu sagen: Es gibt keinen Grund zu trinken. außer seinen Entschluss. Aber Du kannst etwas für dich tun: Hol Dir die Kontrolle zurück! Mach ihm klar, dass es so nicht weiter geht. Überleg Dir, wie Du Dir eure Zukunft vorstellst. Und setz ihm eine Frist. Wenn er die bricht, bleib konsequent und bau dir eine Zukunft ohne ihn. An der Seite eines nassen Alkoholikers, der nicht wirklich aufhören will, gehst du mit unter. Viel Kraft!

  • Hallo DSE, herzlich willkommen in unserer Online-Selbsthilfegruppe,

    es ist erstaunlich, wie lange man meint nichts von der Alkoholproblematik des Partners zu merken. Bei mir war es auch so. Erst nachdem ich viele Jahre lang mit ihm verheiratet war, wurde es für mich immer offensichtlicher. Und nachdem ich mich getrennt hatte und mich mit mir selbst und meiner Coabhängigkeit auseinandersetzte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wie lange er schon missbräuchlich getrunken hatte, wie er in die Sucht abgeglitten war, wie ich Situationen, in denen er von Erschöpfung gesprochen hatte oder so, als Müdigkeit, Überforderung eingeschätzt hatte. Dabei war er da schon bis zum Rand volltrunken gewesen.

    Was du tun sollst ist schwer zu sagen. Ich glaube, du brauchst erstmal Zeit um alles zu realisieren und zu sortieren. Da kann der Austausch hier mit anderen Mitbetroffenen sehr hilfreich sein.

    Klick einfach den folgenden Link für die Freischaltung zur Forumsgruppe an:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Schreib kurz was dazu und schon geht es los. Dein Thema findest du dann im Bereich für Angehörige und Coabhängige.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo DSE,

    herzlich willkommen in unserer Onlineselbsthilfegruppe.

    Ich habe dich für die offenen Bereiche freigeschaltet, und wünsche dir einen hilfreichen Austausch.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo DSE,

    wie sieht er die Situation? Hat er vor der Sucht kapituliert ? Hilfe hat er ja wohl gesucht und bekommen?

    Du wirst Ihm wohl die Pistole auf die Brust setzen müssen um wieder leben zu können. Die richtigen Schritte kennt er ja wohl.

    Wenn Du Alkohol bei Ihm findest obwohl er eigentlich trocken sein muss für die Therapie, stellt das alles in Frage und muss direkt angesprochen werden.

    Gruss WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Ihr Lieben Lanananana, Aurora, Morgenrot und Whitewolf,

    Vielen Dank für eure schnellen Antworten!! Es tut mir jetzt schon gut, dass ich das Gefühl hab, da draußen ist jemand, der mich verstehst!!!!!

    Ich hab es heute Morgen nun endlich geschafft mit meinem Mann über den gefundenen Alkohol zu sprechen. Er hat es gleich zugegeben und war selbst über seinen Rückfall vor 2 Monaten sehr traurig. Er trinkt wohl nicht regelmäßig aber immer wieder. Angeblich weiß das seine Therapeutin. Und möchte ihm nun helfen herausfinden wie es auch ohne Alkohol geht.

    Sagt mir, kann das wahr sein?? Die Voraussetzungen für die Therapie war seine Abstinenz… das ist im Moment das einzige was ich sicher weiß, weil ich das in den Unterlagen gelesen hab. Außerdem hab ich beim aufräumen vorgestern einen Bericht der Therapeutin gelesen in dem sie davon spricht, dass mein Mann seit c.a. 6 Monaten trocken ist…… Er hatte den Bericht offen rumliegen lassen und er war von vor 2 Wochen……

    Schon im Voraus tausend Dank für eure Einschätzungen!! Ich bin im Moment sehr eingespannt und kann nicht immer schnell zurück schreiben, aber ich lese alles was ihr mir schreibt und bin euch echt dankbar!! Und wenn ich die Ruhe finde, schreibe ich natürlich auch zurück!!

    Schönes Wochenende euch noch

  • Nein bin ich eben leider nicht. Ich hab schon lange große Schwierigkeiten ihm überhaupt noch irgend etwas zu glauben…..

    Verstehe ich Dich richtig, dass du ihm das auch nicht glauben würdest? Und wie würdest Du an meiner Stelle jetzt reagieren?

  • lass dir gesagt sein: sehr viele alkoholiker lügen. Gerade dann, wenn sie wieder heimlich trinken und dies vertuschen wollen.

    Dann will er aber auch nicht aufhören. Sonst würde er dazu stehen und es angehen. Stattdessen wird gelogen und irgendwann wird dem co eingeredet, dass er/sie an Wahnvorstellungen leidet.

    Das kannst du dutzendfach hier nachlesen.

  • Ich würde ihm nicht glauben. Nein. Und tatsächlich gibt es aus meiner Sicht ein großes Problem, wenn man sich nicht vertrauen kann. Überleg dir gut, was deine Standards und Werte sind … und dann sprich Klartext mit ihm und handle ggfs., wenn er nicht die gleichen Werte und Ziele hat. Ich habe es ja schon weiter oben geschrieben. Wenn er nicht selbst trocken werden und bleiben will, kannst Du nichts machen und solltest Dir gut überlegen, ob Du Dir das weiter antun willst.

  • Vielen Dank, dass du mir das so deutlich sagst. Ehrlich gesagt hab ich schon oft mit dem Gedanken gespielt zu gehen. Ich weiß auch, dass das für mich das Beste wäre. Mein Problem ist, dass mein Mann zusätzlich zum Alkohol auch noch das Problem hat, dass er schwer depressiv ist. Ich hab schon 2 mal Anlauf genommen und wollte mich von ihm trennen. Zumindest auf Zeit. Beide Male hat er daraufhin Unfälle gebaut unter Einfluss von Alkohol und es war immer nicht eindeutig, ob es nicht auch Absicht von ihm gewesen ist. Suizid stand immer im Raum….

    Angeblich hat er wieder angefangen zu trinken, weil ich ihm gesagt hatte, dass ich mich von ihm trennen werde, wenn er sich nicht endlich Hilfe holt. Mit der Therapeutin der Suchtklinik war ausgemacht, dass er im Anschluss eine Therapie machen muss. Er hat das jetzt auch angefangen.

    Ich glaube schon, dass er es gerne schaffen möchte. Aber er braucht mehr Hilfe dabei als er selbst denkt. Und ich weiß nicht, wie man sich von jemandem trennen kann, der dann jedesmal, wenn man das in den Raum stellt, mit dem Auto gegen einen Baum fährt……

  • Indem du dich nicht auf diese emotionale Erpressung einlässt.

    Auch wenn das jetzt hart klingt: wenn er gegen einen Baum fahren will, ist das seine Entscheidung. Wenn er sich zu Tode saufen möchte, ist das seine Entscheidung.

    Du bist nicht für sein Wohlergehen verantwortlich.

    Nur für dein eigenes.

    Bei dem Thema emotionale Erpressung werde ich auch ziemlich wütend, weil es so ziemlich das mieseste Mittel ist, jemandem eine Verantwortung aufzudrängen, die nicht in seinem oder ihren Bereich gehört.

    Lass dich nicht so manipulieren. Er weiss genau, wie er dich in dieser Beziehung halten kann und wird das auch immer wieder gegen dich verwenden.

    Willst du so wirklich weiterleben? Zu allem ja zu sagen, bloß damit er keine Dummheiten macht? Wie weit soll das Spiel denn gehen? Wo soll das irgendwann mal hinführen?

    Kann er irgendwann alles von dir verlangen mit der Drohung sich sonst umzubringen?

    Er ist im höchsten Maße manipulativ und braucht Hilfe. Die kannst du ihm aber nicht geben. Und es ist auch nicht deine Aufgabe ihm diese Hilfe zu besorgen.

    Du wirst eher daran zerbrechen und mit ihm untergehen.

  • Und ich weiß nicht, wie man sich von jemandem trennen kann, der dann jedesmal, wenn man das in den Raum stellt, mit dem Auto gegen einen Baum fährt……

    Brauchst Du nicht.

    Er hat sich schon von Dir getrennt. Seine neue Liebe heisst Alkohol. Diese von Zerrissenheit geprägte Hassliebe ist stärker als jede Zwischenmenschliche.

    Wenn er sich entscheidet vor einen Baum zu fahren trennt er sich auch von Dir und von mehr sogar .

    Dagegen kannst Du nichts tun.

    Hier geht es nur noch um das räumliche ..... und ein natürlich schlechtes Gewissen.

    Lass Ihn um deinetwillen sein Glück mit dem Alkohol versuchen, seine Entscheidung steht schon länger.

    Wegen Dir kann er seine Sucht nicht voll ausleben, Du störst eigentlich dabei.

    Du musst eben nur noch klarmachen das Du das nicht mitmachst und gehen.

    Das scheint mir im Moment das Hauptproblem zu sein.

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Lieber Twizzler,

    Vielen Dank für Deine offenen Worte!! Ich weiß, dass Du recht hast. Ich hab in letzter Zeit viele gute Gespräche gehabt und ich merke, dass ich auch Deine Antwort mir wirklich hilft, alles mit etwas mehr Abstand zu sehen. Ich bin auf dem Weg in die richtige Richtung. Und ich hoffe, dass ich den Absprung schaffen kann.

    Einfach ist es halt wirklich nicht. Die Vorstellung am Tod eines Menschen ursächlich beteiligt zu sein ist für mich kaum zu ertragen.

    Aber Du hast recht. Er weiß das natürlich und setzt das gezielt ein.

    Vielen Dank nochmal!!!

  • Die Vorstellung am Tod eines Menschen ursächlich beteiligt zu sein ist für mich kaum zu ertragen.

    Das ist auch absolut nicht der fall. Du bist nicht die ursache. Auch nicht anteilig.

    Das versucht er nur dir einzureden weil er nicht die verantwortung für sein leben übernehmen möchte. Und das leider auch ziemlich erfolgreich.

  • Twizzler, er hat eine schwierige Kindheit gehabt und ich hab oft sehr Mitleid mit ihm. Gepaart von Wut, weil ich immer wieder auch so denken kann wie Du.

    Oft weiß ich einfach nicht mehr weiter. Ich hab mich schon sehr zurückgezogen. Hoffe, dass ich es irgendwie schaffe zu gehen.

  • Ja, das glaube ich Dir unbesehen.

    Das ist alles einfach unglaublich traurig und emotional für mich wahnsinnig schwer…..

    Als nasser Alkoholiker habe ich diese Art Gefühlchaos öfter hervorgerufen und eigentlich war es mir da egal.

    Der Alkohol war immer wichtiger.

    Heute sehe ich das natürlich anders. Für diese Menschen gab und gibt es aber zum Glück ein normales Leben nach mir und dieser nassen Zeit.

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Ja, das mag sein. Das hatten viele von uns. Es gibt uns trotzdem nicht das Recht alle Menschen um uns herum zu manipulieren. Aber dafür braucht es auch zwei. Einen der manipuliert und einen der sich manipulieren lässt.

    Du suchst nach gründen und Entschuldigungen für sein Verhalten. Das wird dich aber auf deinem Weg nicht nach vorne bringen. So lange du das noch machst, hat er dich und dein Verhalten weiterhin fest in seiner Hand und kann dich steuern wie er es braucht.

    Ich schreibe dir das nicht, weil ich dich verletzen möchte. Es ist aber eine sehr ungesunde Beziehung in der du da steckst. Er hat eine unberechenbare Art und das finde ich persönlich sehr gefährlich für eure weitere, besonders aber für deine Entwicklung.

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