Ninala - Ist mein Mann Gammatrinker?

  • Hallo an alle, gerne möchte ich hier kurz meine Gedanken teilen und hoffe so auf einen Rat.

    Mein Mann und ich sind seit 5 Jahren ein Paar und seit diesem Jahr verheiratet.

    Wir lieben uns sehr, sind beide in zweiter Ehe und genießen unser Leben. Wir sind aktiv, haben einen sehr engen Draht zu unseren Familien und der Tochter meines Mannes.

    Mein Mann ist ein Sonnenschein, sehr zuverlässig im Job und hilfsbereit gegenüber Freunden.

    Er ist sehr liebevoll und ein absoluter Herzensmensch. Ich habe ihn noch nie aggressiv erlebt. Wenn er einen Raum betritt, strahlt er.

    Wir sind gerne in der Punkszene unterwegs und besuchen oft Konzerte und Festivals, reisen viel, machen uns aber auch den Alltag nett und unser gemeinsames Leben ist wirklich toll.

    Von Anfang hat hat mein Mann gern Bier getrunken, er hatte eine schwere Trennung hinter sich, da war es phasenweise schon zu viel Alk. Wir sitzen abends gerne gemeinsam im Sommer bei einem Wein im Garten, alles ziemlich entspannt.

    Auch einige Tage am Stück bewusst nichts trinken, ist kein Problem für uns beide.

    Sobald wir aber mit Freunden verabredet sind und in Gesellschaft unterwegs, z.b. Geburtstag, Kneipenabend oder Festival, ist mein Mann immer der erste, dem man den Alkohol anmerkt. Er presst ziemlich schnell fünf Bier rein und dann wird es unkontrolliert immer mehr. Auch wenn er schon offensichtlich genug hat und lallt,keinem Gespräch mehr folgen kann, die Augen Tuschwellen, er Sachen verliert, trinkt er weiter. Es kommt auch Schnaps dazu. Er kann keine Zigaretten mehr drehen und schwankt nur noch.

    Am nächsten Tag steht er dennoch auf und arbeitet, oder wir gestalten unseren Tag gemeinsam, er lässt sich nicht hängen. Das würde ich nach einem Suff auch nicht akzeptieren, dass unsere gemeinsame Zeit darunter leidet.

    Wir haben schon sehr oft darüber geredet, dass ich sein Trinkverhalten beobachte, da mein Vater Alkoholiker war, steckt das irgendwie drin.

    Er kann es einfach nicht abstellen und sich vornehmen, OK heute nur max fünf Bier über den ganzen Abend.

    Auch kann er nie nein sagen, wenn ihm Alkohol angeboten wird.

    Ich habe dann immer das Gefühl, auf ihn aufpassen zu müssen. Und sage ihm auch zwischendrin, bitte jetzt mal ein zwei Wasser zwischendurch, damit er den Abend länger durchhält.

    Und natürlich kann ich sein Gelalle und Gelaber ab einem gewissen Pegel schlecht ertragen, da ich eigentlich nie auf dieses Level komme. Feiern ja, lustig sein ja, aber nicht die Kontrolle verlieren.

    Nun habe ich tatsächlich zum ersten Mal von Gammatrinkern gelesen und vermute jetzt, dass mein Mann wirklich Alkoholiker ist.

    Ich weiß gerade nicht, ob ich mit ihm oder zuerst mit einer Freundin oder Familie darüber reden soll. Deshalb schreibe ich hier und hoffe, ihr teilt eure Gedanken dazu mit mir.

    Ich danke euch!

  • Hallo Ninala,

    ob Alpha- Beta-, Gamma- oder Delta-Trinker ist wahrscheinlich eher unerheblich. Nach Deinen Schilderungen zu urteilen, hat Dein Mann jedenfalls ein Problem mit Alkohol. Die Tatsache, dass er keine Kontrolle mehr über die Mengen hat, die er trinkt, sind ein eindeutiges Zeichen dafür. Du schreibst, dass Du mit ihm schon oft darüber geredet hast, dass Du sein Trinkverhalten beobachtest. Was meint er denn dazu bzw. was meint er zu seinem unkontrollierten Trinkverhalten?

    Zitat

    Ich habe dann immer das Gefühl, auf ihn aufpassen zu müssen. Und sage ihm auch zwischendrin, bitte jetzt mal ein zwei Wasser zwischendurch, damit er den Abend länger durchhält.

    Nützt es denn etwas, dass Du auf ihn "aufpasst"? Ich nehme an, Du weißt, dass dieses Aufpassen nicht Deine Aufgabe als Partnerin ist und dass nicht DU die Verantwortung für ihn trägst, sondern dass er sie für sich selbst (inkl. seinem Konsum) übernehmen sollte.

    Liebe Grüße

    Sula

  • Hallo Ninala!

    Willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Es ist gut, dass Du zu uns gefunden hast. Hier werden Dir einige Fragen, beim Lesen der Beiträge von den Angehörigen

    im Forum, bestimmt beantwortet.

    Du hast Dich bei uns angemeldet, weil Du bemerkt hast, dass Dir das Trinkverhalten Deines Mannes nicht guttut.

    Ob er Alkoholiker ist oder nicht, das kann nur er für sich entscheiden, und etwas dagegen tun.

    Ich lasse Dir einen Artikel zum Anklicken und Lesen da:

    Das Forenteam
    15. Mai 2021 um 17:15

    Du kannst etwas für Dich tun, indem Du den Blick mehr auf Dich richtest und dafür sorgst, dass es Dir besser geht.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Sula

    Hallo Sula, lieben Dank für deine Gedanken zu meinen Schilderungen.

    Meinem Mann ist bewusst, dass ich immer "aufpasse" was oder wie er trinkt. Es ist für ihn auch völlig ok, wenn ich ihm zwischendurch sage, mach mal langsamer. Er sagt, er kann es selbst nicht mehr einschätzen, wann es genug ist.

    Wenn er dann aber angetrunken oder betrunken ist, nimmt er mich nicht mehr ernst.

    Ich Frage ihn immer, wo er denkt, dass er auf einer Skala von 1-10 sufftechnisch steht und er schätzt sich immer deutlich nüchterner ein, als ich ihn wahrnehme.

    Natürlich weiß ich, dass ich nicht auf ihn aufpassen muss. Aber ich kann nicht anders. Manchmal geht er schon gut angetrunken auf einem Konzert zum tanzen in die Menge, da gab es auch schon mal Platzwunden, weil er seinen Körper nicht mehr unter Kontrolle hat.

    Natürlich achte ich auf ihn, das ist für mich selbstverständlich.

    Es ist aber auch sehr anstrengenden, denn ich würde ja auch gerne mal loslassen und einfach mit Freunden einen Abend genießen, ohne immer auszupassen, dass er nicht "ausfällt"

  • Liebe Ninala,

    Es ist für ihn auch völlig ok, wenn ich ihm zwischendurch sage, mach mal langsamer.

    Merkst Du, dass er hier seine eigene Verantwortung quasi an Dich abgibt und Du sie auch für ihn übernimmst?

    Ich Frage ihn immer, wo er denkt, dass er auf einer Skala von 1-10 sufftechnisch steht und er schätzt sich immer deutlich nüchterner ein, als ich ihn wahrnehme.

    Hast Du mit ihm über dieses Thema auch schon mal dann gesprochen, als er nüchtern war?

    Natürlich weiß ich, dass ich nicht auf ihn aufpassen muss. Aber ich kann nicht anders.

    Vielleicht magst Du Dir ja mal ein paar Gedanken dazu machen, warum das so ist. Dass man auf seinen Partner achtet, ist vollkommen normal, aber auf ihn "aufzupassen" / oder zu meinen auf ihn aufpassen zu MÜSSEN, ist etwas vollkommen anderes. Dass Du das als Belastung empfindest kann ich gut nachvollziehen. Und es ist ja wie gesagt auch nicht Deine Aufgabe als Partnerin.

    Du kannst etwas für Dich tun, indem Du den Blick mehr auf Dich richtest und dafür sorgst, dass es Dir besser geht.

    Elly hat es hier ja bereits sehr schön auf den Punkt gebracht :)

  • Ninala,, möchtest Du Dich im offenen Bereich mit den anderen Angehörigen austauschen?

    Hier ist der Bewerbungslink für Dich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben.

    Wir werden Dich dann freischalten und Dein Thema zu den “Erste Schritte für Angehörige” in das Forum verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • und verspricht sich zusammen zu reißen für mich.

    Wenn er selbst keinen Grund dafür sieht, etwas an seinen Trinkgewohnheiten zu ändern, dann wird das nicht funktionieren. Der Wunsch nach Veränderung muss von IHM kommen.

    Ich weiß nicht, wie ich es lösen soll.

    Wichtig ist zunächst herauszufinden, was DU brauchst, damit es Dir besser geht. Wie könntest Du mit den von Dir geschilderten Situationen so umgehen, dass es DIR selbst gut damit geht? Deinen Mann wirst Du nicht ändern können, Du kannst nur Dein Verhalten ihm gegenüber ändern. Jedenfalls solltest Du ihm unmissverständlich klar machen (wenn er nüchtern ist), dass es Dir mit dieser Situation/seinem Trinkverhalten nicht gut geht und dass das für Dich eine Belastung darstellt.

    LG, Sula

  • Es ist aber auch sehr anstrengenden, denn ich würde ja auch gerne mal loslassen und einfach mit Freunden einen Abend genießen, ohne immer auszupassen, dass er nicht "ausfällt"

    Oh ja, das kenne ich umd es ist so anstrengend.hab dafür noch keine Lösung gefunden....

  • Hallo liebes Forum,

    ich habe nun einen Termin bei der Suchtberatung für Angehörige gemacht, evtl. kann man mir hier helfen, anders mit den Situationen umzugehen. Soll ich meinem Mann vorab davon erzählen? Ich glaube es ist ihm nicht bewusst, wie erst es mir ist.

  • Hallo Ninala,

    was würde passieren wenn Du Ihm das mitteilst? Du kennst Ihn besser als wir.

    Gruss WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Deine Schilderung erinnert mich sehr an meinen Nochehemann. Bei ihm war das ganz genauso und ich dumme Kuh, dachte das ist ja verkraftbar. Acht Jahre haben wir ein glückliches, lockeres Leben geführt. Als ich dann schwanger war, sind kurz hintereinander sein Bruder und Vater gestorben. Das Jahr danach hat er sich noch gehalten und dann ist das ganze gekippt. Ich hatte einen mies gelaunten Tyrann zu Hause wie du hier unzählige Beispiele lesen kannst. Heute, ein Jahr nachdem ich ihn vor die Tür gesetzt hab, sag ich ehrlich, dass ich mir nicht sicher bin, ob er auch schon in den glücklichen Jahren viel mehr gesoffen hat, als mir bewusst war. Er konnte das bis zuletzt perfekt verheimlichen...

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