Guten Tag,
ich habe mir in jungen Jahren schon von meinen Eltern abgeschaut, das es total normal ist, Alkohol zu trinken. Die Kiste Bier war immer da, der Weinkeller mit edelsten Weinen gefüllt und die Bar im Wohnzimmer sowieso.
In meiner Jugend stand ich während meiner Ausbildung sehr stark unter Druck so das ich abends nicht mehr richtig einschlafen konnte. Ich habe dann schnell festgestellt, dass ich mit 1-2 Bier und dadurch leicht duseligen Kopf hervorragend einschlafen konnte. So habe ich seit dem praktisch jeden Tag vor dem Einschlafen getrunken.
Das Leben nahm seinen Lauf, ich wurde älter, habe Karriere gemacht und mein Leben genossen.
Natürlich wurde mein Alkoholkonsum mit den Jahren immer mehr. Aus ein - bis 2 Flaschen Bier wurden 3 dann 4 und schliesslich 5 Flaschen im laufe des Abends. Ich wusste irgendwann natürlich, das ich ein massives Alkoholproblem habe, wie groß dieses Problem wirklich ist, habe ich aber vollkommen unterschätzt!
Vor 15 Jahren hatte ich dann durch gewisse Lebensumstände 6 Monate gar nichts mehr getrunken. Ich fing an zu joggen und habe durch Essensumstellung und joggen 26Kg abgenommen.
Nach 6 Monaten war dann meine Trinkpause zuende, ich wollte aber nicht mehr zunehmen. So belies ich es bei 2 Flaschen Bier abends. Anfangs. Dann kam Weinschorle dazu. Zum Schluß waren es abends 2 Flachen Bier und 1 Liter Wein, am Wochenende gerne auch mal mehr.
Vor ca. 2 Jahren habe ich dann nachmittags, kurz vor Feierabend komische Symtome bekommen. Mein Ruhepuls ging hoch, mir war Schwindelig, später bekam ich Magenschmerzen, zittrig war ich eh schon immer...
Mir fiel auf, das die Symtome sofort weg waren, sobald ich abends mein Bier getrunken hatte. Da wurde mir klar, das ich echt ein riesen Problem habe. Ich wusste da aber noch immer nicht, wie riesengroß dieses Problem wirklich war. Ich schob das so vor mir her und dachte mir, das ich irgendwann mal aufhören musste zu trinken, nur nicht jetzt...
Die Symtome wurden mit den Monaten immer stärker und fingen immer früher an. Es fiel mir immer schwerer, auf der Arbeit den Tag herum zu bekommen. Ich baute immer weiter ab. Auch am Wochenende war es nicht besser. Ich wollte auf keinen Fall vor 18:00 Uhr Alkohol trinken. Ich war ja schliesslich kein Alki - dachte ich.
Als ich Ende Januar dieses Jahr Urlaub hatte, wurden die Symtome dermassen stark, das ich mir nicht klar war, wie ich überhaupt nach dem Urlaub zur Arbeit kommen soll geschweige denn, wie ich den Tag überstehen soll, ohne schon morgens zu Trinken. Ich bin dann zur Suchtberatung gegangen. Der Dame, die mich aufgenommen hatte erklärte ich, das ich kontrolliertes Trinken lernen möchte da ich mir zu diesem Zeitpunkt gar nicht vorstellen konnte, wie ein Leben ohne Alkohol funktionieren könnte.
2 Tage Später bin ich dann zu einem Arzt gegangen. Diesem habe ich dann offen und ehrlich erklärt, was mit mir los ist. Er hat sich extrem viel Zeit für mich genommen und hat mir bei den ersten beiden Sitzungen je über 1 Stunde geschenkt obwohl er eigentlich nur 15 Minuten Zeit gehabt hätte und das Wartezimmer voll war. Er erklärte mir vollkommen trocken und sachlich, dass ich starker Akloholiker bin der nur noch durch sein starkes Gerüst in Form von Arbeit, Familie, Hobbys funktionieren würde. Hätte ich diese nicht, würde ich jetzt schon nur noch in einem Raum sitzen und 24 Stunden Trinken. Und wenn ich nichts machen würde, dann würde das auch irgendwann eintreffen da alles um mich herum zusammenbrechen würde. Ich würde alles nach und nach verlieren. Er sagte aber auch, das ich gute Chancen hätte, eventuell die Abstinenz zu schaffen.
Da ich ihm erklärt hatte, das ich gar nicht weiß, wie es nach meinem Urlaub weiter gehen soll, hat er mich erst einmal krank geschrieben. Er hat mir empfohlen, mit meinem Chef zu reden, was ich auch gemacht habe. Ich hatte seine volle Unterstützung. Wir haben dann eine Entgiftung für mich geplant.
Am 13.2.23 habe ich dann morgens die ersten Tabletten für einen Tag bei ihm abgeholt damit ich nicht krampfe und etwas ruhiger werde. Das habe ich dann die nächsten 3 Wochen gemacht bis wir ganz langsam die Tabletten haben auslaufen lassen. Gleich danach hat er mitgeholfen, das ich in der Suchtberatung unterkomme.
Heute bin ich trocken und zur Zeit in einer ambulanten Langzeitterapie. Ich hatte zum Glück bis heute keinen Saufdruck. Ich geniesse mein neues Leben. Diese vielen Monate mit den zermürbenden starken Schmerzen waren so furschtar, das brauche ich nie, nie wieder.
Und das mit dem kontrollierten Trinken kann man als Alkoholiker sowieso besser gleich vergessen. Als Alkoholiker hat man für den Rest seines Lebens die Kontrolle über sein Trinkverhalten verloren. Man wird nie wieder sein Trinken kontrollieren können.
Für mich gibt es keinen Grund mehr, Alkohol zu trinken. Nicht einen.
Ich bin unglaublich dankbar, das ich einen solch tollen Arzt gefunden habe. Die Menschen bei der Suchtberatung sind klasse. Ich war in einer super SHG in die ich nach der LZT wieder gehen werde.
Es läuft