Hobbes - Scham/Reue/Schuldgefühle als trockener Alkoholiker

  • Hallo zusammen,

    bin trockener Alkoholiker (abstinent seit 2 Jahren, davor 10 Jahre am trinken). Der wichtigste Mensch in meinem Leben hatte zum Glück die Stärke ihre Abhängigkeit zu mir zu beenden, sie hat sich vor zweieinhalb Jahren getrennt. Ich bin gerade dabei, das Leid, dass ich verursacht habe zu verarbeiten. Ich habe die Berichte der betroffenen Partner/CO gelesen und möchte gerade nur noch im Boden versinken. Verstehe zum ersten Mal, was ich ihr angetan habe und es zerreißt mir das Herz.


    Wie geht ihr mit dem Schmerz/Wissen um, dass ihr nicht diejenigen sein werdet, die die verursachten Wunden heilen werdet, sondern ein neuer, hoffentlich großartiger Mensch. Das Gefühl seine Fehler nicht richten zu können ist gerade so erdrückend (wie vermutlich egoistisch)

    Danke für eurer Feedback!

  • Hi Kint....,

    ich habe gerade geschaut, ich darf was schreiben zur Begrüßung.... ;)

    Also ich bin Co.. ergo the other Side...

    Ja was soll ich sagen ,es ist halt scheisse wenn man jemanden liebt und alles versucht demjenigen, den man liebt vom saufen abzuhalten. Nur............ ist es eben so, das es eben auch in der Verantwortung des Co ist sich da raus zu ziehen. so sehe ich das mittlerweile.

    Also ich als Co habe meinem Mann auch eine ganze Menge angetan, sag ich jetzt mal so, indem ich versucht habe, ihn zu bevormunden, ihn zu kontrollieren, ihn mit meiner Wut konfrontiert , seine Sucht indirekt unterstützt habe, ihm Dinge abgenommen habe. Ich habe ihm vorgeworfen er versaut mir mein Leben etc.

    Anstatt bei mir zu schauen, hab ich es auf ihn abgewälzt. Im Endeffekt hab ich mir selbst ganz viel versaut, weil ich meine Engergie drauf gesetzt habe, ihn zu retten, anstatt zu schauen das es mir gut geht.

    und zu den Wunden, die ich mir als Co habe zufügen lassen, ich meine damit das,das es ja meine Entscheidung war, darin zu verharren mir das Ganze anzutun... ich denke nicht, das jemand ( ein neuer Partner) dazu da sein sollte meine Wunden zu heilen, die mir jemand anderes angetan hat, sondern die Wunden kann ich nur selbst heilen.

    Du bist nun trocken und hast alles selbst in der Hand! verweile nicht in der Vergangenheit, sondern schaue einfach nach vorne, das Fehler dazu da sind um zu lernen für dich, um es das nächste Mal einfach anders zu machen.

    Das Gefühl seine Fehler nicht richten zu können ist gerade so erdrückend (wie vermutlich egoistisch)

    ich hatte vor 20 Jahren einmal einen Freund, der war auch Akloholiker und ich habe den Absprung rechtzeitig geschafft, bevor ich zur Co wurde in dieser Beziehung. Er hat jahrelang nichts mit mir geredet, er war sauer und konnte es nicht verarbeiten das ich dann eine glückliche Beziehnung hatte. Die aber leider in die Brüche gegangen ist. Bis er eine neue Frau kennen gelernt hat, die war auch Alkoholikerin. Das ging nicht gut und danach, wie soll ich sagen waren wir beste Freunde. Er hat sich oft entschuldigt bei mir im Nachgang aber das war mir gar nicht mehr wichtig, ich habe den Menschen gesehen, den ich damals geliebt habe.als Partner und nun als Freund. Nun ist er Tot, besoffen die Treppe runter gefallen. Das war für mich ein herber Verlust, weil ich einen guten Freund verloren habe!

    Lg Mg

  • Hi Mg, danke für deine Antwort

    Tut mir leid das zu hören, mein Beileid zu deinem Verlust!

    Vermutlich hast du recht und ich sehe aktuell wirklich nur meine eigenes Bedürfnis damit abzuschließen und loszulassen. Wir hatten die letzten Jahre immer noch Kontakt, haben zusammen unsere Vision einer gemeinsamen Zukunft verabschiedet, sind gemeinsam auseinandergezogen... wahrscheinlich sind meine Gedanken vollkommen deppert.

    Im Grunde spreche ich ihr gerade ihre Selbstständigkeit auf Heilung ab...

    Danke für den Hinweis, hat mir gerade meine Aussage zurecht gerückt.

  • Willkommen bei uns in der SHG

    bin trockener Alkoholiker (abstinent seit 2 Jahren, davor 10 Jahre am trinken).

    Danke für deine Vorstellung. Wenn dich hier weiter austauschen möchtest, dann kannst du dich hier bewerben und ich schalte dich frei.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Was mich interessieren würde, warum du aufgehört hast zu saufen?

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Die Beziehung ging nach 12 Jahren durch den Alkohol und unsere beider Kindheitstraumata zugrunde. Der Verlust hat aber noch nicht ausgereicht. Der Moment an dem ich bei mir einen Intentionstremor festgestellt habe, hat mich in absolute Panik versetzt. Habe mich dann voller Angst (fahrlässigerweise) in den kalten Entzug begeben. Hatte Glück damit....und würde jedem davon abraten.

    Einmal editiert, zuletzt von Hobbes (12. Dezember 2023 um 11:39)

  • Hallo Kintsugi03.02.21,

    hier findet nun der Austausch statt. Du kannst nun hier überall schreiben aber bitte die ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich.

    Ach so und, deindeine Überschrift ist seeeehr lang. Wenn dir eine kürzere einfällt und du das ändern möchtest, sag einfach einem von uns Mods Bescheid. Benutzt dafür die beiden Sprechblasen ganz oben " Konversation".

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Was für gebrauchte anderthalb Wochen...bin fix und fertig und schreibe mir hier einfach mal den Frust, die Trauer aber auch die Hoffnung von der Seele.

    Ein Teil meines Verstandes hatte seit der Trennung vor zwei Jahren immer noch die Hoffnung, dass wir wieder zueinander finden. Intellektuell, emotional und sexuell waren wir immer sehr kompatibel und sind lange Jahre sehr achtsam miteinander umgegangen. Dann kam bei mir die Depression (verpatztes Studium) und irgendwann die Selbstmedikation mit Alkohol. Für sie als EKA eine erneute Traumatisierung. In Phasen ging es mit dem Alkohol aber irgendwann kam das Verstecken der Flaschen, das Auffüllen mit Wasser damit der Konsum nicht auffällt. Paartherapie, ich selbst in Therapie, dazu Suchtberatung mit regelmäßigen Treffen. Es ging aufwärts ☺️

    Dann kam der gemeinsame Kinderwunsch, Planung und die Vision unserer kleinen Familie (wir hatten sogar schon einen fehlerhaften Schwangerschaftstest und unser beider Enttäuschung hat uns weiter zusammengeschweißt).

    Und genau dann kam mein Kindheitstrauma meiner emotional distanzierten Mutter und meinem physisch gewalttätigen Vater deutlicher an die Oberfläche. Ich hatte furchtbare Angst davor ein schlechter Vater zu werden, dass sich Geschichte durch mich wiederholt. Es hat mich vollständig gelähmt, der Alkohol mich weiter betäubt.

    Ich habe ihr in der Zeit durch meine emotionale Distanz unfassbar weh getan. Habe es gespürt und gesehen und war trotzdem unfähig zu handeln...

    Als meine Freundin ihren Kinderwunsch in Gefahr sah, hat sie sich ein Ultimatum gestellt und bei der nächsten versteckten Flasche die Trennung beendet.

    Nach meinem Auszug standen wir seitdem immer im Kontakt, freundschaftliches Verhältnis. Letzte Woche habe ich erfahren, dass sie einen neuen Partner hat (freue mich sehr für sie) und ich habe den Kontakt nach einem sehr schönen Austausch eingestellt. Mein Bauchgefühl sagte "lass los oder du wirst nie wegkommen". Ab da endlich der Trennungsschmerz, Panikattacken, Atemnot, Schuldgefühle.

    Habe in einer Woche zwei Kilo abgenommen und gerade als ich wieder etwas Energie hatte, kam ein Trigger für den Alkohol reingeschneit und hat mir in die Weichteile getreten.

    Ein Spray gegen die Atemnot, mit Ethanol als Trägermedium. Ein Sprühstoß und der gesamte Mund schmeckt nach Fahne...<X

    Das erste Mal in zwei Jahren ein Verlangen nach Alkohol verspürt aber standgehalten.

    Aber es gibt eine gute Nachricht, ich habe einen Therapieplatz gefunden, um mein Kindheitstrauma, meine Depression und den Alkohol anzupacken. Trotzdem große Angst vor der Zukunft...was für ein Wirrwarr.

    Sry für den langen Text, ich musste es gerade einfach rauslassen..

  • hallo kintsugi, ich glaube, das ist gut, dass du den weg der therapie gehst. ich habe das auch schon gemacht und die therapie hat mich von den dämonen meiner vergangenheit ein großes stück weit befreit. der weg dahin ist manchmal sehr schmerzhaft und verwirrend, weil alte vergrabene wunden aufgerissen werden, aber dann verheilen sie und das ist ein großer schritt richtung eigenliebe. und natürlich macht das angst. ein großer dichter hat mal gesagt: "der schrecken, das erste erscheinung des neuen." und darum geht's ja, das neue leben sich zu erkämpfen oder es zu er-leben. alles gute!

    Abstinent seit dem 22.9.2023

  • Hallo K…,

    stark, dass du standgehalten hast! Mach weiter so - ich gehe mal davon aus, dass dein Notfallkoffer gut gepackt und griffbereit steht.

    Evelin Danke dir!

    Habe ihn heute schon wieder benötigt. Komme gerade von der Weihnachtsfeier meiner Abteilung. Zuerst Weihnachtsmarkt, dann Restaurant... überall Alkohol. Normalerweise kein Problem aber ich habe meine aktuelle emotionale Labilität KOMPLETT unterschätzt. Bin gerade vollkommen fassungslos, das war eindeutig zu knapp...hatte einen kurzen dissoziativen Moment als die Kellnerin die Getränkebestellung aufgenommen hat und hörte mich auch Bier bestellen (habe aber wie immer Apfelschorle bestellt ).

    Kann es nicht anders beschreiben, ganz ganz gruselig...

    Einmal editiert, zuletzt von Hobbes (14. Dezember 2023 um 21:28)

  • Paul_dry ja ich denke auch. Ich war schon mal wegen der Depression in Therapie und weiß, dass es auch sehr hässlich sein kann. Niemand schaut gerne in den Spiegel, gerade wenn man ehrlich mit sich ist und auch die Dunkelheit in diesem erwartet.

    Habe einfach keine Lust mehr, dass die Vergangenheit meine Gegenwart und Zukunft auffrisst. Und Menschen die ich liebe...

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