Hallo, ich bin Minna

  • Liebe Minna,

    Ich brauche eine Tendenz, wie wir uns sehen. Was wir sind. Wo wir hinwollen.

    Mir geht es gerade ganz gleich. Auch wir haben Vereinbarungen, und es ist mal hü und hott. Gestern wollten wir zu seinen Eltern fahren, die ich sehr lieb habe. Ging aber wegen seinem Zustand nicht. Also kurzfristigst abgesagt. Dann sollte ich bei ihm den Tag verbringen, aber es ging ihm gar nicht gut, er brauchte Alkohol, also bin ich wieder nach Hause gefahren.

    Wir wollten Abends noch telefonieren, aber ganz untypisch für ihn hat er sich nicht mehr gemeldet. Ich denke er ist eingeschlafen, aber da heute wegen Muttertag eine kleine Zusammenkunft mit meiner Familie bei mir geplant ist, hätte es noch einiges zu besprechen gegeben.

    Ja, das Ende vom Lied ist dass ich gestern nicht einschlafen konnte, heute seit frühen Morgenstunden wach bin. Und ich bin schwer genervt.

    Ich müsste wütend sein. Aber das gehört zu den Dingen die ich bis heute nicht geschafft habe.

    Ist bei mir auch so. Man hat ja Verständnis für seine Krankheit, und ich versuche ihm eine verlässliche Freundin zu sein. Aber ich nehme hin, und nehme hin.. manchmal habe ich für kurze Augenblicke den Impuls irgendetwas gegen die Wand zu schmeißen. Das ist dann aber schon alles.

    Da mein Partner bald auf Entzug und Therapie geht, höre ich öfter von ihm dass bald alles wieder gut wird. Wir dann wieder Beziehung leben werden und er wieder für mich da sein kann.

    Mir fehlt aber die Hoffnung und der Glaube daran.

    Ich finde du befindest dich genauso wie ich im CoKarussel. Nix ist planbar, sicher. Gerade wenn deiner dir gegenüber ausfällig wird, ist das doch schwer zu nehmen. Und unfair, und richtet so viel Schaden an. Es tut mir leid für dich. Ich kann deine Spannung fast selber spüren.

    Ich schicke dir ganz viel Ruhe,

    lg Alexa

  • Guten Morgen liebe Alexa.
    Dein Partner geht bald in den Entzug? Hey - also ohne da jetzt trügerische Euphorie zu streuen - das freut mich für Dich. Ich wünsche Dir, dass diese Chance genutzt wird!!!
    Weicht Dein Partner der Kommunikation auch so brachial aus? Das ist für mich echt das schlimmste. Mittlerweile, grad auch weil ich meine eigene Wohnung habe und wir quasi keinen Umgang haben, könnte ich selbst mit einer ausgesprochenen Trennung fast besser Leben. Aber in den letzten Jahren wurde es immer mehr so, dass mein Mann nicht mehr antwortete und verschwand wenn Dinge schwierig wurden. Den Gipfel erreichten wir im letzten Jahr, als wir im Oktober unseren Hund verloren, und er dann bis zum Januar einfach auf der Couch geschlafen hat, und mich komplett ignoriert hat. Deswegen ja auch der Schritt mit der Wohnung. Und da war meine Hoffnung groß, das Co Karussell verlassen zu haben. Aber ich denke Du hast recht, durch diese Macht die all das auch mit Abstand noch über mich hat, bin ich nur in eine andere Reihe im Karussell. Ich sitze nicht mehr neben ihm, aber noch drin.

    Hast Du Rückhalt von seinen Eltern? Du schriebst, dass Du die so gern magst. Sie Dich ja sicher auch - wissen Sie um die Krankheit ihres Sohnes?


    Ist bei mir auch so. Man hat ja Verständnis für seine Krankheit, und ich versuche ihm eine verlässliche Freundin zu sein. Aber ich nehme hin, und nehme hin.. manchmal habe ich für kurze Augenblicke den Impuls irgendetwas gegen die Wand zu schmeißen. Das ist dann aber schon alles.

    Ich muss zugeben, dass mein Verständnis für die Krankheit stark an entschuldigendem Charakter verloren hat. Es tut mir nicht mehr leid, dass ihm das „passiert“. Dieser ganze „aber seine Kindheit, Gott war sein Leben eine Qual“ Blödsinn kommt mir schon lange nicht mehr in den Kopf. Viel eher bin ich an der Stelle manchmal so etwas wie wütend, weil er zulässt. Weil er diese ungesunde Entscheidung immer wieder trifft, obwohl er weiß, was für ein Partner er dann ist.

    Geht es Dir auch so, dass Du dich manchmal fragst, warum der Partner nicht vor Angst wahnsinnig wird, einen zu verlieren? Es fällt mir schwer, dass nicht als Wertung meiner Bedeutung / Person zu fühlen.

    Ich wünsche Dir heute einen besseren Tag. Einen, an dem Dich das Ganze nicht so vorrangig belastet, und deine Familie dich vielleicht kurz aus diesem Thema ablenken kann.
    Ich denke an Dich, und teile so viele deiner Gefühle… so viele…

    Liebe Grüße

  • hallo Minna,

    Weil er diese ungesunde Entscheidung immer wieder trifft, obwohl er weiß, was für ein Partner er dann ist.

    bei deinem Partner dominiert die Sucht das Leben, und dieses kreisen um den Alkohol schiebt alles andere weg. An erster Stelle steht bei einem nassen Alkoholiker der Alkohol.

    Da kommen Partner und Kinder schon lange nicht mehr an erster Stelle. Traurig aber wahr.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot. Das stimmt ( leider ).
    Und obwohl man das ja weiß ( also wirklich weiß ) denkt man, es muss doch der Tag kommen, an dem er einen vermisst. An dem er das Leben wieder will, in dem man gemeinsam war. Er kann doch so nicht wirklich zufrieden sein.
    Denn abgeschlossen mit der Beziehung hat er nicht, für ihn ist ganz klar, dass wir verheiratet sind. Und bleiben.
    Als der nicht süchtige Part kann man sich diese Widersprüche einfach nicht vorstellen.
    Aber der Alkohol scheint auch da zu helfen.
    Der schiebt alles weg, was sonst Leidensdruck und Willen wecken würde.
    Kaum zu glauben…

  • Hey liebe Minna,

    Wir kommunizieren eigentlich sehr viel, und fühlen denke ich gegenseitige tiefe Freundschaft.

    Aber wegen dem Entug, nein da kommt keine Hoffnung grade auf. Er konsumiert auch massig anderes Zeugs. Das ist dann ca. sein 15 Entzug.

    Und die Situation jetzt: haben ausgemacht dass ich ihn abholen komm, um dann zu mir zu fahren und gemeinsam mit meiner Mama und einem Kind mit Freundin zu feiern und schön essen zu gehen. Und was ist? Er ist voll im Arsch, schwer depressiv, starkes Unwohl sein, innere Unruhe usw.. er ist genervt und schwer angeschlagen und meinte grad er kommt vielleicht nicht mit.

    Toll, erstens wieder völlig unplanbar, kann ich dann wieder allein nach Hause fahren usw..

    Ich freue mich trotzdem sehr auf meine Familie, aber das ist doch Sch...e so.

    Und ich sollte mal wütend werden, aber auf was? Seine Lebensentscheidungen haben ihn da hingebracht wo er jetzt ist. Früher dachte ich auch immer die Liebe muss doch größer sein. Ist sie aber nicht. Ich weiß er liebt mich, aber die Sucht ist stärker. Seit wir nicht mehr zusammenleben nehme ich das meistens nicht mehr persönlich.

    Und ja, wenn er nicht nüchtern bleibt wird er mich die nächsten 1,2 Jahre verlieren. Ich hab ihm das so noch nicht gesagt, aber ich denke schon öfter über Trennung nach.

    Den Gipfel erreichten wir im letzten Jahr, als wir im Oktober unseren Hund verloren, und er dann bis zum Januar einfach auf der Couch geschlafen hat, und mich komplett ignoriert hat. D

    Das tat sicher weh. Weißt du, mit einem Süchtigen gibt es keinen Halt. Ich finde du musstest dir mehr als genug gefallen lassen. Ich wünschte für dich du könntest dich mit deinem neuen Leben und in deinem neuen zu Hause wohler fühlen. Dann könntest du dich leichter zurückziehen, und seine "Ich melde mich nicht mehr" Nummer würde ins Leere laufen. Dir ginge es dann trotzdem gut!

    Weil er diese ungesunde Entscheidung immer wieder trifft, obwohl er weiß, was für ein Partner er dann ist.

    Ich weiß nicht, aber ich glaube viele sind sehr reflektiert und wissen darüber. Sehen aber immer wieder die zwingende Notwendigkeit sich für den Konsum zu entscheiden. Und leiden deshalb auch.

    Und dann gibt es noch die andere Kategorie, die nichts einsehen, aggressiv und abwertend sind, der Partnerin die Schuld geben und nur am austeilen sind.

    Macht aber der Sucht gegenüber überhaupt keinen Unterschied.

    Ich lese dich sehr gerne!

    Alles Liebe, Alexa

  • Hey Alexa,

    da ist es wieder, dieses bestätigte ungute Bauchgefühl. Ich hab mir gewünscht, dass dein Tag heute gut wird. Und ich hab schon ein bisschen befürchtet, dass dein Partner nicht die Stärke aufbringt, Dir das zu ermöglichen. Es wäre jetzt leicht zu sagen „hey dann fahr allein! Ist doch super, lass ihn versauern“. Aber ich kann mir vorstellen, wie Deine Gefühle dazu sind. Natürlich können wir überall allein hin fahren, und haben auch gute Zeiten mit Menschen auf die wir uns gefreut haben. Aber die Enttäuschung sitzt auf dem Beifahrersitz und hört nicht auf zu flüstern.

    Ich war wieder lange wach heute Nacht, und liege noch sinnlos rum. Wahrscheinlich zwinge ich mich gleich zu einem Spaziergang oder so, um in Bewegung zu kommen. Sonst bleibt es nämlich schnell den ganzen Tag so, dass ich mich mit meiner selbstmitleidigen Trauer hier zugedeckt verschanze. Der Höhepunkt ist dann das ans Fenster laufen wenn ein Auto wie unseres klingt.
    Überraschung - er ist es nie.

    Ihr habt mal gemeinsam gewohnt, und Du bist auch schon diesen mutigen Schritt gegangen, Dich räumlich zu distanzieren? Das ist stark!

    Mein Mann leidet schon auch unter seinem Konsum. Er sagt gerne „was denkst Du denn was ich hier mache? Ich lenke mich auch nur ab, weil ich traurig bin“. Ja aber auch das ist ja eine Entscheidung. Er lenkt sich ab, damit er nicht mit mir reden / arbeiten muss. Läuft vor den Konsequenzen weg, und schiebt damit alles allein mir zu. Da ist kein Halt.

    Als unser Hund starb, war er nicht dabei, kam erst später beim Tierarzt dazu, als er erlöst war. Wir haben viele Jahre ( okay ich ) mit diesem Hund gekämpft. Nächtelang bin ich bei jedem Geräusch aufgestanden, habe den Hund sauber gemacht, Medikamente gegeben und gehalten bis er wieder schlafen konnte. Das war mein ganzer Alltag. Dieser wundervolle Hund. Spaziergänge, Therapien, Arztbesuche und in den letzten Monaten dann viele friedliche Abende an denen wir gemeinsam ( also der Hund und ich ) einfach irgendwo in der Natur saßen und froh über den Moment waren. Ich dachte irgendwann kommt der Tag, an dem er nicht mehr aufsteht oder frisst, und dann gehe ich diesen Weg mit ihm. Das war mir bewusst.
    Aber dieser Tag war anders. Er rannte über den Hof zum Auto und zurück, und war so aufgeregt und froh, weil wir losfahren wollten. Er war glücklich, und konnte sich an diesem Tag gut bewegen. Dann kam auf dem Weg zum Auto der erste Schlaganfall, beim Tierarzt danach dann der zweite. Nach zwei erfolgreichen Reanimationen habe ich in seinen Augen gesehen was kommt. Beim dritten Mal haben wir es nicht geschafft.
    Ich bin an diesem Tag zerbrochen. Mein Mann kam und war natürlich auch außer sich vor Trauer und schockiert. Aber ich glaube er hat nicht gesehen, wie tief mein Trauma dieses Tages war.

    Und so teilte er mir zwei Wochen danach mit, in denen ich immer noch nachts aufwachte und in die leere Ecke des Schlafzimmers schaute, dass er einen Welpen genau dieser Rasse abholen möchte. Ich habe ihn angefleht mir das nicht anzutun. Habe geweint, geschrien und gebettelt.
    Zwei Tage später fuhr er los, und holte den Welpen ab.
    Dann kamen beide ins Haus, und er sagte „guck mal, das ist die Mama. Sag mal hallo!“.
    Ich kann Dir kaum beschreiben, was ich in diesem Moment gefühlt habe.

    Aber so hat er es gemacht. Der Hund war weg, also holt er einen neuen, bevor er sich mit der Trauer auseinandersetzen muss. Einen Hund, der genauso aussieht. Als würde es den anderen Hund ersetzen.

    Und dann war ich weg. Also schaufelt er sich mit Arbeit und Projekten zu, und trinkt, damit er sich mit der Trauer über diese Situation nicht befassen muss.

    Es geht ihm nicht gut, das glaube ich ihm. Aber er sorgt in seinem Egoismus auch dafür, dass es anderen noch schlechter geht, und es kümmert ihn nicht.

    Ich wünsche Dir heute ganz viele liebe Menschen um Dich herum.
    Ganz viel Liebe für Dich.
    Alles Gute,

    Minna

  • Hi liebe Minna,

    das ist echt ganz schön hart.. Vor allem da du wirklich klar gemacht hast dass du keinen anderen Hund willst und er so darüber hinweg gegangen ist.

    Anfangs hast du geschrieben dass er eine neue Frau am Start hat. Ist das denn so?

    Und auch dass er für Tage und Wochen abtaucht finde ich schlimm. Kein Wunder dass du nach dem Auto Ausschau hältst, ginge mir auch so.

    Man geht in so Beziehungen ständig über seine Grenzen, und das macht müde und laugt einen aus. Ich kenne das Gefühl nix mehr zu schaffen sehr sehr gut. Ich hoffe du konntest dich noch zu einem Spaziergang aufraffen.

    Alles Liebe dir

  • Guten Morgen Alexa,

    mir wird erst mit der Zeit klar, wie hart das wirklich war. Mit Abstand, und mit jedem Mal wo ich darüber schreibe, oder spreche merke ich es. Das klappt nicht einmal, ohne dass mir hinterher beim Lesen die Tränen laufen. Aber darin steckt auch ein bisschen Entwicklung. Aus bodenloser Traurigkeit wird langsam liebevolles Mitleid. Nicht von der kontraproduktiven Selbstmitleid Seite her, sondern eher annehmend. Ich hoffe darunter kann man sich beim Lesen etwas vorstellen. Ich werte das positiv, denn es hilft mir. „Ja, die Dinge sind wirklich passiert, und das war wirklich schlimm“. Das ist ein Stück weit heilend, wenn im „alten“ Leben so oft alles kleingeredet und infrage gestellt wurde.

    Die andere Frau war angeblich eine Bekannte von früher, mit der er nur schrieb. Gesehen habe ich das alles bis heute nicht. Als wir vor einigen Wochen so gute Zeit miteinander verbrachten, haben wir darüber gesprochen, und ich glaube das sogar. Ich weiß, dass er geschrieben hat weil die Kommunikation dort leichter war als mit mir. Aber es war wohl ohne romantischen Hintergrund. In Ordnung war und bleibt es nicht. Aber es passt gut in dieses Muster, den leichten Weg zu gehen.
    Schließlich saß Zuhause die Frau, die diesen neuen Hund nicht liebevoll aufnehmen und betreuen wollte, und da im Handy war jemand der vergnügt über die Welpen Fotos quietschte.
    In jedem Fall ist das auch etwas, dass in der „woher soll ich wissen, dass es beim nächsten Konflikt nicht wieder so läuft?“ Vertrauen verloren Schublade liegt.

    Mein Spaziergang war okay. Ich versuche das alles gut zu finden. Und ich bin losgelaufen und hab’s durchgezogen. Das reicht für den Moment.

    Gestern hatte er dann etwas im Status, einen Song. Vielleicht lege ich da zu viel rein ( keine Angst, die Zeiten in denen ich auf so etwas reagiere sind vorbei ), aber ich glaub es war ein bisschen an mich gerichtet. Vielleicht aber auch nur Selbstmitleid in die Welt schreien und schauen, wer sich kümmert.
    In dem Text geht es um jemanden der nach Hilfe schreit, weil er sich mit Alkohol und Zigaretten die Gesundheit zerstört, aber so zerrissen und verloren ist, dass er es allein nicht schafft. Und dass die Frau in seinem Leben ihn aufgeben soll, weil er nur schlecht für sie ist. Aha.
    Früher hätte es mir wehgetan ( Musik trifft mich immer hart ) und ich hätte etwas unternommen, damit er sich gesehen und geliebt fühlt.

    Heute sitze ich eher mit hochgezogenen Augenbrauen da, und denke „well, wenn das denn so wäre, und da Einsicht wäre, wäre ein Status der erste Weg?“. Ich weiß ja nicht…

    Ich muss sehr aufpassen, dass ich bei dem erledigen der nächsten Schritte ( mein Kätzchen wohnt noch im Haus, mein Fahrrad ist noch da, er hat noch einen Schlüssel für diese Wohnung ) aus eigenem Entschluss für mich handele, und nicht um ihn zu beeinflussen. Aus dem Bauch heraus will ich sofort, dass all diese Dinge herkommen. Aber wenn ich ehrlich zu mir bin, dann auch nur, um ihn unter Druck zu setzen. Dem Kätzchen geht’s gut, es kann dort raus ( hier in der Wohnung nicht ), und den Schlüssel hat er nie aus dem Ordner genommen in dem ich den damals abgelegt habe. Es besteht also keine Gefahr. Deswegen habe ich die Hilfe von jemandem aus der Familie, der sagte „so, es reicht jetzt. Ich hole die Sachen und bringe Dir die“ erstmal vertagt. Es muss aus Überzeugung passieren. Sonst stehe ich bald genauso bei jedem Auto am Fenster, nur dann eben mit Katze auf dem Arm.

    Komm gut in die neue Woche, und fühle Dich lieb gegrüßt!

  • Hallo Minna

    Aus bodenloser Traurigkeit wird langsam liebevolles Mitleid.

    kannst du Mitleid durch Mitgefühl ersetzen? Denn Mitleid fühlt sich immer wie Kampf an, einen Kampf kann ich verlieren und sehe mich vielleicht wieder als Verlierer. Dann kann es mir passieren, dass ich wieder am Boden bin.

    Minna, vieles was du schreibst klingt reflektiert, aber bei mir hat es auch gedauert bis ich es umsetzen konnte.

    Und dass die Frau in seinem Leben ihn aufgeben soll, weil er nur schlecht für sie ist.

    Ich glaube, das hast du völlig richtig interpretiert, der Weckruf für COs. Gut dass du nicht reagiert hast. Der erste Schritt sollten dann doch Taten sein.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Guten Morgen Morgenrot,

    kannst du Mitleid durch Mitgefühl ersetzen? Denn Mitleid fühlt sich immer wie Kampf an, einen Kampf kann ich verlieren und sehe mich vielleicht wieder als Verlierer. Dann kann es mir passieren, dass ich wieder am Boden bin.

    Das finde ich richtig gut! Was für ein wertvoller Hinweis. Das dreht es nämlich genau in die Richtung, in die ich es Ausdrücken wollte! Danke :)

    Und Taten sind auf jeden Fall das einzige, was zählt. Worte gab es schon viele, und auch ein Song den jemand anders geschrieben hat, ist am Ende nur ein Wort. Ein leeres. Nicht mal ein eigenes.
    Und bei jemandem der so systematisch ghostet wie mein Mann es ( ob nun bewusst, oder auf der Flucht macht keinen Unterschied ) tut, ist es fast lächerlich.

    Lieben Dank für deine Idee, und einen tollen Tag für Dich! Liebe Grüße

  • Aber so hat er es gemacht. Der Hund war weg, also holt er einen neuen, bevor er sich mit der Trauer auseinandersetzen muss. Einen Hund, der genauso aussieht. Als würde es den anderen Hund ersetzen

    Da dachte ich: ist das nicht vielleicht ein persönliches Muster?

    Anfangs hast du geschrieben dass er eine neue Frau am Start hat

    Und dann das.

    Ich verstehe, dass du dich an jedem Grashalm festhältst. Du beschönigst aber sehr viel.

    Du schreibst über Rückfälle, obwohl er nie aufgehört hat. Die Frau die vielleicht als Ersatz schon mal in Stellung gebracht wird ist nur eine Bekannte.

    Was kommt als Nächstes? Die Bekannte übernachtet und ‚er war halt so gestresst weil ich nicht für ihn da war‘?

    Was ist los mit dir? Der Mann sitzt in deinem Haus, feiert Partys, sucht schon ne neue und du hoffst das alles wieder gut wird?

    Du hast eine Wohnung, die dir nicht gefällt. Warum? Du sitzt in dieser Außenstelle und kreist immer noch um ihn während er gar nichts ändert und dich im Zweifel einfach ersetzt wenn du endlich wirklich gehst. So sieht es von außen für mich aus, sorry.

  • Guten Morgen AnnaBlume,

    der Umgang mit schwierigen Situationen ( Hund weg, neuen Hund holen um darüber hinwegzutäuschen ) ist auf jeden Fall ein Muster, das hatte ich ja auch als solches beschrieben. Total richtig.

    Die Frau ist „nur“ im Handy präsent, man hat sich nie getroffen. Und natürlich ist es nicht okay sich da abzulenken, und meine Gedanken waren erst ähnlich wie deine. Dass da schon jemand in Position gebracht wird. Ich bin mir aber schon sicher, dass dem nicht so ist. Betrug war bei uns nie ein Thema, und das ist für meinen Mann ( physisch ) auch kein Muster oder kein Weg den er wählen würde. Das sage ich auch nicht um irgendwas zu beschönigen, die Lage ist beschissen, da wird grad nix schön dran. Und ich bemühe mich auch nicht drum.

    Was ist los mit dir? Der Mann sitzt in deinem Haus, feiert Partys, sucht schon ne neue und du hoffst das alles wieder gut wird?

    Hui. Empfinde ich jetzt beim ersten Lesen als hart. Partys feiert mein Mann nicht, er war bei einem Arbeitskollegen auf einem Geburtstag. Zuhause schaufelt er sich mit Arbeit zu und lenkt sich ab, aber da finden keine Partys oder Ähnliches statt.
    Und ja, natürlich gibt es in mir noch einen Anteil der hofft, dass alles gut wird. Der Anteil der sich nach dem nicht trinkenden Mann sehnt, den er geheiratet hat. Das heißt aber nicht dass ich naiv oder doof bin. Das heißt einfach nur das ich um etwas trauere, dass mir sehr wichtig war. Und ich glaube, für mich, dass das auch in Ordnung ist.

    Die Wohnung gefällt mir nicht, weil mir keine grad gefallen könnte. Ich habe mir diese Veränderungen in meinem Leben nicht ausgesucht, weil mir danach war. Angefangen bei dem Verlust meiner Routine durch die Veränderungen meines Alltags ( ohne Hund ) bis hin zur räumlichen Trennung hatte ich nicht auf alles Einfluss oder eine Wahl. Für mich sind das große und einschneidende Veränderungen mit denen ich kämpfe. Mir ist völlig klar, dass ich das akzeptieren muss. Aber, dass mir das heute noch nicht gelingt heißt nicht, dass etwas mit mir nicht stimmt.

    Wahrscheinlich ist die Reaktion jetzt sehr emotional, aber Dir sollte eigentlich klar sein, dass grad so etwas wie „was ist los mir Dir“ bei jemandem in / aus einer CoA schmerzhaft triggern kann.

  • Hallo Minna

    Weil er diese ungesunde Entscheidung immer wieder trifft, obwohl er weiß, was für ein Partner er dann ist.

    Dieses gilt aber nicht nur für den Süchtigen. Der Co trifft genauso ungesunde Entscheidungen für sich selber, indem er/sie dieses Spiel immer wieder mitspielt und eine neue Runde in der Endlosschleife dreht. Psychisch immer weiter in den Abgrund driftet.

    Vielleicht hilft dir das ja es etwas besser zu verstehen.

    Oder empfindest du deine Entscheidung immer weiter zu machen als gesund?

  • Hey Twizzler,

    das stimmt, eine Art von Entscheidung trifft auch der Partner in der CoA. Aber da ist wieder „leichter gesagt als getan“ am Werk. In der Theorie kann ich das alles super einschätzen, und kenne auch die nötigen Schritte / Wege.
    In der Praxis bin ich aber einfach noch nicht so weit, meine Entscheidung zur endgültigen Trennung ohne Gespräch etc. zu kommunizieren und umzusetzen.
    Das ist ein Prozess. Ich bin schon einige Schritte gegangen, aber am Ziel bin ich da nicht.

    Oder empfindest du deine Entscheidung immer weiter zu machen als gesund?

    Hm, ich sehe das gar nicht so als die bewusste Entscheidung immer weiter zu machen. Da könnte ich ja in meinem Haus und Garten sein ( denn da könnte ich jederzeit zurück ) und einfach so weiter machen. Das wäre der „leichtere“ Weg. Aber das mache ich nicht. Ich habe mich räumlich getrennt, bewohne eine eigene Wohnung und lebe meinen eigenen Alltag. Ich suche keinen Kontakt ( mehr ). Und ich nehme an, dass es dann eben versiebt wenn von meinen Mann nichts mehr an Einsatz kommt.
    Natürlich falle ich immer wieder in Gefühle, Sehnsucht und Heimweh zurück. Aber ich bin hier und nicht da. Und das ist meine Entscheidung.

  • Ich hoffe, du fühlst dich nicht von mir angegriffen. So war es nämlich nicht gemeint.

    Ich wollte dir nur aufzeigen, dass es sowohl für den Süchtigen als auch für den Co schwierig ist bei Abhängigkeit rationale Entscheidungen zu treffen.

    Natürlich ist das ein Prozess. Und du gehst ihn Schritt für Schritt. Bei dir ist Bewegung. Was ich bei deinem Partner in keinster Weise sehe.

    Die Gefühle sollen und wollen gefühlt werden. Sie sind wichtig für deine Entwicklung.

  • Unfreiwillig ist da erst mal Einiges. Auch beim Alkoholiker.

    Ich habe einige Jahre darum gekämpft, den Schaden durchs Trinken zu begrenzen. Also so zu trinken, dass ich einerseits trinken konnte und andererseits meine Frau mit meinem Verhalten einverstanden war.

    Ist mir auch nicht gelungen. Und musste auch erst richtig weh tun, bis ich es geändert habe.

    Is halt nun mal kein Wunschkonzert, das Leben.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

  • Ich hoffe, du fühlst dich nicht von mir angegriffen. So war es nämlich nicht gemeint.

    Nein, entgegen meiner emsigen Selbstverteidigung tue ich das nicht ;-). Ich hab das beim ersten Lesen auch nicht so empfunden. Und selbst wenn, ein bisschen Perspektiv Gepiekse ist auch nicht unwichtig, grad wenn man vorsätzlich den Kopf im Sand lässt. Aber ich bin bemüht, das nicht zu tun.

    Nein, mein Mann strebt keine Entwicklung an. Oder eher mit jeder Eskalation der Thematik weniger. Wir hatten das ja schon alles… weinend um Hilfe gebettelt, dann ein halbes Jahr trocken und dann wieder los.
    Beim nächsten Mal mit mir zur Beratung ( bitte komm mit ), sich dort im Wartebereich an mich geklammert wie ein kleines Kind beim Impfen, und dann auch echte Einsichten im Therapie Gespräch.
    Ein paar Wochen später aber „das sind alles richtig abgewrackte Leute da in der Gruppe. Demnach hab ich kein Problem, tschö mit Ö.
    Und diesmal, in Runde drei, eben zum ersten Mal - nichts.
    Obwohl die Familie das Thema mittlerweile ( nachdem sie so viele Jahre gegen mich gekämpft haben ) auch auf den Tisch bringt und sieht.

    Man hofft einfach, heimlich, noch ein bisschen doof vor sich hin, dass der Mensch der mal da war nicht weg ist.

  • Hi Lebenskünstler,

    Ich habe einige Jahre darum gekämpft, den Schaden durchs Trinken zu begrenzen. Also so zu trinken, dass ich einerseits trinken konnte und andererseits meine Frau mit meinem Verhalten einverstanden war.

    War Deine Frau Dir in dieser Zeit eine Priorität, oder kennst Du auch solche Ghosting / Flucht Geschichten?

    Freut mich sehr, dass Du es geschafft hast. Wie wir hier alle lernen dürfen, gehört ne Menge Kraft dazu.

  • War anders bei uns, denn meine Frau wusste schon vorher, dass ich gerne saufe. Sie wurde auch vor mir gewarnt, da einige Leute wussten, dass ich mich um wenig scheixxe.

    Für sie war das der Gegenentwurf zum bürgerlichen Elternhaus, bei mir war es zeitenweise auch Protestverhalten gegen die sogenannte Normalität.

    Sie wusste nur nicht, wie extrem das ist, bevor wir das tägliche Leben zusammen verbrachten. Sie hat auch nie von mir verlangt, dass ich ganz aufhöre, nur ein bisschen weniger.

    Mir gings dann irgendwann schlecht genug. Und das war kein Schaffen, denn Aufhören war zu dem Zeitpunkt schon wesentlich weniger anstrengend als trinken.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man es anschiebt.

    Aber das Gras wächst.
    Sei sparsam mit dem Düngen:mrgreen:

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