Bei den AA gibt es -stark vereinfacht ausgedrückt- eine Abfolge von 12 Punkten, die Grundlage der dortige Philosophie sind und dem Alkoholiker auf seinem Weg in die Trockenheit helfen.
Ich bin nun kein Anhänger der AA, zolle ihrer Idee jedoch durchaus meinen Respekt. Besonders die Punkte 8 und 9, die sich mit einer Aufzählung der Personen befassen, denen der Alkoholiker geschadet hatte (und bei denen er den Wunsch hat, das Unrecht wieder gutzumachen), sowie die darauf folgende tatsächliche Wiedergutmachung (sofern nicht der Wunsch des Geschädigten dagegen sprach), haben in mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Ich habe während meiner nassen Zeit ja nun auch den einen oder anderen Fehler gemacht (nicht zu knapp!), der direkt in Schulden resultierte. Letzter Fehler dieser Art war eine großspurig erteilte Bürgschaft (ja, klares Zeichen von hoffnungslosem Realitätsverlust!) in gigantischer Höhe...die auch prompt von der Bank in Anspruch genommen wurde.
Zu Beginn meiner Trockenheit stand ich daher vor einem aberwitzigen Berg von Schulden. Lamentieren half nicht. Augen verschließen auch nicht. Saufen war auch keine Option, daher kam der ganze Sch… ja. Was tun?
Nun, die Politik der Wahrheit und der Offenheit war ein Schritt in die richtige Richtung. Mir was das schon zum Teil grottenpeinlich, aber was half’s? Richtig, nix. Kopf hoch und durch, durch die unangenehmen Gespräche.
Und Punkt zwei, ähnlich wie beim Alkohol: realistische Nahziele schaffen! (Heute trinke ich nicht...) Ich konnte nicht irgendwelche fantastischen Raten zurückzahlen, sondern nur im Bereich dessen, was ich erwirtschaftete (zum Glück hatte ich noch eine sehr gut bezahlte Arbeit bzw habe wieder eine solche Position gefunden)und was ich in angemessenem zeitlichen Rahmen zu Geld machen konnte (Verkauf von nicht lebensnotwendigem Eigentum/Sicherheiten, auch wenn es schmerzte) und durch jahrelange, massive persönliche Einschränkung auf das absolut Notwendige. Luxus? Fremdwort, gestrichen, wo auch immer möglich.
Wozu erzähle ich das alles hier? Nun, ich möchte denjenigen ein wenig Mut machen, die am Anfang ihrer Trockenheit stehen und noch unschlüssig sind, ob sie „das alles“ schultern können, Alkoholentwöhnung und Aufbau eines trockenen Lebens zusammen mit all diesen „Altlasten“.
Ich kann nur eines sagen: MIT Alkohol hätte ich es definitiv nicht geschafft, da ich schon längst verstorben wäre. Das ist Fakt. OHNE Alkohol hatte ich eine realistische Möglichkeit.
Seit dem 01.01.2008 bin ich SCHULDENFREI, ich habe Ende Dezember 2007 die letzte Rate von der ganzen selbstverursachten Sch... bezahlt!
Seither geht's mir nicht nur gut, sondern einfach super...
LG
Spedi