Welche Art von Therapie

  • Wenn der Beitrag ist dieser Rubrik nicht gut aufgehoben ist, möge ihn ein Admin gern verschieben!

    Zu meiner Vorgeschichte steht ein bißchen im Vorstellungsthread. Zur Zeit stelle ich einen Antrag auf Therapie, der Besuch beim Arzt steht noch aus (Ende der Woche). Voraussetzung war u. a., daß ich "entgiftet" bin. Seit 5 Wochen habe ich nichts getrunken. Ich fühle mich trotzdem etwas unsicher, ob ich überhaupt eine Therapie machen sollte und welche Form ich wählen sollte. Die Suchthilfe meint, ich solle mich zwischen stationär (etwa 10-12 Wochen in einer Einrichtung) und ambulant (zwei mal wöchentlich abwechselnd Einzel- und Gruppengespräch, vielleicht 3 mal so lang) entscheiden. Ich hatte gehofft, daß die mir sagen, was für mich besser geeignet ist, aber eine konkrete Richtung geben die mir leider nicht vor.

    Gibt es unterschiedliche Erfolgsquoten? Gibt es Voraussetzungen, mit denen man die eine oder andere Form vorziehen oder ablehnen sollte? Was sagen Eure Erfahrungen mit Therapien, die ihr gemacht habt?

    Wenn ihr eine stationäre Therapie erfahren habt: 1. Ich habe mein Leben abseits vom Trinken noch ganz gut im Griff. Ist da eine stationäre Therapie nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen? Nehme ich da nicht einem bedürftigeren Fall einen teuren Platz weg?
    2. ich bin bei einem großen Arbeitgeber angestellt, der den Ausfall eines einzelnen Mitarbeiters für längere Zeit wirtschaftlich verkraften sollte. Wie hat Euer Arbeitgeber reagiert, daß ihr ein Vierteljahr weg vom Fenster seid? Was habt ihr überhaupt den Kollegen gesagt? Im Freundeskreis und bei nahen Verwandten gehe ich offen damit um, warum ich seit einiger Zeit jeglichen Alkohol ablehne, aber an die ganz große Glocke hängen will ich meine Abhängigkeit nun auch nicht.

    Wenn ihr eine ambulante Therapie mit den Gesprächsrunden gemacht habt: hat das genügt? Mir kommt diese Methode so vor, daß man mit der dafür notwendigen Eigenmotivation eigentlich ja schon von selbst vorher aufhören hätte können, ohne den Schritt über Suchthilfe, Krankenkasse, Rentenkasse und Hausarzt zu gehen (das sind die Institutionen, die bei mir im Vorfeld beteiligt sind).

    Das Therapieziel, das ich formulieren sollte, ist, "ohne den Drang, Alkohol trinken zu müssen, zu leben". Daß das auf Abstinenz herausläuft, ist mir klar, auch wenn ich derzeit nicht nur negatives mit alkoholischen Getränken verbinde.

    Über Feedback würde ich mich sehr freuen.

    Danke!

  • Hallo!

    Ob Du eine stationäre oder eine ambulante besser für dich wäre, vermag hier keiner beantworten. Das würde ich vom Urteil der Suchtberatung abhängig machen.

    Ich habe eine ambulante Therapie durchlaufen. Du solltest nicht den Fehler machen, sie zu unterschätzen. Ich fand ich den direkten persönlichen Kontakt zu mehreren Suchtberatern, einem Suchtmediziner und letztlich zu den Teilnehmern der Gruppe sehr unterstützend. Vor allem der Kontakt mit den Rückfälligen unter ihnen war sehr aufschlussreich.

    Die ambulante Therapie rundete für mich die eingeleitete Suchtarbeit ab. Diese bestand für mich noch aus Literatur und Forumsrecherche. Alle drei griffen wie die Rädchen einer Maschine ineinander. Im Nachhinein betrachte habe ich alles richtig gemacht.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Leo 82,

    wie gut es uns doch in Deutschland geht.
    So viele Formen und Arten von Therapie- und Hilfsangeboten.

    Welche du annimmst musst du entscheiden, wie Carl Friedrich schon schreibt evtl. abhängig machen von Gesprächen und Erfahrungswerten der Suchtberatung.
    Hier im Forum war ich schon vor meiner Entgiftung und Therapie. Hab ein bißchen rumgeeiert.

    Aber dann:
    14 tägige Entgiftung, währenddessen immer in Kontakt mit der Suchtberatungstelle, ebenfalls währenddessen einen Antrag auf stationäre Therapie gestellt. Bewilligt bekommen, kurz vor Entlassung aus der Entzugsklinik waren mir die 4 Monate Stationär dann doch to much. Stattdessen habe ich mich für eine Tagesklinik entschieden, die Dame von der Suchtberatungsstelle hat das so angenommen, nicht versucht mir auszureden und alles in die Wege geleitet. Bis ein Platz in der Tagesklinik frei wurde war ich 1x die Woche in einer Vorbeitungsgruppe,hier und in einer realen SHG.

    Die Tagesklinik war für mich der Start in ein neues Leben.
    Anschließend habe ich eine mehrwöchige, 1x die Woche, Nachsorge gemacht.

    Zu meinem damaligen "Befreiungsschlag" gehörte schon vor meinem Entzug auch die Kündigung meines Arbeitsplatzes.
    Ich war also frei.
    In der Tagesklinik waren aber auch Mitpatienten mit Job.
    Hörte sich für mich entspannt und easy an, natürlich musst du in dem Falle mit deinem Arbeitgeber ins Gespräch gehen.

    Alles Gute für dich.

    Beste Grüße
    rowi

  • Hallo Leo, jetzt habe ich dein thread gefunden :)
    Was du geschrieben hast, im Vorstellungsbereich, ist ähnlich mit meinen Anfängen vor paar Jahren ... ich musste noch ein paar Runden drehen, schade um die Jahre, verlorene- versoffene Abende. Ich habe ja auch gut "funktioniert" (Familie, Jobs, Soziales Leben), bis zum dem Punkt, wo ich anfing zu leiden, der morgen danach die Hölle war, mich verspätete oder sogar mal krank gemeldet habe, ich war nur noch erschöpft, fertig, ausgelaugt wie eine vertrocknete Pflanze. Ich hoffe du kannst es dir ersparen.
    Wie geht es bei dir weiter? Hast du dich entschieden? Spuckt dir der Alkohol noch im Kopf rum? Anfangs habe ich willentlich durchgehalten, Tag für Tag, heute trink ich nicht. Habe mir vorgestellt ich lerne was neues: ohne Alkohol am Abend zu leben. Ein schöner Abend war eine Fl. Wein trinken, so nebenbei. Ich fühlte mich wie ein Sklave. Ich wollte frei sein von diesen Drang nach der Betäubung und der Gewohnheit Abend für Abend eine Fl. Wein zu trinken. War neugierig auf mich ohne Alk.... wer bin ich wohl dann, wie werde ich mich entwickeln, was wird sich ändern .. tja vieles hat sich geändert, zum Guten für mich. Bleib dran, ich drück dir die Daumen.

  • Hallo Dhyana,

    Du hast mir ganz schön was zu Lesen gegeben, darin habe mich wiederentdeckt.

    Was du geschrieben hast, im Vorstellungsbereich, ist ähnlich mit meinen Anfängen vor paar Jahren ... ich musste noch ein paar Runden drehen, schade um die Jahre, verlorene- versoffene Abende. Ich habe ja auch gut "funktioniert" (Familie, Jobs, Soziales Leben), bis zum dem Punkt, wo ich anfing zu leiden, der morgen danach die Hölle war, mich verspätete oder sogar mal krank gemeldet habe, ich war nur noch erschöpft, fertig, ausgelaugt wie eine vertrocknete Pflanze. Ich hoffe du kannst es dir ersparen.

    Bitte nicht sauer sein, aber die Beiträge aus dem Jahr 2015 „Deines“ Threads "Fange neu an" sind eine gute Motivation dazu, absolute Trockenheit zu wahren. Zeigst Du doch, daß es der Alki nicht schafft, seinen Wunsch von kontrolliertem Trinken Folge zu leisten, sondern in immer tiefere Täler stürzt. Davon habe ich zuviel miterlebt, auch wenn ich das nicht für andere dokumentiert habe. Die Scham am nächsten Morgen, das schlechte Gewissen der Familie gegenüber oder auch die Angst davor, daß es jemandem auffällt, daß ich bei einem Vortrag den Laserpointer wegen der zitternden Hände gar nicht benutzen konnte, bleiben.

    Zitat

    Wie geht es bei dir weiter? Hast du dich entschieden? Spuckt dir der Alkohol noch im Kopf rum?

    Es wird wohl auf stationäre Therapie in der Brandenburger Pampa hinauslaufen. Im Gespräch mit der Suchthilfe hatte ich allerhand Gründe für eine ambulante Therapie zusammengetragen, die - das war mir vorher wirklich nicht klar - meist in der Rubrik "Ausweichverhalten" einsortiert werden konnten. Der Hausarztbesuch war mir angemessen peinlich, jetzt mache ich die Papiere fertig und schaue mal, was der Versicherungsträger am Schluß sagt.

    Mit der Trockenheit komme ich zu meinem Erstaunen ganz gut zurecht. Vielleicht ist einfach genug intrinsische Motivation vorhanden, solange es in sichtbaren Schritten vorwärts geht. Ich fühle mich zwar meist müde, geistig träge, antriebs- und lustlos (auch zum Schreiben im Forum mußte ich mich erst aufraffen) und bin zur Zeit verdammt leicht reizbar (meine armen Mitmenschen!), aber außer einer leichten Wehmut beim Anblick eines Biergartens hat mich der Drang zum Trinken bisher nicht erfaßt. Ich esse zwar viel mehr als früher, solange es abends hell ist, mache ich das mit einer Joggingrunde einigermaßen wett.

    Zitat

    War neugierig auf mich ohne Alk.... wer bin ich wohl dann, wie werde ich mich entwickeln, was wird sich ändern .. tja vieles hat sich geändert, zum Guten für mich. Bleib dran, ich drück dir die Daumen.

    Danke! Ich habe mir vorgenommen, ab und zu was zum Fortgang zu schreiben. Mir hat das Lesen der Schicksale anderer Trinker doch etwas Unterstützung gegeben, einen trockenen Weg zu beschreiten. Daß sich was ändert zum Guten, das ist meine Hoffnung in die Therapie. Hast Du in den Start Deiner, wenn ich das richtig verstanden habe, seit nun neun Monaten konsequent durchgezogenen Trockenheit Hilfe außerhalb dieses Forums gesucht?

    Schönen Abend!

  • Hallo Leo
    Es freut mich, dass es dich motiviert jetzt weiter zu machen und den abstinenten Weg gehst.
    Ich habe Vorarbeit gemacht, war früher ambulant, war in Gruppen, verschiedene Suchtstellen, viele Bücher gelesen und in Foren.
    Zur Zeit suche ich noch reale Gruppen... bin am schnuppern.
    Ich finde es sehr wichtig und gut, dass du Therapie machst, ob so oder so. Es gab und gibt viel zu lernen, für mich. Wie auch immer jeder Weg in die Sucht ist individuell und das Aufhören auch... den Alkohol weglassen und Aufhören ist der erste wichtige Schritt. Dranbleiben wird die tägliche Herausforderung, die es zu meistern gilt. Aber nur langsam Schritt für Schritt.
    Schönen Abend noch ✨

  • Statusupdate: mein Ansprechpartner bei der Suchthilfe ist gerade krank, deswegen verzögert sich der Antrag trotz fertigem Papierkram. Die Leberwerte waren zu meinem großen Erstaunen völlig unauffällig.

    Zwei vermutlich dumme Frage das Forum betreffend:
    1. Was heißt "LZT"? Je nach Kontext hätte ich es als Langzeit-trocken, -Trinker oder -Therapie gedeutet – aber eine eindeutige Erklärung konnte ich nicht ausmachen.
    2. Gibt es einen Sammelpunkt für Medienberichte, wie z. B. für dieses, ähm, eher ernüchternde Video: edit Link entfernt

  • Hallo,

    die 4 Folgen (Videos) müssten noch da sein, bin letzte Woche durch Zufall darauf gestossen und da waren die Videos noch abspielbar.

    Gruss,

    Mario B.

  • Hallo Leo!

    Bei gesetzten links geht es um Haftungsfragen des Forumsbetreibers. Und da kann ich Karsten verstehen, wenn er auf Nummer sicher geht. Man kann die Sendung ja beschreiben, dann findet man sie über eine Suchmaschine und schon ist es für alle Beteiligten gut geregelt.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Bei gesetzten links geht es um Haftungsfragen des Forumsbetreibers. Und da kann ich Karsten verstehen, wenn er auf Nummer sicher geht. Man kann die Sendung ja beschreiben, dann findet man sie über eine Suchmaschine und schon ist es für alle Beteiligten gut geregelt.

    Stimmt, es ist auch blöd, nur einen Link ohne Beschreibung abzuladen. Mit der Faulheit, einen beschreibenden Satz zu schreiben, stiehlt man anderen Leuten ihre Zeit, ich bemühe mich, das besser zu machen. :) . Eine weitere Sendung, über die vermutlich nicht nur ich gestolpert bin, ist "Mein stiller Freund" von 37° im ZDF (gibt es 2019 noch in der Mediathek). Ich habe mich, obwohl es um Frauen geht, in den beschriebenen Mustern erkannt.

    57 Tage nüchtern. Der Antrag auf die Reha ist weg, und ich warte auf das bessere Leben. Ich bin einfach nur antriebslos und unkreativ, für Außenstehende vermutlich völlig langweilig. Ich genieße es aber, zu jeder Zeit Auto fahren zu können oder an die Tür zu gehen oder Mails zu schreiben, ohne vorher nachzudenken, wieviel ich getrunken habe.

  • Hallo Leo
    Mein Glückwunsch, bald 2 Monate geschafft, das ist doch Wahnsinn. Hast du zur Zeit jemand der dich unterstützt, begleitet ausser hier natürlich?
    Ich kann dir nur sagen, ich war noch monatelang müde und hatte Erholung nötig. Die habe ich auch gebraucht und sie mir erlaubt. Vom früheren Aktionismus, getrieben vom schlechten Gewissen, funktionieren zu müssen als ich noch getrunken habe, ist nichts mehr übrig und es tut so gut zu merken, wenn ich müde bin, wenn ich eine Pause brauche, die auch mal aktiv ist, spazieren im Wald, gemütlich Fahrrad fahren usw. Mein Motto war u.a. mir alles zu erlauben, ausser zu trinken natürlich ... also auch mal nichts tun. Und in mir hinein spüren, will ich das jetzt wirklich oder nicht? Was sagt mir mein Gefühl dazu?
    Alles Gute dir weiterhin!


  • Mein Glückwunsch, bald 2 Monate geschafft, das ist doch Wahnsinn. Hast du zur Zeit jemand der dich unterstützt, begleitet ausser hier natürlich?

    Es stehen mir zwar alle bei, denen ich meine Lage geschildert habe, aber eigentlich fühle ich mich allein. Bei den Kumpels weiß ich, daß sie ohne mich weiter machen wie bisher, meine Frau ärgert sich natürlich über meine miese Stimmung. Das Nichttrinken finde ich nicht schwierig, das Leben mit dem Nichttrinken macht mir aber gerade keinen Spaß.

    Zitat


    Ich kann dir nur sagen, ich war noch monatelang müde und hatte Erholung nötig. Die habe ich auch gebraucht und sie mir erlaubt.

    Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben kann. Ich habe manchmal nicht die geringste Kraft. Ich will nicht nachdenken, ich will nicht meine Arme heben, ich will einfach nur meine Ruhe. Ich will eigentlich gar nicht mehr dieses Leben führen, aber mir fehlt zum Glück auch die Kraft, das konkreter werden zu lassen. Es ist nicht schön. Ich warte auf die Antwort wegen des Therapieantrags und hoffe, daß meine alte, durch Alk gepowerte Energie wenigstens etwas zurückkommt. Solange gehe ich arbeiten und mache dort Alltagsdinge, die der Körper auch ohne Gehirn zustande bringt. Was richtig ärgerlich für mich ist, daß ich demnächst einen Vortrag in Australien halten muß. Ich wurde eingeladen, Flug und Hotel wurden mir bezahlt, ich könnte den Leuten wirklich was erzählen, aber ich schaffe es nichtmal, überfällige Mails zu beantworten. Das ist eine Situation, in der ich "funktionieren muß". Ein ehrlicher Rückzieher ist ohne radikale Änderung meines gesamten Lebens (Verlust von Arbeitsplatz, Ansehensverlust bei Leuten, die mir am Herzen liegen) nicht drin.

    Zitat


    Vom früheren Aktionismus, getrieben vom schlechten Gewissen, funktionieren zu müssen als ich noch getrunken habe, ist nichts mehr übrig und es tut so gut zu merken, wenn ich müde bin, wenn ich eine Pause brauche, die auch mal aktiv ist, spazieren im Wald, gemütlich Fahrrad fahren usw. Mein Motto war u.a. mir alles zu erlauben, ausser zu trinken natürlich ... also auch mal nichts tun. Und in mir hinein spüren, will ich das jetzt wirklich oder nicht? Was sagt mir mein Gefühl dazu?
    Alles Gute dir weiterhin!

    Oh, danke. Ich hoffe ja, daß meine Niedergeschlagenheit ebenso schnell geht, wie sie gekommen ist. Der fehlende Alk juckt mich weniger als das Scheißleben ohne. Ich mache von Tag zu Tag weiter und erledige mein Pflichtprogramm, in der Hoffnung, die 12 Wochen mit eine Tür hinter mir zu bekommen. Ich wäre so gern so weit wie Du.

  • Hallo Leo,

    bist Du gerade abstinent "mit der Faust in der Tasche"?
    Würdest Du im Grunde lieber wieder saufen, weil das nüchterne Leben so mühselig ist?
    Oder es DIr zumindest so erscheint?

    Zitat


    Es stehen mir zwar alle bei, denen ich meine Lage geschildert habe, aber eigentlich fühle ich mich allein.
    Bei den Kumpels weiß ich, daß sie ohne mich weiter machen wie bisher, meine Frau ärgert sich natürlich über meine miese Stimmung.
    Das Nichttrinken finde ich nicht schwierig, das Leben mit dem Nichttrinken macht mir aber gerade keinen Spaß.

    Ja sicher werden die Kumpels weiter trinken,falls das damit gemeint war. Und auch sonst ihr Leben so weiter führen, wie sie es
    für richtig halten.
    Dürfen sie ja auch.
    DU aber hast die Entscheidung getroffen, nicht mehr trinken zu wollen.
    Und Ja, diese Entscheidung kann auch das Gefühl der Einsamkeit, des Alleinseins aufkommen lassen.
    Dagegen hilft der Aufbau eines neues Freundeskreises. Und das ist möglich.
    Es ist eben so, das nur-nicht-mehr-trinken nicht ausreicht, um eine zufriedene und glückliche Trockenheit zu erreichen.
    Das kannst Du hier an vielen Stellen nachlesen.
    Anfangs mag man noch denken, das man einfach nicht mehr säuft und alles wird sich ins positive regeln.
    Vieles wird auch besser, ohne das man groß was dazu tun muss.
    Das hier beispielsweise:

    Zitat

    Ich genieße es aber, zu jeder Zeit Auto fahren zu können oder an die Tür zu gehen oder Mails zu schreiben, ohne vorher nachzudenken, wieviel ich getrunken habe.


    Mir ging es ganz genau so.
    Und um diese neu gewonnene Freiheit genießen zu können, musste ich echt nix tun, außer nicht mehr zu trinken.
    Viele andere Sachen regelten sich allerdings nicht so einfach...
    Und da beginnt dann auch die "Trockenheitsarbeit", die mühsam und anstrengend erscheinen mag oder auch wirklich ist.
    Die sieht bei jedem etwas anders aus.

    Zitat

    Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben kann. Ich habe manchmal nicht die geringste Kraft. Ich will nicht nachdenken, ich will nicht meine Arme heben, ich will einfach nur meine Ruhe.
    Ich will eigentlich gar nicht mehr dieses Leben führen, aber mir fehlt zum Glück auch die Kraft, das konkreter werden zu lassen.


    Kann es sein, das Du in einer akuten Depression steckst?
    Hattest Du das schon öfters ? Und hast Depressionen evtl. vor Deiner Abstinenz mit Alkohol "behandelt" ?... wären meine Fragen an Dich.

    Du schreibst, Du möchtest dieses Leben so nicht mehr führen.
    Möchtest Du es denn anders führen?
    Und warum tust Du es dann nicht?

    Zitat

    Das ist eine Situation, in der ich "funktionieren muß". Ein ehrlicher Rückzieher ist ohne radikale Änderung meines gesamten Lebens (Verlust von Arbeitsplatz, Ansehensverlust bei Leuten, die mir am Herzen liegen) nicht drin.


    Das einzige, was Du wirklich MUSST, ist irgendwann sterben.
    Ansonsten darfst Du mit Deinem Leben genau das anfangen, was Du gerne möchtest !
    Arbeitsplatzverlust? Och, dann findet sich woanders eine Arbeitsstelle... das ist nicht der Untergang der Welt.
    Das Ansehen der Leute zu verlieren? Das wäre mir soooo egal... immer noch tausendmal besser, als ein Leben zu führen, was keinen Spaß mehr macht.
    Was die Leute sagen, ist unwichtig. Und Ansehen...hm...es denkt jeder sowieso einfach das, was er will.
    Auch über DICH. Das ist im Grunde wenig beeinflussbar, auch wenn man das nicht so gern wahrhaben möchte.

    Manchmal helfen tatsächlich nur noch radikale Lebensveränderungen, um das eigene Leben wieder lebenswert zu machen.
    Und das erfordert dann ganz sicher auch viel Mut und Kraft.
    Aber ehrlich gesagt, das wäre mir trotzdem noch lieber, als nicht mehr leben zu wollen bzw. am eigenen Leben keinen Spaß mehr haben zu können.

    Leo, wir leben in einem Land, wo beispielsweise der Arbeitsplatzverlust mit dem Ende der Welt gleich gesetzt wird.
    Als gäbe es nichts anderes, was wichtig ist im Leben.
    Unsere Leistungsgesellschaft suggeriert uns da auch vieles, und wir nehmen das so an, als wäre es richtig so.
    Ich lebe seit 3 Jahren halb in D und halb in einem anderen Land, und erlebe da etwas ganz anderes.
    Dort gelten andere Werte, dort ist die Familie das wichtigste und Freundschaften zählen viel mehr als hier.
    Alles andere kommt erst danach, auch der Job.
    Dort ist der Arbeitsplatzverlust nicht gleich eine Katastrophe, sondern man sucht sich dann eben einen anderen Job.
    Denn auch dort muss von irgendwoher Geld reinkommen, ist ja klar.
    Ich versuche, mir etwas davon in meine eigene Denke zu übernehmen. Auch wenn ich persönlich nicht mehr aktiv im Berufsleben stehe.
    Es tut gut, mal über den Tellerrand zu schauen und zu erleben, wie andere Menschen leben.
    Das erweitert den eigenen Horizont ungemein und lässt einen selbst auch mitunter sehr umdenken oder zumindest seine eigenen Denkweisen mal in Frage zu stellen.

    Manchmal muss man das auch tun, wenn man trocken wird. Alles in Frage stellen, mitunter auch sich selbst.
    Und sich dann sein sein Leben so zurechtbauen, wie man es selbst haben will und dabei sollten dann mal Dinge wie "Ansehen" oder pipapo egal ein.
    Denn ich gehe davon aus, das wir nur dieses eigene Leben haben, und es liegt an uns, es so zu gestalten, wie wir es haben möchten.
    Sicher gibt es auch Grenzen des Machbaren, das ist mir auch klar, ich lebe in keiner Traumwelt.
    Nur leider schränken wir uns selbst viel zu oft derart ein, wie es gar nicht notwendig wäre.

    Zitat


    Ich hoffe ja, daß meine Niedergeschlagenheit ebenso schnell geht, wie sie gekommen ist. Der fehlende Alk juckt mich weniger als das Scheißleben ohne. Ich mache von Tag zu Tag weiter und erledige mein Pflichtprogramm, in der Hoffnung, die 12 Wochen mit eine Tür hinter mir zu bekommen.

    Leo, ich hoffe sehr, das es Dir bald wieder besser geht. Aber es hört sich für mich auch ziemlich wie eine Depression an, vielleicht wäre es gut, einen Arzt aufzusuchen, der Dir helfen kann?
    Das Leben ohne Alkohol ist kein Scheißleben, aber es kommt eben auch auf Dich drauf an, was Du draus machst.
    Und das bedeutet eben auch, sich Hilfe zu holen, wenn man sie braucht, beispielsweise in einer akuten Depression.
    Und überdenke mal Dein "Pflichtprogramm" in Deinem "Pflichtleben"... Du musst nicht alles tun, was ANDERE von Dir erwarten !
    Eigentlich sogar gar nix davon. :wink:

    LG Sunshine

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