Liebe Mietzekatze,
darf ich Dich fragen, weshalb Du Dein eigenes Gefühl, Dein Wohlbefinden so stark vom Trinken Deines Partners abhängig machst? Trinkt er wenig oder gar nicht, geht`s Dir gut, hast Du hingegen den Eindruck, dass er säuft, fällst Du, so kommt es mir jedenfalls vor, in ein ganz tiefes Loch.
Dabei ist er doch ein eigener Mensch und muß/kann seine eigenen Erfahrungen machen, oder nicht? Er ist nicht für Deine Stimmung, für Dein Wohlbefinden verantwortlich, das bist nur Du, siehst Du das ähnlich?
Liebe Mietzekatze, ich finde, Du hast eine gute Wahl getroffen, indem Du zuhause ausgezogen bist, weil Dich die Situation sehr belastet hat. Damit hast Du Abstand geschaffen und sehr gut für Dich gesorgt. Ich finde, dabei solltest Du auch weiterhin bleiben und nun nicht gleich wieder zu Deinem Freund zurückziehen.
Eins ist auch klar: Die wenigsten Alkoholiker schaffen es aus eigenem Antrieb ohne ausreichende professionelle Unterstützung, sofort aufzuhören zu trinken.
Oft beginnt, wenn der Alkoholiker trocken bleiben will, erstmal eine Phase des Hin- und Hers. Er trinkt ein paar Tage weniger oder gar nicht, er geht mal in eine Selbsthilfegruppe, mal zur Beratung, er macht eine Entgiftung, er säuft vielleicht dann auch mal wieder...es dauert einfach oft eine gewisse Zeit, bis der Alkoholiker zu stabiler Trockenheit findet. Die wenigsten Alkoholiker schaffen es beim ersten Anlauf, denn die Krankheit ist tiefgreifend und tückisch.
Da auch die Kranken- und Rentenkassen das wissen, werden daher monatelange Entwöhnungstherapien finanziert, die auch eine einigermaßen hohe Erfolgsquote haben.
Ob`s Dein Freund langfristig wirklich schafft, trocken zu werden, weiß zum jetzigen Zeitpunkt sowieso niemand.
Wichtig ist daher für Dich, finde ich, die Nerven zu behalten. Gut für Dich zu sorgen. Optimal wäre, dahin zu kommen, dass es Dich weniger tangiert, am Besten sogar piepegal ist, ob er gerade trinkt oder nicht.
Versuche daher bitte, Dich selbst zu stabilisieren. Dein Freund kann das derzeit sowieso nicht und wird es auch für längere Zeit nicht können. Denn, falls er wirklich trocken werden würde, wäre er sehr mit sich selbst beschäftigt.
Daher ist es jetzt Dein Job, Dich in erster Linie um Dich zu kümmern, weniger um ihn. Nimm`Dir für heute was Wohltuendes, Schönes vor, sei`jetzt ganz freundlich und gut zu Dir.
Wir Co`s haben eigentlich erstmal nur einen Job: Wir sollten lernen, uns selbst wichtiger zu nehmen als den Alkoholiker.
Herzliche Grüße
Leonia