Beiträge von Lavendelfuchs

    Hallo,

    ich fühle mich recht gut aufgestellt im Alltäglichen und bin gut eingebunden in (Selbst-)Hilfestrukturen.

    Diese Situation hat auch nur ein paar Sekunden gedauert bis ich den Gedanken beenden konnte. Ich hätte mich aber nicht wohl damit gefühlt, wenn das Geld immer noch dort gelegen hätte, wenn ich zurück gekommen wäre. Deswegen musste es direkt weg. Ich habe mich tatsächlich etwas erschrocken über diesen Gedankenblitz, Gruß vom Suchtgedächtnis oder Pawlowschen Glöckchen.

    Ich habe die Tage darber nachgedacht, ob sich Überheblichkeit oder zu viel Sicherheit in mein Denken einschleicht. Ich denke schon, dass es so war. Eben weil ich so viel unternehme, damit ich auf meinem nüchternen Weg bleibe. Dieses Erlebnis hat mich aber wieder dran erinnert, dass es ziemlich schnell gehen kann, wenn man nicht aufpasst.

    Das Wiederaufflackern des Suchtverlangens als Folge einer empfundenen Heilung mit dem dann womöglich einschießenden Gedanken, ich könne doch jetzt mal wieder ein Normaler etwas trinken, wäre fatal.

    Ich denke schon irgendwo zu heilen, bzw. jetzt nachdem ich das "Wasser" abgegraben habe mich um alte Verletzungen kümmern zu können. Ich glaube aber nicht jemals wieder nicht alkoholkrank zu sein. Das bleibt.

    Hallo ihr Lieben,

    ich hatte schon ein schlechtes Gewissen mich hier nicht mehr gemeldet zu haben. Ich brauchte Zeit zu sortieren, welche Form und Regelmäßigkeit der Hilfe für mich nützlich ist und was vielleicht nicht passend ist, bzw. ob ich nicht zu viel um mein Problem kreise. Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl mich um nichts anderes mehr zu kümmern und sehr fixiert auf Schlechtes an mir und meinem Leben zu sein. Ich brauchte eine kurze Verschnaufpause. Mir hat das Schreiben hier und die Rückmeldungen aber sehr geholfen und deswegen möchte ich auch wieder einsteigen regelmäßig zu reflektieren. Im Geschlossenen werde ich nochmal ausführlicher darauf eingehen, was die letzten 2 Monate so passiert ist.

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    Gestern hatte ich eine wilde Zuckung meines Suchtgedächtnis.

    Am Vortag hatte ich mir nach der Arbeit noch etwas zu essen geholt und das Rückgeld in meine Hosentasche gesteckt und zuhause lose auf die Küchenarbeitsplatte gelegt. Als ich gestern dann meine Sachen zusammensuchte für die Hunderunde fiel mir das Kleingeld auf.

    4,50 Euro. Beim Anblick schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich dieses Geld mitnehmen und beim Kiosk vorbei laufen könnte um mir 3 Bier zu kaufen. Das ist nämlich genau der Betrag wie viel 3 Bier beim Kiosk kosten. Es hat sich kurz sehr beklemmend angefühlt, es wurde richtig eng in meiner Brust. Ich habe den Gedanken schnell abgeschüttelt, das Geld in meine Spardose geworfen und bin raus. Als ich wieder zu hause war musste ich kopfschüttelnd lachen.

    In letzter Zeit habe ich mich immer wieder gewundert, wegen welchen – von aussen betrachtet – Nichtigkeiten Leute rückfällig werden. Diese kurze Episode hat mich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Es sind keine Nichtigkeiten. Es sind Erfahrungen und Erinnerungen, die sich tief ins Gedächtnis einbrennen. Wenn ich nicht achtsam bin, tappe ich in ein Loch und lasse mich von meinen eigenen Gedanken mitreißen, so banal wie sie für andere daher kommen.

    Hallo ihr Lieben,

    ich komme mit einem kleinen update zurück.

    Es geht mir gut. Ich bin seit 6 Monaten nüchtern und fühle mich in meinem Alltag stabil.

    Ich hatte Angst, dass sich etwas verändert in meinen Beziehungen. Dass Menschen, die mir wichtig sind anders über mich denken, wenn sie die Wahrheit kennen. Ich bin froh diese Angst überwunden zu haben, denn es hat sich etwas verändert und zwar zum Guten. Ich erfahre sehr viel Anerkennung und Wertschätzung für den Weg, den ich gehe und weiterhin gehen will. Ich spüre viel mehr Nähe und Verbundenheit und bin einfach nur dankbar so tolle Menschen in meinem Umfeld zu haben.

    Auch bin ich froh darüber auf mein eigenes Bauchgefühl gehört zu haben eine ambulante Reha zu machen, statt stationär zu gehen. Ich kann mich weiterhin um meinen Hund, mein Studium und meine anderen Baustellen kümmern, was mir das Gefühl gibt ein handlungsfähiger Mensch zu sein und nicht nur ein „kranker Alki“.

    Ich habe einen wirklich guten Therapeuten erwischt und freue mich jedes Mal auf die Einzelgespräche, auch wenn sie ordentlich aufwühlen. Aber ich glaube, dass es gut ist. So lange Regung in meiner Seele ist geht es voran.

    Ich lese wieder sehr gerne und sehr viel. Grade anspruchsvolle Texte machen mir Spaß, da mein Hirn gedankliche Nahrung bekommt und ich merke, wie sehr mir die Auseinandersetzung mit Literatur und Philosophie gefehlt hat in den letzten Jahren.

    So schwer es auch manchmal sein mag im Leben. Die Nüchternheit schenkt mir Handlungsfähigkeit und persönliche Integrität. Beides möchte ich nie wieder verlieren.

    Sonnige Grüße 🌞

    Wieder mal vielen Dank für eure Glückwünsche und die Anerkennung. Es ist verrückt wie stolz ich darauf bin etwas vollkommen Normales zu tun: Leben ohne Alkohol.

    Und so viel ist ja überhaupt erst nüchtern möglich.

    Diese Erkenntnis durfte ich in letzter Zeit auch öfters haben. Finde es hört sich etwas kitschig an, aber jeder Tag bringt seine neuen Möglichkeiten mit. Früher gab es nur eine Option, dem Alkohol musste alles andere untergeordnet werden. Heute hat sich mein Spielraum um einiges erweitert, was aber auch bedeutet, dass ich gezwungen bin genau zu schauen, welche Möglichkeit ich wähle, damit es weiter voran geht und nicht zurück.

    Das war bei meinem 2. Anlauf der Abstinenz ein vorgeschobener Grund, um wieder zu saufen. Total irrational.

    Du hast es umschifft und begriffen, dass Du nur Dir selbst schaden würdest. Sehr gut!

    Ich habe in Konflikten immer eine Rechtfertigung gefunden Alkohol zu trinken, weil ich Konflikte so schlecht aushalten kann. Im weiteren Verlauf meiner Karriere habe ich nach Streit gesucht und heftig ausgefochten um mich zurück ziehen zu können und zu besaufen. So langsam wird mir erst bewusst wie rapide es in der Spirale nach dem Rückfall 2021 bergab ging.

    der teufel gibt aber nicht schnell auf. du solltest grade jetzt wo die erste euphorie hoch kommt und man das befreit sein anfängt richtig zu spüren und zu genießen achtsam sein. da ist schnell die eine oder andere stolperfalle übersehen weil es einem ja gut geht. grade diese erste freude und leichtigkeit ist dann schon vielen zum verhängniss geworden weil sie sich sicher fühlten.

    ich will deine freude nicht trüben und ich will dir auch nichts unterstellen, ich bitte nur darum nicht leichtfertig zu werden. wir müssen immer den alk aus einem augenwinkel unter beobachtung behalten. nicht rund um die uhr aber doch immer da wo er lauern könnte.

    Ich verstehe was zu meinst. Ich glaube die erste Euphorie hatte ich in den ersten Wochen, weil ich mir meiner Entscheidung sicher war und auch ins Handeln kam, verbunden mit der Aufregung etwas Neues zu tun. Aktuell fühle ich mich auf einem stabilen Level angekommen, in dem ich meinen Alltag bewältigen kann, ohne Gefahr zu laufen rückfällig zu werden. Auch wenn ich nicht im aktiven Austausch mit anderen bin, denke ich öfter daran, dass ich Alkoholikerin bin und was das für mich bedeutet. Ich fühle mich nicht so sehr euphorisch, eher dankbar. Häufig stehe ich morgens auf der Wiese und bin dankbar mich nicht elendig zu fühlen, sondern klar und aufrecht zu sein.

    Mir ist bewusst, dass ich noch lang nicht alle Situationen durchlebt habe, in denen sich der Alkohol wieder als Freund und Helfer aufdrängen will. Daher fühle ich mich auch nicht sicher, aber ich kenne mein Minenfeld und bleibe weiterhin achtsam .

    Hallo ihr Lieben,

    ich habe länger nichts mehr geschrieben aber öfters vorbei geschaut und mitgelesen.
    Meine Uhr steht auf 107 nüchternen Tagen.
    Mir geht es gut. In der Zwischenzeit habe ich das Semester erfolgreich abgeschlossen und schaue positiv auf das nächste.
    Ich habe mich mit einer ganz wunderbaren Urlaubsreise an die Ostsee belohnt. In meinem Urlaub habe ich nicht einen Gedanken daran verschwendet Alkohol zu trinken. Andere Säufer fallen mir aber weiterhin auf.
    Ich habe ein paar Tage auf einem Campingplatz verbracht und bin immer wieder bei einer Familie vorbei gelaufen. Der Vater saß zu jeder Zeit mit aufgeschwämmten und rotem Kopf in seinem Stuhl, natürlich immer ein Bier in der Hand.
    Mir hat das echt weh getan, wie teilnahmslos und freudlos dieser Mann war. Die Kinder haben mir Leid getan, sie verstehen es noch nicht.
    Mir fällt es schwer trinkende Eltern nicht zu bewerten, obwohl ich selbst maßlos gesoffen habe und wahrscheinlich auch eigene Kinder mich nicht davon abgehalten hätten. Diese Wunde, die meine eigenen Eltern hinterlassen haben durch ihre Trinkerei reißt in solchen Situationen auf und ich möchte die Leute am liebsten schütteln.

    Dennoch konnte ich die Ruhe und die Weite sehr genießen.
    Erst als ich wieder zurück in der Stadt war, habe ich gemerkt wie stark mich diese dauerhafte Reizüberflutung eigentlich stresst.
    Ich spiele schon länger mit dem Gedanken aus der Stadt zu ziehen, aber aktuell geht das für mich (noch) nicht.

    Ich bin Profi darin geworden in öffentlichen Verkehrsmitteln zu heulen, mir ist es mittlerweile egal ob Leute schauen.
    Ich habe das Gefühl eh mehr zu weinen, was ich allerdings nicht als störend empfinde. Besser weinen als runterschucken und wegsaufen.
    Letztens hatte ich nach einem Streit mit einem Freund den Gedanken nun aus Trotz zu saufen. Ich wollte meinem Freund schaden, indem ich mir Schaden zufüge und ihn dafür verantwortlich mache.
    Komplett borderline-irre. Das habe ich natürlich nicht gemacht, zeigt mir aber wo die Verbindungspunkt zwischen Sucht und den anderen "Kopfkrankheiten" liegen und in welchen Situationen ich aktiv werden muss.
    Für mich lohnt sich diese Achtsamkeit und Arbeit und ehrlich gesagt ist es gar nicht so anstrengend wie ich es befürchtet hatte.
    Depression und Selbsthass haben sich einfach so aufgelöst, ohne dass es viel Zutun brauchte. Ich habe mich noch nie so frei von Unlust und negativen Gedanken gefühlt. Insgesamt ist nicht alles gut, aber alles ist besser seitdem ich nicht mehr saufe.

    Liebe Grüße

    Hallo Paul,

    auch von mir herzlichen Glückwunsch!💐

    Zum Thema Sozialkontakte: Hast Du mal ergänzend über eine SHG vor Ort nachgedacht? Das plane ich nach der Nachsorge, um Leute für alkoholfreie Freizeitaktivitäten kennenzulernen ...ist immer auch Glückssache, aber mir auf jeden Fall einige Versuche wert ...

    Ich gehöre ja auch zu denen, die Schwierigkeiten haben soziale Kontakte aufzubauen. In meiner SHG vor Ort es gibt immer wieder Angebote zu gemeinsamen Aktivitäten wie Bowling oder wandern. Letztens wurde ein Stand für den Suchtpräventionstag an einer Schule durch die Gruppe betreut. Das find ich besonders toll. Grade über soziales Engagment können ja auch Kontakte entstehen, da es die Gemeinsamkeit in der Sache gibt.

    Hallo Viholi,

    Ich habe momentan Sorge, dass ich mich total da reinsteiger, weil ich gefühlt jedes denken, handeln hinterfrage, analysiere und bewerte.

    Ist immernoch besser als nicht zu reflektieren und wieder rückfällig zu werden, aber ich bin leider sehr talentiert mich in Dinge reinzusteigern.

    Du bist damit nicht alleine. In den ersten Wochen war ich regelrecht panisch was meine Gedanken und mein Verhalten angeht. Ich hatte große Angst etwas falsch zu machen in meiner Nüchternheit und plötzlich in einem erneuten Rckfall zu landen. Mittlerweile hat sich das etwas gelegt. Ich bin immernoch achtsam und habe Respekt vor jedem Aufblitzen meines Suchtgedächtnis, aber ich kann es jetzt schon viel besser managen. Mir hat es geholfen einiges davon hier mitzuteilen und an das zu glauben was mir hier vermittelt wurde; es wird besser mit der Zeit!

    Liebe Grüße

    Lavendelfuchs

    Hallo, vielen Dank für eure Glückwünsche!

    dorothea Mir ist bewusst, dass ich unnormal hohe Anforderungen und Ansprüche an mich stelle. Nicht nur im Leistungsbereich Universität sondern generell ist es ein krankhafter Perfektionismus, der mich gute Leistungen nicht anerkennen lässt. Aus welchem meiner vielen negativen Lebenserfahrungen dieser Perfektionismus entwachsen ist, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen. Er beißt sich aber komplett mit meiner unstrukturierten und chaotischen Arbeitsweise. Von daher ist es eher ein inneres Dilemma, als der Versuch gesellschaftliche Ansprüche und Idealvorstellungen mit meinen Ressourcen zu vereinbaren, wobei das von Aussen natürlich auch mit reinspielt, keine Frage.

    du hast hier aber einen punkt der dich a. unter druck setzt und b. unzufrieden macht. ein grund zum saufen um es mal platt auszudrücken.

    Eben das hat mich auch besorgt.

    Ich war zu erst unsicher, ob ich mein "Leid" über diesen Arbeitsprozess hier teilen soll, weil es ja wenig mit dem eigentlichen Thema zu tun hat, aber es hat mir gut getan und ich denke auch ein Stück weit stabilisiert und ermutigt durchzuhalten. Jetzt hat es sich sehr gelohnt, da ich eben - dank klarem Kopf - erkennen konnte, wo ich es mir unnötig schwer mache und wie ich bei der nächsten Arbeit vorgehen kann um diesen Druck erst gar nicht so groß werden zu lassen.

    Ich hatte Angst vor der Angst als ich mit diesem Projekt begonnen habe, weil es wahnsinnig lange her ist, dass ich nüchtern an so etwas gearbeitet habe und schon x mal gescheitert bin besoffen. Ich wollte nicht schon wieder scheitern. Mein Ziel war auch nur bestehen. Daher war ich selbst überrascht über die Härte, die mir da innerlich entgegen kam.

    Guten Morgen :)

    kleines update: die Prüfung am Mittwoch verlief objektiv betrachtet gut. Ich bin mit einer 1,7 raus und kann mittlerweile auch stolz auf das Ergebnis sein. Das musste ich mir die letzten Tage aber erst erarbeiten und bewusst wahrnehmen.

    Was nämlich direkt nach der Prüfung passiert ist, ist dass ich sehr enttäuscht von mir war und traurig über das Ergebnis. Keine Freude, keine Erleichterung, dass es vorbei ist. Nur Leere und der innere Kritiker, der in meinem Kopf wütet, wieso ich keine 1,0 gemacht habe :rolleyes: Der hat dann auch doll das Gedankenkarussel angeschubst was ich alles falsch gemacht habe, wie ich gewirkt habe auf die Prüfer usw. 1000 mal die Situation im Kopf durchgespielt, obwohl die längst vorbei war und eh nicht mehr zu ändern. Ich glaube, selbst wenn ich eine 1,0 mit Sternchen bekommen hätte, wäre irgendwas in mir nicht zufrieden gewesen. Naja.

    Mittlerweile habe ich die Bücher, Notizen und meinen Pc-Desktop aufgeräumt. Dabei hat sich dann doch ein Gefühl von Erleichterung eingestellt. Endlich kann ich diese Sachen wegsortieren mit guten Gewissen, statt sie nach Monaten irgendwann in den Papierkorb zu verschieben. Jetzt ist es abgeschlossen statt verdrängt.


    Ich wünsche euch ein schönes Wochenende

    ich erinnere mich auch noch sehr gut an die studienzeit und die stressbedingte sauferei. bei mir hat alkohol nie etwas befördert. immer, wenn ich abgabe hatte, hat mich der stress zum saufen gebracht. das erste glas, um mich zu beruhigen, das zweite, um mir mut zu machen, das dritte. um mich zu inspirieren, das vierte, um mich zu trösten, weil ich keinen klaren gedanken mehr fassen konnte, das sechste, um mich darüber hinwegzutrösten, das siebte, um das scheitern vergessen zu machen, das achte, weil es eh schon egal war, die übrigen dann einfach so ....

    Ja, genau so ist es bei mir auch abgelaufen. Nur, dass ich in den letzten 4- 5 Jahren keine Seminararbeit mehr abgegeben habe, weil ich mich zu sehr geschämt habe. Schade um die ganze Zeit. Wenn ich die mündliche Prüfung und die schriftliche Abgabe dieses Semester geschafft habe, dann habe ich wirklich einen großen persönlichen Meilenstein erreicht. Ihr könnt euch kaum vorstellen, wie wichtig das für mich ist.

    Ich habe die These, dass jetzt zur Fastenzeit das Marketing aggressiver wird, damit die Leute den Stoff doch mitnehmen. So oder so fühle ich mich bedrängt. Ich gehe dann jetzt, in der Zeit in der es für mich stressig ist, zum Biomarkt. Nur Snackis bekomme ich dort nicht. Vielleicht bestelle ich morgen eine ganze Wagenladung Schokolade, dann bin ich erstmal versorgt ^^

    Hallo Ahimsa

    herzlich Willkommen im Forum. Schön, dass du den Weg hierher gefunden hast.

    Manchmal kreisen meine Gedanken um den Alkohol, vor allem beim Einkaufen. Es war bei mir immer so, dass ich sobald ich unterwegs war, immer mit Alkohol nach Hause gekommen bin. Heute natürlich nicht und ich habe mir zu Hause gleich ein riesiges Häferl Kaffee eingeschenkt.

    Ich erkenne da viel von meinem Verhalten wieder. Ich bin auch nie ohne volle Flaschen nach Hause gekommen.

    Es ist wichtig nach und nach Routinen zu erkennen und umzustellen. Es gibt so viele kleine Gewohnheiten die mit dem Alkohol verbunden sind. Vor allem am Anfang sollte man sehr behutsam in seinem Alltag vorgehen.

    Lese dich ein und tausche dich aus. Hier gibt es sehr viele Erfahrungen, von denen man profitieren kann.

    Ich wünsche dir alles Gute!

    Hallo,

    beim Schreiben gestern abend sind mir auch schon einige der von euch genannten Umgänge mit diesem Supermarktproblem in den Sinn gekommen. Ich werde wieder vermehrt im Biomarkt statt im "normalen" einkaufen gehen und mir auch schon vorher überlegen was ich kaufen möchte, damit ich nicht unnötig rumschlender. Zwischenzeitlich hatte ich 0 Probleme. Jetzt quascht mich das Dosenbier blöd von der Seite an während ich Wasser und Limo in den Wagen lade. Alles in allem sind es kurze Momente, die einzeln wenig Einfluss haben. Nur sind es wieder mehr geworden.


    Ich bin eigentlich mindestens einmal am Tag online und lese in den verschiedenen Themen mit. Manches würde ich gerne kommentieren bzw mich intensiver auseinandersetzen. Meine geistige Kapazität ist allerdings grade mit Themen, die sich meilenweit entfernt von jedlicher Alkoholthematik bewegen, erschöpft. Damit bringe ich auch in Verbindung, dass das aktive Wegschauen nicht mehr so gut funktioniert.

    Ich bleibe trotzdem dran achtsam mit meiner Abstinenz umzugehen.

    Habt ein schönes Wochenende!

    Hallo ihr Lieben,

    ich melde mich auch mal wieder mit einem Lebenszeichen. Ich bin weiterhin nüchtern, heute sogar habe ich einen Abstinenz Feiertag. Ich bin zwei Monate trocken 8) Meine emotionale Verfassung hat sich nach einer sehr fragilen Phase wieder stabilisiert. Ich füttere meine Psyche regelmässig mit Entspannungsübungen und geführte Meditationen, was wirklich gut tut.

    Aktuell fordern Lohnarbeit und Studium sehr viel von mir im Alltag. Teilweise habe ich dadurch Termine für meine "Suchtarbeit" verschwitzt oder war zu erschöpft um zu Treffen zu gehen bzw. mich hier auszutauschen. Ich ärgere mich darüber, denn mit jedem verpassten Termin wächst der Druck vor dem nächsten. Das baut unnötige Hürden.

    Die stressige Phase im Studium hat ein absehbares Ende noch im März. Ich will noch gar nicht glauben, dass ich dieses Semester erfolgreich abschließen werde. Ehrlich gesagt weiß ich nicht wie ich mich dann fühlen soll. Erleichtert hoffe ich jedenfalls.

    Das Suchthirn nagt an meinen Gedanken und verlangt nach Sabotage oder Belohnung- je nach Anlass - mittlerweile auch mal hartnäckiger. Es ist fast schon gruselig, wie extrem häufig Alkohol im Supermarkt in meiner Wahrnehmung präsent ist. Ich habe das Gefühl, dass an jeder Ecke ein Aufsteller mit irgendwelchen Spirituosen lauert. Und meine Blicke bleiben einen Moment zu lange an ihnen hängen...da braut sich was zusammen. Ich hoffe auf Besserung, sobald die äußeren Anforderungen wieder weniger geworden sind. Bis dahin tanke ich Kraft im Frühling.

    Ich wünsche euch einen schönen Abend.

    Hallo, vielen Dank für die ganzen Tipps. Ich bin auch schon fast süchtig nach Atemübungen :lol:. So eine einfache Sache, die so wirkmächtig ist.

    Es wird mit dem Schreiben. Es ist ein sehr quälender Prozess, aber es wird. Es braucht zwar jeden Tag fast eine Ewigkeit bis ich meinen Platz und meinen Kopf so eingerichet habe, um mit dem Arbeiten anfangen zu können, dennoch merke ich, dass ich hier voran komme. Jeden Tag ein bisschen und wenn der Frust zu doll wird, dann gönne ich mir Bewegung oder heul mich am Telefon aus.

    Ich bin froh, wenn ich diese Schreibarbeiten bewältigt habe. Ich sehe mich schon mit dem Camper losdüsen, sobald das erledigt ist. Und diesmal habe ich tatsächlich das Gefühl, dass ich meine Arbeiten erledigen kann und nicht, dass ich voller Verzweiflung und Frust abbreche.

    Ich bin so unendlich dankbar, dass ich diesen Prozess durchleben darf und dadurch meinen Zielen näher komme. Das habe ich meiner Abstinenz zu verdanken. Dem Entschluss keinen Alkohol mehr zu trinken und für ein lebenswertes Leben zu kämpfen mit allen Höhen und Tiefen.

    Ich danke auch euch, dass ihr diese Plattform hier so gestaltet, dass ich mich aufgefangen und aufgehoben fühle <3

    es gibt ja einige Techniken, um seine Arbeit zu strukturieren, falls es das ist was du meinst. Alkohol ist übrigens keine davon ;)

    Haha, ja. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.

    Ich habe große Probleme damit fokussiert zu bleiben, wenn ein Thema mich nicht zu 100 % interessiert. Das ist ein Arbeitsproblem, dass ich neben dem Alkoholkonsum schon länger habe und in das ich zusätzlich grade Energie investerien muss. Das ist wirklich ein Kampf.

    Mich trifft es grade in der vollen Breitseite. Ich habe einen Absatz fertig geschrieben. Das Belohnungsdenken geht zum Alkohol. Ich hänge an einem Absatz und spüre meine Frustration, das Denken geht zum Alkohol. Ich würde es noch nicht als Druck geschreiben, aber ich merke je mehr meine innere Anspannung wächst, desto drängender werden auch die Gedanken daran diese Spannung mit Alkohol aufzulösen.

    Das Umgehen mit Hilfe von alkoholfreien Getränken versuche ich grade. Ich habe alles da, was ich gerne mag und trinke bewusst aus meiner Lieblingstasse. Knabbere nebenbei auch lecker Nüsschen. Aber ich fühle mich nicht sicher vor mir selbst.

    Falls es zu Hause nicht besser wird, dann werde ich hier in die Bibliothek zum Schreiben gehen. Dort darf man essen und trinken. Vielleicht hilft es, wenn ich an einem anderen Ort bin, den ich dezidiert zu meinem Lern, Lese- und Schreibort machen kann.

    Vielen Dank für eure Antworten!

    Hallo in die Runde,

    ich bin aktuell mit Erkältung krank, aber es geht schon wieder besser.

    Mittlerweile habe ich in der Suchtberatung jemanden gefunden, der mit mir den Reha Antrag ausfüllt. Mich entlastet, dass die Person nochmal erwähnte, dass es ihr grundsätzlich egal ist wo und wie ich meine Therapie mache. Das nimmt für mich diesen sozialen Druck, der mich verleitet zu Dingen Ja zu sagen, die ich gar nicht möchte. Ich hätte mir ein paar Tränchen gespart, wenn ich erst zur Suchtberatung gegangen wäre und nicht auf eigene Faust in ein klinisches Setting. Naja.

    dorothea Ja, anscheinend habe ich Yoga Nidra schon praktiziert aber es einfach als Entspannungsübung für mich eingeordnet. Ich hab jetzt aber mal gezielt unter dem Begriff gesucht und echt eine schöne Anleitung gefunden. Danke für den Hinweis.


    Nachdem mich mein Suchtgedächtnis verhältnismäig wenig belästigt hat in meinem Alltag, drägt es sich grade auf. Ich muss verschiedene Texte schreiben, teilweise hochrelevant für die Arbeit und zeitlich knapp befristet, teilweise wissenschaftliche Texte für den Abschluss meines Semesters. Ich hatte in den letzten Jahren enorme Probleme schriftliche Arbeiten anzufertigen, an Abgabe für die Uni war nicht zu Denken. Bei der Arbeit hat das besser geklappt, aber auch da ist es ein langwieriger Prozess.

    Wie ihr euch denken könnt, habe ich im Laufe meiner Suchtkarriere das Schreiben mit dem Alkohol verbunden. Anfangs hatte ich das Gefühl, dass der Schreibfluss besser gelingt, da ich unter Alkoholeinfluss Selbstzweifel und meinen inneren Kritiker betäuben konnte. Das änderte sich im Laufe der Zeit und mit steigender Menge an Alkohol. Ich habe nur noch Unsinn aufgeschrieben. Quellenarbeit ist besoffen quasi nicht möglich gewesen, da ich sofort vergessen habe was und warum ich dieses oder jenes überhaupt nachlesen wollte. Komplette Katastrophe, die mich Jahre an Studienzeit gekostet hat. Und viel an Selbstwert.

    Dennoch kommen Gedanken daran, dass es mit einem Glas Wein oder einem Bier vielleicht einfacher wäre in diese Schreib- und Arbeitsprozesse einzusteigen. Das ist natürlich vollkommener Quatsch. Das weiß ich, aber es quält mich. Mir ist grade unklar, was ich tun kann um das zu entkoppeln. Weiss jemand Rat?

    In meinem Kopf köchet aber auch ein würziges Süppchen aus Alkoholentzug, psychischer Krankheit und einer Prise Antidepressiva. Tätsächlich kann ich nicht zuordnen welche Schwierigkeit jetzt woher kommt. Mir ist es aber auch ein bisschen egal. Ich akzeptiere, dass es jetzt turbulent zugeht und setze meine Hoffnung auf eure Erfarungen. Es wird besser. Es wird ruhiger.

    das führt zwar bei mir nicht zu Suchtdruck, aber in ein seelisches Loch, obwohl ich gut allein sein und mich beschâftigen kann ... Da müssen wir jetzt wohl durch, wie Dorothea geschrieben hat ...

    Ja, genau das ist das was ich beschreiben möchte, so geht es mir auch. Wobei ich mich frage ob ich wirklich gut alleine sein kann, wenn sich dieses Loch auftut.

    Lieber Meks,

    ich habe mich bisher zurückgehalten in deinem Thema etwas zu schreiben, da wir ja ungefähr auf der gleichen "Laufhöhe" unserer Abstinenz sind und ich wahrlich keine guten Tipps verteilen kann. Ich bin ja selbst noch wackelig und mit Baby-Steps auf den Weg in die Abstinenz.

    Ich würde es sehr schade finden, wenn du dich hier zurück ziehst und nicht mehr aktiv schreibst. Manches von den Dingen, die mir geschrieben wurde hat mich auch gezwickt und teilweise habe ich mich missverstanden gefühlt. Aber ich bin mir sicher, dass alle hier mit guten und positiven Intensionen unterwegs sind. Mit etwas Abstand haben sich die Beiträge häufig nochmal anders gelesen. Ich nehme das an, was sich richtig anfühlt und bei allen anderen höre ich zumindest in mich hinein, ob es einen Punkt trifft über den ich noch nicht nachgedacht habe, bzw. ob es sich nicht doch lohnt noch einmal aus einer anderen Perspektive auf die Dinge zu schauen.

    Ich will dir sagen, nimm dir selbst nicht die Chance dich hier mitzuteilen und Unterstützung zu finden.

    Ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg auf deinem Weg!

    Hallo ihr Lieben,

    Ich melde mich mal wieder, vielen Dank für eure Antworten. Die ersten 3 Wochen ging es mir körperlich und mental sehr gut. Ich hatte sogar das Gefühl von meiner Depression "geheilt" zu sein. Ich hatte eine richtig gute Zeit. Ich bin sehr froh darüber. Der Ausblick auf Frühling und der Gedanke daran mit meinem Hund und meinem kleinen Kräuterbuch durch Wald und Wiese zu streifen macht meine Zeit aktuell auch erträglich. Dennoch ist es schwierig grade.

    Ich war Donnerstag auf einer Tagung. Der Tag startete schon chaotisch und ich kam zu spät. Der Raum war sehr voll und in der Mittagspause hatte ich eine kleine Angstattacke, die ich halbwegs regulieren konnte. Auf dem nach Hause Weg in der überfüllten Bahn hats mich dann wieder gepackt. Ich musste aussteigen und bin den Rest zu Fuß gelaufen. Für Freitag habe ich entschieden zu Hause zu bleiben. Samstag wollte ich eigentlich in die Sauna, da ich aber mittags im Supermarkt an der Kasse von 0 auf 100 in eine komplette Panikattacke katapultiert wurde, die mit sehr unangenehmen sozial auffälligen Aussetzern endete, habe ich mich entschieden auch Samstag zu hause zu bleiben. Gestern war ich immernoch ziemlich fertig von dieser - mMn unnötigen - Panikattacke und habe nur rumgelegen. Die Fequenz und Heftigkeit solcher Anfälle war bisher noch nie so stark, das macht mir etwas Sorgen. Das Gute daran ist, dass mein Suchtgedächtnis aktuell quasi keine Chance hat anzusetzen. Es geht mir einfach zu schlecht und mein Kopf ist mental zu ausgelastet.

    Wie Evelin schreibt: Das Gleichgewicht zu finden ist wahnsinnig schwer. Ich komme von einem Punkt in meinem Leben der aus Einsamkeit, Langeweile, Trostlosigkeit und Armut besteht. Dass ich keinen Weitsprung auf die andere Seite dieser Attribute machen kann, ist mir irgendwo klar. Dafür fehlt mir die "Kondition" und ist außerdem ziemlich viel verlangt. Dennoch will ich das hinter mit lassen und dazu muss ich mich meiner Umwelt aussetzen und mich mit mir selbst auseinander setzen. Ich finde es schwer zu beurteilen wie viel von was und zu welchem Zeitpunkt. Es fühlt sich so chaotisch an aktuell. Und damit auch unsicher. Ich finde daran schließt sich auch das hier an:

    du mißtraust deinen eigenen entscheidungen. warum? hast du dich das mal gefragt?

    Das habe ich mich schon öfters gefragt. Auf das Warum habe ich auch eine Antwort, aber wie ich mir gefühltes Selbstvertrauen aneigne, daran arbeite ich.

    Dieses Zurückziehen ist sehr eng mit dem Saufen verbunden, natürlich. Der Alkohol hat Angst, Depression, soziale Isolation und negative Gefühle erträglicher gemacht bzw. war Hilfsmittel das alles zu verdrängen. Später hat er das alles verstärkt und ausgelöst, sodass beides zu meinem Teufelskreis zusammengewachsen ist. Daher bin ich grade so unzufrieden mit meinen Entscheidungen. Ich handle aus mentaler Erschöpfung und nicht aus dem Bedürfnis heraus mich aktiv zurückzuziehen und quality time mit mir zu verbringen. Ich hoffe ihr versteht welchen Unterschied ich meine. Ich schaue, dass ich nur private Aktivitäten, die ein außer Haus gehen erfordern cancel. Zu meinen Terminen für meine Suchtarbeit gehe ich hin, egal wie und egal in welchem Zustand.

    Ich schreibe viel auf. Und ich lese auch häufig in meinen Notizen und lache welche wilden Loopings meine Gefühlsachterbahn fährt und trotzdem komme ich voran. Das gibt mir viel Hoffnung und Kraft. Ich kaufe mir schöne Kleinigkeiten, die ich entdecke beim Bummeln. Schokolade und Kaffee sind auch ganz hoch im Kurs. Das Abstinenz-Pflänzchen- ich habe mich für eine Hoya entschieden- habe ich bei meinem Händler des Vertrauens bestellt und freue mich schon, dass es bald kommt. Ich rede viel mit meinen Freunden und habe das Gefühl jetzt schon eine intensivere Beziehung zu ihnen zu haben. Ich bin trotz aller Hürden unendlich dankbar, dass ich die letzten 35 Tage keinen Alkohol getrunken habe und es heute auch nicht tun werde.

    Ich wünsche euch einen schönen Montag und eine angemessen aufregende Woche!