Huhu Nudeltante, ich hatte das davor überlesen und als ich es gesehen habe, konnte ich den Beitrag schon nicht mehr editieren! Sorry 🙈🙈🙈
Beiträge von Kttnlos
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Liebe Nudeltante,
Mensch, das tut mir jetzt wirklich richtig leid, deine bad news zu lesen. Die aufkeimende Hoffnung und das harte Ankommen in der Realität - ich kenne es nur zu gut.
Erstmal finde ich, dass du gut reagiert hast, indem du dich an euren Teil der Absprache gehalten hast und KEINEN Schritt darüber hinaus gegangen bist. Sowas ist für einen Co ja auch ein großer Schritt. Wenn man sich dann noch dafür geiselt, überhaupt irgendwie gehandelt zu haben, ist das ja auch extrem entmutigend. Versteht mich jetzt nicht falsch: Das soll keine Einladung sein, in einer Co-Abhängigkeit zu bleiben, aber wenn man sich selbst auch für kleine Schritte runtermacht, ist das in meinen Augen wenig produktiv. Deswegen finde ich auch die Perspektive, dass ein Rückfall nicht zum Krankheitsbild gehören muss, etwas extrem. Sie baut extremen Druck auf. Manchen mag dieser Druck helfen trocken zu bleiben. Aber wenn ein Rückfall dann doch passiert, dann muss man sich doch auch dafür feiern dürfen, die Kurve zu kriegen. Wenn man denkt 'Jetzt ist eh alles verloren. Ich bin ein/e Versager/in', trinkt man doch eher weiter, als wenn man sich sagt 'Das war ein Rückschlag. Das sollte nicht wieder passieren. Aber ich bin stolz darauf, dass ich es wieder versuche'.
Beim Durchlesen der ganzen Beiträge, dir hier schon geschrieben wurden, war ich, ehrlich gesagt, ziemlich hin- und hergerissen.
Einerseits gehöre ich durchaus zu der Fraktion "Ein Rückfall gehört zum Krankheitsbild". Ich erinnere mich noch, dass meine Mutter nach der ersten stationären Therapie, die ich als Kind aktiv mitbekommen habe, innerhalb kürzester Zeit rückfällig wurde. Und dann wieder. Und dann wieder. Und dann wieder. Die Rückfälle waren i.d.R. kurz. Nach jedem Rückfall stieg sie wieder zurück aufs Pferd, holte sich wieder Hilfe und begann von vorne. Aber während eines Rückfalls log sie und verheimlichte. Ich persönlich hatte es damals schon so empfunden, dass sie wirklich trocken werden will und dass ihr klar ist, dass sie krank ist, trotz der Lügen und dem Verheimlichen in den Momenten des Rückfalls. Es ist eben schwer ein jahrelang antrainiertes Suchtverhalten - und da gehören Lügen und Verheimlichen und sich nicht an Abmachungen halten für mich dazu - von heute auf morgen anders zu machen. Meine Mutter antwortete erst nach vielen Jahren ehrlich auf die Frage "Hast du getrunken". Heute ist sie trocken. So wie ich eure Geschichte gelesen habe, glaube ich irgendwie auch deinem Partner, dass er trocken werden will.
Jetzt kommt aber ein fettes Andererseits: Das ist jetzt nur meine Perspektive, die durchaus durch meine damalige Co-Abhängigkeit gefärbt sein kann. Denn letztenendlich bleibt die Frage offen, ob sie in der Zeit des Lügens und Verheimlichens wirklich schon bereit war den Alkohol loszulassen. Denn jetzt kommt der Knackpunkt: Meine Mutter selbst hatte unzählige Entzüge, ambulante, stationäre und Langzeittherapien hinter sich. Es hat 2 Jahre gedauert, bis die erste längere Trockenheitsphase begann - und auch die hielt 'nur' 6 Jahre an. Aktuell ist sie zwar wieder seit mehreren Jahren trocken, aber mein Vertrauen - das ist für immer ruiniert. Es waren einfach zu viele Enttäuschungen. Selbst nach Jahren bin ich in einer Hab-Acht-Stellung und warte nur auf den nächsten Rückfall. Ein Teil von mir ist überzeugt, dass dieser kommt. Das kann auch auf DICH zukommen. Da ist es gerade erstmal egal, ob dein Partner wirklich trocken werden will oder nicht. Die Frage ist, ob du das dir und deinem Kind wirklich antun willst und wenn ja, wie lange? Wie viele Rückfälle sind denn für dich tragbar? Ich glaube, die User:innen geben dir so heftiges Feedback, weil du dir darüber wirklich im Klaren sein musst. 'Irgendwann ist mein Kontingent auch voll' ist letztenendlich eine super schwammige Formulierung, die dir alle Hintertüren offen lässt. Dieses 'irgendwann' lädt einfach zu sehr zum Verharren im Status Quo ein. Wo ist dein Grenze und wann ist sie erreicht? Das muss klar ausformuliert sein.
Dann ist da noch dein Kind. Mal ein ganz plumper Vergleich: Ein Kind liebt auch Süßigkeiten. Lässt man es deswegen den ganzen Tag welche essen? Manchmal sind Handlungen, die dem Kind im ersten Moment unverständlich erscheinen, trotzdem das beste für das Kind. Natürlich hängt das Kind am Papa. Aber ein Ende mit Schrecken ist 1000x besser als ein Schrecken ohne Ende. Diese ganzen Enttäuschungen - ich glaube als Erwachsener ist einem wirklich nicht klar, WIE SCHLIMM das für eine Kinderseele ist. Es ist ein Weltuntergang. Es ist, als würde man mit einem Hammer einen Spiegel in 1000x Teile zerschlagen. Nur dass der Spiegel die Seele ist. Es hinterlässt irreparable Schäden: Vertrauensprobleme, Bindungsprobleme, Selbstwertprobleme. Ehrlich gesagt ist mir ganz anders geworden bei der Vorstellung, das Kind dem frisch trocken gewordenen und offensichtlich noch nicht stabilen Vater zu überlassen, während du in der Kur bist. Was ist, wenn das schief geht? Dann ist dein Kind die gesamte Zeit der Situation ausgesetzt - sogar ganz ohne, dass du das gröbste abfängst. Ehrlich gesagt würde ich versuchen, das Kind für die Zeit woanders unterzubringen. Das ist zwar hart, aber eine absolut richtige Konsequenz aus dem Verhalten deines Partners.
Liebe Grüße,
kttnlos
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Liebe Feli,
dieses 'Kein Mitleid wollen'-Thema kennen hier glaube ich einige, dabei ist es total verquer. Wir Menschen sind soziale Wesen. Wir sind auf Unterstützung von anderen angewiesen, sonst gehen wir unter. Ersetze das Wort mal durch Mitgefühl von anderen - das bringt es nämlich viel eher auf den Punkt. Wir sind schon von klein an auf die Empathie von anderen angewiesen: Wenn wir fallen, fanden wir Trost im Mitgefühl der Eltern; wenn wir den ersten Liebeskummer haben, fanden wir Trost im Mitgefühl der anderen etc. Das ist als erwachsener Mensch nicht anders, das 'innere Kind' braucht noch immer dieses Mitgefühl.
Und doch, manchmal gehe ich hart mit mir ins Gericht, weil ich nicht gegangen bin, als ich gemerkt habe, dass wir es so nicht hinbekommen.
Und dann bist du noch hart zu dir selbst. Das kann kein Mensch auf Dauer durchhalten! Aus der Forschung weiß man, dass Selbstmitgefühl total wichtig ist für die psychische Gesundheit. Ich hab dir mal einen - edit- verlinkt, in dem veranschaulicht wird, wie wichtig das eigentlich ist: - edit, Link entfernt - Stell dir mal vor, eine Freundin würde dir erzählen, dass sie das durchlebt, was du durchlebst. Würdest du sie dadurch in schlechterem Licht sehen, sie abwerten etc.? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Antwort darauf NEIN ist.
Es ist wirklich wahnsinnig wichtig, dass du dein Schweigen brichst und wieder deine Mitte findest. Du musst diese Situation nicht allein tragen. Niemand, der dir nahe steht wird dich verurteilen. Das ist ein Trugschluss. Geh zu einer Sucht-Beratungsstelle, sprich mit einer Freundin, such dir eine Selbsthilfegruppe, um nur einige Möglichkeiten aufzuzählen! Und so ganz isoliert machst du dich auch total angreifbar für seine Manipulationen. Er verunsichert dich, redet dir ein, dass du Wahrnehmungsstörungen hast, macht dir Angst - das wäre alles viel schwieriger für ihn, wenn du von außen auch hörst, dass du nicht verrückt bist, dass das nicht normal ist, etc. Konzentrier dich nur auf dich: Mach ganz viele Dinge die DIR gut tun!
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Hi rosaclaudi,
erstmal mein herzliches Mitgefühl, dass du den Weg hier ins Forum gefunden hast. Es muss schrecklich sein, dem Sohn beim Trinken zuzuschauen.
Nur mal eine kurze Zwischenfrage: Wie stellst du dir denn vor, wie es nach der Abschlussprüfung weitergehen wird. Was machst du, wenn er sie besteht? Setzt du ihn direkt vor die Tür oder gibst du ihm eine Deadline? Was machst du, wenn er sich um keine Bleibe kümmert oder keine findet? Und jetzt mal noch weiter gedacht: Falls er die Abschlussprüfung schafft, ist ja danach nicht alles gut. Die Sucht ist trotzdem noch da und funkt in jeden Lebensbereich. Nach der Ausbildung ist es dann halt der Job! Weißt du, wie du dich vor solchen Tiefschlägen schützen kannst? Und was machst du, wenn er die Abschlussprüfung nicht schafft?
Liebe Grüße,
kttnlos
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Liebe Feli,
ich bin immer wieder schockiert darüber, wie weit man als Co-Abhängige doch bereit ist, Dinge zu ertragen. Er gibt dir das Gefühl die Schuldige zu sein, schlafwandelt (wer weiß, ob er dabei nicht mal was gefährliches macht), nässt alles ein, bedroht dich und gibt 400 Euro monatlich (!!!) für Alkohol und Zigaretten aus, während du putzt, die Kinder versorgst, seinen Konsum vor anderen verheimlichst (und dir selbst so die Möglichkeit nimmst von anderen gehört und verstanden zu werden), SEINE Schulden abbezahlst und dabei noch 30 Stunden die Woche arbeitest. Wie lange zahlst du denn schon bei diesen Schulden mit? Ich will mir gar nicht ausmalen, um welche Größenordnung es sich dabei handelt und was DU dir alles Gutes mit dem Geld hättest tun können. Ich bin ehrlich gesagt beeindruckt, dass du noch keinen Totalzusammenbruch hattest - woher nimmst du die Kraft dafür?
Ich habe ein paar Fragen an dich:
1. Was hält dich denn noch an deinem Mann? Da scheinen ja nur noch wenige warme Gefühle zu sein, eine finanzielle Abhängigkeit gibt es auch nicht. Wenn es nur um diese Drohung geht... Auch wenn das erstmal gruselig klingt, würde ich mich nicht einschüchtern lassen. Ich lehne mich mal weit genug aus dem Fenster und behaupte, dass das Alkoholproblem deines Partners vor Gericht auf jeden Fall zur Sprache käme.
2. Lies dir nochmal durch, was du alles geschrieben hast. Ist das WIRKLICH deine wertvolle Energie wert? Ich bin mir sicher, du hast eine Menge davon, sonst hättest du das alles gar nicht so lange durchziehen können. Aber auch deine Kraft ist endlich und wenn du nicht gut auf dich aufpasst, dann fordert sich deine Psyche irgendwann immer laut ein, dass du ihr zuhörst. Wie würde denn ein Leben ohne ihn aussehen? Die Vorstellung, sich zu trennen, macht einem immer erstmal Angst, klar. Aber von dem, was du hier so schreibst, ist er dir ja keine große Stütze - im Gegenteil, er scheint ja eher eine zusätzliche Belastung zu sein.
3. Du schreibst zwar, deine Kinder kriegen kaum etwas mit. Aber als EKA kann ich dir sagen: Das stimmt nicht! Wir kriegen extrem viel mit - und wir saugen alles auf wie ein Schwamm. Willst du deinen Kindern wirklich so ein Leben vorleben? Dass es 'normal' ist, dass ein Elternteil ständig betrunken ist und der andere dafür für Zwei buckeln muss. Aus eigener und der Erfahrung vieler anderer EKA kann ich dir da eine düstere Prognose geben: Im schlimmsten Fall schauen sich deine Kinder das Verhalten deines Partners ab und lernen selbst keinen gesunden Umgang mit Alkohol. Oder sie werden zu Menschen, die keine Grenzen setzen können und viel zu viel ertragen, bevor sie einen Schlussstrich ziehen. Willst du das für deine Kinder? Erschwerend kommt noch dazu, dass bei euch das typische Alkoholikergesetz des Schweigens herrscht: Es wird nicht über den Konsum gesprochen. Kinder merken aber, dass etwas nicht stimmt. Ihnen die Situation nicht zu erklären, in dem Versuch den Partner schützen zu wollen, wird ihnen nicht nur nicht gerecht, sondern ist toxisch. Es nimmt ihnen die Möglichkeit über ihre Erlebnisse zu sprechen.
Ich kann dir nur dringend raten, Dinge zu ändern. Du könntest z.B. einmal anfangen, dein Schweigen zu brechen. Es muss ja nicht gleich mit den Kindern sein, aber mit Freund*innen. Es muss sooo hart sein, das alles mit sich selbst auszumachen. Außerdem kann der Partner einem viel besser einreden, man selbst sei das Problem (und auf keinen Fall ER), wenn du keine Rückmeldungen von außen bekommst.
Viele Grüße,
kttnlos
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Hi Grinsekatze,
Hier können sicher viele deine Situation verstehen. Ich habe meinen Partner damals auch extrem geliebt, aber irgendwann konnte ich nicht mehr. Da ist mir gleichzeitig eine Sache klar geworden: ich kann ihm auf dem üblichen Weg 'helfen' und reden, flehen und streiten - oder ich kann ihm und mir helfen, indem ich ihn verlassen. Versteh mich nicht falsch: ich hatte trotz Liebe wirklich keinen Bock mehr auf ihn. Aber ich wusste auch: wenn selbst eine Trennung ihn nicht wach rüttelt, dann hätte alles flehen nichts gebracht. Ich hab die Trennung irgendwann als eine Chance für uns beide begriffen, denn mit meinem Verhalten hab ich ihm nur die soziale Unterstützung gegeben, die er gebraucht hat, um weiterzumachen.
Wenn du nicht bereit bist für so einen Schritt, ist das ok. Jeder muss so eine Situation in seinem eigenen Tempo und auf seine eigene Art bewältigen. Allerdings kannst du auch Schritte einleiten, die nicht gleich Trennung bedeuten. Du kannst z.B. Mal zu einer Beratungsstelle gehen und dir dort Unterstützung suchen!
Liebe Grüße,
Kttnlos
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Hallo liebe Laure,
erstmal finde ich es richtig stark von dir, dass du in Therapie warst und deine Vergangenheit aufarbeitest. Ich möchte dir an dieser Stelle mal etwas Rückmeldung geben zu den Gedanken und Gefühlen, die ich hatte, als ich deine Geschichte gelesen habe. Ich musste ich an zwei Punkten ziemlich dolle schlucken: 1. dein Partner war gewaltätig (mir persönlich ist dabei egal, wie lange es her ist oder wie oft es passiert ist). 2. Es gibt Kinder. Ich musste direkt an die Worte meiner Therapeutin denken (ähnlich zu dem, was Christrose schrieb): Als EKA sucht man sich, in dem unterbewussten Versuch sein Kindheitstrauma zu lösen, häufig suchtkranke Partner*innen. Man versucht das zu schaffen, was einem in der Kindheit nicht gelungen ist: die geliebte Person zu heilen und damit seinen eigenen Schmerz zu heilen. Danach hängt meine Therapeutin folgende Worte an: Das ist leider ein wenig aussichtsreiches Unterfangen bei (uneinsichtig) süchtigen Menschen. Meine Therapeutin hatte damals das Buch "Familienkrankheit Alkoholismus" von Ursula Lambrou empfohlen. Kennst du es zufällig? Wenn nicht, kann ich es dir sehr ans Herz legen. Die Autorin ist selbst ein EKA und beschreibt den Schmerz, der damit einhergeht (auch als Erwachsener noch) sehr treffend. Es wird dort sehr deutlich, dass Alkoholismus nicht nur die Erkrankung einer Person ist, sondern die ganze Familie "miterkrankt". Das bringt mich zu meinem nächsten Punkt, den Kindern. Ich sag es mal etwas provokativ: Suchtkranke Familien erzeugen suchtkranke Familien. Man weiß mittlerweile z.B., dass EKA selbst häufig suchtkrank werden oder sich, wie z.B. in deinem und meinem Fall, suchtkranke Partner*innen suchen, so wiederholt sich die Geschichte wieder und wieder. Ich habe als Kind vieeeeel mehr mitbekommen, als die Erwachsenen dachten. Es hat die Beziehung zu meiner Mutter nachhaltig zerstört, da ich nicht darüber hinwegkomme, dass sie mich nicht besser vor ihrem suchtkranken und aggressiven Partner beschützt hat. Willst du deinen Kindern wirklich den Schmerz mitgeben, den du erleiden musstest und riskieren, dass sich das Muster wiederholt? Ich weiß, das sind ziemlich harte Worte und es liegt mir fern, dich damit zu verletzen. Es tut mir nur im Herzen weh, wenn sich eine Frau von ihrem Partner schlagen lässt und als EKA blutet mir vor allem das Herz, wenn ich mitbekomme, dass Kinder, die auf die Eltern angewiesen sind, die Sucht der Eltern so hautnah miterleben müssen.
Liebe Grüße,
kttnlos
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Liebe Lea,
Vor ein paar Jahren war auch unfassbar unglücklich mit meinem suchtkranken Partner (und konnte mich doch nicht trennen). Ich war damals vielleicht auch etwas "beziehungssüchtig". Als ich meine Therapie gemacht habe, ist mir immer klarer geworden, dass ich mit der Beziehung meine eigenen (unbewussten) Bedürfnisse erfüllt habe. Da ich mit meinen Gedanken immer so sehr um meinen Partner gekreist bin, musste ich mich nicht mit mir selbst, meinen seelischen Wunden und Selbstfürsorge beschäftigen. Bleiben wir also bei dem Begriff Beziehungssucht, wäre das wohl ein sekundärer Krankheitsgewinn. Die Art wie du schreibst, erinnert mich unfassbar an mich selbst in damaligen Zeit. Ganz ehrlich Lea: Du machst dir da selbst was vor mit dem Flug nach Thailand. Du wirst nicht akzeptieren können, dass er ist, wie er ist. Es wird eine Zeit lang gut gehen, dann wird es dich stören (und das auch zu Recht). Du wirst etwas sagen, er wird dich runtermachen. Und mit jedem Mal, mit dem du seine Angriffe zulässt und runterschluckst, bestätigst du dir selbst, dass du wertlos bist, niemand Besseren finden wirst etc. Und ihm bestätigst du, dass er dich konsequenzenlos so behandeln darf. Ich dachte auch, dass ich den Trennungschmerz nicht aushalten kann. Irgendwann ist mir klar geworden, dass ich lieber ein Ende mit Schrecken, als einen Schrecken ohne Ende in Kauf nehme. Und du wirst es nicht glauben: Der Schmerz war in meiner Vorstellung so viel größer, als er dann in der Realität war. Es gibt da draußen emotional verfügbare Menschen, die auch auf deine Bedürfnisse eingehen können. Mit deinem Nicht-Loslassen versperrst du dir allerdings den Weg, sie kennenzulernen. Ich sags dir ganz ehrlich: Wenn du in dieses Flugzeug nach Thailand steigst, gibst du dir selbst das größte "F... dich", das du dir geben könntest...
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Hi Brigitt,
Ich glaube wirklich, dass euch etwas Abstand gut tun würde. Mitten im Trennungsschmerz denkt man häufig nicht klar. Erst mit etwas Abstand kann man Fragen wie 'Hab ich die Kraft, ihn auf diesem Weg zu begleiten?' 'Komme ich emotional überhaupt mit Rückfällen klar', 'kann ich ihm nach all dem noch trauen?' (und wenn die Antwort darauf nein ist 'kann ich das Vertrauen über die Zeit wieder aufbauen?') für sich beantworten. Abstand ist eine Chance für euch beide das herauszufinden. Solange ihr so viel Zeit miteinander verbringt, füttert ihr das emotionale Chaos in euch weiter, weil ihr kein Ende findet!
Wenn ihr nach 6 Monaten merkt, ihr mögt euch noch immer, macht das eure Beziehung nur noch wertvoller. Und ihr konntet euch Zeit geben zu heilen. Und zwar beide.
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Hi Birgitt, ich kann deinen Schmerz und deine Zerissenheit verstehen und ich denke, jeder Angehörige kennt von sich selbst auch das Nein sagen-Problem. Sei nicht so streng mit dir! Ich lese in deiner Geschichte nämlich schon ein Nein von dir - und zwar ein ziemlich großes. Mit deiner Trennung hast du ein fettes NEIN - SO NICHT ausgesprochen (und ein JA zu dir selbst). Das ist der Teil in dir, der dich schützen will, der da spricht und du kannst wahnsinnig stolz darauf sein, dass du das geschafft hast! Der Weg ist schwer und viele Angehörige brauchen mehrere Anläufe - aber irgendwann sind die Grenzen so dermaßen überschritten, dass es kein Zurück mehr gibt. Liebe Brigitt, überlege dir Backup-Strategien, möglichst konkret: "Wie gehe ich damit um, wenn er anruft"; "Was mache ich, wenn er xy will" etc. Wenn du dir nicht zu affig dabei vorkommst, spiele es in Rollenspielen durch - laut, nicht im Kopf. Der radikalste Weg wäre, ihm ganz ehrlich zu erklären, wie es in dir aussieht: Ich brauche die Zeit um mich selbst zu sortieren. Mir geht es schlecht mit der SItuation wie sie jetzt ist. Ich kann gerade nicht für dich da sein, weil ich für mich da sein muss und das widerspricht sich. Wir können über einen Neustart reden, wenn du aus der Reha bist. Das hätte den Vorteil, dass du ein bisschen mehr abschätzen kannst, wie ernst er das Aufhören meint. Redet er nur davon oder geht er die Schritte auch, wenn nicht in Aussicht steht, dass du dann sofort an seiner Seite stehst? Kümmert er sich allein um Entzug und Reha, oder passiert einfach nichts, wenn du nicht "bei der Stange" bist (und ihm am besten auch noch alle Termine machst, so dass er nur etwas hingehen muss, um halbherzig sein Commitment zu zeigen)? Für welchen Weg auch immer du dich entscheidest: Du bist hier - das ist ein toller Schritt. Du hast dich getrennt - das ist ein toller erster Schritt! Sei stolz darauf. An diesen Punkt zu kommen, war nicht einfach!
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Liebe Elima,
tut mir Leid, dass du gerade belastet bist und deshalb deinen Weg hier ins Forum gefunden hast. Ich kenne die Frage "Trinkt er wirklich zu viel, oder bin ich einfach nur vorbelastet?" zu gut. Mein Exfreund hatte auch ein Alkoholproblem und mich quälte die Frage eigentlich permanent. Mein damaliger Freund war natürlich davon überzeugt, dass ich nur besonders sensibel bin, was das Thema angeht und vermittelte mir das auch schön - heute weiß ich: Reine Manipulation, damit ich sein Trinken nicht kommentiere. Ich hab mich irgendwann getrennt, weil es mich so belastet hat, dass ich selbst zu einer Therapeutin gegangen bin. Hast du schon mal versucht, es aus dieser Perspektive zu betrachten: Du bist nicht 'vorbelastet' und siehst in jedem einen Alkoholiker. Du, mit deinem Erfahrungswert, bist besonders achtsam, was das Thema angeht. Wer, wenn nicht du, kann ein Alkoholproblem erkennen? Und noch etwas: Letztenendes ist es egal, ob dein Partner ein Alkoholproblem hat oder nicht. Du musst dich in der Beziehung wohl fühlen.
Liebe Grüße,
kttnlos
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Liebe Linde,
das sind so schön gesprochene Worte und wie birnane schon sagte: So wahr. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass die Suchtstruktur nicht aufhört, sobald der Betroffene trocken ist. Die eingeschlichenen toxischen Familienmuster bestehen fort - nur halt ohne Alkohol. Deswegen darf sich jedes EKA oder jeder sonstige Angehörige auch die Freiheit nehmen den Kontakt abzubrechen, auch wenn das "offensichtliche" Problem bereits nicht mehr vorhanden ist.
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Liebe sporty,
Ich lese schon seit längerer Zeit immer wieder in deine Geschichte rein und wollte nur mal die Worte da lassen: Hut ab, dass ihr ausgezogen seid! Ich denke, dass war eine schwere, aber auch eine sehr selbstfürsorgliche Entscheidung für eure Familie. Zu der jetzigen Situation kann ich leider nicht viel Rat geben. Ich denke, leider kannst du absolut nichts ändern, außer die Art, wie du mit der Situation umgehen willst. Mein spontaner Gedanke war tatsächlich, dass es ja eigentlich schon Bände spricht, dass sie sich gegen ärztliche Empfehlung nicht im Krankenhaus behandeln lassen will. Vielleicht hat ein Teil von ihr ja Angst, dass der Alkoholmissbrauch auch offiziell erkannt wird? Außerdem kann es ja auch ein Krankheitsgewinn sein, an "unerklärlichen" Symptomen zu leiden und dafür potenziell viel Zuwendung & Mitgefühl zu bekommen (und es ist viel einfacher als sich dem wahren Problem zu stellen).
Ich drück dich,
Kttnlos
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Hallo liebes Forum,
nach langem Schweigen melde ich mich zurück. Ehrlich gesprochen: Ich war zu eingenommen von meiner Abschlussarbeit und wollte mich (vorerst) nicht zusätzlich belasten, indem ich mich intensiver mit mir auseinander setze. Jetzt ist die Abschlussarbeit schon seit einiger Zeit abgeschickt und ich habe große Lust, wieder aktiver im Forum zu schreiben, von euch zu lesen und zu lernen! Bei mir ist viel passiert. Nachdem sich die Situation mit meiner Mutter weiter zugespitzt hat, habe ich beschlossen, den Kontakt abzubrechen und ich muss sagen: Es war eine sehr schwere, aber befreiende Entscheidung. In der Außenwelt treffe ich teilweise auf großes Unverständnis. Ich habe oft das Gefühl, mich vor nahestehenden Personen für meine Entscheidung rechtfertigen zu müssen. Vielleicht treffe ich ja hier im Forum auf Mitleidende, die meine Entscheidung irgendwie verstehen können.
Liebe Grüße,
kttnlos
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Liebe AufderSuche,
ja, ich denke, wir EKAs haben so einiges gemeinsam. Meine Therapeutin empfahl mir damals das Buch "Familienkrankheit Alkoholismus" und ich dachte die ganze Zeit nur "Oh mein Gott, das bin ja ich!".
Irgendwann begriff ich oder spürte ich auch, dass sie völlig daran zerbrochen wäre, wenn sie es ganz an sich herangelassen hätte. Ab dem Zeitpunkt habe ich das Thema ihr gegenüber nicht mehr angesprochen.
Ich weiß, dass meine Mutter es nicht eingestehen kann, aus ebendiesem Grund. Aber ich empfinde es als nicht richtig, dass ich deswegen Nachsicht haben muss. Ich dachte jahrelang, ich habe meinen Frieden damit gefunden. In der Therapie hat mich eingeholt, dass das gar nicht stimmt. Ich weiß nicht, ob ihr "Schuld"eingeständnis mir Erleichterung verschaffen könnte. Die Verletzungen sind in der Kindheit entstanden und was ich damals gebraucht habe, kann man mir jetzt schlichtweg nicht mehr geben. Ich sehe es auch nicht als Schuldeingeständnis, wie du es nanntest AufderSuche. Ich sehe es "als Verantwortung für die eigenen Taten übernehmen". Damit meine ich nicht nur ihre Sucht, sondern auch, dass sie ihren Lebenspartner immer über mich gestellt hat; immerhin lag ich 6 Jahren lang jede Nacht vor Angst zitternd im Bett und sie wusste das. Meine Mutter und ich, wir haben ein schwieriges, verstricktes Verhältnis, meine Therapeutin nahm auch die Worte "emotionaler Missbrauch" in den Mund. Ich möchte eigentlich an dieser Beziehung arbeiten. Aber man kann nur an einer Beziehung arbeiten, bei der beide Teile das auch möchten. Meine Mutter lebt in der völligen Illusion, dass bei mir alles prima ist und will auch gar nichts anderes hören. Sie wundert sich nicht einmal, dass ich mich kaum melde oder hinterfragt das; sie erfindet einfach Begründungen für sich selbst ("Wenn du nicht mehr so beschäftigt bist mit der Masterarbeit, melde dich mal wieder mehr!"). Jeder Versuch zu kommunizieren, was ich für eine bessere Beziehung brauche, wird im Keim erstickt. Stattdessen ist da totaler Stillstand: ich bringe es nicht übers Herz zu sagen "So will ich keinen Kontakt zu dir", weil sie das zerstören würde. Gleichzeitig macht mich die Situation, wie sie jetzt ist, total fertig.
Entscheidend für mich war, mich selbst und meine Stärken kennengelernt zu haben. Gelernt zu haben, mir Pausen für mich zu nehmen und mich auf die Suche nach dem zu begeben, was MiR wirklich gut tut.
Und diese Worte, liebe AufderSuche, passen perfekt zu dem Thema, das mich momentan beschäftigt. Ich bemerke, dass ich überhaupt nicht weiß, was mir Freude bereitet. Ich habe ein extrem anspruchsvolles Studium gewählt und früher in 3 Jobs gearbeitet, um mich finanzieren zu können. Dann noch eine Partnerschaft mit einem Süchtigen - Leben in Extremen. Da war gar kein Raum sich mit sich selbst zu beschäftigen. Und langsam wird mir klar, dass das wohl auch unterbewusst der Sinn des Ganzen war. Jetzt stehe ich da und merke: Mir gehts richtig beschissen. Ich weiß, ich muss jetzt besonders gut zu mir sein, mir Freuden bereiten etc. und ich weiß einfach nicht mit was. Spazieren gehen, ein Bad nehmen, gut für mich kochen, ein gutes Buch lesen. Ich probiere alles aus, aber nach diesen ganzen Extremen fühlt sich alles so abgestumpft für mich an.
Was hilft euch denn so?
Um den heutigen Beitrag mit etwas gutem zu beenden: Heute habe ich diese negativen Gefühle zum ersten Mal als etwas positives gedeutet. Ganz plötzlich war da der Gedanke: "Hey kttnlos - immerhin FÜHLST du etwas. Egal, wie ungeil es ist. Das hast du jahrelang verdrängt und jetzt hast du Zugriff darauf. Und diese Gefühle sind deine FREUNDE. Sie zeigen dir, dass du noch besser nach dir Schauen musst und sie zeigen dir, was dir fehlt!
Tut mir Leid für diesen endlos langen Beitrag - es ist nur einfach noch sooooo viel Redebedarf da.
Eure Kttnlos.
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Hallo liebe Lilli,
wenn ich deine Geschichte lese, kommt ganz viel Mitgefühl in mir auf für das, was du schon durchmachen musstest. Dir wurde da ganz schön viel zugemutet für deine jungen Jahre. Gleichzeitig bin ich auch voller Bewunderung, wie weit und stark und tapfer du bist! Ich bin jetzt fast 28 und in deinem Alter - also vor fast 10 Jahren - war ich um längen nicht so weit wie du!
Ich sehne mich nach einer Mama einer Familie.
Das ist so verständlich. Die Mama, die du dir wünschst, wirst du vermutlich leider erstmal nicht haben können. Und eine 'richtige' Mama könnte dir heute vielleicht auch gar nicht mehr geben, was du brauchst. Meine Therapeutin meinte einmal zu mir: Selbst wenn ich jetzt bekommen würde, was ich mir von ihr wünsche, würde es mir vielleicht nicht das geben, was ich mir erhoffe. Die Verletzungen werden davon auch nicht geheilt.
Die gute Nachricht ist, dass du auf dem besten Weg bist, dir bewusst eine Zukunft zu schaffen, und dadurch tolle Menschen in dein Leben lassen kannst, statt alte Muster zu wiederholen. Irgendwann wirst du vielleicht deine eigene Familie haben, die dir das gibt, was du brauchst.
Auch davor habe ich Angst. Das ich so werde wie sie.
Auch dieses Gefühl kenne ich nur zu gut. Die Angst ist einfach ein permanenter Begleiter. Mir hat es geholfen mir selbst aufzuzeigen, wie unterschiedlich wir sind und was ich anders gemacht habe als meine Mutter; welche Teile in mir mich davor schützen werden, die gleichen Fehler zu machen. Vielleicht hilft dir das auch?
Ich wünsche dir alles Gute!
Kttnlos
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Danke Hartmut, für die Freischaltung!
Ich habe mich die vergangenen Tage in einige Threads eingelesen und erkenne mich in vielem wieder. Ich werde mich in Zukunft bestimmt auch rege einbringen - sobald ich mich etwas orientiert und zurechtgefunden habe. Ich habe mir vorgenommen, das Forum zu nutzen, um nun, nach Abschluss meiner Therapie, weiterhin meine Vergangenheit aufzuarbeiten. Zwar ist bei mir "nach außen" gerade alles im Lot, aber drinnen brennt es häufig noch gewaltig. Deshalb möchte ich im Lauf der Zeit im Forum die Erkenntnisse, die ich in meiner Therapie erlangt habe, berichten; vertiefen, was mir im Alltag noch schwer fällt.
Als erstes erzähle ich euch vielleicht noch ein bisschen mehr meiner Geschichte:
Die ersten 8 Jahre meines Lebens waren relativ behütet. Meine Mutter war alleinerziehend, mein Vater hat die Familie verlassen, als ich ein Baby war und ich habe keinen Kontakt. Es gab also nur meine Mutter und mich. Das war aber sehr schön. Zwar habe ich von damals bereits einige Erinnerungen, in denen meine Mutter "irgendwie anders" war (und das mochte ich gar nicht), aber damals konnte ich es weder zuordnen, noch war es besonders häufig. Als ich 8 wurde, lernte meine Mutter ihren langjährigen Lebensgefährten kennen (heute sind sie getrennt). Er ist ein - noch heute uneinsichtiger - Alkoholiker, der 2x die Woche nachts betrunken und verbal extrem aggressiv und streitlustig nach Hause kam. Eine meiner ersten Begegnungen mit ihm war, dass er mich im Suff gepackt und aufs Bett geschmissen hat, weil ich nicht schlafen gehen wollte. Seitdem lag ich immer mit riesiger Angst im Bett, wenn er mal wieder nicht nach Hause kam, weil ich wusste - heute rastet er wieder aus. Als ich etwa 11 / 12 Jahre alt war, merkte ich zunehmend, dass mit meiner Mutter etwas nicht stimmte; sie schlief nur noch und war ganz komisch. Irgendwann bedrängte ich sie so sehr, dass sie mir gestand, sie habe ein Alkoholproblem (das Wort Sucht vermied sie damals noch tunlichst). Und seitdem war es ein Auf- und Ab-; mit viel Hoffnung und vielen Rückfällen und vielen Enttäuschungen. Zwischenzeitlich war sie 6 Jahre lang trocken, aktuell ist sie wieder seit 3 Jahren trocken. Aber ehrlich gesagt warte ich nur auf den nächsten Rückfall. Was ihr Alkoholismus und der Alkoholismus ihres Partners mit mir gemacht hat, ist noch immer ein Tabu-Thema. Dann fallen Sätze wie: "Ja, ich weiß, es war schlimm für dich. Aber denk doch mal an mich - ich bin doch krank, nicht du" etc. Dann wird sich damit gebrüstet, wie gut ich trotz der Sucht doch geraten bin, ohne dass sie wirklich jemals danach fragt, wie es mir eigentlich geht. In den vergangenen Jahren habe ich dann gemacht, was wohl viele EKAs machen: Ich habe mir selbst einen mindestens alkoholmissbrauchenden Partner gesucht und alles gemacht, was man halt so tut: Ich habe versucht zu helfen, obwohl ich von ihm keine Unterstützung zu erwarten war, habe mir den Mund fusselig geredet und bin auf falsche Versprechungen reingefallen. Das ging 3 Jahre so, dann habe ich die Beziehung beendet (eine der besten Entscheidungen meines Lebens).
Heute versuche ich viel mehr auf mich selbst zu achten, aber ich merke, dass meine Energiereserven durch diesen jahrelangen Kraftakt einerseits und dem permanenten Aufarbeiten einfach aufgebraucht sind. Weshalb ich mich momentan auch ehrlich gesagt gar nicht unbedingt besser fühle, obwohl vieles besser geworden ist!
Das ist so die grobe Geschichte. Ich hoffe, der Text ist nicht zu lang geworden. Es tut einfach gut, die Geschichte mit Menschen zu teilen.
Eure Kttnlos
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Liebe Lilli,
ich bin ebenfalls ganz neu hier und dein Titel hat mich gleich aufhorchen lassen, da meine Mutter ebenfalls (trockene) Alkoholikerin ist. Wie alt bist du denn momentan? Wo lebst du? Und hast du schon einmal überlegt, dir therapeutische Hilfe zu holen? Du schleppst da ja einen ganz schönen Brocken mit dir rum und es kann entlastend sein, ihn mit jemandem zu teilen und das Geschehene aufzuarbeiten. Es ist auf jeden Fall super, dass du den Weg ins Forum gefunden hast und dich austauschen möchtest!
Kttnlos
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Hallo AufderSuche und Barthell,
danke, dass ihr euch Zeit für ein paar Begrüßungsworte genommen habt. Ich bin mir sicher, ich bin in diesem Forum gut aufgehoben
Als ich erkannt hatte, dass ich Hilfe brauche, glaubte ich, dass die Heilung zügig erfolgen kann, wenn ich mich nur entsprechend intensiv bemühe. Und ich hab mich bei meinen Bemühungen wahrlich nicht geschont.
Aus der Rückschau erkenne ich, dass und wie Enttäuschung, Frust und überzogene Selbstkritik auf diese Weise bei mir vorprogrammiert waren.
Oh ja, damit kämpfe ich noch immer. Ich arbeite hart an mir, dennoch fällt es mir total schwer, nicht ungeduldig mit mir selbst zu sein, weil ich noch immer schnell in alte Gedanken- und Verhaltensmuster falle. Dann fällt es schwer, den Mut nicht zu verlieren - es gibt einem ja auch niemand eine Rückmeldung, ob das überhaupt alles sinnvoll ist, wie man versucht zu heilen. Ich weiß also nie: Bin ich auf dem richtigen Weg und brauche einfach nur mehr Zeit? Oder habe ich da jetzt eine falsche Abzweigung genommen? Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann, eine ähnliche Einstellung wie du zu entwickeln.
und ignorieren führt nur dazu, dass sich Leichen im Keller auftun die dann als Zombis wieder herauskriechen ... das kann auf Dauer nicht gut gehen.
Oh ja, diese Erfahrung habe ich in den letzten Jahren gemacht. Glücklicherweise habe ich das bereits jetzt erkannt und habe einen Richtungswechsel eingeschlagen: Fühlen. Unangenehm, aber effizient(er) .
Ich freue mich jedenfalls, jetzt in diesem Forum zu sein und mehr von euch zu erfahren und zu lernen!
Kttnlos
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Hallo liebes Forum!
So, jetzt versuche ich auch mal, mich kurz vorzustellen: Ich bin kttnlos, 27 Jahre alt und schreibe gerade meine Masterarbeit. Ich bin hier, weil ich große Teile meiner Kindheit mit zwei suchtkranken Menschen, meiner Mutter und ihrem Partner, verbracht habe. Ich wusste schon sehr lange, dass meine Kindheit mich sehr gebeutelt hat. Doch wie sehr, ist mir erst in den letzten Jahren bewusst geworden, als es mir immer schlechter ging und ich deswegen eine Therapie angefangen habe. Nun, knapp 2 Jahre und eine Langzeittherapie später, haben sich meine akuten Symptome deutlich verbessert und ich bin mir meiner Muster bewusster. Und trotzdem fühle ich mich häufig so unfassbar lost und überfordert. Ich dachte, wenn ich die Therapie beendet habe, werde ich ein neuer Mensch sein, mich wie neu geboren fühlen. Mittlerweile ist mir klar, dass die Arbeit jetzt erst so richtig anfängt. Es fällt mir noch immer schwer, meine Bedürfnisse zu erkennen, Grenzen zu setzen, meine Gefühle zu akzeptieren, zu validieren und gut zu mir selbst zu sein. Besonders unter meinem Bindungsverhalten leide ich noch sehr. Meine Therapeutin hat mir empfohlen, mich nach Abschluss der Therapie an eine Selbsthilfegruppe zu wenden. Ich habe noch nicht den Mut, zu einer realen Selbsthilfegruppe zu gehen, aber möchte unbedingt weiter an mir arbeiten, den Weg nicht aus den Augen verlieren und mich mit Menschen austauschen, die ähnliches erlebt haben wie ich und die Fallstricke kennen!
Ich freue mich auf euch,
kttnlos